- blindundtaub.ch

1 / 2016
FREUNDESKREIS FÜR TAUBBLINDE
... zum Inhalt
Jahresbericht 2015
FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
von Eveline Grossmann
unbekannte Spazierwege zu gehen,
an anderen Orten einzukaufen,
neue Kontakte zu pflegen. Mir wird
bewusst wie schön und wichtig es
ist, offen und neugierig zu bleiben.
Auch mit «zunehmendem Alter»
nicht Angst vor Neuem und Unbekanntem zu haben und empfänglich
zu bleiben für frische Impulse.
Liebe Leserin, lieber Leser
Jahresbericht 2015
der Präsidentin Eveline Grossmann
Seite 3 bis 4
Bilanz per 31.Dezember 2015 Seite 5
von Bruno Haldemann Erfolgsrechnung 2015 Seite 6
von Bruno Haldemann Revisorenbericht
von Elisabeth Buff und Alfred Kläntschi
Seite 7
Bewilligte Gesuche und Dankeschön
von Maggie Gsell und Marie Theresia Müller
Seite 8 Personelles der SZB Beratungsstelle
Marianne Schütz, Sozialarbeiterin in Bern
Gaston Perroud, Reha Fachperson in St. Gallen
Seite 9 bis 10 Letzten August bin ich «kurz entschlossen» von der Stadt aufs Land
gezogen. Mein Arbeitsweg hat sich
dadurch bedeutend verlängert. Aber
ich geniesse die morgendliche Fahrt
vorbei an Kuh- und Pferdeweiden
und mit Blick auf die ganze Alpenkette (natürlich nur bei schönem
Wetter); die letzten Tage konnte ich
auf der Fahrt nach Bern den Sonnenaufgang beobachten – so fängt
der Tag gut an. Am Abend hingegen
empfängt mich eine wohltuende
Ruhe, die Alltagshektik fällt ab.
Müssen wir auch im Freundeskreis
offen sein, neue Wege zu gehen?
Es wird immer schwieriger, Vorstandsmitglieder zu gewinnen und
so die Fortsetzung des Vereins zu
gewährleisten.
Im Berichtsjahr durften wir wiederum erfreuliche Spendeneingänge
Am meisten freue ich mich darauf,
eine neue Umgebung zu entdecken,
Traumhafte Ferien auf einem Schloss
Seite 11 bis 12
Erlebnissbericht von Eri Salome Hegetschweiler Fondueschiff auf dem Zürichsee
Seite 13 bis 18 Eierläset Therwil
Osterbrunnen
Der Bär ist los - Maibärtanz in Bad Ragaz
Erlebnissberichte von Heidi Peyer
Frühlingsgedicht
Eri Salome Hegetschweiler
Seite 18 Adressen SZB Beratungsstellen
Seite 19 Impressum
Seite 20
Fotos von Seite 1, 3 wurden von Seraina Bravin zur Verfügung gestellt
Illustrationen von Christine Grünenfelder
2
3
Bilanz
FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
per 31. Dezember 2015 und 2014
Bilanz per 31. Dezember 2015 und 2014
verzeichnen. Ich danke Ihnen allen
ganz herzlich für diese Unterstützung. Dank Ihnen ist es uns möglich, hörsehbehinderte und taubblinde Menschen zu unterstützen. Sei
dies für verschiedene notwendige
Anschaffungen, für ein Halbtax-Abo
oder ein GA oder für Kursbesuche.
zugunsten der hörsehbehinderten
und taubblinden Menschen und
für die angenehme Zusammenarbeit, meinen Vorstandskollegen und
-kolleginnen für ihre Unterstützung
und ihr Engagement, den beiden
Revisoren für die Kontrolle unserer
Arbeit, dem Redaktionsteam für die
Gestaltung des ••••Lichtpunkt und
nicht zuletzt Ihnen allen. Menschen
wie Sie machen unsere Arbeit erst
möglich. Ich würde mich sehr freuen, auch in Zukunft auf Sie zählen
zu dürfen.
Wissen Sie wie es ist, in der Wüste
zu leben? In der Dezember-Ausgabe des ••••Lichtpunkt wurde uns
dies auf anschauliche Weise und
mit wunderschönen Fotos vermittelt. Dreimal im Jahr erscheint der
••••Lichtpunkt und dem Redaktionsteam gelingt es immer wieder,
interessante, spannende, berührende, lustige Geschichten zusammen
zu tragen. Ich hoffe Sie freuen sich
ebenso, wenn der ••••Lichtpunkt in
Ihrem Briefkasten liegt. Haben Sie
auch eine Geschichte zu erzählen?
Zögern Sie nicht, uns diese einzusenden.
Ich benutze diese Gelegenheit
gerne, um meinen ganz persönlichen Dank auszusprechen: den
SozialarbeiterInnen für ihre Arbeit
Liebe Leserin, lieber Leser, ich hoffe,
Sie bleiben auch offen und neugierig
und entdecken dadurch immer wieder viel Schönes und Neues.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Frühlingszeit.
Mit herzlichen Grüssen
Eveline Grossmann
Präsidentin
2015
CHF
CHF
CHF
CHF
AKTIVEN
Flüssige Mittel:
Kasse
Postkonto
0.00
20'198.46
Mittelfristige Mittel:
BEKB, Berner Kantonalbank Bern
Alternative Bank, ABS Olten
Darlehen
Forderungen
Wertschriften
Guthaben VRST
0.00
57'147.95
0.00
0.00
0.00
17.50
20'198.46
0.00
19'507.66
19'507.66
57'165.45
0.00
52'081.60
0.00
0.00
20'000.00
52.50
72'134.10
FM-Anlage
1.00
1.00
Durchgangskonto
Aktive Rechnungsabgrenzung
0.00
0.00
0.00
0.00
77'364.91
91'642.76
421.40
578.30
TOTAL AKTIVEN
PASSIVEN
Fremdkapital
Passive Rechnungsbegrenzung
Eigenkapital:
Eigenkapital 01.01.:
Gewinn / Verlust (-)
91'064.46
-14'120.95
76'943.51
77'364.91
TOTAL PASSIVEN
Meikirch, anfangs März 2016
4
2014
5
116'077.46
-25'013.00
91'064.46
91'642.76
Erfolgsrechnung
Revisorenbericht
FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
per 31. Dezember 2015 und 2014
Erfolgsrechnung per 31. Dezember 2015 und 2014
2015
CHF
2014
CHF
CHF
CHF
ERTRAG
Mitgliederbeiträge, -Spenden
Spenden:
Spenden allgemein
Legate
Spenden bei Todesfällen
Kollekten
9'373.60
5'940.00
0.00
150.00
218.00
Geburtstage und Feste
6'308.00
8'120.00
5'685.00
0.00
0.00
0.00
5'685.00
750.00
0.00
85.80
225.20
TOTAL ERTRAG
16'517.40
14'030.20
VERLUST
14'120.95
25'013.00
30'638.35
39'043.20
Zinsertrag
AUFWAND
TBL-Betreuung:
Direkthilfe
Geburtstagsgeschenke
9'525.00
6'635.15
16'160.15
19'135.00
5'673.40
24'808.40
Mitteilungsblatt
11'430.70
10'290.55
Werbeaufwand
150.00
182.50
Büro- und Verwaltungsaufwand:
Postkonto- und Bankspesen
Reise- und Verpflegungskosten Vorstand
Aufwand Generalversammlung
Büromaterial
Drucksachen
Bürospesen allgemein
Beitrag SZB
Miete Archivraum
Verschiedenes
173.90
351.80
447.55
19.25
410.00
1'245.00
250.00
0.00
0.00
TOTAL AUFWAND
2'897.50
30'638.35
6
207.80
171.60
360.75
10.30
464.40
1'496.90
250.00
800.00
0.00
3'761.75
39'043.20
7
Verdankungen ...
...und Dankeschön
Grosszügige Spende des katholischen Frauenbundes Untersiggenthal
Danke Ernst Lacher
Ab 2013 übernahm Ernst Lacher
die Gestaltung des Lichtpunkt und
recherchierte auch den einen und
anderen Beitrag. Dank seiner beruflichen Erfahrung als Redaktor und
Werber standen ihm modernere PCProgramme zur Verfügung, mit denen er dem Lichtpunkt einen neuen
Auftritt verschaffte. Es braucht jeweils
einen grossen Aufwand, den Lichtpunkt in Form zu bringen und den
Druck zu veranlassen. Aus diesem
Grund wünschte sich Ernst Lacher, die
Redaktion des Lichtpunkt in andere
Hände zu legen.
Das Redaktionsteam bedankt sich
herzlich bei Ernst Lacher für seinen
Einsatz während der letzten 3 Jahre
und wünscht ihm viel Freude bei der
neu gewonnenen Freizeit.
Eine schöne Tradition, die der katholische Frauenbund Untersiggenthal jeweils an seiner GV begeht: Da werden
den Anwesenden Mohrenköpfe en
Masse verkauft - dies zu einem guten
Zweck!
Die jeweils 650 Mohrenköpfe werden
für 2 Franken das Stück verkauft. Dieses Mal durfte unser Vorstandsmitglied
Ursula Lüscher den Freundeskreis für
Taubblinde vorstellen, wie er arbeitet
und was er unterstützt. Ihre Ausführungen bewegten die Anwesenden
und so gingen die Mohrenköpfe weg
wie frische Semmeln.
Die Fr. 1‘300.- waren schon am nächsten Tag auf dem Konto des Freundeskreis. Ganz herzlichen Dank für diesen
Einsatz und die grosszügige Spende.
Maria-Theresia Müller und Maggie
Gsell
An der Stelle von Ernst Lacher übernimmt neu Christine Grünenfelder
das Layout des Lichtpunkt.
Christine: Seit mehr als 40 Jahren
habe ich in einer therapeutischen
Institution mitgewirkt. Ich entwarf
fast alle unsere Produkte, baute eine
Papiermachéproduktion und Textilwerkstatt auf. Dann bildete ich mich
am Computer aus und übernahm
von da an die Grafik in unserem Betrieb. Ich freue mich nun darauf, den
neuen Lichtpunkt zu layouten und zu
gestalten.
Ursula Lüscher (rechts) überreicht den
symbolischen Scheck an Eveline Grossmann und Bruno Haldemann (Präsidentin und Kassier).
8
Personelles der SBZ Beratungsstelle für hörsehbehinderte und
taubblinde Menschen
FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
territoriales Zuständigkeitsgebiet
(BE, VS, FR) verantwortlich. Britta
hat mich gut ins Tandem-Team aufgenommen. Mit meinen Sozialarbeits-Kolleginnen und Kollegen aus
den anderen Regionen diskutiere ich
Fachspezifisches und tausche mich
mit ihnen in Supervisionen aus.
Die Arbeit mit freiwilligen Mitarbeiter/innen ist mir vertraut. Ich unterstütze unsere Freiwilligen gern
hinsichtlich ihren Einsätzen bei hörsehbehinderten bzw. taubblinden
Menschen. Dieser Teil meiner Tätigkeit beim SZB ist ebenso verantwortungsvoll wie die Beratungsarbeit mit
Angehörigen und/oder Betroffenen.
Marianne Schütz
Sozialarbeiterin in Bern
Seit anfangs Juli 2015 bin ich bei der
SZB Beratungsstelle für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen
in Bern als Sozialarbeiterin tätig.
Schon seit vielen Jahren setze ich
mich für die Teilhabe von Menschen
mit Handicap oder gesundheitlichen
Einschränkungen ein. Frühere langjährige Beratungstätigkeit bei der
Fachstelle für Gehörlose Bern, der
Pro Infirmis, der Rheumaliga, bei den
Behindertenkonferenzen (Stadt +
Region Bern sowie bei der Kantonalbernischen kbk), bei einer Berufsbeistandschaft und als ehrenamtliche
Präsidentin beim Entlastungsdienst
Kanton Bern runden meinen Erfahrungsschatz ab. Die Gebärdensprache ist mir vertraut, das Lormen will
ich weiter erlernen und üben.
Ich schätze die Zusammenarbeit mit
den Kolleginnen des Fachbereiches
«B + F (Bildung & Freizeit)» des SZB
in Lenzburg bezüglich mehrerer
Ausflugs- und Bildungsangebote im
Mittelland, die es jedes Kalenderjahr zu planen, organisieren, durchzuführen, zu leiten und evaluieren
gilt. Das gemeinsame Erleben mit
taubblinden/hörsehbehinderten Teilnehmenden und Freiwilligen mal in
einem ganz anderen Rahmen – das
wertschätze ich!
Der Mensch mit Handicap im Hören
und Sehen im Zentrum unser aller
Tätigkeiten und Aktivitäten liegt mir
am Herzen.
Beim SZB Bern arbeite ich mit meiner «Tandem-Partnerin» Britta
Amend (Rehabilitationsfrachfrau)
zusammen. Wir sind für ein grosses
In diesem Sinne: Ich freue mich auf
all die interessanten Begegnungen!
9
Traumhafte Ferien
auf einem Schloss
FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
Erlebnissbericht von Eri Salome Hegetschweiler
Gaston Perroud
Reha Fachperson in St.Gallen.
niken finde ich allgemein sehr spannend; ein Thema welches ich immer
wieder mit einer weiteren Leidenschaft verbunden habe, dem Reisen.
Seit anfangs Dezember 2015 bin ich
bei der SZB-Beratungsstelle für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen in St.Gallen als Fachperson
Rehabilitation tätig. Zuvor arbeitete
ich rund zehn Jahre lang auf der sozialpädagogischen Wohngruppe für
gehöhrlose Jugendliche der SEK3 in
Zürich. Dort habe ich die Gebärdensprache kennen und lieben gelernt.
Beim SZB wurde ich rundum herzlich aufgenommen und werde nun
gründlich und behutsam in die verschiedenen Tätigkeitsbereiche meiner
neuen Arbeit eingeführt. Darüber
bin ich froh, ist es doch ein breitgefächertes Tätigkeitsgebiet mit vielen
Facetten. Erwin Braun, der Ende Februar in Pension geht begleitet mich
dabei, lässt mich an seinem Erfahrungsschatz teilhaben und übergibt
mir die Verantwortung schrittweise.
Von August 2015 bis Januar 2016
nahm ich an der Basisausbildung zur
Fachperson Gebärdensprache teil,
die vom schweizerischen Gehörlosenbund durchgeführt wurde und
konnte meine Kenntnisse in diesem
Bereich noch vertiefen. Sprachen,
Kommunikationsformen und Tech-
Ich freue mich auf die Arbeit, auf
das Unterwegssein im Osten und im
Süden der Schweiz und auf die zahlreichen Begegnungen mit Menschen.
10
(zu Ferienwochen für hörsehbehinderte und taubblinde Menschen des SZB
im Schloss Hünigen, Konolfingen, die
in den 90er Jahren, noch unter der
Leitung von Toni Bargetzi, stattfanden.
Anmerkung der Redaktion)
Ein VW-Bus der Kursleitung holte
mich zuhause ab. Der Wagen war
noch leer, ausser einer Teilnehmerin,
die im Auto eingeschlafen war.
Der Chauffeur machte Halt beim
Hauptbahnhof Zürich. Er musste
noch Leute auf dem Bahnsteig abholen, die mit dem Zug eintrafen.
Ich stieg aus und lehnte mich an
die Kühlerhaube. Es war noch sehr
früh am Morgen - diese Hektik! Alle
hatten es furchtbar eilig. Ich jedoch
genoss die Vorfreude.
nehmer - eine fröhliche Gesellschaft
- bei unserem Bus an.
Da stand ein Mann die längste Zeit
neben mir. Er sprach kein Wort. Ist
das ein Spinner oder gehört er auch
dazu?, dachte ich. Plötzlich machte
er einen Satz ins Auto. Jenny, die zuvor schlafende Frau, schrie auf. Der
Bösewicht wollte ihr die Handtasche
entreissen. Es gelang ihm nicht, denn
Jenny hatte den Riemen wohlweislich um den Hals geschlungen. Ich
packte den Kerl hinten am Kragen
und zerrte ihn weg. Er ergriff die
Flucht, zum Glück ohne Beute. Mein
Schuh erreichte gerade noch seinen
Hinterteil. Passanten beschimpften
mich im Vorbeigehen: «So eine brutale Person», hörte ich sie sagen. Ich
zitterte am ganzen Körper. Mittlerweile kamen die anderen Kursteil-
Die grässliche Szene war bald vergessen. Der Schlosspark, die bunte
Blumenpracht, es war herrlich und
faszinierend schön. Am Morgen
wurden wir durch die sanften Töne
einer Panflöte geweckt. Alle Tage
gab es interessante Ausflüge und
tolle Erlebnisse. Wir fuhren mit einem hohen, blumengeschmückten
Pferdewagen durch das schöne
Berner Oberland. Im Schlossgarten
sprach mich ein Herr an: «Sind Sie
Künstlerin?» «Oh, nein, ich bin Modezeichnerin», erwiderte ich. «Meine
Frau Lia ist Schauspielerin. Wir sind
mit der Kursleitung befreundet und
sind eingeladen worden», erzählte
er. Bald organisierte Lia eine Modeschau. Dazu wurde ein langer Lauf11
Fondueschiff auf dem Zürichsee
von Heidi Peyer
steg aufgebaut. Grosse Ständer mit
Kleidern aus dem Film Charleys Tante
wurden aufgestellt. Zu jeder Robe
gab es passende Netzstrümpfe, eine
Perücke, eine Tasche, einen Hut und
anderes mehr. So hatte man gleich
ein ganzes Ensemble an einem Kleiderbügel.
FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
Drehung - die Tasche weit weggestreckt vom Körper. Die Zuschauer
bekamen Lachkrämpfe.
Für den letzten Abend hatte Lia eine
Überraschung bereit für mich. Sie
stylte mich als Maria Stuart. Meine
langen blonden Haare wurden zu einer Krone hochgesteckt. Mit Makeup
und Schmuck, dazu einem bodenlangen Kleid aus lila Samt und riesiger
Saumweite durfte ich mich präsentieren. Ich wurde viel angelächelt,
bewundert und eifrig fotografiert.
Gleichzeitig wurde ich durch eine
Hochzeit abgelenkt. Die Braut erzählte mir, sie sei Handarbeitslehrerin
von Beruf und habe ihr Kleid selber
genäht. Ich bewunderte die schönen
Spitzen und verlor dadurch viel Zeit.
Die Hochzeitsgäste verbrachten ihre
Flitterwochen auf dem Schloss. Zusammen mit ihnen waren wir eine
grosse Gesellschaft. Die kulinarischen
Genüsse, die schöne Musik, alles
war eine wundervolle Harmonie.
Um Mitternacht gab es ein riesiges
Feuerwerk. Der Himmel glühte voll
glitzernder Sterne und funkelnder
Leuchtblumen.
Als ich mich wieder den Kleidern
zuwandte, war alles weg - nur ein
undefinierbares Stück baumelte noch
an der Kleiderstange. Es war gelb mit
grossen braunen Flecken. Ich nahm‘s
gelassen und schlüpfte hinein. Oh
je, es war mir zu eng und zu kurz.
Die Nähte platzten beinahe. Mit den
Tupfen sah ich aus wie ein Dalmatiner! Gekonnt übte ich vor dem
Spiegel. Von Berufs wegen weiss ich
ja, dass es sehr darauf ankommt,
wie man sich bewegt. Die Ansagerin
mahnte: «Mach schnell! Du bist das
letzte Model am Laufsteg.» Gleichzeitig machte sie mir Mut: «Du wirst
bestimmt grossen Applaus haben.»
Zurück bleiben zauberhafte Erinnerungen an die schottische Königin
Maria Stuart, im prachtvollen Park des
Schlosses Hünigen in Konolfingen.
Ich klappte also die Knie zusammen,
wackelte mit den Hüften, schob den
Hut noch ein wenig ins Gesicht und
bewegte mich mit kleinen Schritten
vorwärts auf dem Laufsteg. An dessen Ende machte ich eine elegante
Auch dieses Jahr feierten Erich und
ich unseren Hochzeitstag. Doch im
Unterschied zu anderen Jahren fand
das Festchen um einiges später statt.
Am offiziellen Tag war ich mit Plus
Sport in Davos im Wanderlager. Auch
danach war unsere Agenda mit Terminen vollgestopft. So lebten wir
nach dem Motto: Aufgeschoben ist
nicht aufgehoben!
einige Zeit in den Medien. Ich war
gespannt, wie es wohl drinnen aussehen würde. Da kann ich nur sagen:
«Spitze! Super und fantastisch!»
Für uns war ein Platz im ersten
Stock reserviert. So konnten wir eine
Prachtaussicht geniessen.
Als dann die Panta Rhei endlich ablegte, dachten wir ans Essen. Zur Vorspeise gab es einen Nüsslisalat mit Ei.
Da konnte ich nicht widerstehen. Dies
ist nämlich mein Lieblingssalat!
Bald darauf genossen wir in aller
Ruhe und Zweisamkeit das leckere
Käsefondue.
Nebst dem Essen und gemütlichen
Beisammensein bewunderten wir die
vielen Lichter am andern Zürichseeufer. Wir spazierten auch ein wenig
herum und erkundeten das Schiff.
Ich konnte nicht anders, als Erich
nochmals für die tollen 32 Jahre,
die wir miteinander erlebt hatten zu
danken. Er war und ist immer für
mich da!
Am 2. Dezember war es dann endlich soweit! Wir machten einen
Ausflug aufs Fondueschiff auf dem
Zürichsee. Ich hatte mich schon lange auf diesen Abend gefreut. Als das
Schiff dann am Bürkliplatz in Zürich
anlegte, kam ich nicht mehr aus
dem Staunen heraus, denn so ein
prächtiges Schiff hatte ich noch nie
gesehen. Beim Einsteigen konnte ich
feststellen, dass es mehrstöckig ist.
Dann die vielen Lichter, einfach fantastisch!
Erich erklärte mir, dass es die Panta Rhei sei. Da war mir alles klar,
denn diesen Name las man über
12
13
Eierläset in Therwil
FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
von Heidi Peyer
Die Reise nach Therwil war faszinierend, denn das Limmattal zeigte sich
von der schönsten Seite. Wir fuhren
über Olten durch den Hauensteintunnel ins Baselbiet.
guten Stehplatz. Wir schauten dem
emsigen Treiben der Helfer beim Einrichten des Platzes zu.
Die einen bereiteten die fünf Rennbahnen vor. Auf jeder Startlinie waren jeweils 100 Sägemehlhäufchen.
In jedem Häufchen steckte ein Ei. Jedes Zehnte war farbig und gekocht.
Alle andern waren roh. Am Ziel standen fünf grosse Körbe bereit, gefüllt
mit Spreu. Die Eier mussten dann
von den Teilnehmenden des Rennens
in die Körbe geworfen werden. Bei
jedem Korb stand ein Eierfänger.
Bevor das Rennen begann, spielte die
Dorfmusik aus Therwil einige rassige
Melodien.
Unterwegs beschrieb mir Erich die
Blütenpracht der Kirschbäume.
In Basel angelangt, bestiegen wir das
Tram, das uns zum Barfüsserplatz
brachte. Von dort spazierten wir zum
Blindenheim und gönnten uns ein
feines Mittagessen.
Mit dem 10er-Tram fuhren wir anschliessend nach Therwil. Nach einem fünfminütigen Spaziergang
zum Dorfplatz ergatterten wir einen
Osterbrunnen
Die jüngsten Mitspieler mochten das
Startsignal kaum erwarten. Sie waren
ganz aufgeregt und zappelig. Endlich
ging es los! Jedes Kind musste von
der Startlinie ein Ei nehmen und so
schnell wie möglich zum jeweiligen
Korb tragen. Das war aber gar nicht
einfach. Sie mussten nämlich das Ei
in einem Kaffeesieb tragen oder mit
dem Ei Sack hüpfen. Sie hielten mit
einer Hand den Sack fest und das Ei
mit der anderen. Aus fünf Metern
Abstand sollte das Ei in den Korb geworfen werden. Die Fänger mussten
die Eier mit den Körben auffangen.
von Heidi Peyer
Als ich in einer Zeitschrift über die
verschiedenen Osterbräuche in der
Deutschschweiz las, konnte ich nur
staunen über diese Vielfalt. Mir stach
der Artikel über die Blumenbrunnen
in Bischofszell in die Augen. Weil
Erich diese Blumenpracht auch sehen
wollte, fuhren wir am 6. April voller
Vorfreude nach Bischofszell.
Auf dem Weg zur Altstadt entdeckten wir schon den ersten Brunnen.
Dieser war mit schönen Osterglocken
bepflanzt. Dazwischen hockten lustige Hasen.
Die Kinder waren recht schnell und
geschickt. Schliesslich traten die Erwachsenen zum Rennen an. Es waren
Frauen und Männer aus den verschiedenen Vereinen. Sie hatten dieselben
Aufgaben zu bewältigen und auch
mit verschiedenen Erschwernissen zu
kämpfen.Für jedes Ei, das von den
Fängern nicht aufgefangen werden
konnte, gab es Punkteabzug. Einige
Eier verfehlten das Ziel! Zwischendurch gab die Dorfmusik wieder ein
Ständchen. Dieser Osterbrauch wird
seit 1897 immer am Weissen Sonntag
durchgeführt. Was einst als ernster
Wettkampf galt, ist heute für Jung
und Alt ein Spass.
Jeder Brunnen war mit einer Nummer versehen. Doch wir kümmerten
uns nicht darum und schlenderten
gemütlich durch die Gassen.
So kamen wir gleich zur Nummer
24. Dort war ein Schild angebracht:
«Hoch auf dem gelben Wagen». Da
stand ein alter Wagen, darauf waren
verschieden grosse Töpfe mit Osterglocken.
Bei Nummer 25 entdeckten wir ein
riesiges Osternest mit Küken und
verschieden grossen Eiern. Dieses
Motiv gefiel mir besonders gut.
Der schönste Brunnen stand auf
dem Friedhof. Er war mit verschiedenen Blumen bepflanzt. Dazwischen
steckten grüne Herzen aus Papier.
Die Leute hatten Wünsche daraufeschrieben, wie etwa «Ich wünsche
Es lohnt sich wirklich, diesen lustigen
Anlass einmal mitzuerleben. Meinem
Mann Erich danke ich für die Begleitung und die detaillierte Beschreibung dieses Anlasses. So war es
auch für mich ein echtes Vergnügen.
14
15
Der Bär ist los Maibärtanz in Bad Ragaz
FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
von Heidi Peyer
Vor einiger Zeit las ich einen Artikel
über verschiedene Bräuche in der
Deutschschweiz .Das machte mich
sehr neugierig!
Besonders interessierte mich der
Ragazer Maibär-Brauch. Weil ich mir
darunter nichts vorstellen konnte,
wollte ich mir diesen Nachmittag
nicht entgehen lassen! Der «Maibärtanz» findet jedes Jahr am ersten
Maisonntag statt.
Gut gelaunt und voller Spannung fuhren meine Freundin Erika und ich zum
schon fast städtischen Dorf Bad Ragaz.
Eine Woche später, also am 11. April waren wir wieder im schmucken
Städtchen Bischofszell anzutreffen.
Als Erstes zog es uns wieder zum
Friedhofbrunnen. Diesmal bat ich
Erich, für mich einen lieben Gedanken auf ein grünes Herz zu schreiben. Bald war unser Rundgang zu
Ende. Nicht nur die Osterbrunnen,
sondern auch das alte Städtchen haben wir genauer betrachtet.
dir gute Besserung», oder «Ich wünsche Frieden auf dieser Erde».
Als wir beim Alterszentrum vorbei
schlenderten, hörten wir in der Nähe
wieder das Plätschern eines Brunnens. Wir nahmen ihn genauer in
Augenschein und entdeckten hoch
oben auf dem Brunnenturm eine
zierliche, lustige Frau. Diese sass an
einem Tisch und genoss in aller Ruhe
ihre Mahlzeit. So stellte ich es mir
wenigstens vor.
Liebe Leserin, lieber Leser, falls ihr
einmal die Gelegenheit habt, diese
Osterbrunnen zu sehen, dann geht
hin. Es lohnt sich wirklich!
Schliesslich machte sich auch bei
uns der Hunger bemerkbar und wir
suchten ein gemütliches Café. Weil
wir vom vielen Schauen und Gehen
müde waren, fuhren wir bald nach
dem Essen heim. Da wir noch nicht
alles gesehen hatten, planten wir
nochmals hinzufahren.
Jetzt möchte ich mich noch bei Erich
für die interessante Erklärung und
vor allem für die Zeit, die er sich genommen hat, herzlich bedanken! Es
war echt lässig!
16
Dort hielten wir nach dem Postauto
Ausschau. Wir fragten den Chauffeur nach dem Weg. Er antwortete:
«Ihr seid richtig. Nur einsteigen.»
Auf der Fahrt kamen wir ins Staunen. Wir fuhren durch eine enge,
aber wunderschöne Schlucht! Die
mächtigen Felsbrocken imponierten
mir sehr. Das Getöse der Wasserfälle
war einfach fantastisch! Schliesslich
landeten wir bei einem ungewollten
Ziel, nämlich in der Taminaschlucht.
Wir genossen trotzdem die schöne
Umgebung und die Ruhe.
und Bändern geschmückt ist. Darunter steckt jeweils ein Mann. Es gibt
drei tanzende Bären. Trotz unserer
unfreiwilligen Rundfahrt hatten wir
noch genügend Zeit, die Bären zu
beobachten und ihnen zu folgen.
Wir hatten glücklicherweise nichts
verpasst und freuten uns am fröhlichen Treiben.
Eine Stunde später konnten wir die
Rückfahrt ins Dorf antreten!
Dort angekommen, hörten wir die
grossen und sicher auch schweren
Glocken schon von weither. Auch
die tanzenden Bären waren nicht zu
übersehen! Diese bestehen aus
einem Holzgestell, das mit Blättern
Als wir mit unseren Tischnachbarn
ins Gespräch kamen, stellten wir
fest, dass sie auch aus dem Wallis
stammten. Die Freude war riesig,
als wir merkten, dass wir uns sogar
kannten! Die netten Leute wohnen
im selben Dorf, in dem ich aufgewachsen bin: nämlich in Bellwald.
Nach einiger Zeit machte sich bei mir
der Hunger bemerkbar. Ich gönnte
mir eine leckere Bratwurst und Kartoffelsalat.
17
SZB Beratungsstellen für taubblinde
und hörsehbehinderte Menschen
Langsam ging das Fest dem Ende
entgegen und wir machten uns gemächlich auf zur Taminabrücke. Dort
warfen die Männer den mit Blättern
und Bändern geschmückten Bären in
die Tamina. Dies natürlich ohne Träger und Gestell!
Den Maibär übergibt man den Fluten der Tamina, um den Dämonen
ein Wasseropfer darzubringen. So
werden die Wintergeister vertrieben.
Nun können wir sicher auf schöne
und wärmere Tage hoffen!
Frühlingsgruss
Als der Bär davon schwamm, verabschiedeten wir auch uns von diesem
schönen und lustigen Nachmittag.
Ich danke meiner Freundin Erika
herzlich, dass sie mich zum «Maibärtanz» begleitet hat.
Denn käm ich nicht alleine
gingt ihr an mir vorbei
von Eri Salome Hegetschweiler
Oh Veilchen, liebes Veilchen
So sag doch einmal an
Warum bist Du eine Weile
den Blumen all voran?
Nein, ich bin gar so kleine
Darum komm ich vor dem Mai
Zürich
SZB Beratungsstelle für taubblinde
und hörsehbehinderte Menschen
Ausstellungsstr. 36, 8005 Zürich
Tel. 044 444. 10. 82
Fax 044 444. 10. 88
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
Bern
SZB Beratungsstelle für taubblinde
und hörsehbehinderte Menschen
Belpstr. 24, 3007 Bern
Tel. 031 398. 50. 15
Fax 031 398. 50. 16
E-Mail: [email protected]
Lenzburg
SZB Beratungsstelle für taubblinde
und hörsehbehinderte Menschen
Niederlenzer Kirchweg 1,
5600 Lenzburg
Tel. 062 888. 28. 68
Fax 062 888. 28. 60
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
Bellinzona
Servizio di consulenza per persone
sordociechi UCBC
Via Nosetto 3, 6500 Bellinzona
Tel./Fax 091 825. 82. 72
E-Mail: [email protected]
Lausanne
Consultation pour personnes
Sourdaveugles UCBA
Chemin des Trois-Rois 5bis, 1005
Lausanne
Tél. 021 345. 00. 50
Fax 021 345. 00. 68
E-Mail: [email protected]
Ressortleitung:
Muriel Blommaert
E-Mail: [email protected]
Luzern
SZB Beratungsstelle für taubblinde
und hörsehbehinderte Menschen
Hirschmattstr. 25, 6003 Luzern
Tel. 041 228. 62. 20
Fax 041 228. 62. 24
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
St. Gallen
SZB Beratungsstelle für taubblinde
und hörsehbehinderte Menschen
Schützengasse 4, Postfach 2044,
9001 St. Gallen
Tel. 071 228. 68. 68
Fax 071 228. 68. 67
E-Mail: [email protected]
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FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
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FREUNDESKREIS
FÜR TAUBBLINDE
IMPRESSUM
Redaktion:
Maria-Theresia Müller, Zugerstr. 16, 5620 Bremgarten
Maggie Gsell, SZB, Niederlenzer Kirchweg 1, 5600 Lenzburg Christine Grünenefelder, Klosterweg 1, 8913 Ottenbach
056 633.30.19
062 888.28.68
044 761.26.44
CD:
Kathrina Redmann, Oberheischerstrasse 17,
8915 Hausen a/A 044 764.06.84
Braille:
SBS, Schweiz. Bibliothek für Blinde,
Seh- und Lesebehinderte, Grubenstrasse 12, 8045 Zürich
043 333.32.32
Druck:
Druckerei Kälin AG, 8400 Einsiedeln 055 418.90.70
Versand:
Ursula Lüscher, Müselstrasse 5, 5417 Untersiggenthal 056 288.25.23
Auflage:
720 Ex. Schwarzschrift20 Ex. Braille
17 CD
Der «Lichtpunkt» erscheint 3 x jährlich: April / August / Dezember
Er kann auch in Farbe aus dem Internet heruntergeladen werden:
www.blindundtaub.ch
Beiträge und Adressänderungen:
Braille-Texte an Maria-Theresia Müller: [email protected]
Wordtexte und Adressänderungen an Maggie Gsell, SZB, Niederlenzer Kirchweg 1,
5600 Lenzburg, E-mail: [email protected]
Redaktionsschluss für den nächsten Lichtpunkt 2/2016: 30. Juni 2016
Adressverzeichnis Vorstand Freundeskreis für Taubblinde
Grossmann Eveline, Präsidentin, Rossweid 8 3045 Meikirch BE Frey Beatrice, Moosstrasse 20, 3073 Gümligen, Gsell Maggie, SZB, Niederl.Kirchweg1, Gleis1. 5600 Lenzburg Haldemann Bruno, Kranichweg 15/27 3074 Muri BE Lacher Ernst, Bergstrasse 15, 8805 Richterswil Lüscher Ursula, Müselstrasse 5 5417 Untersiggenthal Kathrina Redmann, Oberheischerstrasse 17 8915 Hausen a/A Voser Roswith, Grossmattweg 18 5507 Mellingen Unsere Internetseite: www.blindundtaub.ch
Spendenkonto 30-9836-0 Herzlichen Dank!
20
031 951.80.65
031 951.43.77
062 888.28.68
031 951.61.68
044 554.63.64
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044 764.06.84
079 237.50.18