Broschüre Industrie 4.0 - pdf, 7,89 MB

Hello Industrie 4.0
�we go digital
DE
�Inhalt
Hello Industrie 4.0
�we go digital
Zukunft
neu denken
�Weichen stellen für intelligente, vernetzte Welten
�Demografischer Wandel
�Individualisierung
�Ressourceneffizienz
�Schnelle Verfügbarkeit
6
12
14
16
18
Intelligente Technologien
etablieren
�Wandel unserer Weltsicht von industrieller Produktion
�KUKA Digital Domains
�Das Internet of Robotics
�Edge-Computing in Echtzeit
�Intelligentere Maschinen
�Mobile Robotik
�Mobility trifft MRK
�Cobots in der Industrie
20
26
28
30
32
34
36
38
Vernetzte Produktion
realisieren
�Durch Digitalisierung Kunden-Mehrwerte schaffen
�Matrix-Produktion
�Mehr Dynamik durch sich selbst organisierende
Wertschöpfungsketten
�KUKA Toledo Production Operations:
die Power von IoT im Einsatz für Jeep® Wrangler
�ASM Assembly Systems: intelligente Mensch Roboter-Kollaboration in der Elektronikindustrie
�Von Science-Fiction zur Wirklichkeit
40
44
48
52
56
60
Die Dinge ändern sich.
Hier und jetzt
Das Internet der Dinge, Industrie 4.0 oder Smart Production – auch wenn
international die Namen wechseln, so geht es im Kern doch immer um
eines: die nahtlose Verbindung von digitaler und realer Welt und damit
um nichts Geringeres als den nachhaltigen Wandel unserer Weltsicht von
industrieller Produktion. Als Vordenker und Wegbereiter von Industrie 4.0
treibt KUKA diesen Wandel hin zur vernetzten, intelligenten Produktion
maßgeblich voran. Mit dem Mut, die Dinge zu verändern.
Hello Industrie 4.0�we go digital
4�5
�Zukunft neu denken
»Wir stellen heute die
Weichen für eine Revolution,
die allumfassend sein wird.«
Gesellschaftlich wie technologisch
hat der Fortschritt in den vergangenen
Jahren ein atemberaubendes Tempo
angenommen – und erfasst nahezu
jeden Lebens- und Wirtschaftsbereich.
Das Internet der Dinge steht vor der Tür.
Ob Kühlschrank, Straßenlaterne oder
eine komplexe Maschine – jedes „Ding“
ist dann im Netz, verfügt über eigene
Sensoren, kann erfasst und angesteuert
werden und ist in der Lage, Feedback
zu geben.
Schon heute kann nahezu jedes elektronische Gerät mit dem Internet
kommunizieren. Die digitale Welt
ist fester Bestandteil unseres Lebens
und beeinflusst unsere Wünsche und
Handlungen.
Dr. Till Reuter
Vorsitzender des Vorstands
KUKA Aktiengesellschaft
Die Digitalisierung und die günstige
Verfügbarkeit immer größerer Rechenleistung haben unsere Fähigkeit
erweitert, komplexe Zusammenhänge
zu erkennen und zu modellieren:
beispielsweise in Physik, Chemie,
Ökonomie und Ökologie.
Die dadurch in den vergangenen Jahren
ausgelösten rasanten Entwicklungen
in Bio-, Gen- und Nanotechnologien,
bei Fabbing, Robotik oder auch künstlicher Intelligenz legen zusammen mit
einer komplett vernetzten Welt den
Grundstein für eine Revolution, die
allumfassend sein wird. Durchgängig
digital vernetzte Prozesse, innovative
Geschäftsmodelle, neue Verfahren und
Materialien werden es ermöglichen,
Produkte weit flexibler, energieeffizienter,
ressourcenschonender und hochindividualisiert herzustellen.
Robotik oder auch
künstliche Intelligenz legen
zusammen mit einer
komplett vernetzten Welt
den Grundstein
für diese Revolution.
Durch Cloud-Computing und Big Data
wird sich dieser Prozess noch einmal
erheblich beschleunigen. Mit der Fähigkeit, Millionen oder gar Milliarden von
Datensätzen zu speichern, zu teilen,
zu interpretieren und daraus logische
Schlüsse zu ziehen, werden Systeme
in der Lage sein, blitzschnell zu lernen
und sich weiterzuentwickeln. Ein Effekt,
den wir beispielsweise bei der aktuellen
Evolution von Sprachassistenten wie
Siri oder Cortana sehen können.
6�7
Hello Industrie 4.0�we go digital
Feedbacks von Millionen Nutzern
machten es in kurzer Zeit möglich,
ihre Fähigkeiten deutlich zu verbessern. Und sie lernen weiter – sehr,
sehr schnell.
Die Verbindung der industriellen
Produktion mit Cloud und
Big Data wird ganz neue
Produktionswelten schaffen.
Übertragen auf die industrielle Produktion, wird die Verbindung mit Cloud
und Big Data ganz neue Produktionswelten schaffen. Zuerst durch einfach
implementierbare, App-basierte Software-Erweiterungen oder Cloud-basierte
Funktionen, wie zum Beispiel Asset
Management, Condition Monitoring,
Erkennung von Unregelmäßigkeiten
oder präventive Instandhaltung. Am
Ende werden aber Plattformen stehen,
die Produktionsprozesse flexibel steuern,
autonom optimieren und an äußere
Einflüsse anpassen. Cloud-Lösungen,
die das volle Potenzial aus der Kombination von durchgehenden Produktionsdaten, neuartigen Fertigungsprozessen,
digitaler Vernetzung und reaktiven
Komponenten ausschöpfen. Und dies
über die gesamte digitale Wertschöpfungskette hinweg.
Neue Geschäftsmodelle
Cloud-basierte Services werden den Umgang mit physischem Besitz verändern.
An seine Stelle tritt der temporäre Zugriff auf eine Ware oder Dienstleistung.
Bestes Beispiel: Musik via Streaming.
Was für Verbraucher heute in vielen
Consumer-Bereichen alltäglich ist,
wird in den nächsten Jahren auch das
industrielle Umfeld revolutionieren.
Herstellungsprozesse und Kapazitäten
werden per Mausklick bestellbar.
Bei Manufacturing as a Service, also
Produktion als Dienstleistung, werden
die Anlagen nicht gekauft, es wird
lediglich für die Leistung der Maschine
bezahlt. Was für komplette Fertigungsanlagen gilt, trifft in Zukunft auch
auf einzelne Elemente innerhalb der
Produktion zu – zum Beispiel auf
Roboter. Auf der Basis von Pay-per-UseModellen wird nicht die Maschine
selbst, sondern ihr Output erworben.
Clouds binden all diese Services in
Produktionsprozesse ein und versetzen
Unternehmen in die Lage, hochflexibel
auf Kapazitätsanforderungen und
Warenströme zu reagieren. Im Technologiehub von Austin, Texas, arbeitet
KUKA mit einer erfahrenen Crew interdisziplinärer Entwickler daran, genau
dies zu leisten: die Verschmelzung des
IT-Sektors mit dem führenden Wissen
in den Bereichen Mechatronik und
industrielle Fertigungsprozesse. Unser
Team in Amerika sorgt dafür, dass operative Technologien wie Roboter und
Logistikmaschinen mit Cloud, Web,
mobilen IT-Plattformen und zukünftigen
IT-Technologien verknüpft werden.
So werden KUKA Technologien noch
benutzerfreundlicher und bieten in
der Praxis neue Eigenschaften.
Die digitale Revolution wird sich aber
auch auf die Maschinen selbst auswirken.
Sie werden interoperabel, sie werden
zunehmend sensitiver, intelligenter, autonomer, mobiler und immer einfacher
2019
135,4 Mrd.
46,7 Mrd.
14,6 Mrd.
9,7 Mrd.
2015
71 Mrd.
2015
2019
2015
2019
2015
2019
Quelle: IDC Forecast Worldwide
zu bedienen sein. Auch in der Beziehung
zwischen Mensch und Maschine steuern
wir auf einen historischen Moment zu:
den Zeitpunkt nämlich, an dem eine
Maschine intelligent genug sein wird, um
unsere Sprache und Gesten zu verstehen
und unsere Anweisungen zu befolgen.
Sicher ist schon jetzt: Diese Maschine
wird ein Roboter sein. Als das flexibelste
Element in der Produktion sammeln
Roboter bereits heute Daten und tauschen sie mit unterschiedlichsten
Systemen aus. Keine andere Komponente
im Produktionsprozess ist derzeit in der
Lage, diese Rolle auszufüllen.
Am Anfang nur als universelle Maschine
zur Produktivitätssteigerung gedacht,
entwickelt sich der Roboter zunehmend
zu einem Diener und Helfer in den Fabrikhallen, der den Menschen bei seiner
Tätigkeit unterstützt. Weil ein Roboter
spezifische Dinge besser kann – Präzision,
Geschwindigkeit –, verleiht er den Menschen ganz neue Fähigkeiten. In der
Bedienung zunehmend intuitiver und
für jeden verständlich, werden sich
Roboter bald auch in unstrukturierte
Arbeitsumgebungen integrieren lassen
oder neue Anweisungen ausführen
können.
Die International Data Corporation
(IDC) prognostiziert eine globale
Erhöhung der Ausgaben für
Robotik und zugehöriger Dienstleistungen auf 135,4 Mrd. US Dollar
bis zum Jahr 2019.
Die Welt verändert sich.
Die rasante Entwicklung der Robotik
wird die Welt ähnlich nachhaltig
verändern, wie es das Internet und
die IT getan haben. Heute sind Roboter
im Rahmen von Industrie 4.0 ein
Schlüsselelement, um mit neuen
Produktionsmethoden Antworten
auf die großen Fragen unserer Zeit
zu geben: Ressourcenverknappung,
Klimawandel und die Folgen eines
sich beschleunigenden Bevölkerungswachstums bei einer gleichzeitig
überalternden Gesellschaft in den
Industrienationen. Betrachten wir
einen längeren Zeitraum, ist abzusehen, dass Roboter – analog der
Entwicklung vom Großrechner über
den Desktop Computer (Miniaturisierung), den Laptop (Mobilisierung)
8�9
Innovation
Vier Revolutionen
in der Automatisierungstechnik
Revolution
1. Robotik-Revolution
2. Robotik-Revolution
3. Robotik-Revolution
4. Robotik-Revolution
Roboter-basierte
Automationslösung
Sensitive und sichere
Roboter-basierte
Automationslösung
Mobile, sensitive
und sichere Roboterbasierte Automationslösung
Kognitive, sensitive
und sichere Roboterbasierte Automationslösung
bis hin zu Tablet und Smartphone
(Omnipräsenz) – ebenfalls kleiner,
mobiler sowie vernetzt und kognitiv
sein werden. Ausgestattet mit diesen
Fähigkeiten werden sie zum alltäglichen und allgegenwärtigen Begleiter
des Menschen. Und das in allen Lebenslagen – im beruflichen wie im privaten
Umfeld.
Nachrückende Generationen, Robotic
Natives, werden Roboter als State of
the Art, als Lifestyle oder ganz einfach
als normal empfinden. Berührungsängste
mit Robotern werden für diese Generationen unbekannt sein. Den uralten
Antagonismus Mensch versus Maschine
haben sie überwunden. Sie nehmen die
Fähigkeiten von Robotern als universelle, vernetzbare Dienstleistungen
wahr, die via Internet anforderbar sind
und sich per Mausklick flexibel den
Bedürfnissen und Wünschen des
Menschen anpassen.
Als weltweit führende Marke für intelligente Automation mit Robotik ist es
unser Antrieb, den Menschen das Leben
und Arbeiten zu erleichtern. Mehrwert
entsteht bei KUKA durch das interdisziplinäre Zusammenwirken der
unterschiedlichsten Kompetenzen und
Bereiche. Im Hinblick auf das Internet
der Dinge und die neuen Produktionswelten der Industrie 4.0 sind dies zum
Beispiel unsere Technologiekompetenzen im Web, in der Cloud und auf
mobilen Plattformen. Wobei diese
Perspektiven mit den bestehenden
Mechatronik- und Automations-Kernkompetenzen von KUKA verschmelzen.
Auf dieser Basis realisieren wir gemeinsam mit unseren Kunden bereits
heute durchgängig digitalisierte
Fertigungsprozesse – intelligente
Produktionslösungen, die bestehende
Grenzen zwischen digitaler und realer
Welt überwinden.
Den Inbegriff für diesen außergewöhnlichen Kunden-Mehrwert nennen wir
›Orange Intelligenz‹.
Zukunft
neu denken
�Demografischer Wandel
�Individualisierung
�Ressourceneffizienz
�Schnelle Verfügbarkeit
Der demografische Wandel
Ist der Wohlstand zu sichern?
Bevölkerung unter 20 Jahre
Bevölkerung ab 65 Jahre
Bevölkerung ab 80 Jahre
1871
1939
1960
1980
2000
2010
2020
2040
2060
Quelle: Statistisches Bundesamt
Die drohende Überalterung der Gesellschaft in den führenden Industrienationen ist ein gerne postuliertes
Schreckensszenario. Tatsache ist: Dem
globalen Bevölkerungswachstum stehen
in den Industrienationen sinkende
Geburtenzahlen und die zunehmende
Lebenserwartung der Gesellschaft
gegenüber. Im Jahr 2030 werden in
Deutschland von 100.000 Arbeitnehmern im produzierenden Gewerbe bis
zu 20.000 bereits im Ruhestand sein.
Aber muss man daraus schließen,
dass die Renten und der Wohlstand der
nächsten Generationen wirklich gefährdet sind? Oder führt dies zwangsläufig
dazu, dass der Wirtschaft die Fachkräfte
ausgehen? Statistisch nur dann, wenn
wir annehmen, dass im Jahr 2030 die
Produktivität eines Beschäftigten auf
dem Niveau von heute verharrt.
In einem Land wie Deutschland, in
dem die Gesamtheit der industriellen
Produktion rund 23 Prozent zur Bruttowertschöpfung beiträgt, bedeutet dies
Hello Industrie 4.0�we go digital
konkret, dass wir den gesellschaftlichen
Wohlstand im Kern schon durch die
Erhöhung der Produktivität im industriellen Umfeld nachhaltig sichern können.
Im Jahr 2030 werden
in Deutschland von
100.000 Arbeitnehmern im
produzierenden Gewerbe
bis zu 20.000 bereits im
Ruhestand sein.
Wie hoch die Arbeitsproduktivität
in Zukunft steigen wird, kann niemand
exakt voraussagen. Aber durch intelligentere Maschinen und die Digitalisierung
der industriellen Fertigungsprozesse
werden die Leistungsträger der Zukunft
mit Sicherheit deutlich produktiver
werden als alle Generationen vor ihnen.
Neue Technologien, wie zum Beispiel
mit dem Menschen kollaborierende
Roboter, werden es älteren, erfahrenen
Arbeitnehmern ermöglichen, länger
aktiv am Arbeitsleben teilzuhaben.
Industrie 4.0 ist damit das Schlüsselelement, um den Wohlstand unserer
modernen Gesellschaft dauerhaft zu
sichern. Jeder Alterspyramide zum
Trotz – ganz einfach, weil der dazu
benötigte Teil in der Wertschöpfung
zukünftig von intelligenten Maschinen
erwirtschaftet werden kann.
12�13
Der Megatrend Individualisierung
Oder der Wert des eigenen „Ichs“
Individualisierung prägt die Gesellschaft heute als Megatrend. Sie führt
zunehmend zu immer deutlicheren
Ausdifferenzierungen von Lebenskonzepten, Konsumverhalten und
Eigendarstellung. Getrieben durch den
technologischen Wandel der Medien,
hat der Megatrend der Individualisierung nicht nur die Industrienationen
erfasst, sondern wirkt heute weltweit.
Gerade in den wirtschaftlich aufstrebenden Nationen der Erde.
Im gleichen Ausmaß, mit dem die Verfügbarkeit und Vielfalt der medialen
Möglichkeiten zunimmt, wächst auch
die Bedeutung, die der Individualität
im realen Leben beigemessen wird.
Sie artikuliert sich in der Ausprägung
der Sprache und der Sozialisierung
in Peergroups und findet durch immer
spezifischere Einkaufsmuster auch
massiven Eingang in die Märkte.
Je mehr eigene Identität in einem
Produkt steckt, desto größer ist die
Identifikation des Nutzers. Letztendlich ist die Industrie gefordert, dem
Menschen das Gefühl zurückzugeben,
dass die Ware, die er erhält, speziell
für ihn gemacht wurde.
In der Fabrik der Zukunft kann die
Produkteinführungszeit, die oftmals über
den Verkaufserfolg eines Produkts
entscheidet, maßgeblich verkürzt werden.
Sich wandelnde Bedürfnisse und Trends
in zunehmend volatileren Märkten können
weit schneller als bisher mit entsprechenden
Produkten erfüllt werden.
Industrie 4.0 schafft die Voraussetzungen, hochqualitative Einzelstückfertigungen im Rentabilitätsrahmen
der Serienproduktion zu produzieren.
Anstelle der traditionellen Fertigung
treten dabei hochflexible Fabriken,
in denen Mensch und Maschine Hand
in Hand arbeiten. Mit Produkten und
Waren, die einfach über das Internet
an den persönlichen Geschmack und
Bedarf angepasst werden können.
Hocheffiziente Fertigungsanlagen
werden durch Industrie 4.0 wesentlich
dazu beitragen, Produktionsstandorte
in den Industrienationen nachhaltig
zu sichern.
Der virtuelle Supermarkt:
Die Individualität der Nutzer
findet durch immer
spezifischere Einkaufsmuster
Eingang in die Märkte.
Hello Industrie 4.0�we go digital
14�15
Der Megatrend Ressourceneffizenz
Die Grenzen des Wachstums oder
der Beginn einer neuen Zeitrechnung
Produkt
Aufbereitung
Materialforschung
Produktentwicklung
Recycling
Lebenszyklus
Umsetzung
Die Weltbevölkerung wird bis 2030 auf
8,4 Milliarden Menschen anwachsen. Elementare Ressourcen, wie Land, Energie,
Wasser und Nahrung, werden benötigt –
aber es werden auch 1,2 Milliarden neue
Konsumenten auf der Erde sein.
Dabei steigt der Verbrauch natürlicher
Ressourcen bereits seit Jahrzehnten an.
Der globale Rohstoffverbrauch hat sich
in den vergangenen 30 Jahren mehr als
verdoppelt. 2050 wird die Weltbevölkerung auf bis zu 10 Milliarden Menschen
wachsen und – gleiche Konsummuster
vorausgesetzt – mehr als 140 Milliarden
Tonnen Mineralien, Erze, fossile Brennstoffe und Biomasse in Anspruch nehmen. Der globale Klimawandel und die
Verknappung substanzieller Ressourcen
führen uns aber bereits heute deutlich
vor Augen, dass unsere bestehenden
Systeme beim Umgang mit unserer Welt
an ihre Grenzen stoßen. Die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns und einer
nachhaltigen Fertigung unserer Güter
ist daher dringender denn je. Und dies
aus mehreren Gründen: Zum einen
sind wir schon für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit an unseren hoch
industrialisierten Wirtschaftsstandorten
auf den intelligenten Umgang mit Energie und Rohstoffen, wie zum Beispiel
seltene Erden, zwingend angewiesen.
Und zum anderen verlangen Kunden
zunehmend nachhaltig produzierte und
fair gehandelte Produkte.
Hello Industrie 4.0�we go digital
Produktionsoptimierung
Montageprozess
Flexible, intelligente und vernetzte
Produktion im Sinne von Industrie 4.0
bietet die Chance, Rohstoffe
über die gesamte Wertschöpfungskette
effizienter und nachhaltiger einzusetzen.
In der Konsequenz kann Industrie 4.0
unsere Produktionskreisläufe nicht nur
mit intelligenteren Technologien und
nachhaltigeren Produktionsverfahren
revolutionieren. Sie kann uns auch
helfen, verstärkt unseren Umgang mit
Ressourcen unter sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten
nachzuweisen. Von der Gewinnung
über die Produktion, die Montage, die
Distribution, die Nutzung bis hin zur
Entsorgung und Wiederverwendung
der Rohstoffe im Wertstoffkreislauf.
Um den globalen Herausforderungen
aus dem Zusammenspiel von steigender
Weltbevölkerung und limitierten Ressourcen sowie unserem Anspruch auf
eine „faire“ Welt gerecht zu werden,
müssen wir unsere Wirtschafts- und
Produktionssysteme neu denken. Wir
müssen lernen, offen zu kommunizieren
und unsere Systeme weltweit durchgängig zu vernetzen. Industrie 4.0,
Cloud-Technologien und Big Data sind
die Bausteine, die uns ermöglichen, diese
neue Welt zu gestalten. Eine Weltwirtschaft, die Rohstoffe über die gesamte
Wertschöpfungskette effizienter und
nachhaltiger einsetzt und im höchstmöglichen Ausmaß in den Ressourcenkreislauf der Erde zurückführt.
Eine Wirtschaft, die Verantwortung
übernimmt – für unseren Planeten und
die Menschen, die darauf leben.
16�17
Die schnelle Verfügbarkeit
Geschwindigkeit entscheidet
über den Produkterfolg.
Längst ist uns klar geworden, dass die
Digitalisierung der Wirtschaft das Leben
der Menschen in ähnlich allumfassender
Weise durchdringt wie einst die Industrielle Revolution. Amazon, Ebay und
Co. haben bereits eindrucksvoll belegt,
dass die neuen Geschäftsmodelle
der digitalen Welt in der Lage sind, das
Kaufverhalten der Konsumenten –
und damit die Warenströme in unserer
realen Welt – nachhaltig zu verändern.
War bisher oft der günstigste Preis das
entscheidende Kriterium für Kaufentscheidungen, so steht in Zukunft das
am schnellsten verfügbare Produkt mit
hohem Individualitätsgrad ganz oben
auf dem Wunschzettel der Verbraucher.
Mit steigender Tendenz wird Kundenorientierung für Unternehmen zu
einem der entscheidenden Wettbewerbsfaktoren. Neben der notwendigen
Flexibilisierung der Produktion werden
intelligente, schnelle und zuverlässige
Logistikleistungen diese Beziehung
zum Kunden, auch unter ökonomischen
Aspekten, maßgeblich beeinflussen.
Unternehmen müssen hier grundsätzlich
umdenken: An die Stelle des industriellen
„Immer-mehr-vom-Gleichen“ tritt das
individuelle Produkt – produziert in
Klein- und Kleinstserien. Hergestellt
durch intelligente, universell einsetzbare Maschinen.
In industriellen Maßstäben gedacht,
bedingt das neue, intelligentere Methoden in Herstellung, Logistik und Vertrieb
sowie Strukturen, die heute mit der
durchgängig vernetzten Produktion in
Smart Factories möglich werden. Dabei
sind für die schnelle Verfügbarkeit auch
kurze Wege zum Verbraucher maßgeblich: Durch den hohen Automationsgrad
in intelligenten Fabriken können – heute
noch manuell ausgeführte – Produktionsschritte aus Billiglohnländern wieder in
Hochlohnländer zurückgeholt werden.
Intelligente Automation kann dabei
unabhängig vom Lohngefüge in der Nähe
des Konsumenten kosteneffizient und
auf hohem Qualitätsniveau produzieren.
Durch einen hohen Automationsgrad
können Produktionsschritte aus den
heutigen Billiglohnländern wieder in
Hochlohnländer zurückgeholt werden.
Die Bedeutung flexibler Waren- und
Materialbestände und die Notwendigkeit,
diese über die gesamte Wertschöpfungskette zu koordinieren, wird in diesem
Zusammenhang anwachsen. Auf der
einen Seite muss die Versorgungssicherheit der Produktion garantiert
werden. Und auf der anderen Seite
wächst der Druck, unter Vermeidung
hoher Lagerbestände, eine große Variantenvielfalt der Waren und Produkte
schnell liefern zu können.
Hello Industrie 4.0�we go digital
18�19
�Intelligente Technologien etablieren
»Es geht um nichts Geringeres
als den nachhaltigen Wandel
unserer Weltsicht von
industrieller Produktion.«
Dr. Christian Schlögel
CTO KUKA Group
Die digitale Revolution verändert die
Welt in immer kürzeren Zyklen. Obwohl
wir derzeit gerade erst am Anfang dieser
Entwicklung stehen, hat sie bereits im
letzten Jahrzehnt tiefe Spuren in unserer
Wirtschaft hinterlassen und ganze Branchen radikal verändert. Unternehmen,
die die Dynamik des digitalen Wandels
nicht erkannt und zu lange an althergebrachten Geschäftsmodellen und
Produkten festgehalten haben, fanden
sich schneller als erwartet im Abseits
wieder. So erinnert sich heute vermutlich
kaum noch jemand an die dominierenden Marken der analogen Fotografie
oder die weltweit maßgeblichen Handyhersteller des Jahrtausendwechsels.
Sie alle wurden innerhalb weniger Jahre
zu einer Fußnote der Geschichte.
diejenigen, die glauben, ihr Geschäftsmodell oder ihre Branche sei von der
digitalen Transformation nicht oder
noch nicht betroffen.
Smartphones haben in gerade einmal
acht Jahren ihren Marktanteil von null
auf nahezu 100 Prozent erhöht – und
neue, junge Marktteilnehmer bestimmen
heute das Weltgeschehen. Die Digitalisierung unserer Welt bietet damit ganz
offensichtlich enorme Chancen, um den
Wandel zum eigenen Vorteil zu nutzen.
Aber auch elementare Risiken für all
Während wir vor wenigen Jahren den
Begriff Industrie 4.0 gerne im Kontext
mit einer Zukunftsvision verwendet
haben, können wir heute feststellen,
dass wir uns mit Corobotik, autonomen
mobilen Lösungen, Cloud- und EdgeComputing sowie Big Data bereits mitten
im digitalen Wandel der industriellen
Produktion befinden – unumkehrbar.
Und das Tempo nimmt zu. Neue Technologien und die zunehmende Verschmelzung von IT und OT verkürzen
die Innovationszyklen dramatisch.
Rechenleistung wird immer billiger und
ist heute virtualisiert für wenige Cent/h
in der Cloud verfügbar. Open-SourceModelle und -Komponenten erlauben
im Bereich Software-Entwicklung eine
Produktivität, die bisher unvorstellbar
war. Der zeitliche Abstand zwischen
digitaler Fiktion und gelebter Realität
in der Produktion wird zunehmend
kleiner.
Neue Technologien und
die zunehmende Verschmelzung
von IT und OT verkürzen die
Innovationszyklen dramatisch.
20�21
Hello Industrie 4.0�we go digital
Aktuell erreichen die ersten Schockwellen der digitalen Transformation
die Kernindustrien der führenden
Industrienationen.
Innovative Geschäftsmodelle bedrohen
etablierte Marktführer und bieten Raum
für diejenigen, die die neuen Möglichkeiten erkannt haben und diese schnell
und konsequent umsetzen. Ob es uns
gefällt oder nicht. Zukünftig wird nicht
die Größe oder die Marktstellung über
den Erfolg eines Unternehmens entscheiden, sondern die Fähigkeit, sich
schnell und flexibel auf die sich
permanent verändernden Rahmenbedingungen einzustellen.
So paradox es klingt: Digitalisierung
ist hier gleichzeitig Ursache, aber auch
der ganz entscheidende Teil zur Lösung
dieses Problems.
Maschinen werden zukünftig
auch in der Lage sein, Wissen
zu teilen, im Schwarm zu
lernen und sich autonom auf
unterschiedliche Aufgaben
einzustellen.
Neue Technologien ermöglichen es
Unternehmen, effizienter und flexibler
zu arbeiten und gleichzeitig schneller
und intelligenter auf Kundenwünsche
einzugehen. In der Fabrik der Zukunft
können nicht nur Menschen mit Maschinen und Maschinen mit Maschinen
kommunizieren und kooperieren – sie
werden auch in der Lage sein, Wissen
zu teilen, im Schwarm zu lernen und sich
autonom auf unterschiedliche Aufgaben
einzustellen. In einer zunehmend überalternden Gesellschaft werden sie uns
helfen, den Fachkräftemangel auszugleichen, indem sie Arbeitsplätze ergonomischer gestalten und Menschen
bei der Arbeit als Teamplayer assistieren
sowie dauerhaft entlasten.
KUKA hat bereits in den 1990er-Jahren
die Potenziale einer Verschmelzung der
IT-Welt mit den klassischen Automationstechnologien erkannt. Und als weltweit erster Roboterhersteller offene,
interoperable und flexible Systeme auf
der Basis von standardisierten Mainstream-Technologien entwickelt und zur
Marktreife geführt. Deshalb ist es kein
Zufall, dass KUKA heute als einer der
Vordenker und globaler Wegbereiter von
Industrie 4.0 diesen Wandel hin zur vernetzten, intelligenten Produktion maßgeblich mit vorantreibt. Wir verstehen
uns als integraler Bestandteil von Industrie 4.0 in all ihren Facetten und sind mit
wegweisenden Schlüsseltechnologien
unmittelbar an der vierten industriellen
Revolution beteiligt. Mit intelligenten Maschinen und in neuen digitalen Domänen.
KUKA Intelligent Machines
Wie selbstverständlich benutzen wir
im Alltag Smartphones, Cloud-Dienste
oder das Internet. Wir verlassen uns auf
elektronische Assistenten beim Einparken, überlassen ihnen Aufgaben wie das
Energiemanagement von Häusern oder
so einfache Tätigkeiten wie das Rasenmähen. Eines haben alle diese elektronischen Assistenten gemeinsam: Sie
würden ohne Roboter-gestützte Automatisierungstechnik überhaupt nicht
existieren. Denn nichts davon kann rein
manuell hergestellt werden. Roboter
sind dabei die flexibelsten und wandlungsfähigsten Maschinen, die der
Mensch bisher erdacht hat.
Auch zukünftig wird der Roboter deshalb
als Kernkomponente im Mittelpunkt der
Digital Supply Chain stehen. Aber seine
Fähigkeiten werden sich dramatisch verändern – er wird sich Schritt für Schritt
zur intelligenten Maschine weiterentwickeln, die:
• immer besser mit Menschen direkt
zusammenarbeiten kann,
• Kommunikation wie Gesten- oder Sprachsteuerung beherrscht,
• sich intuitiv in wechselnde
Prozesse integriert,
• mobil und autonom agiert, zum
Beispiel als AGV oder mobiler Roboter,
• lernfähig ist, Wissen teilt und im
Schwarm agiert,
• perzeptiv wird und ihre Umwelt
wahrnehmen kann.
Betrachten wir die kommenden Jahre,
so ist schon heute abzusehen, dass
Roboter kleiner, mobiler sowie vernetzt
und kognitiv sein werden. Sie werden
verstärkt in der Lage sein, autonom und
Aufgaben-basiert zu agieren. Ausgestattet
mit smarten Skills werden sie zum alltäglichen und allgegenwärtigen Begleiter
des Menschen werden. Und sie werden
die Art, wie wir Dinge produzieren, wie
wir arbeiten und wie wir leben, nachhaltig verändern.
KUKA Digital Domains
Wenn wir über Zukunft reden, mag es
paradox klingen: Bereits heute ist KUKA
in vielen Bereichen der Fertigung in der
Lage, die von Industrie 4.0 geforderte
Vernetzung von Produktion und digitaler
Welt umzusetzen, und realisiert automatisierte Produktionsanlagen dieser Art
längst weltweit. Bis vor kurzem jedoch
noch mit einer Einschränkung: Diese
hocheffizienten, flexiblen Anlagen waren
immer spezifische Einzellösungen,
geschlossene Systeme, die an die jeweiligen Kundenbedürfnisse individuell
angepasst sind.
Aber das ändert sich: Das Voranschreiten des deterministischen Ethernet,
aufbauend auf dem TSN-Standard in
Kombination mit dem aufkommenden
OPC-UA-Standard für Machine-toMachine-Kommunikation, verändert die
OT-Strukturen in der Industrie. Zunehmend werden das gigantische Potenzial
und die Bedeutung von Industrie 4.0 zur
Sicherung der eigenen Marktstellung
im Wettbewerb erkannt.
Zunehmend werden das
gigantische Potenzial und
die Bedeutung von
Industrie 4.0 zur Sicherung
der eigenen Marktstellung
im Wettbewerb erkannt.
Neben der Rolle als aktiver Treiber bei
der Schaffung dieser neuen Normen
und Standards engagiert sich KUKA aber
auch noch in einer weiteren Richtung,
um die Einbindung der bestehenden
OT-Infrastruktur in die neue digitale
Produktionswelt zu erleichtern. Durch
das in den Startlöchern stehende EdgeComputing als Konsolidierungsknoten
werden wir es unseren Kunden ermöglichen, die Maschinenvernetzung auch
in bestehenden, heterogenen IT- und
Produktionslandschaften neu zu denken.
Real-time Edge-Computing eröffnet
dabei die Möglichkeit, mit Cloud-Architekturen auf dem Shopfloor zu arbeiten,
und bietet somit auch einen schrittweisen Einstieg in die Cloud-basierte Produktion. Kombiniert man die Maschinen
zusätzlich mit stärkerem Sensoreinsatz,
22�23
so schafft die Sammlung von anfallenden Sensordaten neue Möglichkeiten
für die intelligente Nutzung der Maschinen oder Produkte. Jede Maschine bzw.
jedes Produkt verfügt damit in Zukunft
über alle im Rahmen von Industrie 4.0
geforderten Informationen und kann
diese in dynamischen Informationsnetzwerken verarbeiten:
• Identifikation (Wer bin ich?)
• Location (Wo bin ich?)
• Data Storage (Was weiß ich?)
• Computing Power (Was kann ich tun?)
•Connectivity (Mit wem kann ich
kommunizieren?)
In Austin, Texas, USA, im Kernland von
Big Data und Cloud-Computing, entwickelt ein erfahrenes Team bei KUKA
ATX-Lösungen auf der Basis von Cloudund Edge-Computing, die KUKA Produkte in die zunehmend vielfältige, mit dem
Internet verknüpfte Landschaft integrieren. Um bahnbrechende, intelligente
und wertvolle neue Möglichkeiten zu
schaffen. Aber auch, um bestehende
Investitionen zu sichern und fließend
in die digitale Produktion mit all ihren
offenen Standards zu transformieren.
Die Entwicklung konzentriert
sich auf Applikationen im
Umfeld von:
Digital Asset Management
• Condition Based Monitoring
• Availability Management
• Maintenance Management
• Big Data Optimization
• Quality Management
• Predictive Maintenance
Gleichzeitig treibt KUKA mit dem Produkt KUKA Connect Lösungen im Bereich
der smarten Plattform intensiv voran.
App
App
App
App
App
App
App
App
Ziel ist es, Kunden „on click“, durch die
Nutzung von Cloud-basierten Softwareapplikationen und Diensten, neue
Möglichkeiten an die Hand zu geben,
um die bestehende Infrastruktur –
Logistik und Produktion – in den nächsthöheren Level von Flexibilität, Effizienz
und Effektivität zu führen. Ein erster
Schritt, mit dem KUKA unter Beweis
stellt, dass das Paradigma zwischen
OT und IT auflösbar ist – und dass
wir gewillt sind, unseren Kunden auf
dem Weg in die durchgängig vernetzte,
digitale Produktion ganzheitliche
Lösungen anzubieten.
Mit wegweisenden, intelligenten
Produkten – im Hard- und Softwarebereich.
Die Zukunft von Industrie 4.0 zu gestalten, bedeutet für uns auch ein klares
Bekenntnis – zu einer neuen Welt von
Manufacturing Execution Systems,
Logistic Execution Systems und Cloudbasierten Engineering Suites. Neue Tools,
die eine Vielzahl an neuen Spielvarianten
und Geschäftsmodellen in der digitalen
Supply Chain unterstützen. So gehen wir
davon aus, dass es bereits in naher
Zukunft möglich sein wird, über CloudDienste und -Marktplätze Funktionen
und Applikationen zu beziehen oder
Lösungen und Produktionskapazitäten
on demand als Pay per Use zu ordern.
KUKA wird diese Entwicklung an zentraler Stelle prägen. Durch das intelligente
Zusammenführen von Kompetenzen aus
der digitalen und der realen Welt.
Intelligente
Technologien etablieren
�KUKA Digital Domains
�Das Internet of Robotics
�Edge-Computing in Echtzeit
�Intelligentere Maschinen
�Mobile Robotik
�Mobility trifft MRK
�Cobots in der Industrie
KUKA Digital Domains
Brückenbauer zwischen den Welten von OT und IT
Über alle Grenzen hinweg. In der Digital
Supply Chain wachsen die maßgeblichen
Geschäftsprozesse aller Beteiligten –
von den Lieferanten über den Produzenten bis zum Endkunden – zusammen.
Mit der durchgängigen Vernetzung wird
Industrie 4.0 alle Medienbrüche der
Wertschöpfungskette von heute überwinden. Die Potenziale stecken primär
in der Beschleunigung und Flexibilisierung von Produktions- und Logistikprozessen, in der Reduktion des Erfassungsaufwands und in der Optimierung
von Datensicherheit und -konsistenz.
In jedem vorstellbaren Industrie 4.0Szenario kommt, neben Schwerpunktthemen wie Big Data, Security, MRK
und Mobility, der Cloud als Verbindungslayer in der horizontalen und vertikalen
Integration eine elementare Rolle zu.
Im Ergebnis werden wir operative
Technologien, wie Roboter, AGVs
oder Logistikmaschinen, mit
der Cloud, dem Web, mit mobilen
Technologien und anderen
modernen IT-Infrastrukturen
verknüpfen.
In der täglichen Praxis bemerken wir
jedoch, dass die Herangehensweise an
das Thema Industrie 4.0 zwischen der
Operational Technology (OT), den Spezialisten aus der Industrie und der Informationstechnik (IT), beispielsweise
vonseiten der ERP- und MES-Anbieter,
von sehr unterschiedlichen Paradigmen
geprägt wird.
Wer Industrie 4.0 erfolgreich in die Praxis
tragen möchte, muss sich darüber im
Klaren sein, dass OT ganz offensichtlich
nicht gleich IT ist. Es existieren unterschiedliche Herangehensweisen, unterschiedliche Anforderungen und oft auch
eine unterschiedliche Sprache. Nehmen
wir zum Beispiel das deutsche Wort
„Sicherheit“: Im Englischen wird präzise
zwischen „safety“ in der OT und „security“
in der IT unterschieden. Im Deutschen
beschreibt aber ein und dasselbe Wort
völlig unterschiedliche Anforderungen:
In der Produktionswelt von OT meint
das Wort „Sicherheit“ einen kompletten
Bereich, der bei der Sicherstellung der
Verfügbarkeit und Verlässlichkeit von
Fertigungsanlagen beginnt und mit der
Sicherheit der Produktionsumgebungen
für Mensch und Maschine endet. Auch
wenn erste Tendenzen zu einem Umdenken in der Industrie erkennbar sind,
so werden Effizienz und Sicherheit in
diesem Zusammenhang sehr oft durch
spezifische, geschlossene Systeme, die
an die jeweiligen Kundenbedürfnisse
individuell angepasst sind, abgebildet.
Spricht man in der IT von „Sicherheit“,
so geht es dagegen in der Regel um
die Sicherstellung von Vertraulichkeit,
Integrität und Verfügbarkeit durch die
gezielte Reglementierung des Zugriffs
auf Daten. Und das in einer Welt, die
zunehmend durch offene Standards und
eine hohe Interoperabilität der Systeme
gekennzeichnet ist.
Hello Industrie 4.0�we go digital
Als First Mover hat KUKA diese Problematik bereits in den 1990er-Jahren
erkannt und auf der Basis von standardisierten Mainstream-Technologien
offene, interoperable und modulare
Systeme entwickelt, die die Verschmelzung der IT-Welt mit der klassischen
Automationstechnik bereits damals im
Kern eingeleitet haben. Für die Smart
Factory von morgen hat KUKA deshalb
bereits heute modulare SoftwareArchitekturen im Portfolio, die auf
den gesamten Evolutionsprozess von
Industrie 4.0 vorbereitet sind. Mit Produkten, bei denen ein Baustein auf den
anderen passt und jeder einzelne davon
agil genug ist, um sich proaktiv an die
IT-Landschaften oder Standards zukünftiger Produktionswelten anzudocken
oder diese nahtlos zu integrieren.
Ein wegweisendes Konzept, auf dessen
solider Basis wir nun noch einen essenziellen Schritt weitergehen können. Mit
KUKA Connect, Nebbiolo-Technologien
und Edge-Computing schaffen wir
systemrelevante Layer und Cloud-Plattformen, um die bestehende Lücke
zwischen proprietärer OT in der Produktion und standardisierten Datenformaten
und neuen Protokollen der Businessund Cloud-IT nahtlos zu schließen.
Im Ergebnis werden wir operative Technologien wie Roboter, AGVs oder Logistikmaschinen mit der Cloud, dem Web,
mit mobilen Technologien und anderen
modernen IT-Infrastrukturen verknüpfen.
Wir wollen unseren Kunden einen echten
Mehrwert bieten, indem wir unser Portfolio mit Tools für verbesserten Support,
Service, Bereitstellung, Installation und
proaktive Wartung anreichern.
David Fuller
Chief Service Robotics Strategy and R&D Officer
KUKA Systems North America
Und dies so benutzerfreundlich und
effizient wie möglich.
26�27
Das Internet of Robotics
Gestern noch Vision, jetzt hat es einen Namen:
KUKA Connect.
KUKA Connect ist der Einstieg in eine
Welt der unbegrenzten Möglichkeiten zur
Steigerung der Robotereffizienz,
in unterschiedlichsten Bereichen:
KUKA arbeitet mit Hochdruck daran,
bereits in naher Zukunft ein starkes
Rückgrat in der Cloud für die weitere
Modularisierung und Digitalisierung
der KUKA Automationslösungen zu
schaffen: Mit der neuen Cloud-Plattform KUKA Connect setzen wir hier erste
Meilensteine. Durch einfach implementierbare, App-basierte Softwareerweiterungen oder Cloud-basierte Funktionen,
wie zum Beispiel Asset Management,
wird es möglich, die Intelligenz unserer
Robotersysteme nachhaltig zu steigern.
Gesteuert über ein einheitliches User
Interface, wird KUKA Connect Schritt
für Schritt das volle Potenzial aus der
Kombination durchgängiger Produktionsdaten, neuartiger Fertigungsprozesse, flexibler Vernetzung und
der Einbindung reaktiver Komponenten ausschöpfen. Gleichzeitig wird
KUKA Connect die Digitalisierung von
Fertigungsprozessen durch die intelligente Integration der neuesten Technologien für Elektronik, Mobilgeräte,
Mobilitätssysteme und Kommunikationsinfrastruktur deutlich erleichtern.
Angesichts der rasanten technologischen
Fortschritte und der steigenden Erwartungen und Wünsche der Verbraucher
müssen Hersteller immer schneller in
der Lage sein, neue Konstruktionsverfahren zu integrieren und gleichzeitig
die Leistungsfähigkeit und Effektivität
Hello Industrie 4.0�we go digital
ihrer Produktion permanent zu erhöhen.
KUKA Connect ist der erste Schritt, um
die nahtlose Verbindung zwischen OTund IT-Technologien auf einfache Art
und Weise herzustellen. Dabei werden
KUKA Roboter über eine Plattform –
mittels eines vereinheitlichten SoftwareFrameworks – mit unterschiedlichsten
Services und Applikationen verbunden.
Mithilfe von KUKA Connect sind wir in
der Lage, Big-Data-Analysen und CloudComputing dafür zu nutzen, die Produktivität, Qualität und Flexibilität in der
Produktion vorherzusagen und nachhaltig zu steigern. Die Plattform bietet
dabei nicht nur Zugriff auf die Maschinendaten, sondern verfügt auch über
die Intelligenz, daraus aussagekräftige
Darstellungen, Historien und Statistiken
zu erstellen. Um Information und Wissen zu generieren, um die Effektivität
und Effizienz von KUKA Automationslösungen über den gesamten Lebenszyklus
hinweg zu erhöhen. KUKA Connect dient
dabei als universeller Backbone für den
Austausch aller Daten und Informationen
zwischen Robotern, Menschen und
verknüpften Diensten.
Die wichtigsten wirtschaftlichen
Vorteile der neuen Cloud-Plattform
KUKA Connect auf einen Blick:
• nachhaltige Produktivitätssteigerung,
• dauerhaft reduzierte Gesamtbetriebskosten,
• Unterstützung des gesamten
Roboter-Lebenszyklus in
verschiedensten Anwendungen.
KUKA Connect unterstützt führende
Cloud- und Web-Technologien und wurde
dafür geschaffen, die horizontale Skalierbarkeit bei verschiedensten Roboterbasierten Automationslösungen in unterschiedlichsten Branchen zu unterstützen – von Automotive und Aerospace
bis hin zu Consumer Electronics und
General Industries.
• Betrieb: Optimierung der
Produktionsabläufe,
• Wartung: Roboter-Zustandsüber wachung, Wartungsplanung und
-terminierung, Erkennung von
Unregelmäßigkeiten und vorbeu gende Wartung,
• Service: Remote-Management,
Vor-Ort-Services, Ersatzteil Management und wissensbasierte
Services,
• Ressourcen: Energieoptimierung
und -management,
• Daten: statische Roboterdaten
und dynamische Betriebsdaten.
Basierend auf offenen globalen Standards ist KUKA Connect Big-Data-fähig
und ermöglicht Integratoren und Partnern, die Plattform mit eigenen Anwendungen, Services und Add-ons zu
erweitern und damit dem Kunden
zusätzliche Mehrwerte zu erschließen.
Konzipiert für maximalen Freiraum in
der Anwendung, ist KUKA Connect plattformunabhängig und kann vertikal
skaliert werden. Sie kann damit in den
unterschiedlichsten Hard- und Softwarelandschaften der Produktionstechnik
eingesetzt werden. Auf der Basis neuester Back-End-Architekturen bietet
KUKA Connect eine reaktionsschnelle
und einfach bedienbare Web-Benutzeroberfläche, für die keinerlei Softwareinstallationen erforderlich sind und die
auf jedem Endgerät lauffähig ist.
28�29
Edge-Computing in Echtzeit
Offene Verbindungen über die Grenzen der Cloud hinaus
vernetzte
Welt
Gerade im Hinblick auf IoT, CloudComputing und Industrie 4.0 hat die
Informationstechnologie in den letzten
Jahren enorme Fortschritte erzielt. So
wurden Netzwerk- und Sicherheitskonzepte neu definiert, Software Defined
Networking (SDN) eingeführt, der Siegeszug von Cloud-Computing und Virtualisierungen eingeläutet, Datenmanagement, -analyse und Big Data rasant
weiterentwickelt. Währenddessen
blieben die industriellen EmbeddedSysteme und Betriebstechnologien in
vielen Aspekten separiert oder gar isoliert. OT-Systeme basieren weiter meist
auf spezifischen und zum Teil auch antiquierten Netzwerkprotokollen, die primär
auf die lokale, vertikale Vernetzung
ausgerichtet sind. Zwar gewinnt das
Ethernet als Basisprotokoll auch im
OT-Bereich an Bedeutung – aber oft
mit Änderungen, die nicht der Norm
entsprechen, und meist ohne eine
umfassende Einbindung der aktuellen
Wireless-Technologien.
Bei der Integration von vorhandenen
industriellen Automatisierungssystemen
in eine intelligente und durchgängig
vernetzte Produktionskette werden wir
damit fast immer auf eine oder mehrere
der folgenden Herausforderungen stoßen:
• die Notwendigkeit, proprietäre
Netzwerkprotokolle einzubinden,
• die Erfordernis der Wiederherstellung von Sicherheit bei der Anbindung von Produktionssystemen,
• die Behebung der limitierten
Dateninteroperabilität zwischen den OT- und IT-Funktionsebenen,
• die Einbindung hoch spezialisierter und nicht skalierbarer Rechner- und Speicher-Architekturen,
• die Verwendung anbieterspezifischer Programmiersprachen auf Steue-
rungsebene,
• die zurückhaltende Anwendung
moderner Best Practices für den
IT-Bereich,
• die geringe Sichtbarkeit der
Prozessmetriken und der nicht
optimalen Betriebseffizienz in
puncto Kosten und Flexibilität.
vernetzte Welt
Ad-hocProduktionsteams
Hello Industrie 4.0�we go digital
So groß diese Barrieren auf den ersten,
oberflächlichen Blick erscheinen, sie
verdeutlichen auch, welch gigantisches
Potenzial zur Optimierung und Flexibilisierung der Produktionsprozesse hier
aktuell schlummert.
Feldgeräte
Produkt
Auf der anderen Seite ist Edge-Computing gleichzeitig in der Lage, die „Grenzen
der Cloud“ durch die Integration folgender Funktionen nachhaltig zu sprengen:
• hartes Echtzeit- und
deterministisches Verhalten,
Für die jeweilige Aufgabe
werden aus der Cloud spezifische
Leistungen abgerufen oder
einzelne Roboter vernetzen
sich ad hoc zu temporären
Produktionsteams.
MES
SCADA
Flottenmanager
KUKA Connect
WM6
MFCS
Datenerfassung & Steuerung
Edge-Computing in Echtzeit
Steuergerät
Edge-Computing
Als Mediator an der Grenze zwischen
OT und IT angesiedelt, ist Edge-Computing der Schlüssel für die nahtlose
Konvergenz dieser heterogenen Welten.
Einerseits baut Edge-Computing dabei
auf Technologien auf, die auch für CloudComputing charakteristisch sind – allerdings mit dem essenziellen Unterschied,
dass diese auf kompakten EmbeddedRechnersystemen bereitgestellt werden.
Dazu zählt unter anderem die Virtualisierung aller Ressourcen, die Automatisierung des Ressourcenmanagements,
das Application Lifecycle Management
und komplett softwaredefinierte Netzwerkdefinitionen.
ERP
Arbeitszentren
Station
• direkte Unterstützung einer großen
Bandbreite an Netzwerktechnolo gien, einschließlich Wireless- und Sensor-Netzwerken, sowie veralteter
Feldbus-Netzwerke, wie sie für
OT-Umgebungen typisch sind,
• Unterstützung der Interoperabilität zwischen heterogenen Datenquellen und kompakte Streaming-Daten analyse mit Echtzeitfähigkeit sowie Netzwerk-, System- und physische
Sicherheit.
Bediener
Produktionsdatenanalyse
Feedback an Produktion
Unternehmen
AGVs
öffentliche/
private Cloud
Produktionsdatenerfassung
Roboter Steuerungen
Sensoren & Aktoren
Hallenebene
Durch die enge Zusammenarbeit
zwischen KUKA Robotics, TTTech und
Nebbiolo-Technologien sind wir heute
in der Lage, mit Edge-Computing eine
ideale Verbindung zwischen moderner
Informationstechnologie und bereits
existierender Produktionsinfrastruktur
zu realisieren. Barrierefrei vernetzte,
digitale Produktionslandschaften, die
sowohl skalierbare Rechnerleistung
„am Rande des Netzwerks“ wie auch
die vollständige Virtualisierung von
Ressourcen ermöglichen. Die Computing
in Echtzeit als auch in Nicht-Echtzeit
unterstützen. OT-Architekturen, die
neben verbesserten Netzwerk- und
Sicherheitsfunktionen auch über eine
moderne Middleware für Dateninteroperabilität (einschließlich OPC UA)
verfügen, die es ermöglicht, Datenspeicherung und -analyse in der Nähe
der Endgeräte auszuführen. Eine Architektur, mit der Konvergenz, Vereinheitlichung und Standardisierung auf den
Ebenen Netzwerk, Sicherheit, Daten,
Rechner und Steuerung auf hohem
Niveau erzielt werden können – und
dies bei überschaubarem Aufwand.
Ziel ist es, eine ideale
Verbindung zwischen moderner
Informationstechnologie
und bereits existierender
Produktionsinfrastruktur
zu realisieren.
30�31
Intelligentere Maschinen
Weil Digitalisierung ein Gegenstück
in der realen Welt braucht.
Individualisierte
Produktion im
Rahmen industrieller
Fertigung
Die neue digitale Welt ist schnell. Jeder
spricht mit jedem und dies über alle
Grenzen hinweg. Wir müssen damit rechnen, dass Industrie 4.0 auf die industrielle Produktion ähnlich disruptive Folgen
haben wird wie Facebook, WhatsApp und
andere soziale Medien auf die zwischenmenschliche Kommunikation. Ganz ähnlich wachsen in der Digital Supply Chain
die maßgeblichen Geschäftsprozesse aller
Beteiligten – von den Lieferanten über den
Produzenten bis hin zum Endkunden –
zusammen. Aus Sicht der Produzenten
stecken die Potenziale einer digitalisierten Wertschöpfungskette vor allem in der
Beschleunigung von Produktions- und
Logistikprozessen, in der Reduktion des
Erfassungsaufwands und in der Optimierung von Datensicherheit und -konsistenz.
Unter diesem Gesichtspunkt nutzen
bereits heute Unternehmen digitale
Wertschöpfungsketten, um einzelne
Produktionsinseln und Prozesse innerhalb ihrer Organisation zu optimieren.
Aber haben wir das Potenzial von
Industrie 4.0 damit wirklich schon
ausgeschöpft? Eher nein.
Viel wahrscheinlicher ist, dass in der
Fabrik der Zukunft der Mensch mit seinen
individuellen Bedürfnissen, Wünschen
und Fähigkeiten verstärkt in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns rücken
wird. Und dies gleichermaßen in der Rolle
als Konsument wie auch als umworbener
Mitarbeiter. Stand bisher die Massenproduktion mit möglichst niedrigen
Stückkosten im Vordergrund, so wird
die industrielle Produktion der Zukunft
vor allem geprägt sein vom Wunsch der
Menschen nach qualitativ hochwertigen
und gleichzeitig höchst individuellen
Industrie 4.0 schafft die
Voraussetzungen, um den höchsten
Individualisierungsgrad – bis
hin zu Losgröße 1 – im Rahmen
industrieller Fertigung zu realisieren.
Hello Industrie 4.0�we go digital
Produkten. Die Folge: erheblich steigende
Variantenbildung in der Fertigung, die nur
durch einen neuen Grad an Flexibilität
und Transparenz im Produktionsprozess
realisiert werden kann. Gleichzeitig wird
uns die zunehmende Überalterung in den
Gesellschaften der Industrienationen dazu
zwingen, dass ältere, erfahrene Arbeitnehmer länger am Arbeitsleben teilhaben.
Und analog zur einfachen und intuitiven
Bedienung eines Smartphones werden
wir dafür sorgen müssen, dass selbst
hochkomplexe Maschinen wie Roboter
ganz selbstverständlich und ohne spezifisches Wissen von Mitarbeitern konfiguriert, gesteuert und bedient werden können. Hier werden zukünftig Machine
Learning, Best Practices und Communities, verbunden mit neuen Möglichkeiten
der Konfiguration und Aufgaben-basierten Kommandierungen den Weg in neue
Arbeitswelten öffnen.
Industrie 4.0 Ready
Hinter dieser Umwälzung stecken, genau
betrachtet, mehrere technologische Revolutionen, die fast zeitgleich stattfinden.
Unbestritten ist hier die Rolle der Digitalisierung zu nennen, die es uns ermöglicht,
Produktionsprozesse in einer völlig neuen
Dimension zu vernetzen und mit neuem
Wissen und neuen Fähigkeiten anzureichern. Dieser digitalen Revolution steht
in der realen Welt die nächste Generation
intelligenter Maschinen zur Seite. Manche
haben sich optisch kaum verändert.
Wunsch nach
Individualisierung
Sie wirken auf den ersten Blick wie normale Industrieroboter, aber verfügen
nun über alle Fähigkeiten, die cyberphysische Systeme im Internet der Dinge
auszeichnen. Oder sie haben zusätzliche
Intelligenz erhalten, die sie in die Lage
versetzen, Energie zu sparen, noch präziser ihre Bewegungen zu steuern, einfacher neue Funktionen zu erlernen und
vieles andere mehr. KUKA nennt Roboter,
die über diese Fähigkeiten verfügen, ganz
einfach „Industrie 4.0 Ready“.
Aber die Vision hinter der nächsten
industriellen Revolution ist viel größer.
Sie vernetzt Mensch und Maschine in
der Produktion und fordert die maximale Flexibilisierung der Systeme.
Bereits seit Jahren betreibt und gestaltet KUKA deshalb an führender Stelle
die Zukunftsfelder Cobotic und Mobility.
Daher existieren bereits heute auch intelligente Maschinen, denen man schon auf
den ersten Blick ansieht, dass sie etwas
ganz Besonderes sind: Cobots und Plattformen, die nur entfernt unserem Bild
von einem Industrieroboter ähnlich sind.
Die direkt mit dem Menschen zusammenarbeiten können, die mobil sind oder
sogar beide Fähigkeiten in sich vereinen
und Wissen aus der Cloud nutzen.
Roboter, die dazu geschaffen wurden,
durch ihre neuen Fähigkeiten und das
ganze Potenzial der digitalen Fabrik
zukunftsweisende Produktionskonzepte
umzusetzen.
Losgröße 1
n=1
Robofaktur
Demografischer
Wandel
Home-Assisted
Living
Nicht morgen, sondern heute.
Ergonomisches
Arbeiten
32�33
Mobile Robotik
Bewegungsfreiheit in
jeder Größenordnung
Mobile Robotik für die präzise
Bearbeitung von XXL-Bauteilen
In der cyberphysikalischen Produktionswelt von IoT und Industrie 4.0 lösen sich
gewohnte Strukturen auf. Maschinen
und Werkstücke werden autonom den
Produktionsablauf an aktuelle Rahmenbedingungen anpassen. Sie werden bei
Produktionsengpässen selbstständig
auf andere Produktionsinseln ausweichen, neue Werkzeuge, Material oder
Baugruppen aktiv anfordern. Statische
Produktionsstraßen, die Güter von A
nach B bringen, werden in dieser Welt
eher die Ausnahme denn die Regel sein.
Intelligente, mobile Einheiten, die im
Schwarm agieren und autonom ihr Ziel
finden, werden anstelle des Fließbands
treten und die nächste Evolutionsstufe
der Flexibilisierung industrieller Produktion einleiten. Mit völlig neuen
Konzepten, um Produkte, Werkstücke
oder auch ganze Produktionseinheiten
zu bewegen oder an anderer Stelle neu
zu positionieren. Zum Beispiel Roboter
auf mobilen Plattformen, die sich selbstständig bewegen, um Dinge zu transportieren oder Werkstücke zu bearbeiten.
Die sich bei Bedarf selbst ihren Weg
suchen – ohne Bodenmarkierungen,
Induktionsschleifen oder Magnete. Sie
richten sich millimetergenau am Werkstück aus. Oder drehen die gewohnten
Abläufe einfach um: beispielsweise, wenn
der Roboter zum Werkstück kommt
Hello Industrie 4.0�we go digital
Modular und multifunktional
konstruiert, besteht CarryPick
von Swisslog aus mobilen Regalen
und fahrerlosen Transportfahrzeugen für die Ware-zurPerson-Kommissionierung.
und nicht umgekehrt – oder wenn
große Werkstücke im Raum stehen
und der bearbeitende Roboter sich frei
um das Objekt herum bewegt. Mobile
Automationslösungen von KUKA zeigen
schon heute, wie die Zukunft in der
hoch flexibilisierten, digital vernetzen
Produktionswelt aussehen wird.
KMP omniMove
KMP omniMove ermöglicht die uneingeschränkte Manövrierbarkeit in jede Richtung sowie die Rotation des Roboters um
sich selbst. Mit seinen omnidirektional
fahrenden Rädern lässt sich das Fahrzeug ohne Umorientierung der Räder
frei navigieren und per Fernbedienung in
alle Richtungen steuern – selbst in den
engsten Räumen. Gegenüber konventionell gelenkten Rädern können so die
Logistikfläche um bis zu 50 Prozent
reduziert und eine größere Produktionsfläche genutzt werden. Die KMP
omniMove-Fahrzeuge für interne Logistik
heben mühelos Traglasten von 100 Kilogramm bis zu 100 Tonnen und bieten mit
zehn verschiedenen Fahrzeugvarianten
zahlreiche kundenspezifische Optionspakete für unterschiedlichste Anforderungen inklusive autonomer Navigation
und Flottenmanagement.
34�35
Mobility trifft MRK.
Wie Roboter neue Türen öffnen.
Sie können sich bewegen, fühlen, mit
Menschen kooperieren, Maschinen
beschicken oder entladen, Material und
Werkzeuge transportieren und vieles
mehr. Mobile Cobots können nicht nur
intelligent auf ihr Umfeld reagieren,
sondern sind auch in der Lage, ihren
Einsatzort zu wechseln. Das Spektrum
von KUKA reicht dabei von manuell
verfahrbaren Leichtbaurobotern bis hin
zu völlig autonom im Raum agierenden
Systemen wie dem KMR iiwa. Durch
ihre Fähigkeit, ortsunabhängig mit
Menschen, Maschinen oder Werkstücken
zu interagieren, sind die Einsatzmöglichkeiten dieser neuen Generation der
mobilen Robotik nahezu unbegrenzt.
Im Prinzip gibt es so viele Anwendungsmöglichkeiten, wie es Ideen dafür gibt.
Bereits heute können mobile Roboter
selbstständig Logistikaufgaben übernehmen, direkt mit Menschen zusammenarbeiten oder an unterschiedlichen
Arbeitsplätzen schnell neue Aufgaben
übernehmen. Selbst der Einsatz im
Büro oder im Service ist denkbar.
Hello Industrie 4.0�we go digital
Mit industrietauglichen, mobilen Cobots
lösen sich die bestehenden Grenzen der
Robotik im Produktionsumfeld auf.
Ausgerüstet mit SLAM-Navigation
werden statische Bodenmarkierungen,
Induktionsschleifen oder Magnete zur
Wegbeschreibung der Pfade bei diesen
Maschinen komplett überflüssig. Sie
können selbstständig Karten ihrer
Umwelt erstellen und dieses Wissen
auch mit anderen Einheiten in der Flotte
teilen. Was einer im Schwarm geortet
hat, steht augenblicklich allen anderen
zur Verfügung. Es entsteht ein übergreifend vernetzter, gemeinsamer „Fahr- und
Wegeplan“, über den sämtliche Roboterbewegungen koordiniert ausgeführt
werden. Ändert sich das Produktionsumfeld in der Fabrik oder Halle, können
die mobilen Roboter in kürzester Zeit an
diese neue Situation angepasst werden.
KUKA flexFELLOW
Durch die ideale Kombinationsmöglichkeit von
manuellen und automatischen
Tätigkeiten kann die Produktion optimal an die jeweils
benötigte Auslastung
angepasst werden.
KUKA Mobile Robotik iiwa
Die Kombination aus
mobiler Plattform und
intelligentem, sensitivem
Work-Assistant eröffnet
vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.
Regallager
Dank innovativer Navigation
operiert der KMR iiwa
autonom im Raum und legt
zum Beispiel bearbeitete
Werkstücke ab oder holt
selbstständig benötigte
Bauteile.
Werker
Der Werker wird entlastet
von monotonen, unergonomischen Arbeiten und
kann sich auf wichtige
Bearbeitungsschritte
konzentrieren.
Werkzeugmaschine
Der KMR iiwa übernimmt
die Bestückung von
Werkzeugmaschinen und
entlastet den Werker
von anstrengenden und
ermüdenden Aufgaben.
36�37
Cobots in der Industrie
Maschinen erweitern
die Fähigkeiten des Menschen.
Im Jahr 2014 legte KUKA mit dem
LBR iiwa den Grundstein für eine völlig
neue Beziehung zwischen Mensch und
Roboter im industriellen Umfeld: die
unmittelbare und sichere Zusammenarbeit – ohne jegliche Schutzeinhausung.
Als Komponente einer Smart Factory ist
der LBR iiwa dank seiner sensitiven Technik in der Lage, von seinen menschlichen
Kollegen zu lernen. Angebunden an die
Cloud, kann er die Ergebnisse seiner
Arbeit selbstständig überprüfen, optimieren und dokumentieren. Die Rückmeldungen, die der Roboter in die
vernetzte Fabrik gibt, sorgen für maximale Transparenz und hochflexible
Koordination innerhalb der Produktionsprozesse.
EN ISO 13849
Die Sicherheitsfunktionen des LBR iiwa
erfüllen die Anforderungen des Performance-Levels „d“ mit Struktur-Kategorie 3.
Für die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration.
Hello Industrie 4.0�we go digital
Die Mensch-Roboter-Kollaboration erscheint selbst heute vielen noch als reine
Zukunftsvision. Dabei haben intelligente
Cobots wie der LBR iiwa längst begonnen,
der Automation völlig neue Bereiche zu
erschließen: Mit ihren feinfühligen Fähigkeiten montieren sie Getriebe, beladen
und entladen Maschinen oder Logistiksysteme. Dabei können sie Toleranzen
in der Werkstückpositionierung selbst
erkennen, mit biegeschlaffen Teilen
umgehen, Türen an Maschinen öffnen,
die Art eines Bauteils erkennen und
unendlich viel mehr. Der Begriff „universell einsetzbar“ muss im Zusammenhang
mit dieser Roboterklasse erst neu definiert werden. Denn die Einsatzmöglichkeiten in der Fabrik der Zukunft sind
nahezu unerschöpflich. Cobots, die heute
schon in der Industrie ihren Dienst
versehen, beweisen uns aber vor allem
eines: Die Zusammenarbeit zwischen
Mensch und Roboter funktioniert – auch
im harten Produktionsalltag.
Und dies ist auch nötig. Denn in einer
Zeit des technischen Umbruchs, hin
zur digitalisierten Produktion, mit zunehmend kürzeren Produktzyklen in der
Fertigung, bei gleichzeitig höherer Variantenbildung, sind die Herausforderungen an die Produktion der Zukunft
hoch. Für Mensch und Roboter gleichermaßen. Die Teamarbeit zwischen
Mensch und Maschine bietet dabei die
Chance, den Werker zu unterstützen,
die Arbeit zu erleichtern und die Fähigkeiten des Menschen nachhaltig zu
erweitern.
LBR iiwa
Mit LBR iiwa, dem Cobot für die Industrie, steht ein in der Praxis bewährter,
universell einsetzbarer „Kollege Roboter“
zur Verfügung. Und beweist, dass die
Visionen von Industrie 4.0 in der Realität
umsetzbar sind. Roboter arbeiten bereits
heute mit dem Menschen Hand in Hand
und erweitern seine Möglichkeiten:
Damit der Werker seiner Arbeit effizienter, ergonomischer, präziser und konzentrierter nachgehen kann.
38�39
�Vernetzte Produktion realisieren
»Am Ende entscheidet die
Fähigkeit, die neuen Möglichkeiten unserer digitalen
Welt an die realen Bedürfnisse
in der Fertigung anzupassen.«
Hochdynamische und flexible Fabriken
mit durchgängig vernetzten Systemen
und Zugang zur Cloud werden ohne Frage
das Rückgrat unserer globalen, digitalen
Gesellschaft. Ob getrieben durch den
gesellschaftlichen Wandel oder den
Technologiefortschritt in Robotik und
künstlicher Intelligenz, durch Big Data
und die Definition neuer Standards –
in allen Dimensionen hat die Entwicklung
hin zu IoT und Industrie 4.0 ein atemberaubendes Tempo angenommen.
Larry Drake
CEO KUKA Systems North America
In dieser Zeit des Umbruchs gilt es,
die entscheidenden technischen und
unternehmerischen Herausforderungen
zu adressieren, um bestehende Wettbewerbsvorteile zu sichern und neue
aufzubauen. Im Zuge der Digitalisierung
erwarten Unternehmen heute vor allem
direkt rechenbare Vorteile: sinkende
Beschaffungskosten, höhere Produktivität und die Ausweitung des Marktanteils.
Tatsächlich erfassen diese Punkte aber
nur einen Teil der Herausforderungen.
Denn viele Märkte werden zukünftig in
einem bisher ungeahnten Ausmaß durch
extrem schnelle technische Innovationszyklen und die Einbindung des Kunden in
die Konfiguration oder Individualisierung
der Produkte geprägt sein. Schon heute
interessiert im Electronics Markt niemanden mehr das technische Highlight des
letzten Jahres. Gleichzeitig durchlebt die
Automobilindustrie mit eMobility, intelligenten Fahrzeugen und neuen Geschäftsmodellen wie Carsharing und Uber einen
radikalen Wandel in allen Bereichen.
Diese Aufzählung könnte man beliebig
um weitere Branchen ergänzen.
Im Zuge der Digitalisierung
erwarten Unternehmen heute
vor allem direkt rechenbare
Vorteile: sinkende Beschaffungskosten, höhere Produktivität und
Ausweitung des Marktanteils.
Eine wettbewerbsfähige und wirtschaftliche Umsetzung dieser sich verändernden
Paradigmen in der Produktion bedeutet
für unsere Kunden zukünftig extrem
hohe Anforderungen an die Flexibilität
und Effizienz ihrer Prozesse. Dabei ist
es entscheidend, dass die Möglichkeiten,
die durch eine intelligente Vernetzung
der Produktion entstehen, sinnvoll im
realen Fabrikationsprozess umgesetzt
werden. Das bedeutet, dass sowohl
die ökonomischen als auch die fertigungstechnischen Aspekte umfassend
berücksichtigt werden müssen.
40�41
Hello Industrie 4.0�we go digital
KUKA verfügt in diesem Zusammenhang über umfangreiche Kompetenz
und über Innovationskraft in beiden
Welten – der digitalen und der realen
Welt der Produktion. Um es konkret zu
sagen: Auf der Basis unseres langjährigen Prozesswissens verstehen wir nicht
nur, was unsere Kunden brauchen,
sondern wir wissen auch ganz genau,
wie diese Technologien und Prozesse
implementiert werden und wie damit
in der Praxis gefertigt wird. Als eines
der ganz wenigen Unternehmen auf der
Welt sind wir damit in der Lage, Kunden
auf dem gesamten Weg der Transformation in die Industrie 4.0 umfassend und
in allen Bereichen zu begleiten. Egal wo
sich ein Unternehmen heute auf diesem
Weg befindet und welches Tempo
für sein spezifisches Umfeld und die
jeweilige Branche wertschöpfend ist.
Als erfahrener Industriepartner
integrieren wir uns bereits in die Entwicklungsphase der Produktionsprozesse und ermöglichen somit eine optimale
Ausnutzung des gesamten Potenzials
intelligenter, vernetzter Automatisierungslösungen – über den kompletten
Fertigungsprozess hinweg.
Dabei kommt uns nicht nur unsere führende Rolle als Treiber und Vordenker bei
der Entwicklung von Schlüsseltechnologien für Industrie 4.0 zugute, sondern
auch das profunde Wissen, wie man in
unterschiedlichsten Verfahren und
Techniken produziert. Ob Punktschweißen, Bahnschweißen, Laserschweißen
und Laserschneiden, Kleben, Dichten,
Bohren, Fräsen, Entgraten, Montieren,
Prüfen oder vieles andere mehr.
Historisch gesehen reicht unsere Geschichte als Pionier der industriellen
Fertigung weit über 50 Jahre zurück –
mit Milestones wie der Erfindung des
ersten 6-Achs-Industrieroboters im
Jahr 1976 bis hin zum ersten in Serie
gefertigten sensitiven Industrieroboter
LBR iiwa. Immer geprägt durch die
Bereitschaft, für den Fortschritt bestehende Grenzen zu überwinden.
Letztendlich schaffen wir gemeinsam
mit unseren Kunden wegweisende
Produktionslösungen. Intelligente
Produktionswelten, die beweisen,
dass Industrie 4.0 bereits heute in
der Realität angekommen ist.
Vernetzte Produktion
realisieren
Bereits heute nutzen Unternehmen digitale
Wertschöpfungsketten, um einzelne
Produktionsinseln und Prozesse innerhalb
ihrer Organisation zu optimieren. In der Fabrik
von morgen wird die Digital Supply Chain auch
über Unternehmensgrenzen hinweg globale
Abläufe erfassen und weitestgehend autonom
steuern.
�Matrix-Produktion
�Mehr Dynamik durch sich selbst organisierende
Wertschöpfungsketten
�KUKA Toledo Production Operations:
die Power von IoT im Einsatz für Jeep® Wrangler
�ASM Assembly Systems: intelligente Mensch Roboter-Kollaboration in der Elektronikindustrie
�Von Science-Fiction zur Wirklichkeit
Matrix-Produktion
Die hochflexible Produktion
wird Realität.
Wirtschaftliche, soziale, technologische und ökologische Megatrends
wie Globalisierung, Urbanisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit verändern die zukünftige Industrielandschaft grundlegend.
Das stellt die produzierende Industrie vor neue Herausforderungen:
Die Industrie begegnet diesen Veränderungsprozessen und dem
zunehmenden Wettbewerbsdruck mit kürzeren Produktzyklen
und einem differenzierteren Produktportfolio.
Um Auslastungsspitzen oder Ressourcenengpässe abzufedern, sind
im Zeitalter von Industrie 4.0 wandlungsfähige Lösungen gefragt.
Die Matrix-Produktion kann durch konfigurierbare Produktionszellen,
den Teile- und Werkzeugtransport mittels Automated Guided
Vehicles (AGVs) und die Trennung von Logistik und Produktion
zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden.
Die leicht umrüstbare Produktionszelle.
Vier Roboter handhaben und fügen die Bauteile.
Werkzeugspeicher in den Zellen ermöglichen
das Vorhalten benötigter Werkzeuge. Damit ist
ein Anpassen der Zelle in Taktzeit möglich.
Hello Industrie 4.0�we go digital
44�45
�Matrix-Produktion
Die fortschreitende Individualisierung
verändert die Produktion. Kleine Losgrößen wirtschaftlich rentabel herzustellen, wird aufgrund der volatilen
Märkte immer wichtiger. Konkret
besteht die Herausforderung verstärkt
darin, eine steigende Anzahl an unterschiedlichen Varianten und Modellen
eines Produkts in variablen Stückzahlen
zu produzieren – zum Beispiel ausgelöst durch den gestiegenen Individualisierungsgrad in der Automobilbranche.
Das Konzept der Matrix-Produktion ermöglicht zukünftig eine extrem wandlungsfähige und über die gesamte
Prozesskette vernetzte Produktion im
industriellen Maßstab. Die Anlage kann
sich „on the fly" automatisch auf wechselnde Produkttypen umrüsten. Ohne
Wartezeiten und ohne Produktionsausfälle. Die Herstellung hoch individualisierter Serien wird dadurch im Rahmen
industrieller Massenproduktion ohne
Einschränkungen realisierbar.
Die Matrix-Produktion basiert auf kategorisierten, standardisierten Produktionszellen, die in nahezu beliebiger
Anzahl auf einem Raster angeordnet
werden. Alle Zellen sind dabei mit
produktneutralem Equipment und produktspezifischen Grundfunktionalitäten
ausgestattet. Innerhalb der Zellen befinden sich Drehtische zur Ablage der Bauteile, Werkzeugaufnahmen und Roboter,
die den jeweiligen Prozess ausführen.
Diese Produktionszellen können durch
prozessspezifisches Equipment individuell erweitert werden. Schweißen, Kleben,
Stanzen, Löten und Clinchen: Nahezu
jeder Prozess kann integriert werden.
Hello Industrie 4.0�we go digital
Der Transport der Bauteile sowie Werkzeuge erfolgt über Automated Guided
Vehicles (AGVs), die mithilfe eines
SLAM-Navigationsalgorithmus zu den
einzelnen Zellen navigieren. In der Zelle
angekommen, greift ein Roboter nach
den Bauteilen. Durch intelligente,
Roboter-basierte Applikationen, wie beispielsweise der Jigless-Bodyshop-Technologie, werden diese Bauteile dann
bearbeitet. Dabei hält der eine Roboter
das eine Teil, der zweite Roboter das
andere Teil. Beide Teile werden zu einer
Einheit verriegelt, sodass der dritte
Roboter, der sogenannte ProzessRoboter, diese anschließend verschweißen kann. Die Lagerung der Bauteile
findet im Warehouse statt. Im Toolstore
hingegen befinden sich die typenspezifischen Werkzeuge.
Die autonom fahrenden AGVs können
unterschiedliche Bauteile wie auch Werkzeuge über individuell konfigurierbare
Lastaufnahmemittel (LAM) aufnehmen
und transportieren. Logistikprozesse
und Fertigung sind in der MatrixProduktion voneinander entkoppelt.
Durch dieses Konzept ist die Anlage mit
variabler Teilelogistik jederzeit in der
Lage, bei Spitzen flexibel auf andere
Zellen auszuweichen, zusätzliche Zellen
einzubinden oder aus dem Prozess auszugliedern. Die Wertschöpfungskette
wird dabei nicht unterbrochen, denn die
logische Verknüpfung der Logistik mit
der Produktion erfolgt durch Software.
Logistik
Im Warehouse lagern alle für die Fertigung
relevanten Bauteile. Sie werden mittels AGV
abgeholt und an die Fertigungszelle gefahren.
Der AGV-Pool ist das sogenannte Parkhaus
der Produktion. Hier warten alle Automated
Guided Vehicles auf ihren Einsatz. Der Bauteiletransport sowie der Transport der Werkzeuge an
die Basiszellen erfolgt über AGVs, die mithilfe
eines Navigationsalgorithmus zu den einzelnen
Zellen navigieren.
Im Toolstore befinden sich die typenspezifischen
Werkzeuge und Prozesshilfsmittel. Diese werden
mithilfe von AGVs an die Zelle gefahren, in der die
Technologie, das Werkzeug oder das Produktionsequipment benötigt werden.
Produktion
Produktionsfeld
Mit dem Konzept der hochflexiblen
Matrix-Produktion setzt KUKA die
Anforderungen von Industrie 4.0 im
Rahmen der industriellen Produktion
konsequent um.
46�47
Mehr Dynamik durch sich selbst
organisierende Wertschöpfungsketten
Das Logistik- und Verteilzentrum einer
europäischen Handelskette
Moderne Industrie- und Handelsunternehmen sind heute mehr
denn je auf hochautomatisierte, dynamische Logistikprozesse
angewiesen. Doch solange Waren- und Datenströme getrennt
verlaufen, stößt die Effizienzsteigerung an natürliche Grenzen.
Um diese zu überwinden, verfolgt der zur KUKA Gruppe gehörende
Logistikexperte Swisslog ein klares Ziel: sämtliche physischen
Warentransporte durchgängig mit digitalen Informationsströmen
zu verschmelzen, um die Voraussetzungen für sich selbst
organisierende Wertschöpfungsketten zu schaffen.
Im Zeitraum der letzten zwei Jahre ist so eines der modernsten
Logistik- und Verteilzentren Europas entstanden. Aus dem äußerst
leistungsfähigen Omnichannel-Lager wird eine europäische
Handelskette ab Sommer 2016 europaweit rund 1.000 Filialen
und zahlreiche Online-Shops beliefern.
CycloneCarrier:
Zuverlässiges Shuttle-System
für hochdynamische Lagerung
von Kleinteilen.
Hello Industrie 4.0�we go digital
48�49
�Intralogistik einer
europäischen Handelskette
Intelligent nutzbar gemachte Datenströme sind der Schlüssel für den
Eintritt in die Welt sich selbst steuernder Prozesse. Ausgestattet mit einer
großen Bandbreite modernster Automatisierungskomponenten für Paletten,
hängende Waren und Kleinteile, ist
eine europäische Handelskette für
dieses Ziel bereits bestens gerüstet.
Dreh- und Angelpunkt der modernen
Logistiklösung ist eine Swisslog-eigene
Lagerverwaltungs- und Steuerungssoftware. Sie bildet das intelligente Verbindungsglied zwischen Hochregal- und
Kleinteilelager, dem 80 Roboterfahrzeuge umfassenden AutoStore-System,
den Hub- und Fördertechnikkomponenten und der Cross-Belt-Sortieranlage
sowie dem kundenseitigen Warenwirtschaftssystem (ERP).
Die digitale Prozesskette kann sämtliche
Informationen über die physischen
Warenbewegungen in Echtzeit zur
Verfügung stellen. Die Lagerverwaltungssoftware ist dabei in ständigem
Austausch mit dem Warenwirtschaftssystem. So lässt sich sicherstellen, dass
sämtliche via Online-Shop oder von
den Filialen georderten Waren zum
Zeitpunkt der Bestellung tatsächlich im
Lager verfügbar sind. Drohen Engpasssituationen im Warenbestand, kann
der europäische Modehändler zum
Beispiel schnell reagieren und den
fehlenden Artikel ohne Zeitverzögerung
aus dem Stamm der angebotenen Artikel nehmen. Bereits heute ist ein Großteil der Swisslog Logistikkomponenten
des Systems mit autonomen Steuerungsund Antriebseinheiten ausgestattet.
Im Sinne eines cyber-physischen Systems
können sie jederzeit auch in den dezentral organisierten Netzwerkstrukturen
zukünftiger IoT-Welten eingesetzt
werden.
Swisslog schon heute die Möglichkeit,
performanceorientierte MehrwertServices wie das Condition-Monitoring
in Anspruch zu nehmen. Das ConditionMonitoring-Tool ist ein modularer
Baustein und integraler Bestandteil
des Swisslog Systems zugleich. Dieses
liefert einen Echtzeit-Überblick über
den Energieverbrauch und die gesamte
Lagerperformance – und warnt die
Servicetechniker, sollte sich systemseitig
ein kritischer Zustand anbahnen.
Basis dieses Industrie 4.0-Ansatzes ist
die direkte Peer-to-Peer-Kommunikation
zwischen einzelnen Lagerkomponenten.
Regalbediengeräte, die sich mithilfe
künstlicher Intelligenz über den aktuellen
Standort sowie den Bestimmungsort
einer Transporteinheit austauschen,
eliminieren die Verzögerungszeiten,
die bislang durch die Kommunikation
mit der zentralen Steuerungseinheit
entstehen. Theoretisch sind einzelne
Komponenten des Swisslog Gesamtsystems dazu befähigt, selbstständig
Maßnahmen im Hinblick auf die
Optimierung gesamter Logistikprozesse
zu ergreifen. Ein wichtiger Anfang ist
in dieser Hinsicht bereits gemacht:
Die Verbindung von hochperformanten
Data-Warehouse-Technologien und
intelligenten Algorithmen zur Datenauswertung bietet den Kunden von
Die Vorhersage von Störungen – lange
bevor diese tatsächlich auftreten –
ist der nächste Schritt, den Swisslog
mit einer Optimierungslösung in Angriff
nimmt. Bei der Lösung „Crystal Ball“
stehen Langzeitanalysen der Daten
im Vordergrund. Dies ermöglicht einen
Anlagenbetrieb, bei dem die Performance
vollautomatisch optimiert wird.
Der CycloneCarrier wurde für alle
Branchen konzipiert, in denen
hohe Durchsatzleistungen sowie eine exzellente
Verfügbarkeit im Vordergrund stehen.
Hello Industrie 4.0�we go digital
50�51
Die Power von IoT im Einsatz
für Jeep® Wrangler
KUKA Toledo Production Operations
Die ersten Meilensteine in der Digital Supply Chain setzte KUKA
bereits vor einer Dekade. Im Jahr 2006 entstand mit dem Bau des
Body-in-White-Werks für Jeep® Wrangler-Karosserien eine Fertigungslösung aus hoch vernetzten Systemen und Architekturen,
die ihrer Zeit in jeder Hinsicht voraus war. Die effiziente Produktion
hoher Stückzahlen bei gleichzeitig großer Typen- und Variantenvielfalt auf ein und derselben Fertigungsstraße zu realisieren, galt
bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich als unmöglich.
KUKA Toledo Production Operations, kurz „KTPO“ genannt, bewies
das Gegenteil. Das hinsichtlich Vernetzung und Prozesssteuerung
wegweisende Werk ermöglichte einen Quantensprung in der
Produktivität – und dies bei einer bis dahin unerreichten Flexibilität.
KTPO ist eine von vier Fertigungsstätten, die im
„Toledo Supplier Park“, einem in Nordamerika
bislang einmaligen Betreibermodell, zusammengefasst sind.
Hello Industrie 4.0�we go digital
52�53
�Die Power von IoT
im Einsatz für Jeep® Wrangler
Alle 77 Sekunden entsteht auf einer Linie
eine Karosserie – egal welcher Typ, egal
welche Version. Tag für Tag. Zuverlässig
seit zehn Jahren. Um dies zu erreichen,
verknüpfte KUKA die 259 Roboter des
Werkes und 60.000 weitere Geräte
mit leistungsfähigen Back-End-Überwachungssystemen sowie einem
übergeordneten Datenverwaltungssystem. So entstand damals quasi das
„IoT in a Box“ und es entwickelt sich
dynamisch weiter – permanent.
Die Anlage zählt seit Jahren zu den
effizientesten Rohbaulinien der
amerikanischen Autoindustrie. Rund
eineinhalb Millionen Rohkarosserien
für den Jeep® Wrangler liefen bis heute
fast im Minutentakt vom Band – wohlgemerkt vom selben Band, ganz gleich,
ob es sich um den klassischen Zweitürer oder den Viertürer der „Unlimited”Serie handelte.
Der Jeep® Wrangler gilt als Erfolgsmodell – in der Produktion ebenso wie bei
der Nachfrage. Um mühelos mit den
steigenden Produktionszahlen mitzuhalten, ermöglichte KTPO durch ein
intelligentes Steuerungssystem den
Nonstop-Ausstoß von Karosserien im
Zwei-Schicht-Betrieb. »KTPO liefert
verlässlich Karosserien in Top-Qualität«
unterstreicht KTPO-Geschäftsführer
Jake Ladouceur. Zukunftsweisend ist
auch das Betreibermodell, in das KTPO
eingebunden ist. In dem vier Fertigungsstätten umfassenden „Toledo
Supplier Park“ übernehmen mehrere
Zulieferer in jeweils eigenen Werkshallen komplette Vorstufen in Eigenregie.
Chrysler selbst ist für die Lackierung
sowie die Endmontage zuständig.
Was mit der Vernetzung von Produktionsprozessen mit Back-End-Überwachungssystemen begann, hat sich
im Zuge von Industrie 4.0 mittlerweile
zu einer intelligenten Lifecycle Management Platform entwickelt. Zu einer
durchgängig digitalisierten Lösung,
die, verbunden mit der Produktion, die
gesamte Wertschöpfungskette vom
Materialeingang über die Produktionsprozesse bis hin zum Warenausgang
in Echtzeit steuert, überwacht,
Schwachstellen identifiziert und die
Auslastung optimiert. Tag für Tag stellt
KTPO mit Bestmarken eindrucksvoll
unter Beweis, dass KUKA eine Rohbaufertigung betreibt, mit der sich die
höchsten Ansprüche der weltweiten
Automobilindustrie an Qualität und
Effizienz erfüllen lassen.
Gefertigt werden bei der KUKA Toledo Production
Operation (KTPO), Teil der KUKA Gruppe, die
Karosserien für sämtliche Modelle der weltweit
verkauften Jeep® Wrangler-Baureihe.
Hello Industrie 4.0�we go digital
54�55
Intelligente Mensch-Roboter-Kollaboration
in der Elektronikindustrie
ASM Assembly Systems
im SMT Center of Competence
Wo trennende Zäune zwischen Robotern und Mensch überflüssig
werden, ist der Weg frei für völlig neue, hochproduktive Wege
in der industriellen Fertigung. KUKA legte dafür den Grundstein mit
der Entwicklung des ersten für die Mensch-Roboter-Kollaboration
zugelassenen Roboters LBR iiwa (intelligent industrial work assistent).
Seine integrierte Sensorik erlaubt die nahtlose Integration und
Arbeitsteilung von Mensch und Maschine – mit beachtlichen Vorteilen
für die Fertigungseffizienz und -flexibilität.
Eine Anwendung bei ASM Assembly Systems, einem der weltweit
führenden Hersteller von Fertigungslösungen für die Elektronikindustrie, zeigt, wie vernetzte Produktion die Optimierung von
SMT-Linien ermöglicht.
Der LBR iiwa entnimmt zur Vorrüstung eine
Baulelemente-Rolle aus dem SIPLACE Tower.
Mit maßgeschneiderten
Greifern kann der LBR iiwa
alle Arten von Gurtrollen
flexibel verarbeiten.
Hello Industrie 4.0�we go digital
56�57
�Intelligente Mensch-RoboterKollaboration im SMT Center
of Competence
Die große Vielfalt an Produkten in der
Elektronikfertigung erfordert höchstflexible
Produktionslösungen.
Die Premiere der Fertigungsinnovation
für die Elektronikbranche setzte Zeichen.
An seinem Hauptsitz in München
demonstrierte ASM Assembly Systems,
einer der weltweit führenden Hersteller
von Fertigungslösungen für die Elektronikindustrie, den Einsatz intelligenter
Mensch-Roboter-Kollaboration in zwei
Varianten: mit einem LBR iiwa stationär
im Vorrüstbereich und auf einer mobilen,
autonom agierenden Plattform KMR iiwa
während der laufenden Fertigung einer
SIPLACE SMT-Linie. Im Vorrüstbereich
einer SMT-Linie müssen die BauelementeTische mit Bauelemente-Rollen aufgerüstet werden. Mithilfe des SIPLACE
Material Setup Assistant wird ermittelt,
welche Bauelemente-Rollen aufgerüstet
werden müssen. Dieser sendet diese
Bedarfsanfrage an den SIPLACE Material
Manager, der die Bauelemente-Rollen
dann automatisch aus dem SIPLACE
Tower auslagert. Der Roboter entnimmt dabei Bauelemente-Rollen aus
dem SIPLACE Tower und legt sie in der
gewünschten Reihenfolge in den Bauelemente-Wagen ab – Mensch und Roboter
interagieren ganz direkt, ohne Schutzzaun. Das Konzept erreicht zwei wesentliche Ziele zugleich: Die hohe Qualität
der Produkte wird dank Robotereinsatz
permanent gesichert und die Produktivität steigt. Mit einem maßgeschneiderten
Greifer ausgestattet, ist der Roboter in
der Lage, im Vorrüstbereich der
SMT-Linie Bauelemente-Rollen sensitiv
zu greifen – selbst biegsame mit unterschiedlichen Durchmessern und verschieden starken Rollenwänden. Im
Bestückungsprozess an der laufenden
Linie zeigt der SIPLACE Line Monitor
dem Bediener, welche BauelementeRolle in welcher Spur als nächste zu
Ende geht. Er sendet diese Anfrage an
den SIPLACE Material Manager, der
die Rollen dann automatisch aus dem
SIPLACE Tower auslagert. Nun fährt
der KMR iiwa zum SIPLACE Tower. Dort
tastet er die untere Schachtebene, die
linke Schachtseite und die Tiefe des
Schachtes ab. Er ermittelt per Abwärtsbewegung die Höhe der Gurtrolle und
legt dann eine Gurtrolle nach der
anderen auf der mobilen Plattform ab.
Zuletzt bringt der Roboter alle Bauelemente-Rollen zur SMT-Linie und überreicht sie dem Bediener in der richtigen
Reihenfolge und an der richtigen Stelle.
Die Roboter-basierte Automatisierung
für SMT-Linien beweist ihr Potenzial
hinsichtlich der Vermeidung von Fehlern,
der Entlastung von Mitarbeitern und der
Vereinfachung von Aufgaben im Vorrüstbereich. Dabei ist der mobile Roboter
in der Lage, sich völlig frei und sicher
im Arbeitsumfeld des Menschen zu
bewegen.
Ob stationär oder selbstfahrend,
immer die richtige Lösung:
der LBR iiwa von KUKA.
Der mobile LBR iiwa ist
selbstständig auf dem Weg
zur SMT-Bestücklinie.
Hello Industrie 4.0�we go digital
58�59
Von Science-Fiction
zur Wirklichkeit
Nietensetzen durch Roboter
Fast ein Jahrhundert lang, seitdem Flugzeuge hauptsächlich
aus Metall hergestellt werden, wurde die Aufgabe des Zusammennietens von Flugzeugrümpfen von Hand verrichtet. Eine
monotone, aber gleichzeitig anspruchsvolle und körperlich
anstrengende Arbeit – und eine Hauptursache für arbeitsbedingte Verletzungen.
Eine logische Maßnahme ist die Automatisierung, aber das
automatisierte Nietensetzen ist in der Luft- und Raumfahrt eine
neue Entwicklung, die bislang nur begrenzt eingesetzt wird.
Dies wird sich bald ändern.
Hello Industrie 4.0�we go digital
60�61
�Nietensetzen durch Roboter
In einem Gebäude in Anacortes,
Washington, in der Nähe von Seattle,
wo das FAUB-Projekt vorübergehend
beheimatet ist, nimmt die Zukunft
Gestalt an. FAUB, das für Fuselage Automated Upright Build („automatisierter
stehender Aufbau des Rumpfes“) steht,
ist ein Robotersystem für das automatisierte Nietensetzen, das von
KUKA Systems für Boeing entwickelt
wird. Es hat das Potenzial, den Flugzeugbau zu verändern. Die Roboter-Paare
sind mit Multifunktions-Endeffektoren
von KUKAs neuer Tochtergesellschaft,
Alema Automation, ausgestattet.
Sie werden sowohl bei den aktuellen
zweistrahligen Düsenverkehrsflugzeugen 777 als auch bei deren Nachfolgern, der Familie 777X der nächsten
Generation, einen Großteil des Rumpfes
zusammenbauen. Die Roboter werden
Bohrungen für mehr als 60.000 Befestigungselemente pro Flugwerk anbringen.
FAUB ist das größte automatisierte
Montagesystem, das jemals für den
Flugzeugbau gebaut wurde, und es
wurde für eines der größten Verkehrsflugzeuge der Welt konzipiert.
»Die Bedeutung des Projekts für KUKA
und die Luft- und Raumfahrtindustrie
kann gar nicht oft genug hervorgehoben
werden«, betont Larry Drake, Präsident
KUKA Systems Nord Amerika. »Es ist ein
deutlicher Fortschritt bei der Automatisierung der Montage von Flugzeugen
und für KUKA das größte Projekt aller
Zeiten im Bereich Luft- und Raumfahrt.«
FAUB ist ein Referenzprojekt, mit dem
sich KUKA im Bereich der Luft- und
Raumfahrt etabliert und als herausragender Entwickler von fortschrittlichen
Montagekonzepten für diesen Sektor
positionieren kann.
»Dieses Projekt hat die Aufmerksamkeit
der Luft- und Raumfahrt-Branche geweckt«, freut sich Robert Reno, Leiter des
Aerospace-Bereichs bei KUKA Systems.
Hello Industrie 4.0�we go digital
»Zum einen aufgrund des großen
Umfangs und der technologischen
Kompetenz, die wir darin zeigen. Zum
anderen aber natürlich auch, weil Boeing
ein weltbekannter Kunde ist, der für
seine Innovationsfähigkeit bekannt ist.
Das ist eine technologische Partnerschaft, die noch viele Jahre bestehen
wird«, ist sich Reno sicher.
Nieten haben üblicherweise einen Kopf
wie eine Schraube und einen schmaleren
Schaft. Um sie so anzubringen, dass sie
zwei Blechstücke zusammenhalten, arbeiten zwei Roboter Hand in Hand. Einer
führt an der Außenseite des Rumpfes die
Niete durch ein Bohrloch, wobei er auf
einen Widerstand auf der Innenseite
trifft. Dadurch wird das Ende des Schafts
gefalzt und die Niete erhält einen Kopf
auf beiden Seiten des Metalls, sodass
eine dichte und feste Verbindung entsteht. Diese Roboterteams bewegen sich
am Flugzeugkörper entlang und verbinden
Bleche miteinander, um die einzelnen
Abschnitte des Rumpfes aufzubauen.
Die Roboter an den Außenseiten werden
auf einer fahrbaren Plattform von
KUKA omniMove befestigt, die eine
acht Meter lange Einheit umfasst –
so sind die Roboter mobil. »Mit dieser
Konzeption hat das Projekt die Grenzen
in der Fertigung verschoben«, erklärt
Randy Woolridge, Boeing Integrated
Project Team Manager von KUKA
Systems. »Es wurden verschiedene
Arbeitsschritte, die bislang in der Produktion eigenständig ausgeführt werden,
auf einzigartige Weise kombiniert.«
Wenn das Nietensetzen bei Flugzeugen
nicht von Hand verrichtet wird, findet
es normalerweise in großen stationären
Maschinen statt. Die so gefertigten
Bauteile werden dann zur Maschine
gebracht. Mit den Robotern geht es nun
genau anders herum. Sie navigieren auf
den fahrbaren Plattformen autonom und
bewegen sich entlang der Anordnung
des Rumpfes hin zu dem Ort, an dem sie
die Arbeit ausführen sollen. »KUKA war
der einzige Anbieter, der dieses Konzept
vorgeschlagen hat. So können alle Arbeitsschritte von den Bohrungen, über das
Einbringen der Dichtmittel bis hin zum
Setzen und Einhämmern der Nieten an
einem Ort durchgeführt werden. Das Nietensetzen durch Roboter ist extrem präzise und die Qualität ist reproduzierbar.«
»Die Roboterplattformen können auf dem
Boden in jede beliebige Position gebracht
werden und solange eine Strom- und
Druckluftversorgung besteht, können
sie sich selbst in Position bringen und
die Arbeit zum Aufbau des Rumpfes
genau wie vorgeschrieben verrichten«,
so Kevin Reilly, Group Manager für Boeing
bei KUKA Systems.
Im Rahmen des FAUB-Projekts mussten
die Ingenieure von KUKA auch in die
Zukunft denken, denn der neue Fertigungsprozess soll nicht nur für die
Produktion des derzeitigen Flugzeugs
Boeing 777 eingesetzt werden, sondern
auch für die Folge-Generation. Erst mal
präsentiert wurde das innovative FAUBProjekt bei der Flugshow in Farnborough
(Großbritannien) im vorigen Jahr.
»KUKA wurde durch dieses Projekt eine
Art Trendsetter in der Branche«, ist sich
Reilly sicher. »Für unser Technologieteam,
das diese Lösung entwickelte, mutete
der Auftrag zunächst an wie ScienceFiction. Und nun ist es Wirklichkeit.
Und natürlich sind wir wahnsinnig stolz,
dass Boeing uns diese Revolution für die
Produktion in der Raumfahrtbranche
zugetraut hat.«
62�63
Impressum
Herausgeber:
KUKA Aktiengesellschaft
Konzept und Design:
weiskind Werbeagentur GmbH
Druck:
Eberl Print GmbH
© April 2016
Hello Industrie 4.0�we go digital
weiskind.com
KUKA Aktiengesellschaft Zugspitzstraße 140, 86165 Augsburg, Deutschland T +49 821 797-50 F +49 821 797-52 52
Angaben zur Beschaffenheit und Verwendbarkeit der Produkte stellen keine Zusicherung von Eigenschaften dar, sondern
dienen lediglich Informationszwecken. Maßgeblich für den Umfang unserer Lieferungen ist der jeweilige Vertragsgegenstand.
Technische Daten und Abbildungen sind unverbindlich in Hinblick auf Lieferungen. Änderungen vorbehalten.
www.kuka.com
I40/DE/01/0416
Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns bitte unter [email protected]