Management Haftpflichtversicherung für Milchproduzenten Mangelnde Qualität – wer haftet? Bei Käsereien gibt es immer wieder Haftungsfragen, wenn Käse ungenügender Qualität produziert wird. Gründe können versteckte Mängel in der Milch sein. Es gibt oft kontroverse und lange Diskussionen darüber, wer haftbar ist und den Schaden trägt. Damit verbunden sind auch komplexe Versicherungsfragen. Thomas Reinhard D ie Milch ist ein komplexes Naturprodukt. Sie wird nicht nur von den Menschen geliebt, auch die Mikroorganismen haben sie gern. Bei unsachgemässem Umgang mit der Milch kann es beispielsweise Fettschädigung geben, was zu Ranzigkeit führt. Um Qualitätsprodukte herstellen zu können, braucht es professionelles Handwerk auf allen Stufen (siehe Kasten rechts). Insbesondere bei Kompostställen ist Vorsicht geboten – mit dem Kompost können Fremdkeime eingeschleppt werden oder Buttersäurebakterien und Sporen wachsen. Einzelne Sortenorganisationen verbieten solche Ställe. Versteckte Qualitätsmängel der Milch (siehe Tabelle unten) sind in der Regel nicht sichtbar und nur mit hohem Aufwand oder starker zeitlicher Verzögerung nachweisbar. Eine Prüfung der Milch bei jeder Milchübernahme auf diese Mängel ist nicht möglich oder sehr aufwändig und teuer. Was gilt im Schadenfall? In der Vereinbarung «Eckwerte Milchkaufverträge», welche zwischen der Fromarte (Organisation der Schweizer Käser), der Vereinigung Schweizer Milchindustrie und der Organisation der Schweizer Milchproduzenten SMP abgeschlossen wurde, ist festgehalten: «Nutzen und Schaden gehen mit dem Wägen oder Messen an den Erstmilchkäufer über. Zur Geltendmachung von versteckten Mängeln müssen diese über Rückstellproben nachgewiesen werden können.» Die Milchproduzenten können im Schadenfall also nur haftbar gemacht werden, wenn der Käser Rückstellproben bei jeder Milcheinlieferung gefasst hat. Mittels anerkannten Analysen von neutraler Stelle muss der Beweis erbracht werden, dass die gelieferte Milch den Schaden verursacht hat. Versicherungsbedingungen Sowohl der Käser wie die Milchproduzenten sollen entsprechende Versicherungen abschliessen. Für die Milchproduzenten heisst dies, eine Haftpflichtversicherung mit einer Deckung von mindestens 5 Mio. Franken und mit der Abdeckung des Verkaufs von Milch. Die Versicherungen werden im Schadenfall die Vor- Bild: Switzerland Cheese Marketing aussetzungen genau prüfen und auch abwägen, ob die «Gute Herstellungspraxis» (siehe Kasten rechts) sowohl auf dem Landwirtschaftsbetrieb wie in der Käserei eingehalten wurde. Die SMP hat Versicherungsbedingungen für Haftpflichtversicherungen für Milchproduktionsbetriebe analysiert. Die Bedingungen sind sehr unterschiedlich. Es gibt Gesellschaften, welche die Haftung in folgenden Punkten ausschliessen: • für nicht pathogene (krankmachende) Keime; • für Vermischungsschäden; • für Schäden, die nicht Hemmstoffe betreffen; • für Analysen und Abklärungen, • bei Verletzung der Sorgfaltspflicht auf der Stufe Landwirtschaftsbetrieb oder Käserei; • bei vertraglichen Regelungen, die über die gesetzlichen Grundlagen hinausgehen. Liste der häufigsten versteckten Milchqualitätsmängel Mangel Ursache Herkunft Anaerobe Sporen Diverse Clostridium-Arten Silage auf dem Hof, verschmutztes Gras, verfaultes Futter Quelle: nach Fromarte Propionibakterien Wilde Propionibakterien sp. Verschmutzte Melkanlage Ranzigkeit (Freie Fettsäuren) Milcheigene Lipasen (Spontane Lipasen) Erhöhte Ausscheidung durch die Kuh infolge hormoneller Störungen (Eierstock-Cysten), Krankheit, Fütterung Mikrobielle Lipasen Lipolytische Mikroorganismen (Schimmel, besonders Blauschimmel, Bakterien: Micrococcus, Pseudomonas, Bacillus, Sarcina etc.) Induzierte Lipasen Mechanische Schädigung (Scherkräfte in Pumpen, Rührwerken) der Fettkügelchen (Liposomen), Schaumbildung. Freigesetzte Fette werden durch natürlich vorkommende Lipasen gespalten. Biogene Amine Histamin gebildet von Lacto- bacillus parabuchneri Verschmutzte Melkanlage Inhibierende Stoffe Antibiotika Veterinäre Behandlung (Euter oder Körper), Trockenstellen 14 UFA-REVUE 12 | 2016 Management Die SMP hat beim Schweizerischen Versicherungsverband nachgefragt und um Erarbeitung einer Musterlösung für die Versicherungsbedingungen gebeten. Die Versicherungsgesellschaften handhaben Schadenfälle sehr unterschiedlich. Einzelne zeigen sich kulant, andere bleiben sehr hart. Empfehlungen der SMP Milchproduzenten sollen eine Haftpflichtversicherung bei Lieferung von Käsereimilch mit einer Mindestdeckung von 5 Mio. Franken abschliessen. Deren Versicherungsbedingungen müssen genau geprüft werden, damit die Lieferung von Milch auch abgedeckt ist. Allenfalls soll sich der Milchproduzent erkundigen, welche Erfahrungen im Schadenfall gemacht wurden. Formulare von Käsern, die einer generellen Haftungsverpflichtung entsprechen, sollen nicht unterschrieben werden. Dasselbe gilt für Bestimmungen in Milchkaufverträgen, die nicht ausgewogen und nicht Gute Herstellungspraxis (GHP) Milchproduktion: Milchverarbeitung: • Konforme Futterlager, Ställe und Melkanlagen; • Fassen von Rückstellproben jeder eingelieferten Milch und Gefrier lagerung während mindestens ¾, bei Extrahartkäse mindestens ¼ der vorgesehen Lagerdauer des Käses; • Verbot von gärenden Futtermitteln in Ställen mit laktierenden Kühen; • Einhaltung Hygienemassnahmen Fütterung und Milchgewinnung; • Regelmässige Prüfung des Wassers für Tränke und Reinigung; • Mindestens ein Mal pro Jahr risikobasierte Kontrollen durch Vorsteher Milchlieferanten resp. Genossenschaft und Käser; • Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung mit einer finanziellen Abdeckung des Verkaufs von Milch. praxisgerecht sind. Der Milchproduzent muss sich den Risiken von Kompostställen bewusst sein und ents p re c h e n d h a n d e l n ( H e r k u n f t Kompost prüfen, strikte Hygiene • Prüfung der Kessimilch mind. zweimal pro Monat mit anerkannten Methoden. Mind. Prüfung der Kriterien Clostridien, freie Fettsäuren und Propionsäurebakterien. Falls Grenzwerte überschritten werden, analoge Analyse der Einzelmilchproben; • Regelmässige Prüfung des Wassers; • Konforme Anlagen und Geräte; • Korrekte Einstellung und Wartung der Baktofuge (Halbhartkäse); • Spezifische regelmässige Prüfung von Milchsammelfahrzeugen; • Bei Bedarf risikobasierte Kontrollen einer neutralen Fachperson über die Einhaltung der GHP und Information an Vorsteher Milchlieferanten resp. Genossenschaft; • Abschluss einer Betriebshygieneversicherung mit der Abdeckung von versteckten Mängeln beim Rohstoff Milch. beim Melken oder Verzicht auf einen solchen Stall). Einzelne Käse-Sortenorganisationen haben Auflagen und zum Teil auch Verbote beschlossen, n die es zu beachten gibt. Autor Thomas Reinhard, Schweizer Milchproduzenten SMP, 3000 Bern www.swissmilk.ch Anzeige Speicherung Next Level! 3-phasige Powerwall und Powerpack - Photovoltaik und Speicherung, das ist die Zukunft! - Drei Powerwalls (somit dreiphasig): 19.2 kWh Kapazität - Tesla Powerpack: 95 kWh Kapazität - Jetzt vorbestellen! Tesla Tesla Powerpack Powerpack Tesla der grosse grosse Bruder Bruder Tesla Powerpack Powerpack ist ist der der (6.4 kWh). kWh). Das DasTesla Tesla der Tesla Tesla Powerwall Powerwall (6.4 Powerpack denden gewerblichen EinPowerpack ististfürfür gewerblichen satz gemacht. 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