CHRISTIAN ZIPPEL // FACEBOOK

CHRISTIAN ZIPPEL // FACEBOOK-ARTIKEL // MAI, 2015
Quelle: Facebook, Christian Zippel, 23.05.15 EIN DEUTSCHER TIM FERRISS – oder auch zwei Heute Vormittag habe ich „Das Handbuch zu Ihrem Körper“ von Chris Michalk und Philipp Böhm gelesen: ein Plädoyer für das „Stufe 2­Denken“. Stufe 1 bezieht sich auf die naive Sicht der Welt, ohne die dahinter wirkenden chemischen (bzw. physikalischen) Gesetze zu verstehen. Auf dieser Ebene fischt man oft im Trüben, wenn es darum geht, das „genetische Maximum“ zu erreichen. Erfolg ist Glück. Wer den Autoren auf Stufe 2 folgt und sich in die Welt der Biochemie begibt, für den wird Erfolg Berechnung. Das Rezept: Analyse des IST­Zustandes vitaler Stoffe, Definition des SOLL­Zustandes und Erreichung desselben durch Supplementation. Ich denke, jeder ernsthafte Athlet sollte diese Zusammenhänge und Prozesse hinter den Kulissen erkennen und verstehen, dass sie existieren. Chris vermittelt das mit Unterstützung von Philipp schon sehr gut; ähnlich wie in dem Bestseller „Der 4­Stunden­Körper“ von Tim Ferriss. Gewürzt mit wissenschaftlichen Einblicken in unsere stammesgeschichtliche Entwicklung, die Körperchemie, Evolutionsbiologie u.ä. Bewusst wird, dass viele Substanzen überaus mächtig für unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit sein können – wenn wir ein dahingehendes Defizit aufweisen, dies erkennen und beheben. Die Autoren geben hier viele Beispiele. In diese Welt kann man sich aber auch verrennen. Schnell werden Lebensmittel herabgewürdigt, da sie Substanzen enthalten, die an und für sich destruktiv oder hemmend auf die Gesundheit oder Verstoffwechslung anderer wichtiger Substanzen wirken. Dann ergeben Forschungen wieder, dass in diesem Lebensmittel Substanzen enthalten sind, die sehr wertvoll sind oder andere Substanzen synergistisch ergänzen. Auf einmal wird das Lebensmittel oder die Ernährungsform wieder gut … bis zur nächsten Studie usw. usf. ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­ Ausflug in die Wissenschaftstheorie: Das Problem ist, dass derartige Studien meist monokausal angelegt sind und nur die Wirkung eines bestimmten Stoffes untersuchen. Diese eine Schraube wird in die eine oder andere Richtung gedreht und dann freut man sich, wenn am anderen Ende des System ein Furz heraus kommt – wobei hier auch immer nur erkannt werden kann, was gemessen wird. Sprich: Die Erwartung an das Ergebnis determiniert die Erkenntnis bereits, denn was nicht gemessen wird, kann auch nicht erfasst werden. Diese Falle des linearen Denkens zieht sich durch die gesamte wissenschaftliche Forschung und wird nur in Randbereichen wie der Chaosforschung bzw. der Erforschung nicht­linearer Dynamiken als sehr beschränkt verstanden. Tatsächlich spielt die Natur ein deutlich komplexeres Theater, das wir erst im Ansatz durchblicken. ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­ Wenn man nun die hautpsächlich monokausal geprägte Stufe 2­Literatur der letzten Dekaden durchschaut, dann wechseln sich Verteuflungen und Glorifizierungen gewisser Lebensmittel, CHRISTIAN ZIPPEL // FACEBOOK-ARTIKEL // MAI, 2015
Quelle: Facebook, Christian Zippel, 23.05.15 Nährstoffe, Diäten und Substanzen regelmäßig ab, zwar verdichten sich auch gewisse Stoffe und Lebensmittel als besonders wertvoll (weil auch komplexer geforscht und gedacht wird), aber es wird klar: Der Mensch forscht hier noch an den äußeren Blättern des Eisbergsalats. Ebenso wenig wie ein Physiker das Universum durchdringt und sich primär nur in den paar Prozent sichtbarer, messbarer Materie auskennt, so gelingt ihm das im Universum der Nährstoffe ebenfalls nur oberflächlich. Der Großteil wurde bisher weder erkannt noch klassifiziert, ebenso wenig wissen wir Näheres über die komplexen Zusammenhänge dieser Substanzen und Prozesse. Ganz zu schweigen von psychosomatischen, emergenten oder quantenphysikalischen Aspekten. Schlussendlich wird jeder reflektierte Athlet bei einem Stufe 3­Denken landen und sich nach vielen, vielen Jahren der Praxis dieser Unberechenbarkeit bewusst werden und sich vertrauensvoll der Natur zuwenden, die Chris und Philipp schlussendlich auch als Vorbild in Ihrem Buch anführen. Dann kristallisiert sich der Fokus auf den Klassiker: art­ und bedarfsgerechtes Leben – Essen, Erholen und Streben! Wer hier möglichst nah seinen Genen entsprechend lebt, wird überaus viel Trinken und Essen, körperlich in Schuss sein und nur im seltensten Fall Mangelzustände aufweisen. Dann wird man sich den Erkenntniszirkus in der Welt 2 mit etwas Abstand oder gar Amüsement ansehen und mehr auf die Kraft der Natur und der eigenen Intuition vertrauen. Diese sollte jedoch durchaus reflektiert, fundiert und geschult sein – was wiederum nur durch jahrelanges (Selbst­)Studium möglich wird. „Das Handbuch zu Ihrem Körper“ vermag hier eine wichtige Stufe in der Treppe der individuellen Entwicklung zu sein. #​
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