SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, gab heute, 10.06.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „Sicherheitslage zur Fußball-EM 2016“. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Florian Rudolph. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 10.06.2016 Wendt: Public Viewing ist sicher! Baden-Baden: Während der Fußball-Europameisterschaft wird es verstärkt Fahndungsaktionen der Polizei von Bund und Ländern geben. Den Auftakt hat die Bundespolizeidirektion Karlsruhe gemacht, die gestern Autos, Fernbusse und Züge im Verkehr nach Frankreich kontrolliert hat. Ort und Zeitpunkt der kommenden Aktionen sind nicht vorhersehbar, sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt im SWR-Tagesgespräch. Das stelle hohe Anforderungen an die Einsatzkräfte. Sie seien der Aufgabe aber gewachsen. Public Viewing hält Polizeigewerkschaftler Wendt grundsätzlich für sicher. Die Polizei werde alles unternehmen, um Massenveranstaltungen zu schützen. Dabei würden die Beamten nicht in Kampfmontur antreten: Hochsicherheitstrakte werde es nicht geben. „Wir wollen eine fröhliche Veranstaltung haben, und keine Waffenstarrende!“ Natürlich werde es im Hintergrund auch Einsatzkräfte geben, die robust ausgestattet sind. Die werde man aber nicht auf den ersten Blick wahrnehmen. Wortlaut des Live-Gesprächs: Rudolph: Können sie empfehlen, sich die Spiele zusammen mit Tausenden anderen, wie man es eigentlich doch gewohnt ist von solchen Ereignissen, beim Public Viewing anzuschauen dieses Jahr? Wendt: Aber ganz bestimmt sogar und ich werde das bestimmt selber auch tun, gemeinsam mit meinem Sohn. Ich freue mich schon darauf. Rudolph: Die USA haben ihre Bürger vor kurzem davor gewarnt in dieser Zeit Reisen nach Europa zu unternehmen. Übertreiben die es denn mit ihrer Angst? Wendt: Na ja wir wissen doch wie die Amerikaner sind. Die sind manchmal ein bisschen überdreht. Da sind wir Europäer schon ein bisschen gelassener und ich glaube das ist auch Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) richtig so. Diese Warnung, die ja gar keine richtige war, die ist so typisch amerikanisch. Die hören schon die Flöhe husten wo noch gar keiner ist und deshalb: Ich finde das übertrieben. Rudolph: Wenn wir uns die Umfragen anschauen, will jeder dritte Fan aber die Spiele lieber nicht auf der Großleinwand schauen. Lässt sich denn so ein Fan-Fest etwa in Berlin mit Hunderttausenden oder auch ein bisschen kleiner, in Stuttgart, Mainz, Mannheim oder Freiburg, lässt sich das wirklich schützen? Wendt: Natürlich lässt sich das schützen. Sie können sich darauf verlassen, dass nicht nur meine Kolleginnen und Kollegen, sowohl offen als auch verdeckt alles tun werden, um die Menschen dort zu beschützen, sondern auch private Dienste, die Ordnungsämter, alle sind damit beschäftigt die Spiele möglichst sicher zu machen und ihre Veranstaltungen zu schützen, sowohl was Eingangskontrollen angeht, als auch was die Verlauf- und Fluchtwege angeht da gibt es Sicherheitskonzepte. Es gibt natürlich keine 100-prozentige Sicherheit aber das wissen die Leute. Das hat es noch nie gegeben. Rudolph: Ein flaues Gefühl ist ja trotzdem dabei. Sie haben ja gesagt, dass solche Publik-Viewing-Events ein willkommenes Ziel für Terroristen wären? Wendt: Ja, natürlich. Solche Events und andere Großveranstaltungen sind deshalb attraktive Ziele für Terroristen, weil sie natürlich größtmögliche Aufmerksamkeit versprechen. Das ist doch aber auch immer so. Das ist ja nicht nur bei der Europameisterschaft so, das ist überhaupt nichts Neues. Möglicherweise kann man sich auch andere Ziele noch vorstellen. Das bedeutet doch aber nicht, dass wir diese Ziele, diese Veranstaltungen nicht schützen können. Wie gesagt, eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht und was solche Umfragen, wie mulmige Gefühle angeht, wissen sie, ich glaube die Menschen haben erst dann ein mulmiges Gefühl, wenn man sie danach fragt ob sie ein mulmiges Gefühl haben. Ansonsten verhalten sich die Leute automatisch vernünftig. Das erleben wir in jedem Jahr bei den Weihnachtmärkten. Die sind immer voll und ich bin auch ganz ganz sicher, die Fanmeilen werden überall voll sein. Rudolph: Wie müssen wir uns das denn dann in diesem Jahr vorstellen? Einlasskontrollen wie am Airport, Polizisten in Kampfmontur links und rechts vom Getränkestand. Kann man da wirklich noch Spaß haben? Wendt: Die Polizisten in Kampfmontur, die können sie mal gleich vergessen. Wir werden mit Polizisten natürlich sichtbar vor Ort sein, aber mit der Kampfmontur das lassen wir mal weg. Es werden keine Hochsicherheitstrakte werden, sondern wir wollen keine Waffen, wir wollen eine fröhliche Veranstaltung haben, keine waffenstarrende Veranstaltung. Natürlich wird es im Hintergrund und sehr verdeckt auch Kräfte geben, die notfalls mit robuster Ausstattung eingreifen können, aber die sieht man erst mal nicht. Wir wollen fröhliche Spiele haben und da werden sie auch fröhliche Polizistinnen und Polizisten sehen. Rudolph: Es wird verstärkte Kontrollen auf jeden Fall geben. Gestern war Auftakt mit einer großen Fahndungsaktion im Bereich der Bundespolizeidirektion Karlsruhe. Worauf müssen wir uns denn da in den nächsten vier Wochen einstellen, was das angeht? Wendt: Sie müssen sich die Polizei nicht als eine Organisation vorstellen die einmal ein Plan macht und den dann einfach abarbeitet. Sondern wir sind sehr flexibel und müssen uns auf neue Lagen immer wieder blitzschnell einstellen und das kann die Bundespolizei und das können die Länderpolizeien in hervorragender Weise. Das heißt, wenn die Erkenntnisse bekommen, irgendwo spezifische Fahndungsmaßnahmen einleiten zu müssen, dann sind wir zur stellen, dann verlagern wir unsere Kräfte dorthin und dann findet das dort statt. Wenn morgen ein neuer Schwerpunkt kommt, während wir dort mit starken Kräften präsent sein. Das heißt, wir werden immer an anhand der aktuellen Lageentwicklung unsere Kräfte einsetzen, man kann also nicht vorhersagen, wo morgen oder übermorgen viele Kontrollen sein werden. Das kann sich blitzschnell ändern. Das heißt an die Einsatzkräfte werden natürlich unglaublich hohe Anforderungen gestellt jetzt. Sie müssen flexibel sein, sie müssen rund um die Uhr Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) verfügbar sein. Das wird eine große Aufgabe, aber sie wissen doch, die deutsche Polizei, die Bundespolizei wie die Länderpolizeien auch, die können das. Rudolph: Sie warnen davor jetzt in eine Terrorhysterie zu verfallen. Andererseits wird aber jeden Tag ein neues Horrorszenario präsentiert. Jetzt warnt das Bundeskriminalamt auch noch vor Drohnenangriffen auf Stadien und Massenveranstaltungen? Was ist denn nun das richtige Verhalten? Wendt: Das richtige Verhalten ist, dass was die Leute sowieso machen. Völlig unabhängig davon, welche Warnungen nun gerade ausgesprochen werden. Es gibt natürlich immer Szenarien, die sich die Sicherheitsbehörden ausmalen und das müssen sie auch tun, weil wir uns auf solche Szenarien auch vorbereiten müssen. Wenn die dann in die Öffentlichkeit kommen, dann klingt das so, als würde man permanent davon bedroht sein. Davon lassen sich die Menschen gar nicht beeindrucken. In jedem Jahr, immer um die Weihnachtszeit herum, um die Vorweihnachtszeit herum, dann telefonieren wir auch miteinander und sie fragen immer wieder: „Können denn die Leute noch unbeschwert auf die Weihnachtsmärkte gehen?“ und ich sag auch da immer wieder dasselbe: „Wenn sie mit dem Auto anfahren, haben sie bei der Ankunft den gefährlichen Teil der Veranstaltung schon hinter sich“. Rudolph: Herr Wendt sie kommen uns nicht ohne Fußballtipp davon. Abschließend, was erwarten sie für das erste deutsche Spiel am Sonntag gegen die Ukraine? Wendt: Deutschland gewinnt 3:1, aber wir werden auch natürlich Europameister. So leid es mir für alle anderen tut. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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