newsletter Netzwerk Sicherheit Nr. 629 Berlin und Bonn In eigener Sache Internationale Plattform für die Entscheider des Zivil- und Katastrophenschutzes Foto: Dombrowsky abe g s u n k t aover" u p r e ann S c hzweitag H i "Pol 20.–21. 21. September 2016, andel‘s Hotel Berlin Europäischer Katastrophenschutzkongress 13. April 2016 ISSN 1867-2000 Begrenzte Möglichkeiten (BS) Das polizeiliche "Gegenüber", egal ob Terrorist, Einbrecher oder auch Gewalttäter, agiert zumeist digital. Es sendet und empfängt Sprach-, Text- und Videoinformationen. Nur ein einziger Akteur in diesem Bereich kann nicht alles: die Polizei. Die globalen Auswirkungen der Digitalisierung haben außerdem zur Folge, dass lokale oder auch landesspezifische Probleme auf globalen Ursachen beruhen können. Das hat nicht zuletzt die Absage des Fußballländerspiels in Hannover gezeigt. Neu erschienen (BS) Die druckfrische April-Ausgabe des Behörden Spiegel ist da. Im Bereich der Inneren Sicherheit finden Sie u.a. einen Artikel zu internationalen Missionen, an denen Angehörige der Bundes- und Landespolizei sowie des Bundeskriminalamtes und der Zollverwaltung beteiligt sind. Parallel dazu werden im Verteidigungsbereich die weltweiten Einsätze der Bundeswehr genauer beleuchtet. Zudem widmet sich die Ausgabe der Personalpolitik bei Polizei und Bundeswehr und der unterschiedlichen Einstellung von IT-Experten bei den Polizeien. Im Katastrophenschutz steht dieses Mal die Unterstützung des Bundes für die Länder durch zusätzliche Fahrzeuge im Fokus. Inhalt/Themen www.civil-protection.com Neue Herausforderungen Des Weiteren sind die Profile und Absichten der Täter im Cyberraum oftmals unklar. Darüber hinaus lassen sich neue Tatformen im Internet feststellen. Die Behörden müssen sich unter Umständen sogar mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen. So existieren beispielsweise Maschinen, die Tweets absenden. Dies kann zu Rufmord, Freitod oder auch zur Destabilisierung von Staaten führen. Der technische Fortschritt lässt zahlreiche Fragen virulent werden. Was muss geändert werden, damit die Polizei auch digital agieren kann? Muss es den Cyber- polizisten geben, der nicht unbedingt auch schießen können muss? Brauchen wir eine neue Ausbildung oder eine neue Laufbahn? Ist eventuell sogar eine Spezialisierung auf bestimmte Aufgabenbereiche erforderlich? Viele offene Fragen Zudem muss debattiert werden, ob eine bessere Ausstattung und mehr Personal notwendig sind und wie sich angesichts globalisierter Gegner künftig traditionelle Zuständigkeiten bei den Sicherheitsbehörden verändern müssen. Schließlich muss die Politik klären, wer eigentlich genau das polizeiliche Gegenüber im digitalen Raum ist. Ist dies Organisierte Kriminalität, ein gemeingefährlicher Krimineller oder womöglich ein Terrorist? Oder vielleicht ein Staat oder sogar eine Firma? Entscheidend bleibt dabei die Frage: Wie kann sich die Polizei in diesem Umfeld als Sicherheitsgarant bewähren? Zu vielen dieser Punkte, die eine große Herausforderung darstellen, konnte der Hannoveraner Polizeitag des Behörden Spiegel und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wichtige Anstöße geben. Die Diskussion aber muss weitergehen. Für die mobile Verwaltung Die Behörden Spiegel App Zweischneidiges Schwert......................2 Nicht verschließen................................3 Erlass wird novelliert.............................8 9. Bürgermeisterkongress.....................9 Die Behörden Spiegel App für nur 9,99 Euro im Jahres-Abonnement. Erhältlich im App Store und im Google Play Store Polizeitag Hannover newsletter Netzwerk Sicherheit 2 Digitalisierung als zweischneidiges Schwert (BS) Die fortschreitende Digitalisierung ist sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung für die Polizei. Auch Personalräte und Gewerkschaften stellt die Entwicklung vor neue Fragestellungen, etwa hinsichtlich der Eingruppierung von Dienstposten oder der Gestaltung von Arbeitsplätzen. Dies betonte der niedersächsische Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Dietmar Schilff, auf dem Polizeitag in Hannover. Zu der Veranstaltung, die unter dem Motto "Digitalisierung - Herausforderung für die Polizei" stand, konnten rund 100 Gäste begrüßt werden. Darunter befanden Martin Hellweg, Vorsitzender des niedersächsischen Polizeihauptpersonalrates, plädierte für eine sozialverträgliche Ausgestaltung der Digitalisierung. sich auch Vertreter aus Hamburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland sowie dem Bundesinnenministerium. Des Weiteren unterstrich Schilff, dass die Digitalisierung nicht nur positive Folgen für Arbeitnehmer hätte. So unterlägen sie unter Umständen beispielsweise Rationalisierungszwängen oder müssten ständig erreichbar sein. Gleichzeitig ermögliche das Phänomen aber auch zeitunabhängigeres Arbeiten, Tele-Arbeit oder das Agieren aus dem Home-Office heraus, so der Gewerkschaftschef weiter. Wohl und Wehe eng zusammen Aus diesem Grunde machte Schilff auch klar: "Bei der Digitalisierung liegen die Gefahren und die Potenziale dicht beieinander." Ziele seiner Interessensvertretung seien in diesem Zusammenhang eine möglichst frühzeitige Einbindung in Entscheidungsprozesse, das Absichern eines zeitgemäßen Datenschutzes sowie der Schutz der Beschäftigten vor einer zu starken Entgrenzung, erläuterte der GdP-Landeschef. Grundsätzlich wolle man dabei die Chancen der Digitalisierung jedoch nicht vollständig einschränken. Den Vor- und Nachteilen der Digitalisierung widmete sich auch der Vorsitzende des niedersächsischen Polizeihauptpersonalrates, Martin Hellweg. Er machte deutlich, dass Der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Niedersachsen, Dietmar Schilff, unterstrich, dass die Digitalisierung sowohl Vor- als auch Nachteile für die Polizei mit sich bringe. Fotos: BS/Feldmann Digitalisierung einerseits zwar zu Rationalisierungen, einer Entgrenzung der Arbeit, einer Notwendigkeit der ständigen Erreichbarkeit, zu Arbeitsverdichtungen und unter Umständen sogar zu einer Leistungs- oder Verhaltenskontrolle führen könne. Andererseits ermögliche sie den Polizeibeamten aber auch eine Entlastung von b Standardaufgaben und erschließe neue Arbeitsbereiche, so Hellweg. Insgesamt unterstrich er: "Die Digitalisierung muss sozialverträglich gestaltet werden." Soziale Medien leicht manipulierbar Robert Kahr von der Deutschen Hochschule der Polizei warnte vor Gefahren sozialer Medien. Foto: BS/Feldmann Nr. 629 April 2016 (BS) Zahlreiche extremistische Gruppen, wie etwa Rechtsradikale oder Islamisten, nutzen soziale Netzwerke zu Propagandazwecken. Dabei machen sie es sich zunutze, dass diese Plattformen anfällig für Manipulationen seien, warnte Robert Kahr von der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Zudem betonte der Wissenschaftler: "Soziale Medien begünstigen das Entstehen von Filterblasen. Außerdem beginnen Gerüchte und Mobilisierungen heutzutage zumeist im Internet." So versuchten Radikale etwa mithilfe der Vermittlung vermeintlich einfacher Wahrheiten oder einer möglichst weitgehenden Abkapselung des Interessenten im Sinne eines "Wir gegen die" Menschen für ihre Ziele zu gewinnen. Intervention hilft definitiv Hiergegen müsse die Polizei aktiv vorgehen. So sei wissenschaftlich nachgewiesen, dass Intervention in solchen Fällen helfe. Sie müsse allerdings unmittelbar im Internet und nicht etwa per klassischer Gefährderansprachen erfolgen. Des Weiteren müsse sie über offizielle Behörden-Accounts stattfinden, verdeutlichte Kahr. Polizeitag Hannover newsletter Netzwerk Sicherheit 3 "Wir können uns der digitalen Welt nicht verschließen." (BS) Dieses eindeutige Fazit zog Niedersachsens Landespolizeidirektor, Knut Lindenau. Zudem betonte er, dass es vielmehr darauf ankomme, dass die Polizei Teil dieser neuen Welt werde. Gleichwohl unterstrich der ranghohe Beamte: "Der Mensch soll von der Digitalisierung nicht überrollt werden. Er soll eher der Ausgangspunkt für die Digitalisierung sein." Dafür sei es jedoch zwingend erforderlich, dass polizeiliche Führungskräfte den Prozess der Digitalisierung noch stärker als bisher annähmen. Dies sei insbesondere notwendig, weil man sich grundsätzlich auf dem Weg zu einer Maschinengesellschaft befinde, so Lindenau weiter. Neue Aufgaben Darüber hinaus zeigte sich der Landespolizeidirektor überzeugt, dass die fortschreitende Digitalisierung auch zu hierarchischen und strukturellen Veränderungen führen werde. Aus seiner Sicht ergäben sich dadurch zahlreiche neue Herausforderungen für die Polizei. Zu diesen gehörten u.a. ein angemessener Umgang mit unstrukturierten Massendaten, eine effektive und effiziente Befassung mit dem Darknet sowie die Lösung von Anonymisierungs- und Verschlüsselungsproblematiken. Dabei käme es auch weiterhin auf gut ausgebildete Polizeibeamte an, denn: "Die Digitalisierung alleine wird keine bessere Polizeiarbeit bringen. Der Mensch bleibt weiter entscheidend." Polizei-Messenger notwendig Ungeachtet dessen konstatierte Lindenau auch, dass es innerhalb der niedersächsischen Polizei durchaus einen Bedarf nach einem einheitlichen, polizeinternen Messengerdienst gäbe. Dieser solle zunächst bei den Spezialkräften des Landes Verwendung finden, mittelfristig aber auch den Beamten des alltäglichen Streifendienstes zugutekommen, betonte der Beamte. In diesem Kontext wies er aber auch auf mögliche Gefahren durch IT-Angriffe für die Arbeit seiner Behörde hin und stellte unmissverständlich klar: "Die Datensicherheit steht an erster Stelle!" So dürfe es etwa niemals passieren, dass Cyber-Kriminelle zum Beispiel die Werte eines Blutalkoholtests verändern könnten. Schlussendlich berich- Niedersachsens Landespolizeidirektor Knut Lindenau betonte, dass die Polizei Teil der digitalen Welt werden müsse. Foto: BS/Feldmann tete Lindenau nicht ohne Stolz, dass die niedersächsische Polizei deutschlandweit eine Führungsrolle bei der Nutzung sozialer Medien übernommen habe. So nutze man beispielsweise die Plattform Twitter für Fahndungen und verfüge bei Facebook über eine eigene Karriere-Fanseite. Des Weiteren existiere bei der Landespolizei eine spezielle Digitalisierungsstrategie ("Strategie 2020"), schloss Lindenau. Hierarchie nicht mehr hinreichende Begründung (BS) "Hierarchie bildet Führungsstrukturen und -prozesse nur sehr eingeschränkt ab." Dies betonte Dr. Lars Wistuba vom niedersächsischen Innenministerium bei Polizeitag in Hannover. Zudem unterstrich Dr. Lars Wistuba widmete sich dem Verhältnis zwischen Hierarchie und Führung. Foto: BS/Feldmann Nr. 629 April 2016 er: "Hierarchie legitimiert Führung nicht mehr hinreichend!" So könnten Vorgesetzte heutzutage auch gegen ihren Willen von ihren Mitarbeitern entmachtet werden, zeigte sich der Polizeibeamte überzeugt. Denn: "Führung ist ein sozialer Prozess." Zudem behindere Hierarchie die Lösung neuer, komplexer Probleme, so der ausgebildete Sozialwissenschaftler weiter. Mehrere Perspektiven Bei der Bewältigung von Komplexität helfe nur die Integration verschiedener, gleichrangiger Perspektiven, zeigte sich Wistuba überzeugt. Dieser Gleichrangigkeit stehe allerdings erneut die Hierarchie entgegen, schränkte der Polizist ein. Zu deren Herkunft sagte Wistuba: "Stärke ist der Ursprung hierarchischer Systeme." Um die Probleme eines hierarchischen Denkens bei der niedersächsischen Polizei zu überwinden, bedürfe es eines sogenannten "Police Social Networks". Für dessen Aufbau plädierte der Ministeriumsvertreter für die Kombination verschiedener positiver Elemente unterschiedlicher existierender sozialer Netzwerke. So könne man etwa Teile von Facebook und LinkedIn miteinander verbinden, erläuterte Wistuba. Zudem zeigte er sich überzeugt, dass ein derartiges "Police Social Network", das in Niedersachsen möglicherweise bis 2020 in Betrieb gehen könnte, große Vorteile biete. Dazu gehöre seines Erachtens u.a. die Tatsache, dass Führung durch Beteiligung und Integrationsleistung legitimiert würde und agile Strukturen aufgebaut werden könnten. Polizeitag Hannover newsletter Netzwerk Sicherheit 4 Darknet bietet für Kriminelles alles (BS) "Im Darknet sind alle Dienstleistungen für eine erfolgreiche Begehung von Straftaten im Internet erhältlich." Darauf machte Sebastian Salamon von der Polizeidirektion Hannover aufmerksam. Zugleich unterstrichen er und seine Kollegin Annika Rode, dass in den Foren dieser Art des Internets eine eigene Form der Sprache verwendet werde und alle derartigen Austauschplattformen denselben Aufbau aufwiesen. Verschleierung der digitalen Identität So finde man dort immer Werbung, die direkt mit Online-Shops für den Kauf verbotener Waren verknüpft sei, berichteten die beiden Polizeibeamten. Des Weiteren seien alle Darknet-Foren hierarchisch or- Heiko Heimann vom niedersächsischen Landeskriminalamt stellte die landesweite Arbeitsgemeinschaft zum Umgang mit unstrukturierten Daten vor. Präsentierte unterschiedliche "InternetArten": Annika Rode. Fotos: BS/Feldmann Sebastian Salamon von der Polizeidirektion Hannover warnte vor aus dem Darknet drohenden Gefahren. ganisiert und verfügten über ein eigenes Bewertungssystem, so Salamon und Rode weiter. Zudem gingen die beiden Spezialisten auf die verschiedenen "Arten" des digitalen Raumes ein. Dazu gehören u.a. das Clearnet, das Deepweb sowie das Darknet. Für dessen Nutzung ist die Verwendung des sogenannten "Tor-Browsers" erforderlich, der die IP-Adresse des Nutzers verschleiert. In Bezug auf die Bekämpfung von Cybercrime zeigten sich die beiden Hannoveraner Polizisten schließlich überzeugt, dass es bei ihr auf eine gute und enge Kooperation zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft ankomme. In der niedersächsischen Landeshauptstadt sei dies gegeben, berichteten Salamon und Rode nicht ohne Stolz. Dem Umgang mit unstrukturierten Datenmengen beziehungsweise Massendaten widmete sich in Hannover Heiko Heimann vom niedersächsischen Landeskriminalamt. Dabei unterstrich er: "Die Polizei muss den Bürger als Datenlieferanten betrachten. Das bietet auch neue Chancen für die Polizei." Des Weiteren berichtete er, dass das Bundeskriminalamt ein hoch redundantes Hinweisportal im Internet aufgebaut habe, an dem sich die Länder beteiligen könnten, aber nicht müssten. Niedersachsen wolle dies allerdings tun und verfüge darüber hinaus über eine landesweite Arbeitsgruppe zum polizeilichen Umgang mit Massendaten, schloss Heimann. Mobiler Beruf braucht mobile Lösungen Marco Trumtrar von der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen erläuterte die im Einsatz befindlichen Tablets. Foto: BS/Feldmann Nr. 629 April 2016 (BS) Da Polizeibeamte viel auf der Straße unterwegs seien und so einen mobilen Beruf ausübten, bräuchten sie auch portable Geräte und Lösungen. Davon zeigte sich Marco Trumtrar von der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen überzeugt. Ziel müsse dabei immer sein, den Kollegen alle polizeilichen Fachanwendungen unmittelbar vor Ort zur Verfügung zu stellen, unterstrich der Beamte. Des Weiteren komme es darauf an, auch bei mobilen Endgeräten einen Zugriff auf das Polizeinetz zu ermöglichen und eine Sicherheitslösung für alle Nutzer anzubieten. Gleichzeitig stehe man im Bereich des "Mobile Policing" allerdings auch vor erheblichen Herausforderungen. Dazu gehörten u.a. die Finanzierbarkeit von Projekten, die Benutzbarkeit der Geräte sowie die Informationssicherheit. Aktuell nutze die niedersächsische Polizei 150 Tablets vom Typ "Sony Xperia Z 3". Sie enthielten zahlreiche polizeiliche Anwendungen sowie einen gefilterten Internetzugang, berichtete Trumtrar. Über das Gerät seien unmittelbar etwa Halterabfragen und Personenfahndungen möglich, hieß es. Polizeitag Hannover newsletter Netzwerk Sicherheit 5 "Sicherheit ist das Wichtigste überhaupt!" Diskutierten über den Personalbedarf der niedersächsischen Polizei sowie über die Erforderlichkeit von IT-Experten für die Behörde: Jörg Bode (FDP), Angelika Jahns (CDU), R. Uwe Proll (Moderator), Dietmar Schilff (Landesvorsitzender der GdP), Michael Höntsch (SPD) und Meta Janssen-Kucz (Bündnis 90/Die Grünen). Foto: BS/Feldmann (BS) Mit dieser eindeutigen Aussage eröffnete Angelika Jahns, Innenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag, die abschließende Diskussionsrunde des Hannoveraner Polizeitages. Zudem stellte sie klar: "Die Polizei benötigt mehr Personal." Hierfür erhielt sie Zuspruch von dem FDP-Abgeordneten Jörg Bode sowie der Grünen-Politikerin Meta Janssen-Kucz. Ebenso stimmte dem der niedersächsische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Dietmar Schilff, zu. Er betonte: "Wir brauchen unbedingt neues Personal. Es gibt dringenden Handlungsbedarf." Auf dem richtigen Weg Auch Janssen-Kucz räumte ein: "Die niedersächsische Polizei hat ein Personalproblem." Zugleicht erklärte sie jedoch: "Wir haben viele Baustellen aufgenommen und arbeiten sie nun ab!" So zeigte sich die Grünen-Abgeordnete auch überzeugt, dass man mit den beschlossenen 250 zusätzlichen jährlichen Einstellungen bei der Nr. 629 April 2016 Landespolizei auf dem richtigen Weg sei. Bode wiederum verlangte eine erhöhte Polizeipräsenz auf der Straße. Gleichwohl räumte der FDP-Abgeordnete ein: "Das Personalproblem ist zwar da, braucht aber Zeit, weil die Beamten erst ausgebildet werden müssen. Einen anderen Aspekt der Aus- und Weiterbildung bei der niedersächsischen Polizei sprach Michael Höntsch von den Sozialdemokraten an. Auch Externe einbeziehen Er machte deutlich: "Wir brauchen IT-Fachkräfte bei der niedersächsischen Polizei." Aus diesem Grunde sei auch überlegenswert, inwiefern die Ausbildungsinhalte an die sich ständig wandelnden Anforderungen der Informationstechnologie angepasst werden könnten, so Höntsch. Bode und Jahns verlangten in diesem Zusammenhang, im Cybercrime-Bereich auch auf Experten von außen zurückzugreifen. Janssen-Kucz wiederum merkte an, dass dies bei der Landespolizei heute bereits der Fall sei. Das Problem liege woanders. "Bis- her fehlt noch der Markt für IT-Experten. Das erschwert die Anwerbung von Personal für die Polizei", zeigte sie sich überzeugt. Dietmar Schilff machte dabei auf die enge Verknüpfung zwischen Digitalisierung und Cybercrime aufmerksam. Er verlangte: "Hierfür benötigen wir entsprechende Fortbildungsangebote." Einen anderen Anknüpfungspunkt sah Janssen-Kucz. Sie plädierte dafür die Motivation für die Ergreifung des Polizeiberufs zu erhöhen: "Hier müssen wir etwas tun." Streitpunkt Datenschutz Dissens zeigte sich beim Thema Datenschutz. Während die Christdemokratin Jahns für dessen Flexibilisierung hierzulande eintrat und betonte: "Wir müssen die Gesetzeslage öffnen", unterstrich JanssenKucz die hohe Bedeutung des Rechtsgutes Datenschutz. Die Grünen-Parlamentarierin entgegnete Jahns: "Der Datenschutz ist ein zu hohes Gut, um es einfach und leichtfertig über Bord zu werfen!" Polizei/SIcherheit newsletter Netzwerk Sicherheit 6 Bundeswehreinsatz im Inneren abgelehnt Mehr Überwachung (BS) Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) lehnt politische Vorstöße der Bundesregierung, die Bundeswehr im Inneren einzusetzen, klar ab. "Die Bundeswehr ist für die äußere, die Polizeien der Länder und des Bundes für die innere Sicherheit zuständig“, betonte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow. Diese Trennung habe sich in Krisenzeiten bewährt, und auch heute gäbe es keinen Grund, diese Trennung aufzuheben. Es sei unzweifelhaft, dass die gegenwärtige abstrakte Terrorgefahr Polizisten stark beanspruche. Der Ruf nach der Bundeswehr sei aber der falsche Weg, die Sicherheitslage zu verbessern. "Terroristen sind gefährliche Straftäter. Sie zu verfolgen, dingfest zu machen und vor Gericht zu stellen, ist (BS) Die nordrhein-westfälische Polizei weitet die Videobeobachtung gezielt aus. Die Technik wird künftig auch an Standorten in Köln, Dortmund, Duisburg, Aachen und Essen eingesetzt. Bisher wurde die Technik in Düsseldorf und Mönchengladbach eingesetzt. "Das ist ein Baustein unserer Strategie für mehr Sicherheit in NordrheinWestfalen. Kameras werden verstärkt an bestimmten Kriminalitätsschwerpunkten eingesetzt", erklärte Innenminister Ralf Jäger (SPD). Gleichzeitig schränkte er jedoch ein, dass es keine flächendeckende Videobeobachtung im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland geben werde. Aufgabe von Polizei und Justiz, die bislang auch erfolgreich bewältigt wurde", so Malchow. Statt eine Debatte über den Einsatz der Bundeswehr im Inneren anzufachen, sollten nach Auffassung der GdP die Kräfte für eine Personalaufstockung und für eine bessere Sicherheitsausstattung gebündelt werden. Klare Linie erforderlich "Viele Polizeibehörden haben bereits reagiert und für meine Kolleginnen und Kollegen für zusätzliche Bewaffnung und weitere Schutzwesten gesorgt. Wir brauchen keine sicherheitspolitische Irrfahrt, sondern klare Konzepte zur Terrorbekämpfung", schloss Malchow. Freiwilligen Polizeidienst reaktiviert (BS) Die Universitätsstadt Gießen führt den Freiwilligen Polizeidienst wieder ein. Die Voraussetzungen hierfür wurden mit der Unterzeichnung des entsprechenden Vertrags durch Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) und die Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen, Dietlind Grabe-Bolz (SPD), geschaffen. Die Vereinbarung ist die Voraussetzung für eine Förderung im Zuge der Interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ). "Es freut mich sehr, dass die Universitätsstadt Gießen den Freiwilligen Polizei- dienst wieder einführt. Die 'Nachbarn in Uniform' haben sich landesweit als zuverlässige Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger erwiesen", betonte Beuth. In Gießen existierte der Freiwillige Polizeidienst bereits seit 2003. Nach seiner Einstellung im Jahr 2013 wird er nun erneut aufgenommen. Insgesamt 20 freiwillige Polizeihelfer sollen zukünftig wieder zusammen mit städtischen Ordnungskräften und in Kooperation mit der Polizei in Uniform auf Streife gehen. Befristete Anordnungen Die Polizei darf Videoüberwachung nur unter engen Voraussetzungen einsetzen. So kommt dieses Mittel beispielsweise nur an Kriminalitätsschwerpunkten in Betracht. Die Kameras dürfen darüber hinaus allein der Verhinderung von Straftaten dienen und nicht zu einer Verlagerung der Kriminalität an andere Orte führen. "Besonders wichtig ist, dass die Monitore in unmittelbarer Nähe der Kameras ständig beobachtet werden", betonte der Ressortchef. Nur so sei gewährleistet, dass die Polizeibeamten bei Gefahr sofort eingreifen könnten, verdeutlichte der Politiker. Die Anordnungen sind auf ein Jahr befristet. Danach muss geprüft werden, ob die Videobeobachtung weiter erforderlich ist. Kommunaler Flüchtlingskongress 2016 6. Juni, Nürnberg Eine Veranstaltung unter der Schirmherrschaft von Johannes Hintersberger, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration Eine Veranstaltung des Nr. 629 April 2016 www.fluechtlingskongress.de Polizei/Sicherheit newsletter Netzwerk Sicherheit 7 Ohne Autorität geht es nicht (BS) "Auch ein demokratischer Rechtsstaat kann nicht auf Autorität verzichten!" Das machte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, zu Beginn des diesjährigen Kongresses des Verbandes für Sicherheitstechnik (VfS) in Potsdam deutlich. Zudem betonte er die enorme Bedeutung von Nachrichtendiensten für die deutsche Sicherheitsarchitektur. Des Weiteren plädierte Wendt dafür, die Datenschutzbestimmungen hierzulande angesichts der angespannten Sicherheitslage einer Überprüfung zu unterziehen. Diesbezüglich betonte er: "Hier hat die Politik eine große Verantwortung." Zusammenarbeit vonnöten Für mehr digitale Souveränität der Bundesrepublik - auch angesichts von 2.000 bis 3.000 täglichen Angriffen auf die Bundesnetze - wiederum sprach sich der Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes, Guido Müller, aus. Außerdem appellierte er an die Unternehmen: "Deutschland braucht die Kooperation zwischen den Sicherheitsbehörden und der Wirtschaft." Zugleich stellte der Nachrichtendienstler jedoch auch klar: "Der Bundesnachrichtendienst betreibt keine Wirtschaftsspionage!" Letztlich wies Müller noch darauf hin, dass sich sowohl die Quantität als auch die Qualität der Angriffe aus dem digitalen Raum in den letzten Jahren grundlegend geändert hätten, die Attacken gleichwohl weiterhin massive Schäden verursachen Guido Müller, Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes, plädierte für mehr Zusammenarbeit zwischen Behörden und Unternehmen. Nr. 629 April 2016 würden und auch der Innentäter in Bezug auf Wirtschaftsspionage und Cybercrime weiterhin von erheblicher Relevanz sei. Weitere Themen der zweitägigen Tagung waren u.a. unbemannte Flugsysteme, Gefahrenmanagementsysteme und drohende Gefahren durch Radikalisierung und Islamisierung. So erläuterte beispielsweise Christian Janke vom European Aviation Security Center im brandenburgischen Schönhagen, zu welchen kriminellen Zwecken Drohnen eingesetzt werden könnten. Gleichzeitig präsentierte er aber auch aktive und passive Schutzmaßnahmen gegen die unbemannten Flugsysteme. Dazu zählen etwa Detektions- und Klassifizierungsmöglichkeiten, das Anbringen von Netzen oder die Störung des GPS-Signals der Drohne. Zudem unterstrich der Experte: "Drohnen können auch Teil eines Schutzkonzeptes sein." Nicht völlig neu Einem gänzlich anderen Thema widmete sich Gülden Hennemann vom bayerischen Justizministerium. Sie ging auf Gefangene mit salafistischen Bezügen im Strafvollzug des Freistaates ein. Dabei machte sie deutlich, dass Radikalisierung und Islamisierung keineswegs völlig neue Phänomene und auch Justizvollzugsanstalten nur ein, aber nicht der einzige, Ort der Radikalisierung seien. Mögliche Faktoren, die zur Entstehung einer extremistischen Einstellung beitragen könnte, seien fehlende Perspektiven, die Suche nach dem Sinn des Lebens oder mangelhafte Anerkennung durch das gesellschaftliche oder private Umfeld, so die Referentin. Ebenfalls zur Ausbildung eines radikalen Weltbildes beitragen könnten darüber hinaus dysfunktionale Familienstrukturen, betonte Hennemann. Des Weiteren konstatierte sie: "Radikalisierung fängt nicht gleich beim Terror an!" Auf die Elemente eines effizienten Informationsschutzmanagements ging schließlich Martin Lossen vom Bundesamt für Verfassungsschutz ein. Dabei unterstrich der frühere Staatsanwalt: "Der Mensch bleibt die größte Sicherheitslücke." Aus diesem Grunde sei es von großer Bedeutung, dass Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, unterstrich, dass auch ein Rechtsstaat wie Deutschland nicht gänzlich ohne Autorität auskomme. Fotos: BS/Feldmann die Mitarbeiter eines Unternehmens zufrieden seien und Vorgesetzte sich dem Thema Sicherheit auch selbst annähmen. Ansonsten drohten durch Innentäter unter Umständen erhebliche Gefahren, schloss Lossen. LZPD-Spitze wieder besetzt (BS) Neuer Direktor des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste Nordrhein-Westfalen (LZPD) in Duisburg wird der Leitende Rainer Pannenbäcker. Kr i m i n a l d i - Foto: BS/MIK NRW rektor Rainer Pannenbäcker (57). Er tritt die Nachfolge von Jürgen Mathies an, der im Januar Kölner Polizeipräsident wurde. Rainer Pannenbäcker begann seine Kariere 1975 als Streifenpolizist in Essen. 1984 wechselte er zur Kriminalpolizei. Mit leitenden Funktionen ist der gebürtige Essener seit 1992 beauftragt. Auch das LZPD kennt er bereits gut. Er war dort von 2009 bis 2012 als Abteilungsleiter tätig. Zuletzt leitete er das Referat Polizeilicher Staatsschutz im Düsseldorfer Innenministerium. Kommunale Ordnung newsletter Netzwerk Sicherheit 8 Nordrhein-Westfalen überarbeitet Freizeitlärm-Erlass (BS) Veranstaltungen auf dem Bonner Kunst!Rasen mussten abgesagt werden. Nachbarn klagten wegen Lärmbelästigung. Einem mehrtägigen Wasser-LichtMusik-Spektakel in der Bonner Innenstadt erging es genauso. Doch die Geräuschempfindlichkeit erregte nicht nur am Rhein die Gemüter, sondern auch an der Ruhr. Um mehr Freizeitlärm zuzulassen, ohne die Werte zu ändern, hat es sich die nordrhein-westfälische Landesregierung zur Aufgabe gemacht, den Runderlass Freizeitlärm des Umweltministeriums zu novellieren. Kostenpflichtige Lärmgutachten Veranstalter von Schützenfesten und Konzerten fürchten mehr Bürokratie sowie aus ihrer Sicht zu niedrige Schwellenwerte. So wurde teilweise von einer Obergrenze von 65 Dezibel bei Festen in Ortskernen berichtet. Zudem war die Rede davon, dass die Genehmigungsbehörden künftig auch Lärmgutachten anfordern könnten, die von den Antragsstellern bezahlt werden müssten. Aus dem Düsseldorfer Umweltministerium heißt es hingegen, dass sich an den Immissionsrichtwerten nichts ändern werde. Diese würden weiterhin als zentrale Beurteilungsmaßstäbe dienen und seien auch künftig grundsätzlich vom Zeitpunkt der Veranstaltung sowie von der Schutzwürdigkeit des betroffenen Gebietes abhängig. Außerdem seien Schallgutachten für eine Genehmigung nicht zwingend erforderlich, da die Ausgestaltung der Antragsprüfung im behördlichen Ermessen liege. Aus diesem Grunde könne sie beispielsweise auch aufgrund von Ortskenntnissen erfolgen. Mehr "seltene Ereignisse" Gleichzeitig soll Kommunen die Möglichkeit eingeräumt werden, mehr Veranstaltungen als bisher zu genehmigen. Dafür ist eine Erhöhung der Anzahl der jeweils zulässigen "seltenen Ereignisse" von zehn auf 18 pro Jahr und Gemeinde vorgesehen. Bei diesen Veranstaltungen sind tagsüber Geräuschspitzen von bis zu 90 Dezibel erlaubt. Weitere Ausnahmegenehmigungen seien darüber hinaus unter Zurückgreifen auf das Landes-Immissionsschutzgesetz zulässig, so eine Ministeriumssprecherin. Anwohner fühlen sich durch Veranstaltungslärm zum Teil erheblich gestört. In Nordrhein-Westfalen soll der Runderlass Freizeitlärm hier für einen Interessensausgleich sorgen. Das Papier wird momentan novelliert. Foto: BS/Dieter Schütz, pixelio.de Den kompletten Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Behörden Spiegel auf der Seite 28. Keine Hauptverhandlung Personelle Stärkung (BS) Das Duisburger Landgericht hat die Anklage gegen sechs Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie vier Beschäftigte des Veranstalters der Love Parade nicht zur Hauptverhandlung zugelassen. Den Beschuldigten waren fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung zur Last gelegt worden. Bei einer Massenpanik während der Techno-Parade waren 2010 insgesamt 21 Menschen getötet und über 650 verletzt worden. (BS) Der Stadtrat Kaiserslauterns hat beschlossen, zusätzliches Personal für den Kommunalen Ordnungsdienst einzustellen. Geplant sind vorerst sechs zusätzliche Stellen, um das Niveau anderer rheinlandpfälzischer Städte mit ähnlichen Bevölkerungszahlen zu erreichen. Begründet wird die personelle Aufstockung mit dem immer größer werdenden Aufgabenspektrum der Mitarbeiter. Dazu zählen neben der allgemeinen Gefahrenabwehr unter anderem der Schutz hilfloser Personen, das Vorgehen gegen Lärmbelästigungen sowie Aufenthaltsermittlungen. Momentan verfügt der städtische Vollzugsdienst über 18 Mitarbeiter, die im Drei-Schicht-System tätig sind. Der Antrag stammte von den Sozialdemokraten. Gericht erlässt Nichteröffnungsbeschluss Die Staatsanwaltschaft hatte im Februar 2014 Anklage erhoben, seither prüften die Richter diese im Rahmen eines langwierigen Zwischenverfahrens. Nun urteilten sie, dass die von der Anklagebehörde vorgelegten Nr. 629 April 2016 Beweise wohl nicht für eine Verurteilung ausreichen würden. Gegen den Nichteröffnungsbeschluss hat die Staatsanwaltschaft sofortige Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt. Gleiches planen die Vertreter der Nebenklage. Ist diese jedoch erfolglos, sind alle Rechtsmittel ausgeschöpft. Eine erneute Anklage gegen die Beschuldigten wäre dann nur bei Vorlage neuer Beweise zulässig. Die Deutsche Polizeigewerkschaft bedauerte die Entscheidung. Ihr Bundesvorsitzender Rainer Wendt sagte: "Dass die Richter nun entschieden haben, gegen die Verantwortlichen der Stadt Duisburg und gegen den Veranstalter nicht zu prozessieren, ist natürlich für die Angehörigen der Opfer der Katastrophe nur schwer nachvollziehbar." Katastrophenschutz newsletter Netzwerk Sicherheit 9 Plattform für Bürgermeister und Landräte (BS) Außergewöhnliche Ereignisse können an jedem Ort und zu jeder Zeit auch in Deutschland auftreten. Niemand kann sich vor verkehrsbedingten Unglücken, Hochwasser oder IT-Angriffen schützen. Nicht immer müssen diese Ereignisse auch Katastrophen großen Ausmaßes sein, die sofort überregionale Reaktionen auslösen. Es kann durchaus vorkommen, dass die kommunale Ebene, also insbesondere Bürgermeister und Landräte, unverzüglich reagieren und entsprechende Gefahrenabwehrmaßnahmen veranlassen müssen. Spannendes Programm Hier liefert der Behörden Spiegel eine Entscheidungshilfe. Aus diesem Grunde veranstaltet er auch in diesem Jahr wieder den Bürgermeisterkongress in Bad Neuenahr. Dieser findet am 18. und 19. April 2016 im Dorint-Parkhotel statt. In dessen Rahmen wird u.a. Bodo Klimpel, Bürgermeister der Stadt Haltern, aus der viele Opfer des Germanwings-Absturzes stammten, die Konsequenzen der Katastrophe für seine Gemeinde erläutern. Zudem präsentiert der Vizepräsident des Technischen Hilfswerkes, Gerd Friedsam, das deutschlandweite Engagement der Bundesanstalt in der Flüchtlingshilfe. Darüber hinaus widmet sich eine Expertengruppe dem Thema "Notfälle in öffentlichen Einrichtungen". Hierzu zählen beispielsweise Amokläufe oder Geiselnahmen. Über die effektive Bewältigung solcher Lagen debattieren etwa Anke Hein aus dem Düsseldorfer Innenministerium sowie die Geschäftsführerin des Jobcenters im Rhein-Kreis Neuss, Wendeline Gilles. Ergänzt wird das umfangreiche Programm durch Vorträge zur Einbindung ungebundener Helfer sowie zu den Auswirkungen der Zuwanderung auf die Wohnungsmärkte. Neben der Diskussionsrunde zu Notfällen in öffentlichen Gebäuden wird in zwei weiteren Thesendebatten über Sicherheit bei Großveranstaltungen und die Herausforderungen für die Kommunen aufgrund des Flüchtlingszustroms gesprochen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat bei der Veranstaltung eine beratende Funktion inne. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten zum Kongress finden Sie HIER. Eine Veranstaltung des Beschaffertage 2016 Fachliche Leitung: 1. – 2. Juni 2016, Bonn Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit unter: www.bos-beschaffertage.de Nr. 629 April 2016 Katastrophenschutz newsletter Netzwerk Sicherheit 10 Verzögerte Auslieferung an Bundesländer (BS) Zahlreiche Kommunen in Deutschland müssen länger als ursprünglich gedacht auf Fahrzeuge des Bundes im Rahmen des ergänzenden Zivilschutzes warten. So haben etwa die Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen noch immer keines der vom Bundesinnenministerium (BMI) zugesagten Löschgruppenfahrzeuge Katastrophenschutz (LF-KatS) erhalten. Das entsprechende Konzept wurde jedoch bereits 2007 verabschiedet. Einige Gemeinden haben nun baugleiche Fahrzeuge selbst beschafft, um Engpässe bei ihren Feuerwehren zu verhindern. Diesen Weg sind unter anderem Ratingen und Münster gegangen. Dafür wurden eigene Mittel in die Haushalte eingestellt. In Bonn wiederum warte man hingegen weiterhin auf die vier von der Bundesebene versprochenen LF-KatS, sagt Feuerwehrchef Jochen Stein. Wenig Hilfe Er kritisiert: "Das Problem schwelt bereits seit mehreren Jahren. Die Feuerwehren haben zwar ausreichend Personal, aber einfach nicht genügend Fahrzeuge. Da kommt zu wenig vom Bund." Zudem meint er: "Die Politik muss die Freiwilligen Feuerwehren und die ehrenamtlichen Helfer stärker unterstützen. Die momentane Situation ist insbesondere für die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren sehr frustrierend." Denn sie müssten, da oftmals kein anderweitiger Ersatz möglich sei, die bisherigen, zum Teil bereits altersschwachen Fahrzeuge weiternutzen. Bei diesen gestalte sich die Ersatzteilbeschaffung jedoch immer schwieriger, was teilweise höhere Ausfallzeiten zur Folge hätte, so Stein weiter. Diesbezüglich wird er deutlich: "Das ist ein Problem für die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren. Das gesamte Konzept des ergänzenden Zivilschutzes des Bundes ist unterfinanziert." Auch der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, betont: "Die leistungsfähigen Feuerwehren sind das Rückgrat des Katastrophenschutzes. An dieser Stelle ist der Bund in der Pflicht, die noch fehlende Ausstattung voranzutreiben Nr. 629 April 2016 Bei der Auslieferung der Löschgruppenfahrzeuge Katastrophenschutz (LF-KatS, Foto) hält der Bund seine ursprünglich getroffenen Zusagen nicht vollumfänglich ein. Foto: BS/xBasti1102, CC BY-SA 2.0, flickr.com und die Struktur des Zivilschutzes anzupassen." Das Bundesinnenministerium hingegen begründet die Verzögerungen anders. Hier wird darauf verwiesen, dass die durch die Finanzkrise ausgelösten Sparzwänge sowie die Anstrengungen der Bundesregierung zur Konsolidierung des Bundeshaushaltes aufgrund der grundgesetzlichen Schuldenbremse zu Beginn der Planungen des Ausstattungskonzeptes im Jahr 2007 nicht vorhersehbar gewesen seien. Die erforderlichen Einsparungen hätten deshalb auch den Zivilschutz sowie die ergänzende Ausstattung des Bundes betroffen. Des Weiteren seien die Beschaffungen von den tatsächlich vorhandenen Haushaltsmitteln abhängig, erklärte ein Sprecher. Stünden weniger Mittel zur Verfügung, verschiebe sich die gesamte Beschaffungsplanung und sei der eigentlich avisierte Endbestand nicht mehr in vollem Umfang erreichbar. Dies gehe grundsätzlich zu Lasten aller Fahrzeugtypen, hieß es. Besserung in Sicht Auch für die Tatsache, dass NordrheinWestfalen noch kein neues Löschgruppenfahrzeug Katastrophenschutz nach dem Ausstattungskonzept von 2007 erhalten hat, findet das Ministerium eine einfache Erklärung. Grund dafür sei, dass zu Beginn der Umsetzung des Ausstattungskonzepts die vorhandenen, bundesfinanzierten Fahrzeuge, die maximal 17 Jahre alt waren, auf den damaligen Bestand angerechnet worden seien. Nordrhein-Westfalen habe zu diesem Zeitpunkt über eine hohe Anzahl an anrechenbaren Löschfahrzeugen verfügt. Durch die Aussonderung relativ vieler Löschfahrzeuge in den vergangenen beiden Jahren sei das Bundesland in der Reihenfolge der Länder, die Neuanschaffungen erhalten, nun jedoch weiter nach vorne gerückt. Aus diesem Grunde soll die Düsseldorfer Landesregierung noch in diesem Monat sieben LF-KatS erhalten. Weitere Auslieferungen des Bundes seien für 2017 geplant. Auch Nina Warken, Mitglied im Innenausschuss des Deutschen Bundestages, zeigt sich optimistisch. Sie betont: "Grundsätzlich steht der Bund zu dem Fahrzeugkonzept. Zudem wurden bereits 83 Prozent der Fahrzeuge an die Länder ausgegeben. Das zeigt: Man ist nach wie vor auf einem guten Weg." Den kompletten Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Behörden Spiegel auf der Seite 49. 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