VOLKSTRAUERTAG 2016 Rückblick: Volkstrauertag 2016 Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, in jedem Jahr gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewalt. Wir Erinnern und Mahnen, wir reden über aktuelle Ereignisse im Land und der Welt, die uns verunsichern und aufmerken lassen. Und wir stellen die Frage nach dem: „Warum“. Gleichzeitig wollen wir uns Mut zusprechen und über die Möglichkeiten unseres Tuns sprechen. Die Mitwirkenden legen Wert darauf, dass sie sich nicht ausschließlich mit den Geschehnissen von vor 70 Jahren beschäftigen. Die Gedenkfeiern finden in unserer Gemeinde in allen Ortstielen an den Ehrenmälern statt. Meist werden diese Mahnveranstaltungen von der Feuerwehr oder auch dem Chor oder auch mit einem Musikstück zwischen den kurzen Ansprachen von Pfarrerin/ Pfarrer, Ortsvorsteherin/ Ortsvorsteher und Sozialverband VDK begleitet. Jeder Ortsteil übt eine etwas andere Form der Gedenkfeier aus und hin und wieder werden kleine Änderungen vorgenommen. Symbolisch werden Kränze zum Gedenken niedergelegt; die Veranstaltungen finden in der Regel nach den Gottesdiensten – zeitlich versetzt- statt. Es handelt sich immer um die Sonntage vor dem Ewigkeitssonntag/ Totensonntag. Ein kurzes Innehalten und Nachdenken über die Geschehnisse der Welt, ein Würdigen der Opfer und ein Mahnen für künftige Generationen ist damit ein stets verbundener Anspruch. Die Veranstaltungen nehmen auch in Anbetracht der kalten Jahreszeit nicht länger als eine halbe Stunde in Anspruch (bei schlechtem Wetter finden sie auch manchmal in einem Raum, wie z.B. Trauerhalle statt). Die Mahnstunden sind öffentlich! Es wäre sehr schön, wenn diese Veranstaltungen auch in Zukunft zahlreich besucht werden. Rede anlässlich des Volkstrauertags durch Bürgermeisterin Reichert-Dietzel am Ehrenmal in Ranstadt Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich darf Sie ganz herzlich begrüßen zur unserer Mahnstunde hier am Ehrenmal anlässlich des diesjährigen Volkstrauertages. Wir wollen heute hier an den Schmerz und das Leid erinnern, was Gewalt und Kriege vergangener Tage, aber auch Terror und sinnloses Kämpfen im „heute und jetzt“ anrichten können. Wir wollen mahnen. Wir wollen erinnern an Menschen, deren Namen hier auf den Tafeln stehen. An Söhne, Brüder, Väter, Ehemänner, Freunde, …Männer aus unserem Dorf, die wir jüngeren ggf. noch aus Erzählungen kennen, die älteren unter uns vielleicht noch von Bildern oder gar persönlich. Wir erinnern an eine Zeit, die große Opfer hervorbrachte, bei Soldaten, aber auch bei der zivilen Bevölkerung, bei Frauen und Kindern und bei denjenigen, die aus unbegreiflichen Gründen verfolgt, gedemütigt und getötet wurden. Erinnern! An Leben, das nie stattgefunden hat, jäh unterbrochen wurde, an Leben, in denen Kindheit kein Raum hatte und in denen Träume zerplatzten. Leben, geprägt von Not und Zerstörung. Leben, auf das nicht Rücksicht genommen wurde. Und Leben, das durch körperlichen und oder seelischen Schaden gekennzeichnet wurde. Heute stehen wir aber auch hier um ein Zeichen der Versöhnung weiterzugeben, um zu sagen, Frieden und Freiheit, das lohnt sich. Und wie heißt es eindrucksvoll in einer Liedstrophe der Sängerin Christina Stürmer: „Es ist nicht immer leicht zu verzeihen, aber das Größte, was wir können, ist Mensch zu sein.“ Viele Worte und Mahnungen werden heute an vielen Orten dieses Landes gesprochen. In Anbetracht von Krisen auf der Welt, von Anschlägen, Attentaten und Naturkatastrophen fällt es schwer, die Fassungslosigkeit und die Verzweiflung, die Wut und die Angst umzuwandeln in positive Gedanken. Aber der Mensch ist so beschaffen, dass er dazu in der Lage ist. Er hat die Gabe zu denken und damit auch die Blickrichtung zu ändern. Nur wer im Frieden lebt, der kann auch frei leben und Freiheit erleben. Nur im Miteinander, und das fängt bei uns im Ort im Kleinen an, in der Familie, im Verein und hier bei uns im Dorf. Aufeinander zugehen, Verständnis haben, sich vertrauen und einander unterstützen. Das schafft Frieden und das alleine ist Garant für ein freies Leben. Die Welt ist unsicher geworden, es ängstigt uns, was wir sehen und was uns täglich vermittelt wird. Grundwerte, wie Menschlichkeit, Werte, wie gute Arbeit, ordentlicher Lohn, Gerechtigkeit und Respekt vor anders Denkenden – alles dies, ist in den vergangenen Jahren in unserer Gesellschaft häufig auf der Strecke geblieben. Wir müssen uns mit den Fragen dieser Zeit befassen und die Tafeln als echtes Mahnmal erkennen, eben, dass Gewalt niemals eine Lösung sein kann. Es wäre falsch, wenn unsere Kinder und Kindeskinder irgendwann wieder neue Namen auf diese Tafeln schreiben müssen und sich dann nach dem: „Warum“ fragen. Es ist an uns, die Worte und die Gedanken des heutigen Tages in Mut und Hoffnung umzuwandeln. Wir wollen heute mit diesen Gedanken der Versöhnung, der Hoffnung auf Frieden nach Hause gehen. Ich danke herzlich für die Unterstützung. Auch ein herzliches Dankeschön für die Mitwirkung und für Ihr Kommen. Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen Sonntag. (Anm. In Ranstadt übernahm ausnahmsweise die Bürgermeisterin die Ansprache, weil die Ortsbeiratsvorsitzende sich entschuldigen ließ) Dies waren meine Gedanken zum Volkstrauertag 2016 und ich bedanke mich bei Ihnen, dass sie sich die Zeit nehmen, daran teil zu haben. Cäcilia Reichert-Dietzel Bürgermeisterin
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