SWR2 Wissen Juli 2016

Programm
Montag bis Sonntag 8.30 bis 9.00 Uhr im Radio
Juli 2016
Freitag, 1. Juli
Das Mittelalter in Multicolor
Eine Epoche im Rausch der Farben
Von Ulrike Rückert
Leuchtende Seide und glänzende Brokatstoffe aus dem Orient. Schimmernder Samt aus Florenz,
goldene Gewänder, bunt geteilte Röcke: Die höfischen Feste des Mittelalters waren ein einziger
Rausch der Farben. Könige, Adlige und Ritter hoben sich durch ihre Garderobe von den anderen
Ständen ab. Damals sollte jedermann an Qualität und Farbe seiner Kleidung erkennbar sein; aus ihr
ließen sich Status, Macht und Reichtum ablesen. In einer weitgehend illiteraten Gesellschaft hatten die
Farben Zeichen- und Symbolcharakter, sie leiteten die Menschen durch die Untiefen des sozialen
Umgangs. In den Kirchen traf buntes Licht auf bemalte Statuen, vielfarbige Stickereien und
Messgewänder, deren Farben wiederum symbolische Bedeutung hatten. Färber waren hochbezahlte
Fachleute, und der globale Handel mit Farbstoffen sowie der Anbau von Färberpflanzen wurden zu
einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. (Produktion 2014)
Samstag, 2. Juli
Radio Akademie: Die unsichtbaren Netze
Aus der 12-teiligen Reihe: “Die teilende Gesellschaft” (9)
Von Maximilian Schönherr
Auch wenn sich viele gegenseitig die Augen aushacken: Alle Lebewesen teilen – oft ohne es zu
wissen. Die Freunde von jemandem, der an Körpergewicht zunimmt, legen mit einer hohen
Wahrscheinlichkeit selbst zu. Wenn jemand arrogant auftritt, isoliert er sich nicht nur in seiner direkten
Umgebung selbst, sondern er treibt auch andere in einem viel weiteren Netzwerk, die ihn vielleicht gar
nicht kennen, an den Rand. Wenn ein Ehepartner an den Folgen einer bestimmten Lungenerkrankung
stirbt, zieht er den Überlebenden viel früher mit in den Tod, als wenn er an Parkinson gestorben wäre.
Wir bilden laufend Netzwerke, über die wir uns gegenseitig beeinflussen, ohne davon zu wissen.
Sonntag, 3. Juli
Aula: Der Studienkompass 11: Wirtschaftswissenschaften
Von Till van Treeck
In der SWR2 Aula geben Forscherinnen und Forscher angehenden Studenten Orientierungshilfe bei
der Suche nach einem Studienfach. Sie zeigen, warum ihr Fach gesellschaftlich relevant ist, was man
mitbringen muss, um es zu studieren, was man mit Master oder Bachelor anfangen kann. Professor
Till van Treeck von der Universität Duisburg-Essen stellt sein Fach, die Wirtschaftswissenschaften,
vor.
SWR2 Wissen – Juli 2016
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Montag, 4. Juli
Ankunft am Jupiter
Die Mission der Raumsonde Juno
Von Guido Meyer
Seit fünf Jahren fliegt die amerikanische Raumsonde “Juno” nun schon hinaus ins All. Heute Nacht soll
sie endlich ihr Ziel erreichen: Jupiter, den größten Planeten des Sonnensystems. Er hat seit zwei
Jahrzehnten keinen Besuch mehr von der Erde gesehen – und das, obwohl die spannendsten Fragen
rund um seine Entstehung und seinen Aufbau nach wie vor unbeantwortet sind. Verbirgt sich unter
seiner äußeren, dicken Wolken- und Gasschicht womöglich ein fester Kern? Und was nährt den
“großen roten Flecken”, jenen gewaltigen Wirbelsturm, der größer ist als der gesamte Planet Erde?
Gelingt das Abbremsmanöver und tritt “Juno” wie geplant in Jupiters Umlaufbahn ein, soll sie diese –
und noch mehr – Rätsel bei jedem Umlauf ein Stückchen lösen. Nach 37 Umkreisungen Jupiters dann
soll die Sonde in einem spektakulären Finale in den Planeten hineinfliegen und dabei verglühen.
Dienstag, 5. Juli
Kükentötung und die schwierige Suche nach Alternativen
Von Miriam Freudig und Marion Meyer-Radtke
Jedes Jahr werden in deutschen Legehennen-Brütereien 45 Millionen männliche Küken direkt nach
dem Schlüpfen getötet – weil sich niemand ihre Aufzucht leisten kann bzw. will. Nicht nur Verbraucher
finden das empörend, auch in der Geflügelbranche wachsen die Skrupel. Seit Jahren forschen
Experten an Alternativen wie dem sogenannten Zweinutzungshuhn, der Aufzucht der LegehennenBrüder oder der Geschlechtsbestimmung noch im Ei. Doch eine einfache Lösung gibt es nicht, erst
recht keine preiswerte. Hier zeigt sich das ganze Dilemma der industrialisierten Agrarwirtschaft, weil
mangelnde Ethik und äußerste Effizienz wohl nirgendwo auf so unheilvolle Weise miteinander
verknüpft sind wie in der Geflügelwirtschaft. (Produktion 2015)
Mittwoch, 6. Juli
Wie 3D-Druck die Produktion verändert
Von Anja Schrum und Ernst-Ludwig von Aster
In einem Berliner Hinterhof spuckt der größte serienmäßige Drucker der Welt Hocker und kleine
Esstische per Knopfdruck aus: “BigRep”. Die Technologie hat vielerorts den Sprung in die Produktion
geschafft, mehr als 100 Materialien können mittlerweile zu Lampenschaltern, Hüftimplantaten,
Fahrrad- oder Flugzeugteilen verarbeitet werden. Die Technik wird wohl die Wirtschaftswelt als
Ganzes erschüttern, prognostizieren Experten. Der Berliner “BigRep” leite die nächste Runde der
Entwicklung ein, glauben die Autoren des US-Technologiemagazins “Wired”. Sie sehen das junge
Unternehmen als “Ikea der Zukunft”.
Donnerstag, 7. Juli
Sex per Smartphone
Wie Apps das Liebesleben verändern
Von Johannes Nichelmann
Er will die große Liebe und sucht mit der Dating-App nach der perfekten Frau. Sie ist auch nicht
abgeneigt und nach dem dritten Date werden die beiden zum Paar. Mit einer neuen App führen sie in
ihren Smartphones zusammen Tagebuch und legen eine Checkliste für die gemeinsamen Pläne an.
Dann zieht er beruflich nach London, sie wohnt weiterhin in Stuttgart. Ihr Liebesleben aber bleibt in
Schwung – denn er kann per Knopfdruck ihren Vibrator steuern. Aber auch seine Libido wird von der
digitalen Welt erfasst: Eine App gibt über seine Performance im Bett Auskunft. Das ist keine ScienceFiction, all diese Möglichkeiten gibt es schon. Was bedeuten die neuen Technologien für unsere
Sehnsüchte und Wünsche? Und wie ordnen Soziologen und Philosophen diese neue Ökonomie der
Liebe ein? (Produktion 2015)
SWR2 Wissen – Juli 2016
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Freitag, 8. Juli
Das Frauen-KZ Ravensbrück
Von Eduard Hoffmann und Jürgen Nendza
1945 befreite die Rote Armee das KZ Ravensbrück – das größte Konzentrationslager für weibliche
Häftlinge. Seit 1939 hatten dort mehr als 130.000 Frauen und Kinder aus rund 40 Nationen unter
Zwangsarbeit und Folter gelitten. Zehntausende von ihnen waren erschossen oder vergast worden,
viele gingen elend an Hunger, Krankheiten, sinnloser Schwerstarbeit oder medizinischen
Experimenten zugrunde. Der KZ-Alltag war angelegt auf brutale Erniedrigung und die Zerstörung der
Persönlichkeit. “Das ist die Hölle”, schrieb die internierte Französin Micheline Maurel. Von der
Zwangsarbeit der Frauen profitierten Unternehmen wie Siemens. Die Inhaftierten versuchten, sich
menschliche Würde zu bewahren, u. a. indem sie ihre Kinder unterrichteten und Gedichte schrieben.
(Produktion 2014)
Samstag, 9. Juli
Radio Akademie: Kulturen des Teilens
Aus der 12-teiligen Reihe: “Die teilende Gesellschaft” (10)
Von Dirk Asendorpf
Geteilt wird überall auf der Welt – und das schon sehr lange. Großfamilien, Dörfer und
Genossenschaften helfen sich gegenseitig, nutzen Werkzeuge und Ressourcen gemeinsam. Heute
können auch Menschen etwas teilen, die sich persönlich noch nie begegnet sind, das Internet macht
es möglich. Sharing ist zur globalen Erscheinung geworden. Westliche Großstädte wie San Francisco,
Berlin oder Amsterdam sind Vorreiter, aber die erste Metropole, die sich offiziell zur “Sharing City”
erklärt hat, ist Südkoreas Hauptstadt Seoul. Und doch hat das Teilen in verschiedenen Kulturen
unterschiedliche Wurzeln und Ausprägungen. In Afrika ist es kollektive Verpflichtung, in Europa eher
rationaler Effizienzgewinn. Und persönliches Vertrauen wird heute durch technische
Bewertungssysteme ergänzt.
Sonntag, 10. Juli
Aula: Computer oder doch Papier?
Wie und wann wir besser lernen
Von Hans Giessen
Wenn die digitalen Medien die Welt so dramatisch verändern, muss man natürlich erforschen, was
sich sinnvollerweise mit ihnen machen lässt. Forschungs- und Bildungsministerien haben deshalb
immer wieder Projekte ins Leben gerufen und finanziert, mit denen dies untersucht werden sollte. Wie
wirken die digitalen Medien? Was sind ihre Vorteile, was sind die neuen Chancen, die mit ihnen und
durch sie entstehen, gerade beim Lernen? Wie kann man sie sinnvoll einsetzen? Der
Medienwissenschaftler Professor Hans Giessen von der Universität des Saarlandes gibt aufgrund
eigener Forschungsarbeiten Antworten.
Montag, 11. Juli
Herzschwäche
Von Horst Gross
Mittlerweile leiden zwei Millionen Patienten in Deutschland an einer Herzschwäche. Tendenz steigend.
Ein Krankheitsbild, das zu häufig übersehen oder verspätet diagnostiziert wird. Mit schwerwiegenden
Folgen für die Betroffenen. Das ungebremste Voranschreiten der Erkrankung verschlechtert nicht nur
die Herzfunktion, sondern auch die Lebensqualität. Hilfe bringen die richtigen Medikamente in
Kombination mit gezielten Begleitmaßnahmen wie körperliche Aktivität, psychologische Betreuung und
intensive medizinische Überwachung (Telemedizin). Auch bei der fortgeschrittenen Herzschwäche hat
die Medizin neue Therapieoptionen parat. Miniaturisierte Pumpen, in den Brustkorb implantiert,
entlasten das schwache Herz und machen manchmal die Herztransplantation überflüssig. Doch die
beste kardiologische Medizin nutzt nichts, solange die Patienten die Symptome ihrer Krankheit nicht
als Alarmzeichen deuten und rechtzeitig zum Arzt gehen. (Produktion 2015)
SWR2 Wissen – Juli 2016
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Dienstag, 12. Juli
Die Textilindustrie von der Schwäbischen Alb
Zweiter Frühling für eine totgesagte Branche
Von Helmut Frei
Feine Wäsche wie aus Paris, textile Gewebe für Betonbrücken und Hightech-Näh-Nadeln für die
Modeindustrie auf der ganzen Welt – Beispiele für Produkte der Textilbranche rund um Albstadt
Ebingen. Im 19. Jahrhundert hatte die Region den Ruf, ein schwäbisches Manchester zu sein. Doch
die Boomzeiten sind lange vorbei. Aber die Branche ist überraschend zählebig – und vor allem
innovativ, auch in sozialer Hinsicht. Wie schaffen es Textilfirmen von der Alb, sich im Zeitalter einer
globalisierten Textilproduktion gegen die Konkurrenz aus Niedriglohnländern zu behaupten?
(Produktion 2015)
Mittwoch, 13. Juli
Gibt es Geschlechter – und wenn ja, wie viele?
Von Silvia Plahl
Menschen strikt nach “weiblich” und “männlich” zu kategorisieren, scheint sinnlos geworden zu sein.
Während Facebook rund 60 Geschlechtsidentitäten von Transmann bis genderqueer anbietet,
diskutieren Forscher darüber, ob die Trennung zwischen nur zwei Geschlechtern kulturell konstruiert
ist. Fachleute aus Medizin, Pädagogik und Kulturanthropologie untersuchen, was durch die soziale
Zuschreibung eines “Geschlechts” von vornherein manifestiert wird und was ein geschlechtsneutraler
Blick offenbaren kann. Dabei geht es auch um die Enttarnung gesellschaftlicher Normen. Kritik und
Gegenthesen dazu kommen vor allem aus der Biologie.
Donnerstag, 14. Juli
Die neue Bier-Szene
Craftbeer und Aromahopfen
Von Dimitrios Kisoudis
Schon die Germanen brauten gemaischtes und vergorenes Getreide und wurden dafür von den
weintrinkenden Römern als Barbaren verachtet. Als Feierabendbier ist das “kühle Blonde” eine
Institution. Doch seit Kurzem etabliert sich ein neuer Trend auf dem deutschen Biermarkt: Craftbeer,
ein handwerklich gebrautes Bier, dem neue Hopfensorten fruchtige Aromen verleihen. Wie in
vergangenen Zeiten wird es in Privathäusern oder Mikrobrauereien gebraut und nicht in
Industriehallen. Die Heimbrauer bestellen seltene Sorten von Aromahopfen und tauschen sich in
Internet-Foren mit Gleichgesinnten aus. Überall in Deutschland schießen Craftbeer-Brauereien aus
dem Boden, Bier-Sommeliers informieren über die verschiedensten Geschmacksnuancen. Wird Bier
das neue Szene- und Genussgetränk? Und kann der Trend den lahmenden Biermarkt in Deutschland
neu beleben? (Produktion 2015)
Freitag, 15. Juli
”Die Panzer kamen vom Schwarzwald her”
Das Ende des Zweiten Weltkriegs auf der Schwäbischen Alb
Von Anette Selg
1945 endete der Zweite Weltkrieg. Mit dem Einmarsch alliierter Truppen in Deutschland brach das
“Tausendjährige Reich” zusammen. Auch auf der Schwäbischen Alb rollten Panzer über die
Dorfstraßen. Zeitzeugen berichten vom Einmarsch der Franzosen, von der Zusammenarbeit mit den
Alliierten und von der schwierigen und langwierigen Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen in
der Provinz. Als Bissinger Jusos in den 80er-Jahren z. B. eine erste Dokumentation über das
Konzentrationslager des Ortes druckten, wurden sie noch als Nestbeschmutzer attackiert. Wie wichtig
lokales Gedenken an nationalsozialistisches Unrecht ist, erläutern Archivare, HistorikerInnen und
Militärforscher. (Produktion 2015)
Samstag, 16. Juli
Radio Akademie: Die Utopie vom Teilen
Aus der 12-teiligen Reihe: “Die teilende Gesellschaft” (11)
Von Martin Hubert
SWR2 Wissen – Juli 2016
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Egoismus und Wachstumswahn sind überwunden. Die Menschen tauschen und kooperieren ohne
Verlangen nach Profit. So klingt der Traum von der wahrhaft teilenden Gesellschaft. Für die einen ist
er eine reine Utopie, die sich höchstens in kleinen Nischen der kapitalistischen Gesellschaft
verwirklichen lasse. Andere glauben, dass die Idee den Gang der Geschichte verändern könnte. Wie
aber soll diese friedliche Revolution vonstattengehen? Welche Ökonomie und welche
Eigentumsformen wären nötig und wie viel Verzicht im Tausch für ein neues “gutes Leben”?
Sonntag, 17. Juli
Aula: Lernen ohne Lehrer
Abgründe neuer Lernkultur
Von Christoph Türcke
In der neuen Lernkultur werden Lehrer zu Kompetenz-Beschaffungsgehilfen oder Lernbegleitern
degradiert. Denn heute wird ja eigenständig gelernt, beweglich, kreativ, Schülerinnen und Schüler
legen ihre eigenen Lernwege und Lernrhythmen fest und evaluieren sich auch noch selbst – da steht
der traditionelle Lehrer eher im Wege. Christoph Türcke, emeritierter Professor für Philosophie an der
Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, zeigt die Gefahren dieser Entwicklung.
Montag, 18. Juli
Erdarbeiter Regenwurm
Von Konrad Lindner
Sie sind die stillen Helfer der Bauern. Die Regenwürmer im Boden unter unseren Füßen. Im Netzwerk
von Milben, Asseln, Springschwänzen, Larven, Käfern, Algen, Pilzen und Bakterien sind sie die
größten und bekanntesten Bodentiere. Regenwürmer ernähren sich von abgestorbenen
Pflanzenteilen, produzieren Wurmkot und bohren Gänge. Sie erhöhen nicht nur die
Bodenfruchtbarkeit, indem sie humusangereicherte Erdkrümel herstellen, sondern sie befördern auch
die Durchlüftung des Bodens und steigern seine Kapazität der Wasseraufnahme. Aufgrund der großen
Bedeutung der Regenwürmer für das bäuerliche Handeln verbünden sich Bodenzoologen und
Agrartechnologen in der Forschung. Durch ihre gemeinsamen Analysen zur Rolle des Regenwurms im
Bodenleben möchten sie zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft beitragen. (Produktion 2015)
Dienstag, 19. Juli
Das UNESCO-Weltkulturerbe
Mehr schützen – mit weniger Geld?
Von Alexander Musik
Die Welterbeliste der UNESCO umfasst mittlerweile mehr als 1.000 Stätten weltweit. Die
Kulturorganisation der Vereinten Nationen soll immer mehr Welterbestätten schützen – mit einem
Drittel weniger Budget. 2011 haben die USA und Israel ihre Beitragszahlungen eingestellt, aus Protest
gegen die Anerkennung Palästinas als vollwertiges UN-Mitglied. Gleichzeitig investieren wohlhabende
UNESCO-Mitgliedsstaaten viel Geld, um weitere vermeintlich schutzwürdige Stätten auf die Liste zu
hieven. Bewerbungen einzelner Orte haben indes kaum noch Chancen. 16 europäische Kur- und
Badestädte versuchen es daher gemeinsam – unter dem Titel “Great Spas of Europe”. Mit dabei unter
anderem das englische Bath, Vichy in der französischen Auvergne, das tschechische “Bäderdreieck”,
Bad Homburg und Baden-Baden. 2017 soll die Bewerbung auf den Weg gebracht werden.
Mittwoch, 20. Juli
Gold aus dem Weltraum?
Der amerikanische Traum vom Bergbau im All
Von Jan Bösche
Der nächste Goldrausch könnte im Weltall stattfinden, denn Asteroide bergen Gold, Platin, Nickel oder
Eisenerz. Private Unternehmen in den USA bereiten sich darauf vor, diese Rohstoffe abzubauen und
entwickeln mit Hochdruck die nötige Weltraum-Technik. Wenn es nach ihnen geht, sind Bergwerke im
All keine wilde Fantasie, sondern nur eine Frage der Zeit. Der US-Kongress hilft dabei: Ende
November unterzeichnete Präsident Barack Obama den “US Commercial Space Launch
Competitiveness Act”. Das umstrittene Gesetz verstößt aber möglicherweise gegen internationale
Verträge und untergräbt die Idee, dass der Weltraum für alle gleichermaßen zu Forschungszwecken
offensteht.
SWR2 Wissen – Juli 2016
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Donnerstag, 21. Juli
Japans ältester Roman
Die Geschichte vom Prinzen Genji
Von Isabelle Arcucci
”Die Geschichte vom Prinzen Genji” gilt als ältester Roman Japans, manche Literaturwissenschaftler
sprechen sogar vom ältesten Roman der Welt. Er wurde Anfang des 11. Jahrhunderts von der
Hofdame Murasaki Shikibu verfasst und erzählt von einer Epoche, in der Kyoto japanische Kaiserstadt
und blühende Kulturmetropole war: Der Adel schwelgte in Poesie, und die Schönheit eines blühenden
Kirschbaumes ließ gestandenen Männern Tränen über die gepuderten Wangen rinnen. Doch keiner
besaß wohl die verfeinerte Schönheit von Prinz Genji, dem Helden des Romans, der die Herzen der
Damen reihenweise bricht. Vielschichtig und mit psychologischem Feingefühl erzählt Murasaki von
Liebe, Eifersucht und Trauer. Und sie war nicht die einzige Autorin, die Japans frühe
Literaturgeschichte geprägt hat. Für viele Frauen war das Schreiben ein Weg, ihren Gedanken
Ausdruck zu verleihen – in einer Welt, in der die Schönheit einer Frau alles, ihre Meinung hingegen
kaum etwas galt. (Produktion 2013)
Freitag, 22. Juli
Schamrot – Eine Kulturgeschichte der Peinlichkeit
Von Patrick Batarilo
Peinlichkeit und Scham werden in unserer auf Erfolg und Optimismus getrimmten Gesellschaft oft als
Fluch empfunden – ein viel zu gut antrainierter moralischer Reflex, das Korsett unseres Über-Ichs.
Peinlichkeit und Scham – weg damit. Aber was ist Peinlichkeit überhaupt, die eigene aber auch die der
anderen – und wozu dient sie uns möglicherweise? Können Tiere sich schämen? Gibt es schamfreie
Gesellschaften? Peinlichkeit und Scham begleiten Menschen auf der ganzen Welt ein Leben lang, nur
wofür man sich schämt, das ist verschieden. In Japan soll man beim Essen schlürfen, in Deutschland
ist das eher peinlich. Doch überall gilt: So unangenehm sie sein mögen, peinliche Momente sind für
unsere Entwicklung wichtig. (Produktion 2015)
Samstag, 23. Juli
Radio Akademie: Das Miteinander teilen
Aus der 12-teiligen Reihe: “Die teilende Gesellschaft” (12)
Von Silvia Plahl
Die moderne Gesellschaft ist heterogen. Selbst unter dem Dach eines Mehrfamilienhauses leben unter
Umständen Menschen mit unterschiedlichsten Lebensstilen und Weltanschauungen. Auch die sozialen
Medien bringen Menschen in Kontakt, die sonst nichts voneinander mitbekämen. Das
Aufeinanderprallen von politischen Haltungen und Emotionen führt oft zu Konflikten: Die Kollegin, die
auf Facebook ausländerfeindliche Sprüche klopft. Der Nachbar, der einen gänzlich anderen
Tagesrhythmus pflegt – oder der Vater, der seine Töchter nicht alleine aus dem Haus lässt. Dies alles
will ausgehalten werden, denn es gibt auch den Wunsch nach einer Art “Wir-Kultur”. Das Teilen eines
gemeinsamen Raums erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit dem anderen. Dann ist
Kommunikation gefragt – oder Rückzug.
Sonntag, 24. Juli
Aula: Die Geburt der Klinik
Revolution und Medizin in Paris um 1800
Von Wolfgang U. Eckart
Ende des 18. Jahrhunderts kommt es in der Medizin zu einer entscheidenden Wende: Das
Spitalwesen wird radikal verändert, die moderne Klinik entsteht, die von den ärztlichen Praxen
abgekoppelt ist; gleichzeitig entwickelt sich in den pathologischen Abteilungen eine systematische
Untersuchung von Leichnamen. Der französische Philosoph Michel Foucault sieht darin etwa Zeichen
einer Entzauberung, eines neuen rationalen Umgangs mit Krankheit und Tod. Die Krankheit ist nicht
mehr das Unheil schlechthin, sondern ein Symptomenkomplex, den der Arzt bekämpfen kann.
Professor Wolfgang U. Eckart, Medizinhistoriker an der Universität Heidelberg, beschreibt diese
Veränderungen und ihre Konsequenzen.
SWR2 Wissen – Juli 2016
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Montag, 25. Juli
Über Interessenkonflikte in der Medizin
Von Martina Keller
Sponsoring in Millionenhöhe ist bei Ärztekongressen keine Seltenheit. Auch Journalisten sind Ziele des
Pharmamarketings. Doch die Geschenke der Firmen bergen Risiken. Sie können
Therapieentscheidungen beeinflussen oder Zeitungsberichte färben. Finanzielle Interessenkonflikte
wirken unterschwellig. Selbst wer nur ein geringfügiges Geschenk annimmt, verspürt gewöhnlich den
Wunsch, etwas zurückzugeben. Um der Gefahr der Beeinflussung sicher zu entgehen, hilft nur eines:
Interessenkonflikte meiden. Zumindest müssen Zuwendungen transparent sein, damit Beeinflussung
erkennbar ist. (Produktion 2015)
Dienstag, 26. Juli
Investitionsverträge, die Maßanzüge der Multis
Lateinamerikanische Erfahrungen
Von Karl-Ludolf Hübener
”Ein Multi droht uns mit Verfahren”, empörte sich der Präsident Uruguays Tabaré Vazquez. Sein
Antitabak-Gesetz war allzu starker Tobak für den Tabakgiganten Philip Morris. Der Großinvestor sieht
seine Eigentumsrechte verletzt und klagt vor dem Internationalen Schiedsgericht (ICSID) in
Washington. Gesundheit gehe vor blauem Dunst, argumentiert dagegen die Regierung in Montevideo.
Uruguay und Philip Morris sind kein Einzelfall. Und das Schiedsgericht für Investitionsstreitigkeiten ist
für interessierte Europäer durchaus ein Begriff – seit den Verhandlungen um das
Freihandelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union TTIP. Ein privates Gericht
hebele nationale Gesetze aus, kritisieren die Gegner des Freihandelsabkommens. Es tage zudem
geheim und sei keineswegs neutral, favorisiere es doch Großkonzerne. Investitionsschutz wurde
ursprünglich vereinbart, um Auslandsinvestitionen vor allem in Entwicklungsländern zu fördern und
abzusichern. Manche Regierungen sehen sich allerdings in einer Falle: Investitionsschutzabkommen
behinderten Reformen in Sozialpolitik, zum Umwelt- und Verbraucherschutz. Sie schränkten
Demokratie und Souveränität ein. Profit würde zum höchsten Rechtsgut. Lateinamerika liefert reichlich
Anschauungsmaterial zum Thema Investitionsschutz. (Produktion 2015)
Mittwoch, 27. Juli
Moderne Musketiere
Fechten zwischen Leistungssport und Tradition
Von Rainer Volk
Degen, Florett und Säbel verbinden viele noch mit tapferen Helden und romantischen Filmszenen.
Doch heute sind es nur noch Sportwaffen, die in Deutschland kaum mehr als 25.000 Fechterinnen und
Fechter faszinieren. Der Sport hat Nachwuchssorgen und kann die Erwartungen als Garant für
Medaillen bei Olympischen Spielen nicht mehr erfüllen. Dabei erhalten die Athleten auch in dieser
Sportart professionelle Unterstützung von Psychologen und Neurowissenschaftler, wenn es um
Übungspläne und Trainingseinheiten geht. Fechten ist heute sogar Bestandteil von
Managerseminaren.
Donnerstag, 28. Juli
Der Frosch
Eine quakende Kulturgeschichte
Von Brigitte Kohn
Frösche können schwimmen, springen, klettern und meterweit durch die Luft segeln. Sie leben in fast
allen Teilen der Welt, schillern in den verschiedensten Farben und machen eine erstaunliche
Metamorphose durch: von der Kaulquappe im Wasser zum Landtier mit Lungenatmung. In der
Paarungszeit wird das Quaken der Frösche zu einem wahren Naturkonzert. Seit jeher haben Frösche,
Kröten und Unken auch die Phantasie des Menschen belebt: als Zeichen für Fruchtbarkeit und
Verwandlung, als Symbole einer verteufelten oder vergötterten Sexualität. Frösche und Kröten brodeln
in Hexenkesseln, sie leisten dem Teufel in der Hölle Gesellschaft oder sind freundlicher Bestandteil
ostasiatischer Hochzeitsriten. Fast alle Kulturen haben Froschmythologien hervorgebracht, und bis
heute hüpft das Tier durch Kunst, Literatur und Werbung und zeugt von der tiefen Verbindung
zwischen Mensch und Frosch. (Produktion 2014)
SWR2 Wissen – Juli 2016
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Freitag, 29. Juli
”Wir wollten im Kampf fallen”
Jüdischer Widerstand in Polen
Von Ingrid Strobl
”Die Juden gingen wie Lämmer zur Schlachtbank” – unter diesem Vorwurf litten die Überlebenden der
Shoa, der Vernichtung der europäischen Juden, jahrzehntelang. Erst in den 80er-Jahren begannen
ehemalige jüdische Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer ihre Erinnerungen
aufzuschreiben. Und allmählich interessierten sich auch Historiker für das, was sie zu berichten hatten:
dass es erstens für die jüdische Bevölkerung im besetzten Europa unmöglich war, Widerstand zu
leisten. Dass zweitens ein paar junge Leute es dennoch gewagt haben, sogar in den abgeriegelten
Ghettos in Polen. Und dass sie mit Molotowcocktails und Pistolen gegen eine mit Panzern und
Maschinengewehren ausgerüstete Armee von SS-Leuten und Wehrmachtsoldaten kämpften.
(Produktion 2015)
Samstag, 30. Juli
Ursprung der Ethik – Wie der Mensch moralisch wurde
Aus der 12-teiligen Reihe: “Die Grenzen des Erlaubten” (1)
Von Martin Hubert
Babys wollen so unschuldig wie hemmungslos ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen. Wie werden aus
ihnen dann moralische Wesen, die Gut und Böse unterscheiden, an das Wohl anderer denken und
Schuldgefühle besitzen? Lange Zeit dachte man, dass der Weg dorthin nur über Strafe und Gehorsam
gehen könne: Lerne, was erlaubt ist! Inzwischen glauben Psychologen, dass schon Babys einen Sinn
für Moral haben. Aus evolutionsbiologischer Sicht entstand Moral, weil schon die frühen Menschen
bemerkten, dass sie aufeinander angewiesen sind. Aber wie weit reicht diese Einsicht, wie stark ist der
moralische Sinn? Gilt er nur für Verwandte, Freunde und die eigene Gruppe – oder auch für Fremde?
Wie universal können moralische Werte sein? (Produktion 2015)
Sonntag, 31. Juli
Aula: Ich mach Facebook, und du?
Wie Migration die deutsche Sprache verändert
Von Uwe Hinrichs
Die Zuwanderung hat die deutsche Gesellschaft und mit ihr die Sprache wesentlich geprägt. Darüber
mögen sich Sprachpuristen und Sprachhüter aufregen, es ist und bleibt eine Tatsache, die man
unvoreingenommen betrachten sollte. Es gibt neue Mischformen wie Türkisch-Deutsch oder RussischDeutsch, die zeigen, dass vor allem Jugendliche von einer Sprache in die andere hinüberwechseln und
dabei auf neue grammatikalische Formen zurückgreifen. Uwe Hinrichs, Sprachwissenschaftler an der
Universität Leipzig, beschreibt diesen Wandel. (Produktion 2014)
SWR2 Wissen – Juli 2016
9
SWR2 IMPULS: „1000 ANTWORTEN“
Warum sind Pilze keine Pflanzen? Wie entstand der Kuss? Warum haben wir zwei Nasenlöcher?
Riechen Männer anders als Frauen? Wie misst ein Flugzeug die Windgeschwindigkeit? Warum
bekommt man im Gesicht keine Gänsehaut?
Jeden Mittwoch gibt es in SWR2 Impuls Antworten auf die Wissens-Fragen der SWR2 Hörer.
SWR2 IMPULS bietet damit eine einzigartige Gelegenheit, allgemeine und spezielle Fragen zu einem
Sachthema an einen renommierten Experten weiterzugeben. Stellen Sie Ihre Fragen im Internet unter
www.swr.de/blog/1000Antworten und twitter.com/1000Antworten
SWR2 IMPULS (Montag bis Freitag 16.05 Uhr bis 17.00 Uhr) auf SWR2 und um 21.03 Uhr auch bei
SWRinfo.
SWRinfo
SWRinfo sendet täglich ab 6 Uhr im Viertelstundenrhythmus Nachrichten, die durch
Wettervorhersagen und Verkehrshinweise ergänzt werden. Zusätzlich bietet SWRinfo
Hintergrundinformation zu aktuellen Themen, u. a. aus Politik, Wirtschaft, Gesundheit, Wissenschaft,
Technik, Umwelt und Sport. Dabei steht der regionale Bezug zum Südwesten im Vordergrund.
Abends um 20 Uhr sendet SWRinfo die ARD Tagesschau, danach runden ausführliche
Hintergrundsendungen, teilweise aus anderen SWR-Hörfunkprogrammen, das Programm ab.
WISSEN können Sie am Samstag und Sonntag jeweils um 9.30 Uhr sowie am Samstag um 21.30 Uhr
und am Sonntag um 14.30 Uhr auch auf www.SWRinfo.de hören.
CAMPUS – NEUES AUS FORSCHUNG UND WISSENSCHAFTSPOLITIK
Samstags, 10.05 – 10.30 Uhr SWR2
Wer den nächsten Nobelpreis bekommt, wissen wir natürlich auch nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit
ist groß, dass in CAMPUS über diese Arbeit längst berichtet wurde. Jeden Samstag gibt es hier Neues
aus Medizin, Naturwissenschaft und Technik, sowie aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Damit nicht genug. In CAMPUS erfährt man auch, unter welchen Bedingungen geforscht wird und wie
es um den wissenschaftlichen Nachwuchs steht. Hochschul- und Forschungspolitik haben hier ihren
festen Platz. CAMPUS – ein Magazin mit Kurzberichten, Interviews, Glossen und Kommentaren richtet
sich an alle, für die »Wissensgesellschaft« nicht nur ein Schlagwort ist. CAMPUS können Sie am
Sonntag um 14.05 Uhr auch auf www.SWRinfo.de hören.
– SERVICE
Podcast – Webradio
können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio
unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml
Manuskriptdienst
Manuskripte der Sendungen und Aula finden Sie unter swr2.de/wissen.
Auch als E-Book für mobile Endgeräte.
Programm-Informationen per E-Mail
Die Wochenübersichten des Programms von können Sie sich regelmäßig über den SWR2 Newsletter
zuschicken lassen – einfach E-Mail-Adresse eintragen bzw. austragen unter www.swr2.de/wissen
(Service).
SWR2 Programmfragen
Bei SWR2 Programmfragen erhalten Sie allgemeine Informationen zum Programm SWR2 und
auch Manuskripte. SWR2 Programmfragen, 76522 Baden-Baden, Telefon 07221 300 222
(Mo-Fr, 10-12 Uhr).
SWR2 Wissen – Juli 2016
10
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Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen
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