Anatol Heller

Anatol Heller
geb.
1991
in
Pirmasens,
2009-2012:
Studium
der
Amerikanistik,
Medienwissenschaften und Musikwissenschaften an der Humboldt-Universität zu
Berlin und der New York University (B.A.); 2012-2015: Allgemeine und
Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin (M.A.)
Dissertationsvorhaben:
Hände 1900-1930: Leibphänomenologie und Körperwissen in der literarischen Moderne
Mein Promotionsvorhaben untersucht einen spezifischen Reflexionsmodus der deutschsprachigen
Literatur zu Beginn des 20. Jahrhundert auf das Organ der Hand. Das Projekt geht dabei davon aus,
dass die klassische Auffassung der Hand als Körperwerkzeug (als instrumentum instrumentorum)
unzureichend ist. Stattdessen soll versucht werden, die Arbeit der Hand als eine Schnittstellentätigkeit
zu beschreiben, in der die Hand, gleichzeitig betastend und bearbeitend, zwischen Eigenleib und Welt
buchstäblich verhandelt.
In Texten von Rilke, Döblin, Kafka, Keun und anderen wird diese genauso komplexe wie
unkontrollierbare Tätigkeit der Hand thematisiert und literarisch ausgestaltet. Das Projekt versucht,
diese Arbeit der Literatur an der Hand als einen Beitrag zu einer spezifisch literarischen
Leibphänomenologie zu verstehen. Dass zeitgleich zur literarischen Moderne die Phänomenologie
Edmund Husserls sowohl einen Begriff des Leibes (in Abgrenzung zu anderen beobachtbaren
Körpern), als auch eine bestimmte Methode des eidetischen Sehens entwickelt, stellt also keinen
Zufall dar.
An der literarischen Arbeit an den Händen wird deutlich, wie die Literatur in der Lage ist, das nie ganz
zur Übereinstimmung zu bringende Verhältnis des Menschen zu seinem Körper zur Diskussion zu
stellen. Andererseits soll die Engführung mit phänomenologischen Texten der Arbeit auch einen
wissensgeschichtlichen Horizont eröffnen: Die erhöhte Aufmerksamkeit für die Rolle der Hand weist
so auch darauf hin, dass die Wiederentdeckung des Eigenleibes zu Beginn des 20. Jahrhunderts
bestimmten kultur-, technik- und wissenschaftsgeschichtlichen Problemstellungen entstammt.