Pubertät – Wenn Eltern schwierig werden… Dass die Pubertät schwierig ist, wissen die meisten aus eigener Erfahrung. Dass es aber als Eltern noch schlimmer sein kann, kann man kaum glauben. Die Elternbildung Werdenberg hat am 24. Oktober zu einem Referat im Familientreff Buchs eingeladen. Gilles Schmid-Heeb, Buchs, Psychologe für Kinder, Jugendliche und Eltern konnte aufzeigen, dass sich der Körper von Pubertierenden dramatisch verändert, gleichzeitig werden Teile des Gehirns neu organisiert. Dadurch mangelt es den Jugendlichen in dieser Zeit an einem Ich-Gefühl, an Impulskontrolle und Planungsfähigkeit. Dies ist die Erklärung für das zeitweilig unverständliche Verhalten, jedoch keine Entschuldigung! Im Gegenteil: „Genau jetzt braucht es Euch Eltern, die dem Noch-Kind zeigen, dass Liebe bedingungslos ist, was Planung bedeutet und, sehr wichtig, wo die Grenzen sind!“, fordert er die zahlreich anwesenden Eltern auf. So wenig man erst in der Pubertät mit Erziehung anfangen kann, so wenig ist die ganze Erziehung plötzlich verschwunden. Es ist die Zeit der Wandlung, die nur auf dem Fundament der Erziehung vor sich gehen kann. Sie ist die Vollendung der Erziehung, macht sie doch aus Kindern hoffentlich selbständige, verantwortungsvolle Erwachsene. Aus seiner Arbeit als Paartherapeut weiss er aber zu berichten, dass die Eltern selbst auch einen Wandel durchmachen, der zu Verunsicherung führen kann: Sie müssen sich wieder vermehrt als Paar finden und feststellen, dass auch sie älter werden. Über 70 Zuhörer haben sich eingefunden, zugehört und Fragen gestellt. Die konkreten Probleme aus dem Publikum konnten natürlich nicht in einem Satz geklärt werden, aber Beispiele aus der Praxis haben gezeigt, dass man neue Wege suchen muss, die für alle akzeptabel sind. Rezepte gibt es keine! Aber alleine die Tatsache, dass so viele Eltern mit denselben Problemen konfrontiert sind, hilft bereits: „Wir sind ja doch normal. Andere haben ähnliche Probleme“. Zentraler Punkt bei allen Antworten bleibt die Beziehung zum Jugendlichen, sie darf niemals abbrechen. Das Verhalten der Jugendlichen ist selten gegen die Eltern gerichtet, meistens rein auf sich selbst bezogen und aus oben genannten Gründen oftmals nicht nachvollziehbar. Alles in Allem konnte Gilles Schmid-Heeb keine bahnbrechenden Erkenntnisse oder Patentlösungen liefern, die gibt es nämlich nicht. Seine Aufforderung an die Anwesenden: bleiben sie in Kontakt mit ihrem Jugendlichen. Neue Lösungen müssen immer wieder gesucht und ausprobiert werden: Wie immer in der Erziehung.
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