Biogas Die Betreiber von Biogansanlagen sehen den Entwicklungen im Jahr 2014 mit gemischten Gefühlen entgegen. Prozesse und Abläufe in der Anlage hinterfragen Biogasbranche rüstet sich für Umbrüche D ie Biogasbranche hatte 2013 ein schwieriges Jahr. Und die Prognose für die kommenden Monate sieht auch nicht viel besser aus. Die aktuellen Vorschläge zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2014 würden – nach Auffassung vieler Experten – das Aus für den Neubau sowie für Erweiterungen von Anlagen bedeuten. Dr. Philipp Spinne, Geschäftsführer der TerraVis GmbH, einer Tochtergesellschaft der AGRAVIS Raiffeisen AG, wirft einen Blick auf die aktuelle Lage und wagt einen vorsichtigen Ausblick. Wie hat sich die Stromproduktion aus Biogasanlagen im vergangenen Jahr entwickelt? Dr. Philipp Spinne: Laut Prognosen des Fachverbandes Biogas standen in Deutschland zum Jahresende 2013 insgesamt 7.720 Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von 3.547 Megawatt (MW) – das sind rund 205 Anlagen mehr als zum Jahresende 2012. Im Vergleich zum bereits relativ niedrigen Zuwachs des Vorjahres ergibt sich daraus ein weiterer Einbruch bei den Neuanlagen um etwa 60 Prozent. Von den rund 194 MW zusätzlich installierter elektrischer Leistung wurden circa 50 MW zur Flexibilisierung von Anlagen zugebaut. Aus der Stromeinspeisung aus Biomethan kommen inzwischen rund 170 MW elektrische Leistung. Damit hat die Stromproduktion aus Biogasanlagen zum Jahresende 2013 einen geschätzten Anteil von vier Prozent am Stromverbrauch in Deutschland und kann etwa 6,8 Millionen Haushalte jährlich mit Biogas-Strom versorgen. Welche Energieträger spielen dabei eine besondere Rolle? Dr. Philipp Spinne: Ein Großteil der produzierten Energie stammt von hiesigen Maisflächen. Die gesamte Maisfläche in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt und Deutschem Maiskomitee (DMK) im Jahr 2013 leicht auf 2,49 Millionen Hektar gesunken. In Niedersachsen hat sich die Fläche zur Silomaisnutzung – insgesamt 501.000 Hektar – um drei Prozent im Vergleich zu 2012 verringert. Die Silomaisernte und -qualitäten zeichneten sich 2013 durch eine verhältnismäßig große Heterogenität aus. Dies führte regional zu Preisanstiegen und blieb bei der „Fütterung“ von Biogasanlagen nicht unbemerkt. Welche Erfahrungen wurden hinsichtlich der Stromdirektvermarktung gemacht? Dr. Philipp Spinne: Durch die Grundlastfähigkeit und die damit verbundene Regelungsfähigkeit der Anlagen nimmt die Biogasproduktion eine Ausnahmestellung gegenüber anderen regenerativen Energieformen ein. Diese Vorteile sollten im Sinne der Biogasproduktion genutzt und auch kommuniziert werden. Schätzungen zufolge sind inzwischen 50 Prozent der Biogasanlagen in die Stromdirektvermarktung eingestiegen. Nachdem im Jahr 2012 die ersten Anlagen durch das Marktprämienmodell fast ausschließlich an der Managementprämie partizipiert haben, boten in 2013 einige Biogasanlagen Regelenergie an. Es zeigte sich, dass die An- bindung der Anlagen einen gewissen Vorlauf benötigt. Sobald der Fernzugriff jedoch funktionsbereit ist, ist ein signifikanter Mehrerlös im fünfstelligen Euro-Bereich keine Ausnahme mehr. Die Motorentechnik ist inzwischen soweit, dass eine zeitweise Reduzierung der Leistung um bis zu 50 Prozent bei den meisten Aggregaten kein Problem ist. Die zusätzlichen Kosten für die Vorhaltung von Motoren und Gasspeicher schrecken aktuell jedoch noch viele Betreiber vor einer Flexibilisierung ihrer Biogasanlagen ab. Wie wird es Ihrer Meinung nach in den kommenden Monaten für die Biogasbranche weitergehen? Dr. Philipp Spinne: Das Jahr 2014 ist durch die politische Diskussion sicherlich ein Wegweiser. Es bleibt zu hoffen, dass der Branche durch das avisierte EEG 2014 die Daseinsberechtigung nicht vollständig entzogen wird. Durch die teilweise steigenden Substratkosten sollten Anlagenbetreiber ihre Prozesse und Abläufe in der Anlage hinterfragen und an verschiedenen Stellschrauben zur Steigerung der Anlageneffizienz drehen. Insbesondere die Stromdirektvermarktung, die Lagerung und Biologie sowie der Substratmix können die Wertschöpfung der Biogasanlage erhöhen und einen positiven Beitrag zur regenerativen Stromerzeugung leisten. www.agravis.de 2. 2014 15
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