Ansprache von Landrat Manfred Müller zum Volkstrauertag in Hövelhof am 14.11.2015 um 18.00 Uhr am Ehrenmal bei der Kirche in Hövelhof Sehr geehrte Damen und Herren, Ich habe den Eindruck, der Volkstrauertag wird immer wichtiger. Wir brauchen diesen Tag der Mahnung für den Frieden mehr denn je. Viele Menschen kommen zusammen, um der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Der Gefallenen aus unserem Kreis, deren Freunde, Verwandten, aber auch der Opfer auf der ganzen Welt. Und auch unserer Soldaten, die im Auftrag der Weltgemeinschaft im Einsatz sind. Wir gedenken heute aber auch der Opfer der schrecklichen Attentate von Paris. Dieser Terror soll den französischen Staat erschüttern. Aber er trifft auch uns, trifft alle Demokratien. Er trifft die Freiheit, er trifft die religiöse Toleranz, er trifft die Menschlichkeit. Welch‘ barbarische Taten! Wir verdanken dem europäischen Einigungsprozess – bei allen Schwierigkeiten – ganz wesentlich die 70 jährige Friedenszeit. Meine Generation ist die erste, die seit 150 Jahren nicht mehr in den Krieg ziehen musste. Die Franzosen sind unsere Freunde. Wir haben die 1200 Jahre alte Freundschaft zu Le Mans, wir haben fast in allen Städten und Ge- Seite 2 von 4 meinden Partnerschaften zu französischen Städten. Aus früheren Feinden sind enge Freunde geworden. Liebe Freunde in Frankreich! Wir trauen mit Euch. Wir sind bestürzt über so viel Grausamkeit, über so viel Menschenverachtung. Unser tiefes Mitgefühl gilt den betroffenen Familien. Wir versprechen im Konzert der westlichen Demokratien: Freiheit, Gerechtigkeit und Grundrechte werden sich durchsetzen. Wer Frankreich treffen will, der trifft auch uns! Die Menschen in Deutschland sind aufgrund der beiden schrecklichen Weltkriege in der Frage von Krieg und Frieden besonders sensibel. Zu Recht – auch wenn die meisten von uns noch keine 70 Jahre alt sind. Aber auch denen, die den Krieg nicht durchmachen mussten, ist die Grausamkeit des Krieges aufgrund der persönlichen Berichte der Eltern und Großeltern sehr präsent. Wichtig ist, die richtigen Schlüsse aus dieser schrecklichen Zeit zu ziehen. Deutschland nimmt – und dafür bin ich sehr dankbar – eine aktive Rolle bei der Bewahrung des Friedens in Europa ein. Seite 3 von 4 Das spiegelt sich im Umgang mit der derzeitigen Flüchtlingskrise wider. Dieser Umgang ist eine gelebte Konsequenz aus der Erinnerung an die vergangenen Gräueltaten. Denn die derzeitigen Flüchtlingsströme sind eine Folge von Krieg, Gewaltherrschaft und religiöser Intoleranz. Sie sind ein Zeichen dafür, wie nah die Kriege auf der Welt mittlerweile auch Europa wieder gekommen sind, eine Mahnung zur Verantwortung in der einen Welt und eine Warnung, wie gefährdet unser Frieden in den heutigen Tagen ist. Lassen Sie mich daran erinnern: In der Nazizeit wurden Fremde verfolgt, wurden Behinderte getötet und angeblich nichtarische Menschen deportiert und ermordet. Über 4.000 Flüchtlinge sind mittlerweile in unserem Kreis angekommen. Nur diejenigen, die wirklich von Krieg und Vertreibung oder politischer Verfolgung bedroht sind, werden bleiben können. Nur sie haben das Recht auf Asyl, das als Konsequenz aus der Vergangenheit in das Grundgesetz eingeflossen ist. Aber die Opfer der Kriege können zu Recht unsere humanitäre Unterstützung erwarten. Wir – und da spreche ich auch für die Bürgermeister - tun von öffentlicher Seite alles, um Beeinträchtigungen klein zu halten und Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. Und ich bin sehr dankbar für die Menschen, die sich in so vielen Orten im Kreis – ganz gleich ob haupt- oder ehrenamtlich – um die Flüchtlinge kümmern. Das ist bewundernswert und verdient unseren Respekt. Seite 4 von 4 Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wendet sich mehr und mehr den jungen Menschen zu. Ganz bewusst haben wir ja heute auch einen Gedenkredner der jüngeren Generation. Der Volksbund hat mit den sog. „Lichtern der Ewigkeit“ einen virtuellen Gedenkplatz im Internet geschaffen. Sterne können virtuell am Firmament platziert werden, genau für die Menschen, an die wir am Volkstrauertag denken. Es sind leider so unendlich viele – und doch ist jeder Stern auch ein Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen, das uns mahnt zu einem friedlichen Umgang unter den Menschen, ganz gleich ob fremd oder nicht. Wir wollen heute mit dieser Veranstaltung auch Zeichen des Friedens setzen. Unter dem nun folgenden Programmpunkt „Unvergessen“ werden nun Annika Manegold und Norbert Ellermann von der Jugendgruppe des Volksbundes über das Schicksal von drei Frauen berichten, die hier auf dem Friedhof bestattet sind. Schülerinnen des Theodorianums Paderborn, werden vor ihren Gräbern eine Blume ablegen.
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