Energie- und Treibhausgas-Politik Eigentlich wäre es mit dem Naturschutz in Sachen Moor eine einfache Angelegenheit: Um in unserer Gesellschaft angesichts einheitlich gelber Rapsfelder bis zum Horizont oder anderen riesenhaften landschaftsbestimmenden Monokulturen noch einen gewissen Sinn für die Vielfalt der Natur zu bewahren, sollten eben Zonen eingerichtet sein, wo Mutter Natur nach Gutdünken schalten, walten und sich in ihrer Vielfalt darstellen kann. Dabei sollte es nicht stören, dass Mutter Natur gelegentlich auch Ausdünstungen (=Treibhausgase) produziert, die es schon immer gegeben hat. Naturschutzpolitisch ist es da ein äußerst unglücklicher Ansatz, nun diese Naturemissionen manipulieren zu wollen, um damit (angeblich) ein Gegenwicht zu den unnatürlichen und übermäßigen Emissionen der sog. zivilisierten Welt aus der Verbrennung fossilen Materials zu schaffen. Mit einem ähnlichen Reflex könnte man auch überlegen, den CO2-Ausstoss von Vulkanen durch Plombieren der Schlote zu stoppen. Der Idee eines Umweltschutzes wird letztlich ein Bärendienst erwiesen, weil die weniger treibhausgas-orientierten Kreise bequem darauf verweisen können, dass nach Aussage der Naturschützer in den Hochmooren die wunderbarsten Dinge passieren, die in Sachen CO2-Bindung und Klima und Biomasseproduktion usw. so unglaublich effektiv sind. Das Konsumverhalten muss sich daher nicht ent- scheidend ändern: Die Moore werden es (angeblich) schon richten. Wie sehr man hier die Wirksamkeit von Mooren zur Kompensation globaler Exzesse beim Energiekonsum überinterpretiert, zeigen ein paar Zahlbeispiele: A der Energiegehalt der Kendlmühlfilzen mit knapp 10 km² Fläche in den Südlichen Chiemseemooren reicht gerade mal dazu, ein großes Kreuzfahrtschiff ca. 1 Jahr zu betreiben. B Ein etwas größerer Schaufelradbagger, wie er im Braunkohletagebau eingesetzt wird, würde die Kendlmühlfilzen in den Südlichen Chiemsee-Mooren in ca. 3- 4 Monaten mehrere Meter tief komplett ausräumen. C In Norddeutschland hat die hohe Politik beschlossen, 1.000 km² private landwirtschaftliche Flächen auf ehemaligen Niedermoormooren per Zwangsmaßnahme wieder zu vernässen. Damit soll die CO2-Entwicklung durch „kalte Verbrennung“ des Moorbodens verhindert werden. Aus dem jährlichen Schwund des Bodenvolumens kann konservativ eine CO2-Menge entsprechend einer Energiemenge von 1 Terawatt/Jahr abgeschätzt werden. Setzt man diese Zahl nun in Relation zum bundesrepublikanischen CO2-Gesamtausstoss äquivalent mehr als 3.000 Terawatt-Stunden pro Jahr, so ist die Auswirkung auf die Deutsche Treibhausgasbilanz sehr ernüchternd: www.chiemseemoor.de Rechnerisch beträgt die CO2-Abgabe von 1.000 km² entwässertem Moorboden nur 0,3 Promille unserer bundesrepublikanischen CO2-Erzeugung. Dieser an sich schon sehr geringe Effekt muss sich nun noch folgender Gegenrechnung stellen: Je nach örtlicher Gegebenheit kann die natürliche Treibhausgasemission (CO2 und Methan) nach Wiedervernässen alter Moorflächen dramatisch um mehrere Größenordnungen (Faktor 100) ansteigen! Der Schuss der Wiedervernässung geht hier also nach hinten los. Trotzdem preist die hohe Politik das Wiedervernässen ehemaliger Moorflächen als effizientes Mittel einer landesweiten Treibhausgaspolitik an. D Ökopolitik in Sachen Moor wird sich immer der Tatsache stellen müssen, dass bei einer wachsenden Menschheit auch langsam nachwachsende und damit letztlich doch nachhaltige Ressourcen wie Torf genutzt werden müssen. Die Kunst liegt darin, geeignete Maßnahmen zur Einstellung eines Gleichgewichts zu finden. Ansprechpartner sind hierzu vor allem die Regionen mit großen Moorflächen. Und da sieht es verschiedentlich tatsächlich sehr schlecht aus. In Indonesien (u. a. Borneo) werden aktuell weit über 100.000 km² sog. Tropenwaldmoore mit ihrem Baumbestand und den darunterliegenden meterdicken Torfböden gebrandschatzt, um Ölpalmen anzubauen (Fläche entspricht über 10.000 Kendlmühlfilzen). Das Palmöl wird wiederum in großen Mengen vor allem in den Industrienationen verbraucht. U.a. wird das Öl bei uns „energetisch verwertet“, um dadurch angeblich ökologisch korrekt Mineralöl einzusparen. Da staunt der Orang-Utan auf Borneo. Der anfallende CO2-Ausstoss durch diese menschengemachte Öko-Katastrophe über steigt bequem die jährliche Gesamt-CO2Emission unserer Republik! Faktencheck Jährlicher fossiler Primärenergie-Einsatz in Deutschland: (Mineralöl, Kohle, Gas für Kraftwerke, Heizung, Verkehr etc.; Jahr 2011). 3.100 TeraWattstunden = 3,1 Millionen Gigawattstunden (= 3,1 Millionen Millionen Kilowattstunden; kein Schreibfehler!). www.chiemseemoor.de Das sind ca. 80 % des bundesrepublikanischen Gesamtprimärenergie-Einsatzes! Die restlichen gut 20% werden von der Kernenergie und den erneuerbaren Energien abgedeckt. Der fossile Energie-Einsatz verursacht proportional einen entsprechenden CO2-Ausstoß. Man kann daher vergleichende Öko-Bilanzen in Sachen CO2-Ausstoss an entsprechenden Energiebilanzen beim Gebrauch kohlenstoffhaltiger Energieträger festmachen. Energiegehalte von Biomasse (jeweils Trockenmassen) Torf: Trockenmasse ca. Holz: Trockenmasse ca. Steinkohle: Trockenmasse ca. Heizöl: ca. < 6 kWh/kg < 5 kWh/kg < 8 kWh/kg 11 kWh/kg Moorflächen Global ca.5.400.000 km² Indonesien ursprünglich über 200.000 km² Moorflächen Deutschland (heute) ca. 3.200 km² (ursprünglich wesentlich mehr) Chiemseemoor ca. 25 km² Kendlmühlfilzen ca. 8 km² Kohlenstoffgehalte (Kohlenstoff=C) Globaler C-Gehalt der Böden in Form von Humus (inkl. Moorböden) ca. 1.500 Gt Globaler C-Gehalt von Moorböden ca. 1.450 Gt Globaler C-Gehalt der lebenden Biomasse ca. 1.550 Gt C-Gehalt der Atmosphäre ca. 1.750 Gt 1 Gigatonne = 1 Milliarde Tonnen = 109 Tonnen Im globalen Biomassekreislauf der Festlandböden steckt die weitaus größte Kohlenstoffmenge also im Bodenhumus in seinen verschiedenen Formen (3 mal so viel wie in der lebenden Biomasse). Ca. 1/3 der Masse des Bodenhumus liegt in Moorböden vor. Die Kendlmühlfilzen enthält ca. 1 Millionstel des globalen moorgebundenen C-Gehalts. Die bei weitem größten und wirksamsten Kohlenstoff-Speicher (z. B. gelöstes CO2) sind jedoch die Weltmeere mit 38.000 Gt. Scheinbar kleine relative Schwankungen in deren CO2-Bilanz wirken sich wesentlich stärker aus als z.B. die Einführung feinziselierter agrarischer Bodentechniken durch den Menschen. Biomassebilanzen von Wald und Moor Gelegentlich wird in Naturschützerkreisen die Behauptung aufgestellt, Moore wären wesentlich effektivere Biomasseproduzenten als z.B. Wälder und würden damit der Atmosphäre entsprechend mehr CO2 entziehen. Das ist der Menschheit bisher entgangen. Warum hat man dann in den vergangenen Zeiten auf den Wald oder Forst gesetzt und nicht auf Torfmooskulturen? Biomassezuwachs Wald Bayernweiter Durchschnitt: 11 - 12 m³ (Festmeter) /Hektar und Jahr. Für trockenes Holz wird in der Literatur eine mittlere Dichte von 500-600 kg/m³ (abhängig von Holzart) angegeben. Dies entspricht einem Aufwuchs von ca. 6 Tonnen Trockenbiomasse / Hektar pro Jahr. Möglicherweise hat man sich bei der Bilanzierung an den attraktiven Zahlen des Volumens der frischen und feuchten Biomasse in Hochmooren orientiert. Diese frische Biomasse besteht aber zu über 90 % aus Wasser. Relevant für die Kohlenstoffbindung durch Bildung organischen Materials ist aber nur die Trockensubstanz. (Durch einen ähnlichen Fehler bzgl. Gesamtmasse und Trockenmasse ist in früheren Zeiten auch die Falschmeldung des angeblich besonders eisenhaltigen Spinats entstanden.) Ein durchschnittlicher Wald bildet also 10 x mehr Trockenbiomasse / Jahr als ein Moor gleicher Fläche und entzieht in der gleichen Zeit daher der Atmosphäre entsprechend mehr CO2. Im Folgenden wird die Trockenbiomasseproduktion von Wald und Moor, bzw. der damit verknüpften Kohlenstoffbindung aus der Atmosphäre verglichen. Biomassezuwachs im Hochmoor Der gemessene jährliche Trockenbiomassezuwachs im Hochmoor beträgt ca. 10 - 100 gr/m², je nach Entwicklungsstadium und Umgebungsbedingungen des Moores. Setzt man im Mittel einen jährlichen Aufwuchs von 50 gr / m² an Trockenbiomasse an, so ergibt sich ein Zuwachs von ca. 0,5 Tonnen Trockenbiomasse / Hektar und Jahr. Ein ähnliches Ergebnis erhält man übrigens, wenn man die üblichen Literaturangaben zum Bodenzuwachs in Mooren von ca. 1 mm/Jahr verwendet: 1 mm Bodenzuwachs pro Jahr => 10 m³ feuchter Moorboden/Hektar und Jahr. Der Wassergehalt des Moorbodens beträgt aber über 90 % ! Hieraus ergibt sich weniger als eine Tonne Trockentorf. Moorwälder Moorrenaturierungen in Richtung Moorwald sind unter dem Aspekt der Biomasseproduktion wesentlich effektiver als die hypothetische ReInstallation von Hochmooren im Verlauf von mehreren Hundert Jahren. Moorwälder kommen mit niedrigeren Grundwasserspiegeln zurecht, es müssten keine Wiedervernässungsorgien veranstaltet werden. Auch im Hinblick auf den anstehenden Klimawandel dürften sich Moorwälder als wesentlich stabiler erweisen als die hypothetischen Hochmoore. Auf den Vorteil einer landschaftsgestalterischen Aufforstung ehemaliger Moorflächen mit waldmoortypischen Bäumen wies Hans Schmeidl von der Moorversuchsanstalt Bernau schon vor fast 50 Jahren hin. Hans Schmeidl Zur Frage einer Regeneration aus den landwirtschaftlichen Nutzung genommener Hochmoorflächen. TELMA Band 2, S 119 ; 1972. Pdf-Kopie auf Anfrage bei www.chiemseemoor.de erhältlich. www.chiemseemoor.de Wiedervernässung In der ökopolitischen Diskussion wird nachdrücklich die Meinung einer Überlegenheit von intakten Hochmooren in Sachen Ökowirksamkeit z.B. im Vergleich zu Wäldern hingewiesen. Insbesondere soll damit die weitverbreitete Wiedervernässung zur Restaurierung ehemaliger Moore gerechtfertigt werden. Die angebliche Notwendigkeit umfangreicher Wiedervernässungen ist aber gerade ein Beweis dafür, dass wir es aktuell eben nicht mit intakten Moorverhältnissen zu tun haben, sonst müsste die Prozedur gar nicht eingesetzt werden. Wiedervernässung im Sinne einer Medizin zur Genesung des Patienten Moor kann aber dermaßen starke kurz- und mittelfristige Nebenwirkungen in Sachen Treibhausgasbilanz haben, dass man mit diesem Instrument äußerst vorsichtig umgehen muss. Wiedervernässung genutzter Moorböden: ein Allheilmittel? Im Allgemeinen war die Nutzung von Mooren und Sümpfen, in welcher Form auch immer, mit Entwässerung verknüpft. Der Begriff „Nutzen“ beschränkt sich dabei nicht nur auf Land- und Forstwirtschaft oder Rohstoffgewinnung: z.B. hat Mussolini in den 1930er-Jahren die Malaria (das Sumpffieber) durch die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe südlich von Rom eindämmen können. Diese Thematik könnte infolge Klimawandel in weiterer Zukunft auch nördlich der Alpen relevant werden. Im Folgenden werden vor allem die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen der Wiedervernässung von ehemaligen Moorflächen (gemessen in Jahren bis Jahrzehnten) diskutiert. Eine differenzierte Betrachtung der Zeitschiene wird auch durch klimapolitische Vorgaben von höchster Stelle unterstrichen: Bis 2030 sollen innerhalb der nächsten vierzehn Jahre die Treibhausgasemissionen stark eingebremst werden, neue Quellen für Treibhausgase sind selbstverständlich zu vermeiden. Lösungsansätze wie die Re-Installation von Hochmooren durch Wiedervernässung, die in Sachen Treibhausgase erst in Jahrhunderten greifen und dies dann nur minimal, dürfen da schon hinterfragt werden. www.chiemseemoor.de Intakte Moore, Wiedervernässung frisch abgetorfter Moorkörper Es war schon vor Jahrzehnten ein praktizierter Ansatz, nach der Gewinnung von Frästorf das vorher entwässerte Moor nach Abschluss der Arbeiten in den frisch abgetorften Bereichen wieder zu vernässen. Die Störung des Moores sollte lokal nur von kurzer Dauer sein. Durch Aufbringen der vorher abgeräumten ursprünglichen Botanik sollte schnellstmöglich wieder ein möglichst naturnaher Zustand erreicht werden. Diese Philosophie wurde z. B. durch die Fa. Samen-Maier in der Kendlmühlfilzen praktiziert. Im Sinne einer Aktualisierung der Naturschutzpolitik wurde in der Folgezeit das Argument der angeblich so überaus günstigen Auswirkung der Wiedervernässung auf die Treibhausbilanz nachgeschoben: Es soll der sog. oxidative Abbau von Torfsubstanz im entwässerten und damit durchlüfteten Boden unter Bildung von CO2 vermieden werden (sog. kalte Verbrennung, Kompostierung). Die Wiedervernässer übersehen dabei geflissentlich, dass im Gegenzug nun im wiedervernässten Torfboden die Emission von Sumpfgas durch die Vertorfungs- und Fäulnisprozesse wieder reaktiviert wird, so wie es auch in jedem intakten Moor abläuft. Das Sumpfgas enthält neben CO2 aber vor allem auch reichlich Methan (CH4), (Moore sind die Methanquellen der Permafrostböden). Nun kann es einem bei einschlägigen Diskussionen durchaus passieren, dass ein besonders engagierter Ökoaktivist einem dazu entgegnet: „es ist ja nur Methan“. Das ist im Sinne des aktuellen ökologischen CO2Feindbildes politisch zwar überaus korrekt. Es erweckt aber irgendwie den Eindruck, dass nicht jedem Naturverteidiger klar ist, dass Methan 30 x klimawirksamer ist als CO2. Offensichtlich ist man in gewissen Öko-Kreisen nur geneigt, Methan zur Kenntnis zu nehmen, wenn es politisch korrekt aus Rindermägen kommt, aber doch nicht beim Moor nach dem Motto: es kann nicht sein, was nicht sein darf. Intakte Hochmoore sind also im besten Fall klimaneutral, wenn überhaupt. Nicht-intakte Moore allgemein Wir beschäftigen uns aber hier nicht mit dem Fall eines intakten Hochmoors mit seiner äußerst bescheidenen Treibhausgasbilanz, sondern mit den „nichtintakten“ = seit langer Zeit entwässerten bzw. in Nutzung stehenden Moorflächen. Bei der Wiedervernässung solcher über längere Zeiten trockengelegener Moorflächen kann es einen äußerst problematischen Effekt geben: Eine gegenüber den intakten Moorverhältnissen dramatisch gesteigerte Sumpfgasproduktion, die das Treibhausgasargument der Wiedervernässer um Größenordnungen ad absurdum führt. Bei langfristiger Entwässerung und Nutzung werden die durchlüfteten Böden ehemaliger Moore durch Kompostierung der alten Biomasse nährstoffhaltiger. Zusätzlich hat Mutter Natur eigenmächtig aus der Nutzung genommene entwässerte Moorflächen oft auf ihre Weise renaturiert: z. B. mit intensivem, nun hochmooruntypischem Pflanzenbewuchs oder durch natürlich angeflogenen Aufwuchs von Bäumen. Die folgende Abbildung zeigt den nördlichen Bereich der Chiemseemoore mit reichlichem Aufwuchs von waldmoortypischen Bäumen, die in früheren Zeiten nach Entwässerung und Torfabbau angeflogen waren. Diese natürlich entstandenen Ökosysteme werden nun wieder zerstört. Ehemalige Moorböden produzieren dann im Vergleich zum intakten Hochmoor u. U. erheblich größere Mengen sowohl an lebender Biomasse als auch an Humus durch Kompostierung jüngst abgestorbener Biomasse. In der ersten Zeit nach der Wiedervernässung verfault bzw. vertorft die angefallene erhebliche Menge neuer Biomasse und gibt große Mengen an besonders klimaschädlichem Sumpfgas ab. In den ersten Jahren/Jahrzehnten nach der Wie- www.chiemseemoor.de dervernässung kann die jährliche Treibhausgasproduktion die des trockenen Torfbodens, bzw. eines intakten Hochmoores um den Faktor 100 oder mehr übertreffen! Mit anderen Worten: Mutter Natur handelt in Sachen Wiedervernässung also politisch nicht korrekt, sondern verhagelt massiv die Treibhausgasbilanz der betroffenen Moorflächen für die nächsten hundert Jahre. In Fachkreisen, z. B. dem Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam, kennt man natürlich diese Zusammenhänge, aber die öffentliche Diskussion macht um diese Erkenntnisse einen großen Bogen. Es gäbe aber wesentlich effektivere Ansätze zur Renaturierung ehemaliger Moorflächen, die insbesondere kurzfristig wirksam sind: der Aufbau von angepassten Baumbeständen. Nach der Wiedervernässung: Aufwuchs und Absterben von Biomasse auf früher entwässerten und nun wiedervernässten Moorböden. Diese Biomasse wird im Laufe der Zeit durch Versumpfung und Vertorfung unter starker Treibhausgasemission wieder abgebaut. www.chiemseemoor.de Ziel ist aber nicht die Anlage eines üblichen Forstes mit Fichten-Monokulturen. Bei forstlichen Maßnahmen im Sinne einer freizeitorientierten Landschaftsgestaltung auf ehemaligen Moorflächen sind vielmehr moorwaldtypische Bäume zu bevorzugen, in unseren Breiten z. B. die Erlen, verschiedene Kiefern, Birken, etc. In vielen Fällen würde sich so ein Baumbestand auch allein mit Hilfe von Mutter Natur durch Anflug von Samen ansiedeln. Was will der Naturschützer mehr. Diesbezügliche Überlegungen wurden schon vor nahezu 50 Jahren von Hans Schmeidl von der Bayer. Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau, Moorforschungsstelle Bernau angestellt. Hans Schmeidl Zur Frage einer Regeneration aus den landwirtschaftlichen Nutzung genommener Hochmoorflächen. TELMA Band 2; S 119; 1972. Kopie auf Anfrage bei www.chiemseemoor.de erhältlich. Solche moorwaldähnlichen Baumbestände kommen mit den Bodenverhältnissen umgewandelter Moore wesentlich besser zurecht und dies auch ohne übertriebene Wiedervernässung, was im Hinblick auf unerfreulich hohe Grundwasserstände in der Nachbarschaft wiedervernässter Moore sicher vorzuziehen wäre. www.chiemseemoor.de Moor, Wald und der Bayrische Biergarten im Zeichen des Klimawandels Nachdem man bzgl. der Umsetzungsgeschwindigkeit von global wirksamen Maßnahmen in Sachen Klimawandel skeptisch sein darf, sollte man sich eben beizeiten auf einen nicht zu knapp ausfallenden Klimawandel einstellen. tieren. Diesbezügliche Überlegungen wurden schon vor nahezu 50 Jahren von Hans Schmeidl von der Bayer. Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau, Moorforschungsstelle Bernau angestellt. Auch hier versuchen engagierte Naturschützer für das Hochmoor eine Lanze zu brechen und verweisen auf eine angeblich hochwirksame positive Beeinflussung des Mikroklimas durch intakte Hochmoore (die wir aber leider bei uns kaum mehr haben und haben werden). Diese mikroklimatische Wirksamkeit soll sogar größer als die von Baumbeständen und Wäldern sein. Hans Schmeidl Zur Frage einer Regeneration aus den landwirtschaftlichen Nutzung genommener Hochmoorflächen. TELMA Band 2; S 119; 1972. Kopie auf Anfrage bei www.chiemseemoor.de erhältlich. Seit alters her (wo die Moore noch wesentlich größer waren) weiß man aber: wo Moore sind, gibt es im Herbst Nebel und im Frühjahr tut sich das Moor wegen fundamentaler Auskühlung schwer, botanisch in die Gänge zu kommen. Das war es dann eigentlich schon. Schaut man sich nun die mikroklimatischen und ökologischen Effekte von Wäldern an, so sind diese nicht nur wegen ihrer wesentlich weitläufigeren Verbreitung wirksamer, sondern auch von ihrer flächenbezogenen Effizienz her. Wälder, insbesondere mit altem Baumbestand moderieren durch ausgedehnte Baumkronen mit ihrer Schattenwirkung, Luftzirkulation, Dämpfen von Starkwinden, und vor allem durch ihren umfänglichen Wasserhaushalt das Mikroklima wesentlich wirksamer als Moore. Wälder entschärfen Starkregenereignisse und Überschwemmungsrisiken. Wälder binden kurzund mittelfristig wesentlich mehr Biomasse als Hochmoore. Eine Sonderform von Wäldern sind Moorwälder: diese wirken infolge der Vertorfung des Bruchholzes in Sachen Kohlenstoffspeicherung auch sehr langfristig. In der Erdgeschichte entwickelten sich die heutigen Kohlelager aus Waldmooren und nicht aus den Hochmooren. Konsequenterweise sollte sich als eine Art Kompromiss die Renaturierung ehemals entwässerter und genutzter Moorflächen am Moorwald orien- www.chiemseemoor.de Für die weiträumige positive Beeinflussung des Klimas wird also die Bewahrung von bestehenden Baumbeständen/Wäldern einerseits und neu anzulegenden Baumbeständen unterschiedlichster Größe und Zusammensetzung andererseits zunehmend wichtiger werden. Nun muss es ja nicht unbedingt der finstere Tann sein, den man forciert. Vielmehr dürften auch in unseren Breiten gerade lockere und kleinere Baumgruppen, insbesondere in Siedlungsräumen, zu einem nicht zu unterschätzenden mikroklimatischen Effekt führen. Neben der deutlichen Steigerung der Behaglichkeit der menschlichen Siedlungsräume sinkt der Energieverbrauch von eventuell doch noch nötigen Klimaanlagen. Und genau diese mikroklimatische Wirksamkeit von lockeren Baumbeständen in Sachen Bodenklima und Energieeinsparung wurde schon vor weit mehr als hundert Jahren in Bayern in Form des Bayrischen Biergartens in die Praxis umgesetzt. Primäres Ziel der Anpflanzung von KastanienBeständen war dabei nicht, den fröhlichen Zecher bei hohem Sonnenstand vor einem Hitzschlag zu bewahren. Der mikroklimatische Ansatz war vielmehr, durch Abschattung, positive Luftzirkulation und Blatttranspiration die Wärmelast auf den Boden zu reduzieren, um dadurch wiederum die darunter liegenden Bierkeller kühler halten zu können. Der oberirdische Baumbestand senkte also den Verbrauch an Kühlmitteln z. B. in Form von Stangeneis. Nun - was dem Bier recht ist, war der Bevölkerung billig: Das moderate Mikroklima dieser Biergärten hat man natürlich gerne genossen und der Weg zum Bier war auch nicht weit. Hinweis für Neu- und Nichtbayern: Ein Wesensmerkmal des originalen Biergartens ist, dass der Bierbrauer eigentlich nur ein Interesse am Verkauf seines Bieres hat und das Mitbringen und Verzehren eigener Speisen erlaubt ist! Gilt natürlich nicht für die weitläufig verbreiteten Biergartenkopien. Aber auch das Moor lieferte einen Beitrag für die bayerische Bierkultur: Fasertorf wurde schon früh als hochwirksames Wärmedämmmittel erkannt. Im Winter gewonnene Eisvorräte, bzw. künstliches Stangeneis wurden gerne in torfisolierten Speichern und Behältern gelagert und transportiert. Aussichtsturm in der Kendlmühlfilzen; liegt am Moorwanderweg von Grassau Richtung Ewigkeitsweg, Westerbuchberg, Übersee. www.chiemseemoor.de
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