Aus Schweiss wird Schweiz - UPD

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Newsletter 70 – Februar 2016
UPDate
Aus Schweiss wird Schweiz
In den UPD gibt es seit vielen Jahren Deutschkurse für fremdsprachige
Patient­
innen und Patienten. Warum
bieten wir überhaupt solche Kurse an?
Können die Patientinnen und Patienten nicht in öffentlich ausgeschriebene
Kurse bei isa, Migros oder Heilsarmee
gehen?
Das können sie sicherlich, wenn es ihr Gesund­
heitszustand zulässt. Oft ist es aber so, dass die
Patientinnen und Patienten – bedingt durch die
psychische Erkrankung, die Medikamente oder
die fehlende Konzentration – nicht in der Lage
sind, in öffentlichen Kursen Schritt zu halten.
In den Deutschkursen der UPD wird das Spre­
chen gefördert, Grammatik gelernt, Diktate ge­
schrieben oder ein Text gelesen, um Aussprache
und Textverständnis zu fördern. Die Teilnehmen­
den erhalten Hausaufgaben. Aber anders als in
herkömmlichen Kursen besteht kein Leistungs­
druck, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Die Teil­
nahme und das Mitmachen, soweit möglich, ist
ein erster Schritt auf dem Weg zur deutschen
Sprache.
Im vergangenen Jahr besuchten rund 70 Per­
sonen einen der drei Deutschkurse in den UPD,
darunter stationäre, ambulante und ehemalige
Patientinnen und Patienten. Die Herkunftsländer
der Migrantinnen und Migranten sind sehr viel­
fältig; am häufigsten vertreten sind Personen
aus Sri Lanka, Eritrea und der Türkei.
Manchmal kommen Patientinnen oder Patien­
ten einige Wochen nicht in den Kurs, weil es
ihnen psychisch nicht gut geht. Es freut die
Teilnehmenden aber immer besonders, wenn
lange abwesende Personen plötzlich wieder er­
scheinen. Diese wurden auch schon mit Applaus
SprechBar 3
KJP 3
Jubiläum
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Veranstaltungen
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Newsletter 70 – Februar 2016
empfangen. Als Kursleiterin erlebe ich auch aus­
sergewöhnliche Situationen: beispielsweise ein
blinder Patient, der nicht nur den Kurs besuchte,
sondern auch bei den Diktaten mitmachte. En­
gagiert schrieb er seinen Text auf das Papier und
mitunter auf den Tisch.
Ebenfalls brachten Kursbesucherinnen ihre
Säuglinge mit. Auch dies beeinträchtigte den
Kurs in keiner Weise. Immer wieder stelle ich
fest, wie flexibel, offen und solidarisch die Teil­
nehmerinnen und Teilnehmer sind. Und es wird
auch viel gelacht, über Aussprachefehler, über
die falsche Wortwahl, über lustige Geschichten.
Einen Lacher gibt es beispielsweise, wenn die
Patienten regelmässig das Z nicht stark ausspre­
chen und aus Schweiz Schweiss wird.
Diktattext des Blinden: «Er darf sein Geld …»
Daniela Weissmüller
Der Sozialdienst hat sich im Jahr 2014 um
eine externe Finanzierung der Deutschkurse
bemüht und mit der Informationsstelle für
Ausländerfragen (isa) eine neue Geldgeberin
gefunden. Die isa finanziert alle Kurse über
die Erziehungsdirektion.
Im Zentrum steht die Begegnung …
Der Wohnverbund Oberburg der UPD betreibt
neu in Kooperation mit pro infirmis Burgdorf
und der Stiftung intact in Burgdorf die Sprech­
Bar im Wartsaalcafé am Bahnhof Steinhof in
Burgdorf. Die SprechBar richtet sich an Men­
schen mit und ohne Psychiatrieerfahrung, wel­
che gerne einen Abend gemeinsam verbringen
möchten. Der Leitgedanke hinter dem Angebot
SprechBar ist: Macht ein Mensch mit Psychiat­
rieerfahrung den Schritt in die eigene Wohnung
sind Freizeitangebote, welche er in einer Institu­
tion nutzte, für ihn nicht mehr oder nur bedingt
erreichbar. Wird dieser Umstand aus Sicht der
sozialen Teilhabe betrachtet , kann es von Vorteil
sein, die Kompetenz der Freizeitgestaltung be­
reits während eines institutionellen Aufenthalts
extern aufzubauen. Bis Ende März 2016 befindet
sich die SprechBar in der Projektphase und wird
Ueli Kunz
dann evaluiert.
Die SprechBar
– bietet eine Möglichkeit, die Freizeit zu verbringen und mit anderen Menschen in Kontakt zu
treten.
– findet einmal in der Woche im Wartsaal-Café der Stiftung intact statt (jeweils Mittwochs,
mit einzelnen Ausnahmen). Hier werden Getränke und ein Essen zu günstigen Konditionen
angeboten.
– plant einmal im Monat ein Angebot zu einem bestimmten Thema, zum Beispiel Vorträge, Dia­
shows, Lesungen, Inputs, usw. von Betroffenen oder Fachpersonen.
– Das Angebot soll laufend durch die Nutzenden aktiv mitgestaltet und erweitert werden.
– soll nicht konkurrierend zu bestehenden Angeboten, sondern ergänzend aufgebaut werden.
Wir wollen Institutionen und Organisationen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen für eine
Zusammenarbeit gewinnen. Nach dem Grundsatz «Ressourcenoptimierung durch Ressourcen­
verknüpfung» sollen zeitliche und finanzielle Ressourcen gewonnen sowie Know-how erweitert
werden.
Weitere Informationen unter www.sprech-bar.ch
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Newsletter 70 – Februar 2016
Wie die anderen
Constantin Wulff porträtiert in seinem Doku­
mentarfilm den Arbeitsalltag einer Kinder- und
Jugendpsychiatrie nahe Wien als permanenten
Balanceakt zwischen Behutsamkeit und Druck,
Routine und Improvisation. Prägnante Beob­
achtungen verdichten sich zur berührenden,
beunruhigenden Befragung einer Institution und
ihrer gesellschaftlichen Funktion.
Am Sonntag, 14. Februar 2016 fand nach der
Kino­vorstellung ein Podiumsgespräch mit dem
Regisseur Constantin Wulff, dem Chefarzt Dr.
med. Kaspar Stuker der Universitätsklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychothe­
rapie der UPD unter der Moderation von Stefa­
nie Arnold statt.
Martin Gehrig und Carmen Weber
Personelle Veränderung
in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Prof. Dr. med. Benno Schimmelmann hat die UPD
per Ende Februar 2016 verlassen und eröffnet in
Hamburg eine kinder- und jugendpsychiatrische
und psychotherapeutische Praxis. Wir freuen
uns, dass er der Kinder- und Jugendpsychiatrie
im Kanton Bern erhalten bleibt, indem er als
Titularprofessor weiterhin an der Universität
Bern wirken wird.
Übergangsrat und Geschäftsleitung der UPD
danken Benno Schimmelmann für seine grossen
Verdienste als Direktor der Universitätsklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychothe­
rapie und als Mitglied der Geschäftsleitung.
Bis ein/e Nachfolger/in für die Professur und als
Direktor/in der KJP gefunden ist, wird die KJP
interimistisch geleitet durch:
Martin Gehrig, Leiter Pflege und Pädagogik
Dr. med. Eliane Siegenthaler
Chefärztin ambulante/tagesklinische Angebote
Wir wünschen ihm in seiner neuen Tätigkeit viel
Erfolg und persönlich alles Gute.
Dr. med. Kaspar Stuker
Chefarzt stationäre Angebote
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Newsletter 70 – Februar 2016
Radio loco-motivo’s Fünfzigste!
Am 2. März geht Ra­
dio loco-motivo be­
reits zum fünfzigsten
Mal in den Äther. Die
Redaktion nimmt dies
zum Anlass, die Zahl
50 zu thematisieren: Welches Menschenbild
prägte die Psychiatrie vor 50 Jahren? Welche
Theorien leiteten Forschung und Praxis? Und
wie sollte sich die Psychiatrie in den nächsten
50 Jahren entwickeln? Gast in der Jubiläums­
sendung ist Luc Ciompi, emeritierter Profes­
sor für Psychiatrie und Begründer der «Soteria
Bern». Im Trialog mit einer Betroffenen und
­einem Angehörigen stellt er sich den Fragen von
Radio loco-motivo.
Radio loco-motivo – Menschen mit und ohne
Psychiatrieerfahrung machen gemeinsam Radio.
Mike Sutter
Am Mittwoch, 2. März 2016, 17.00 bis 18.30 Uhr
gibt’s auf RaBe die nächste Ausgabe von Ra­
dio loco-motivo Bern (Wiederholung: Sonntag,
13. März, 17.00 Uhr)
Nachhören und weitere Infos:
www.radiolocomotivo.ch
Sendegebiet: UKW 95,6 MHz
Live-Stream: http://www.rabe.ch
Und – für einmal nicht nur zu hören, sondern
auch zu sehen: Radio loco-motivo sendet am
2. März von 17:00–18:30 Uhr live aus der
alten Feuerwehrkaserne Viktoria im Breitsch,
wo RaBe sein 20-Jahr-Jubiläum ­feiert.
Sie sind herzlich eingeladen, schauen Sie
vorbei!
Herzliche Gratulation!
Dienstjubiläen Februar 2016
10 Jahre
Johann Heinzl
Gratulation
Lic. phil. Daniela Krneta, Stabschefin der Universitätsklinik für Psychiatrie
und Psychotherapie, hat erfolgreich das CAS-Zertifikat «Zusammenarbeit
im Gesundheitswesen» an der Universität Bern erlangt. Wir gratulieren
herzlich.
Veranstaltungen
8. März 2016
Informationsveranstaltung zur Ausbildung Dipl. Pflegefachfrau HF/Dipl. Pflegefachmann HF
An dieser Veranstaltung werden Sie von einem Moderationsteam aus
Schule und Praxis über den Beruf und die Ausbildung zur Dipl. Pflege­
fachfrau HF/Dipl. Pflegefachmann HF mit Fokus Psychiatrie im Detail
informiert.
Weitere Informationen: www.bzpflege.ch
Zeit: 18:00–20:00 Uhr
Ort: UPD Bern, Bolligenstrasse 111, Neue Klinik (5. Stock), Raum Jenzer
22. März 2015
Sozialkonferenz Psychiatrie
Das Weiterbildungsangebot richtet sich an Sozialarbeitende, Pflege­
fachpersonen, Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen und Psychologen,
Therapeutinnen und Therapeuten sowie weitere thematisch interessierte
Fachpersonen.
Schwerpunktthema: Transkulturelle Psychiatrie
Zeit: 13:30–17:00 Uhr
Ort: UPD Bern, Bolligenstrasse 111, Festsaal
15.–16. April 2016
efc Stimmendialogworkshop
Dieser zweitägige Kurs bietet einen Zusatz zur sechstägigen efc-Grund­
ausbildung «Vermittlung von theoretischen und praktischen Grundlagen
zum Stimmendialog». Zielgruppen: Fachpersonen der Berufsgruppen
Pflege, Medizin, Psychologie, Sozialarbeit u. a. sowie Menschen mit
eigener Erfahrung im Stimmenhören.
Zeit: 9:00–17:00 Uhr
Ort: UPD Bern, Bolligenstrasse 111, Wirtschaftsgebäude 419
9./10. Juni 2016
3. Internationaler Psychiatriekongress
Seelische Gesundheit und Recovery
Weitere Informationen unter www.recovery-psychiatrie.eu
Ort: Areal Inselspital
Impressum
Herausgeberin: Geschäftsleitung UPD
Verantwortung: Mike Sutter, Leiter Kommunikation & Information
Autorinnen, Autoren, Fotografinnen und Fotografen dieser ­Ausgabe:
Daniela Weissmüller, Martin Gehrig, Carmen Weber, Ueli Kunz,
Christian Burr, Mike Sutter
Gestaltung: tasty graphics gmbh
Der nächste Newsletter erscheint Ende MÄRZ 2016.
Texte und Bilder schicken Sie bitte bis am 15. März an:
[email protected]