Rede Markus Ritter

Zukunft Milchland Schweiz – Wege aus der Krise
Medienkonferenz zum Milchgipfel. Bern, 27. Mai 2016
Rede von Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands (es gilt das gesprochene Wort)
Geschätzte Medienvertreter,
Heute Vormittag sind Verantwortungsträger der gesamten Wertschöpfungskette und der Politik am Milchgipfel
zusammen gekommen um einen Weg aus der Krise zu suchen und Massnahmen zu definieren. Vertreter der Produktion, der Verarbeitung und des Detailhandels haben zur aktuellen Situation auf dem Molkereimilchmarkt Stellung genommen. Alle sind sich einig, so kann es nicht mehr weiter gehen.
Unter dem Titel „Stärkung des Milchlandes Schweiz“ wurde von den organisierenden Organisationen, als Ergebnis
der heutigen Diskussion, ein Manifest verfasst. Eine Kopie des Dokumentes finden Sie in der Medienmappe. Dieses
hält fest, dass die nachhaltige und standortgerechte Produktion von Schweizer Milch unbedingt erhalten bleiben
muss.
Der Schweizer Bauernverband, die Schweizer Milchproduzenten SMP und die Branchenorganisation Milch suchten in den vergangenen Monaten unentwegt nach Lösungen, um mögliche Auswege aus der katastrophalen Situation zu finden. Wir haben in sehr vielen Gesprächen die Marktlage analysiert und einen Weg für die Schweizer
Milchproduzenten gesucht. Die aus den Gesprächen resultierenden Massnahmen konnten teilweise umgesetzt
werden. Diese Massnahmen reichen aber bei weitem nicht aus! Die Situation in der Milchwirtschaft hat sich weiter
zugespitzt. Die gegenwärtige sehr grosse Krise ist jedoch nicht mehr allein durch die Produzenten zu lösen. Die
ganze Wertschöpfungskette ist nun gefordert – auch die Politik muss einen aktiven und wirksamen Beitrag leisten.
Und es muss sofort gehandelt werden!
Ebenfalls im Manifest wurden konkrete Forderungen – an die Politik und an die Branche – gestellt und festgehalten. Das erwarten wir von den Marktakteuren:
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Eine konsequente Umsetzung der beschlossenen Segmentierung bei der Milch.
Die Einhaltung der Richtpreise von der Branche.
Die Einhaltung der Regelung betreffend der freiwilligen Lieferung von C-Milch.
Wir erwarten, dass sich alle Akteure aktiv an der Ausarbeitung einer gemeinsamen Mehrwertstrategie für
die Schweizer Milch beteiligen.
Die Verteilung der Wertschöpfung, insbesondere im Molkereimilchmarkt, muss transparent und für alle
fair erfolgen.
Zudem stimmen die Teilnehmer des Milchgipfels zu, dass die Agrarpolitik und damit die wirtschaftspolitischen
Rahmenbedingungen für die Milchproduktion überprüft und angepasst werden müssen. Nur so kann die Milchproduktion in der Schweiz wirtschaftlich attraktiv sein. Neben der Schaffung einer langfristigen Perspektive
braucht es Massnahmen, die rascher umgesetzt werden müssen. Im mittelfristigen Zeithorizont brauchen wir eine
milchspezifische und WTO-konforme Nachfolgelösung im Landwirtschaftsgesetz für die bisherigen SchoggigesetzErstattungen. Wir müssen die Vergabepraxis bei staatlichen Investitionskrediten vermehrt nach
betriebswirtschaftlichen Grundsätzen ausrichten. Und wir brauchen, das ist ganz elementar, politischen Flankenschutz bei der Verbesserung der Rechtslage für die Milchkaufverträge. Konkret geht es darum, dass die Bestimmungen bezüglich Menge und Preis in den Milchkaufverträgen verbindlicher ausgestaltet werden. Der Artikel 37
des heutigen Landwirtschaftsgesetzes ist Ausgangspunkt für diese Diskussionen.
Ich betone ausdrücklich, dass gewisse Massnahmen rasch umgesetzt werden müssen, um einen Weg aus der Krise
zu unterstützen. Konkret werden folgende Sofortmassnahmen gefordert:
 Die RAUS-Beiträge müssen sofort erhöht werden: dies hätte eine direkte Einkommensverbesserung der Milchproduzenten zur Folge. Zudem sind die RAUS-Beiträge gesellschaftspolitisch sehr gut akzeptiert.
 Die GMF-Beiträge müssen in Richtung einheimisches Raufutter angepasst werden. Wir brauchen Flexibilität
beim Einsatz von Mais. Auch diese Massnahme kann rasch umgesetzt werden und führt dazu, dass noch mehr
Produzenten bei diesem Programm mitmachen.
 Schliesslich fordern wir zusätzliche Mittel zur Absatzförderung für den Inlandmarkt. Wir haben eine höhere
Milchproduktion und hohe Butterlager. Wir müssen daher mehr Molkereimilch in den wertschöpfungsstärkeren Segmenten verkaufen. Damit dies gelingt, müssen wir die Marketinganstrengungen erhöhen.
Meine Damen und Herren, die Produktion von Schweizer Milch ist aktuell stark gefährdet – das kann und will sich
die gesamte Branche nicht leisten. Es muss gehandelt werden, und zwar rasch. Nur mit der aktiven Unterstützung
aller Marktakteure und der Politik hat das Milchland Schweiz Zukunft! Wir sind überzeugt, mit dem heutigen
Milchgipfel einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben und wir werden alles daran setzen, dass die
Milchproduzentinnen und Milchproduzenten aus dem heutigen Tag neue Kraft schöpfen und wieder Perspektiven
erhalten.