Anschlussdelikte 1

Anschlussdelikte 1
§ 257 Begünstigung
(1) Wer einem anderen, der eine rechtswidrige Tat begangen
hat, in der Absicht Hilfe leistet, ihm die Vorteile der Tat zu
sichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit
Geldstrafe bestraft.
(2) Die Strafe darf nicht schwerer sein als die für die Vortat
angedrohte Strafe.
(3) Wegen Begünstigung wird nicht bestraft, wer wegen
Beteiligung an der Vortat strafbar ist. Dies gilt nicht für
denjenigen, der einen an der Vortat Unbeteiligten zur
Begünstigung anstiftet.
(4) Die Begünstigung wird nur auf Antrag, mit Ermächtigung
oder auf Strafverlangen verfolgt, wenn der Begünstiger als
Täter oder Teilnehmer der Vortat nur auf Antrag, mit
Ermächtigung oder auf Strafverlangen verfolgt werden
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könnte. § 248a gilt sinngemäß.
Systematik
Delikte im Anschluss an andere Delikte
Begünstigung
- sachliche Begünstigung (§ 257) – Vermögen (?)
(- persönliche Begünstigung, § 258 Strafvereitelung)
Strafvereitelung
- mögliche Einordnung: Delikte geg d Rechtspflege
(§§ 164, 145d, (257?), 258 f., 153 ff.)
Hehlerei, §§ 259 f. (Vermögen)
Geldwäsche, § 261
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Systematische Auslegung
§ 257 (L)
Vorteilssicherungsabsicht
Vorteile: jeder Vorteil, i. d. R aber Vermögen
Vortat
Absicht = kein Erfolg erforderlich = Gefährdung
Schutzgut: Individual- (z. B. Eigtm) u Allgemein(RechtsPflege: Wiederherstellg remä Zustand)
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Tatbestand § 257
Anschlusstat -> Vortat begangen, TB, rewi (§ 11 I Nr. 5)
Vorteil d Vortäter verschafft (Wie sonst Sicherung?)
Vgl § 27 (2[5]7) – Hilfe leisten – Abgrenzung?
(Stadien d Tat: Vorbereitg, Versuch, Vollendg, Beendg)
Nach Beendg: nur noch Begünstg
Nach Vollendg/vor Beendg: Beihilfe o Begünstg?
BGHSt 4, 132 (L)
Problem: Sukzessive Beihilfe (nach Vollend vor Beend)
-> Umstände des Einzelfalls (Tatfrage, Tatrichter)
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Abgrenzung
Rspr: Wille d Beteilgt – gerichtet a Fördg d Haupttat o
a Sichg d Vorteile
Unterstützg d Vortat (zur Beend) = Beihilfe
s. a. § 257 III:
Verhältnis Begünstg/Beihilfe: Strafmaß?
vor Vollend geleistete, danach wirk Handlg: § 27
vor Vollend zugesagt SichergHilfe: § 27 (psych)
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Vortat
tatsächlich begangen (irrtüml Annahme
unbeachtl), kein strafb Versuch d Begünstg
(vgl § 27 i Ggs zu § 26: keine VersuchsStrafbkt)
Antragserfordernis: § 257 IV 1
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Tathandlung
Vorteile der Tat sichern …
Hilfeleistg, obj geeign Vorteile gg Entzieh zu Gunsten d
Verletzten (keine Kausalität = kein Erfolg)
- Tatsächl Verbesserg? H. M.: Verzicht a BegünstErfolg
- Irrige Vorstellg (= untaugl Versuch) genügt ni (§ 27!)
- geg Entzieh, d. h. ni tb ist, was einfach nur erhält
- Unterlass als ÜberwacherG (NStZ 92, 540 [L])
- Vollendg: mit Hilfeleisten! unecht UnternehmDelikt
Zusfass: beihilfeähnl unselbständg sowie täterschaftl
Handlg z Sicherg d Vorteile, Kenntn d Vortät ni erford
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Subjektiver Tatbestand
Vorsatz: mind. billigd Inkaufnehm, dass Vorteil unmittelbar aus rewi (Vor)Tat (§ 11 I Nr 5), genaue Kenntn d
Details d Vortat ni erford (nur Umständ, d VorteilsSich
betreffen – BGHSt 4, 221)
Absicht: Vorteilssicherung/Begünstigung
(überschieß Innentendenz = Erfolg ni erforderl)
VorteilsSichg: erscheint mögl + es kommt Tät darauf
an (Hauptmotiv vgl Motivbündel)
Vorteil unmittelbar aus Tat: schon & noch b. Vortäter
Vgl. aber § 259: erlangte Sachen: BGHSt 36, 277; 46,
107, 117 (wirtschaftl Betrachtg) 57, 56
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Vorteilssicherung ≠ Besitzerhalt
Vorteil – Möglichkeit der Verwertung = Schutz der
Verfügungsgewalt (Helfen b Absetzen/Verschenken)
Bsp: Hilfe b Rückverkauf d gestohl Sache an Eigentüm
mit Gewinn f Täter
(OLG Düsseldorf, NJW 79, 2320)
Fehlend Unmittbkt: BGH StV 08, 520; NStZ 11, 399
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Selbstbegünstigung/Begünst dch
Vortatbeteiligte
Selbstbegünstigg: TB (-) „einem anderen“
§ 257 III 1: Beteilgg a Vortat
Begünstigg als nachträgl Beteilig a d Tat dch Strafbkt
weg d Tat abgegolt (= mitbestraft Nachtat)
Tatsächl Strafbarkeit erford = Nachteil von in dubio p r
§ 257 III 2: Verbotene Einwirk a Unbeteiligte
(die dann bei straflos Selbstbegünstg mitwirken)
§ 257 IV 1: Antrag
§ 257 IV 2: Verweis a § 248a – Wert d Vorteils
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Aufbau 1
Tatbestand
1. Obj TB
a) Vortat
begangene tb-mäßige u rewi Tat eines anderen (P: Teilnahme,
Abgrenzg z sukzessiv Beihilfe) + Vorteil aus d Tat (unmittlb)
b) Hilfe leisten (geg Entzieh/VorteilsSicherg)
2. Subj TB
a) Vorsatz Vortat
b) VorteilsSichergAbsicht
2. Rewi
3. Schuld
4. StrafAusschlGr, § 257 III 1
5. Strafantrag, § 257 IV
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§ 258 Strafvereitelung
(1) Wer absichtlich oder wissentlich ganz oder zum Teil vereitelt,
daß ein anderer dem Strafgesetz gemäß wegen einer
rechtswidrigen Tat bestraft oder einer Maßnahme (§ 11 Abs. 1
Nr. 8) unterworfen wird, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf
Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer absichtlich oder wissentlich die
Vollstreckung einer gegen einen anderen verhängten Strafe
oder Maßnahme ganz oder zum Teil vereitelt.
(3) Die Strafe darf nicht schwerer sein als die für die Vortat
angedrohte Strafe.
(4) Der Versuch ist strafbar.
(5) Wegen Strafvereitelung wird nicht bestraft, wer durch die Tat
zugleich ganz oder zum Teil vereiteln will, daß er selbst bestraft
oder einer Maßnahme unterworfen wird oder daß eine gegen
ihn verhängte Strafe oder Maßnahme vollstreckt wird.
(6) Wer die Tat zugunsten eines Angehörigen begeht, ist straffrei.
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Strafvereitelung, § 258
Rechtsgut: innerstaatl StrafRPflege (BGHSt 45, 97)
Schutz gg Vereiteln d DurchSetzg d staatl StrafAnspr
(d wiederum besteht, um a RVerletzg zu reag u Einhalt
d Normen zu gewährl = kein Selbstzweck)
§ 258 I: VerfolgVereitlg
§ 258 II: VollstreckVereitlg (s. §§ 77 f.)
Erfolgsdelikt, VersuchsStrafbkt (§ 258 IV)
Selbstbegünstigg: straffrei (ein anderer)
§ 258 V: selbst & anderer - persönl StrafAusschlG
§ 258 VI: AngehörigenPrivileg (vgl. § 52 StPO)
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Verfolgungsvereitelung
VerfolgVereitlg: Vereiteln d Bestrafg/Unterwerf Maßn
ganz oder zum Teil – z. T.: zB nur § 12 II statt 12 I
Vortat – Strafanspruch (Maßn) – Entzieh d StrafRPfleg
Irrige Annahme d Strafbkt: Versuch
VerfolgVereitlg b Unschuldg: Prüfg Vortat u ggf § 258
(Wahrheit im obj o prozess Sinne)
Tathandlg: Tun o Unterlass ( iVm § 13) BGHSt 43, 82
Verhindg v Ahndg/Anordng dch Besserstellg d Vortät
(-) bei Sozialadäquanz: ZusLeben,
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Abgrenzung selbst/anderer
Selbstbegünstigg: straflos (TB [-])
Wenn Selbstbegünstgg straflos, dann Teilnahme daran
Grenze: Teiln a fremd Selbstbegünst – FremdBegünstg
Unklar: W/H, Rn. 725:
- Überreden zur Flucht (-), wenn keine Besserstellg,
GegArg: Ohne Idee schlechter = besser dch Überred
- Psych Unterstütz (-): Ohne Hilfe schlechter = besser
- Aufford Dritte zu belast (+): Wo liegt Besserstellg?
- Hilfe bei Beseitg v belast Mat (+): Hilfe = Tat???
- Überzeug: falsche Ausweise/Unterkunft etc.
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Vollendung
Vollendung b VereitelgErfolg: Wann erfolgr vereitelt?
Wortlaut: endgültig vereitelt (verjährt, Täter tot etc)
h. M.: AhndR f „geraume Zeit“ ni verwirkl
Problem: Was ist geraume Zeit?
Was bieten Sie? 2 Wo? 3 Wo (Jahn, JZ 06, 1134, § 229
StPO) s. dazu Fischer, § 258, Rn. 8
Probleme: Alternativgeschehen – in dubio pro reo
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Versuch d Strafvereitelg & subj TB
Unmittelbares Ansetzen zur VereitelgsHandlg
Zusage einer Falschaussage:
BGHSt 31, 10: m Beginn d Falschaussag, aA Beulke,
NStZ 82, 330
BGH NStZ 83, 503, Fischer, § 258, Rn. 16, 21
Subj TB: absichtl o wissentl = erstrebt o sichere Folge
Bzgl Vortat: EventVorsatz (grobe Kennt: BGHSt 45, 97)
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VollstreckVereitlg
Rechtskräftg verhängt Strafe o Maßnahme
Irrelevant ob Urteil richtig o falsch
Klassische Tathandlg: Verstecken
Früher Streit bei Geldstrafe, die ein anderer bezahlt:
Sinn der Strafe?
BGHSt 37, 226: Strafzweckvereitelung ni erfasst
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Strafausschluss/Privilegierung
§ 258 V – persönl StrafausschließGrd
Vereitelung für sich selbst u andere: keine Prüfung d
Überwiegens, es genügt, dass Selbstschutz
Unbeachtlich, ob bezogen auf eine/mehrere
Vortat/en (BGH NStZ 96, 39)
Regelung wie § 257 III 2 fehlt = Anstiftg eines Unbeteil
nicht strafbar (Strafvereitelg zu eig Gunsten)
§ 258 VI (§ 11 I Nr. 1)
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Aufbau 1
Abs. 1 (VerfolgVereitlg)
1. Obj TB
a) tb-mäß, rewi, schuldh Tat eines anderen (b Maßn o
Schuld)
b) Verhindern d Bestraf o Maßn ganz o z Teil
Diskussion: Vollendung? Strafverteidiger
2. Subj TB
a) mind bedingt Vorsatz bzgl Vortat
b) Absicht o sicheres Wissen bzgl Vereitelung
2. Rewi
1. Schuld
2. Persönl StrafAusschlGr, § 258 V, VI
Qualifikation: § 258a
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Aufbau 2
Abs. 2 (VollstreckVereitlg)
1. Obj TB
a) Geg rekräft verhängt Strafe o Maßn
Diskussion: Vollendung? Strafverteidiger
2. Subj TB
a) mind bedingt Vorsatz bzgl Vortat
b) Absicht o sicheres Wissen bzgl Vereitelung
2. Rewi
1. Schuld
2. Persönl StrafAusschlGr, § 258 V, VI
Qualifikation: § 258a
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Zusammenfassung
Anschlussdelikte (lückenlos StRSchutz)
Begünstigung, § 257
Abgrenzung Beihilfe/Begünstigung
Selbstbegünstigung
Strafvereitelung, § 258
Verfolg/VollstreckVereitelg
Insbes. Dauer = Vollendg o Versuch
Vorschau: 28.1.16 - §§ 258a, 259 ff.
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