Nur eine Atempause

Helaba Volkswirtschaft/Research
WOCHENAUSBLICK
3. Juni 2016
Nur eine Atempause
REDAKTION
Dr. Stefan Mitropoulos
Tel.: 0 69/91 32-46 19
[email protected]
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/
Leitung Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1
1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1
1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 23 mit Prognosen .......................................................................... 3
2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4
2.1 EZB hält unbeirrt Kurs ............................................................................................................ 4
2.2 Deutschland: Leistungsbilanzüberschuss sinkt nur zögerlich ................................................. 5
3 Charttechnik ............................................................................................................................... 6
4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 7
1
Die Woche im Überblick
1.1 Chart der Woche
Christian Apelt, CFA
Tel.: 0 69/91 32-47 26
„Brexit“-Lager schöpft wieder mehr Hoffnung
GBP
Implizite Wahrscheinlichkeit auf Basis von Ladbrokes-Wettquoten in %
0,82
0,81
40
Wettchancen "Brexit"
35
0,80
0,79
30
0,78
0,77
25
0,76
0,75
0,74
20
EUR-GBP (linke Skala)
15
0,73
0,72
Jan 16
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
10
Feb 16
Mrz 16
Apr 16
Mai 16
Jun 16
Quellen: Oddschecker, Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Knapp drei Wochen vor dem britischen EU-Referendum spitzt sich das Thema weiter zu. Vor kurzer Zeit neigten sich die Umfragen noch eher gegen den „Brexit“. Die jüngsten Erhebungen deuten
jedoch wieder auf ein völlig offenes Rennen. Die Wettquoten der Buchmacher reagierten darauf:
Die implizite Wahrscheinlichkeit eines britischen EU-Austritt stieg von weniger als 20 % auf knapp
30 % an. Am Devisenmarkt kam es zu ähnlichen Reaktionen: Das Britische Pfund gab gegenüber
Euro und US-Dollar nach, nachdem es zuvor noch aufwerten konnte. Seit Februar besteht ein sehr
enger Zusammenhang zwischen Pfund-Kursen und „Brexit“-Risiko. Sollten sich die Briten tatsächlich gegen die EU entscheiden, würde das Pfund wohl noch einmal deutlich verlieren. Das wahrscheinlichere Szenario ist aber weiterhin – die Wettquoten bestätigen dies – ein „Ja“ zur EU. Da
der Devisenmarkt dies zu einem gewissen Anteil in den Kursen berücksichtigt, dürfte der EuroPfund-Kurs nach der Aufhebung der „Brexit“-Gefahr spürbar sinken.
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1
W OCHENAUSBLICK
Claudia Windt
Tel.: 0 69/91 32-25 00
1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Zeit für eine Atempause! Nach der fulminanten Aufholjagd an den Aktienmärkten, die die USMärkte seit Jahresbeginn die Gewinnzone hat erreichen lassen und den deutschen Leitindex spürbar über die Marke von 10.000 gehoben hat, nutzten die Anleger die abgelaufene Handelswoche
für eine Standortbestimmung: Aktien- und Rentenmärkte (S. 4) traten weitestgehend auf der Stelle,
ebenso der Euro-Dollar-Kurs. Die Abstimmung der Briten über den Verbleib im Euroraum am 23.
Juni rückt näher und wirft ihren Schatten voraus: Das britische Pfund (S. 1) schwankt erheblich mit
immer neuen Umfrageergebnissen. Auch die Investoren müssen sich mehr und mehr dem Thema
„politische Risiken“ und „Brexit“ zuwenden.
Die gute Nachricht ist, dass Konjunktursorgen derzeit kaum mehr eine Rolle spielen. Dazu haben
die jüngsten Nachrichten insbesondere vom robusten US-Konsum im April beigetragen. An den
Geldmärkten ist die Wahrscheinlichkeit einer zeitnahen Anhebung der Leitzinsen durch die Fed
gestiegen. Dies bietet den Kapitalmärkten weniger Anlass zur Sorge, sondern wird vielmehr als
Indikation für eine solide US-Wirtschaft interpretiert. Konjunkturelle Zuversicht in Verbindung mit
einer etwas restriktiveren Fed hat auf Wochensicht zu Verlusten beim Goldpreis geführt. Demgegenüber konnte der Rohölpreis den Wert von rd. 50 USD je Fass halten, obwohl sich das Ölkartell
OPEC wie erwartet nicht auf eine Begrenzung der Fördermenge hat einigen können. Dabei spielen
wohl auch die Produktionsausfälle in Kanada eine Rolle, die auf die US-Lagerbestände drücken.
In der Berichtswoche wird das Thema Brexit präsent bleiben und einem Durchstarten an den Kapitalmärkten wohl entgegenstehen. So ist bereits an den Rentenmärkten abzulesen, dass die Anleger trotz des günstigeren fundamentalen Umfelds Sicherheit bevorzugen. Der auf Wochensicht
leichte Kursanstieg der Bundesanleihen ist u.E. nur zu einem geringen Teil als Reaktion auf die
jüngste EZB-Pressekonferenz zu deuten, auf der Notenbankpräsident Draghi ein Festhalten an der
ultralockeren Geldpolitik für sehr lange Zeit in Aussicht gestellt hat. Mittelfristig bleiben Diskussionen um weitere geldpolitische Lockerungen auf der Agenda, insbesondere wenn politische Risiken
ein Eingreifen der EZB erzwingen. Konjunkturell läuft es hingegen immer besser, was gegen weiteren Aktionismus der europäischen Notenbank spricht. In der Berichtswoche sollten die deutschen
Daten zur Industrieproduktion, Auftragseingängen und Leistungsbilanz (S. 5) bestätigen, dass
Deutschland im zweiten Quartal solide wächst.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit...
31.12.2015 26.05.2016
aktueller
Stand*
jeweils gg. Euro, %
jeweils gg. Euro
Q2/2016
Q3/2016
Q4/2016
US-Dollar
-2,6
0,2
1,12
1,15
1,10
1,05
Japanischer Yen
7,7
1,2
121
129
130
131
Britisches Pfund
-4,6
-1,3
0,77
0,75
0,73
0,70
Schweizer Franken
-1,5
0,2
1,10
1,10
1,10
1,10
in Bp
3M Euribor
3M USD Libor
-13
%
0
-0,26
-0,25
-0,25
-0,25
7
1
0,68
0,70
0,90
1,10
10 jähr. Bundesanleihen
-52
-3
0,11
0,40
0,50
0,70
10 jähr. Swapsatz
-47
-2
0,53
0,75
0,85
1,00
10 jähr. US-Treasuries
-47
-3
1,80
2,00
2,30
2,50
10.700
11.200
12.000
45
47
48
1.250
1.280
1.300
%
DAX
-5,0
Index
-0,6
10.208
%
Brentöl $/B
34,2
0,9
50
Gold $/U
14,1
-0,7
1.211
*Schlusskurse vom 02.06.2016
Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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W OCHENAUSBLICK
1.3 Finanzmarktkalender KW 23 mit Prognosen
Zeit
Land
Periode
Indikator
HelabaBloom berg
Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 06.06.2016
08:00
US
08:00
DE
18:30
US
Boston Fed Präsident Rosengren
Apr
Auftragseingänge
% m/m, s.a.
% y/y, s.a.
-0,7
-0,1
-0,5
k.A.
1,9
1,8
Fed Präsidentin Yellen
Dienstag, 07.06.2016
08:00
DE
Apr
Industrieproduktion
% m/m, s.a.
% y/y, s.a.
0,7
0,9
0,6
k.A.
-1,3
0,2
11:00
EZ
Q1
BIP detailliert
% q/q
% y/y
0,5
1,5
0,5
1,5
0,3
1,6
Handels-/Leistungsbilanz,
Mrd. €, n.s.a.
23,0 / 23,0
k.A. / 22,3
29,0 / 30,4
Erstanträge auf
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
270
267
k.A.
Verbrauchervertrauen (UoM); vorl.
Index
94,0
94,5
94,7
Mittw och, 08.06.2016
Donnerstag, 09.06.2016
08:00
DE
Apr
14:30
US
04. Jun
Freitag, 10.06.2016
16:00
US
Jun
Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research
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W OCHENAUSBLICK
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Ulf Krauss
Tel.: 0 69/91 32-47 28
Im Fokus
2.1 EZB hält unbeirrt Kurs
Die EZB wird durch den Ankauf von Unternehmensanleihen noch expansiver. Ihre Inflations- und
Konjunkturprojektionen sind aufwärtsgerichtet. Mario Draghi sieht aber dennoch für längere Zeit
keine Notwendigkeit, das Leitzinsniveau zu korrigieren. Das Leiden der Bond-Investoren ist noch
lange nicht vorbei – ganz im Gegenteil!
Viel Aktionismus
im Hintergrund
Die jüngste Sitzung des EZB-Rats in Wien war, wie schon das letzte Treffen, ohne großen Markteinfluss. Nach der massiven Kritik aus Deutschland scheinen die Wogen vorerst geglättet. Es
besteht nun die Chance, dass die EZB zu einer ruhigeren Politik übergeht, zumindest verbal. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Notenbanken im Euroraum aktiver sind, als jemals zuvor. Mit
dem am 8. Juni startenden Ankaufprogramm für Unternehmensanleihen erweitert sie ihre quantitativen Maßnahmen. Die Kursverzerrungen an den Finanzmärkten dürften ein beachtliches Ausmaß
annehmen und den Anlagenotstand verstärken (siehe auch unsere heute veröffentlichte Publikation: „EZB schafft unnötige Verzerrung bei Corporate Bonds“). Am 22. Juni wird zudem das erste
Geschäft der neuen längerfristigen Finanzierungsgeschäfte (TLTROs) durchgeführt.
Zinserwartungen auf Seitwärtskurs
2016: Brexit-Angst verändert Drehbuch
Terminmarkt Euroraum, %
%
10-jährige Bunds, %
0.60
0.60
1.10
0.50
0.50
1.00
0.40
0.40
0.90
0.90
0.30
0.30
0.80
0.80
0.20
0.70
0.70
0.10
0
0.10
0
0.60
0.50
0.60
0.50
-0.10
-0.10
0.40
-0.20
-0.20
0.30
-0.30
0.20
-0.40
-0.40
0.10
-0.50
-0.50
0
6M-Geldmarktsatz in 12 Monaten
0.20
EZB-Einlagenzins
-0.30
2014
2015
2016
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Renditen sind
zu niedrig
1.10
Renditeverlauf 2014/15
1.00
0.40
Abstimmung in UK
am 23. Juni
0.30
0.20
0.10
aktuelle Renditen
S
O
N
D
J
F
M
A
M
J
J
A
0
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ziel dieser extremen Geldpolitik (es mag noch andere Gründe geben) ist, die Inflation auf ein Niveau von knapp 2 % zu führen – und zwar schnellstmöglich, wie Mario Draghi neuerdings betont.
Die EZB-Inflationsprojektionen für 2016 wurden leicht auf 0,2 % angehoben und liegen für die
kommenden Jahre unverändert bei 1,3 % bzw. 1,6 %. Eine ähnliche Anpassung gab es für das
Wirtschaftswachstum der Eurozone. Die Projektionen liegen hier bei 1,6 %, 1,7 % und 1,7 %. Die
Zahlen lassen jedoch kaum Schlüsse zu, wohin die Geldpolitik in den nächsten zwei Jahren steuert, selbst wenn alles so kommt wie erwartet. Betrachtet man die Terminmärkte, so glauben nur
wenige daran, dass sich die Geldpolitik entscheidend ändert – obwohl die Inflation vermutlich
spürbar ansteigt. Es gilt ebenfalls das Wort Mario Draghis, dass die Leitzinsen weit über den Zeithorizont des Erwerbs von Vermögenswerten hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren
Niveau bleiben werden. Für Anleihen würde es in diesem Fall zumindest bewertungstechnisch
jedoch eng werden. Bei Inflationsraten von über einem Prozent wären die realen Verluste der
Anleger bei unverändert niedrigen bzw. negativen Renditen erheblich. Für die Finanzminister in
der Eurozone wäre die Situation hingegen bei einem höheren nominalen Wirtschaftswachstum von
rund 3 % noch komfortabler. Bedingung wäre aber, dass die Risikoaufschläge gering bleiben und
keine neuen Zweifel am langfristigen Bestand der Währungsunion aufkommen.
Vor diesem Hintergrund ist der Ausgang des Referendums in Großbritannien von großer Bedeutung. Im Vorfeld profitieren Bundesanleihen und US-Treasuries von dieser Unsicherheit, so dass
der steigende Ölpreis und zuletzt bessere Konjunkturdaten kaum Wirkung gezeigt haben. Sollte
die Abstimmung jedoch pro Europa ausfallen, so ist bei deutschen Renten mit tendenziell steigenden Renditen zu rechnen.
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W OCHENAUSBLICK
Dr. Stefan Mütze
Tel.: 0 69/91 32-38 50
2.2 Deutschland: Leistungsbilanzüberschuss sinkt nur zögerlich
Vom starken Auftragsplus im März dürfte die Produktion im April noch profitieren und leicht ansteigen. Der Leistungsbilanzüberschuss sollte auf mittlere Sicht wieder etwas zurückkommen.
Außenhandel bremst
Der deutsche Außenhandel ist zurzeit eine Wachstumsbremse. Im ersten Quartal war der Beitrag
zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum dritten Mal in Folge negativ, wenngleich mit 0,1 Prozentpunkten weniger ausgeprägt als zuvor. Weiterhin sind wichtige deutsche Exportmärkte wenig aufnahmefähig, so dass die deutschen Ausfuhren nur moderat zulegen. Dies gilt für Schwellenländer wie
Russland oder auch China. Immerhin haben sich die Exporte ins Reich der Mitte zuletzt erholt.
Nach einem längeren Boom in den USA wurden dort zuletzt ebenfalls weniger deutsche Waren
abgesetzt. Trotz Erholung in der Eurozone bleiben die deutschen Ausfuhren in den gemeinsamen
Währungsraum zögerlich. Etwas lebhafter entwickelten sich die deutschen Einfuhren.
Deutsche Importe zuletzt lebhafter als Exporte
Deutsche Leistungsbilanzüberschüsse: Nichts Neues
% gg. Vj., real
%
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Vor 1991: Westdeutschland
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Strukturelle Faktoren
stabilisieren Leistungsbilanzüberschuss
Mrd. €
Obwohl das deutsche Wachstum zurzeit von der Binnennachfrage getragen wird, erreicht die Leistungsbilanz einen Rekord nach dem anderen. So betrug deren Überschuss im vergangenen Jahr
257 Mrd. € oder 8,5 % des BIP. Im April dürfte der Überschuss zwar saisonbedingt auf 23 Mrd. €
zurückgehen. Gleichwohl wäre der kumulierte Saldo in den ersten vier Monaten dann mit nahezu
90 Mrd. € nochmals 9 Mrd. € höher als im Vorjahr. Diese auf den ersten Blick verwunderliche Entwicklung resultiert daraus, dass in der Leistungsbilanzstatistik mit nominalen Werten gerechnet
wird. Der dramatische Ölpreiseinbruch seit Mitte 2014 spiegelt sich damit in einem deutlich verminderten Einfuhrwert wider. Zusammen mit der Abwertung des Euro in diesem Zeitraum erklärt
1
dies einen Gutteil des jüngsten Anstiegs der Leistungsbilanz. Der Anstieg des Ölpreises dürfte
sich in Kombination mit dem aktuell ausgeglichenen realen Außenhandel in den nächsten Monaten
entsprechend leicht dämpfend auf das Rechenwerk auswirken. Nicht zu erwarten ist allerdings,
dass sich der deutsche Leistungsbilanzüberschuss kurzfristig deutlich abbaut. Hierfür sind strukturelle Faktoren verantwortlich. So trägt die Alterung in Deutschland dazu bei, dass hohe Ersparnisse zur Absicherung des Ruhestands gebildet werden. Nach empirischen Schätzungen können
allein ein bis zwei Prozentpunkte des aktuellen Leistungsbilanzüberschusses hierauf zurückgeführt
werden. Dieser Effekt dürfte erst ab Mitte der 2020er Jahre abnehmen. Darüber hinaus ist seit den
2000er Jahren der Bestand an „Forderungen“ abzüglich „Verbindlichkeiten“ gegenüber dem Ausland, das Netto-Auslandsvermögen Deutschlands, stark auf mittlerweile knapp 1,5 Billionen € gestiegen. Damit einher ging auch ein deutlicher Zuwachs von Primäreinkommen aus Vermögen und
Direktinvestitionen. Diese erreichten 2015 fast 64 Mrd. € oder rund ein Viertel des Leistungsbilanzsaldos. Die Langfristigkeit der ausländischen Vermögensanlagen und der hieraus generierten
Rückflüsse nach Deutschland stabilisieren den Leistungsbilanzüberschuss.
1
Vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank: Monatsbericht März 2016, Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr
2015, S. 39-59, hier S. 40ff. sowie Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Schlaglichter der
Wirtschaftspolitik, Monatsbericht März 2016, Die deutsche Leistungsbilanz in der Kritik, S. 11-25, hier S. 15ff.
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W OCHENAUSBLICK
3
Charttechnik
Bund-Future: Widerstände überwunden
Widerstände:
164,60
165,22
166,63
MACD
Unterstützungen:
163,06
162,62
161,46
Bund-Future (weekly)
Der Bund-Future hat den oberen Bereich der seit Februar
etablierten Konsolidierungsrange überwunden, wodurch
sich das Bild aufgehellt hat. Die nächste Hürde ist bei
165,22 zu finden, hergeleitet von der Kurslücke, die sich bei
dem letzten Kontraktwechsel Anfang März ergeben hat.
Während sich die Lage im Tageschart bessert, offenbart der
Blick auf den Wochenchart Abwärtsrisiken, denn seit dem
Aprilhoch des MACD sinkt dieser und liegt inzwischen unterhalb seiner Signallinie. Insofern erscheint es risikoreich,
jetzt auf weitere Kursanstiege zu setzen.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
Euro: Begrenztes Potenzial
Widerstände:
Unterstützungen:
MACD
EUR-USD (daily)
1,1250
1,1100
1,1297
1,1055
1,1347
1,0820
Der Euro stabilisierte sich oberhalb des Unterstützungsbereichs um 1,11 (200-Tagelinie bei 1,1096). Im Tageschart
hellte sich das Indikatorenbild leicht auf. So steht der
Stochastic im Kauf und der MACD ist in eine Drehbewegung übergegangen, konnte seine Signallinie aber nicht
überschreiten. Hürden lassen sich bei 1,1234, 1,1250 und
1,1297 lokalisieren. Letztere stellt das 32,8 %-Retracement
der Kursverluste seit Anfang Mai dar. Da auf Wochenbasis
noch immer Risiken dominieren, dürfte es dem Euro nicht
leicht fallen, sich oberhalb von 1,13 zu etablieren.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Befreiungsschlag steht noch aus
Widerstände:
10.365
10.474
10.743
Unterstützungen:
10.130
10.077
9.797
MACD
DAX (daily)
Die Anstiegsdynamik des DAX ist zuletzt ins Stocken geraten. Indikatoren im Tages- und Wochenchart zeichnen aber
ein konstruktives Bild, sodass eine erneute Befestigung
möglich erscheint. Wichtig ist es, das letzte Hoch bei 10.365
sowie das zyklische Hoch vom April bei 10.474 Punkten zu
überwinden. Erst dann wäre der Weg für einen weiteren
Anstieg geebnet und ein Schließen der Kurslücke von Anfang des Jahres (10.743) möglich. Auf der Unterseite gilt es,
den wichtigen Bereich von 9.373 bis 9.797 nicht zu unterschreiten.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Technischen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und
langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein.
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W OCHENAUSBLICK
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Prognosetabelle
Euroland
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreise
reale Veränderung gg. Vorjahr, %
Veränderung gg. Vorjahr, %
2014
2015
2016p
2017p
2014
2015
2016p
2017p
0,9
1,5
1,7
1,6
0,4
0,0
0,5
1,5
Deutschland
1,6
1,4
1,7
1,5
0,9
0,3
0,7
1,6
Frankreich
0,7
1,2
1,5
1,5
0,6
0,1
0,5
1,5
Italien
-0,3
0,6
1,2
1,5
0,2
0,1
0,4
1,4
Spanien
1,4
3,2
2,8
2,0
-0,2
-0,6
0,1
1,4
Niederlande
1,0
2,0
1,5
2,0
0,3
0,2
0,8
1,3
Österreich
0,4
0,9
1,4
1,5
1,7
0,9
1,2
1,7
Griechenland
0,7
-0,3
-0,6
1,5
-1,4
-1,1
0,0
1,0
Portugal
0,9
1,5
1,5
1,8
-0,2
0,5
0,5
1,0
Irland
5,2
7,8
5,0
3,8
0,3
0,0
0,1
1,5
Großbritannien
2,9
2,3
1,9
1,8
1,5
0,1
0,8
2,2
Schw eiz
1,9
0,8
1,2
1,6
-0,1
-1,1
-0,5
0,6
Schw eden
2,3
4,2
3,4
2,6
-0,2
0,0
0,7
1,7
Norw egen
2,2
1,6
1,3
1,8
2,0
2,1
2,5
2,2
Polen
3,3
3,6
3,0
3,0
0,0
-0,9
0,0
2,0
Ungarn
3,7
2,9
2,0
2,8
-0,2
-0,1
0,4
2,3
Tschechien
2,0
4,2
2,4
2,6
0,4
0,3
0,7
2,0
Russland
0,6
-3,7
-1,5
1,5
7,8
15,5
8,5
6,0
USA
2,4
2,4
2,0
2,5
1,6
0,1
1,6
2,5
Japan
-0,1
0,6
0,4
0,4
2,7
0,8
0,4
1,8
Asien ohne Japan
5,7
5,4
5,1
5,0
3,6
2,5
3,0
3,5
China
7,3
6,9
6,5
6,0
2,1
1,5
2,0
2,4
Indien
7,2
7,0
6,8
6,5
6,7
4,9
5,1
5,5
1,3
0,0
0,3
2,0
10,7
13,0
15,0
11,0
0,1
-3,8
-3,0
1,0
6,3
9,0
8,9
6,0
3,2
2,9
2,9
3,2
3,1
2,8
3,3
3,4
Lateinamerika
Brasilien
Welt
p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt
Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
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