LBBW RESEARCH 01.12.2015 Inflation ist derzeit nicht beliebig „produzierbar“ Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG: DIE GELDPOLITIK IST GEFORDERT – IN DEN EINZELNEN LÄNDERN DER WELT STARK UNTERSCHIEDLICH Seite 1 1. INFLATION UND ARBEITSLOSIGKEIT: DIE „GEIßELN“ DER MAKROÖKONOMIE Seite 2 2. DAS VERHÄLTNIS VON INFLATION UND ARBEITSLOSIGKEIT IN DEN INDUSTRIESTAATEN Seite 4 3. FAZIT: MIT INFLATION LÄSST SICH ARBEITSLOSIGKEIT NICHT BEKÄMPFEN Seite 6 Einleitung: Die Geldpolitik ist gefordert – in den einzelnen Ländern der Welt stark unterschiedlich Wie es aussieht, steht die US-Notenbank unmittelbar vor einem historischen Schritt. Wenn die Zeichen nicht trügen, wollen die Währungshüter in Washington Mitte Dezember ihre Leitzinsen anheben. Es wäre der erste Schritt aufwärts seit mehr als neun Jahren und die erste US-Leitzinsveränderung überhaupt seit sieben Jahren. An Argumenten für eine Drosselung der expansiven geldpolitischen Gangart in Übersee herrscht kein Mangel. Die US-Arbeitslosenquote signalisiert mit Werten um die 5% eine Normalauslastung der Volkswirtschaft. Zudem driften die Löhne in den Vereinigten Staaten peu à peu aufwärts; allmählich rückt das Ziel, die Preisniveaustabilität zu wahren, stärker in den Fokus der Währungshüter. Zu einer solchen Gesamtsituation will eine Nullzins-Politik der Fed nicht mehr passen, zumal die realwirtschaftliche Entwicklung robust scheint. Im Euroraum sieht die Welt gänzlich anders aus. Hier machen sich Mario Draghi und viele seiner Kollegen im EZB-Rat ernsthaft Gedanken darüber, wie der monetäre Expansionsgrad ein weiteres Mal erhöht werden kann. Im Gespräch ist unter anderem, den Einlagesatz noch ein wenig tiefer als schon bisher in negatives Terrain zu drücken, vielleicht noch im Verlauf dieser Woche. Am Ende mag es regelrechte „Strafzinsen“ geben für das „Delikt“, Liquidität bei der Notenbank zu parken. Als Hauptargument für Maßnahmen dieser Art wird eine enttäuschend niedrige Preisniveauentwicklung im Euroraum genannt. Darüber hinaus fasst die Realwirtschaft nur mühsam Tritt, und die Arbeitslosenquote liegt für den Euroraum als Ganzen, trotz zweifellos fallender Tendenz, weiterhin im zweistelligen Prozentbereich – zu hoch für Mario Draghi und seine Getreuen. UWE BURKERT CHEFVOLKSWIRT (+49) 711 127-73462 [email protected] DR. THOMAS MEISSNER MANAGING DIRECTOR (+49) 711 127-73574 [email protected] BITTE BEACHTEN SIE DEN DISCLAIMER UND WICHTIGE OFFENLEGUNGSTATBESTÄNDE IM APPENDIX. LBBW RESEARCH 01.12.2015 Inflation ist derzeit nicht beliebig „produzierbar“ Die Diskrepanzen, einerseits in der gesamtwirtschaftlichen Lage der einzelnen Volkswirtschaften rund um den Globus, andererseits in der jeweils zugehörigen geldpolitischen Ausrichtung, werden nicht geringer, wenn wir den Blickwinkel über die Vereinigten Staaten und den Euroraum hinaus weiten. Im Vereinigten Königreich dürfte die dortige Notenbank über kurz oder lang dem Beispiel der Fed folgen und die Leitzinsen gleichfalls allmählich anheben. Hingegen suchen speziell in vielen durch Rohstoffexporte geprägten Ländern wie Norwegen oder Australien die Notenbanker eher nach Wegen, der Realwirtschaft noch heftiger unter die Arme zu greifen, als dies schon jetzt der Fall ist. Die schwedische Notenbank wiederum sucht, ähnlich wie die EZB oder die Bank von Japan, ihr Heil in mächtigen Anleihekaufprogrammen und stark negativen Leitzinsen. Im Falle der Schweiz stehen gelegentliche Käufe fremder Währung zur Schwächung des Frankens auf dem Plan. 2015/2016: Geldpolitische Ausrichtungen rund um den Globus so unterschiedlich wie schon lange nicht mehr Viele Länder und Währungsräume der Welt kämpfen weiterhin mit Hinterlassenschaften der Weltfinanzkrise, die Mitte 2007 ihren Ausgang nahm. Daneben haben sich, gerade auch in den unmittelbar zurückliegenden Monaten, einige grundsätzliche Rahmenparameter der Weltwirtschaft geändert. So erfordern ein anhaltender Verfall vieler Rohstoffpreise und eine spürbare Beruhigung der Realwirtschaft in China allerorten Anpassungen, womit sich viele Wirtschaftsakteure offensichtlich schwer tun, gerade auch in einigen der „klassischen“ Industriestaaten. Mehr Licht als Schatten zeigen, verglichen hiermit, speziell die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich. Bestimmten Ländern geht es gut, andere haben mit Widrigkeiten zu kämpfen Im Ergebnis präsentiert sich gerade auch die geldpolitische Landschaft der Welt aktuell so bunt gescheckt wie seit Jahrzehnten nicht. Zum einen marschieren die einzelnen Notenbanken in teilweise diametral entgegengesetzte Richtungen. Zum anderen lotet die Geldpolitik immer neue Extreme in ihren Strategien aus, beileibe nicht nur in Japan oder im Euroraum. Es drängt sich die Frage auf, ob die geldpolitisch Verantwortlichen rund um den Globus noch nach einem gemeinsamen, übergeordneten Paradigma arbeiten. Bei genauerem Hinsehen findet sich tatsächlich etwas Derartiges. Entsprechend präsentiert sich die geldpolitische Landschaft der Welt recht bunt gescheckt Gemeinsames Paradigma der Währungshüter? Doch, es gibt etwas Derartiges! 1. Inflation und Arbeitslosigkeit: die „Geißeln“ der Makroökonomie Um die ausgedehnte Gruppe der Industriestaaten in deren momentan sehr weit streuenden gesamtwirtschaftlichen Konstellationen einzeln zu charakterisieren, wird an dieser Stelle zunächst auf ein ganz bestimmtes Instrument zurückgegriffen: auf den sogenannten „Misery-Index“. Dieses Konzept geht in seiner ursprünglichen Variante auf Robert Barro zurück. Es kombiniert in einer simplen Addition die laufende Inflationsrate eines betreffenden Währungsraums oder eines betreffenden Landes mit der zugehörigen laufenden Arbeitslosenquote. Niedrige Werte des Misery-Index‘ deuten auf eine geringe Betroffenheit durch die beiden makroökonomischen „Geißeln“ Inflation und Arbeitslosigkeit hin; ein hoher Wert spricht für eine hohe Betroffenheit. Bei der Darstellung der gesamtwirtschaftlichen Diskrepanzen Ein Instrument zur Beschreibung der Lage in einer Volkwirtschaft: der „Misery-Index“ – … 2 / 10 LBBW RESEARCH 01.12.2015 Inflation ist derzeit nicht beliebig „produzierbar“ innerhalb der Gruppe der Industriestaaten konzentrieren wir uns auf die elf im LBBW Makro-Research im Vordergrund der Analyse stehenden Währungsräume: auf den Euroraum, auf Japan, die Schweiz und das Vereinigte Königreich, in Skandinavien auf Dänemark, Schweden und Norwegen sowie schließlich im Dollar-Raum auf Kanada, Australien, Neuseeland und die Vereinigten Staaten. … Summe aus (Kern-)Inflationsrate und Arbeitslosenquote Tabelle: Kerninflationsrate und Arbeitslosenquote für ausgewählte Industrieländer (jeweils aktuellste Werte). Arbeitslosenquote Teuerungsrate (Kernrate) „Misery-Index“ 5,9 2,1 8,0 Dänemark 3,9 1,2 5,1 Euroraum 10,8 1,1 11,9 Australien Großbritannien 2,3 1,1 3,4 Japan 3,1 0,8 3,9 Kanada 7,0 2,1 9,1 Neuseeland 6,0 0,3 6,3 Norwegen 2,9 3,0 5,9 Schweden 6,7 1,1 7,8 Schweiz 3,4 -0,8 2,6 Vereinigte Staaten 5,0 1,9 6,9 Hinweis: Die Zeitreihendefinitionen folgen den jeweiligen nationalen Usancen. Quellen: Thomson Reuters Datastream; Berechnungen des LBBW-Research‘. Eine graphische Veranschaulichung der Misery-Indizes für die hier betrachteten Währungsräume im Zeitablauf verdeutlicht: Es gibt zwischen den Industriestaaten traditionell große Unterschiede im makroökonomischen „Verhalten“, und diese Unterschiede machen sich gerade auch am aktuellen Rand bemerkbar. Die größte „Toleranz“ gegenüber der Kombination aus Teuerung und Unterbeschäftigung legt innerhalb der Industrieländer für die Zeit seit dem Jahr 2000 der Euroraum an den Tag. Im Durchschnitt über die hier betrachteten mehr als 15 Jahre liegt der Misery-Index für den Euroraum im zweistelligen Bereich; die Arbeitslosenquote betrug im Durchschnitt 9,4%, die Kerninflationsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Energie 1,5%, unterhalb der EZB-eigenen Zielvorgabe von knapp unter 2% in der Jahresveränderung. (Diese Vorgabe richtet sich in der Realität zwar auf die weit gefasste Teuerung für den HVPI. Dort sind aktuell jedoch gewisse Einmalfaktoren zu beobachten, so Effekte stark gesunkener Energiepreise. Hiervon sei an dieser Stelle abstrahiert.) Die niedrigsten MiseryIndizes für die Arbeitslosenquote und die Kerninflationsrate über die Zeit seit dem Jahr 2000 zeigen die Schweiz und Japan. In diesen beiden Ländern trifft eine Arbeitslosenquote von im Durchschnitt weniger als 5% auf ein Preisumfeld mit stark Misery-Index im Zeitablauf: Es gibt Verhaltensmuster in den einzelnen Ländern Euroraum mit einer ausgeprägten „Toleranz“ gegenüber den beiden makroökonomischen „Geißeln“ 3 / 10 LBBW RESEARCH 01.12.2015 Inflation ist derzeit nicht beliebig „produzierbar“ deflationären Tendenzen. Graphik: „Misery-Indizes“ für ausgewählte Währungsräume. 15 15 12 12 9 9 9 6 6 6 3 3 15 12 Japan Schweiz Kanada Norwegen 0 2000 2005 2010 2015 0 2000 Vereinigtes Königreich Vereinigte Staaten Australien Neuseeland 3 Dänemark 2005 Euroraum Schweden 2010 2015 0 2000 2005 2010 2015 Hinweise: Misery-Indizes ermittelt als rechnerische Addition aus laufender Arbeitslosenquote und laufender Kerninflationsrate. Quellen: Thomson Reuters Datastream; Berechnungen des LBBW-Research‘. Bemerkenswert sind nicht nur die Unterschiede im Niveau der Misery-Indizes. Bemerkenswert ist des Weiteren, dass die meisten hier betrachteten Länder, wenn auch nicht alle, eine große Beharrungstendenz in ihrem makroökonomischen Verhalten präsentieren. So schwanken die Misery-Indizes für Japan, Kanada, Norwegen und die Schweiz besonders wenig. Eine valide Interpretationsmöglichkeit an dieser Stelle: In diesen betroffenen Ländern hat sich, über längere Zeiträume betrachtet, nahezu eine 1:1-Beziehung zwischen der Preisniveauentwicklung und der Arbeitslosigkeit herausgebildet. Eine hohe Arbeitslosigkeit geht mit einem niedrigen Preisdruck im Land einher und umgekehrt. Grundsätzlich lässt sich dies für die überwältigende Mehrheit der Industriestaaten konstatieren, auch wenn die Beziehungen nicht überall und zu allen Zeiten im 1:1-Modus abläuft. Gewisse Sonderfälle bilden die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich. Hier sind, schon bei einer graphischen Inspektion, nennenswerte Amplituden im jeweiligen Misery-Index festzustellen. Über die Finanzkrise hinweg stiegen die betreffenden beiden Graphen um gut und gerne vier Prozentpunkte an, nur um anschließend wieder stark nachzugeben. Vergleichbare Entwicklungen sind in keinem anderen der hier betrachteten elf Währungsräume zu beobachten gewesen. Geringe Schwankungsbreite in Japan, Kanada, Norwegen und in der Schweiz, … … eine größere in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten 2. Das Verhältnis von Inflation und Arbeitslosigkeit in den Industriestaaten Über die gesamte Gruppe der genannten elf Währungsräume hinweg erscheinen die Misery-Indizes als alles in allem hinlänglich stabil; Ausreißer nach oben oder unten, so hat es den begründeten Anschein, sind lediglich vorübergehender Natur. Anlass genug, in der Analyse nun umzuschwenken, und zwar weg von der Kombination aus Arbeitslosenquote und Teuerungsrate, hin zum Verhältnis zueinander zwischen diesen beiden Größen. Wie steht es um das Verhältnis aus Arbeitslosenquote und Kerninflationsrate? Die Paarbeziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation nimmt in der volkswirtschaftlichen Literatur einen breiten Raum ein. Ausgangspunkt hierfür war die 4 / 10 LBBW RESEARCH 01.12.2015 Inflation ist derzeit nicht beliebig „produzierbar“ empirische Beobachtung Irving Fishers, dass in Zeiten niedriger Arbeitslosigkeit die Löhne und die Preise der Tendenz nach stärker steigen als in Zeiten einer grassierenden Arbeitslosigkeit. Alban Phillips brachte dies mit der im Zeitablauf unterschiedlichen Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer in Verbindung; bei einem „leergefegten“ Arbeitsmarkt können die Arbeitnehmer, so seine These, höhere Lohnsteigerungen durchsetzen als bei großer Konkurrenz um freie Stellen in Zeiten einer hohen Erwerbslosigkeit. Ein Faszinosum der Volkswirtschaftslehre: die sogenannte „Philipps-Kurve“ Viele Diskussionen in der Volkswirtschaftslehre kreisen unter anderem darum, ob die sogenannte „Philipps-Kurve“ überhaupt existiert oder es sich hierbei lediglich um eine „Schimäre“ handelt. Gefragt ist danach, ob es über einen hinlänglich langen Zeitraum einen stabilen Zusammenhang gibt nach der Art „Arbeitslosigkeit runter – Löhne und Preise rauf“. Im hier vorliegenden Zusammenhang soll diese Frage nicht abschließend beurteilt werden. An dieser Stelle sei als gegeben vorausgesetzt, dass mit einer Philipps-Kurve empirisch gearbeitet werden darf. Gefragt ist vor diesem Hintergrund dann nach der Stärke des postulierten Zusammenhangs in der Realität: Um wie viel liegt die Kerninflationsrate höher, wenn die Arbeitslosenquote um beispielsweise einen Prozentpunkt nachgegeben hat? Existiert sie, oder existiert sie nicht? Bedeutsam ist die Kenntnis der Stärke eines Zusammenhangs zwischen Arbeitslosenquote und Inflationsrate für die Geldpolitik nicht zuletzt im Euroraum. Wüsste Mario Draghi mit Sicherheit, dass sich der aktuelle Trend einer rückläufigen Arbeitslosenquote für den Euroraum in den nächsten Monaten und Jahren fortsetzt, ließe sich recht sicher vorhersagen, wann die Teuerung im Euroraum wieder an die Marke von 2% heranreichen wird. Janet Yellen wiederum könnte mit Hilfe einer als stabil identifizierten Philipps-Kurve überzeugend darlegen, dass die US-Notenbank tatsächlich bei einer Arbeitslosenquote von 5% wie derzeit zinspolitisch zur Tat schreiten muss, um die Preisnveaustabilität zu wahren. An dieser Stelle von Interesse: die Stärke des Zusammenhangs zwischen den beiden Größen Graphik: Kerninflation und Arbeitslosigkeit für zwei ausgewählten Volkswirtschaften: Vereinigte Staaten von Amerika (links) und Japan (rechts). 1,0 0,5 0,5 -0,5 0,0 -1,0 0,0 -1,5 -2,0 -0,5 -2,5 -3,0 -1,0 -3,5 -1,5 -4,0 0 2 4 6 8 10 12 0 1 2 3 4 5 6 Hinweise: Vierteljährliche Daten ab dem Jahr 2000; x-Achse: Arbeitslosenquote (in %); y-Achse: Verfehlung des offiziellen Inflationsziels der Notenbank (in Prozentpunkten). Quellen: Thomson Reuters Datastream; Berechnungen des LBBW-Research‘. Wir haben die Daten zur Arbeitslosenquote und zur Kerninflationsrate auf Quartalsbasis, zurück bis zum Jahr 2000, für die hier interessierenden elf Währungsräume gepoolt. Den Spezifika der einzelnen Währungsräume ist hierbei Rechnung getragen worden (für die Expertenzunft: Pooled-Regression mit sogenannten „fixed effects“). Aussagekräftige Ergebnisse mittels „Poolen“ der Daten zu elf Ländern 5 / 10 LBBW RESEARCH 01.12.2015 Inflation ist derzeit nicht beliebig „produzierbar“ Die Analyse liefert – bei aller gebotenen Vorsicht in der Interpretation – als zentrales Ergebnis einen Koeffizienten von -0,18. Dies sagt aus: Sinkt die Arbeislosenquote eines Industriestaates um einen Prozentpunkt, erhöht sich die Kernrate um knapp ein Fünftel eines Prozentpunktes. (Durch die Nutzung der Kernrate in der Analyse muss auf Sondereffekte wie auf einen gegenwärtig stark verminderten Rohölpreis hier nicht näher eingegangen werden.) Wir stellen fest: Der Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der Kerninflationsrate … … ist eng, aber nicht sehr stark 3. Fazit: Mit Inflation lässt sich Arbeitslosigkeit nicht bekämpfen Die hier vorgenommene Analyse belegt: Wenn sich im Euroraum die Arbeitslosenquote von heute gut und gerne 10% in den kommenden Monaten und Jahren verringert auf ihre Niveaus aus der Zeit vor der Weltfinanzkrise – mithin auf etwas über 7% –, zöge die Kerninflationsrate unter ansonsten unveränderten Bedingungen von aktuell 1,1% gerade einmal bis auf 1,7% an. Dies stünde nach Lesart Mario Draghis streng genommen noch nicht wieder ganz im Einklang mit der EZB-eigenen Vorgabe von „knapp unter 2%“. (Diese Vorgabe richtet sich in der Realität zwar auf die weit gefasste Teuerung für den HVPI. Dort sind aktuell jedoch gewisse Einmalfaktoren zu beobachten, so Effekte stark gesunkener Energiepreise. Hiervon sei an dieser Stelle abstrahiert.) Zudem: Damit die Arbeitslosigkeit im Euroraum um rund 3,5 Prozentpunkte zurückgeht, dürfen keine neuerlichen großen makroökonomischen Störungen auftreten. Alles muss optimal laufen, und dies über einen längeren Zeitraum: Verringert sich die Euroraum-Arbeitslosenquote mit der in den zurückliegenden Monaten gesehenen Geschwindigkeit, bedarf es eines Zeitraums von rund sechs Jahren, um auf das Niveau vor der Weltfinanzkrise 2007ff. zu kommen. Mario Draghi wird lange warten müssen, wenn mittels einer zurückgehenden Arbeitslosigkeit das Inflationsziel von „knapp unter 2%“ wieder erreicht werden soll. Für die Vereinigten Staaten lässt sich aus der hier angestellten Analyse ableiten: Sollte die Arbeitslosenquote dort unter das derzeit erreichte Niveau von 5% fallen, dürfte der Preisdruck im Lande weiter zulegen, über die Marke von 2% hinaus. Im Jahr 2000 touchierte die US-Arbeitslosenquote kurzzeitig die Marke von 3,8%. Für eine Wiederholung dieser Situation wäre für die US-Kerninflationsrate ein Wert von 2,1% zu erwarten – für Janet Yellen wohl kein großes Malheur. Außerhalb des Euroraums gibt es nicht viele Industrieländer, die momentan unter einer außerordentlich prekären Arbeitslosigkeit leiden. Stattdessen wird vielerorten über eine nur unzureichende Preisniveauentwicklung geklagt. Vor dem Hintergrund der hier unternommenen Untersuchung erscheint es für viele Länder müßig, darauf zu hoffen, dass die Inflation hinlänglich anspringt, wenn nur die Arbeitslosigkeit weiter abnimmt. Die Industriestaaten scheinen auf dem Weg in eine Welt mit einem strukturell sehr niedrigen Preisdruck („Lowflation“). Mario Draghi wird lange warten müssen, wenn über eine zurückgehende Arbeitslosigkeit … … das Inflationsziel von „knapp unter 2%“ wieder erreicht werden soll Frau Yellen würde die hier gefundenen Erkenntnissen eher entspannt zur Kenntnis nehmen Die Industriestaaten insgesamt scheinen auf dem Weg in Richtung „Lowflation“ Speziell im Euroraum wäre viel erreicht, wenn die Arbeitslosigkeit weiter zurück- 6 / 10 LBBW RESEARCH 01.12.2015 Inflation ist derzeit nicht beliebig „produzierbar“ ginge, unabhängig von den zugehörigen Inflationsbewegungen. Für einen höheren Beschäftigungsgrad in Europa bedarf es weiterer angebotsseitiger Reformen in den betroffenen Ländern. Anlass, auf eine Inflation gemäß EZB-Zielvorstellung zu hoffen, ergibt sich hieraus nicht zwangsläufig. Gleichfalls wenig sinnvoll erscheint es dieser Tage, darauf zu hoffen, mittels eines größeren Preisdrucks eine adäquat niedrige Arbeitslosigkeit zu erreichen. Ein hoher Beschäftigungsstand: zu erreichen am ehesten über Strukturreformen 7 / 10 CREDIT RESEARCH COVERED BONDS/FINANCIALS LBBW RESEARCH 01.12.2015 Appendix Disclaimer Bitte beachten Sie Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Postfach 16 03 19, 60066 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Postfach 1253, 53002 Bonn / Postfach 50 01 54, 60391 Frankfurt. Die LBBW hat Vorkehrungen getroffen, um Interessenkonflikte bei der Erstellung und Weitergabe von Finanzanalysen soweit wie möglich zu vermeiden oder angemessen zu behandeln. 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Die LBBW kann in der Vergangenheit andere Studien herausgegeben haben und in Zukunft andere Studien herausbringen, die mit den Informationen in dieser Studie nicht übereinstimmen und andere Schlussfolgerungen ziehen. Diese Studien spiegeln die verschiedenen Annahmen, Ansichten und analytischen Methoden der Analysten wider, die sie erstellt haben, und die LBBW ist in keinster Weise verpflichtet sicherzustellen, dass ein Empfänger dieser Studie Kenntnis von diesen weiteren St udien erhält. 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Wir weisen darauf hin, dass die LBBW oder mit ihr verbundene Unternehmen innerhalb der letzten 12 Monate an der Führung eines Konsortiums für eine Emission im Wege eines öffentlichen Angebots beteiligt waren. Aktuelle Angaben gemäß §5 Abs. 4 Nr. 3 FinAnV finden Sie unter http://www.LBBW.de/finanzanalyseverordnung. 8 / 10 CREDIT RESEARCH COVERED BONDS/FINANCIALS LBBW RESEARCH 01.12.2015 Appendix Disclaimer Nichts in dieser Studie stellt einen anlagerelevanten, rechtlichen, buchhalterischen oder steuerlichen Rat dar oder gibt vor, dass eine Anlage oder Strategie Ihren individuellen Umständen entspricht oder für diese geeignet ist oder anderweitig eine persönliche Empfehlung an Sie ausmacht. Diese Studie richtet sich lediglich an und ist nur gedacht für Personen, die sich hinreichend auskennen, um die damit einhergehenden Risiken zu verstehen, also solche, die sich beruflich mit dem Wertpapiermarkt beschäftigen. Diese Veröffentlichung ersetzt nicht die persönliche Beratung. 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Ein möglicher Anleger muss feststellen, ob der Erwerb der Wertpapiere sich mit seinen finanziellen Bedürfnissen, Zielen und Bedingungen deckt, mit allen darauf anwendbaren Richtlinien und Einschränkungen vollständig übereinstimmt und es sich um eine angemessene und geeignete Anlage handelt, ungeachtet der klaren und hohen Risiken, die mit einer Anlage in die Wertpapiere einhergehen. Die hierin enthaltenen Informationen umfassen teilweise sehr hypothetische Analysen. Diese Analyse basiert auf bestimmten Annahmen bezüglich zukünftiger Ereignisse und Bedingungen, die per se unsicher, unvorhersehbar und dem Wandel unterworfen sind. Es wird keine Aussage über die tatsächliche Wertentwicklung der Transaktion getroffen und Anleger sollten sich nicht darauf verlassen, dass die Analyse auf die tatsächliche Wertentwicklung der Transaktion verweist. Tatsächliche Ergebnisse werden, vielleicht wesentlich, von der Analyse abweichen. Anleger sollten die Analysen unter dem Gesichtspunkt der zugrunde liegenden Annahmen, die hierin enthalten sind, betrachten, um ihre eigenen Schlüsse zu ziehen bezüglich der Plausibilität dieser Annahmen und um die Analyse dieser Betrachtungen zu bewerten. Eine Anlage in dieses bestimmte Wertpapier beinhaltet gewisse spezifische Risiken. Mögliche Anleger in dieses bestimmte Wertpapier sollten die Informationen, die in dem vorläufigen Emissionsprospekt enthalten sind, sorgfältig prüfen, einschließlich des Abschnittes “Risikofaktoren”. Das bestimmte Wertpapier, auf das hierin Bezug genommen wird, kann ein hohes Risiko beinhalten, darunter Kapital-, Zins-, Index-, Währungs-, Kredit-, politische, Liquiditäts-, Zeitwert- Produkt- und Marktrisiken und ist nicht für alle Anleger geeignet. Die Wertpapiere können plötzliche und große Wertverluste erleiden, die Verluste verursachen, die dem ursprünglichen Anlagevolumen entsprechen, wenn diese Anlage eingelöst wird. 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Moody’s® ist ein eingetragenes Warenzeichen. 9 / 10 LBBW RESEARCH 01.12.2015 Appendix Ansprechpartner SALES SALES SPARKASSEN & REGIONALBANKEN SALES BANKS & FREQUENT BORROWERS SALES ASSET MANAGER SALES INSTITUTIONALS SALES SHORT TERM PRODUCTS INTERNATIONAL SALES SALES SPEZIAL- & PUBLIKUMSFONDS SALES EQUITY PRODUCTS SALES CAPITAL MARKETS LONDON RESEARCH +49 0711 127–7565 +49 0711 127–75670 +49 0711 127–75322 +49 0711 127–75291 +49 0711 127–7574 +49 0711 127–78847 +49 0711 127–75358 +49 0711 127–25333 +44 020 7826–8175 SALES CORPORATES SALES LARGE CORPORATES SALES KEY ACCOUNTS SALES RP BANK / SACHSEN BANK SALES ZINS-/WÄHRUNGS-/ROHSTOFFMANAGEMENT SPARKASSENKUNDEN SALES STRUKT. RETAILPRODUKTE DEBT CAPITAL MARKETS CORPORATE CAPITAL MARKETS +49 0711 127–75679 +49 0711 127–78709 +49 0711 127–75679 +49 0711 127–27888 +49 0711 127–7552 +49 0711 127–25501 +49 0711 127–78746 +49 0711 127–78825 TEAM ECONOMICS UWE BURKERT DR. GUIDO ZIMMERMANN DR. 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THOMAS MEISSNER JAN HOFMEISTER ALEXANDRA SCHADOW, CPA ANNA-JOY KÜHLWEIN MANAGING DIRECTOR GROUP HEAD GROUP HEAD + 49 / (0) 7 11/ 1 27 –73 57 4 [email protected] + 49 / (0) 7 11/ 1 27 – 7 93 92 [email protected] FINANCIAL INSTITUTIONS & COVERED BONDS NETHERLANDS, REGULATION + 49 / (0) 7 11/ 1 27 – 7 89 51 [email protected] FINANCIAL INSTITUTIONS IRELAND, PORTUGAL, SPAIN, UK + 49 / (0) 7 11/ 1 27 – 4 21 14 [email protected] DIRK CHLENCH USA, UK, AUSTRALIA, CANADA + 49 / (0) 7 11/ 1 27 – 7 61 36 [email protected] MATTHIAS KRIEGER JAPAN, SOUTH KOREA, SOUTH-EAST ASIA, SOUTH AFRICA, ARGENTINA, BRAZIL, VENEZUELA + 49 / (0) 7 11/ 1 27 – 7 30 36 [email protected] DR. 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