Interview mit Prof. Dr. Heiko Graichen Volkskrankheit Arthrose: Nur nicht still sitzen Jeder Zweite über 65 Jahren kennt das: Schmerzen in den Gelenken, Probleme beim Aufstehen oder das Gefühl, nie eine bequeme Sitzposition zu finden. Doch die Arthrose macht auch vor jungen Menschen nicht halt. Kein Wunder, beginnen die Gelenke doch bereits mit 30 Jahren langsam zu verschleißen. Doch was sind die Ursachen für Arthrose, wie kann man vorbeugen und was tun, wenn der Verschleiß schon spürbar ist? Über diese und andere Fragen haben wir mit Prof. Dr. Heiko Graichen gesprochen. Er ist Ärztlicher Direktor an der Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe und wurde 2013 vom Magazin Focus als einer der besten Kniespezialisten Deutschlands ausgezeichnet. Prof. Graichen, was genau ist eine Arthrose? Der Gelenkknorpel ist ein wichtiger Teil unserer Gelenke. Er dämpft die Belastung und sorgt gemeinsam mit der Gelenkflüssigkeit für einen reibungslosen Ablauf. Mit zunehmendem Alter nutzt der Knorpel immer mehr ab bis am Ende Knochen auf Knochen reibt. Das führt fast unweigerlich zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Auch jahrelange Überlastung durch Übergewicht oder ein Sportunfall sowie angeborene Fehlstellungen können den Knorpel schädigen und das Gelenk verschleißen. Wie kann man Gelenkverschleiß vorbeugen? Durch Bewegung bei gleichzeitig dosierter Belastung. Jede Gelenkbewegung bringt wichtige Nährstoffe in den Knorpel und hält so die Gelenke gesund. Ich empfehle schonende Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking. Die belasten wenig und stärken die Muskeln um die Gelenke. Auch das Gewicht spielt eine wichtige Rolle beim vorzeitigen Verschleiß. Ein Kilo auf der Waage drückt auf das Kniegelenk mit drei Kilo. Bereits fünf Kilo Übergewicht verdoppeln das Risiko einer Arthrose. Was, wenn ich schon unter Arthrose leide? Auch hier gilt: nur nicht still sitzen! Viele Betroffene geraten in einen Teufelskreis: Die Gelenke schmerzen, also bewegen sie sich weniger. Dadurch wird aber der Knorpel noch schlechter ernährt. Doch nur, wenn ausreichend Nährstoffe vorhanden sind, schwindet der Knorpel nicht weiter. Aber Bewegung allein wird nicht in allen Fällen das Problem lösen, oder? Das stimmt. Ist die Arthrose schon weiter fortgeschritten, entwickeln wir an der Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe nach einer eingehenden Untersuchung für jeden Patienten ein individuelles Therapiekonzept. Dazu gehören zum einen Medikamente, die die Schmerzen lindern, zum anderen Physiotherapie, um die Muskeln zu kräftigen und die Gelenke zu stützen. Wann muss operiert werden? Wir versuchen, wann immer es sinnvoll ist, konservativ zu behandeln. Erst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind oder das Gelenk zu stark geschädigt ist, denken wir gemeinsam mit dem Patienten über eine Operation nach. Dabei bedeutet eine Operation zumeist eine Arthroskopie, ergänzt von verschiedenen Knorpeltherapien und Achsbegradigungen. Falls auch das nicht mehr ausreichend erscheint, gibt es die Endoprothetik mit ihren unterschiedlichen Implantaten. Die chirurgischen Techniken sind in den letzten Jahren immer besser geworden. Wir operieren in Lindenlohe, soweit möglich, minimalinvasiv – also mit kleinsten Schnitten. Eine spezielle Navigationstechnik hilft uns, das Gelenk präzise im richtigen Winkel einzusetzen. Die Art des Implantats sowie das Operationsverfahren werden dabei individuell auf den Betroffenen abgestimmt, um das bestmögliche Ergebnis zu garantieren. Wichtig für den langfristigen Erfolg einer OP ist aber nicht nur der Eingriff selbst oder eine anschließende Rehabilitation. An erster Stelle steht ein aktiver, motivierter Patient, der bereit ist, alle Therapiemaßnahmen mitzumachen. Vielen Dank für Gespräch! Spezialgebiet Endoprothetik In der Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe hat sich das Team um den Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Heiko Graichen einen Status als internationales Referenzzentrum in der Endoprothetik (Gelenkersatz) erarbeitet. So sind jährlich viele in- und ausländische Ärzte zum Erlernen moderner Operationstechniken zu Gast in Lindenlohe. Die Klinik ist seit letztem Jahr als Endoprothesen-Zentrum der Maximalversorgung ausgezeichnet und Teil der Pilotkliniken des Deutschen Endoprothesenregisters – beides Indikatoren für höchste Qualität beim Gelenkersatz. Außerdem hat es Prof. Dr. Graichen 2013 als Kniespezialist in die FOCUSÄrzteliste geschafft.
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