10 Jahre Markt des guten Geschmacks – Die Slow Food Messe 2016

10 Jahre Markt des guten Geschmacks – Die Slow Food Messe 2016
Der April ist immer ein besonderer Monat im Kalender von Slow Food Deutschland e.V. – schon seit 2007 freu en wir uns jedes Jahr, wenn in Stuttgart der Markt des guten Geschmacks – Die Slow Food Messe stattfindet.
Der Markt des guten Geschmacks ist unsere Leitmesse, aber noch mehr: es ist die Gelegenheit, bei der sich
das Slow-Food-Netzwerk in Deutschland trifft – unsere Vereinsmitglieder und interessierte Besucher, Experten
und Aktivisten, und die Erzeuger aus Deutschland und den Nachbarländern, welche die Slow-Food-Philoso phie tagtäglich in ihrer Arbeit umsetzen. Sie alle sind Slow Food, und sie alle machen unsere Ideen und Ziele
lebendig.
Ein Besuch auf dem Markt des guten Geschmacks ist mehr als ein Einkaufstrip zum Supermarkt. Hier trifft man
die Menschen hinter den Produkten, die Brauer, Metzger, Bäcker oder Chocolatiers. Hier kann man über das
Handwerk und die Geschichte der Lebensmittel erfahren, und warum sie so gut schmecken – und vor allem
auch: man kann probieren! Und nicht zuletzt findet man hier die ganz besonders guten Dinge, denn alle auf
der Messe angebotenen Produkte haben die strenge Slow-Food-Qualitätsprüfung durchlaufen. Das heißt, dass
sie nach traditionell handwerklichen Methoden und frei von gentechnisch veränderten Rohstoffen, frei von
Aromastoffen, frei von Zusatzstoffen (bis auf wenige Ausnahmen) sowie umwelt- und ressourcenschonend
hergestellt sind. Die Messekriterien, die Slow Food für die Überprüfung der Aussteller zugrunde legt, haben in
vielerlei Hinsicht einen höheren Anspruch als z.B. die Richtlinien der Ökoverbände.
Neben dem Markt hat die Slow Food Messe auch ein umfangreiches Rahmenprogramm zu bieten. Wie gestaltet man Essgärten für Kinder, und sichert gute, saubere und faire Verpflegung in der Schule? Ist Rohmilch ge fährlich? Welche Bedeutung hat die Saatgut- und Sortenvielfalt für unsere Ernährung? Die Podiumsgespräche
auf der Forumsbühne bringen Experten und Slow-Food-Aktive zusammen, um über diese und andere wichtige
Themen rund um unsere Lebensmittel zu diskutieren.
In den Geschmackserlebnissen – von Experten und Erzeugern geführte und erläuterte Verkostungen – können
die Besucher den Geschmack von Lebensmitteln mit unterschiedlichen Herkünften, Zubereitungsweisen oder
Reifegraden kosten und vergleichen. Ob die Vielfalt von Äpfeln, Wurst von alten Schweinerassen oder frischen
Wildkräutern, es gibt viel zu entdecken.
Die Weinseminare in der Vinothek präsentieren die Nuancen des deutschen Weins und informieren auch über
den Kontext, in dem diese entstehen – die Steillagen an der Mittelmosel zum Beispiel, alte Kulturlandschaften, die zu den Juwelen unserer einheimischen Weinkultur zählen, und die wir durch das Slow-Food-Projekt
der Rebstockpatenschaften zu erhalten versuchen. Und ist die Zeit der Barrique-Weine vorbei?
In der Kochwerkstatt können unsere Messebesucher dann selbst Hand anlegen und gemeinsam mit Profiköchen ein komplettes Gericht zubereiten – zum Beispiel, wie man ein ganzes Tier verarbeitet, oder auch , wie
man schmackhafte, fleischlose Gerichte zubereitet.
Bei all diesen Formaten steht der Erhalt der biologischen Vielfalt – eins der zentralen Slow-Food-Themen – im
Vordergrund. Die Vielfalt auf unserem Teller garantiert das Gleichgewicht in der Natur, sorgt für eine vielfältige
menschliche Ernährung und schafft kulturelle Identität: Aus der lokalen Artenvielfalt, dem lokalen Klima und
der örtlichen Geografie entwickeln sich eine spezifische Landwirtschaft, Küche und Tradition. Der Erhalt der
Vielfalt braucht unseren Einsatz auf der politischen und sozialen ebenso wie der persönlichen Ebene. Auch
hier liefert die Slow Food Messe Anregungen und Denkanstöße.
Dr. Rupert Ebner, Mitglied im Vorstand von Slow Food Deutschland e.V.