Portfolio – Update - Zuger Kantonalbank

Portfolio – Update
24. Juni 2016
Die Buchmacher lagen für einmal falsch: Die Briten haben sich mit überraschend deutlicher Mehrheit entschieden, die
Europäische Union zu verlassen. Zu gross scheint der Wunsch nach Eigenständigkeit und der Verdruss mit der «Institution EU» gewesen zu sein. Der Schock an den Finanzmärkten und in der Politik sitzt tief. Die langfristigen Konsequenzen sind heute noch nicht absehbar. Klar ist einzig: An den Finanzmärkten dürfte es holprig und volatil bleiben.
Ein langwieriger politischer Prozess steht bevor
Mit dem Entscheid, aus der EU auszutreten, hat das britische Volk einen Präzedenzfall geschaffen und einen
langwierigen politischen Prozess in Gang gesetzt.
Grundsätzlich sehen die EU-Verträge eine Phase von
zwei Jahren vor, um eine Nachfolgelösung zu finden.
Gemäss allgemeiner Einschätzung dürfte es aber mindestens fünf Jahre dauern, bis klar ist, wie die Beziehungen
zwischen der EU und Grossbritannien in Zukunft ausgestaltet sein werden. Es ist davon auszugehen, dass die
EU ihr weiteres Vorgehen bereits in den nächsten Tagen
besprechen wird. Erschwert werden dürfte dieses Unterfangen dadurch, dass die britische Regierung ihre
Glaubwürdigkeit verloren hat und nun zurücktreten dürfte.
Grosse Herausforderungen für die britische Wirtschaft
Da noch unklar ist, wie die zukünftigen Beziehungen zwischen Grossbritannien und der EU ausgestaltet sein werden, sind die ökonomischen Konsequenzen des BrexitEntscheids unmöglich abzuschätzen. Der Ausgangspunkt
für die britische Wirtschaft auf der einen Seite und für die
restlichen EU-Mitgliedsländer auf der anderen Seite ist
dabei selbstredend unterschiedlich. Prinzipiell rechnen
wir damit, dass die negativen Effekte kurzfristig überwiegen werden und sich dabei auf die britische Wirtschaft
direkter und stärker auswirken werden als auf den Rest
der EU. Hinzu kommt, dass sich die Konjunkturdynamik
bereits vor der Brexit-Abstimmung unterschiedlich gestaltet
hatte. Während sich die Wachstumsdynamik in Grossbritannien bereits in den letzten Quartalen verlangsamt hatte, war in der Eurozone eine breit abgestützte Konjunkturerholung zu beobachten.
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Die Abkühlung der britischen Konjunktur dürfte durch den
Brexit weiter verstärkt werden. Bereits seit Monaten haben sich das Konsumentenvertrauen sowie der Geschäftsgang im Dienstleistungssektor spürbar eingetrübt.
Deshalb wäre, unabhängig vom Abstimmungsausgang
im laufenden zweiten Quartal, mit keiner Steigerung des
Wirtschaftswachstums zu rechnen gewesen. Die nun eintretenden Unsicherheiten um die zukünftige Position
Grossbritanniens in der EU dürften diese Entwicklungen
weiter verstärken. Für den Fall, dass es zu einer Schockstarre der britischen Wirtschaft kommen sollte, dürfte wohl
mit einem beherzten Einschreiten der Bank of England zu
rechnen sein. Kein Thema dürfte dagegen zunächst ein
Anheben des Leitzinssatzes durch die britische Zentralbank werden, selbst wenn das britische Pfund unmittelbar
kräftig an Wert verlieren und so die importierte Inflation
ankurbeln würde. Zu gross ist die Gefahr, die Wirtschaft
damit zusätzlich zu belasten. Zudem bietet die aktuell tiefe Inflation einen zeitlich genügend grossen Puffer, um
nicht im Umfeld der ersten, potenziell heftigen Marktreaktionen reagieren zu müssen.
Finanzmärkte in unruhigen Gewässern
Für die Finanzmärkte ist Unsicherheit Gift. Entsprechend
verlieren die europäischen Aktienmärkte und das britische
Pfund kurzfristig markant an Wert. Es ist eine Flucht in als
sicher erachtete Anlagen zu beobachten. Dabei profitieren vor allem der US-Dollar, der japanische Yen und der
Schweizer Franken. Die Schweizerische Nationalbank
dürfte aber mit Devisenmarktinterventionen versuchen,
sich gegen eine allzu starke Aufwertung des Schweizer
Franken zu stellen. Auch Staatsanleihen aus den Vereinig-
ten Staaten, Deutschland und der Schweiz werden weiterhin profitieren.
Wie lange es dauert, bis sich die unmittelbare Aufregung
an den Finanzmärkten legt, ist unmöglich vorherzusagen.
Je grösser die Aufregung sein wird und je länger sie anhält, umso wahrscheinlicher ist aus unserer Sicht ein dezidiertes und konzertiertes Einschreiten der wichtigsten
Zentralbanken. Für risikofreudige Investoren könnten sich
in diesem Umfeld dann interessante Einstiegsmöglichkeiten im britischen Pfund oder den europäischen Aktienmärkten bieten. Daneben wird es wichtig sein, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen, um bei Bedarf
schnell reagieren zu können.
Schweizer Franken gesucht
Mit dem Entscheid dürfte sich die Lage rund um die
Schweizer Währung nicht entspannen. Ängste haben bereits im Vorfeld der Abstimmung dazu geführt, dass der
Schweizer Franken wieder erstarkte. Zudem wird das britische Pfund weiter unter Druck bleiben.
rikanischen Aktienmarkt (S&P 500). Mit dem Rückenwind
einer wirtschaftlichen Erholung entsteht auf der Profitabilitätsseite ein grosses Aufholpotenzial bei europäischen
Firmen. Trotzdem dürften nach dem Brexit kurzfristig die
Risiken überwiegen. Wir raten daher nebst der Vorsicht
bei US-Titeln auch bei europäischen Aktien zur Zurückhaltung.
Insgesamt bleiben wir in der Aktienquote damit weiterhin
untergewichtet. Zu gross scheinen uns die aktuell durch
den Brexit ausgelösten Unsicherheiten.
Beibehaltung Positionierung in Gold und Schweizer
Immobilien
Unsere Einschätzung der Anlageklasse Immobilien
Schweiz bleibt unverändert. Das aktuell sehr tiefe Zinsniveau in der Schweiz sollte Immobilienanlagen weiterhin
Rückenwind verleihen. Mit dem Austritt der Briten bleiben
die Zinsen vorerst tief.
Anleger sollten ihre Fremdwährungsbestände vorerst auf
den aktuellen Beständen belassen. Grundsätzlich raten
wir immer noch zu einem stattlichen Anteil in Fremdwährungen, da der Franken weiterhin überbewertet ist. Kurzfristig ist das Potenzial aber beschränkt.
Rohstoffe halten wir weiterhin keine, da die Kosten für Investoren das Kurs-Potenzial stark schmälern. Bei Gold halten wir an unserer Übergewichtung fest. Der schwache
USD und tendenziell auslaufende Energiepreiseffekte (Inflation) dürften den Preis stützen. Die Unsicherheiten rund
um den Entscheid der Briten dürfte den Goldpreis ebenfalls stützen.
Europäische Aktien vorerst untergewichtet
Die wirtschaftlichen Vorlaufindikatoren entwickeln sich in
Europa immer noch positiver als in den USA. Dies dürfte
sich in einem höheren zukünftigen Wachstum ausdrücken.
Wir werden die Situation weiter beobachten und Sie bei
Änderungen in unserer Anlageallokation zeitnah informieren.
Zusätzlich ist die Profitabilität der europäischen Unternehmen deutlich unter dem Level vor der Finanzkrise im
Jahr 2008, dies im Gegensatz zu Unternehmen im ameRechtlicher Hinweis
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