Sehr geehrte Frau Ministerialdirigentin Hörl, sehr geehrte Damen

Es gilt das gesprochene Wort. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen
gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
Sehr geehrte Frau Ministerialdirigentin Hörl,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,
die bayerische Bevölkerung wird immer älter und damit auch multimorbider, die
demografische Entwicklung trifft uns wie den Rest der Republik. Aktuell ist die Lage in Bayern
nicht kritisch, da wir in Bayern in aller Regel sektorenübergreifend von Überversorgung
sprechen können. Dennoch gilt es sich heute Gedanken über das Morgen zu machen und die
richtigen Entscheidungen für eine zukunftssichere Gesundheitsversorgung zu treffen.
Eine ausführliche Betrachtung der notwendigen Lösungsansätze würde den Rahmen der zur
Verfügung stehenden Zeit sprengen. Ich werde Ihnen daher schlagwortartig die wichtigsten
aber nicht abschließenden Punkte skizzieren. Details werden wir sicherlich in der
anschließenden Diskussionsrunde ansprechen.
Punkt 1 - Ambulante Bedarfsplanung:
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Der rechnerische Versorgungsgrad muss die Versorgungswirklichkeit abbilden.
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Die Niederlassungsmöglichkeiten in den überversorgten Planungsbereichen müssen
deutlich reduziert werden.
Punkt 2 - Förderprojekte:
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Förderprojekt von TK und BHÄV für Famulaturen auf dem Land
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Förderprogramm der bayerischen Staatsregierung
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Strukturfonds der KV, gemeinsam mit der Krankenkassen finanziert
Bei allen hier aufgeführten Optionen muss dennoch klar sein, dass wir niemanden aufs Land
zwingen können. Der Niederlassungstrend der Ärztinnen und Ätze geht eindeutig in die urbanen
Regionen. Dabei geht es vor allem um die Attraktivität des Standortes und weniger um
Einkommensfragen. An dieser Stelle ist die lokale Politik gefordert. Wichtige Fragen sind u.a.:
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Welche Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt es vor Ort?
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Sind weiterführende Schulen für die Kinder in erreichbarer Nähe?
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Findet der Ehe-/Lebenspartern/In einen Arbeitsplatz?
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Welche Kultur- und Freizeitangebote sind vorhanden?
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Existiert eine schnelle Internetverbindung?
Punkt 3 - Stationäre Versorgung:
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Vernetzung der bestehenden ambulanten und stationären Strukturen
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Abbau von Überkapazitäten: Schließung von Standorten oder Abteilungen,
Konzentrationsprozesse, Umwandlung in nicht-akut-stationäre Einrichtungen (Stichwort
Strukturfonds)
Punkt 4 - Die Chancen der Digitalisierung nutzen:
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Die gesetzlichen Fristen des E-Health-Gesetzes müssen eingehalten werden.
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Ausbau der sicheren Telematikinfrastruktur
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Elektronische Patientenakte und Medikationsplan
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Telemedizinische Netzwerke ausbauen (z.B. Schlaganfall)
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Sinnvolle und evaluierte telemedizinische Anwendungen stellen eine wertvolle Ergänzung
in der Patientenversorgung dar, insbesondere für die Menschen, die in ländlichen
Regionen leben und auf alternative Versorgungsstrukturen angewiesen sind. Die TK zeigt
sich hier richtungsweisend und bietet ihren Versicherten bereits heute eine Vielzahl
telemedizinischer Angebote an, z.B.:
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Online-Videosprechstunde: Pilotprojekt mit dem Berufsverband
der Deutschen Dermatologen
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Onlinebasierte Intensiv-Stottertherapie
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TK-App Diabetes-Tagebuch
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Digitales GesundheitsCoaching (Burnout und Stressmanagement,
Ernährung, Bewegung)
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Der Erfolg der Digitalisierung unseres Gesundheitswesens ist untrennbar mit der
Gewährleistung des Datenschutzes verbunden.
Letztlich können telemedizinische Konzepte einen schnellen Austausch zwischen den
Leistungserbringern ermöglichen, zu einer verbesserten Versorgungsqualität beitragen und
Versorgungsdefizite beheben.
Wie eingangs erwähnt, sieht die Versorgungssituation in Bayern aktuell noch komfortabel
aus. Wenn wir jedoch nicht heute beginnen zu handeln, kann es bereits morgen anders
aussehen. Ich habe die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte benannt. Alle beteiligten Akteure
sind aufgefordert gemeinsam die Lösungen umzusetzen. Dazu bedarf es kaum weiterer
gesetzlicher Forderungen, sondern vor allem den Mut wie den Willen die bereits vorhandenen
Möglichkeiten zu nutzen. Packen wir es an, die Lösungen sind bekannt!
Christian Bredl
Leiter der Landesvertretung Bayern
der Techniker Krankenkasse
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