1 / 2016 FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE ... zum Inhalt Jahresbericht 2015 FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE von Eveline Grossmann unbekannte Spazierwege zu gehen, an anderen Orten einzukaufen, neue Kontakte zu pflegen. Mir wird bewusst wie schön und wichtig es ist, offen und neugierig zu bleiben. Auch mit «zunehmendem Alter» nicht Angst vor Neuem und Unbekanntem zu haben und empfänglich zu bleiben für frische Impulse. Liebe Leserin, lieber Leser Jahresbericht 2015 der Präsidentin Eveline Grossmann Seite 3 bis 4 Bilanz per 31.Dezember 2015 Seite 5 von Bruno Haldemann Erfolgsrechnung 2015 Seite 6 von Bruno Haldemann Revisorenbericht von Elisabeth Buff und Alfred Kläntschi Seite 7 Bewilligte Gesuche und Dankeschön von Maggie Gsell und Marie Theresia Müller Seite 8 Personelles der SZB Beratungsstelle Marianne Schütz, Sozialarbeiterin in Bern Gaston Perroud, Reha Fachperson in St. Gallen Seite 9 bis 10 Letzten August bin ich «kurz entschlossen» von der Stadt aufs Land gezogen. Mein Arbeitsweg hat sich dadurch bedeutend verlängert. Aber ich geniesse die morgendliche Fahrt vorbei an Kuh- und Pferdeweiden und mit Blick auf die ganze Alpenkette (natürlich nur bei schönem Wetter); die letzten Tage konnte ich auf der Fahrt nach Bern den Sonnenaufgang beobachten – so fängt der Tag gut an. Am Abend hingegen empfängt mich eine wohltuende Ruhe, die Alltagshektik fällt ab. Müssen wir auch im Freundeskreis offen sein, neue Wege zu gehen? Es wird immer schwieriger, Vorstandsmitglieder zu gewinnen und so die Fortsetzung des Vereins zu gewährleisten. Im Berichtsjahr durften wir wiederum erfreuliche Spendeneingänge Am meisten freue ich mich darauf, eine neue Umgebung zu entdecken, Traumhafte Ferien auf einem Schloss Seite 11 bis 12 Erlebnissbericht von Eri Salome Hegetschweiler Fondueschiff auf dem Zürichsee Seite 13 bis 18 Eierläset Therwil Osterbrunnen Der Bär ist los - Maibärtanz in Bad Ragaz Erlebnissberichte von Heidi Peyer Frühlingsgedicht Eri Salome Hegetschweiler Seite 18 Adressen SZB Beratungsstellen Seite 19 Impressum Seite 20 Fotos von Seite 1, 3 wurden von Seraina Bravin zur Verfügung gestellt Illustrationen von Christine Grünenfelder 2 3 Bilanz FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE per 31. Dezember 2015 und 2014 Bilanz per 31. Dezember 2015 und 2014 verzeichnen. Ich danke Ihnen allen ganz herzlich für diese Unterstützung. Dank Ihnen ist es uns möglich, hörsehbehinderte und taubblinde Menschen zu unterstützen. Sei dies für verschiedene notwendige Anschaffungen, für ein Halbtax-Abo oder ein GA oder für Kursbesuche. zugunsten der hörsehbehinderten und taubblinden Menschen und für die angenehme Zusammenarbeit, meinen Vorstandskollegen und -kolleginnen für ihre Unterstützung und ihr Engagement, den beiden Revisoren für die Kontrolle unserer Arbeit, dem Redaktionsteam für die Gestaltung des ••••Lichtpunkt und nicht zuletzt Ihnen allen. Menschen wie Sie machen unsere Arbeit erst möglich. Ich würde mich sehr freuen, auch in Zukunft auf Sie zählen zu dürfen. Wissen Sie wie es ist, in der Wüste zu leben? In der Dezember-Ausgabe des ••••Lichtpunkt wurde uns dies auf anschauliche Weise und mit wunderschönen Fotos vermittelt. Dreimal im Jahr erscheint der ••••Lichtpunkt und dem Redaktionsteam gelingt es immer wieder, interessante, spannende, berührende, lustige Geschichten zusammen zu tragen. Ich hoffe Sie freuen sich ebenso, wenn der ••••Lichtpunkt in Ihrem Briefkasten liegt. Haben Sie auch eine Geschichte zu erzählen? Zögern Sie nicht, uns diese einzusenden. Ich benutze diese Gelegenheit gerne, um meinen ganz persönlichen Dank auszusprechen: den SozialarbeiterInnen für ihre Arbeit Liebe Leserin, lieber Leser, ich hoffe, Sie bleiben auch offen und neugierig und entdecken dadurch immer wieder viel Schönes und Neues. Ich wünsche Ihnen eine schöne Frühlingszeit. Mit herzlichen Grüssen Eveline Grossmann Präsidentin 2015 CHF CHF CHF CHF AKTIVEN Flüssige Mittel: Kasse Postkonto 0.00 20'198.46 Mittelfristige Mittel: BEKB, Berner Kantonalbank Bern Alternative Bank, ABS Olten Darlehen Forderungen Wertschriften Guthaben VRST 0.00 57'147.95 0.00 0.00 0.00 17.50 20'198.46 0.00 19'507.66 19'507.66 57'165.45 0.00 52'081.60 0.00 0.00 20'000.00 52.50 72'134.10 FM-Anlage 1.00 1.00 Durchgangskonto Aktive Rechnungsabgrenzung 0.00 0.00 0.00 0.00 77'364.91 91'642.76 421.40 578.30 TOTAL AKTIVEN PASSIVEN Fremdkapital Passive Rechnungsbegrenzung Eigenkapital: Eigenkapital 01.01.: Gewinn / Verlust (-) 91'064.46 -14'120.95 76'943.51 77'364.91 TOTAL PASSIVEN Meikirch, anfangs März 2016 4 2014 5 116'077.46 -25'013.00 91'064.46 91'642.76 Erfolgsrechnung Revisorenbericht FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE per 31. Dezember 2015 und 2014 Erfolgsrechnung per 31. Dezember 2015 und 2014 2015 CHF 2014 CHF CHF CHF ERTRAG Mitgliederbeiträge, -Spenden Spenden: Spenden allgemein Legate Spenden bei Todesfällen Kollekten 9'373.60 5'940.00 0.00 150.00 218.00 Geburtstage und Feste 6'308.00 8'120.00 5'685.00 0.00 0.00 0.00 5'685.00 750.00 0.00 85.80 225.20 TOTAL ERTRAG 16'517.40 14'030.20 VERLUST 14'120.95 25'013.00 30'638.35 39'043.20 Zinsertrag AUFWAND TBL-Betreuung: Direkthilfe Geburtstagsgeschenke 9'525.00 6'635.15 16'160.15 19'135.00 5'673.40 24'808.40 Mitteilungsblatt 11'430.70 10'290.55 Werbeaufwand 150.00 182.50 Büro- und Verwaltungsaufwand: Postkonto- und Bankspesen Reise- und Verpflegungskosten Vorstand Aufwand Generalversammlung Büromaterial Drucksachen Bürospesen allgemein Beitrag SZB Miete Archivraum Verschiedenes 173.90 351.80 447.55 19.25 410.00 1'245.00 250.00 0.00 0.00 TOTAL AUFWAND 2'897.50 30'638.35 6 207.80 171.60 360.75 10.30 464.40 1'496.90 250.00 800.00 0.00 3'761.75 39'043.20 7 Verdankungen ... ...und Dankeschön Grosszügige Spende des katholischen Frauenbundes Untersiggenthal Danke Ernst Lacher Ab 2013 übernahm Ernst Lacher die Gestaltung des Lichtpunkt und recherchierte auch den einen und anderen Beitrag. Dank seiner beruflichen Erfahrung als Redaktor und Werber standen ihm modernere PCProgramme zur Verfügung, mit denen er dem Lichtpunkt einen neuen Auftritt verschaffte. Es braucht jeweils einen grossen Aufwand, den Lichtpunkt in Form zu bringen und den Druck zu veranlassen. Aus diesem Grund wünschte sich Ernst Lacher, die Redaktion des Lichtpunkt in andere Hände zu legen. Das Redaktionsteam bedankt sich herzlich bei Ernst Lacher für seinen Einsatz während der letzten 3 Jahre und wünscht ihm viel Freude bei der neu gewonnenen Freizeit. Eine schöne Tradition, die der katholische Frauenbund Untersiggenthal jeweils an seiner GV begeht: Da werden den Anwesenden Mohrenköpfe en Masse verkauft - dies zu einem guten Zweck! Die jeweils 650 Mohrenköpfe werden für 2 Franken das Stück verkauft. Dieses Mal durfte unser Vorstandsmitglied Ursula Lüscher den Freundeskreis für Taubblinde vorstellen, wie er arbeitet und was er unterstützt. Ihre Ausführungen bewegten die Anwesenden und so gingen die Mohrenköpfe weg wie frische Semmeln. Die Fr. 1‘300.- waren schon am nächsten Tag auf dem Konto des Freundeskreis. Ganz herzlichen Dank für diesen Einsatz und die grosszügige Spende. Maria-Theresia Müller und Maggie Gsell An der Stelle von Ernst Lacher übernimmt neu Christine Grünenfelder das Layout des Lichtpunkt. Christine: Seit mehr als 40 Jahren habe ich in einer therapeutischen Institution mitgewirkt. Ich entwarf fast alle unsere Produkte, baute eine Papiermachéproduktion und Textilwerkstatt auf. Dann bildete ich mich am Computer aus und übernahm von da an die Grafik in unserem Betrieb. Ich freue mich nun darauf, den neuen Lichtpunkt zu layouten und zu gestalten. Ursula Lüscher (rechts) überreicht den symbolischen Scheck an Eveline Grossmann und Bruno Haldemann (Präsidentin und Kassier). 8 Personelles der SBZ Beratungsstelle für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE territoriales Zuständigkeitsgebiet (BE, VS, FR) verantwortlich. Britta hat mich gut ins Tandem-Team aufgenommen. Mit meinen Sozialarbeits-Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Regionen diskutiere ich Fachspezifisches und tausche mich mit ihnen in Supervisionen aus. Die Arbeit mit freiwilligen Mitarbeiter/innen ist mir vertraut. Ich unterstütze unsere Freiwilligen gern hinsichtlich ihren Einsätzen bei hörsehbehinderten bzw. taubblinden Menschen. Dieser Teil meiner Tätigkeit beim SZB ist ebenso verantwortungsvoll wie die Beratungsarbeit mit Angehörigen und/oder Betroffenen. Marianne Schütz Sozialarbeiterin in Bern Seit anfangs Juli 2015 bin ich bei der SZB Beratungsstelle für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen in Bern als Sozialarbeiterin tätig. Schon seit vielen Jahren setze ich mich für die Teilhabe von Menschen mit Handicap oder gesundheitlichen Einschränkungen ein. Frühere langjährige Beratungstätigkeit bei der Fachstelle für Gehörlose Bern, der Pro Infirmis, der Rheumaliga, bei den Behindertenkonferenzen (Stadt + Region Bern sowie bei der Kantonalbernischen kbk), bei einer Berufsbeistandschaft und als ehrenamtliche Präsidentin beim Entlastungsdienst Kanton Bern runden meinen Erfahrungsschatz ab. Die Gebärdensprache ist mir vertraut, das Lormen will ich weiter erlernen und üben. Ich schätze die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen des Fachbereiches «B + F (Bildung & Freizeit)» des SZB in Lenzburg bezüglich mehrerer Ausflugs- und Bildungsangebote im Mittelland, die es jedes Kalenderjahr zu planen, organisieren, durchzuführen, zu leiten und evaluieren gilt. Das gemeinsame Erleben mit taubblinden/hörsehbehinderten Teilnehmenden und Freiwilligen mal in einem ganz anderen Rahmen – das wertschätze ich! Der Mensch mit Handicap im Hören und Sehen im Zentrum unser aller Tätigkeiten und Aktivitäten liegt mir am Herzen. Beim SZB Bern arbeite ich mit meiner «Tandem-Partnerin» Britta Amend (Rehabilitationsfrachfrau) zusammen. Wir sind für ein grosses In diesem Sinne: Ich freue mich auf all die interessanten Begegnungen! 9 Traumhafte Ferien auf einem Schloss FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE Erlebnissbericht von Eri Salome Hegetschweiler Gaston Perroud Reha Fachperson in St.Gallen. niken finde ich allgemein sehr spannend; ein Thema welches ich immer wieder mit einer weiteren Leidenschaft verbunden habe, dem Reisen. Seit anfangs Dezember 2015 bin ich bei der SZB-Beratungsstelle für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen in St.Gallen als Fachperson Rehabilitation tätig. Zuvor arbeitete ich rund zehn Jahre lang auf der sozialpädagogischen Wohngruppe für gehöhrlose Jugendliche der SEK3 in Zürich. Dort habe ich die Gebärdensprache kennen und lieben gelernt. Beim SZB wurde ich rundum herzlich aufgenommen und werde nun gründlich und behutsam in die verschiedenen Tätigkeitsbereiche meiner neuen Arbeit eingeführt. Darüber bin ich froh, ist es doch ein breitgefächertes Tätigkeitsgebiet mit vielen Facetten. Erwin Braun, der Ende Februar in Pension geht begleitet mich dabei, lässt mich an seinem Erfahrungsschatz teilhaben und übergibt mir die Verantwortung schrittweise. Von August 2015 bis Januar 2016 nahm ich an der Basisausbildung zur Fachperson Gebärdensprache teil, die vom schweizerischen Gehörlosenbund durchgeführt wurde und konnte meine Kenntnisse in diesem Bereich noch vertiefen. Sprachen, Kommunikationsformen und Tech- Ich freue mich auf die Arbeit, auf das Unterwegssein im Osten und im Süden der Schweiz und auf die zahlreichen Begegnungen mit Menschen. 10 (zu Ferienwochen für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen des SZB im Schloss Hünigen, Konolfingen, die in den 90er Jahren, noch unter der Leitung von Toni Bargetzi, stattfanden. Anmerkung der Redaktion) Ein VW-Bus der Kursleitung holte mich zuhause ab. Der Wagen war noch leer, ausser einer Teilnehmerin, die im Auto eingeschlafen war. Der Chauffeur machte Halt beim Hauptbahnhof Zürich. Er musste noch Leute auf dem Bahnsteig abholen, die mit dem Zug eintrafen. Ich stieg aus und lehnte mich an die Kühlerhaube. Es war noch sehr früh am Morgen - diese Hektik! Alle hatten es furchtbar eilig. Ich jedoch genoss die Vorfreude. nehmer - eine fröhliche Gesellschaft - bei unserem Bus an. Da stand ein Mann die längste Zeit neben mir. Er sprach kein Wort. Ist das ein Spinner oder gehört er auch dazu?, dachte ich. Plötzlich machte er einen Satz ins Auto. Jenny, die zuvor schlafende Frau, schrie auf. Der Bösewicht wollte ihr die Handtasche entreissen. Es gelang ihm nicht, denn Jenny hatte den Riemen wohlweislich um den Hals geschlungen. Ich packte den Kerl hinten am Kragen und zerrte ihn weg. Er ergriff die Flucht, zum Glück ohne Beute. Mein Schuh erreichte gerade noch seinen Hinterteil. Passanten beschimpften mich im Vorbeigehen: «So eine brutale Person», hörte ich sie sagen. Ich zitterte am ganzen Körper. Mittlerweile kamen die anderen Kursteil- Die grässliche Szene war bald vergessen. Der Schlosspark, die bunte Blumenpracht, es war herrlich und faszinierend schön. Am Morgen wurden wir durch die sanften Töne einer Panflöte geweckt. Alle Tage gab es interessante Ausflüge und tolle Erlebnisse. Wir fuhren mit einem hohen, blumengeschmückten Pferdewagen durch das schöne Berner Oberland. Im Schlossgarten sprach mich ein Herr an: «Sind Sie Künstlerin?» «Oh, nein, ich bin Modezeichnerin», erwiderte ich. «Meine Frau Lia ist Schauspielerin. Wir sind mit der Kursleitung befreundet und sind eingeladen worden», erzählte er. Bald organisierte Lia eine Modeschau. Dazu wurde ein langer Lauf11 Fondueschiff auf dem Zürichsee von Heidi Peyer steg aufgebaut. Grosse Ständer mit Kleidern aus dem Film Charleys Tante wurden aufgestellt. Zu jeder Robe gab es passende Netzstrümpfe, eine Perücke, eine Tasche, einen Hut und anderes mehr. So hatte man gleich ein ganzes Ensemble an einem Kleiderbügel. FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE Drehung - die Tasche weit weggestreckt vom Körper. Die Zuschauer bekamen Lachkrämpfe. Für den letzten Abend hatte Lia eine Überraschung bereit für mich. Sie stylte mich als Maria Stuart. Meine langen blonden Haare wurden zu einer Krone hochgesteckt. Mit Makeup und Schmuck, dazu einem bodenlangen Kleid aus lila Samt und riesiger Saumweite durfte ich mich präsentieren. Ich wurde viel angelächelt, bewundert und eifrig fotografiert. Gleichzeitig wurde ich durch eine Hochzeit abgelenkt. Die Braut erzählte mir, sie sei Handarbeitslehrerin von Beruf und habe ihr Kleid selber genäht. Ich bewunderte die schönen Spitzen und verlor dadurch viel Zeit. Die Hochzeitsgäste verbrachten ihre Flitterwochen auf dem Schloss. Zusammen mit ihnen waren wir eine grosse Gesellschaft. Die kulinarischen Genüsse, die schöne Musik, alles war eine wundervolle Harmonie. Um Mitternacht gab es ein riesiges Feuerwerk. Der Himmel glühte voll glitzernder Sterne und funkelnder Leuchtblumen. Als ich mich wieder den Kleidern zuwandte, war alles weg - nur ein undefinierbares Stück baumelte noch an der Kleiderstange. Es war gelb mit grossen braunen Flecken. Ich nahm‘s gelassen und schlüpfte hinein. Oh je, es war mir zu eng und zu kurz. Die Nähte platzten beinahe. Mit den Tupfen sah ich aus wie ein Dalmatiner! Gekonnt übte ich vor dem Spiegel. Von Berufs wegen weiss ich ja, dass es sehr darauf ankommt, wie man sich bewegt. Die Ansagerin mahnte: «Mach schnell! Du bist das letzte Model am Laufsteg.» Gleichzeitig machte sie mir Mut: «Du wirst bestimmt grossen Applaus haben.» Zurück bleiben zauberhafte Erinnerungen an die schottische Königin Maria Stuart, im prachtvollen Park des Schlosses Hünigen in Konolfingen. Ich klappte also die Knie zusammen, wackelte mit den Hüften, schob den Hut noch ein wenig ins Gesicht und bewegte mich mit kleinen Schritten vorwärts auf dem Laufsteg. An dessen Ende machte ich eine elegante Auch dieses Jahr feierten Erich und ich unseren Hochzeitstag. Doch im Unterschied zu anderen Jahren fand das Festchen um einiges später statt. Am offiziellen Tag war ich mit Plus Sport in Davos im Wanderlager. Auch danach war unsere Agenda mit Terminen vollgestopft. So lebten wir nach dem Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! einige Zeit in den Medien. Ich war gespannt, wie es wohl drinnen aussehen würde. Da kann ich nur sagen: «Spitze! Super und fantastisch!» Für uns war ein Platz im ersten Stock reserviert. So konnten wir eine Prachtaussicht geniessen. Als dann die Panta Rhei endlich ablegte, dachten wir ans Essen. Zur Vorspeise gab es einen Nüsslisalat mit Ei. Da konnte ich nicht widerstehen. Dies ist nämlich mein Lieblingssalat! Bald darauf genossen wir in aller Ruhe und Zweisamkeit das leckere Käsefondue. Nebst dem Essen und gemütlichen Beisammensein bewunderten wir die vielen Lichter am andern Zürichseeufer. Wir spazierten auch ein wenig herum und erkundeten das Schiff. Ich konnte nicht anders, als Erich nochmals für die tollen 32 Jahre, die wir miteinander erlebt hatten zu danken. Er war und ist immer für mich da! Am 2. Dezember war es dann endlich soweit! Wir machten einen Ausflug aufs Fondueschiff auf dem Zürichsee. Ich hatte mich schon lange auf diesen Abend gefreut. Als das Schiff dann am Bürkliplatz in Zürich anlegte, kam ich nicht mehr aus dem Staunen heraus, denn so ein prächtiges Schiff hatte ich noch nie gesehen. Beim Einsteigen konnte ich feststellen, dass es mehrstöckig ist. Dann die vielen Lichter, einfach fantastisch! Erich erklärte mir, dass es die Panta Rhei sei. Da war mir alles klar, denn diesen Name las man über 12 13 Eierläset in Therwil FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE von Heidi Peyer Die Reise nach Therwil war faszinierend, denn das Limmattal zeigte sich von der schönsten Seite. Wir fuhren über Olten durch den Hauensteintunnel ins Baselbiet. guten Stehplatz. Wir schauten dem emsigen Treiben der Helfer beim Einrichten des Platzes zu. Die einen bereiteten die fünf Rennbahnen vor. Auf jeder Startlinie waren jeweils 100 Sägemehlhäufchen. In jedem Häufchen steckte ein Ei. Jedes Zehnte war farbig und gekocht. Alle andern waren roh. Am Ziel standen fünf grosse Körbe bereit, gefüllt mit Spreu. Die Eier mussten dann von den Teilnehmenden des Rennens in die Körbe geworfen werden. Bei jedem Korb stand ein Eierfänger. Bevor das Rennen begann, spielte die Dorfmusik aus Therwil einige rassige Melodien. Unterwegs beschrieb mir Erich die Blütenpracht der Kirschbäume. In Basel angelangt, bestiegen wir das Tram, das uns zum Barfüsserplatz brachte. Von dort spazierten wir zum Blindenheim und gönnten uns ein feines Mittagessen. Mit dem 10er-Tram fuhren wir anschliessend nach Therwil. Nach einem fünfminütigen Spaziergang zum Dorfplatz ergatterten wir einen Osterbrunnen Die jüngsten Mitspieler mochten das Startsignal kaum erwarten. Sie waren ganz aufgeregt und zappelig. Endlich ging es los! Jedes Kind musste von der Startlinie ein Ei nehmen und so schnell wie möglich zum jeweiligen Korb tragen. Das war aber gar nicht einfach. Sie mussten nämlich das Ei in einem Kaffeesieb tragen oder mit dem Ei Sack hüpfen. Sie hielten mit einer Hand den Sack fest und das Ei mit der anderen. Aus fünf Metern Abstand sollte das Ei in den Korb geworfen werden. Die Fänger mussten die Eier mit den Körben auffangen. von Heidi Peyer Als ich in einer Zeitschrift über die verschiedenen Osterbräuche in der Deutschschweiz las, konnte ich nur staunen über diese Vielfalt. Mir stach der Artikel über die Blumenbrunnen in Bischofszell in die Augen. Weil Erich diese Blumenpracht auch sehen wollte, fuhren wir am 6. April voller Vorfreude nach Bischofszell. Auf dem Weg zur Altstadt entdeckten wir schon den ersten Brunnen. Dieser war mit schönen Osterglocken bepflanzt. Dazwischen hockten lustige Hasen. Die Kinder waren recht schnell und geschickt. Schliesslich traten die Erwachsenen zum Rennen an. Es waren Frauen und Männer aus den verschiedenen Vereinen. Sie hatten dieselben Aufgaben zu bewältigen und auch mit verschiedenen Erschwernissen zu kämpfen.Für jedes Ei, das von den Fängern nicht aufgefangen werden konnte, gab es Punkteabzug. Einige Eier verfehlten das Ziel! Zwischendurch gab die Dorfmusik wieder ein Ständchen. Dieser Osterbrauch wird seit 1897 immer am Weissen Sonntag durchgeführt. Was einst als ernster Wettkampf galt, ist heute für Jung und Alt ein Spass. Jeder Brunnen war mit einer Nummer versehen. Doch wir kümmerten uns nicht darum und schlenderten gemütlich durch die Gassen. So kamen wir gleich zur Nummer 24. Dort war ein Schild angebracht: «Hoch auf dem gelben Wagen». Da stand ein alter Wagen, darauf waren verschieden grosse Töpfe mit Osterglocken. Bei Nummer 25 entdeckten wir ein riesiges Osternest mit Küken und verschieden grossen Eiern. Dieses Motiv gefiel mir besonders gut. Der schönste Brunnen stand auf dem Friedhof. Er war mit verschiedenen Blumen bepflanzt. Dazwischen steckten grüne Herzen aus Papier. Die Leute hatten Wünsche daraufeschrieben, wie etwa «Ich wünsche Es lohnt sich wirklich, diesen lustigen Anlass einmal mitzuerleben. Meinem Mann Erich danke ich für die Begleitung und die detaillierte Beschreibung dieses Anlasses. So war es auch für mich ein echtes Vergnügen. 14 15 Der Bär ist los Maibärtanz in Bad Ragaz FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE von Heidi Peyer Vor einiger Zeit las ich einen Artikel über verschiedene Bräuche in der Deutschschweiz .Das machte mich sehr neugierig! Besonders interessierte mich der Ragazer Maibär-Brauch. Weil ich mir darunter nichts vorstellen konnte, wollte ich mir diesen Nachmittag nicht entgehen lassen! Der «Maibärtanz» findet jedes Jahr am ersten Maisonntag statt. Gut gelaunt und voller Spannung fuhren meine Freundin Erika und ich zum schon fast städtischen Dorf Bad Ragaz. Eine Woche später, also am 11. April waren wir wieder im schmucken Städtchen Bischofszell anzutreffen. Als Erstes zog es uns wieder zum Friedhofbrunnen. Diesmal bat ich Erich, für mich einen lieben Gedanken auf ein grünes Herz zu schreiben. Bald war unser Rundgang zu Ende. Nicht nur die Osterbrunnen, sondern auch das alte Städtchen haben wir genauer betrachtet. dir gute Besserung», oder «Ich wünsche Frieden auf dieser Erde». Als wir beim Alterszentrum vorbei schlenderten, hörten wir in der Nähe wieder das Plätschern eines Brunnens. Wir nahmen ihn genauer in Augenschein und entdeckten hoch oben auf dem Brunnenturm eine zierliche, lustige Frau. Diese sass an einem Tisch und genoss in aller Ruhe ihre Mahlzeit. So stellte ich es mir wenigstens vor. Liebe Leserin, lieber Leser, falls ihr einmal die Gelegenheit habt, diese Osterbrunnen zu sehen, dann geht hin. Es lohnt sich wirklich! Schliesslich machte sich auch bei uns der Hunger bemerkbar und wir suchten ein gemütliches Café. Weil wir vom vielen Schauen und Gehen müde waren, fuhren wir bald nach dem Essen heim. Da wir noch nicht alles gesehen hatten, planten wir nochmals hinzufahren. Jetzt möchte ich mich noch bei Erich für die interessante Erklärung und vor allem für die Zeit, die er sich genommen hat, herzlich bedanken! Es war echt lässig! 16 Dort hielten wir nach dem Postauto Ausschau. Wir fragten den Chauffeur nach dem Weg. Er antwortete: «Ihr seid richtig. Nur einsteigen.» Auf der Fahrt kamen wir ins Staunen. Wir fuhren durch eine enge, aber wunderschöne Schlucht! Die mächtigen Felsbrocken imponierten mir sehr. Das Getöse der Wasserfälle war einfach fantastisch! Schliesslich landeten wir bei einem ungewollten Ziel, nämlich in der Taminaschlucht. Wir genossen trotzdem die schöne Umgebung und die Ruhe. und Bändern geschmückt ist. Darunter steckt jeweils ein Mann. Es gibt drei tanzende Bären. Trotz unserer unfreiwilligen Rundfahrt hatten wir noch genügend Zeit, die Bären zu beobachten und ihnen zu folgen. Wir hatten glücklicherweise nichts verpasst und freuten uns am fröhlichen Treiben. Eine Stunde später konnten wir die Rückfahrt ins Dorf antreten! Dort angekommen, hörten wir die grossen und sicher auch schweren Glocken schon von weither. Auch die tanzenden Bären waren nicht zu übersehen! Diese bestehen aus einem Holzgestell, das mit Blättern Als wir mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch kamen, stellten wir fest, dass sie auch aus dem Wallis stammten. Die Freude war riesig, als wir merkten, dass wir uns sogar kannten! Die netten Leute wohnen im selben Dorf, in dem ich aufgewachsen bin: nämlich in Bellwald. Nach einiger Zeit machte sich bei mir der Hunger bemerkbar. Ich gönnte mir eine leckere Bratwurst und Kartoffelsalat. 17 SZB Beratungsstellen für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen Langsam ging das Fest dem Ende entgegen und wir machten uns gemächlich auf zur Taminabrücke. Dort warfen die Männer den mit Blättern und Bändern geschmückten Bären in die Tamina. Dies natürlich ohne Träger und Gestell! Den Maibär übergibt man den Fluten der Tamina, um den Dämonen ein Wasseropfer darzubringen. So werden die Wintergeister vertrieben. Nun können wir sicher auf schöne und wärmere Tage hoffen! Frühlingsgruss Als der Bär davon schwamm, verabschiedeten wir auch uns von diesem schönen und lustigen Nachmittag. Ich danke meiner Freundin Erika herzlich, dass sie mich zum «Maibärtanz» begleitet hat. Denn käm ich nicht alleine gingt ihr an mir vorbei von Eri Salome Hegetschweiler Oh Veilchen, liebes Veilchen So sag doch einmal an Warum bist Du eine Weile den Blumen all voran? Nein, ich bin gar so kleine Darum komm ich vor dem Mai Zürich SZB Beratungsstelle für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen Ausstellungsstr. 36, 8005 Zürich Tel. 044 444. 10. 82 Fax 044 444. 10. 88 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Bern SZB Beratungsstelle für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen Belpstr. 24, 3007 Bern Tel. 031 398. 50. 15 Fax 031 398. 50. 16 E-Mail: [email protected] Lenzburg SZB Beratungsstelle für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen Niederlenzer Kirchweg 1, 5600 Lenzburg Tel. 062 888. 28. 68 Fax 062 888. 28. 60 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Bellinzona Servizio di consulenza per persone sordociechi UCBC Via Nosetto 3, 6500 Bellinzona Tel./Fax 091 825. 82. 72 E-Mail: [email protected] Lausanne Consultation pour personnes Sourdaveugles UCBA Chemin des Trois-Rois 5bis, 1005 Lausanne Tél. 021 345. 00. 50 Fax 021 345. 00. 68 E-Mail: [email protected] Ressortleitung: Muriel Blommaert E-Mail: [email protected] Luzern SZB Beratungsstelle für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen Hirschmattstr. 25, 6003 Luzern Tel. 041 228. 62. 20 Fax 041 228. 62. 24 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] St. Gallen SZB Beratungsstelle für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen Schützengasse 4, Postfach 2044, 9001 St. Gallen Tel. 071 228. 68. 68 Fax 071 228. 68. 67 E-Mail: [email protected] 18 FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE 19 FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE IMPRESSUM Redaktion: Maria-Theresia Müller, Zugerstr. 16, 5620 Bremgarten Maggie Gsell, SZB, Niederlenzer Kirchweg 1, 5600 Lenzburg Christine Grünenefelder, Klosterweg 1, 8913 Ottenbach 056 633.30.19 062 888.28.68 044 761.26.44 CD: Kathrina Redmann, Oberheischerstrasse 17, 8915 Hausen a/A 044 764.06.84 Braille: SBS, Schweiz. Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte, Grubenstrasse 12, 8045 Zürich 043 333.32.32 Druck: Druckerei Kälin AG, 8400 Einsiedeln 055 418.90.70 Versand: Ursula Lüscher, Müselstrasse 5, 5417 Untersiggenthal 056 288.25.23 Auflage: 720 Ex. Schwarzschrift20 Ex. Braille 17 CD Der «Lichtpunkt» erscheint 3 x jährlich: April / August / Dezember Er kann auch in Farbe aus dem Internet heruntergeladen werden: www.blindundtaub.ch Beiträge und Adressänderungen: Braille-Texte an Maria-Theresia Müller: [email protected] Wordtexte und Adressänderungen an Maggie Gsell, SZB, Niederlenzer Kirchweg 1, 5600 Lenzburg, E-mail: [email protected] Redaktionsschluss für den nächsten Lichtpunkt 2/2016: 30. Juni 2016 Adressverzeichnis Vorstand Freundeskreis für Taubblinde Grossmann Eveline, Präsidentin, Rossweid 8 3045 Meikirch BE Frey Beatrice, Moosstrasse 20, 3073 Gümligen, Gsell Maggie, SZB, Niederl.Kirchweg1, Gleis1. 5600 Lenzburg Haldemann Bruno, Kranichweg 15/27 3074 Muri BE Lacher Ernst, Bergstrasse 15, 8805 Richterswil Lüscher Ursula, Müselstrasse 5 5417 Untersiggenthal Kathrina Redmann, Oberheischerstrasse 17 8915 Hausen a/A Voser Roswith, Grossmattweg 18 5507 Mellingen Unsere Internetseite: www.blindundtaub.ch Spendenkonto 30-9836-0 Herzlichen Dank! 20 031 951.80.65 031 951.43.77 062 888.28.68 031 951.61.68 044 554.63.64 056 288.25.23 044 764.06.84 079 237.50.18
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