Dezember 2015 Portfolio Alex Müller Chief Investment Officer Markteinschätzung Die Jahresendrally der Aktienmärkte wurde von überraschend guten Arbeitsmarktdaten aus den USA gebremst. Ein Zinsschritt der US-Notenbank scheint absehbar. In Europa ist die Lage anders. Die lockere Geldpolitik unterstützt die Wirtschaft und europäische wie Schweizer Aktien haben Potenzial. An den Finanzmärkten herrschte in der ersten Novemberhälfte eine freundliche Stimmung. Viele Indikatoren verbesserten sich weiter. Allgemein ging der Markt von einer Jahresendrally aus. Doch Mitte November setzten die Aktienmärkte ihre im Oktober eingeleitete Erholung nicht mehr fort und konsolidierten stattdessen. Der Grund für diesen temporären Halt dürfte in steigender Unsicherheit über den Zeitpunkt der ersten Leitzinserhöhung in den USA liegen. Noch im Oktober rechneten Analysten verbreitet nicht mehr mit einer Leitzinserhöhung im laufenden Jahr. Doch die jüngst publizierten Arbeitsmarktdaten führten zu einem Umdenken. Nach den eher schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom August und September erwartete man auch für den Oktober lediglich etwa 185‘000 neugeschaffene Stellen. Die Zahl der neuen Arbeitsplätze stieg dann aber überraschend stark um 271‘000 Stellen. Auch die Arbeitslosenquote sank weiter und nahm um 0,1 Punkte auf 5 Prozent ab. So tief hatte sie seit April 2008 nicht mehr gelegen. Zudem stiegen die Stundenlöhne stärker an als erwartet. Gerade deren schwache Entwicklung war einer der Gründe, weshalb die US-Notenbank FED im September noch auf eine Leitzinserhöhung verzichtet hatte. Angesichts dieser neuen Lage rechnet die Mehrheit der Marktbeobachter mit einem ersten USZinsschritt noch Mitte Dezember. In Europa ist man hingegen noch weit von einer Leitzinserhöhung entfernt. Der Konjunkturaufschwung hängt weiterhin an den geldpolitischen Lockerungsmassnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB). Allgemein wird erwartet, dass die EZB ihr expansives Liquiditätsprogramm ausweiten wird. Viele Analysten rechnen deshalb mit einer Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro. Dies wäre eine positive Entwicklung für die europäischen Unternehmen: Deren Waren würden in US-Dollar billiger und ihre Konkurrenzfähigkeit könnte dadurch gestärkt werden. Deshalb bleiben wir für die europäischen Aktienmärkte positiv gestimmt. Der Schweizer Franken wertete sich in den vergangenen Wochen gegenüber dem Euro tendenziell auf. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat bereits Interventionen angekündigt, sollte sich der Franken gegenüber dem Euro weiter aufwerten. Infolgedessen bleibt der Druck auf Frankenanlagen hoch, die Zinsen werden sich bis auf weiteres im negativen Bereich bewegen. Es erscheint uns sogar möglich, dass die SNB – im Hinblick der angekündigten Lockerungsmassnahmen durch die EZB – die Zinsen weiter senken könnte. Das Umfeld für Schweizer Unternehmen und Investoren bleibt somit anspruchsvoll. Allerdings zeigten die Quartalsergebnisse der Schweizer Unternehmen, dass sich die Firmen bisher besser als erwartet behaupten konnten. Daher sind wir weiterhin der Ansicht, dass sich Aktien von Schweizer Firmen überdurchschnittlich gut entwickeln werden. Die Titelauswahl muss allerdings sorgfältig erfolgen: Kaufenswert sind Aktien von Unternehmen, die solide finanziert sind, eine nachhaltige Gewinnentwicklung aufweisen und in zukunftsträchtigen Märkten aktiv sind. Zug, 20. November 2015 Blickpunkt Schweiz Frankenschock prägt Exportjahr 2015 Wir nehmen das auslaufende Kalenderjahr zum Anlass und ziehen eine erste Bilanz für die Schweizer Exportwirtschaft nach dem Frankenschock und der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar – dem wirtschaftspolitisch bedeutsamsten Ereignis des Jahres. Diese Entscheidung der SNB erfolgte für die meisten Wirtschaftsakteure völlig überraschend. Zehn Monate später kämpfen die exportorientierten Unternehmen noch immer mit dem starken Franken. Das belegen die neusten Aussenhandelsdaten der Eidgenössischen Zollverwaltung. Branchen unterschiedlich betroffen Erwartungsgemäss belastet die Frankenstärke die exportorientierten Wirtschaftsbranchen unterschiedlich stark, je nachdem welches ihre Hauptabsatzmärkte waren. Die überdurchschnittlich stark in den Euroraum exportierende Maschinen- und Metallindustrie war vom starken Franken mehr betroffen als beispielsweise die Uhrenindustrie, weil für sie der asiatische Raum eine grössere Rolle spielt. Wechselkurse machen die Differenz Die Exporte in die USA, nach England oder nach Asien sanken weniger stark als diejenigen in die Eurozone. Das lag daran, dass sich der Franken im Jahresverlauf gegenüber dem US-Dollar und dem britischen Pfund wieder abwertete. Mittlerweile wird der Franken zu Kursen gehandelt, die mit denjenigen des Vorjahres vergleichbar sind. Gegenüber dem Euro ist der Franken trotz einer vorübergehenden Abwertungsphase immer noch deutlich teurer als zu Zeiten der festen Wechselkursgrenze. Tiefere Preise schützen Marktanteile Viele exportorientierte Unternehmen reagierten mit Preissenkungen auf die Frankenstärke. Damit konnten teilweise die Marktanteile auf ausländischen Absatzmärkten verteidigt werden. Dennoch sanken die gesamten Exporte aus der Schweiz in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 um 3,4 Prozent. Gewinnrückgang bremst Investitionsfreude Obwohl die Unternehmen ihre Umsatzrückgänge teilweise durch tiefere Importpreise ausgleichen konnten, werden die Gewinne tiefer als im Vorjahr sein; dies dürfte im 2016 die Investitionsfreude am Standort Schweiz bremsen. Neuinvestitionen in der Schweiz sind auch aus anderen Gründen unter Druck: Die anhaltende Frankenstärke und die Aussicht auf höhere Gewinnmargen machen Auslandsinvestitionen finanziell interessanter. Moderate Konjunkturerholung absehbar In den wichtigsten Absatzmärkten der Schweizer Wirtschaft setzte sich der Aufschwung auch im dritten Quartal fort. Die USWirtschaft wuchs um 0,4 Prozent, die der Eurozone um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Mehrere Stimmungsindikatoren signalisieren eine Fortsetzung des Aufschwungs im Euroraum. Die positiven Aussichten für die Eurozone dürften die Nachfrage nach Schweizer Produkten stärken und sich positiv auf den Geschäftsgang der Schweizer Exportunternehmen auswirken. Aus Unternehmensinvestitionen sind 2016 allerdings nur wenige Impulse zu erwarten. Insgesamt ist damit zu rechnen, dass sich die Erholung der Schweizer Wirtschaft im ersten Jahr nach dem Frankenschock lediglich in moderater Geschwindigkeit fortsetzt. Thema des Monats EZB vertreibt China-Sorgen Die Aktienmärkte haben sich weltweit von den im August und September erreichten Tiefstständen erholt. Viele Marktteilnehmer erwarteten damals, dass ein überraschend deutlicher Rückgang des Wirtschaftswachstums in den Schwellenländern und vor allem in China in eine globale Rezession münden würde. Zur Beruhigung der Anleger trugen dann aber Stabilität signalisierende Konjunkturindikatoren aus China bei, ebenso wie die Ankündigung weiterer geldpolitisch expansiver Massnahmen der EZB. Daraus entwickelte sich im Oktober und bis anfangs November eine Gegenreaktion an den Aktienmärkten. Investoren können von den tiefen Zinsen profitieren Aus unserer Sicht sollten sich Anleger deshalb in Märkten positionieren, deren Zentralbanken eine expansive Geldpolitik verfolgen. In der Eurozone wird die EZB wohl noch für einige Quartale – wenn nicht für Jahre – kaum ein Interesse haben, die Zinsen anzuheben. Deshalb sollten viele Unternehmen vom Tiefzinsumfeld profitieren. Schon jetzt kann man eine positive Dynamik bei der Entwicklung der Unternehmensgewinne feststellen (siehe Grafik 1). Die Eurozone ist auch eine der wenigen Regionen, in denen die vorlaufenden Konjunkturindikatoren eine Aufhellung der Lage signalisieren. Tiefe Zinsen, mehr Gewinn Vor allem die im Monat Oktober deutlich positive Reaktion der Aktienmärkte signalisierte, dass im Gefolge der Massnahmen der EZB ein stärkeres Gewinnwachstum bei den Unternehmen erwartet wird. Sollte die EZB die Leitzinsen weiter senken, dürfte das einen positiven Effekt auf die Kostenbasis vieler Firmen haben. Vor allem hoch verschuldete Unternehmen würden von tiefen Leitzinsen profitieren, da diese die Zinslast ihrer Kredite sinken lassen. Guter Ausblick für Schweizer Aktien Da die Schweiz wirtschaftlich stark mit der Eurozone verflochten ist, werden die Leitzinsen auch hierzulande nicht ansteigen. Viele Unternehmen sind zudem verschuldet und werden von tiefen Zinskosten profitieren. Das spricht für ein Investment in Schweizer Aktien (siehe Grafik 2). Mehr Investitionen werden rentabel Tiefe Leitzinsen werden sich auch positiv auf Neuinvestitionen auswirken. Für Unternehmen sind Investitionen dann sinnvoll, wenn die erwarteten Renditen höher ausfallen als die dafür nötigen Fremd- und Eigenkapitalkosten. Kurzfristig dürften die Eigenkapitalkosten zwar gleich bleiben, doch dank tieferer Fremdkapitalkosten wird die Rentabilitätsschwelle zahlreicher Vorhaben sinken. Die Investitionstätigkeit der Unternehmen beginnt tendenziell zu steigen. Anders stellt sich die Lage in den USA und in England dar. Dort erwägen die Zentralbanken schon seit geraumer Zeit eine Erhöhung der Leitzinsen, wodurch mittelfristig die Kreditkosten ansteigen werden und sich dadurch negativ auf die Profitabilität bzw. Gewinnentwicklung niederschlagen werden. Grafik 1 Gute Gewinnentwicklung in der Eurozone Grafik 2 Das Gewinnwachstum in der Schweiz nimmt nach dem Frankenschock wieder Fahrt auf Eurozone: Gewinn pro Aktie in Euro Prozent 13.5 10 13 5 12.5 0 12 11.5 -5 2012 2013 Quelle: Wellershoff & Partners 2014 2015 2016 01/2014 07/2014 Quelle: Wellershoff & Partners 01/2015 07/2015 01/2016 Im Fokus DAETWYLER HOLDING AG Unternehmen: Die Altdorfer Dätwyler Gruppe liefert mit der Sparte «Sealing Solutions» Dichtungssysteme für die Autoindustrie, den Gesundheitssektor und für Konsumgüterhersteller. Die Sparte «Technical Components» produziert Zubehör der Elektronik und Automation. Pro: Ein Wachstumstreiber von Dätwyler ist die bisher erfolgreich betriebene Akquisitions- und Devestitionsstrategie. Die Erschliessung neuer Vertriebswege soll die Marktanteile der Sparten erhöhen und den Gewinn steigern. Im Sektorvergleich hat die Aktie ansprechende Bewertungskennzahlen. Kontra: Zulieferunternehmen des Industriesektors spüren Konjunkturzyklen überdurchschnittlich stark, weshalb der Geschäftserfolg schwanken kann. Die Sparte Technical Components ist stark in Osteuropa tätig, was regionale Risiken birgt. VINCI SA Unternehmen: Die französische Vinci-Gruppe ist der weltgrösste Baukonzern. Sie baut Strassen, Kraftwerke und Flughäfen und betreibt auf Konzessionsbasis das französische Autobahnnetz sowie Flughäfen in Frankreich und anderen Staaten. Pro: Vinci dürfte in Frankreich auch künftig nahezu konstante Strassen-Mautgebühren erheben dürfen. Im Auftragsmix des Konzerns wird zudem der Kraftwerksbau wichtiger. Er liefert bereits 45 Prozent des Umsatzes. 2008 waren es erst 18 Prozent. Seine Gewinnmarge beträgt 5,5 Prozent. Auf der anderen Seite verliert der Strassenbau an Bedeutung, dessen Gewinnmarge 3,5 Prozent beträgt. Kontra: Eventuell stimmt die französische Regierung den konstanten Strassen-Mautgebühren doch nicht zu. Ausserdem könnte das französische Infrastruktur-Stimuluspaket verkleinert werden. Sollten die Zinsen steigen, dürfte der freie Cash Flow rasch sinken. Aktienkurs in Franken Aktienkurs in Euro 140 70 120 60 100 50 80 40 60 30 40 07/2010 07/2011 07/2012 07/2013 07/2014 07/2015 07/2010 DAETWYLER HOLDING AG 07/2011 200-Tagesschnitt DAETWYLER HOLDING AG ISIN CH0030486770 Industrieunternehmen CHF 139.30 (Kurs vom 18. 11. 2015) Ausblick fundamental Ausblick technisch Kaufen Neutral Kurs-Gewinn-Verhältnis 23, 8 Gewinn pro Aktie CHF 5.72 Dividende 1,6 % Gewinnwachstum 31,3 % 07/2013 07/2014 07/2015 VINCI SA 200-Tagesschnitt SMI (umbasiert) 07/2012 EURO STOXX (umbasiert) Industrieunternehmen EUR 61.75 (Kurs vom 18. 11. 2015) VINCI SA ISIN FR0000125486 Ausblick fundamental Ausblick technisch Kaufen Attraktiv Kurs-Gewinn-Verhältnis 16,2 Gewinn pro Aktie EUR 3.58 Dividende 3,1 % Gewinnwachstum 25,2 % Die in diesem Dokument publizierten Informationen, die einzig für natürliche und juristische Personen mit Wohnsitz bzw. 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