N R . 3 I S E P T E M B E R – N OV E M B E R 2 0 1 5 MAGAZIN POTPOURRI Von Ernsthaftem und Schöngeistigem PITS & PERVERTS WER VERTRITT UNS? ICH SCHREIBE EINEN TEXT SCHMÖKEROASE UNTER ARKADEN Potpourri? Was zur Hölle? Ein Potpourri ist laut Wikipedia ein «Gefäss mit wohlriechenden Pflanzenteilen». So stelle ich mir den Herbst vor: Indian Summer, farbige Blätter, Zeit und Musse für entspannende Spaziergänge. Ist der Sommer die Saison der Körperlichkeiten, so stellt der Herbst die schöngeistige Jahreszeit dar. Deswegen haben wir für euch eine ganze Ladung für den Geist: Buch, Film, Theater, Musik – und ein abwechslungsreiches Kinoprogramm zum Coming Out Day 2015 am 11. Oktober. Ein Potpourri ist aber auch «ein aus Zitaten bekannter Melodien zusammengestelltes Musikstück». Ich gebe es zu: Der Vergleich hinkt ein wenig, aber in dem Fall ist das Musik stück der Wahlkampf – und die Zitate bekannter Melodien wohl die verschiedenen Wahlversprechen. Denn im Herbst wird gewählt! Deswegen hat die HAZ mit regen bogenpolitik.ch die Zürcher Ständeratskandidat*innen einem Check unterzogen. Ihr seht: Es liegt ein abwechslungsreiches Heft vor euch! Noch dazu eines, dessen Deadline zusammengefallen ist mit der Nachricht, dass die Rechtskommission des Ständerates Ja gesagt hat zur parlamentarischen Initiative «Ehe für alle». Nun liegt’s am Nationalrat, einen Entwurf auszuarbeiten – der an die Urne kommt. Es bleibt also spannend. Ich wünsche euch viel Vergnügen mit dem neuen HAZ Magazin, dem Herbst und dem Leben so ganz generell! «Pits and Perverts» – eine ungewöhnliche Allianz ----------------------------- Von Marguerite Meyer ----------------------------- Ein paar Gay-Rights-Aktivist*innen unterstützen streikenden Mineure, sammeln Geld an Schwulenparties. Die «Kumpel» wiederum stehen hinter den «Queers», als diese sie brauchen, und kommen zur Pride. Klingt unglaublich? Die wahre Geschichte hinter dem Film «Pride». Inhalt 03 Pits and Perverts Ein ungewöhnlicher Schulterschluss Ständeratswahlen Kt. Zürich 10 Ich schreibe einen Text zum Coming Out Day 13 Die Ruhe nach dem Sommer 06 Wer vertritt uns? Kolumne von Anna Sophie Wendel 14 Theater: Ich, Mutter Und 15 Buch: Schmökeroase unter 13 Agenda Arkaden Persönliche Empfehlungen 17 Film: Victor/Victoria Der Liebling von Paris 19 Musik: Louane Charmanter Chanson 20 Out of the closet, into the cinema! Kinoprogramm zum COD 2015 22 HAZ News-Update Marguerite Meyer Chefredaktorin Mitmachen? IMPRESSUM Nr. 3/Anfang September 2015 erscheint 4 mal jährlich HAZMagazin, HAZ, Sihlquai 67, 8005 Zürich redak[email protected] Redaktionsteam: Marguerite Meyer, Patrick Hadi Huber, Hannes Rudolph, Anna Sophie Wendel, Michi Rüegg, Julia Kantner Cover: flickr/Let Ideas Compete Illustrationen/Layout: Brigitte Schüepp Aufl.: 2000 Ex. Nächste Nummer: Anfang Dezember 2015 Redaktionsschluss: 23. November 2015 Kontakt Inserate: [email protected] Inse rate-Annahmeschluss: 23. November 2015 Druck: ROPRESS Zürich (klima neutral) Homepage: www.haz.ch l Potpourri? Was zur Hölle? l E ine Handvoll Londoner Gay-RightsAktivist* innen haben in den Achtzigern einen Plan: Streikende Mineure zu unterstützen, die unter der rigiden Politik der damaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher leiden. Sie sammeln Geld: auf der Strasse vor ihrem kleinen Buchladen, an Schwulenparties und in queeren Szenebars. Sie geben es hemdsärmeligen Minenarbeitern und ihren Familien mitten im Nirgendwo in Wales, trinken mit ihnen, tanzen mit ihnen, werden Freunde. Ein Jahr später revanchieren sich die Kumpel und kommen zur Pride. Friede, Freue, Eierkuchen – ein Plot, wie gemacht für einen fröhlichen und euphorischen Feel-Good-Movie, entsprungen der Feder eines zwangsoptimistischen Autors. Doch die folgende Geschichte, die im – übrigens äusserst empfehlenswerten – Film «Pride» (Matthew Warchus, 2014) erzählt wird, ist keine erfundene. Sie mag für die Leinwand etwas aus geschmückt worden sein. Doch es gab sie wirklich, diese Geschichte übergreifender Solidarität. Zusammenstoss zwischen Streikbrechern und Polizei, Wales 1984 nicht mehr so einfach tun. Die britische Regierung unter Thatcher beschlagnahmte die Gelder der Gewerkschaft. Es war unmöglich geworden, auf die Konten der Streikenden zu überweisen. Plötzlich musste Bargeld her. Mark Ashton war damals ein junger Schwulenaktivist – und Mitglied der kommunistischen Partei Grossbritanniens. Als junger Mann hatte der Mitzwanziger Bangladesh besucht, wo sein Vater in der Textilindustrie arbeitete. Dieser Aufenthalt hatte in ihm das politische BewusstGrossbritannien, Anfang Achtziger: Viele Koh- sein geweckt und er solidarisierte sich stark mit lenminen waren unrentabel geworden. Deshalb der Arbeiterklasse. wollte die Regierung unter Premierministerin Margaret Thatcher (im Amt 1979 bis 1990) Während des Streiks der Mineure beschloss diese schliessen. Tausende Arbeiter in struk- Ashton zusammen mit einem Freund, Michael turschwachen Gebieten sorgten sich um ihre Jackson, eine Unterstützergruppe für die ArbeiJobs. Mehrere Werke wurden geschlossen. Die ter und ihre Familien zu gründen. Und so entGewerkschaft der Mineure, die «National stand eine Gruppe namens «Lesbians And Gays Union of Mineworkers», rief zum Streik auf: Er Support The Miners» – kurz LGSM. Nicht alle dauerte von 1984 bis 1985. Gay-Aktivist*innen waren dem Vorhaben einverstanden: Sie glaubten, dass die Solidarität Solidarität als Einbahnstrasse? mit den «Kumpels» eine Einbahnstrasse werde. Wer die streikenden Kumpel finanziell unter- Die Mineure würden sich niemals im Gegenzug stützen wollte, konnte dies jedoch plötzlich für die «Queers» einsetzen. l «Pits and Perverts» – eine ungewöhnliche Allianz l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 3 l Breiter Widerstand gegen Thatcher Doch Ashton sah das Engagement als Teil eines breiten Widerstands gegen die verhasste Politik Thatchers. Darunter litten nicht nur die Arbeiter*innen in den Fabriken und Bergwerken, sondern auch die Mitglieder der LGBTQCommunity. Der Regierung wurde vorgeworfen, einerseits nicht genug im Kampf gegen HIV/AIDS zu tun, andererseits auch die Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transgender-Menschen zu ignorieren. Tatsächlich sagte Thatcher 1987 – ironischerweise in dem Jahr, als Mark Ashton mit 27 an AIDS starb – vor ihrer Partei: «Kindern wird beigebracht, sie hätten ein unveräusserliches Recht darauf, homosexuell zu sein. All diese Kinder werden um einen gesunden Start ins Leben betrogen.» sagen: Ich bin schwul und werde die Gay-Community verteidigen, aber alles andere kümmert mich nicht», soll der charismatische Ashton zu Beginn der LGSM-Aktion gesagt haben. Der Drehbuchautor des Filmes, Stephen Beresford, erklärte der britischen Zeitung The Guardian: «In Wales sprechen sie heute noch über Mark Ashton als sei er Jeanne d‘Arc.» «Lesbians Against Pit Closures» So begann der politische Schulterschluss zweier auf den ersten Blick sehr unterschiedlicher Lager: Auf der einen Seite die streikenden Kohlearbeiter aus Wales, auf der anderen die Gay-Rights-Aktivist*innen aus London. Der Streik, der auch bei den verschiedenen Gewerkschaftssektionen umstritten gewesen war und von manchen Sektionen gebrochen «Eine Community sollte sich solidarisch mit wurde, dauerte knapp ein Jahr. In diesem Jahr einer anderen zeigen. Es ist nicht logisch zu hatten die «Lesbians And Gays Support The Miners» elf Gruppen in ganz Grossbritannien ------------------------------------------- anzeige ------------------------------------------- gegründet. Die ursprüngliche Londoner Gruppe um Mark Ashton sammelte alleine Für alles, was Recht und 11’000 Britische Pfund – eine Menge Geld. gerecht ist. jositsch.ch Mineure führten Pride-Demo an Komitee Daniel Jositsch, Rämistrasse 74/25, 8001 Zürich l 4 l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich Doch all das reichte nicht. Die Sektionen der Gewerkschaften waren zerstritten, die Streikenden waren müde und lenkten in die wenigen Zugeständnisse von Regierungsseite ein, damit sie teilweise ihre Jobs zurückerhielten. Im März 1985 beendeten auch die letzten Streikenden die erfolglose Unternehmung; sie gaben nicht zuletzt auf vor Hunger – ihre Familien litten im Winter bitterlich unter dem fehlenden Einkommen. Doch mochte auch der Streik der Mineure erfolglos gewesen sein, so trug die ungewöhn- 17.08.15 14:04 l «Pits and Perverts» – eine ungewöhnliche Allianz l Am Parteitag der sozialdemokratischen LabourParty im selben Jahr wurde über eine Motion abgestimmt, welche gleiche Rechte für Lesben und Schwule forderte. Sie wurde angenommen: Die Gewerkschafter der «National Union of Mineworkers» und ihre Verbündeten stimmten geschlossen dafür. Die Solidarität blieb doch keine Einbahnstrasse. --------------------------------------------------------------------------------------------- anzeige --------------------------------------------------------------------------------------------- Es gab eine lesbische Splittergruppe namens «Lesbians Agains Pit Closures», die sich vor allem auch mit den Anliegen der Frauen in den Minenarbeiter-Familien solidarisierte. Einer der Höhepunkte der LGSM-Aktivitäten war eine Benefizveranstaltung mit dem selbstironischen Namen «Pits and Perverts» – mit einem Konzert der bekannten Synthpop-Band Bronski Beat. STÄNDERAT DANIEL JOSITSCH HAZ_Anz_Jositsch_65x98.indd 1 liche politische Koalition für die Gay-RightsBewegung in England Früchte. Wie Ashton gehofft hatte, hatte der Schulterschluss zur Folge, dass schwullesbische Rechte auf die sozialdemokratische, politische Agenda kamen. Die Gewerkschafter der Mineure kamen an GayRights-Anlässe. Nicht nur besuchten die Minenarbeiter und ihre Familien 1985 die «Lesbian and Gay Pride» in London – sie führten den Zug an. GRÜNE LISTE 5 Rosmarie Quadranti (bisher) Liste 6, Kanton Zürich oder 2x auf Ihre Liste Als Nationalrätin will ich mich weiterhin dafür einsetzen, dass LGBT’s gleichgestellt sind. Also die gleichen Rechte gelten, die Heterosexuellen zustehen. KATHARINA BER PRELICZ-HU NALRAT IN DEN NATIO nnung für ke und volle Aner Gleiche Rechte bereichen! ns be Le n le n in al LGBT-Mensche l «Pits and Perverts» – eine ungewöhnliche Allianz l Das bedeutet z.B. keine Sondergesetze für die LGBTGemeinschaft sondern die gleichen für alle, unabhängig der sexuellen Orientierung. Danke für Ihre Stimme. Rosmarie Quadranti «Mit Freude und Leidenschaft für Familie, Bildung, Gesellschaft und Umwelt» www.rosmarie-quadranti.ch Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 5 l Ständeratswahlen Kanton Zürich: Wer vertritt uns? ---------------------------- Von Patrick Hadi Huber ----------------------------- In den kommenden vier Jahren werden in Bern die Weichen für viele der LGBTIQ-Themen gestellt. Die «Ehe für alle», das Adoptionsrecht und die Fragen des Diskriminierungsschutzes sind bereits auf der Agenda des Parlaments. Im Kanton Zürich könnte die Ausgangslage nach dem Rücktritt der beiden bisherigen Felix Gutzwiller (FDP) und Verena Diener (GLP) spannender kaum sein. Die HAZ hat deshalb bei den Kandidierenden über die Plattform regenbogenpolitik.ch ihre Position zu den Anliegen der LGBTIQ-Community abgefragt und die Übereinstimmung ausgerechnet. Bastien Girod, Grüne (Übereinstimmung: 100%) zu 100% und hat im Nationalrat immer zu unseren Gunsten abgestimmt. Sein Slogan «Für eine Schweiz mit Zukunft – jetzt erst recht» steht im Zusammenhang mit der Entwicklung einer diskriminierungsfreien Gesellschaft und der Öffnung der Ehe für sich selbst. Mit Girod hätte der Kanton Zürich einen der jüngsten Vertreter im Ständerat und er wäre, was unsere Anliegen betrifft, ein starker Verbündeter. «Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuel len Identität» ein, die allerdings weder vom Bundesrat noch vom Parlament mehrheitlich unterstützt wurde. Jositsch teilt unsere Ziele aber uneingeschränkt. Einen minimen Punkteverlust erhält er, weil er an der Abstimmung über einen «Bericht zum Recht auf Schutz vor Diskriminierung» (Postulat von Nationalrat und HAZ-Vorstand Martin Naef) abwesend war. Beim Einreichen des Postulats gehörte er zu den Mitunterzeichnern. Sein Slogan: «Ich setze mich ein für qualitativ hochstehende Bildung, öffentliche Sicherheit und den konsequenten Schutz der Menschenrechte und eine gesunde Wirtschaft im Interesse des ganzen Landes.» Auch Daniel Jositsch wäre bei einer Wahl ein Vertreter der Anliegen der Community im Ständerat. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass er sich mit seinem Abstimmungsverhalten die vergangenen vier Jahre für unsere Themen ausgesprochen hat. Der Grund, warum man ihn gemäss eigenen Worten wählen soll: «Ich möchte meine langjährigen Erfahrungen als Politiker auf allen Ebenen und mein Wissen neu auch im Ständerat einbringen.» Für die Anliegen der Community wäre Martin Bäumle ein guter Verbündeter im Ständerat. Barbara Schmid-Federer, CVP (Übereinstimmung: 79%) Martin Bäumle, GLP (Übereinstimmung: 97%) Daniel Jositsch, SP (Übereinstimmung: 99%) Der engagierte Umwelt- und Naturwissenschaftler aus dem Kanton Zürich wurde einst bekannt, als er sich mit seinem Sixpack bei einem Polizeiauto ablichten liess, um gegen die repressiven Massnahmen der Ordnungshüter zu demonstrieren. Daraufhin machte er schnell Karriere: 2006 als Gemeinderat und im Jahr darauf mit seiner Wahl in den Nationalrat. Mittlerweile ist er Vizepräsident der Grünen Schweiz. Bastien Girod unterstützt unsere Anliegen l 6 l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich Der Strafrechtsprofessor und pointierte Redner machte nicht nur durch seine klaren Worte am Zurich Pride Festival auf seine äusserst offene Haltung gegenüber der Community aufmerksam. Bereits 2009 reichte er eine Motion zum l Ständeratswahlen Kanton Zürich: Wer vertritt uns? l Der Parteipräsident der GLP Schweiz unterstützt die Anliegen der Community beinahe vollständig. Nur mit seiner Antwort «keine Position» betreffend die Aufhebung des Verbots der künstlichen Befruchtung für eingetragene PartnerInnen hat er etwas an Boden verloren. l Ständeratswahlen Kanton Zürich: Wer vertritt uns? l Bei der Unternehmerin und Familienfrau aus Männedorf fällt auf, dass sie zu vielen Themen noch keine Position hat. Betreffend der Adoption formuliert sie: «Die Adoption von Kindern des Partners oder der Partnerin sollte möglich sein. Ob dies auch für jede andere Art der Adoption gelten soll, dazu habe ich mir noch keine Meinung gebildet. Wir führen diese Diskussion im Moment in einer Arbeitsgruppe in der Partei.» In der Tat hat sie der Stiefkindadoption im Nationalrat bereits zugestimmt. Zur Ehe für alle sagt sie im Grundsatz Ja, weil «die Zivilheirat von homosexuellen Paaren Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 7 l ein wichtiger Schritt dazu wäre, dass gleich geschlechtliche Paare rechtlich weniger diskriminiert werden.» Betreffend die CVP-Initiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe äussert sie sich so: «Zusammen mit der CVP Kanton Zürich habe ich mich dafür eingesetzt, dass wir auf das Festsetzen des Ehebegriffs in der Verfassung verzichten sollten. Leider hatten wir damit kein Erfolg in der Mutterpartei.» Im Nationalrat war sie bei der Abstimmung über die eigene Initiative abwesend. Maja Ingold, EVP (Übereinstimmung: 60%) schaft ein neues Institut definiert, das die ‹heutige› Ehe ablösen soll, wird auch neu festgelegt, für wen es gilt.» Nationalrätin Ingold unterstützte die Stiefkindadoption und findet es ebenfalls richtig, wenn gleichgeschlechtliche Paare Pflegekinder aufnehmen können. Bei der Abstimmung über die CVP-Initiative (Heiratsstrafe, bei der gleichzeitig die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau in die Verfassung geschrieben werden soll) gewichtete sie das erste Anliegen höher und stimmte im Nationalrat noch zu. Sie findet diese Definition aber ebenfalls falsch und antwortet in unserem Fragebogen deshalb «Keine Position». Hans-Ueli Vogt, SVP (Übereinstimmung: 58%) Bestimmungen des Völkerrechts.» Nötigenfalls seien völkerrechtliche Verträge zu künden. Vogt stellt sich gegen «schweizweit bis hin zu den einzelnen Themen vereinheitlichte Lehrpläne», es reiche, wenn im «Sexualkundeunterricht gesagt wird, dass es verschiedene Formen der Sexualität gibt». Entgegen der Haltung seiner Partei sagt er Ja zur Öffnung von Adoption und Ehe, möchte allerdings einen anderen Begriff für die «Ehe» verwenden. Bei der eingetragenen Partnerschaft stellt er sich als einziger Kandidat gegen die erleichterte Einbürgerung. Mit dem Thema Trans* hat er sich zu wenig auseinander gesetzt, um dort eine Haltung einzunehmen. Über den Diskriminierungsschutz sagt er: «Im privaten Bereich bin ich allgemein gegenüber Diskriminierungsverboten kritisch eingestellt. Hier hat meines Erachtens der Gedanke der Vertragsfreiheit Vorrang.» In extremen Fällen greife zudem der Persön lichkeitsschutz. Bei seiner Kandidatur liegen keine Daten zum Abstimmungsverhalten im Nationalrat vor. Die SVP-Fraktion hat sich bei den betreffenden Fragen (mit Ausnahme der CVP-Initiative) aber immer gegen die Anliegen der Community gestellt. Ruedi Noser, FDP (Übereinstimmung: 55%) Die langjährige Nationalrätin aus Winterthur tritt mit dem Versprechen an, «in unserer Schweiz Gesetzgebungen so zu gestalten, dass sie ein solidarisches Zusammenleben ermög lichen auf der Grundlage von Werten, die Menschenrecht und Würde sowie Verantwortung für unsere nachfolgenden Generationen wahrnehmen.» Gerade bei der Frage der «Ehe für alle» basieren ihre Entscheidungen auf den Werten und sie stellt sich somit gegen die Öffnung der Ehe. Sie spricht für die Zukunft aber davon, dass «wenn dereinst die Geselll 8 l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich Überraschend konservativ fallen die Antworten des FDP-Kandidaten Ruedi Noser aus, der nach zwölf Jahren in der grossen Kammer in den Ständerat wechseln möchte. Als einer der wenigen Unternehmer im Parlament betont er seinen Einsatz «für Arbeitsplätze, die nicht nur der Grundpfeiler des Wohlstands unseres Landes sind, sondern auch unsere Gesellschaft Die SVP schickt den Professor für Wirtschaftsrecht und Kantonsrat Hans-Ueli Vogt ins Rennen, der offen zu seinem Schwulsein steht. Er setzt sich gemäss eigenem Slogan «für eine freie, unabhängige Schweiz» ein. Aus seiner Feder stammt die Selbstbestimmungsinitiative, die im Wesentlichen fordert: «Die Bundes verfassung steht über dem Völkerrecht und geht ihm vor, unter Vorbehalt der zwingenden l Ständeratswahlen Kanton Zürich: Wer vertritt uns? l zusammenhalten.» Betreffend unserer Themen: Er ist gegen die künstliche Befruchtung, und gegen die Gleichstellung beim Adoptionsrecht. Bei der Ehe für alle sagt er: «Homosexuelle Paare sollen in allen partnerschaftlichen Rechten gleichgestellt werden und sich bei der Angabe des Zivilstands als verheiratet bezeichnen können. Das Wort Ehe sollen wir aber für heterosexuelle Paare reservieren.» Und er macht mit seinem Nein zum Adoptionsrecht gleich nochmal eine weitere Unterscheidung: «Ich finde es für ein Kind wichtig, dass es mit einer Mutter und einem Vater aufwachsen und beide Geschlechter erleben kann.» Dieser Widerspruch, seine Haltung gegen eine Ausweitung des Diskriminierungsschutzes und gegen die Thematisierung von LGBTIQ im Lehrplan erklären den tiefen Wert bei der Übereinstimmung. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Die genaue Berechnungsmethode sowie die Antworten der Kandidierenden für den National- und Ständerat: www.regenbogenpolitik.ch --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------l Ständeratswahlen Kanton Zürich: Wer vertritt uns? l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 9 l Ich schreibe einen Text zum Coming Out Day ----------------------------- Von Hannes Rudolph ----------------------------- Ich schreibe diesen Text als weisser, nicht-behinderter, schwuler Transmann, dessen Eltern auch schon studieren durften und der als Deutscher in Zürich lebt. Der in einem beruflichen Umfeld arbeitet, wo er sich eher outen müsste, wenn er hetero wäre. Oder wenn er cis1 wäre. A ndere würden ganz andere Texte schreiben. Zum Beispiel die bisexuelle Frau, die mit Mann und Kindern lebt und die ständig auf völliges Erstaunen trifft, wenn sie von ihrer Ex-Freundin erzählt. Oder der ungeoutet lebende Transmann, der eigentlich der Frau, mit der er zusammen sein möchte, sagen sollte, dass er trans ist. Der aber fürchtet, dass sie es dann (oder falls die Beziehung auseinandergeht) weitererzählt. Oder die junge Frau mit den religiös dog matischen Eltern, die ihr Druck machen, dass sie endlich heiraten soll. Oder der Mann, der in der Schweiz Asyl beantragt hat und dessen Landsleute nicht erfahren dürfen, dass er schwul ist. Oder die Transfrau, die schon mehrfach erlebt hat, dass Männer, mit denen sie sich getroffen hat, völlig ausgerastet sind, als sie erfahren haben, dass sie keine Cis-Frau ist. Oder der bisexuelle Cis-Mann im mittleren Alter, der noch nie ein Coming-out und noch nie eine Beziehung mit einem Mann hatte. Oder die Person, die weder Mann noch Frau ist und sich immer outen und ihr Umfeld auf klären muss, wenn sie nicht falsch angesprochen werden will. Oder die LGBT-Menschen, die in Jamaika, in Uganda, in Russland, in Albanien, in Tunesien, im Oman, in Saudi-Arabien, in Aserbaidschan und anderen Ländern mit homo- und transphober Gesetzgebung leben. Meine Perspektive ist alles andere als universell. Das vergesse ich selbst oft. Ich möchte nicht über mein anstrengendstes Coming-out schreiben. Das hier meine ich: «Hallo Leute, ihr werdet es nicht glauben, ich bin gar keine Frau. Haha, ja, das gibt es. Nein, ich lasse mich jetzt nicht operieren. Ich bin einfach ein Mann, weil ich weiss, dass ich einer bin. Nennt mich doch bitte Hannes.» Ich kann auch nicht, obwohl ich schwul bin, über das Coming-out schreiben, was vielen bei «schwules Coming-out» sofort in den Sinn kommt. Ich musste nie denken: «Bitte verstosst mich nicht, weil ich auf Jungen stehe.» Meine Eltern erwarteten, dass ich später mal einen Mann heirate. (Ich habe sie nicht enttäuscht.) Ich war nie in einen Jungen in meiner Klasse verknallt und hatte Angst, dass er es merkt. Ich hatte nie Angst, dass mich jemand «Schwuchtel» nennt. Ich will von den alltäglichen und unspektakulären Coming-outs erzählen, die trotzdem oft eine Mutprobe sind. Der Alltag ist ja gespickt mit Situationen, in denen uns die Erwartung, wir seien hetero (und cis) entgegenschlägt. Und in diesen Zufallsbegegnungen offen zu sein, ist eine ziemliche Herausforderung. Als schwuler Mann mit Familie mache ich die Erfahrung, dass es a) überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass ich einen Mann und keine Frau habe und b) dass es sich oft lohnt, sich bei der ersten Gelegenheit zu outen. Zum Beispiel: Spielplatz, wochentags. Ein anderer Vater fragt: «Und, wie macht ihr das mit der Arbeitsteilung zu Hause?» Jetzt kann ich sagen: «Wir machen das 50:50.» und hoffen, dass er nicht weiterfragt. Wenn er tatsächlich nicht weiterfragt, hab ich das Problem, dass er jetzt denkt, ich hätte eine Frau. Wenn er weiterfragt, was meine Frau arbeitet, muss ich mich wieder entscheiden, ob ich mich oute. Die Christopher Park, NYC (flickr/wallygobetz) Cis ist das Gegenteil von trans. Menschen, die nicht trans sind, können als Cismenschen bezeichnet werden. Ich benutze cis und trans immer dann, wenn es relevant ist. Wenn ich Frau schreibe, sind immer sowohl Cisfrauen als auch Transfrauen gemeint bzw. es spielt keine Rolle. 1 Schritt für Schritt (flickr/Ulbrecht Hopper) l 10 l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l Ich schreibe einen Text zum Coming Out Day l l Ich schreibe einen Text zum Coming Out Day l Jede Geschichte ist anders (flickr/Zack) Alternative zum Outen wird dann leugnen, lügen. Das fühlt sich ziemlich mies an. Ich kann aber auch sagen: «Mein Mann und ich teilen uns das 50:50 auf.» und schauen, was dann passiert. Meistens nichts. «Ach, ah, so, zwei Väter, das ist noch speziell.» Das wusste ich zwar schon, aber der folgende Smalltalk hat wenigstens mit mir zu tun und sorgt dafür, dass Familien wie meine selbstverständlicher werden. Es gibt unzählige Situationen, in denen ich mich nicht selbstverständlich fühle. Nehme ich am Bahnhof die Hand meines Mannes? Korrigiere ich Leute, die mein Kind nach seiner Mama fragen? Beeile ich mich in der Umkleide, damit niemand merkt, dass ich trans bin? Versuchen wir im mit Fussballfans gefüllten Tram so zu tun, als gehörte jeweils ein Kind zu einem Papa? Gehe ich jetzt zu diesem neuen Arzt, auch wenn ich mich wieder als trans outen muss? Es gibt Situationen in denen ich mich nicht oute. Aber die Selbstverständlichkeit wächst mit jedem Offen-Sein. Für mich, aber auch für mein Gegenüber. Und damit für die, die nach mir kommen. Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 11 l alan DaviD SangineS angelo Barrile Martin naef bisher Patrick HaDi HuBer AGENDA Die Ruhe nach dem Sommer Ich sitze im Zug und höre mir, wie so oft, den 3. Satz des Sommerkonzerts von Vivaldis Vier Jahreszeiten an. Zu diesem Stück kann man nicht auf dem Sofa sitzen, finde ich. Da muss sich etwas bewegen, Bäume und Gebäude müssen vorbeiwirbeln, Schwalbenschwärme auftauchen und im nächsten Moment wieder verschwinden. Und wie immer nehme ich mich unheimlich zusammen, dass ich nicht komplett den Verstand verliere und kopflos in meinem Abteil herumdirigiere. Hört euch zum Beispiel die Rekomposition von Max Richter an und versucht, beim Stillsitzen nicht zu platzen. In dieser Rekomposition kommt dann, nach der drückenden Hitze und dem virtuosen Sommergewitter, die Ruhe nach dem Sturm. Fast genau eine Minute und dreissig Sekunden lang. SP: Seit JaHrzeHnten konSequent für unSere recHte. unS BraucHt eS aucH Morgen. Ein passendes Gefühl für das Ende des Sommers, bei dem die Stadt wie verkatert aus der Wäsche schaut und wir wehmütig sagen: «Es härbschtelet.» Und jetzt, wo ich auch nicht mehr herumdirigieren muss, male ich mir Ausflugsziele für den Oktober in Zwei- (oder Mehr-) samkeit aus. Ich empfehle ein Picknick in den Alpilles, Rotwein in der Toskana, eine Fahrt im Ruderboot auf den Plitvicer Seen oder – gleich vor der Haustür – Nichtstun im Klöntal. SZENE FR 25.09.15 Offstream @ Zukunft ab 23.00 Uhr Info: offstream.ch HAZ-EVENTS FR 11.09.15 HAZ Kultur: Der Besuch der alten Dame Stürmereihuus Schlieren, 19.00 Uhr Info: haz.ch/kultur FR 11.09.15 FreitagsCentro Leckeres Essen in netter Runde Centro, 19.30 Uhr DO 24.09.15 Schwubliothek offen Bücher und Filme 20.00 – 21.30 Uhr SA 26.09.15 HAZ Outdoor: Bergwanderung Wägital Info: haz.ch/outdoor DO 01.10.15 bi-Treff Café Rathaus, Limmatquai 61 19.00 Uhr FR 09.10.15 gay: my way Coming-Out-Gesprächsgruppe 20.00 Uhr SO 08.11.15 deshalb am 18. oktober liste 2 wählen und in Zürich Daniel Jositsch in den Ständerat l 12 l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich für alle Statt für wenige l „Seit dieser Nacht war ich wie verzaubert“ l Anna Sophie Wendel l Die Ruhe nach dem Sommer l HAZ-Outdoor: Herbstwanderung Zürcher Stadtgrenze Info: haz.ch/outdoor Details zu allen Events unter www.haz.ch Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 13 l «Ich hatte leider eine sehr unkomplizierte Mutter» Schmökeroase unter Arkaden ----------------------------- Von Marguerite Meyer ----------------------------- ----------------------------- Von Marguerite Meyer ----------------------------- Die meisten Schwulen hätten eine spezielle Beziehung zu ihren Müttern, meint Michi Rüegg. Sein Stück «Ich, Mutter und» handelt von der grauenvollen Mutter, die er sich immer gewünscht hatte. I m November kommt das Einpersonenstück mit Samuel C. Zinsli in der Hauptrolle wieder zurück auf die Bühne. Buch und Regie kommen von Rüegg: Es sei «ein Blick auf die Beziehung zwischen einem schwulen Mann und seiner Erzeugerin». Das Publikum werde dabei zum Zeugen einer längst überfälligen Emanzipation. Stichwort Inspiration? «Ideen kommen uneingeladen. Manchmal knalle ich ihnen die Tür vor der Nase zu, ab und zu lasse ich sie auf eine Tasse Tee hinein. Dann erzählen sie endlos von sich, und wenn sie mich nicht langweilen, schreibe ich mit.» Die Zusammenarbeit zwischen Zinsli und Rüegg besteht seit bald 20 Jahren. «Er ist der Grund warum ich mich überhaupt auf Theater eingelassen habe», so Rüegg. Das merkt man vermutlich auch dem Stück an. «Wir sind über die Jahre ein immer schulligeres Gespann geworden und halten uns gegenseitig kaum mehr aus, sehr erfrischend.» --------------------------------------------------------------------------Reservationen: keller62.ch // Eintritt 35.–, Rabatt für AHV & Studierende --------------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------------------------------- anzeige --------------------------------------------------------------------------------------------- ICH, MUTTER UND Wer auf der Suche nach guten Büchern ist, bahnt sich seinen Weg bezeichnenderweise durch das Berner Bibliotheksgässchen. Weit weg vom Trubel der Einkaufsstrassen der Altstadt befindet sich unter steinernen Lauben die queere Buchhandlung queerbooks.ch. S ie gehört eigentlich zur Buchhandlung Weyermann, die sich zwischen Casinoplatz und Münstergasse versteckt. Hier arbeitet Patrick Roth, der für die Abteilung queerbooks.ch zuständig ist. Das HAZ Magazin war neugierig. Wir sind die queere Abteilung – also online und der Laden – der Buchhandlung Weyermann. Den Ursprung haben wir im Zusammenschluss mit der damaligen Berner Frauenbuchhandlung, die Bücher zu Frauenthemen und Feminismus sowie lesbische Literatur anbot. HAZ Magazin: Patrick, was ist deine Funktion bei queer- Früher waren die Webshops nach Geschlechtern books.ch? Patrick Roth: Ich bin zuständig getrennt? für…ehm, eigentlich alles. Ich wähle das Sortiment für den Laden aus, füttere den Webshop mit neuen Titeln, pflege Kontakte zu Kund*innen, Verlagen und Autor*innen, plane Lesungen, schmiede neue Aktionen, bearbeite Bestellungen und versende Geschichten in die ganze Schweiz. Wie ist queerbooks.ch eigentlich entstanden? Durch den Zusammenschluss der beiden Seiten unter neuem Namen ist dann queerbooks.ch entstanden. Zum einen ist es ganz einfach weniger auf wändig, nur einen Shop zu betreuen. Zum anderen boten sich dadurch viel mehr Möglichkeiten, was die Gestaltung und Ausweitung des Sortiments betrifft. Ein eher persönlicher Grund für diesen Zusammenschluss war, dass ich generell kein grosser Fan von Separation bin. Was habt ihr im Angebot? Wir führen hauptsächlich Bücher – Romane, Sach- und Fachbücher – und Filme mit queerem Inhalt oder Zusammenhang. Auch haben wir ergänzende Produkte wie Zeitschriften, Postkarten, Buttons --------------------------------------------------------------------------------------------- anzeige --------------------------------------------------------------------------------------------- Finde bei uns Deine Geschichte… 10.11.2015 12.11.2015 13.11.2015 20 UHR 15% Rabatt THEATER KELLER 62 Rämistrasse 62, 8001 Zürich l 14 l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich WWW.KELLER62.CH Mit: Samuel C. Zinsli l Buch und Regie: Michi Rüegg l «Ich hatte leider eine sehr unkomplizierte Mutter» l auf deine Bestellung bei uns! Gutschein-Code: HAZ2015 l Schmökeroase unter Arkaden l BÜCHER│FILME│ZEITSCHRIFTEN│UND MEHR ONLINE & IM LADEN AN DER HERRENGASSE 30 IN BERN Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 15 l und ja, auch Gleitmittel. (lacht) Zu unserem Service gehört auch die Suche nach vergriffenen Büchern, generelle Recherchearbeit. Und wir können auch E-Books anbieten. Im Onlineshop gibt es eigentlich alle Titel mit queerem Zusammenhang; für den Laden treffe ich eine Auswahl. an Tagungen. Und ein ganz besonderes Highlight ist unser Angebot «einschliessen&geniessen» – mensch lässt sich nach Ladenschluss in unsere Buchhandlung einschliessen, kann in aller Ruhe stöbern und geniesst dazu ein wunderbares Apéro. Klingt gut! Und zu guter Letzt: Das Beste Ausser online und im Laden Bücher kaufen: an deinem Beruf als Buchhändler? Was kann man sonst noch tun bei euch? Ich mag es, gemeinsam mit Kund*innen über Wir führen immer wieder Lesungen durch, ver- Gelesenes oder Gesehenes zu schwärmen und kaufen Bücher an Prides, machen Büchertische Tipps auszutauschen! Persönliche Schwärmereien ----------------------------- Von Patrick Roth ----------------------------- Edouard Louis: Das Ende Ingeborg Boxhammer: Rae Spoon & Ivan E. Coyote: von Eddy Marta Halusa und Margot Liu Goodbye Gender «Ich rannte weg, ganz auf einmal. (…) Ich kam zu den Feldern und wanderte einen Grossteil der Nacht herum (…) Die ganze nacht über entwarf ich mein neues Leben fern von hier.» Die Tänzerinnen Marta Halusa und Margot Holzmann werden in Berln von den Nazis verfolgt: Holzmann wegen ihrer jüdischen Herkunft, beide wegen Prostitution und «lesbischer Betätigung». Das Paar überlebt den NationalsozialisMit unglaublicher Sprachgewalt mus. erzählt der junge französische Literaturstar die Geschichte Eine bewegende Geschichte einer Befreiung aus einer uner- über zwei Frauen, zwei Leben träglichen Kindheit – inspiriert und eine ganz grosse Liebe. von seiner eignen. l 16 l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich Geht das, ein Leben ohne Gender? Die beiden kanadischen Künstlxs Spoon und Coyote erzählen in kurzen, sich abwechselnden Berichten von ihrer Reise durch unterschied liche Phasen eines geschlechtlichen und sexuellen Lebens bis hin zu dem Punkt, an dem sie Geschlecht als Identifi kation für sich ganz aufgeben. «Ich bin nicht im falschen Körper geboren. Ich bin in der falschen Welt geboren.» Rae Spoon l Persönliche Schwärmereien l «Victor/Victoria» – Der Liebling von Paris Es ist eine köstliche Verwechslungskomödie: Die stets entzückende Julie Andrews spielt eine arbeitslose Sängerin, die sich als Mann ausgibt – der aber auf der Bühne ein Damenimitator ist. Die Kolleg*innen der HAB Bern haben sich den Klassiker für euch angeschaut. I m Paris der frühen 30erJahre ist Victoria Grant eine arbeitslose Opernsängerin. Bei einem erfolglosen Vorsingen in einem Nachtklub lernt sie den schuwlen Chansonnier Carol Todd – «Toddy» – kennen, der etwas später ebenfalls gefeuert wird. Beide treffen sich in einem Restaurant wieder, wo der Versuch, mit Hilfe einer Kakerlake die Zeche zu prellen, einen etwas ungewöhn lichen Verlauf nimmt. Die beiden tun sich zusammen. Toddy kommt eine geniale Geschäftsidee: In dem Anzug, den Toddys Ex-Liebhaber bei ihm vergessen hat, geben sie Victoria als Damenimitator Victor aus, um ein Engagement als Frauendarsteller in einem Nachtklub zu bekommen. Julie Andrews als Victoria in der Rolle des Victor Aus Victoria wird also «Graf Victor Grazinski» und aus Toddy dessen Liebhaber. Mit seinem ersten Auftritt wird «Victor» zum Liebling von Paris. Fasziniertes Zweifeln eines Zwielichtigen Während dieses Auftritts sitzt auch er zwielichtige Nachtklubkönig King Marchand aus Chicago im Publikum. --------------------------------------------------------------------------------------------- anzeige --------------------------------------------------------------------------------------------- INDIGO NATURBETTEN Löwenstrasse 9 8001 Zürich Telefon 044 212 57 12 HÜSLER NEST-CENTER Schaffhauserstrasse 119 8057 Zürich Telefon 044 350 53 90 l «Victor/Victoria» – Der Liebling von Paris l www.indigo-betten.ch natürlich schön schlafen Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 17 l Charmanter Chanson à la Louane ----------------------------- Von Julia Kantner ----------------------------- Gute Französischkenntnisse sind nicht nötig, um mit der sympathischen Dame aus Nordfrankreich warm zu werden. Auf ihrem Debüt glänzt Louane mit dem Mix aus klassischem Chanson Française und stimmigen Pop-Beats: 18 süße Songs Marke «Sweet Little Eighteen». Louane Gemeinsame Sache: Toddy (Robert Preston) und Victoria/Victor Tête-à-tête: Verwirrende Beziehung für King (James Garner) Zunächst abgestossen von einem Mann, der eine Frau darstellt, ist er mehr und mehr fasziniert – und beginnt, an seiner eigenen sexuellen Orientierung zu zweifeln. Als er dann allerdings die Wahrheit erkennt, beginnen die beiden – zunächst heimlich – eine Beziehung. Was dann geschah? Es handelt sich hier um eine Beziehung zwischen einer Frau, die vorgibt, ein Mann zu sein, der auf der Bühne eine Frau darstellt und einem Geschäftsmann, der Geschäfte mit Gangstern macht, aber vorgibt, kein Gangster zu sein. Diese heimliche und verklemmte Beziehung scheint aussichtslos und gerät in eine Sackgasse. Was dann geschah? Seht selbst! «Victor/ Victoria» ist eine sehr unterhaltsame Verwechslungskomödie, die auf dem Original von 1933 basiert: Viel Slapstick und witzige Dialoge, dazu das Gay-Life im Paris der 30er-Jahre; ein Streifen mit Humor, Herz und Spannung. Packt den Martini und die salzigen Nüssli raus – ein wunderbarer Filmabend ist garantiert. Dann allerdings taucht Kings rachsüchtige Ex-Geliebte mit dessen Gangster-Geschäftspartner auf. Dieser will die scheinbare Homosexualität von Victorias Geliebtem nutzen, um King geschäftlich auszubooten. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Victor/Victoria,1982, Regie: Blake Edwards Mit: Julie Andrews, James Garner, Robert Preston ASIN: B006LUL8KY --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- D er Krieg auf dem französischen Musikmarkt ist leichter zu gewinnen, wenn du dem Nationalstolz schmeichelst. Am Erfolgs rezept à la Piaf scheint kaum ein Weg vorbeizuführen. Eine Ode an die französische Sprache mit all ihren Facetten, ihrer Authentizität, ihrer Zärtlichkeit. Genau das ist Louane Emera, bürgerlich Anne Peichert, auf den Leib geschneidert. formulierte Regisseur Eric Lartigau treffend: «Sie hat dieses gewisse Etwas, das man sich nicht erarbeiten kann. Auf ihrer Stimme liegt ein kleiner Schleier, eine winzige Unvollkommenheit, die sie unverwechselbar macht.» Die Sängerin trug in der Hauptrolle seines Films «La Famille Bélier» («Verstehen Sie die Béliers?») zu dessen Erfolg bei. Die ehemalige The-Voice-Teilnehmerin wird von manchen schon als zweite Vanessa Paradis gehandelt. Kommerzchanson vom Feinsten «Chambre 12» klingt, als sei es von den Chartstürmern der letzten Jahre inspiriert. Zumindest, was die Begleitung der teils lebenslustig-schwungvollen, teils melancholisch-herzzerreißenden Vocals betrifft. Wer sich in einen Ohrwurm wie «One Day» verlieben konnte, kann das auch beim eingängigen «Avenir». Ein bisschen Adele meint man hier wiederzuerkennen. Ohne Beats, Elektro und Stimmverzerrer Verstehen Sie das Geschäft? würde es auch nicht funktionieren. In diesem Gemäss älteren Youtube-Videos klappt es zwar Fall stört der Kommerzmix nicht. Louane verauf Englisch genauso – doch das französische leiht dem etwas angestaubten Chanson einen Gesamtpaket ist perfekt. Was dahinter steckt, notwendigen modernen Anstrich. --------------------------------------------------------------------------------------------- anzeige --------------------------------------------------------------------------------------------- Nacht sauNa Chill-Out Lounge Music. Men only. EN JED taG EI FR D uN aG t Ms sa 7 uhR BIs Üh! FR Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich Natalie Imbruglia Go Go Berlin Burning Bridges Male Electric Lives Gäbe es heute noch B-Seiten, wäre das eine Sammlung der langweiligsten «Wird-wohl-nichtsSongs». Offiziell als «Album für Fans» präsentiert. Für wirklich besonders treue Fans. JKa Engelstrasse 4, 8004 Zürich +41 44 241 10 80, www.moustache.ch l 18 l Bon Jovi l «Victor/Victoria» – Der Liebling von Paris l l Charmanter Chanson à la Louane l Nach sechs Jahren Abstinenz mit einem Cover-Album wieder da. Klingt mutig, aber überraschend positiv: 12 Songs, ursprünglich von männlichen Interpreten, sind reduziert aufs Wesentliche. Für Erfrischte. JKa Heisser Scheiss aus Dänemark! Nichts mehr hinzuzufügen ausser: hörenswert! Von vorne bis hinten durchdacht, ein Paket voller Feel-Good-Indie-RockMomente. Für Abtanzende und Mitsingende. JKa Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 19 l COD 2015: Out of the closet, into the cinema! Tiger Orange Bereits zum dritten Mal wird der Coming Out Day (COD) mit einem besonderen Kinoprogramm gefeiert: Am 11. Oktober präsentieren die HAZ und Pink Apple in Zusammenarbeit mit dem Kino Xenix zwei Spielfilme und verschiedene Kurzfilme. nen sofort zueinander hingezogen. Während eines Sommers wird aus ihrer anfangs zögerlichen Freundschaft langsam mehr. Dabei lernen die beiden nicht nur sich selbst besser kennen, sondern stellen sich auch lange unterdrückten Ängsten. Für ihr berührend ehrliches Debüt liess sich Regisseurin Kate Lane von ihrer eigenen Coming-out-Story inspirieren. Entstanden ist ein wunderschöner Film über Selbstfindung, erwachende Sexualität und die Suche nach Unabhängigkeit. Fear of Water A m Coming Out Day macht die LGBTIQCommunity international darauf aufmerksam, dass es auch heute noch nicht selbstverständlich ist, lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter* oder queer zu sein. In Alltagsbegegnungen davon zu sprechen, erfordert Mut. Es bringt aber gerade gegenüber Menschen, die wissentlich keine Lesben, Bisexuellen, Schwulen, Trans*menschen, Inter*personen oder queer lebende Menschen kennen, Sichtbarkeit und eine wachsende Selbstverständlichkeit in Sachen Vielfalt von Liebe und Geschlecht. Der Coming Out Day will diesen Mut feiern, uns aber auch ermutigen, dazu zu stehen, wer wir sind. Big Time Big Time Sonali Gulati, USA 2015; 12' E Maya ist ein 13-jähriges Mädchen, das in den Achtzigern in Indien aufwächst und seine geheimsten Gedanken und Gefühle dem Tagebuch anvertraut. Coming-out-Kurzfilme Brace Alicia Eyo / Sophy Holland, Grossbritannien 2014; 24' E Adam trifft im Ausgang mit Freunden auf Rocky. Sie fühlen sich unmittelbar voneinander angezogen – doch Ungesagtes steht zwischen den beiden. Best Buddies Irene Ledermann, Schweiz 2014; 31' Dialekt/e Luc und Milo sind beste Freunde. Als Luc mit Milos Schwester rummacht, flippt Milo total aus. Ihm wird bewusst, dass er für Luc mehr empfindet. De Beslissing / The Decision Wahid Sanouji, Niederlande 2015; 18' OV/e Karims Freund hat genug vom Versteckspiel und droht, Schluss zu machen. Hat Karim den Mut, seinem Vater sein Schwulsein einzugestehen? So 11. 10. // 16.45 Uhr So 11. 10. // 19.00 Uhr PREMIERE Tiger Orange Wade Gasque, USA 2014; 74' E. Mit Mark Strano, Frankie Valenti, Gregory Marcel, Ty Parker. Die beiden Brüder Chet und Todd könnten nicht verschiedener sein. Chet, der Ältere, lebt noch immer in der kalifornischen Kleinstadt, wo er den Laden seines verstorbenen Vaters weiterführt. Dass er schwul ist, weiss kaum jemand. Todd hingegen ist früh nach Los Angeles gezogen und führt dort ein ausschweifendes schwules Leben. Als Todd plötzlich vor der Tür seines grossen Bruders steht, um ein paar Tage bei ihm zu leben, prallen die unterschiedlichen Lebensweisen aufeinander. Der kleine Bruder bringt zwar das geordnete Leben des verklemmten Chet durcheinander, verhilft ihm aber auch zum längst fälligen Coming-out. Regisseur Wade Gasque gestaltet die Umgebung und den Alltag im Laden und der Kleinstadt mit grosser Sorgfalt und zeigt in seinem feinfühligen Spielfilm, wie ein Coming-out jenseits der Teenagerjahre sein kann. So 11. 10. // 21.15 Uhr Best Buddies PREMIERE: Fear of Water Kate Lane, GB 2014; 100' E/d. Mit Lily Loveless, Chloe Partridge, Sara Stewart, Alex Macqueen, Marcia Warren. Als sich die Wege von Alexia und Eleanor kreuzen, ändert sich alles. Obwohl sie aus völlig unterschiedlichen Welten stammen, fühlen sich die beiden jungen Aussenseiterinl 20 l Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich Brace l COD 2015: Out of the closet, into the cinema! l l COD 2015: Out of the closet, into the cinema! l ------------------------------------------------www.haz.ch www.pinkapple.ch www.xenix.ch ------------------------------------------------Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich l 21 l EBT CH LI ZÜRINDERS A Vorname: Name: Strasse: Ort: Jahrgang: Nun ist es offiziell. In den letzten Sommerwochen werden auf der Werdinsel probeweise Schilder aufgestellt, die eine Nacktzone aus weisen. So ist für alle Beteiligten klar, wo man sich nackt aufhalten darf und wo nicht. Grün Stadt Zürich hat diese Massnahme mit dem Checkpoint und der Unterstützung der HAZ erarbeitet. Mehr dazu auf stadt-zuerich.ch PLZ: Werdinsel: Email: Mit dem Verein queerAltern haben wir ein neues, schlagkräftiges IG-Mitglied gewonnen. Der Verein unterstützt in Zürich die Förderung von Dienstleistungsangeboten für queere Menschen in den Bereichen Altern, Wohnen und Generationenbeziehungen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit! Ich möchte HAZ-Mitglied werden IG Regenbogenhaus: Ich bin interessiert, bitte haltet mich auf dem Laufenden. Ein kurzer Überblick über Vergangenes und Geschehenes! Ich möchte spenden, bitte schickt mir einen Einzahlungsschein. HAZ News-Update ----------------------------- Von Hannes Rudolph ----------------------------- www.haz.ch LIEBT H C I R Ü Z S ANDER Redaktor*innen gesucht! Schreibst du? Schreibst du gerne? Schreibst du gut? Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich BITTE l 22 l FRANKIEREN Infos und mehr: [email protected] HAZ Ob Texte zu aktuellem politischem und gesellschaftlichem Geschehen, interessante Kulturtipps oder Herumblödeln auf hohem Niveau: Das Redaktionsteam des HAZ Magazins setzt sich die Themen selbst und lässt seiner Kreativität freien Lauf. Und es sucht neue Menschen, die das auch wollen! Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich Sihlquai 67 8005 Zürich Schweiz IN EIGENER SACHE l HAZ News-Update l STOP SYPHILIS IM OKTOBER ZUM GRATISTEST SYPHILIS-TESTWOCHEN Für Männer, die Sex mit Männern haben 1. bis 31. Oktober 2015 bei teilnehmenden Teststellen Teststellen unter drgay.ch Mit freundlicher Unterstützung
© Copyright 2024 ExpyDoc