Land soll Notlager räumen

6 SALZBURG AKTUELL
Die Bettler suchen sich immer
wieder neue regengeschützte
Orte für ihre Notlager. Derzeit
wird bei der Karolinenbrücke in
Salzburg-Nonntal campiert.
BILD: SN/ROBERT RATZER
Land soll Notlager räumen
Nach Beschwerden fordert die Stadt das Land auf, Schlafstätten von Bettlern unter der Nonntaler
Brücke baulich zu verhindern. Ein zusätzlich geforderter Wachdienst birgt Konfliktpotenzial.
Alte Matratzen, Schlafsäcke, Kartons, leere
Getränkeflaschen. Das Bild, das
die Bettlerlager in der Stadt Salzburg abgeben, ist bekannt. Nur
der Ort der Schlafstätten ändert
sich laufend. Derzeit haben einige Bettler ihre notdürftigen Behausungen unter der Lehener
Brücke und der Karolinenbrücke
eingerichtet. Auch dort sorgten
die Lager für Unmut bei der Bevölkerung, sagt Bernd Huber vom
Büro des Vizebürgermeisters Harald Preuner (ÖVP).
Bei der Karolinenbrücke in
Nonntal schlafen die Bettler unter einem Vorsprung unterhalb
des Fahrradwegs. Gleich daneben
fällt die Böschung steil ab zur Salzach. „Diese Situation ist auch
angesichts möglicher Hochwas-
ser im Frühjahr sehr gefährlich“,
sagt Huber.
Der Meinung schließen sich
auch Anja Hagenauer (SPÖ) und
Barbara Unterkofler (Neos) an. In
einem gemeinsamen Schreiben
fordern Preuner, Hagenauer und
BILD: SN/ROBERT RATZER
ANTON PRLIĆ
SALZBURG-STADT.
„Bei den
Vorfällen spielt
oft Alkohol
eine Rolle.“
Michael Rausch, Polizeisprecher
Unterkofler Landesbaudirektor
Christian Nagl auf, bauliche Veränderungen an den Brücken vorzunehmen, „um diese Zustände
zu unterbinden“.
Der Hintergrund: Die Brücken
sind im Besitz des Landes. Landesbaudirektor Christian Nagl
kündigte an, die Situation nun
prüfen zu lassen. Unstimmigkeiten gibt es aber über eine weitere
Forderung in dem Schreiben: Die
Stadtregierung regt an, dass man
dem Problem auch mit einem
Wachdienst begegnen könne.
Dieser sei durch den „verfügungsberechtigten Eigentümer
zu veranlassen“. Begleitenden
Maßnahmen erteilte Nagl aber
gegenüber den SN eine Absage.
Die Stadt Salzburg bietet derzeit 40 Notschlafplätze für Bettler. Über dieser Zahl gebe es politischen Konsens, heißt es aus
dem Büro von Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer. Mehr Plätze
wolle man nicht schaffen, um
nicht weitere Bettler anzulocken.
Indes gab es in den vergangenen Wochen mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen im
Bettlermilieu. Jüngster Vorfall
war eine brutale Schlägerei unter
Bettlern nach einem Würfelspiel.
Ein 27-Jähriger brach einem 23Jährigen mit der Faust das Nasenbein, das Opfer wurde zudem mit
dem Umbringen bedroht, sollte
es sich an die Polizei wenden.
Im vergangenen Jahr erstattete
die Polizei 44 Anzeigen wegen gerichtlich strafbarer Handlungen
im Bettlermilieu. Die Körperverletzungen fügten sich die Bettler
meist gegenseitig zu. Zudem sei
dabei oft Alkohol im Spiel, sagt
Polizeisprecher Michael Rausch.
Immer wieder gehe es dabei um
Streitigkeiten über Bettelplätze.
Diese sind seit Juni vergangenen
Jahres durch die Einführung des
sektoralen Bettelverbots knapper
geworden. 71 Anzeigen erstattete
die „temporäre Ermittlungsgruppe“ der Polizei seit Einführung
des Verbots.