Bürgerdialog Handlungsfeld Landwirtschaft und Landnutzung inkl

Bürgerdialog zum Klimaschutzplan 2050:
Informationen zu Landwirtschaft und Landnutzung
(inkl. Ernährung)
Wenn wir es schaffen, die Klimaziele der Bundesregierung im Jahr 2050 zu erreichen, wird
unsere Welt eine andere sein. Es gibt keine Kohlekraftwerke, die Autos fahren mit Strom, der
zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt. Aber wie sieht unsere Ernährung dann
aus, welche Landwirtschaft brauchen wir? Klar ist: Die Landwirtschaft muss in 35 Jahren 9
Milliarden Menschen weltweit ernähren, sie ist Dürren und Überflutungen ausgesetzt - und
sie ist der größte Verursacher von Treibhausgasen, wenn wir in diesem Bereich nichts tun.
Während im Energiesektor der Einsatz von 100 Prozent erneuerbaren Energien technisch
möglich ist, bleibt die landwirtschaftliche Produktion an biologische Prozesse gekoppelt, die
Klimagase erzeugen. Dazu zählen vor allem Methanemissionen aus dem Verdauungstrakt der
Wiederkäuer (Rinder, Schafe etc.), Lachgasemissionen aus der Bewirtschaftung der Böden
und CO2-Emissionen aus der landwirtschaftlichen Nutzung von Mooren.
Die landwirtschaftliche Produktion der Zukunft wird viel effizienter sein als heute. Die Möglichkeiten, über technische Verbesserungen Emissionen einzusparen, sind aber begrenzt. Die
notwendige Halbierung der Klimagase in den nächsten 35 Jahren braucht andere Maßnahmen. Es gilt, Landwirtschaft auf weniger Flächen zu betreiben und emissionsintensive Tierhaltung zu begrenzen.
Die Kernfrage lautet: Wie kann man hochwertige Nahrungsmittel in ausreichender Menge mit
geringen Treibhausgasemissionen produzieren? Neben technischen Verbesserungen in der
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landwirtschaftlichen Produktions- und Distributionskette brauchen wir dazu auch einen verantwortungs- und gesundheitsbewussten Umgang mit den für uns produzierten Lebensmitteln.
Weitere große Potenziale zur Reduktion von Treibhausgasen liegen in den folgenden Bereichen:
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Düngung: Heute nehmen Pflanzen einen Großteil des Stickstoffdüngers nicht auf, der
daher in die Luft und in Gewässer gelangt. So entsteht Lachgas, ein Treibhausgas mit
großer Wirkung (310-mal so stark wie CO2). Mit einer besseren Planung und Analyse
des Düngebedarfs auf jedem Acker und mit einer besseren Technik für die Düngerausbringung könnten Landwirte die Stickstoffüberschüsse deutlich verringern und
weniger Lachgas entstehen lassen.
Weidenutzung: Tiere auf Weiden zu halten, kann Vorteile bringen, weil sie Gras verwerten statt mit hohem Energieaufwand erzeugte Futtermittel. Gleichzeitig sind Wiesen wichtige Kohlenstoffspeicher (in Boden und Bewuchs), die durch Mahd (Ernte von
Gras bzw. Heu für das Winterfutter) oder Weidenutzung erhalten bleiben und obendrein artenreich sind.
Ökolandbau: Ein großer Teil der ersten beiden Punkte ist hier bereits umgesetzt. Der
Stickstoffdüngereinsatz ist wesentlich geringer, da Ökolandwirte keinen zusätzlichen
mineralischen Dünger einsetzen und der Wiesenanteil hoch ist.
Fleischproduktion und –konsum: Die Tiere benötigen einen Großteil des eingesetzten
Futters für den eigenen Stoffwechsel. Von 100 kcal eingesetztem Tierfutter (z.B. Getreide) enden nur ca. 10 kcal als Fleisch beim Konsumenten.
Landnutzung: Für den Klimaschutz müssen Flächen aus der Nutzung genommen
werden. Vor allem in Norddeutschland nutzt man bis heute ehemalige Moore als
Ackerland. Dabei entstehen jedes Jahr pro Hektar so viele Treibhausgase wie bei einer Fahrt von 185.000 km mit dem Pkw. Diese Standorte sind als Äcker ungeeignet
und sollten zukünftig renaturiert werden. Eine angepasste wirtschaftliche Nutzung
(z.B. Schilf, Wasserbüffel) ist an ausgewählten Standorten dennoch möglich.
Herausforderungen
Die Klimaziele in der Landwirtschaft stellen Anforderungen an Verbraucherinnen und Verbraucher, an Landwirte und an die Politik. Wie können faire Strategien aussehen, um den skizzierten Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen? Wie kann die Bundesregierung klimaschonende landwirtschaftliche Prozesse und Ernährungsweisen fördern?
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