Banken tun sich mit der Umsetzung von BCBS 239 schwer Andreas Bruckner Das Baseler Komitee für Bankenaufsicht (BCBS) hat am 23. Januar 2015 den Bericht über den Umsetzungsstand der Grundsätze für die effektive Aggregation von Risikodaten und die Risikoberichterstattung (BCBS 308) veröffentlicht. Der Bericht beinhaltet die Ergebnisse des Self-Assessments, an dem 31 global systemrelevante Institute (G-SIBs) und sechs andere große, nicht-systemrelevante Banken teilnahmen. Die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Grundsätze liegen in den Anforderungen an die Datenarchitektur und IT-Infrastruktur sowie an die Anpassungsfähigkeit der RisikodatenAggregationskapazitäten. 14 Banken gaben an, dass sie nicht alle Prinzipien bis zum 1. Januar 2016 umsetzen können. Banken tun sich mit der Umsetzung von BCBS 239 schwer Anzahl an Banken Banken sehen große Schwierigkeiten bei der fristgerechten Umsetzung von BCBS 239 Der am 23. Januar 2015 veröffentlichte zweite Bericht zum Umsetzungsstand der Grundsätze für effektive Aggregation von Risikodaten und die Risikoberichterstattung verdeutlicht die Probleme der Banken mit der fristgerechten Implementierung der Anforderungen. Anzahl an Banken Die teilnehmenden Institute haben sich anhand einer Skala von 1 bis 4 eingestuft; wobei 1 für Non-Compliance und 4 für eine zu 100 % erfolgte Umsetzung steht. Insgesamt hat sich die Selbsteinschätzung der Banken im Vergleich zum ersten Umsetzungsbericht vom Dezember 2013 (BCBS 268) tendenziell verschlechtert (Vgl. Abbildung 1). 5 0 -5 P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 P8 P9 P10P11 Prinzipien 2 Stufen upgrade2 1 Stufe upgrade 1 Stufe downgrade Abbildung 1: Anzahl der Ratingänderungen (Quelle: BCBS, 2015) Die Banken schätzen die Herausforderungen so groß ein, dass 14 von ihnen angeben, nicht alle Prinzipien bis zum 1. Januar 2016 umsetzen zu können. Die größten Herausforderungen liegen in den Bereichen Gesamtunternehmensführung und Infrastruktur sowie RisikodatenAggregationskapazität. Abbildung 2 stellt das erwartete Datum dar, zu dem die Prinzipien eingehalten werden. Zehn Banken gaben an, das Prinzip 2 (Datenarchitektur und IT-Infrastruktur) erst nach Januar 2016 umsetzen zu können. Bei 11 Banken gilt dasselbe für das Prinzip 6 (Anpassungsfähigkeit). /.. 30 20 10 0 P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 P8 P9 P10P11 Prinzipien 2013 2014 2015 Dez 15/ Jan 16 Nach der Deadline Abbildung 2: Erwartetes Umsetzungsdatum (Quelle: BCBS, 2015) Das BCBS hat für jeden der drei Grundsätze die Kernprobleme bei der fristgerechten Umsetzung identifiziert und mögliche Lösungsstrategien dargestellt. Gesamtunternehmensführung und Infrastruktur 10 -10 40 Die Anforderungen an Datenarchitektur und ITInfrastruktur stellt die Banken vor die größten Herausforderungen - das entspricht den Ergebnissen der Studie aus dem Jahr 2013. Nr. Prinzip Umsetzung nach 2016 Rating 1 Governance 3 2,83 2 Datenarchitektur und IT-Infrastruktur 9 2,43 Tabelle 1: Umsetzung und Selbsteinschätzung Grundsatz 1 (Quelle: BCBS, 2015) Großprojekte erschweren die Einführung einer konzernweiten Data Governance. Die größte Schwierigkeit liegt auch zwei Jahre nach Veröffentlichung von BCBS 239 in der Einführung einer konzernweiten DataGovernance-Struktur. Daneben wird die Reduzierung der Komplexität und der manuellen Prozesse als zentrale Herausforderung betrachtet. Aktuell laufen gleichzeitig viele IT-Großprojekte zur konzernweiten Anpassung der Data- © PPI AG Informationstechnologie Seite 2 von 5 Banken tun sich mit der Umsetzung von BCBS 239 schwer Governance-Strukturen. Das Management dieser Projekte erhöht die Komplexität. Die Verzahnung der Projekte hilft, die Komplexität bei der Umsetzung zu reduzieren. Das BCBS empfiehlt, die Großprojekte funktionsübergreifend zu gestalten. Die Einbindung der Abteilungen Risk, Compliance, IT und Interne Revision unterstützt die Vereinheitlichung von Rollen und ermöglicht die Komplexität von Prozessen zu reduzieren. Im Rahmen der Umsetzungsprojekte solle auf eine Dokumentation zum besseren Verständnis von zu Grunde liegenden Prozessen geachtet werden. Darüber hinaus empfiehlt das Komitee bei Verzögerungen von Umsetzungsprojekten Risikodaten von materieller Bedeutung für das Institut zu priorisieren. RisikodatenAggregationskapazitäten Banken scheinen durch die Erfahrungen der Umsetzungsprojekte ein besseres Verständnis des Umfangs von BCBS 239 zu haben. Daher schätzen knapp ein Drittel der Teilnehmer, dass sie die Prinzipien 3, 5 und 6 bis Januar 2016 nicht vollständig erfüllen können. Nr. Prinzip Umsetzung nach 2016 Rating 3 Genauigkeit und Integrität 8 2,50 4 Vollständigkeit 6 2,87 5 Aktualität 8 2,73 6 Anpassungsfähigkeit 10 2,60 identifiziert: Sowohl die Datenbereitstellung als auch die Zulieferungs- und Abstimmungsprozesse führten zu ungenauen und inkonsistenten Daten und damit zu Schwierigkeiten bei der Generierung von ad-hoc-Berichten, insbesondere in Stresszeiten. Mit Ausnahme von Marktrisikodaten werden nach wie vor hauptsächlich manuelle Prozesse zur Risikodaten-Aggregation genutzt. Weil eine gruppenweit einheitliche Dokumentation der Risikodaten-Aggregationsprozesse fehlt, wird der Prozess zusätzlich erschwert. Eine weitere Problematik stellen die Abstimmungsprozesse für Daten aus dem Risikomanagement, Controlling und Rechnungswesen dar. Als letzter Punkt wird die Bereitstellung der Daten als kritisch angesehen. Daten zu Sicherheiten von Derivaten und außerbilanziellen Positionen sind oft nicht in konsistenter Form vorhanden. Einheitliche Granularität und Data Dictionaries verbessern die Datenqualität Als Problemlösungsstrategie identifiziert das BCBS einen stärkeren Fokus auf ITInfrastruktur, insbesondere auf Systeme zur Überwachung von außerbilanziellen Positionen. Zudem sind Data Dictionaries für alle Risikokategorien, eine einheitliche Granularität der Informationen aus verschiedenen Ursprungssystemen sowie die Dokumentation substantieller Abweichungen in den Systemen erforderlich. Tabelle 2: Umsetzung und Selbsteinschätzung Grundsatz 2 (Quelle: BCBS, 2015) Inkonsistente Daten sowie Zuliefer- und Abstimmprozesse stellen die größten Schwierigkeiten dar. Im Self-Assessment wurden drei wesentliche Probleme bei der Risikodaten-Aggregation /.. © PPI AG Informationstechnologie Seite 3 von 5 Banken tun sich mit der Umsetzung von BCBS 239 schwer Risikoberichterstattung Im Bereich der Risikoberichterstattung sehen Banken ihre Kapazitäten weitestgehend als BCBS-239-konform an. Einzig bei Genauigkeit werden noch Schwachstellen identifiziert. Nr. Prinzip Umsetzung nach 2016 Rating 7 Genauigkeit 7 2,67 8 Umfassender Charakter 2 3,27 9 Klarheit und Nutzen 1 3,10 10 Häufigkeit 5 2,97 11 Verbreitung 3 3,33 Bei allen Banken gibt es IT-Großprojekte, die direkt oder indirekt zur Umsetzung von BCBS 239 beitragen. Diese sind teilweise abhängig von kleineren Projekten. Weil die regulatorischen Anforderungen zunehmen, wird die Durchführung der IT-Großprojekte schwierig. Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Aufsicht Tabelle 3: Umsetzung und Selbsteinschätzung Grundsatz 3 (Quelle: BCBS, 2015) Die größte Schwierigkeit bei der Anfertigung der Risikoberichte ist Genauigkeit. Als Ursache für die Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Prinzip 7 (Genauigkeit), sehen die Banken die uneinheitliche Terminologie und fehlende Data Dictionaries. Gerade bei hohem Turnus der Berichte und in Stresszeiten werden die Schwierigkeiten zur genauen und umfassenden Aufbereitung der Daten klar. Datentaxonomien tragen zu einer höheren Genauigkeit der Berichte bei Um die Genauigkeit der Berichte zu verbessern, sollten Banken Daten Taxonomien einführen und den Fokus auf IT-Infrastruktur, insbesondere Data-Warehouse-Projekte legen. Bei der Erstellung der Berichte sollten Schlüsselkontrollen implementiert werden. Diskussion mit der Industrie Bei allen Instituten hat sich das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer effektiven Aggregation von Risikodaten und die Risikoberichterstattung gesteigert. Seit der Veröffentlichung von BCBS 239 im Januar 2013 wurden sowohl Senior Management als auch Aufsichtsräte für das /.. Thema sensibilisiert. Durch das bessere Verständnis für die Anforderungen wird der Umsetzungsstand im Vergleich zu 2013 realistischer eingeschätzt. Der Umsetzungsaufwand in 2015 wird seitens des BCBS als sehr hoch eingeschätzt. Das Komitee weist auf großen Handlungsbedarf im Bereich IT-Infrastruktur hin. Kritisch wird vor allem gesehen, dass sich 15 G-SIBs momentan als Non-Compliant mit Prinzip 3 einschätzen; und dennoch erwarten 10 dieser G-SIBs, dass sie den Umsetzungstermin einhalten. Das BCBS sieht die Gefahr, dass die Institute ihre Lage zu optimistisch einschätzen. Daher betont das Komitee den Zusammenhang der einzelnen Grundsätze, da die vielen manuellen Prozesse bei der Risikodaten-Aggregation die Genauigkeit der Risikoberichte negativ beeinflussen können. Das BCBS empfiehlt, nicht nur die Prozesse zu automatisieren, sondern auch Data Dictionaries und Datentaxonomien sowie Schlüsselkontrollen bei der Erstellung der Berichte einzuführen. Die Aufsicht plant in 2015 stärker in den Austausch mit Senior Management und Aufsichtsrat zu gehen. Der Fortschritt bei ITArchitekturprojekten, der Abbau der manuellen Prozesse und die Einführung von zusätzlichen Kontrollen werden in 2015 ganz besonders von der Aufsicht überwacht. © PPI AG Informationstechnologie Seite 4 von 5 Banken tun sich mit der Umsetzung von BCBS 239 schwer Ihre Ansprechpartner: Dr. Selvam Dhamotharan Andreas Bruckner Senior Manager Consultant Wilhelm-Leuschner-Str. 79 60329 Frankfurt Wilhelm-Leuschner-Str. 79 60329 Frankfurt Telefon: +49 69 2222942-0 Mobil: +49 170 2237938 [email protected] Telefon: +49 69 2222942-0 Mobil: +49 15170335418 [email protected] PPI AG Kontaktinformationen Die PPI AG ist seit 1984 erfolgreich für die Finanzbranche tätig – in den Geschäftsfeldern Consulting, Software Factory und Electronic-Banking-Produkte. Im eBanking bietet PPI wirtschaftliche Standardprodukte für die sichere Kommunikation zwischen Kunde und Bank. Das Consulting umfasst strategische, bankfachliche und IT-Beratung. In der Software Factory stellt PPI durch professionelle Vorgehensweise eine hohe Qualität und absolute Budgettreue sicher. PPI AG Informationstechnologie Moorfuhrtweg 13 D-22301 Hamburg Tel.: +49 40 227433-0 Fax: +49 40 227433-1333 E-Mail: [email protected] www.ppi.de © PPI AG Informationstechnologie Seite 5 von 5
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