Sitzung #12: Forschungsmethoden II: Schriftliche und mündliche

Computer und Internet im Fachunterricht
Sitzung #12: Forschungsmethoden II: Schriftliche
und mündliche Befragung
• Überblick
– Fortsetzung Unterrichtsbeobachtung
– Befragung
• Interview
• Fragebogen
Computer und Internet im Fachunterricht
Formen der Unterrichtsbeobachtung
• Offene Beobachtung: Aufzeichnung aller relevanten
Verhaltensweisen (innerhalb eines bestimmten Fokus)
– gut als Einstieg
• Standardisierte Beobachtung: Aufzeichnung von
Verhaltensweisen anhand eines vorgegebenen Rasters
Computer und Internet im Fachunterricht
Formen der Unterrichtsbeobachtung
• Direkte Beobachtung von Verhaltensweisen vs.
Verhaltensbeobachtung als Indikator für nicht
beobachtbare Konstrukte
– niedriginferent (Beobachtung, die keine/wenig Interpretation
vom Beobachter verlangt) vs. hochinferent (Beobachtung,
die eine Interpretation vom Beobachter verlangt)
– Beispiel: Beobachtung des Vorkommens verschiedener
Sozialformen vs. Beobachtung von Verhaltensweisen, die
auf z. B. „Motivation“ hindeuten (z. B. Unterrichtsbeteiligung,
spontane Äußerungen, Mimik, Gestik)
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Computer und Internet im Fachunterricht
Kleine Übung zwischendurch: direkte Beobachtung
oder Interpretation?
Beobachtung----------Interpretation
<--------------------------->
9
<--------------------------->
9
Schüler redet mit seinem Nachbarn
Schüler ist abgelenkt
Schüler kooperieren gut miteinander
<--------------------------->
9
Lehrer weist Schüler zurecht
<--------------------------->
9
Lehrer kommt mit der Klasse nicht klar
<--------------------------->
9
Ödirekte Beobachtung ist „objektiver“
ÖInterpretierende Beobachtung ist oft aussagekräftiger
Ö „gute Mischung“ – Absicherung interpretierender Beobachtung durch
direkt beobachtbare Verhalten
ÖIndikatorenbildung
ÖBeobachtung / Austausch mit mehreren Personen
Computer und Internet im Fachunterricht
Niedriginferente Beobachtung
• Direkt beobachtbare Verhaltensweisen
• Geringe zeitliche Taktung, z. B. sekunden-, minuten-, 5minutenweise
Zeitprotokoll
Tag:________ Schule:______________ Klasse:_____ Fach:________
Beginn:________ Ende:____________
Min
1
Code
(FU: Frontalunterr., EA: Einzelarb.,
PA: Partnerarb., GA: Gruppenarb.)
FU
EA
PA
Bemerkungen
GA
2
FU
EA
PA
GA
3
FU
EA
PA
GA
4
FU
EA
PA
GA
5
FU
EA
PA
GA
Computer und Internet im Fachunterricht
Niedriginferente Beobachtung
• Lehrer-Schüler-Interaktion
L
L
S1 S4 S7 S10
S1 S4 S7 S10
S2 S5 S8 S11
S2 S5 S8 S11
S3 S6 S9 S12
S3 S6 S9 S12
• Vorteil: relativ objektiv, gut nachvollziehbar
• Nachteil: häufig nur eingeschränkte Aussage über Qualität des
Unterrichts
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Computer und Internet im Fachunterricht
Hochinferente Beobachtung
• Verhaltensweisen, die Interpretation verlangen
• Zumeist größere Beobachtungseinheiten (z. B. U-Phasen,
ganze U-Stunden)
• Zur Verbesserung der Objektivität sollten Indikatoren für die
Codierung festgelegt werden
– z. B. „Aggressives Verhalten“ – Schüler tritt, Schüler nimmt
Mitschülern etwas weg, Schüler benutzt Schimpfworte gegenüber
Lehrer / Mitschülern
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Beispiel
Beobachtungsbogen zur Projektarbeit
Tag:________ Schule:___________ Klasse:_____ Fach:________Beginn:______ Ende:______
ja
teilweise
nein
Die angebotenen Impulsmaterialien reichen aus,
damit die Schülerinnen und Schüler gezielt Fragen
stellen können.
Die Schülerinnen und Schüler besorgen selbstständig
Zusatzmaterial.
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln neue Ideen.
Computer und Internet im Fachunterricht
Übung
Erstellt ein Beobachtungsraster zur Untersuchung der eingangs
vorgestellten Forschungsfragen:
• Gelingt es durch den Einsatz des Computers, die Schüler zu
motivieren?
• Welche Einsatzformen sind besonders motivierend?
Wie würde das Raster aussehen?
• Offen – standardisiert?
• Hochinferent – niedriginferent?
• Indikatoren?
• Formuliert einige Beobachtungsitems
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Befragung
standardisiert
mündlich
offen
Interview
Å-standardisiert ---------halbstandardisiert--------offen-Æ
schriftlich
Fragebogen
Geschlossene Fragen
•
•
•
Offene Fragen
Erfassung der subjektiven Sicht der Beteiligten (Verhalten, Meinungen,
Erwartungen, Einstellungen, Akzeptanz)
Standardisierung erfordert in der Regel relativ gute Kenntnis des
Untersuchungsfelds
„Daumenregel“:
– Hypothesengenerierendes Vorgehen: eher offene Methoden;
– Hypothesenprüfendes Vorgehen: eher standardisierte Methoden
Computer und Internet im Fachunterricht
Formen des Interviews
• Leitfaden-Interview (halbstandardisiert)
– Interview anhand eines vorher vorbereiteten Fragenkatalogs
• Formulierung der Fragen
• Reihenfolge der Fragen
– (Geringe) Abwandlung der Fragen, Zusatzfragen,
Nachhaken zulässig
> Strukturierte „Unterhaltung“
• Narratives Interview
– Interview anhand eines Gesprächsimpulses
• z. B. „Wo waren Sie, als Benno Ohnesorg starb?“
• Einzel- vs. Gruppeninterviews
Computer und Internet im Fachunterricht
Hinweise zum Interview
• Aufklärung des Teilnehmers über den Zweck des Interviews
• Neutrales, höfliches Auftreten
• Nachvollziehbare Reihenfolge der Fragen
– Aufwärmphase
– Inhaltliche Blöcke
– Vermeiden von Redundanzen
• Länge des Interviews (vorher festgelegt, weniger ist mehr!)
• Offene Fragen
– „W-Fragen“, nicht mit schlichtem Ja/Nein beantwortbar
– Keine Suggestiv-Fragen („Finden Sie nicht auch, dass …)
• Aufzeichnung
– Stichworte, evt. Durchführung mit Protokollant
– Tonband
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Auswertung von Interviews
•
•
„Inhaltsanalyse“
Möglicher Fokus:
– beschriebene/dargestellte Ereignisse oder Situationen
– Aussageabsichten/Einstellungen der Befragten
– Politische/soziale Kontexte der dokumentierten
Ereignisse/Situationen
•
Vorgehensweise
– Reduktion auf Kernaussagen
– Bildung von Kategorien
– Kontrastierung / Gemeinsamkeiten
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Fragebogen
•
•
•
•
Befragung in schriftlicher Form
Offene Frage:
Was gefällt Euch am Computereinsatz im Deutschunterricht?
________________________________________________
Geschlossene Frage:
Der Computereinsatz im Unterricht gefällt mir…
‰ gut
‰ nicht gut
Vorteil:
–
–
•
ökonomisch in Durchführung und Auswertung
eher geringer Versuchsleitereffekt
Nachteil:
–
–
–
Eingeschränkte Perspektive
Verfälschungen durch falsch verstandene Fragen
Tw. Selektionseffekte durch mangelhaften Rücklauf
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Arten geschlossener Fragen
•
•
•
Ratingskalen
3-7 stufige Skalen zur Bewertung von Aussagen
Beispiele:
trifft gar
nicht zu
Unser Lehrer kann gut
erklären.
Ich nutze den Computer
…
trifft eher trifft teils/
trifft
trifft
nicht zu
teils zu eher zu voll zu
‰
‰
‰
‰
‰
nie
selten
gelegentlich
häufig
immer
‰
‰
‰
‰
‰
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Computer und Internet im Fachunterricht
Arten geschlossener Fragen
•
•
•
Semantisches Differential
Beispiel:
Unser Unterricht ist …
interessant
einfach
anschaulich
uninteressant
schwierig
abstrakt
Gesichter-Skala
Computer und Internet im Fachunterricht
Computer und Internet im Fachunterricht
Weitere Hinweise
• Einleitung:
– Kurze Beschreibung der Zielsetzung des Fragebogens, der
Verfasser, Angabe eines Adressaten für Fragen
– Hinweise zum Ausfüllen des Fragebogens
– Hinweis auf Anonymität (falls gegeben)
• Vor den Frage(blöcken)
– ggf. Hinweise zum Ausfüllen (z. B. kann eine oder mehrere
Alternativen gewählt werden)
• Schluss
– Demographische Daten eher ans Ende
– Danksagung an Teilnehmer
– Evt. Hinweise, wo und wann Ergebnisse rückgemeldet
werden
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Computer und Internet im Fachunterricht
Übung
• Pias Fragebogen zur Computerproblemen bei älteren
Menschen
• Welche Tipps würdet Ihr Pia für die Verbesserung
ihres Fragebogens geben?
Computer und Internet im Fachunterricht
Nonreaktive Verfahren / Dokumentenanalyse
• Physische Gegebenheiten und Spuren
– z. B. Standort und Zustand von Computern in der Schule
• Schilder, Hinweistafeln, Hausordnungen
– z. B. Hinweise im Computerraum, Nutzerordnungen,
Anmeldeformulare, Belegungspläne
• Dokumente
– z. B. Schulprogramm, Mediencurriculum, Positionspapiere
und Protokolle der Steuerungsgruppe
• Prozesse
– z. B. „Schlüssel“-Personen, Administrationsroutinen, Wer hat
wann und wie Zugang?
Computer und Internet im Fachunterricht
Tests
•
•
Schulleistungen
Computerkompetenz
Beispiel:
28. Wenn ich eine Festplatte formatiere, dann ...
1. richte ich eine neue Datei ein
2. werden alle Daten alphabetisch aufgelistet
3. werden alle Daten gelöscht
4. werden alle Daten geprüft
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