Fachartikel_Wer zahlen kennt, mästet präziser

NUTZTIERE
Wer Zahlen kennt, mästet präziser
VIA KÄLBERMAST erreichte
Familie Rosselet im Jahr 2014 einen Bruttomilchpreis von 76 Rp. Die Mastauswertung deckt die
Erfolgsfaktoren auf.
Frédy Bessire
Wegen fehlendem Milchkontingent hat die Vollmilch-Kälbermast
auf dem Betrieb Rosselet eine lange Tradition. Hygiene und Sauberkeit sind top, wie der Blick in den Stall
zeigt. Dort in La Châtagne (Bergzone 2
bis 3) ist das Klima rau. Im Winter wird
es bis – 18 °C kalt. Die zum Wagenschopf geöffnete Seite der Kälberbucht
(Tiefstreue) schliesst Frédéric Rosselet
dannzumal mit Stroh-Quaderballen.
Betriebsspiegel
Frédéric und Sophie Rosselet-Christ mit Aurélie (1 Jahr alt), 2406 La Châtagne
Nutzfläche: 35 ha, 10 ha Wald, Bergzone 2 – 3
Tiere: 23 Kühe (Red Holstein, Holstein, Fleckvieh), 12 Aufzuchttiere, 40 Mastkälberplätze
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar
Spermasexing Die Mehrheit der
Tränker kauft Familie Rosselet kontinuierlich von Nachbarbetrieben zu. Es
sind vor allem Stierkälber aus Milchrassen (Holstein, Red Holstein). Die eigenen Kühe lassen Frédéric und Sophie
Rosselet im Juli und August abkalben,
um viele Schlachtkälber zur Zeit der
grössten Nachfrage vor Weihnachten
verkaufen zu können. Neu wird mit
gesextem Samen gearbeitet, damit
nicht für die Zucht geeignete Kühe mit
einem Fleischrassen-Stier belegt werden können.
Hohe Dosierung zahlt sich aus Die Mastkälber verfügen gemäss den
Richtlinien von «IP-Suisse» über einen
Auslauf und werden mit 100 % Vollmilch (2014 durchschnittlich 1274 kg
pro Kalb) sowie Heu gefüttert. Die Er50
Familie Rosselet.
gänzung erfolgt mit dem Milchpulver
«UFA 202» (2014 durchschnittlich
96 kg). Eine hohe Intensität (Nährstoffe
pro Kilogramm Tränke) ist in der ersten
Mastphase enorm wichtig, um bis zur
Schlachtung die erwünschte Fleischigkeit und Fettabdeckung zu erzielen. In
der Endmast erhalten schlecht gedeckte Tiere eine nährstoffreichere Tränke,
sofern ihr Konsum stimmt.
Vier Zusätze möglich Der Tränkeautomat «Vario Profi» von Förster-Technik bedient zwei Saugstellen.
Dank Halsbandsystem können die Kälber tierindividuell gefüttert werden.
Der Zudosierer erlaubt es, vier verschiedene Komponenten wie «UFA
top-start» oder «UFA top-fit» auf verschiedene, tierspezifische Rationen zuzuteilen.
76 Rp. Bruttomilchpreis Ab einem
Geburtsgewicht von rund 60 kg nahmen die Kälber der Familie Rosselet im
Jahr 2014 innerhalb von 137 Tagen bis
zur Schlachtung 157.50 kg zu. Pro Lebendtag resultiert somit ein Zuwachs
von 1.15 kg, zeigt die Mastauswertung.
79 % der Kälber erreichten eine
CH-TAX-Klassierung zwischen T und C.
Nach Abzug der Tränker-, Milchpulverkosten und weiteren Aufwänden (z. B.
Stroh, Automat, Strom) erreichten Rosselets 2014 einen Bruttopreis von
durchschnittlich Fr. 0.76 pro Kilogramm Milch. Zu diesem guten Ergebnis trägt bei, dass die Tiergesundheit
gut ist, der Tierarzt nur selten vorbei-
kommen muss und die Leistungen
stimmen.
Der Arbeitsaufwand für die Mastkälber beläuft sich auf 1.5 Stunden je Tag,
schätzt Frédéric Rosselet. Bei einem
Stundenlohn von 28 Fr. resultiert ein
Nettomilchpreis von Fr. 0.65 [ = Fr. 0.76
– (1.5 h / 40 Kälberplätze * 28 Fr. /
9.3 kg Vollmilch je Kalb und Tag ) ].
Oktober, Dezember und März Die höchsten Milchpreise erzielten
Frédéric und Sophie Rosselet im Oktober 2014 (1 Fr.). Auch Anfang Winter
und Mitte März stimmten die Ergebnisse. Entsprechend versucht der Betrieb,
auf diese Zeiten viele Schlachttiere bereitzustellen, wobei je nach Markt und
Vermarktungskanal Unterschiede auftreten können. Ebenso wie über den
Milchpreis informiert die Mastauswertung über die Tränkerqualität. Bestresultate lieferten 2014 die Blaubelgier.
Ein Tier schaffte es auf 1.22Fr. Bruttomilchpreis. Mit einem optimierten Regime, wie es Familie Rosselet praktiziert, erzielen aber auch Stierkälber aus
Milchrassen, wie sie im Jura mehrheitlich verfügbar sind, gute Resultate. m
Autor Frédy Bessire, Kälbermastspezialist im UFA-Beratungsdienst,
3052 Zollikofen, www.ufa.ch
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www.ufarevue.ch
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7-8 2015 · UFA-REVUE