Thomas Liebewein: „Wollte eigentlich Sportlehrer werden“

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Waldshut-Tiengen
28.12.2015
Ursula Freudig
Thomas Liebewein: „Wollte eigentlich
Sportlehrer werden“
Auf einen Kaffee mit: Der Banker Thomas Liebwein blickt auf ein langes und erfülltes
Arbeitsleben zurück. Mehr als 47 Jahre arbeitete er bei der Sparkasse.
Auf einen Kaffee mit… Thomas Liebwein, der auf eine über 47-jährige Karriere als
„Sparkässler“ zurückblickt und sich jetzt auf seinen Ruhestand freut.
Herr Liebwein, was genau war Ihre Aufgabe in den vergangenen zehn Jahren und
wie haben Sie Ihre Abschiedsfeier erlebt?
Ich habe Kommunen und Institutionen im Anlage- und Darlehensbereich beraten und
dabei mit Summen in sehr beachtlichen Höhen operiert. In diesem Zusammenhang habe
ich mit den Bürgermeistern der Region, mit Dezernatsleitern, Rechnungsamtsleitern und
Kassenleitern zusammengearbeitet. Zudem habe ich zu Kommunalforen nach BadenBaden eingeladen und vieles mehr. Zu Beginn war es unklar, ob es klug von mir ist,
Firmenkunden an andere Berater abzugeben und ins Kommunalberatungsgeschäft
einzusteigen, weil Erfahrungen fehlten. Im Nachhinein aber war es genau die richtige
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Entscheidung. Dass Landrat Martin Kistler, Oberbürgermeister Philipp Frank und viele
andere Gäste zu meiner Abschiedsfeier gekommen sind, empfinde ich als Wertschätzung
meiner Arbeit.
Den großen Beträgen stehen jedoch ganz „kleine Brötchen“ am Anfang Ihrer sehr
langen Karriere gegenüber – erinnern Sie sich noch gut an Ihre Lehrzeit?
Ja, sehr gut. Ich wollte eigentlich Sportlehrer werden, aber mein Vater meinte, ich solle
was „Vernünftiges“ lernen. Im Goggomobil fuhr er nach meiner Schulzeit mit mir zur
Bezirkssparkasse Murg-Laufenburg. Der damalige Direktor Langenbacher empfahl mir
aber aufgrund meiner schmächtigen Statur, zunächst zusätzlich die zweijährige
Handelsschule zu besuchen. Danach, ich war mittlerweile 16 Jahre alt, wurde meine
Ausbildung per Handschlag besiegelt. Den Ausbildungsvertrag bekam ich erst Monate
später. Als Lohn waren dort im ersten Lehrjahr 116, dann 151 und 191 DM festgelegt.
Urlaub wurde damals kurzfristig gegeben. Als ich einmal in die Arbeit kam, beschloss der
Nachfolger von Direktor Langenbacher, Karl Huber, dass ich ab sofort drei Wochen Urlaub
habe.
So etwas ist heute unvorstellbar
Ja, aber es war eine völlig andere Zeit. Niemals hätte ich mich getraut, aufzubegehren. Die
Vorgesetzten waren Götter für uns Lehrlinge. Es gab damals auch keine Gleitzeit, man hat
gearbeitet bis die Arbeit getan war, was jedoch völlig normal war. Geschadet hat mir diese
strenge Ausbildung überhaupt nicht, im Gegenteil, ich bin der Meinung, sie hat mir Werte
vermittelt, die mich durchs Leben getragen haben.
Müßiggang gehört sicher nicht zu diesen Werten wie bei der Abschiedsfeier
rauszuhören war?
Nein. Ich bin spätestens um 7 Uhr im Büro gewesen und war abends, wegen Sitzungen
oder Treffen mit Kunden, oftmals spät zu Hause. Ich brauche nicht viel Schlaf, vier
Stunden reichen mir. Mein Leitspruch ist „man muss das Leben so gestalten, dass jeder
Augenblick bedeutungsvoll ist“.
Wer auf ein langes Arbeitsleben zurückblicken kann, hat meist auch kleine
Episoden am Rande erlebt, Sie auch?
Ja, ich erinnere mich gut an einen Kunden, der an den Schalter kam und sehen wollte, ob
wir sein angelegtes Geld noch haben. Nachdem wir die entsprechende, nicht sehr hohe
Summe aus dem Tresor geholt und ihm gezeigt haben, ist er zufrieden wieder gegangen.
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Unvergessen ist mir auch die Aufklärung eines Diebstahls. Ein Fremder hatte bei mir am
Schalter mit einer Karte Geld abgehoben. Er kam mir verdächtig vor, weshalb ich schnell
die Karte kopiert habe, ihm anschließend nachgegangen bin, seine Autonummer notiert
und die Polizei informiert habe. Diese hat dann festgestellt, dass die Karte gestohlen war.
Den Dankesbrief der betreffenden Frau habe ich heute noch.
Etliche Sparkassen-Mitarbeiter werden Sie auch als „Brettlequäler“ in Erinnerung
behalten, was hat es damit auf sich?
Diesen Spitznamen habe ich meinem rund 30-jährigen Einsatz als Organisator der
Skiausfahrten für die Mitarbeiter und ihre Familien und meinem Amt als
Mannschaftsführer der Skirennmannschaft der Sparkasse Hochrhein, das kommende
Rennen im Februar organisiere ich noch, zu verdanken. Die Riesenslalom-Rennen sind
immer ein Event, rund 800 Rennläufer von allen Sparkassen Baden-Württembergs sind
dabei am Start. Ich selbst bin auch immer gestartet und habe mich zusätzlich ums
Organisatorische gekümmert, wie um das Abfahren der Busse, das pünktliche Erscheinen
beim Training oder Rennen, das Stecken des Parcours mit Bohrer und Kippstangen. Solche
Events fördern den Zusammenhalt der Mitarbeiter und vielleicht ist man, weil man sich
kennengelernt hat, bei der Arbeit noch mehr füreinander da. Auch unser Vorstandschef
Heinz Rombach ist begeisterter Ski-Rennfahrer und war bei jedem Rennen dabei, kürzlich
ist er von mir für seine zehnte Teilnahme geehrt worden.
Wo werden Sie im Ruhestand Ihre Energie reinstecken?
Da ist die Auswahl groß. Ich bin handwerklich sehr aktiv und will mir zunächst eine neue
Werkstatt einrichten. Ich koche gern, fahre Ski, wandere, liebe die Gartenarbeit und bin
leidenschaftlicher Pilzesammler.
Zur Person
Thomas Liebwein wurde 1952 in Oberwihl bei Görwihl geboren und ist in LaufenburgLuttingen aufgewachsen. 1968 begann er nach Abschluss der Handelsschule in Bad
Säckingen eine Lehre zum Bankkaufmann bei der damaligen Bezirkssparkasse MurgLaufenburg. Für kurze Zeit übernahm er die Filialleitung der Sparkasse Luttingen. Nach
der Fortbildung zum Sparkassenbetriebswirt betreute er ab dem Jahr 1978 bei der
Sparkasse Hochrhein Firmenkunden. 2005 leitete er in Berlin das Sparkassenprojekt
„Wertorientierte Betreuung der Kommunen“, baute in Folge bei der Sparkasse Hochrhein
in Waldshut eine entsprechende Abteilung auf und leitete diese bis zum Eintritt in den
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Ruhestand Mitte Dezember dieses Jahres. Thomas Liebwein ist verheiratet, hat eine
erwachsene Tochter und wohnt in Höchenschwand.
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