Visite am 04.10.2016

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Unsere Themen:
Keuchhusten auf dem Vormarsch
Woher kommt Arthrose?
Zahnersatz: Klebeprothese jetzt teilweise Kassenleistung
Was tun bei Schlafstörungen?
Dr. Wimmer Lexikon: Was verbirgt sich hinter dem INR-Wert?
Natürlich gesund: Steckrüben
Abenteuer Diagnose: Pfortaderstenose
Keuchhusten auf dem Vormarsch
Keuchusten ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Galt die Erkrankung bisher als
Kinderkrankheit, sind nun auch immer öfter Erwachsene betroffen. 2015 wurden
8.000 registriert, Experten schätzen die Dunkelziffer aber auf jährlich über 50.000.
Das Problem: Keuchhusten ist schwer zu diagnostizieren, weil die Symptome bei
Erwachsenen, anders als bei Kindern, sehr unspezifisch sind. Die Folgen können
jedoch sehr ernst sein.
Die Keuchhusten-Bakterien können ganzjährig vorkommen, im Herbst und Winter
sind sie aber besonders häufig. Sie werden über Tröpfcheninfektion weitergegeben.
Das Problem: Auch Geimpfte können, ohne selbst erkrankt zu sein, die Bakterien
übertragen. Einmal infiziert, setzen sich die Pertussis-Bakterien in den
Schleimhäuten der oberen Atemwege, in der Luftröhre und in den Bronchien fest.
Dort vermehren sie sich und bilden bestimmte Giftstoffe, die auch ins Blut gelangen
können. Diese Toxine schädigen die Schleimhäute und die Flimmerhärchen.
Außerdem lösen sie entzündliche Prozesse aus.
Nur 12,5 Prozent der Erwachsenen sind bundesweit gegen Keuchhusten geimpft, bei
den über 60-Jährigen sind es sogar nur 7,6 Prozent. Hohe Impfquoten in allen
Altersgruppen sind aber wichtig, damit die Wirkung der sogenannten
Herdenimmunität alle diejenigen schützen kann, die nicht oder noch nicht geimpft
werden können. Hier geht es insbesondere um Säuglinge und Kleinkinder, die erst
ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat geimpft werden können und deren
Grundimmunisierung erst zwischen dem elften und 14.
Lebensmonat abgeschlossen ist. Für sie kann eine Pertussis-Infektion fatale Folgen
haben, denn sie haben keinen Nestschutz - wie bei einigen anderen
Infektionskrankheiten. Das heißt, sie nehmen weder im Mutterleib noch mit der
Muttermilch schützende Antikörper auf und können durch eine Keuchhusteninfektion
einen lebensbedrohlichen Atemstillstand erleiden.
Aber auch wenn der Keuchhusten bei Erwachsenen in der Regel milder verläuft, wird
er doch von einer ganzen Reihe unangenehmer Beschwerden begleitet: heftige
Hustenattacken, Atemaussetzer, aber auch Gewichtsverlust, Erbrechen bis hin zu
Schlafstörungen oder gar Rippenbrüchen und Blaseninkontinenz. Ebenso werden
Mittelohr- und Lungenentzündungen als Symptome beschrieben. Behandelt wird
Keuchusten mit Antbiotika. So wird auch die Ansteckung weiterer Personen
verhindert. Inhalation mit Meersalzlösung, frische Luft, warme Brustwickel und viel
trinken lindern zudem den Hustenreiz.
Zum Schutz vor Keuchhusten hilft nur eins: die Impfung in allen Altersgruppen: Nach
der Grundimmunisierung im Baby- und
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Kleinkindalter soll gemäß Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO)
zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr die erste Auffrischung erfolgen, danach
zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr. Und schließlich ist die große Gruppe der
Erwachsenen aufgefordert, sich gegen Keuchhusten alle zehn Jahre impfen zu
lassen.
Ganz besonders gilt das für alle Frauen und Paare mit Kinderwunsch.
Sie sollten schon rechtzeitig vor einer Schwangerschaft ihren
Impfschutz überprüfen und auch das nahe Umfeld dazu auffordern. Auch eine
Impfung während der Schwangerschaft ist laut STIKO sinnvoll.
Die Auffrischungs-Impfungen sind mit einem Pieks erledigt - mit einem DreifachImpfstoff, der gleichzeitig auch die wichtigen Impfungen gegen Tetanus und
Diphtherie einschließt.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Stefan Schmiedel
Leiter Klinische Infektiologie, Sektion Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Klinik
Ambulanzzentrum des UKE GmbH
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Internet: www.uke.de
Dr. med. Johannes Wiedemann
Facharzt für Innere Medizin/Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin
Facharztpraxis Colonnaden
BAG Dr. Andrea Iwansky, Dr. J. Wiedemann
Colonnaden 9, 20354 Hamburg
Tel. (040) 34 22 81, Fax: (040) 34 22 90
E-Mail: [email protected]
Internet: www.fachartzpraxis-colonnaden.de
Dr. med. Stefan Fenske
Facharzt für Innere Medizin und Infektiologe
Infektionsmedizinisches Centrum Hamburg
ICH Grindel
Grindelallee 35, 20146 Hamburg
Tel. (040) 413 24 20, Fax: (040) 41 32 42 22
E-Mail: [email protected]
ICH Stadtmitte
Glockengießerwall 1, 3. Obergeschoss, 20095 Hamburg
Tel. (040) 280 042 00, Fax: (040) 280 04 20 20
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.ich-hamburg.de/
Weitere Informationen
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Impfen.de
Umfangreiche Informationen zu Impfungen sowie Impfwissen
www.impfen.de/
Robert Koch-Institut informiert über Keuchusten
www.rki.de/DE/Content/InfAZ/P/Pertussis/Pertussis.html
Woher kommt Arthrose?
Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung: Allein in Deutschland sind nach
Schätzungen bis zu acht Millionen Menschen betroffen - somit fast jeder Zehnte. Es
betrifft meist Knie, Hüfte, Hände oder die Zehen - oft mehrere Gelenke gleichzeitig.
Betroffene Gelenke schmerzen mal mehr und mal weniger stark, typischerweise
besonders beim Anlaufen, später auch unabhängig von Belastung. Mit der Zeit
lassen sie sich immer schlechter bewegen.
Als schützende, elastische Schicht sitzt der Knorpel auf den beiden Knochenenden,
die ein Gelenk bilden. Er wird von Gelenkflüssigkeit genährt. Eine gesunde
Knorpelschicht wirkt wie ein Stoßdämpfer. Bei Belastung wird die Knorpelschicht
gestaucht, um sich anschließend wieder auszudehnen. Dabei saugt sich der Knorpel
mit Gelenkflüssigkeit voll. Reduziert sich die Knorpelschicht allmählich, reibt
irgendwann Knochen auf Knochen. Das ist für die Betroffenen äußerst schmerzhaft.
Als letzter Ausweg bleibt häufig nur ein Gelenkersatz.
Obwohl so viele Menschen betroffen sind, gibt es noch immer keine Medikamente,
mit denen sich der Knorpelabbau stoppen lässt. Das Problem: Noch immer gibt die
Erkrankung den Medizinern viele Rätsel auf. Winzige Knorpelzellen sind womöglich
der Schlüssel zur Heilung. Die Chondrozyten können Knorpel auf- und wieder
abbauen. Sie sitzen versteckt in einer tiefen Höhle der Knorpelschicht und machen
nur drei Prozent der gesamten Knorpelmasse aus.
Forscher wissen heute sicher: Arthrose ist keine einfache Abnutzung, kein reiner
Verschleiß. Bei der Arthrose starten die Chondrozyten plötzlich das falsche
Programm – und senden Enzyme aus, die den Knorpel abbauen. Die Folge: Der
Knorpel baut sich selbst zu Knochen um. Die Forscher gehen davon aus, dass
mechanischer Stress der Auslöser sein könnte - immer wieder Schläge, Stöße, kleine
Risse im Knorpel oder der umliegenden Bänder. Es sind Verletzungen des
Gelenkapparats im weitesten Sinn. Profisportler sind deshalb hochgradig Arthrosegefährdet, sagen Experten.
Auch individuelle Erbinformationen scheinen eine Rolle zu spielen. Dies scheint bei
Fingergelenken und dem Daumengrundgelenk der Fall zu sein. Denn obwohl sie in
der Regel keinen großen Kräften ausgesetzt sind, tritt hier häufig Arthrose auf.
Forscher vermuten, dass kleine, angeborene Verformungen an der Gelenkoberfläche
Auslöser sein könnten. Und sicher scheint: Knorpel ist nicht gleich Knorpel. Die
Zusammensetzung variiert je nach Gelenk.
Klar ist: Eine dauerhafte falsche Belastung ist Gift für den Knorpel, moderate
Bewegung ist dagegen sehr gut – denn zur Erneuerung des Knorpels ist Bewegung
wichtig. Knorpel ernährt sich über Bewegung, diese darf nur nicht zu Verletzungen
führen.
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Bis zu einem Arthrose-Medikament für den Menschen, das zum Knorpelaufbau
anregt, ist es noch ein weiter Weg. Ein anderer Weg, die Arthrose zu verhindern, ist
deswegen: Risikofaktoren ausschalten. Das ist neben „Risiko-Sportarten“ vor allem
Übergewicht. Das übermäßige Bauchfett befeuert eine systemische Entzündung, die
auch den Knorpel schädigt. Darüber hinaus belastet jedes zusätzliche Kilo unsere
tragenden Gelenke doppelt und dreifach: Beim normalen Gehen beispielsweise
müssen die Knie das 2,5-Fache des Körpergewichts abfedern, beim Hinabsteigen
einer Treppe sogar das 3,5-Fache.
Wichtig ist deshalb eine Ernährungsumstellung. Die Therapie basiert auf zwei
Säulen: erstens Hemmung der Entzündung, zweitens Entlastung der Gelenke durch
Abbau überflüssiger Kilos. Auf den Speiseplan kommen deshalb wenig Kalorien und
tierische Produkte, dafür viel Gemüse und gesunde Pflanzenöle. Die besonders in
Lein- und Walnussöl enthaltenen Omega-3-Fettsäuren unterstützen den Organismus
effektiv dabei, die Entzündung zu bekämpfen. Gemüse, Kräuter und Gewürze liefern
außerdem entzündungshemmende Antioxidantien. Mit der Ernährungsumstellung
lassen sich Arthroseschmerzen lindern und Medikamente einsparen. So kann der
Gelenkersatz, der der allerletzte Ausweg ist, hinausgeschoben oder sogar vermieden
werden.
Interviewpartner im Studio:
Dr. Ingo Arnold
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und operative Rheumatologie
Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen
St.-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen
Tel. (0421) 559 95 01
Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de/kliniken/ortho/
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Max Löhning, Leiter Pitzer-Labor Arthroseforschung
Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ)
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
Tel. (030) 28 46 07 60, Fax: (030) 28 46 07 73
Internet: www.drfz.de/pitzer-labor-arthroseforschung/
Univ. Prof. Dr. Carsten Perka
Ärztlicher Direktor
Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie der Charité Berlin
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
Tel. (030) 450 51 50 44, Fax (030) 450 51 59 03
Internet: www.cmsc-online.de
Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Pap, Direktor
Institut für Experimentelle Muskuloskelettale Medizin
Domagkstrasse 3, 48149 Münster
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Tel: (0251) 835 77 98, Fax: (0251) 835 74 62
Internet: www.campus.uni-muenster.de/iemm.html
Weitere Informationen:
Deutsche Arthrose Hilfe e.V.
Postfach 11 05 51, 60040 Frankfurt/Main
Tel. (06831) 94 66 77, Fax: (06831) 94 66 78
E-Mail: [email protected]
Internet: www.arthrose.de/
Arthrose Forum
Internet: www.deutsches-arthrose-forum.de/
Zahnersatz: Klebeprothese jetzt Kassenleistung
Fehlende Zähne werden bisher meist durch teure Implantate oder aber durch
Brücken oder Prothesen ersetzt. Für deren Befestigung müssen oft gesunde Zähne
abgeschliffen werden. Als eine günstige Variante bieten Zahnärzte in der Regel nur
Klammerprothesen an, die zwar von den Krankenkassen anteilig bezahlt werden,
aber sichtbar sind. Die gängigen Alternativen sind Prothesen, die auf
Teleskopkronen befestigt werden. Auch dafür müssen gesunde Zähne abgeschliffen
werden und das Verfahren ist teuer.
Ein günstigeres und schonenderes Verfahren, um fehlende Zähne zu ersetzen, ist
die angeklebte Schiebeprothese (Adhäsiv-Attachment). Dabei kleben die Zahnärzte
an einen gesunden Pfeilerzahn einen kleinen Flügel mit Scharnier, in das die
Prothese anschließend eingeschoben wird, sodass sie fest im Bereich der fehlenden
Zähne sitzt. Von außen ist diese sehr stabile Konstruktion fast nicht zu sehen. Und:
Eigene Zähne können erhalten werden. Im Frontzahnbereich ist die Klebeprothese
jetzt eine Kassenleistung. Für den Seitenzahnbereich gilt dies nicht.
Voraussetzung für eine Klebeprothese sind gesunde Nachbarzähne mit intaktem
Zahnschmelz, an den ihre Flügel wie Türscharniere angeklebt werden. Auch wenn
die Klebefläche sehr stabil ist und bis zu 90 Kilo Belastung aushält, halten sie in der
Regel nicht so lange wie herkömmliche Brücken. Das Adhäsiv-Attachment lässt sich
aber problemlos immer wieder ankleben.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Matthias Kern
Präsident der deutschen Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und
Biomaterialien (DGPro)
Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Propaedeutik und Werkstoffkunde
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel
Arnold-Heller-Straße 16, 24105 Kiel
Internet: www.uni-kiel.de/proth/
Prof. Dr. med. dent. Guido Heydecke
Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik
Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
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Tel. (040) 741 00
Internet: www.uke.de
Weitere Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Prothetische Zahnheilkunde
Datenbank mit Spezialisten für Prothetik.
Internet: www.dgpro.de
Buchtipp:
Matthias Kern
Adhäsivbrücken
Minimalinvasiv – ästhetisch - bewährt
256 Seiten
Quintessenz Verlags-GmbH
(erscheint im November 2016)
Was tun bei Schlafstörungen?
Viele Menschen können nicht einschlafen, wachen während der Nacht immer wieder
auf oder empfinden ihre Schlafdauer als zu kurz. Experten gehen davon aus, dass
über zehn Prozent der Deutschen unter unspezifischen Schlafstörungen leiden. Das
heißt, es liegen keine Erkrankungen vor, die Schlafstörung entsteht zudem nicht
durch heftiges Schnarchen. Oft gibt es einen Auslöser für Schlafstörungen: Privater
Stress oder kleine Kinder, die für schlechte Nächte sorgen. Dazu kommt dann
irgendwann Stress und Ärger darüber, wieder wach zu liegen. So kann sich ein
Teufelskreis entwickeln.
Dabei ist der Schlaf lebensnotwendig, denn im Schlaf verarbeitet der Körper unsere
Erlebnisse und gibt uns Kraft für den nächsten Tag. Wer im Durchschnitt weniger als
sechs Stunden schläft, hat ein erhöhtes Risiko, eine Zuckerstoffwechselstörung zu
entwickeln. Außerdem schwinden auf Dauer die Kräfte der Betroffenen, sodass nicht
mal mehr ein Ausgleich durch sportliche Betätigung möglich ist. Zugleich haben viele
Betroffene nach jeder durchwachten Nacht Hunger, essen ständig und viel mehr als
eigentlich nötig und bekommen regelrechte Heißhungerattacken - vor allem auf
Süßes. Das Körpergewicht steigt, die Kräfte schwinden weiter.
Im Schlaf durchläuft der Körper einen Schlafzyklus mit vier verschiedenen Phasen:
Die Einschlafphase dauert fünf bis 20 Minuten. In der zweiten Schlafphase entspannt
sich der Körper weiter, die Pupillen werden enger, die Augenbewegungen kommen
zum Stillstand. Schnarcher werden jetzt aktiv. Dann folgt die Tiefschlafphase: Der
Körper sammelt neue Kräfte und erholt sich. Das Herz schlägt langsamer, der
Blutdruck sinkt. Danach beginnt der Traumschlaf: Die Muskeln bleiben weiterhin
schlaff, selbst die Körperreflexe sind ausgeschaltet. Das Gehirn aber arbeitet: Die
Pupillen weiten sich, die Augen rollen schnell und unkontrolliert. REM-Phase (RapidEye-Movement) nennen Wissenschaftler dieses Phänomen. Nach etwa anderthalb
Stunden beginnt der Zyklus erneut. Bis zum Aufwachen wiederholen sich die Phasen
bis zu fünf Mal. Wichtig zu wissen: Alle Menschen werden nachts wach – und zwar
immer wieder.
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Ein Schlaftagebuch, über mehrere Wochen geführt, kann zeigen, ob ein Mensch
genügend Schlaf bekommt. Wie lange habe ich im Bett gelegen, in welchem
Zeitraum wirklich geschlafen? Weniger als 42 Stunden Schlaf pro Woche gelten als
Schlafmangel. Führt dieser zu Tagesmüdigkeit, leiden also Leistungsfähigkeit und
Wohlbefinden unter dem fehlenden Schlaf, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Häufig hat eine Schlafstörung körperliche Ursachen (Diabetes, Asthma oder eine
Schilddrüsenfehlfunktion), auch eine Depression ist öfter mit Schlafstörungen
verbunden. Zu Unregelmäßigkeiten in den Schlaf-Wach-Zeiten können auch
wechselnde Arbeitszeiten und Schichtarbeit führen. Bei Frauen können die
Wechseljahre Auslöser für eine Schlafstörung sein. Mit einem tragbaren Gerät oder
im Schlaflabor überwachen Mediziner zudem jede einzelne Phase des Schlafes und
messen, was unbewusst im Schlaf passiert und wo die Gründe für eine
Schlaflosigkeit liegen könnten.
Sind körperliche Ursachen ausgeschlossen, kann gegen Schlafstörungen eine
Restriktionstherapie helfen. Die Idee dahinter: Die effektive Schlafzeit reduzieren, um
einen möglichst hohen Schlafdruck aufzubauen. Das heißt praktisch: später ins Bett
gehen und früher wieder aufstehen. Ruhen am Tag ist tabu – so wird der Schlafdruck
aufrechterhalten. Die im Bett verbrachte Zeit wird an die tatsächlich geschlafene Zeit
angenähert, wobei von einem Minimum von sechs Stunden ausgegangen wird. Die
Therapie sollte unter medizinischer Aufsicht durchgeführt werden. Sie ist effektiv,
aber anspruchsvoll, viele Betroffene brechen sie ab.
Auch Entspannungsverfahren können helfen. Betroffene lernen, zur Ruhe zu
kommen, auch wenn der Schlaf scheinbar nicht kommt. 30 Minuten Meditation pro
Tag bringen Kraft außerhalb des Schlafes und erzeugen die für einen erholsamen
Schlaf nötige Ruhe.
Wer gelegentlich ein Schlafmittel braucht, sollte eine Faustregel beachten:
Schlafmittel nicht länger als zehn Tage einnehmen, danach mindestens ebenso
lange pausieren. Besonders gefährlich mit großem Abhängigkeitspotential sind
Benzodiazepine. Ebenfalls schlaffördernd, jedoch ohne Abhängigkeitsgefahr, sind
auch schlaffördernde Antidepressiva in kleinen Dosen. Aber man braucht Geduld,
weil die Wirkung erst nach Tagen bis Wochen eintritt.
Um den Schlafmangel zu beheben, empfehlen Schlafmediziner Schlafregeln:
-
Stehen Sie jeden Tag um dieselbe Zeit auf
Ein bequemes Bett und ein dunkler und ruhiger Raum sind wichtig
Gehen Sie nur schlafen, wenn Sie wirklich müde und schläfrig sind
Beginnen Sie entspannungsfördernde Schlafrituale vor dem Zubettgehen
Treiben Sie regelmäßig Sport
Nehmen Sie in den vier Stunden vor dem Zubettgehen keine koffeinhaltigen
Getränke oder Medikamente ein
Rauchen Sie nicht kurz vor dem Schlafen
Vermeiden Sie einen Mittagsschlaf
Reduzieren Sie ihren Alkoholkonsum oder verzichten sie auf Alkohol
Meiden Sie Schlaftabletten oder gegen Sie sparsam mit ihnen um. Nehmen
Sie Schlafmittel nie zusammen mit Alkohol ein
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- Stehen Sie auf, wenn Sie merken, dass Sie nicht mehr einschlafen können
- Vermeiden Sie es, auf die Uhr zu schauen, damit der Zeitdruck entfällt
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin
Interviewpartner im Studio:
PD Dr. med. Dieter Kunz, Chefarzt
Klinik für Neurologie Schlaf- und Chronomedizin
Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin
Große Hamburger Straße 5-11, 10115 Berlin
Tel. (030) 23 11 29 01, Fax: (030) 23 11 24 22
Internet: http://www.alexianer-berlinhedwigkliniken.de/st_hedwig_krankenhaus/unsere_angebote/krankenhaus/hilfen_bei
_koerperlichen_erkrankungen/kliniken/schlaf_und_chronomedizin
Interviewpartner im Beitrag:
PD Dr. med. Dieter Kunz, Chefarzt
Klinik für Neurologie Schlaf- und Chronomedizin
Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin
Große Hamburger Straße 5-11, 10115 Berlin
Tel. (030) 23 11 29 01, Fax: (030) 23 11 24 22
Internet: http://www.alexianer-berlinhedwigkliniken.de/st_hedwig_krankenhaus/unsere_angebote/krankenhaus/hilfen_bei
_koerperlichen_erkrankungen/kliniken/schlaf_und_chronomedizin
Dr. Christiane Hirn, Fachärztin für Psychiatrie, Zusatzbezeichnung: Somnologe
Klinik für Neurologie Schlaf- und Chronomedizin
Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin
Große Hamburger Straße 5-11, 10115 Berlin
Tel. (030) 23 11 29 01, Fax: (030) 23 11 24 22
Internet: http://www.alexianer-berlinhedwigkliniken.de/st_hedwig_krankenhaus/unsere_angebote/krankenhaus/hilfen_bei
_koerperlichen_erkrankungen/kliniken/schlaf_und_chronomedizin
Weitere Informationen
Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin
Internet: www.dgsm.de/index.php
Buchtipp:
Hans-Günter Weeß
Die schlaflose Gesellschaft: Wege zu erholsamem Schlaf und mehr
Leistungsvermögen
268 Seiten
Schattauer
Dr. Wimmer Lexikon: Was verbirgt sich hinter dem INR-Wert?
Der Blutwert INR steht für International Normalized Ratio, auf Deutsch „international
normalisiertes Verhältnis“. Der INR beschreibt die Zeit, die das Blut zum Gerinnen
braucht. Das Gerinnen ist eine wichtige Eigenschaft unseres Blutes, um
Verletzungen oder Wunden zu verschließen. Je niedriger der INR-Wert, umso
schneller gerinnt das Blut. Bei zu schneller Gerinnungszeit besteht
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Thrombosegefahr: Das Blut kann plötzlich in den Adern verklumpen. Je größer der
INR-Wert, umso langsamer gerinnt das Blut. Ist die Gerinnungszeit zu langsam,
sprechen Mediziner von einer Blutungsneigung. In diesem Fall kann selbst einfaches
Nasenbluten zu einem Problem werden. Bei krankhaft veränderten
Blutgerinnungswerten können Medikamente helfen und den INR-Wert beeinflussen.
Ein bekanntes Medikament ist zum Beispiel der Blutgerinnungshemmer Marcumar.
Drehort im Beitrag:
HAW Hamburg Fakultät Design, Medien und Information
Finkenau 35, 22081 Hamburg
Tel. (040) 428 75 76 09
E-Mail: [email protected]
Internet: www.haw-hamburg.de/dmi.html
Weitere Informationen:
Was Sie über gängige Krankheiten wissen müssen Dr. Johannes gibt Auskunft:
Internet: http://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Dr-Johannes-erklaert-KrankheitenimVideoglossar,doktorjohannes100.html
Natürlich gesund: Steckrüben
Lange Zeit standen Steckrüben kaum auf deutschen Speiseplänen. Die
Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit waren wohl noch zu
präsent, als die Rüben im Winter notgedrungen zu den Hauptnahrungsmitteln
gehörten. In den vergangenen Jahren hat sich die Einstellung zu Steckrüben jedoch
gewandelt. Inzwischen findet sich das Gemüse in vielen Rezepten, Geschäften und
Restaurants. In den Handel kommen meist nur wenige Sorten wie die
"Wilhelmsburger" mit orange-gelbem Fruchtfleisch. Da gelbliche Sorten intensiver
schmecken, werden weiße Steckrüben überwiegend als Tierfutter angebaut. Das
typische Wintergemüse hat von September bis in das Frühjahr Saison. Die bis zu 1,5
Kilogramm schweren, runden oder ovalen Knollen haben eine kräftige helle bis
rötliche Schale, die vor der Zubereitung großzügig entfernt werden muss. Dann wird
die Rübe meist in kleine Würfel oder Streifen geschnitten und gedünstet. Weit
verbreitet sind Eintöpfe, häufig in Kombination mit Kartoffeln. Geraspelt kann das
süßliche Fruchtfleisch auch als Rohkost serviert werden.Beim Kauf sollte man
kleinere, pralle Knollen mit einer möglichst glatten Haut bevorzugen.
Neben Kohlenhydraten - teils als Zucker - enthalten Steckrüben größere Mengen
Vitamin C, Beta Carotin und Calcium. Zum größten Teil besteht die Knolle jedoch aus
Wasser und gilt daher als kalorienarm. 100 Gramm enthalten rund 30 Kilokalorien
und sind nahezu fettfrei. Zum Vergleich: Kartoffeln bringen es auf knapp 70
Kilokalorien. Der biologische Name der Steckrübe, "Brassica napus ssp. rapifera",
weist auf eine Verwandtschaft mit Raps (Brassica napus) und der Gattung Kohl
(Brassica) hin. Steckrüben, die auch Kohl- oder Butterrüben genannt werden,
gedeihen in unseren Breiten im Freiland. Wer sie im Garten anbauen möchte, zieht
sie ab Mitte Mai vor und pflanzt sie nach rund sechs Wochen ins Freiland aus. Ab
Mitte September sind die Rüben reif zur Ernte. Die Knollen können vielfach auch im
Winter im Beet bleiben, denn sie widerstehen Frost bis etwa minus zehn Grad.
Frühzeitig geerntet sind sie zwar etwas kleiner, dafür aber zarter und nicht holzig, wie
sehr große Exemplare. In einem kühlen Keller halten sich Steckrüben viele Wochen.
Rezepte
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Steckrüben-Suppe
Zutaten:
500 g Steckrüben
2 Schalotten
50 g Möhren
1 Apfel
50 g Sellerieknolle
15 g Dinkelmehl
15 g Butter
100 ml Weißwein
1,8 l Geflügelfond
1 Blatt frischer Lorbeer
1 TL Kümmel
1 Vanilleschote
100 ml Sahne
kalte Butter zum Aufschäumen
Rübensirup
Meersalz
Zubereitung:
Rüben schälen und in Würfel schneiden, in der Pfanne braun rösten. Das restliche
Gemüse säubern, schälen und kleinschneiden. Schalotten und Wurzelgemüse in
Butter glasig schwitzen. Äpfel und Steckrübe hinzugeben, alles mit Mehl bestäuben
und eine Mehlschwitze herstellen. Den Pfanneninhalt mit Weißwein ablöschen und
mit kaltem Geflügelfond aufgießen. Lorbeerblatt und Kümmel hinzugeben, die
Vanilleschote auskratzen Vanille mit der Schote in die Suppe geben und diese etwa
eine halbe Stunde köcheln lassen. Viel rühren, damit sich nichts am Boden absetzen
kann. Sobald das Gemüse gar ist, das Lorbeerblatt und die Vanilleschote
entnehmen, die Suppe pürieren und passieren. Die Schote abspülen und im Ofen
trocknen. Die Suppe mit der Sahne aufgießen und aufkochen. Die Suppe mit kalter
Butter aufschäumen und mit Meersalz und Rübensirup abschmecken.
Steckrüben-Rösti
Zutaten
600 g Steckrübe
400 g mehlig kochende Kartoffeln
1 Stück Haushaltszwiebel
1 Bund Schnittlauch
1 Esslöffel Dinkelmehl
2 Eier
Salz
Rübensirup
Muskat
Zubereitung:
Steckrüben und Kartoffeln waschen, schälen und grob reiben. Etwas stehen lassen
damit sich die austretende Flüssigkeit sammeln kann. Zwiebel schälen und in feine
Würfel schneiden. Schnittlauch in feine Ringe schneiden. Steckrüben-KartoffelMasse ausdrücken und in einer anderen Schüssel mit Dinkelmehl und Eiern
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vermischen. Zwiebeln und Schnittlauch hinzugeben und Würzen mit Salz,
Rübensirup und Muskat. Rapsöl in eine Pfanne geben und erhitzen. Röstis aus der
Masse formen und goldgelb braten.
Danach die Rösti kurz im Ofen bei 150 Grad für 15 Minuten garen.
Interviewpartner im Beitrag:
Thomas Sampl
Koch
E-Mail: [email protected]
Internet: www.thomas-sampl.de
Abenteuer Diagnose: Pfortaderstenose
Einige Monate nach einer Bauchspeicheldrüsen-OP wird Wendula S. von ihrer
Familie völlig entkräftet auf der Toilette gefunden. Am nächsten Tag lässt sich die 75Jährige untersuchen. Doch an der OP liegt es wohl nicht. Weil Wendula S.
schwarzen Stuhlgang hat, gehen die Mediziner davon aus, dass eine Blutung im
Magen vorliegt. Damit Wendula S. zu Kräften kommt, erhält sie zunächst frisches
Blut. Dann werden Magen und Zwölffingerdarm untersucht. Doch im oberen
Verdauungstrakt ist keine Blutung zu erkennen. Allerdings werden Geschwüre
entdeckt. Die Mediziner vermuten, dass diese die Blutung ausgelöst haben. Wendula
S. bekommt Medikamente. Doch bald hat Wendula S. wieder starke Beschwerden.
Sie ist kaum ansprechbar, hat wieder schwarzen Stuhl. Wendula S. bekommt wieder
frisches Blut und fühlt sich danach besser. Die Ärzte rätseln: Wo versickert das Blut?
Bei einer erneuten Untersuchung wird klar: Die Geschwüre sind dank der
Medikamente kleiner geworden. Mithilfe einer Darmspiegelung werden Dickdarm und
Dünndarm nach Blutungsquellen abgesucht. Doch auch hier ist nichts Verdächtiges keine Geschwüre, keine Polypen. Doch es dauert nicht lange, bis es wieder losgeht:
Blutleer sackt Wendula S. zusammen und verliert das Bewusstsein.
In den nächsten Wochen verliert die alte Dame immer wieder Blut. Immer dringlicher
fahnden die Ärzte nach der Quelle - ohne Erfolg. Irgendwo muss sich ein Leck
verstecken, so viel ist sicher. Doch bei keiner der Magen- und Darmspiegelungen hat
es sich bislang gezeigt. Die Ärzte müssen die Fahndung ausweiten. Nun wird der
Dünndarm unter die Lupe genommen, sechs bis acht Meter ist dieser lang. Mit einem
normalen Endoskop kommt der Arzt dort allerdings nicht hin. Es ist zu kurz. Deshalb
muss Wendula S. eine winzige Videokamera schlucken. Aber auch die Auswertung
der Aufnahmen bringt kein Ergebnis.
Dann hat ein Mediziner die entscheidende Idee: Haben die Beschwerden mit der
Bauchspeicheldrüsen-OP zu tun? Bei dem Eingriff wurde ein großer Teil der
Bauchspeicheldrüse entfernt. Um diese wieder mit dem Darm zu verbinden, haben
die Chirurgen ein Stück Dünndarm eingesetzt. Mitten im Dünndarm gibt es also einen
verborgenen Abzweig, ein Stück Darm, das bisher noch nicht überprüft wurde.
Mithilfe der Ballonenteroskopie kommen die Ärzte den Beschwerden von Wendula S.
endlich auf die Spur: Das bei der Bauchspeicheldrüsen-OP eingesetzte Stück
Dünndarm wurde an den Blutkreislauf der Leber angeschlossen. Doch dort ist eine
Ader verengt, das Blut staut sich. Sie leidet an einer sogenannten Pfortaderstenose.
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Der Druck lässt feine Blutgefäße in dem eingesetzten Stück Darm immer wieder
platzen.
Diese Krampfadern werden nun mit winzigen Gitternetzen stabilisiert. Die verengte
Pfortader wird mit einem Ballon geweitet. Ein Eingriff, der so noch nie gemacht
wurde. Nur ein paar Tage später darf Wendula S. bereits wieder nach Hause und ist
beschwerdefrei.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Torsten Kucharzik
Chefarzt und Leiter des Medizinischen Zentrums
Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie
Städtisches Klinikum Lüneburg gGmbH
Bögelstraße 1, 21339 Lüneburg
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Dr. med. Christoph Matthias Bortels, Allgemeinmediziner
Dres. Christoph Bortels und Anne-Ruth Oldenburg
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Dr. med. Helge Otto, Leitender Oberarzt
Gastroenterologie
Asklepios Klinik Altona
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