Strom aus Gülle erzeugen Mit effizienter Logistik

Entsorgung und Recycling | Spezial
Durch die Möglichkeit, mit Biogas Strom zu erzeugen und gleichzeitig Entsorgungsprobleme zu lösen, erfreuen sich
die Biogasanlagen in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit.
Biogasanlagen
Strom aus Gülle erzeugen
I
m letzten Jahr errichtete die Agroenergie Stackmannsmühle mit der Firma Bioenergy
eine Biogasanlage im ländlichen Wittingen. Weil Bioenergy kurz darauf Insolvenz
anmeldete, konnten die Arbeiten nicht beendet werden. In die Bresche sprang die Junger GmbH aus Gütersloh. Die Ingenieure von Junger erstellten die Konzeption, die Software und Visualisierung, lieferten die Schaltschränke, verkabelten sie und nahmen die
Anlagensteuerung in Betrieb. Die Anlage wurde mit einer S7-300 realisiert. Ob biologisch
abbaubare Rohstoffe, Bioabfälle oder Gülle aus der Massentierhaltung, zur Produktion
von methanhaltigem Gas, das wiederum zur Stromerzeugung genutzt wird, können
unterschiedlichste organische Abfälle verwendet werden. Dabei kommen meist spezielle
Gasmotoren mit Generatoren zum Einsatz. Mittels der von Junger realisierten Steuerungsanlage wird der gesamte Herstellungsprozess bedient und überwacht über eine spezielle Anlagenvisualisierung an einem herkömmlichen Personal-Computer. Wie entsteht
das methanhaltige Gas? Meistens wird Rindergülle genutzt und in einen Fermenter
gefüllt. Sie wird erwärmt, damit sich darin enthaltene Enzyme und biologische Kleinstlebewesen wohlfühlen und sich vermehren. Ist die Biologie im Fermenter in Ordnung,
kann er gefüttert werden. Am beliebtesten ist Futtermais. Dieser wird möglichst gleichmäßig über den Tag verteilt in den Fermenter gegeben, um dort von der biologisch aktiven Masse verdaut zu werden. In Wittingen stehen dazu ein länglicher, ca. 1000 qm3
großer Hauptfermenter und ein gut anderthalb mal so großer runder Nachfermenter
zur Verfügung. Auch hier wird Maissilage gefüttert. Aber die Anlage wurde so flexibel
gehalten, dass je nach Gesetzeslage der Fördermittel auch andere Stoffe zugegeben werden können. Die gut 2.500 qm3 Biomasse sind dafür ausgelegt, genug Gas für 700 KWh
Strom zu produzieren. Zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) mit je 360 KW Nennleistung
stehen dafür zur Verfügung. Was die Anlage an Substrat nicht mehr zu Gas verwerten
kann, wird in ein Endlager gepumpt und als Dünger verwertet. Eine weitere Möglichkeit
bietet der Bandtrockner, der die anfallende Abwärme der BHKW nutzt, um das Substrat
zu trocknen. Dabei wird Ammoniak freigesetzt und gesondert entsorgt. Der daraus entstehende Trockendünger enthält sehr wenig Ammoniak.
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Biogasanlagen dienen Landwirten als
zusätzliche Einnahmequelle.
Regelmäßige Gesetzesänderungen und neue Vorschriften stellen die
Entsorgungsbranche und die entsorgenden Unternehmen immer
wieder vor neue Herausforderungen.
Entsorgungskonzepte
Mit effizienter Logistik
M
„Als Entsorgungsbetrieb muss man heute innovativ sein und den Markt mit seinen Veränderungen immer im Blick behalten. So gibt es Stoffe, die heute problemlos zu recyceln sind – vor zwei Jahren wären dieses noch komplett unmöglich gewesen “, sagt Tristan
Maximilian Preiß. Der Entsorgungsspezialist in Bünde kennt sich bestens in der Branche
aus. Seit gut zehn Jahren gehört sein Betrieb als Niederlassung dem mittelständischen
Entsorgungsunternehmen Drekopf an. Mit bundesweit 14 Standorten ist die Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Mönchen-Gladbach seit gut 60 Jahren am Markt und in
verschiedenen Bereichen tätig. Neben der Papierverwertung und dem Kunststoffrecycling gehören auch die Metallverwertung und die Sondermüllentsorgung zu den
markt &
wirtschaft westfalen 7/2008
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