Anbaufläche der Nachfrage anpassen

PFLANZENBAU
Anbaufläche der Nachfrage anpassen
RAPSANBAU Nachdem im Jahr 2014 die durchschnittlichen Rapserträge auf
Rekordniveau lagen und Euphorie herrschte, ist man dieses Jahr auf dem Boden der
Tatsachen gelandet. Um die Bedürfnisse des Marktes zu erfüllen, muss die Anbaufläche auf den Herbst hin reduziert werden. Es gilt zudem alles zu unternehmen, damit
sich der Raps gut verwurzeln kann.
Lukas
Aebi
Sowohl im extensiven als auch im
intensiven Pflanzenbau ist es notwendig, eine gute Durchwurzelung
zu gewährleisten. 2014 waren in
vielen Fällen Massnahmen gegen den
Rapserdfloh und Blattwespen nötig,
um eine ungehinderte juvenile Entwicklung zu ermöglichen oder sogar,
um Parzellen zu retten. Denn zahlreiche Faktoren begünstigten die Schädlinge an den auflaufenden Pflanzen.
Verwurzelung = Ertrag Damit der
Raps sein volles Ertragspotenzial ausschöpfen kann, muss das Saatbett mit
besonderer Sorgfalt vorbereitet werden. Die Pfahlwurzel des Rapses
braucht einen bis in die Tiefe gelockerten Boden, um sich richtig verwurzeln
und um von der in den tiefen Bodenschichten eingelagerten Feuchtigkeit
profitieren zu können.
Im Keimblattstadium bis Anfang
Winter reagiert die Wurzel empfindlich
auf physische Hindernisse. Strohmatten, auch gehäckselte, oder schlecht
zersetzter Mist müssen unbedingt intensiv und regelmässig eingearbeitet
werden. Es gilt zu verhindern, dass auf
der Oberfläche eine Schicht an organischem Material zurückbleibt. Bei Vegetationsbeginn fängt der Raps an zu
schossen und kann einen im Herbst entstandenen allfälligen Rückstand bei der
Verwurzelung nur teilweise aufholen.
Ziel: Achtblatt-Stadium vor dem
Winter Der Raps sollte zu Winterbeginn mindestens das Achtblatt-Stadium
erreicht haben sowie einen Wurzelhalsdurchmesser von 10 mm und eine
Wurzellänge von 20 cm aufweisen. In
30
diesem Stadium ist er am kälteresistentesten. Sind die Wachstumsbedingungen im Herbst gut, besteht die Gefahr,
dass der Raps zu schossen beginnt, was
ihn gegen Kälte empfindlicher macht.
In diesem Fall hat ein Fungizid auf der
Basis von Metconazol oder Tebuconazol gegen Wurzelhals- und Stängelfäule
einen positiven Einfluss auf das Wachstum der Hauptwurzel. Es vergrössert
die Wurzelmasse, verlangsamt das
Schossen und verbessert die Kälteresistenz. Die Gabe muss im Vier- bis Sechsblatt-Stadium erfolgen. Die Saat mit
der Einzelkornsämaschine führt zu einem regelmässigeren Auflaufen.
Bodenverbesserung mit Stickstoff im Herbst? Im Prinzip braucht
der Raps im Herbst keinen Stickstoff.
Eine Gabe von 30 kg/ha bei niedrigem
Mineraliengehalt oder nach Einarbeitung von Strohresten ist aber empfohlen. In Mischbetrieben ist diese Art der
Bodenverbesserung selten nötig, da der
Hofdünger auf die Fruchtfolge verteilt
wird und die Böden so im Allgemeinen
mit genügend Stickstoff versorgt sind.
Stickstoffgaben sind also eher in Ackerbaubetrieben nötig. Im Frühjahr können sie vorgenommen werden, sobald
die Bedingungen es zulassen. Die Gabe
von 40 bis 60 kg/ha Schwefel muss vor
dem Schossen erfolgen.
Der Parasit dringt in die Wurzelhaare
und später in die Wurzelrinde ein und
verursacht Gewebewucherungen. Um
die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, sind eine prophylaktische und
proaktive Bekämpfung nötig:
•Eine Anbaupause von vier Jahren
zwischen zwei Kreuzblütler-Saaten
reduziert die Wahrscheinlichkeit eines Befalls beträchtlich. Die befallenen Parzellen müssen registriert werden, um zu verhindern, dass sich die
Krankheit über die Maschinen auf
weitere Parzellen verbreitet. Die betroffenen Parzellen müssen als letzte
bearbeitet und die verwendeten Maschinen danach gereinigt werden.
•Andere Kreuzblütler nicht als Gründünger oder Zwischenfrüchte anbauen.
•Wirt-Unkräuter aus der Familie der
Kreuzblütler (Gewöhnliches Hirten-
Bekämpfung der Kohlhernie Mit
den wachsenden Anbauflächen für
Raps ist auch die Kohlhernie mehr und
mehr zum Problem geworden. Immer
öfter findet man von Kohlhernie befallene Pflanzen in Parzellen, in denen
diese für Kreuzblütler-Fruchtfolgen typische Krankheit bisher nicht auftrat.
7-8 2015 · UFA-REVUE
PFLANZENBAU
Die Anbaufläche muss sich den
Marktgegebenheiten anpassen und
wird deshalb für die kommende
Saison reduziert.
Klassische Rapssorten für die Saat 2015
• RGT Attletick ist die einzige neue Sorte, die für die Aussaat 2015 zur
Verfügung steht. Der Hybrid erzielte den besten relativen Ertrag der
letzten drei Jahre in den Versuchen von Agroscope (107.9 % der mittleren Erträge der Standardsorten Visby, Avatar und Hybrirock). Das
Potenzial wurde in den Pflanzenbau-Versuchen von fencaco bestätigt.
Die Sorte ist zwar etwas später erntereif als Avatar und Visby, aber
frühreifer als RGT Bonanza.
Bild: Gaël Monnerat, Revue UFA
täschel, Acker-Rettich und AckerSenf) während der gesamten Fruchtfolge konsequent bekämpfen. Auch
durchwachsender Raps ist eine
Wirtspflanze. Er muss vor dem Vierblatt-Stadium vernichtet werden.
•Die Bodenverbesserung mit Kalzium
erhöht den pH-Wert. Im Allgemeinen
bremst ein neutraler pH-Wert die
Entwicklung des Parasiten.
•Die Verwendung von Cyanamid neutralisiert zwar die Entwicklung des
Krankheitserregers, bringt ihn aber
nicht vollständig zum Verschwinden.
•Frühe Sorten sind im Allgemeinen
stärker betroffen als späte.
Parasiten kontrollieren Schnecken verursachen grosse Schäden vom
Keimen bis zum Vier- bis FünfblattStadium. Sie gefährden insbesondere
Parzellen, die sich neben Weiden befinden, auf denen das Saatbett unsorgfältig vorbereitet wurde oder wenn an der
Oberfläche Ernterückstände vorhanden
sind. Es empfiehlt sich, in diesem Fall
Schneckenkörner einzusetzen.
Im Herbst 2014 führte das Verbot,
mit Neonicotinoiden behandelte Rapssamen zu säen, dazu, dass an der Oberfläche viele Insektizide eingesetzt wer-
• Avatar bleibt die am häufigsten gesäte Sorte. Ihre Stärken sind der
konstant hohe Ertrag, die Frühreife und Dreschfähigkeit.
• Visby ist zum sechsten Mal auf der Liste der empfohlenen Rapssorten. Ihre Widerstandskraft auch auf schwierigen Böden und ihre
Beständigkeit werden weitherum geschätzt. Es gibt noch keinen
gleichwertigen Ersatz für diese Sorte.
Holl-Raps-Sorten
Dieses Jahr ist V316 in genügend
grossen Mengen vorhanden, um den
ganzen Bedarf an Holl-Raps zu decken.
Für den Anbau dieser Sorten muss ein
Vertrag mit der regionalen LANDI vorliegen. Um ein qualitativ hochstehendes Öl
mit hohem Ölsäuregehalt und einem
Linolensäuregehalt von unter 3 % zu
erzielen, gilt es folgendes zu beachten:
• Ein Abstand von 50 Metern zwischen
einer klassischen und einer Holl-Sorte
einhalten.
• Den Durchwuchs von klassischen
Sorten verhindern.
• Bei der Lieferung des Saatguts auf eine
strenge Trennung von klassischen und
Holl-Sorten achten.
V 316 OL zeichnet sich durch einen sehr
guten Allgemeinzustand aus. Ihre aussergewöhnliche Standfestigkeit und ihr
Ertragspotenzial sind vergleichbar mit
den besten konventionellen Sorten.
• RGT Bonanza ist die späteste Sorte, was die Erntezeit angeht,
verzeichnet aber gute Erträge. In gewissen Fällen kann sie nach dem
Weizen gedroschen werden.
• SY Carlo blüht sehr früh, was ein Vorteil sein kann in Gebieten, die
starken Rapsglanzkäfer-Befall aufweisen.
• KWS Hybrirock überzeugt mit ihrem hohen Ertrag, enttäuscht aber
in Sachen Beständigkeit.
• Sammy ist die einzige verfügbare Liniensorte. Sie zeichnet sich durch
eine gute Produktivität und sehr frühe Blüte aus. Sie ist auch in
Bio-Qualität verfügbar.
den mussten, um den Rapserdfloh zu
bekämpfen. Die durch Rapserdflöhe
stark beschädigten Parzellen entwickelten sich im Herbst schlecht. Aufgrund
des starken Minierfrasses an den Blattstielen durch die Larven reagieren die
Pflanzen im Allgemeinen empfindlicher
auf Kälte. Das Wasser dringt in die
Stängel ein. Bei Frost entstehen Risse,
durch die Pilze leicht in die Pflanze eindringen können.
m
Die Saat mit der
Einzelkornsämaschine
führt zu einem
regelmässigeren
Auflaufen.
Bild: www.kuhn.com
Autor Lukas Aebi,
UFA-Samen,
1510 Moudon
www.semencesufa.ch
www.ufarevue.ch 7-8 · 15
UFA-REVUE · 7-8 2015
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