NEIN zur 2. Gotthardröhre» am 19. Januar 2016

Einladung zur Medienkonferenz des Berner Regionalkomitees
«NEIN zur 2. Gotthardröhre» am 19. Januar 2016
Bern, 12. Januar 2016
Sehr geehrte Medienschaffende
Die Abstimmung zur Änderung des Bundesgesetzes über den Strassentransitverkehr findet am
28. Februar 2016 statt. Anlässlich der Pressekonferenz möchten wir Ihnen die Argumente
darlegen, die aus Sicht des Kantons Bern gegen eine 2. Röhre am Gotthard sprechen. Jeder
Franken kann nur einmal ausgegeben werden, die 2. Röhre gefährdet andere Verkehrsprojekte.
Ein temporärer Bahnverlad als Alternative für Personen-und Lastwagen während der Sanierung
wäre nicht nur finanziell deutlich billiger, sondern auch im Einklang mit der Verlagerungspolitik,
dem Alpenschutz und im Sinne einer umweltfreundlichen Verkehrspolitik. Dabei zeigt der
Lötschberg, wie einfach sich Alternativen umsetzen lassen. Auch die Berner Regierung schenkt
dem Versprechen des Bundesrates nicht viel Vertrauen und geht davon aus, dass früher oder
später beide Röhren zweispurig verwendet würden.
Gerne laden wir Sie an die Medienkonferenz des Berner Komitees «NEIN zur 2. Gotthardröhre»
ein. Wir würden uns über Ihr Erscheinen und die Berücksichtigung in Ihrer Berichterstattung
freuen.
Ort & Zeit
Wo: Forum, Bollwerk 35, 1. Stock, Bern
Wann: Dienstag, 19. Januar um 10:00 Uhr
ReferentInnen
Evi Allemann, Nationalrätin SP Bern, Präsidentin VCS Schweiz
Hans Stöckli, Ständerat SP Bern
Regula Rytz, Nationalrätin Grüne Bern, Co-Präsidentin Grüne Schweiz
Jürg Grossen, Nationalrat Grünliberale Bern
Freundliche Grüsse
Eliza Kamm
Weitere Informationen: Eliza Kamm, Kampagnenkoordinatorin Bern, Tel: 031 318 54 44,
Stéphanie Penher, Geschäftsleiterin VCS Sektion Bern, Tel: 079 711 19 15
Medienmitteilung, 19. Januar 2016
Lügen haben kurze Beine
Am Dienstag traten vier Polit-Grössen des Berner Regionalkomitees «Nein zur 2.
Gotthardröhre» in Bern vor die Medien und nahmen Stellung zur Schwindel-Vorlage der
Sanierung am Gotthard. Die Argumente der Röhrenturbos sind fadenscheinig und
schlicht falsch. Eine zweite Röhre bringt mehr Lastwagen, die die Alpenluft verpesten
und die Schweiz in eine Transithölle verwandeln. Das bedeutet weniger Sicherheit für alle
auf der Strasse. Die Mär, dass von den vier Spuren tatsächlich nur zwei befahren würden,
glaubt niemand. Die Lastwagen müssen weg von der Strasse auf die Schiene, nur das
bringt auf lange Sicht mehr Sicherheit und schont die Umwelt. Das Beispiel Lötschberg
zeigt, wie einfach, schnell und sicher das Verladen geht. Mit der kostengünstigeren
Verladelösung kann das Geld für wirklich dringende Verkehrsprojekte in den
Agglomerationen ausgegeben werden und der neue NEAT-Basistunnel hat die Chance,
sich zu beweisen.
Es steht ausser Frage, dass der Strassentunnel am Gotthard saniert werden muss. Doch das
Wie ist entscheidend. Soll das mit einer teuren und unnötigen zweiten Röhre passieren, die den
in der Verfassung verankerten Alpenschutz gefährdet, die 24 Milliarden teure NEAT sabotiert
und dringende Verkehrsprojekte in den Agglomerationen verhindert, wo PendlerInnen täglich
stark belastet sind, im ÖV wie auf der Strasse? Das Berner Komitee «Nein zur 2.
Gotthardröhre» leidet nicht unter dem Röhrenblick und findet: Sicher nicht! Es gibt bessere
Alternativen. Der Verlad von der Strasse auf die Schiene ist kostengünstiger und
umweltfreundlicher.
«Der Gotthardstrassentunnel gilt als sicher», sagte Evi Allemann, Nationalrätin SP und
Präsidentin des VCS Schweiz. Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung des Allgemeinen
Deutschen Automobil-Clubs (ADAC). «Ich bin erstaunt darüber, wie man es schafft, dass
plakativ und falsch getitelt wird, der Gotthard sei der gefährlichste Tunnel der Welt», fügte sie
sogleich an. Die Sanierung sei nicht so dringend wie angenommen, geht aus einem Bericht des
ASTRA hervor, der im letzten November erschien und könne problemlos während den regulären
Nachtsperren realisiert werden. Das wirft ein ganz neues Licht auf diese Vorlage und beweist,
was die GegnerInnen schon lange sagen: Eine zweite Röhre am Gotthard ist völlig unnötig.
Es gibt bereits vier Tunnels am Gotthard. Im Juni dieses Jahres werden die zwei Röhren des
NEAT-Basistunnel eröffnet. Daneben gibt es die Strassenröhre und die EisenbahnScheitelröhre. Es ist absurd, noch eine fünfte Röhre in den Gotthard zu bohren und damit die 24
Milliarden teure NEAT zu sabotieren, die neue und ausreichende Verlagerungsmöglichkeiten
bietet. «Diese Luxus-Zwängerei lehne ich ab», sagte Hans Stöckli, Ständerat SP. Und weiter:
«Dafür plädierte auch die Berner Regierung – daran ändert die schiefe Haltung des
Regierungspräsidenten nichts». Auch die Berner Regierung hat sich klar gegen eine zweite
Strassenröhre ausgesprochen und hält es für illusorisch zu glauben, dass von den vier Spuren
tatsächlich nur zwei befahren würden.
Das Geld, das in eine zweite Röhre gesteckt würde, fehlte andernorts, de facto in den
Agglomerationen, wo dringende Verkehrsprojekte im ÖV und Strassenverkehr nicht realisiert
werden könnten und PendlerInnen täglich leiden. «Jedes Kind weiss, dass der Franken nur
einmal ausgegeben werden kann. Das gilt auch für den Strassenfranken», ärgerte sich Regula
Rytz Nationalrätin und Co-Präsidentin der Grünen Schweiz. Eine zweite Röhre am Gotthard ist
zudem verfassungswidrig, da sie faktisch eine Kapazitätserweiterung ist. Die vier Spuren
könnten ohne Volksabstimmung geöffnet werden könnten, bestätigt Alain Griffel, Staatsrechtler
der Universität Zürich. «Die Salamitaktik des Bundesrates ist voll entlarvt», sagte Regula Rytz.
Auch Jürg Grossen, Nationalrat Grünliberale, ist überzeugt, dass ein Vierspurenbetrieb nur eine
Frage der Zeit wäre und sprach von der «Landschaft als Kapital». Ein Bahnverlad der LKWs von
der Strasse auf die Schiene wäre durch den neuen Basistunnel am Gotthard problemlos möglich
und würde endlich die in der Verfassung verankerte Verlagerungspolitik zum Schutz der Alpen
vorantreiben. «Der Lötschberg Basistunnel macht es heute problemlos möglich, durch die Alpen
zur Arbeit zu pendeln», sagte Jürg Grossen. Er führte weiter aus: «Sicher ist, dass das Tessin
durch den NEAT-Basistunnel viel näher an die Deutschschweiz rückt und es die meisten
Tessiner den Wallisern gleichtun und auf die lange Autofahrt über den Strassentunnel verzichten
werden».
Von Anfang an wurden Unwahrheiten von den Röhrenturbos zu Fakten gemacht und so
verdreht, dass sie für die eigenen Zwecke passten, sind doch die meisten der Befürworter im
(Tunnel-)Baugewerbe tätig und wirtschaften mit einem Ja in die eigene Tasche. Auch der
plötzliche Richtungswechsel des Bundesrates ist nicht nachvollziehbar. Das ist unseriös und die
Bevölkerung zum Narren gehalten. Das Berner Regionalkomitee «Nein zur 2. Gotthardröhre»
zählt darauf, dass die Schweizer Stimmbevölkerung diese Schwindelvorlage durchschaut und
am 28. Februar ein Nein einlegt.
Für weitere Informationen:
• Evi Allemann, Nationalrätin SP, Präsidentin VCS Schweiz, 079 560 72 94
• Hans Stöckli, Ständerat SP, 079 770 83 58,
• Regula Rytz, Nationalrätin, Co-Präsidentin Grüne Schweiz, 079 353 86 38
• Jürg Grossen, Nationalrat Grünliberale, 079 444 94 65
Communiqué de presse, 19 janvier 2016
Les mensonges ont les jambes courtes
Mardi, quatre pointures politiques du comité régional bernois « Non au 2e tunnel au
Gothard » se sont exprimés devant les médias à Berne et ont pris position sur
l’escroquerie que constitue le projet d’assainissement du Gothard. Les arguments des
partisans du tube sont cousus de fil blanc et tout simplement faux. Un deuxième tube
amène davantage de trafic, qui pollue l’air des Alpes et fait de la Suisse un enfer de
transit. Cela signifie une sécurité routière amoindrie pour tous les usagers de la route.
Personne ne croit sérieusement qu’une fois construites seules deux des quatre voies
seront exploitées pleinement. Transférer le trafic des poids lourds de la route au rail est
la seule façon d’améliorer la sécurité à long terme et de préserver l’environnement.
L’exemple du Lötschberg montre que le chargement peut être rapide et sûr. La solution
du ferroutage, meilleur marché, permet de dépenser l’argent pour des projets
véritablement urgents relatifs au trafic dans les agglomérations et offre une chance au
nouveau tunnel de base de la NLFA de faire ses preuves.
Nul doute que le tunnel routier du Gothard doit être rénové. Cependant, la question du
« comment ? » est cruciale. Cela doit-il passer par la construction inutile et onéreuse d’un
deuxième tunnel, qui met en péril la protection des Alpes, ancrée dans la Constitution, sabote
les NLFA dans lesquelles nous avons investi 24 milliards et contrecarre des projets urgents
relatifs au trafic dans les agglomérations, où les pendulaires ont surmenés, tant dans les TP que
sur la route ? Le comité bernois « Non au 2e tunnel au Gothard » ne souffre pas de « vision
tubulaire » et affirme : Sûrement pas ! Il y de meilleures alternatives. Le chargement sur le rail
est plus avantageux et plus écologique.
« Le tunnel du Gothard est considéré comme sûr », a affirmé Evi Allemann, conseillère nationale
PS et présidente de l’ATE Suisse. Ce résultat est le fruit d’une recherche menée par l’
Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC). « Je suis impressionnée de voir comment on
est parvenu, de manière schématique et fallacieuse, à qualifier le Gothard de tunnel le plus
dangereux du monde » a-t-elle aussitôt ajouté. L’assainissement ne serait pas si urgent qu’on
l’avait admis, selon un rapport de l’OFROU paru en novembre dernier. Il pourrait sans problème
être effectué lors des fermetures nocturnes habituelles. Cela jette une tout autre lumière sur le
projet et apporte la preuve de ce que les opposant affirment depuis longtemps : Un deuxième
tunnel au Gothard est tout à fait inutile.
Il y a déjà quatre tunnels au Gothard. L’ouverture des deux tubes du tunnel de base des NLFA
aura lieu en juin prochain. On compte en outre le tunnel routier et le tunnel ferroviaire de crête. Il
est absurde de creuser une cinquième galerie et de réduire ainsi à néant l’investissement de 24
milliards fait dans le NLFA, qui offre suffisamment de nouvelles possibilités de transfert de la
route au rail. « C’est un caprice de luxe que je refuse », a affirmé Hans Stöckli, conseiller aux
États PS. Il a ajouté : « Le Conseil-exécutif du Canton de Berne est aussi contre un 2e tube au
Gothard – même les cabrioles du président du Conseil-exécutif n’y changeront rien. » En outre
le gouvernement bernois pense qu’il est illusoire de croire que seules deux des quatre voies
seraient effectivement exploitées.
L’argent qui serait investi dans un deuxième tunnel manquerait ailleurs, de facto dans les
agglomérations, où des projets urgents en matière de trafic dans les TP et le trafic routier ne
pourraient pas être réalisés, alors que les pendulaires souffrent au quotidien. « Chaque enfant le
sait : un franc ne peut être dépensé qu’une seule fois », s’est agacée Regula Rytz, conseillère
nationale et co-présidente des Verts Suisse. De plus, un deuxième tube va à l’encontre de la
Constitution, puisqu’il s’agit effectivement d’une augmentation de capacité. Les quatre voies
pourraient être ouvertes sans que l’on passe par un vote populaire, confirme Alain Griffel,
professeur de droit public à l’Université de Zurich. « Le voile est levé sur le saucissonnage du
Conseil fédéral », a ajouté Regula Rytz.
Jürg Grossen, conseiller national PVL, est lui aussi convaincu qu’une exploitation sur quatre
voies ne serait qu’une question de temps et a parlé de « paysage en tant que capital ». Le
ferroutage des camions dans le nouveau tunnel de base au Gothard serait aisé et permettrait de
promouvoir enfin la politique de transfert pour la protection des Alpes ancrée dans la
Constitution. « Grâce au tunnel de base du Lötschberg, il est aujourd’hui aisé de se rendre à son
travail en traversant les Alpes », a noté Jürg Grossen. Il ajoute : « Il est certain que le tunnel de
base des NLFA rapproche beaucoup le Tessin de la Suisse alémanique et la plupart des
Tessinois emboîteront le pas aux Valaisans et renonceront au long trajet par le tunnel routier ».
Depuis le début, les partisans veulent nous faire prendre des vessies pour des lanternes afin de
servir leurs propres intérêts. La majorité d’entre eux sont actifs dans le domaine de la
construction (de tunnel) et avec un « oui » ils comptent bien remplir leur propre porte-monnaie.
Le brusque changement de direction du Conseil fédéral est lui aussi inadmissible. Ce n’est pas
sérieux, on se moque de la population. Le comité régional bernois « Non au 2e tunnel au
Gothard » est convaincu que les citoyens suisses ne sont pas dupes et voteront Non le 28
février.
Pour plus d’informations:
• Evi Allemann, conseillère nationale PS, présidente de l’ATE Suisse, 079 560 72 94
• Hans Stöckli, conseiller aux États PS, 079 770 83 58
• Regula Rytz, conseillère nationale, co-présidente des Verts Suisse, 079 353 86 38
• Jürg Grossen, conseiller national vert’libéral, 079 444 94 65
Medienkonferenz des Berner Regionalkomitees «NEIN zur 2. Gotthardröhre»
Evi Allemann, Nationalrätin SP BE, Präsidentin VCS Schweiz
Es gilt das gesprochene Wort.
Der Bau einer 2. Gotthardröhre ist weder unter dem Aspekt der Sicherheit noch aufgrund des
angeblich dringenden Sanierungsbedarfs notwendig. Wie neue Untersuchungen zeigen,
basiert die Vorlage auf falschen Annahmen und blendet kostengünstige vernünftige
Alternativen für mehr Sicherheit und weniger Verkehr aus.
Der Gotthard-Strassentunnel gilt als sicher. In einer Untersuchung des ADAC von diesem Sommer
erreicht er das Prädikat „gut“. Der aktuelle ADAC-Tunneltest lieferte das beste Ergebnis seiner
Geschichte: 14-mal vergaben die Experten die Note „sehr gut“, sechs Tunnel schnitten mit „gut“ ab.
Eine schlechtere Wertung bekam kein einziger Tunnel. Getestet wurden 20 Tunnel in fünf
europäischen Ländern. Ich bin froh über diesen Befund und gleichzeitig erstaunt darüber, wie es der
TCS schaffte, die Testergebnisse so zu kommentieren, dass am Schluss plakativ und falsch getitelt
wurde, der Gotthard sei der gefährlichste Tunnel Europas. Wenn es um Verkehrssicherheit geht, ist
selbstverständlich jede Verbesserung erfreulich – und die Ambitionen, von „gut“ auf eine noch bessere
Rangierung zu kommen, ist begrüssenswert. Dazu braucht es jedoch keine zweite Röhre, die in rund
15 Jahren eröffnet würde, sondern das ist mit viel schneller und kostengünstiger realisierbaren
Massnahmen möglich.
Der Einbau einer versenkbaren Mittelleitplanke soll Kollisionen verhindern, ebenso eine
Temporeduktion im Tunnel von 80 auf 60 Kilometer pro Stunde, ein Thermoportal an beiden
Eingängen des Tunnels sowie die Ausrüstung neuer Lastwagen und später aller Fahrzeuge mit
smarter Technik wie Spurhaltesystem, Notbremse-Assistenzsystem und Abstandshalter-Assistent. Der
VCS fordert zudem eine konsequente Verlagerung der Gütertransporte auf die Schiene, wie sie in der
Verfassung verankert ist. Die Eröffnung des neuen Eisenbahnbasistunnels (NEAT) in rund einem Jahr
wird neue Kapazitäten schaffen für den Güterverkehr und das Tessin zuverlässig und sicher mit dem
Mittelland verbinden. Dies macht den Bau einer drei Milliarden teuren 2. Röhre völlig unnötig.
Zudem ist seit einem im November 2015 erschienenen Bericht des Bundesamts für Strassen ASTRA
bekannt, dass sich die Planer betreffend Dringlichkeit der Tunnelsanierung komplett verschätzt haben.
„Gemäss der aktuellen Beurteilung von 2015 kann der Gotthard-Strassentunnel (GST) bei einer
Verschiebung der Gesamterneuerung bis 2035 betrieben werden, ohne dass umfassende
Überbrückungsmassnahmen mit Vollsperrungen erforderlich sind. Die in der Beurteilung von 2010
abgeleitete 140 Tage dauernde Vollsperrung infolge der prognostizierten Sanierung der
Zwischendecke in den kritischen Bereichen wird aus heutiger Sicht als nicht notwendig beurteilt. Alle
Instandhaltungs- und Überbrückungsmassnahmen im GST können voraussichtlich räumlich
eingegrenzt und innerhalb von regulären Sperrnächten realisiert werden“, steht im Bericht.
Dass ein zweispuriger Tunnel mit Gegenverkehr sicher und vernünftig geplant werden kann, beweist
der Bund selber bei uns im Kanton Bern: Der im Rahmen des Westastes der A5-Umfahrung von Biel
geplante Vingelztunnel ist bereits durch den Bundesrat genehmigt und geht bald in den Bau. Im
Vingelztunnel wird mit einem ähnlichen Verkehrsaufkommen wie am Gotthard von rund 17‘500
Fahrzeugen pro Tag gerechnet. Was bei uns neu geplant wird, soll am Gotthard zu unsicher sein?
Das kann nicht sein. Der Verdacht, die Vorlage sei ein Riesenschwindel ohne Notwendigkeit wird
damit bestätigt und wir sagen klar Nein zu einer 2. Röhre am Gotthard.
Medienkonferenz des Berner Regionalkomitees „Nein zur 2. Gotthardröhre“ am 19.
Januar 2016
Beitrag Hans Stöckli, Ständerat
Am 1. Juni 2016 wird der längste Eisenbahn-Tunnel der Welt – den neuen Gotthard-Tunnel,
offiziell eröffnet. Die Schweiz hat Grund zum Feiern und lädt in- und ausländische
Ehrengäste zu einem Eröffnungsanlass und die ganze Bevölkerung zu einem
unvergesslichen Volksfest ein.
Und genau drei Monate vorher muss dasselbe Volk über einen zweiten Autotunnel durch den
Gotthard abstimmen. Weshalb diese Zwängerei?
Weshalb wartet man nicht ab, bis vor Ort ersichtlich ist, ob tatsächlich die 23 MilliardenInvestition mit der NEAT keine Entlastung für den Gotthardstrassentunnel bringen wird. Die
Verbindung Bellinzona-Zürich wird nur noch eineinhalb Stunden dauern. Wieso sollten die
Tessiner nicht auch vermehrt auf die Bahn steigen und das Auto in der Garage lassen. Der
Stadtpräsident von Bellinzona, Mario Branda plädierte denn auch dafür, dass dieses
Jahrhundertwerk die Gelegenheit eröffnet, „unsere Mobilität zu überdenken“. Wieso sollten
die Tessiner sich nicht gleich verhalten, wie es die Walliser nach der Eröffnung des
Lötschberg-Basistunnels vorgemacht haben. Die SBB erwartet denn auch eine
Verdoppelung der Passagierzahlen pro Tag.
Mit der Eröffnung des Basistunnels wird die Bahnkapazität erheblich erweitert. Das soll
genutzt werden. Mit der NEAT soll der Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden. Laut
einer offiziellen Studie im Auftrag des Bundes führt eine zweite Auto-Röhre zu einem
„verminderten NEAT-Attraktivitätseffekt“. Wird der Basistunnel nicht genutzt, riskieren wir laut
dieser Studie Verluste in Milliardenhöhe. Das Forschungsbüro Interface hat errechnet, dass
der SBB wegen der 2. Röhre jedes Jahr bis 161 Millionen Franken Billet-Einnahmen
entgehen werden.
Es ist nicht zu rechtfertigen, eine zweite Röhre zu bauen, bevor die NEAT wirtschaftlich
betrieben wird. Die Zeit dafür wäre vorhanden. Da laut den neuesten Angaben des ASTRA
die Sanierung des bestehenden und sicheren Gotthard-Strassentunnels erst im Jahre 2035
nötig ist, könnte die NEAT ohne Probleme vorher in Betrieb genommen werden. Eine zweite
Röhre jetzt ist eine Geldverschleuderung und macht die Schweizer
Verlagerungspolitik unglaubwürdig.
Es ist unbestritten, dass der bestehende Gotthard-Strassentunnel saniert werden
muss. Dafür braucht es keine zweite Röhre. Die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels
findet im verkehrsarmen Winter statt. Während der Sommerzeit würde der Tunnel befahrbar
sein. Für den Autoverlad würden die noch bestehenden alten Verladeanlagen in Göschenen
und Airolo ausgebaut und für die Zeiten der Totalsperrung des Tunnels wieder in Betrieb
genommen. Der Autoverlad wäre für die Benützer gratis.
Am Gotthard verkehren im Winterhalbjahr durchschnittlich 10‘000 Autos pro Tag. Zum
Vergleich: am Lötschberg werden heute bis zu 14‘000 Fahrzeuge pro Tag im 7,5 MinutenTakt transportiert. Die Kapazität der Autoverladezüge reicht für den Winterverkehr. Die BLS
wäre bereit, die benötigte Kapazität zur Verfügung zu stellen.
Der LKW-Verlad würde entweder auf eine Lang-RoLa von Grenze zu Grenze oder eine KurzRola vom Kanton Uri ins Tessin aufgeteilt und mit je zwei Zügen pro Stunde und Richtung
erfüllt. Die zu errichtenden Terminals an den Grenzen für die Lang-RoLa würden eine sehr
sinnvolle Investition für die vom Volk gewünschte Verlagerung des Schwerverkehrs auf die
Schiene darstellen.
Wie der Regierungsrat des Kantons Bern bin ich klar der Meinung, dass früher oder
später beide Röhren zweispurig verwendet werden und so ohne Verfassungsänderung eine
Kapazitätserweiterung erzwängt wird. „Das widerspricht der Verlagerungspolitik. Zudem
gefährdet der Bau einer zweiten Röhre die Finanzierung anderer Verkehrsvorhaben“ schreibt
der Regierungsrat am 16. September 2015 dem Bundesrat. Der Regierungsrat hat Recht
und daran ändert auch die etwas schiefe Aussage des Regierungspräsidenten nichts.
Diese kostspielige, verfassungswidrige Zwängerei lehne ich ab.
Medienkonferenz des Berner Regionalkomitees «NEIN zur 2. Gotthardröhre»
Regula Rytz, Nationalrätin Grüne BE, Co-Präsidentin Grüne Schweiz
Es gilt das gesprochene Wort.
Wer sich in die Abstimmung über die zweite Gotthardröhre vertieft, muss schwindelfrei sein. Denn
noch nie haben die Behörden vor einer Volksabstimmung die Fakten so verdreht. Mal ist der heutige
Tunnel in einem miserablen Zustand, dann ist er es wieder nicht. Mal preisen die Bundesbehörden
eine leistungsfähige Verladelösung an, dann wollen sie plötzlich nichts mehr davon wissen. Jeden Tag
wird etwas anderes behauptet. Als Mitglied der Verkehrskommission des Nationalrates stelle ich
deshalb fest: Das Parlament wurde bei der Beratung der 2. Gotthardröhre an der Nase herumgeführt.
Und jetzt wird auch noch der Bevölkerung das Blaue vom Himmel herab versprochen. Das ist aus
meiner Sicht eine höchst bedenkliche Entwicklung in unserer Demokratie.
Nicht nur bedenklich, sondern inakzeptabel ist, dass die 2. Gotthard-Röhre der Verfassung und der
finanzpolitische Sorgfaltspflicht des Bundes widerspricht.
Zur Geldverschleuderung: Jedes Kind weiss, dass der Franken nur einmal ausgegeben werden
kann. Das gilt auch für den Strassenfranken. Der Topf, aus dem der Tunnelbau finanziert werden soll,
wird aus der gleichen Quelle gespiesen wie die Agglomerationsprojekte, die für alle Kantone in der
ganzen Schweiz von grosser Bedeutung sind. Der Mechanismus funktioniert so: Die Einnahmen aus
der Mineralölsteuer, dem Mineralölsteuer-Zuschlag und der Autobahnvignette fliessen in die
„Spezialfinanzierung Strassenverkehr“. Das Parlament bestimmt jährlich im Budget, wie viel Geld aus
dieser Spezialfinanzierung für den Unterhalt und den Betrieb der Nationalstrassen gebraucht wird und
wie viel für den Ausbau des Netzes und für Agglomerations-Projekte übrig bleibt.
Das Geld ist knapp, denn wachsende Ausgaben beim Unterhalt stehen sinkende Einnahmen gegenüber. Der Bundesrat hat im Grundlagenbericht zur Sanierung des Gotthard-Strassentunnels deshalb
festgehalten: „Per se, aber insbesondere auch angesichts der künftig zunehmend angespannten
Situation der Spezialfinanzierung Strassenverkehr, sind diese Ausgaben beziehungsweise die
dadurch entstehende Mittelkonkurrenz bedeutend.“ Das heisst im Klartext: Anstatt das Geld dort zu
investieren, wo der Verkehrsschuh an stärksten drückt, soll für 2 Milliarden Franken ein neuer Tunnel
gebaut werden, durch den im Schnitt 9‘000 Fahrzeuge pro Tag fahren. Das ist weniger als auf der
Länggass-, Riedbach- oder Ostermundigenstrasse in Bern (2012/13).
Auch im geplanten neuen Fonds für den Strassenverkehr (NAF) fehlt das Geld. Bundesrätin Doris
Leuthard sagte dazu: „Auch beim NAF wird dann das Parlament feststellen, was man für Unterhalt
und Betrieb braucht und was noch für die Engpässe und die Agglomerationen übrig bleibt.“ Weil die
Reserven voraussichtlich 2018 zur Neige gehen, droht eine Finanzierungslücke von 1,2 Milliarden
Franken pro Jahr, die mit höheren Abgaben gedeckt werden sollen. Die 2. Röhre steht vor diesem
Hintergrund völlig quer in der Landschaft. Die grössten Verkehrsprobleme der Schweiz bestehen nicht
am Gotthard, sondern in den Agglomerationen - auch im Kanton Bern.
Lassen Sie mich noch etwas zur Verfassungsmässigkeit sagen: Die zweite Gotthardröhre ist eine
Kapazitätserweiterung und nach Annahme der Alpeninitiative 1994 klar verfassungswidrig. Das sieht
Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger so, das sehen gewichtige Verfassungsrechtler so, das sieht – wenn
es reden darf – das Bundesamt für Justiz so, das sah früher auch Doris Leuthard so. Dann hat sie ihre
Meinung plötzlich geändert. Mit dem Versprechen, von 4 teuer gebauten Autobahnspuren auch im
schlimmsten Osterstau nur 2 zu öffnen, will sie der Verfassungsfrage ausweichen. Doch die
Bevölkerung durchschaut den Trick. 60 Prozent der Deutschschweizer/innen haben kürzlich in einer
Umfrage prognostiziert, dass nach dem Bau der 2. Röhre alle Spuren geöffnet werden. Sie haben die
Salamitaktik des Bundesrates voll entlarvt. Die zweite Gotthardröhre ist unnötig, teuer,
ineffizient, ungeeignet und verfassungswidrig – dagegen hilft nur ein klares Nein, auch aus
dem Kanton Bern und aus der Hauptstadtregion.
Medienkonferenz des Berner Regionalkomitees «NEIN zur 2. Gotthardröhre»
Jürg Grossen, Nationalrat Grünliberale BE
Es gilt das gesprochene Wort.
Auch aus Berner Sicht ist die zweite Röhre überflüssig. Ich möchte Ihnen anhand von drei Beispielen aus meiner
Region, dem Berner Oberland aufzeigen weshalb:
Erstens: Auf der Hauptstrasse zwischen Spiez und Reichenbach fahren im Durchschnitt täglich 14`000 Fahrzeuge auf
einer normalen Hauptstrasse mit Gegenverkehr. Durch den Gotthard fahren bekanntlich seit über 15 Jahren im
Durchschnitt täglich 17`000 Fahrzeuge, also nur gerade 3`000 Fahrzeuge oder etwa 20% mehr als durch unsere
Kandertaler Kantonshauptstrasse. Dieser Verkehr ist für die Bevölkerung in unserem Tal eine starke Belastung.
Deshalb ist gerade für uns Berner Oberländer der Alpenschutz ebenfalls sehr zentral. Dieser Alpenschutz würde mit
dem Bau der zweiten Gotthard-Röhre faktisch abgeschafft, ein Vierspurbetrieb wäre nur eine Frage der Zeit. Auch wir
Berner, insbesondere wir Berner Oberländer leben zu einem erheblichen Teil von unserer Landschaft als Kapital. Ein
weiteres Zustopfen unserer Strassen mit Durchgangsverkehr ist auch für uns nicht tragbar, senkt unsere
Lebensqualität und belastet die Menschen und die Umwelt. Die Befürworter der zweiten Röhre argumentieren mit
erhöhter Sicherheit und den 21 Toten in den vergangenen 15 Jahren. Selbstverständlich ist jedes Verkehrsopfer eines
zu viel, deshalb müssen die Lastwagen dringend aus dem Strassentunnel auf den Bahnverlad im Neat-Basistunnel
verlagert werden. Was mich beim Sicherheitsargument jedoch am meisten stört ist, dass die Röhrenturbos die jährlich
laut Bundesamt für Umwelt 3`000 Toten durch Luftverschmutzung nicht erwähnen und so tun, als ob sie sich
tatsächlich Sorgen um die Verkehrssicherheit machen würden. Dies, obwohl die meisten Befürworter damals
ViaSicura abgelehnt haben. Die schädlichen Auswirkungen des Strassenverkehrs blenden Giezendanner, Amstutz &
Co. komplett aus. Eine für das Jahr 2010 aktualisierte Studie des Bundesamts für Raumentwicklung ARE kommt zum
Ergebnis, dass wegen der Luftverschmutzung in der Schweiz jährlich rund 30'000 Lebensjahre verloren gehen und
externe, nicht vom Verursacher gedeckte Folgekosten in Milliardenhöhe entstehen. Überdurchschnittlich stark von
dieser Luftverschmutzung betroffen sind gerade unsere Transit-Alpentäler, wo die Abgase oft lange sitzen bleiben und
die Menschen schädigen, was letztlich zu hohen Krankheitskosten führt.
Als zweites Beispiel möchte ich ihnen aufgrund der Erfahrungen in unserer Region aufzeigen, weshalb das Tessin mit
einer Sanierung ohne zweite Röhre überhaupt nicht von der Deutschschweiz abgeschnitten wäre. Die Sanierung
würde ja bekanntlich so realisiert, dass ein LKW-Verlad durch den neuen NEAT-Basistunnel, welcher im Juni dieses
Jahres eröffnet wird, eingerichtet würde. Die Personenwagen würden in einem Bahnverlad durch den bestehenden
Gotthard-Scheiteltunnel transportiert. Einen solchen Autoverlad haben wir seit Jahrzenten in Kandersteg, dieser
funktioniert hervorragend und ist ausgesprochen leistungsfähig. In Spitzenzeiten wird alle 7 Minuten ein Verladezug
durch den Tunnel geschickt, die Wartezeiten sind selbst dann gering. Niemand würde behaupten, dass das
Oberwallis vom Rest der Deutschschweiz abgeschnitten wäre. Die BLS hat bekanntlich vor wenigen Monaten
angeboten, dass sie den Autoverlad am Gotthard übernehmen würde, und zwar viel kostengünstiger, als dies der
Bundesrat damals berechnet hatte. Der Bundesrat wehrt sich seit Jahren dagegen, diese Verladevarianten auch im
Detail auszuarbeiten, um verlässliche Zahlen zu ermitteln und hat meinen diesbezüglichen Vorstoss abgelehnt. Eine
aus meiner Sicht unseriöse Arbeitsweise, nur auf eine Variante und damit das Volk unter Druck zu setzen.
Als Drittes mache ich Sie darauf aufmerksam, dass die Walliser seit der Eröffnung des NEAT LötschbergBasistunnels im Jahr 2007 viel seltener den Autoverlad benutzen. Die Verladezahlen sind seit Jahren rückläufig,
obwohl der Gesamtverkehr deutlich zugenommen hat. Der Neat-Basistunnel wurde damals wie sie wissen vom Volk
als Güterbahntunnel angenommen und wird heute sehr stark von Personenzügen frequentiert. Dieser Tunnel macht
es heute problemlos möglich, durch die Alpen zur Arbeit zu pendeln, was bei mir ehrlich gesagt auch einige
Fragezeichen aufwirft. Sicher ist jedoch, dass durch den Gotthard-Basistunnel das Tessin viel näher an die
Deutschschweiz heran rückt und es die meisten Tessiner den Wallisern gleichtun und auf die lange Autofahrt über
den zwei- oder vierspurigen Strassentunnel verzichten werden. Die verkehrlichen Auswirkungen des Basistunnels
werden dies in den kommenden Jahren in der Praxis zeigen, davon bin ich überzeugt. Die zweite Röhre für den
Gotthard-Strassentunnel braucht deshalb nicht.
Zu Schluss erlaube ich mir noch eine persönliche Bemerkung:
Ich habe den Werdegang dieser Vorlage vom ersten Tag der Beratungen in der Verkehrskommission an miterlebt und
habe versucht, diese konstruktiv mitzugestalten. Ob eine Maut für den Strassentunnel, eine klare Verankerung der
Einspurigkeit in der Verfassung oder bessere Sicherheitsmassnahmen ab sofort, alles wurde vom Bundesrat und vom
Parlament in Bausch und Bogen abgelehnt. Der politische Prozess war ebenso löchrig wie das Gotthardmassiv nach
Meinung der Befürworter auch bald sein sollte. So haben wir nun am 28. Februar über diese „sehr spezielle“
Abstimmungsvorlage zu entscheiden, ich setze auf ein wachsames Schweizer Volk. Herzlichen Dank.