BIO-SEITE «Lungengesundheit verbessert» WEIDEBEEF Das Alpen ist ein wichtiger Teil der Weidebeef-Philosophie, ist Gion-Franzestg Schaniel überzeugt. Um die Qualitätsanforderungen zu erfüllen, richtet der Bündner Bio-Landwirt das Aufzuchtmanagement und die Ergänzungsfütterung auf den Heimbetrieb entsprechend aus. Eugen Signer Hat Freude an den Tieren: Gion-Franzestg Schaniel. Auf dem Betrieb Schaniel, Tinizong (GR), wird jeder freie Raum genutzt, um darin Tiere zu halten. In einem renovierten Altgebäude sind glückliche Mutterziegen und Mutterschafe untergebracht, im 2012/13 neu gebauten Laufstall leben die Milchkühe, Milchvieh-, Weidebeef-Aufzuchttiere und drei Esel. Neu gesellen sich auch Pferde zum vielfältigen Tierbestand. «Ich mag die Tiere», erklärt Betriebsleiter Gion-Franzestg Schaniel. In der tierfreundlichen Haltung und im durchdachten Management kommt seine Tierliebe voll zum Ausdruck. Limousin und Simmental Einen bedeutenden Teil der Weidebeef-Remonten stellt Gion-Franzestg Schaniel aus der eigenen Kuhherde, ein Teil wird zugekauft – bevorzugt Kreuzungen aus Limousin und Simmental. Aufs Enthornen wird sowohl in der Mast als auch beim Milchvieh verzichtet. Das Tränken übernimmt ein Förster-Tränkeautomat. Zur Milch erhalten die Kälber die Mischration der Kühe vorgelegt: Heu/ Emd (2. Schnitt), Silogras (1. Schnitt), Luzerne (aus Italien) und Schweizer Maissilage. Mineralisiert wird die Ration mit «Minex 980», «UFA 995 Selen» und Viehsalz sowie einem Leckstein zur freien Verfügung. Nur gesunde Kälber impfen Die Kälber werden mit einem Lebendimpfstoff vor Atemwegserkankungen geschützt. Nach einem «schlimmen Winter» hat Gion-Franzestg Schaniel gute Erfahrungen mit dieser Massnahme gemacht. Der eingesetzte Impfstoff hat null Tage Absetzfrist und wird den Käl- Betriebsspiegel Gion-Franzestg Schaniel, 7453 Tinizong Nutzfläche: 87 ha (zirka 30 ha werden alternierend alle zwei Jahre einmal geschnitten), 1150 m über Meer Tiere: 31 bis 36 Kühe (Original Braunvieh, Brown Swiss, Holstein, Red Holstein), eigene Jungviehaufzucht, 35 bis 40 Weidebeef, 44 Mutterschafe, 50 Mutterziegen, 3 Esel Pflanzen: Rund 60 % der Nutzfläche wird als wenig intensive oder extensive Wiese genutzt. 30 ha werden zwei bis drei Mal pro Jahr genutzt (Silage, Heu, Weiden/ Eingrasen). 2 ha Ackerbau (zur Wiesenerneuerung) Arbeitskräfte: Gion-Franzestg Schaniel, Florian Schaniel (Bruder), Vater (79 Jahre), Lehrling (oder Hilfskräfte) 52 Weidebeef-Fütterungstipps Geburtsbetrieb: • «UFA 170 F» (Kombi, 6.8 MJ NEL/kg, 18 % Rohprotein RP) oder «UFA 272-4» (Würfel, 7 MJ NEL, 17% RP, sojafrei), bestes Dürrfutter und UFA-Kälberleckstein ab der zweiten Lebenswoche zur freien Verfügung anbieten, um eine frühe, hohe Futteraufnahme zu fördern. • Remonten spätestens zwei Wochen vor dem Betriebswechsel von Milch absetzen, damit sie gut in Ausmast starten. Ausmastbetrieb: • Zur Raufutteraufwertung in der Wachstumsphase eignet sich das sojafreie «UFA 272-4». • In der Endmast gilt es, die Energiezufuhr bei den Ochsen zu erhöhen, beispielsweise mit der Getreidemischung «UFA 275-4» (Würfel, 7 MJ NEL/kg, 12 % RP). bern ab einem Alter von einer Woche in die Nase gespritzt. «Mit der Impfung konnten wir die Lungengesundheit verbessern und den Antibiotikaverbrauch auf ein Minimum reduzieren», erklärt der Betriebsleiter. Wichtig ist, dass die Tiere gesund sind beim Impfen. Zwei Mal zur Alp Zwei Mal in ihrem Leben gehen die Weidebeef zur Alp. Gion-Franzestg Schaniel ist wichtig, die Sömmerungsweiden für diesen Zweck nutzen zu können. Dort oben auf den Alpen ist es bestimmt «no food», der für die Fleischproduktion verfüttert wird. Damit die Masttiere als Weidebeef vermarktet werden können, dürfen sie nicht älter als 840 Tage werden. Dies bedingt eine angepasste Fütterung und entsprechend gute 12 2015 · UFA-REVUE BIO-SEITE KURZMELDUNGEN Fleischigkeit der Ochsen bleibt eine Herausforderung Milchrassentiere können mit betriebseigenem Futter beachtliche Mastresultate erzielen, zeigen die Resultate aus dem Projekt «Extensive Mast von fleischbetonten Milchrassen» (2011-15) unter der Leitung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL). Aufgrund eines hohen Anteils wertvoller Fleischstücke (Entrecôte, Hohrücken, Huft, Filet) und guter Fleischqualität (intramuskuläres Fett, Omega-3 Fettsäuren, Zartheit) erhoffen sich die Beteiligten neue Möglichkeiten für die Vermarktung von Milchrassen. Die fünf Rinder im Versuch erreichten im Schnitt einen Masttageszuwachs von 640 g, die 13 Ochsen knapp 800 g. Die Rinder brachten mit einem Alter von 25 Monaten ein Schlachtgewicht von 290 kg auf die Waage, die Ochsen mit knapp 26 Monaten gut 300 kg. Während alle Rinder eine Taxierung von «T» erreichten, fielen 30% der Ochsen mit einem «T-» aus dem «Bio-Weide-Beef» Programm. FiBL Ein Teil der Remonten wird zugekauft. Entwicklung in der Aufzucht- und Endmastphase auf dem Heimbetrieb. Um die Weidebeef in den Zielbereich von H3 und 280 bis 300 kg Schlachtgewicht zu bringen, legt Gion-Franzestg Schaniel in der Endmast (60 Tage) das sojafreie UFA 272-4 vor (rund 100 kg pro Tier) und nutzt so das Potenzial des kompensatorischen Wachstums. Keine Azeton-Probleme mehr In einen Mischwagen hat Gion-Franzestg Schaniel investiert, weil eine Teilmischration im Zusammenspiel mit dem Heukran die Arbeit erleichtert, sich positiv auf die Zunahmen der Weidebeef, Milchleistung der Kühe und Tiergesundheit auswirkt und Rangkämpfe vermieden werden. Über die Abrufstation erhalten die Kühe «UFA 175 F» und «UFA 278». «UFA 175 F» wird vor dem Abkalben angefüttert und danach 30 Tage verabreicht. «Seit ich dies so mache, habe ich sozusagen keine Azeton-Probleme mehr. Auch Milchfieber ist selten geworden», hält Gion-Franzestg Schaniel fest. Laufstall für behornte Kühe Um ein problemloses Zusammenleben der behornten Kühe und Weidebeef zu begünstigen, weist der Laufstall keine Sackgassen auf. Die mit Kalk und Stroh eingestreuten Boxen sind 20 cm länger UFA-REVUE · 12 2015 «Hypona 787» ohne Hafer Problemen die Spitze nehmen Impfen allein löst kein Bestandesproblem, kann jedoch einem Problem zunächst die «Spitze» nehmen, erklärte Maren Feldmann, Rindergesundheitsdienst (siehe auch Seite 47), an der UFA-Toro-Tagung vom 5. November in Humlikon (ZH). Lebendimpfstoffe führen in der Regel zu einer stärkeren Immunreaktion als inaktivierte Impfstoffe. Einsatz Lebendimpfstoff Kälbern ab einem Alter von einer Woche wird mit Hilfe eines intranasalen Applikators eine 2 ml-Einzeldosis «Rispoval» in die Nase gespritzt. Schutzwirkung Der Beginn des Schutzes ist für das Bovine Respiratorische Synzytialvirus (BRSV) nach fünf Tagen und für das Bovine Parainfluenza 3 (PI3)-Virus nach zehn Tagen nach der Impfung zu erwarten. Ausserdem wurde bei befallenen Kälbern eine Reduktion der ausgeschiedenen BRSV-VirusMenge fünf Tage nach der Impfung beobachtet. Die Dauer des Schutzes nach einmaliger Anwendung beträgt mindestens zwölf Wochen. Bei gehäuften Problemen in den ersten 14 Lebenstagen kann sich auch eine Mutterschutzimpfung lohnen. «Hypona 787 Optimal-Bio» enthält ab sofort keinen Hafer mehr. Das Allrounder-Futter kann somit auch bei haferempfindlichen Pferden eingesetzt werden. Die natürlichen Rohstoffe entsprechen den Richtlinien der Bio-Suisse und sind mit der Bio-Hilfsstoff-Knospe ausgezeichnet. Gesuchte Bio-Früchte Bio-Kirschen, -Zwetschgen, -Sommerhimbeeren, -Erdbeeren (ausserhalb der Hauptangebotsperiode) und -Verwertungsobst von Hochstammbäumen haben aktuell grosses Absatzpotenzial. Massnahmen wie der Einsatz eines Witterungsschutzes bei Kirschen und Sommerhimbeeren oder von remontierenden Sorten bei den Erdbeeren wirken sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit dieser Spezialkulturen aus. FiBL Bierhefe gegen Apfelschorf als es die Vorschriften vorgeben. Nachträglich hat Gion-Franzestg Schaniel die Kraftfutterstation mit zwei Toren ergänzt: eines hinten und eines neben, damit die Kühe zwei Optionen haben, die Station zu verlassen. «Mit diesen Massnahmen lassen sich die Hörner mit einer tierfreundlichen Haltung vereinbaren – ohne grössere Kämpfe und Verletzungen», beobachtet der Betriebsleiter. m Autor Eugen Signer, Fütterungsspezialist im UFA-Beratungsdienst, 9501 Wil, www.ufa.ch www.ufarevue.ch 12 · 15 Am Fachgespräch «Kupfer als Pflanzenschutzmittel» am Julius Kühn-Institut (JKI) Berlin ist ein vielversprechendes Konzept vorgestellt worden. Der Ansatz der Referentin, Franziska Porsche, JKI, beruht darauf, mithilfe von Bierhefe den Abbau von Falllaub durch Mikroorganismen in Apfelplantagen zu beschleunigen, um das Sporenpotenzial des Apfelschorferregers zu minimieren. In einem einjährigen Versuch konnte die Zahl der Sporen bei zwei bis viermaliger Ausbringung im Winter um bis zu 98 % verringert werden. Bis zur Praxisreife müssten noch viele Fragen geklärt werden, etwa zur Formulierung, Regenfestigkeit und Verfügbarkeit der Hefen. AID 53
© Copyright 2024 ExpyDoc