Risikoorientierte Milieutherapie

Johannes König Workshopskript 2015
1
2. VSKJ – Fachtagung
Grenzen? – los!
Zum Umgang mit Grenzen
Freitag, 08. Mai 2015
Universitäre Psychiatrische Dienste UPD Bern
Risikoorientierte Milieutherapie
Sozialpädagogisches Handeln in einem Hochrisikoumfeld
Johannes König, Diplom Sozialpädagoge (BA),
Master in Dissozialität, Delinquenz, Kriminalität und Integration (ZFH)
Ablaufplan
•
•
•
•
Vorstellung und Fragensammlung
Theorieteil
Pause
Gemeinsame Diskussion
Johannes König Workshopskript 2015
3
Vorstellungsrunde/Fragen
1.
2.
3.
4.
Persönlicher (Arbeits-)Hintergrund
Bezug zum Thema der Milieutherapie
Eigene Fragen an das Thema
Erwartungen an den Workshop
Johannes König Workshopskript 2015
4
Theorieteil I
1
Begriffe
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
Milieu/Milieutherapie
Risiko
Risikoverhalten
Risikoorientierung
Funktionen der Risikoorientierung
Risikoorientierte Interventionen für straffällige
Klienten
Johannes König Workshopskript 2015
5
Theorieteil II
2
Risikoorientierte Milieutherapie
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5.
2.6
2.7
2.8
Milieutherapeutische Diagnostik
Gruppenregeln
Widerstände und Krisen
Tagesstruktur
Eintrittsphase
Arbeitsphase
Austrittsphase
Teamzusammenarbeit
Johannes König Workshopskript 2015
6
Milieu
Der Begriff Milieu kommt aus dem Französischen. Er
bedeutet übersetzt „Mitte“ und „Umfeld“.
Nach Wesely (1997) wird der Begriff definiert „als die
Gesamtheit der natürlichen, gesellschaftlichen und
kulturellen Faktoren der Umwelt, die auf ein Lebewesen
oder eine soziale Gruppe einwirken“ (S. 37).
Johannes König Workshopskript 2015
7
Bettelheim
Sein Ziel war es, alle Aspekte des täglichen Lebens der
Jugendlichen so zu organisieren, dass ihre Persönlichkeit
optimal gefördert wird. Bettelheim führte die
Verhaltensauffälligkeiten der Jugendlichen auf ihr
zerstörerisches Herkunftsmilieu zurück. Deshalb sah er es
als sinnvoll an, diese Jugendlichen aus dieser
zerstörerischen Umgebung herauszuholen und ihnen ein
heilendes, therapeutisches Milieu anzubieten.
Johannes König Workshopskript 2015
8
Bettelheim
Bettelheim dachte, dass die meisten Jugendlichen es
nicht gelernt haben eine normale Beziehung einzugehen.
Dies sei das erste was sie nachholen müssten. Erst danach
könnten weitere Anpassungsleistungen von ihnen
verlangt werden. Wichtig für das therapeutisches Milieu
ist das einheitliche Auftreten der Mitarbeiter. Sie sollten
die gleichen grundsätzlichen Überzeugungen haben, gut
miteinander kommunizieren können und sich nicht
gegenseitig ausspielen.
Johannes König Workshopskript 2015
9
Milieutherapie
In der psychoanalytisch orientierten Milieutherapie wird
die Gruppe als Resonanzkörper genutzt, um Menschen
mit Ich-Störungen die Möglichkeit für eine eigene,
reflektierende Beobachtung zu geben. Das therapeutische
Milieu wird durch ein (therapeutisches) Team aus
unterschiedlichen Disziplinen gebildet. Alle Mitarbeiter
sind durch jeweils spezifische Funktionen an der
Herstellung des therapeutischen Milieus, an seiner
Erhaltung und seinem Schutz beteiligt.
Johannes König Workshopskript 2015
10
Milieutherapie
Die Gruppe hat als Ganzes eine doppelte Funktion:
Einerseits ermöglicht sie dem Jugendlichen die
Wiederholung seiner (traumatischen) Erfahrungen,
andererseits können durch die Wiederholung, auf der
Folie eines verständnisvollen und konstruktiven
Reagierens der Mitarbeitenden, die traumatischen
Erfahrungen systematisch in eine Wiedergutmachung
verwandelt werden. Dazu braucht es ein bewusst
gestaltetes Milieu.
Johannes König Workshopskript 2015
11
Prinzipien nach Paul und Lentz
(1977, zit. nach Sauter, 2004, S. 424)
Gesetz der Erwartung
Es geht davon aus, dass die Häufigkeit der gewünschten Verhaltensweisen, oder Aktivitäten davon
abhängen, wie oft dem Jugendlichen gegenüber bestimmte Erwartungen kommuniziert werden. Für die
milieutherapeutische Arbeit bedeutet dies, dass im Alltag gewünschte Verhaltensweisen positiv
verstärkt werden, beispielsweise durch positives Feedback, oder praktische Gegebenheiten geschaffen
werden, die die erwünschten Verhaltensweisen fördern („Lernen am Modell“).
Gesetz des aktiven Miteinbezugs
Neue Fertigkeiten und Verhaltensweisen werden durch die selbstständige Anwendung erworben. Dies
bedeutet im Alltag, dass die Jugendlichen Spielräume haben, in denen ihre eigenen konkreten
Handlungen im Zentrum stehen. Erfolgserlebnisse gelten hierbei als positive Verstärker. Ein
Schwerpunkt wird auf das Üben von Entscheidungen treffen gelegt und damit die Autonomie, wie die
Mitverantwortung des Klienten gefördert und gefordert.
Gesetz des Gruppenzusammenhalts
Das Auftreten von erwünschten und nicht erwünschten Verhaltensweisen hängt vom
Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe ab. Diese bietet Unterstützung, Motivation und Bestätigung, kann
jedoch auch Sanktionen aussprechen.
Johannes König Workshopskript 2015
12
Prinzipien nach Edgar Heim
(Praxis der Milieutherapie. 1985)
1. Partizipation
Alle Beteiligten nehmen, entsprechend ihrer Möglichkeiten Anteil, bestimmen mit und tragen Mitverantwortung. Damit
werden wichtige soziale Fähigkeiten eingeübt. Das Ausdrücken eigener Werte und Vorstellungen soll gefördert werden,
aber auch das Wahrnehmen und Respektieren der Bedürfnisse anderer.
2. Offene Kommunikation
Zwischenmenschliche Kommunikation geschieht verbal (Sprache) und nonverbal (Mimik, Gestik etc.). Eine offene,
ehrliche und zielgerichtete Kommunikation ist anzustreben, in der der verbale und nonverbale Ausdruck
übereinstimmen.
3. Soziales Lernen
Eigene und fremde Verhaltensweisen sollen bewusst wahrgenommen und reflektiert werden. Gesunde Anteile sollen
gestärkt sowie Rückzugstendenzen entgegengewirkt werden. Hierbei ist es wichtig, eine Ausgewogenheit zwischen
Tätig sein und Inaktivität zu finden.
Der geschützte Rahmen innerhalb einer Abteilung ist ein geeignetes Übungsfeld, um neue Verhaltensweisen
auszuprobieren und einzuüben.
4. Leben in der Gemeinschaft
Die meisten Menschen verbringen einen Großteil ihrer Zeit in Gruppen. Deshalb bilden Gruppen auch den Kern der
Milieutherapie. Jede Gruppe hat eine eigene Dynamik. Patienten lernen während des Klinikaufenthaltes darauf zu
achten, welche Rolle sie spontan in Gruppen einnehmen. Sie sollen zum Perspektivenwechsel ermutigt werden und
andere Positionen innerhalb der Gruppe ausprobieren.
(http://www.sonnenhalde.ch/download/qR8hPRSbZn0/Milieutherapieneu.pdf, Zugriff 05.05.2015)
Johannes König Workshopskript 2015
13
Risiko
Der Begriff des Risikos hat seinen Ursprung aus dem
italienischen riscare (= wagen) und bezog sich im
Wesentlichen auf ökonomische Risiken.
Um den Gewinn gegen Verluste abzusichern, wurden
gefährliche Risiken abgesichert, basierend auf einer
Risikokalkulation (Fischer, 2006, S. 36).
Johannes König Workshopskript 2015
14
Risiko
Nach Jungermann & Slovic:
„Die Möglichkeit eines Schadens oder Verlustes als Folge
eines Ereignisses (z.B. Erdbeben) oder einer Handlung
(z.B. Rauchen).“
Der Risikobegriff lässt sich auf die beiden Komponenten
der negativen Konsequenz (Schädigung) und der
Unsicherheit des zukünftigen Ereignisses reduzieren.
Johannes König Workshopskript 2015
15
Risikoverhalten
Klebelsberg (2006) unterscheidet zwischen dem
situativem Risikoverhalten und einer grundsätzlichen
Affinität für Risikoverhalten im Allgemeinen.
Dies lässt die Unterscheidung zu, dass es ein Risiko gibt,
das unvorhergesehen entsteht (z.B. Wetterwechsel, Staus
auf Autobahnen) und eines, das grundsätzlich in Kauf
genommen wird durch das gezielte Aufsuchen
risikoreicher Situationen.
Johannes König Workshopskript 2015
16
Risikoverhalten
Damit wäre das Eingehen von Risiken auch als ein
Persönlichkeitsmerkmal zu betrachten. Je nach
individueller Ausprägung ist es bei dem Einen stark und
bei dem Anderen schwächer ausgeprägt.
Vermutlich sind dissoziale Jugendliche eher Träger einer
stärkeren Risikobereitschaft als solche, die nicht straffällig
in Erscheinung treten.
Johannes König Workshopskript 2015
17
Risikoorientierung
Das Bewältigen der riskanten Situation kann für den
Einzelnen nützlich und funktional sein.
Die kurz- und langfristige Perspektive von Verhalten spielt
dabei eine zentrale Rolle.
Johannes König Workshopskript 2015
18
Risikoorientierung
Für Schneider & Rheinberg (1996) geht dem
Risikoverhalten ein Neugier-Motiv voraus.
Personen seien bereit Risiken in Kauf zu nehmen, um zu
außergewöhnlichen Eindrücken und Erlebnissen zu
kommen.
Johannes König Workshopskript 2015
19
Risikoorientierung
Nach Rheinberg (2000) führt das Überschreiten der
Anforderung zu Angst und das Unterschreiten zu
Langeweile. Dabei steht das Erlebnis der Handlung
weniger im Vordergrund als die Tätigkeit selbst.
Für Brown (1965) kann das Eingehen von Risiken sozial
attribuiert werden.
Johannes König Workshopskript 2015
20
Risikoorientierung
Kurz (1988) geht ebenfalls davon aus, „dass bei
Risikoaktivitäten, bei denen Zuschauer relevant sind, ein
zusätzlicher Anreiz gegeben ist, den er als „GladiatorKomponente“ umschreibt:
„Man präsentiert sich als außergewöhnliche Person, die
sich furchtlos höchsten Bedrohungen stellt und diese
erfolgreich meistert.“
In diesen sozialen Situationen würden Menschen höhere
Risiken eingehen, als in Situationen ohne Publikum.
Johannes König Workshopskript 2015
21
Funktionen von Risikoorientierung
Wer bereit ist Risiken einzugehen und diese erfolgreich
bewältigt, der fühlt sich dadurch in seinem
Selbstbewusstsein gestärkt.
Nach Fischer (2006) erhält Risikoverhalten oder die
Symbolisierung einer Risikobereitschaft damit eine
identitätsregulierende Funktion. „Der Zusammenhang
zwischen Misserfolgserlebnissen und Risikobereitschaft
weist darauf hin, dass die Risikoorientierung
kompensierend wirken kann.“
Johannes König Workshopskript 2015
22
Funktionen von Risikoorientierung
Sozio-ökonomischer Ansatz
Jugendliche sind mit Anforderungen konfrontiert, deren Erfüllen
oder Nicht-Erreichen für sie unmittelbare Konsequenzen
bedeuten.
Bestimmten Jugendlichen können aufgrund ihrer
Migrationsprobleme oder der intellektuellen Ausstattung nicht
gesellschaftlichen Anforderungen entsprechen. Sie scheitern an
bestimmten Entwicklungsaufgaben (Schulabschluss, glückliche
Liebesbeziehung, Ablösung vom Elternhaus usw.).
Das Eingehen von bestimmten Risiken kann bei diesen
Jugendlichen auch als Form einer Ersatzbewältigung für die nicht
genügend ausgebildete Ausstattung (persönlich, sozial,
gesellschaftlich) betrachtet werden.
Johannes König Workshopskript 2015
23
Funktionen von Risikoorientierung
Nach Ansicht von Engel & Hurrelmann (1994, zit. in
Fischer, S. 62) trägt Risikoverhalten zur Entwicklung der
Ich–Identität bei und bildet durch das Austesten von
Grenzen ebenfalls eine identitätsrelevante Funktion.
Die unterstehende Tabelle veranschaulicht dies am
Beispiel des Cannabis-Konsums:
Johannes König Workshopskript 2015
24
Funktionen von Risikoorientierung
Eine zentrale Perspektive auf das Risikoverhalten ist der
entwicklungspsychologische Ansatz.
Nach Moffit (1993) beschränkt sich das Auftreten von
Risikoverhalten teilweise auf die Phase des Jugendalters.
So gesehen wäre Delinquenz bei einem großen Teil der
Jugendlichen ein Übergangsphänomen, das in einem
entwicklungspsychologischen Kontext zu betrachten ist.
Da das Risikoverhalten eng mit Entwicklungsfunktionen
verbunden ist, würde es mit dem Übergang in die
Erwachsenenphase abnehmen.
Johannes König Workshopskript 2015
25
Funktionen von Risikoorientierung
Jugendliche sind mit vielfältigen
Entwicklungsanforderungen konfrontiert und deliktisches
Handeln kann eine Form von Verhalten sein, diese zu
bewältigen (z.B. der Konsum psychotroper Substanzen).
Silbereisen & Kastener (1987) betrachten ein solches
Verhalten als „Notfallreaktion“. Das Risikoverhalten kann
daher nach Franzkowiak (1987) als Entwicklungsaufgabe
betrachtet werden.
Johannes König Workshopskript 2015
26
Beispiel Substanzkonsum
Entwicklungsaufgaben (Dreher & Dreher, 1985)
Wissen wer man ist
(Silbereisen & Kästner, 1987)
Funktionen des Substanzkonsums
Ausdruck persönlichen Stils, Suche nach grenzüberschreitenden,
bewusstseinserweiternden Erfahrungen und Erlebnissen
Gesellschaftliche Rollen Übernehmen
Symbolische Vorwegnahme von Status und Reife (z.B.
Erwachsenenstatus, Geschlechterrolle)
Lebensgestaltung, -Planung; Zukunftsperspektive
Teilhabe an subkulturellen Lebensstil, Hedonistischer Lebensstil (Spass
und Genuss)
Eigenes Wertesystem entwickeln
Gewollte Normverletzung, Ausdruck sozialen Protests
Ablösung von den Eltern; Autonomie
Unabhängigkeit von den Eltern demonstrieren, Bewusste Verletzung
elterlicher Kontrolle
Aufbau von Freundschaften, Aufnahme intimer
Erleichterung des Zugangs zu Peergroups, Exzessiv-ritualisiertes
Beziehungen
Verhalten
Kontaktaufnahme mit gegengeschlechtlichen Peers
Entwicklungsprobleme:
Andauernde Schwierigkeiten bei den
Ersatzziel:
Kompensation, Stress- und Gefühlsbewältigung (Notfallreaktion)
Entwicklungsaufgaben
Johannes König Workshopskript 2015
27
Risikoorientierte Interventionen für
straffällige Klienten (RISK)
Was ist das?
Johannes König Workshopskript 2015
28
Risikoorientierte Interventionen
Risikoorientierte Interventionen für straff. Klienten (RISK)
Das Konzept der Risikoorientierung nach Mayer u.a. (2007
im Kanton Zürich entstand in der Auseinandersetzung mit
Fragen der Qualitätssicherung und der Wirksamkeit von
Bewährungshilfe:
Einerseits untersteht die straffällige Person der helfenden
und kontrollierenden Betreuung, andererseits soll sie vor
der Rückfälligkeit bewahrt und sozial integriert werden.
Johannes König Workshopskript 2015
29
Risikoorientierte Interventionen
Dafür identifizierte der Professionelle in einem ersten Schritt
(Risikoassessment) die risikorelevanten Problembereiche.
Gemeinsam mit dem Klient wird der individuelle
Veränderungsbedarf erarbeitet und ein entsprechender
Interventionsplan erstellt.
Im Risikoassessment werden alle im Einzelfall relevanten
Risikofaktoren und protektiven Faktoren erfasst. Unter
Risikofaktoren versteht das Konzept Verhaltensweisen die zu
deliktrelevanten Risikosituationen führen. Unter protektiven
Faktoren versteht es persönliche Eigenschaften und
Lebensumstände, die das Rückfallrisiko reduzieren.
Johannes König Workshopskript 2015
30
Risikoorientierte Interventionen
In einer zweiten Phase wird ein strukturiertes Programm
risikomindernder Interventionen durchgeführt, das sich
an den individuelle Risikofaktoren orientiert. Es
unterscheidet in statische und dynamische Faktoren.
Während statische Risikofaktoren nicht mehr veränderbar
sind (Erfahrungen die in der Vergangenheit liegen: z.B.
Schulversagen, Scheidung etc.) können dynamische
Faktoren noch beeinflusst werden.
Diese veränderbaren Faktoren werden in einem
strukturierten Interventionsprogramm, nach einem
vorgegebenen Ablauf erfasst und mit dem Klienten
schrittweise mit Hilfe von Arbeitsblättern bearbeitet.
Johannes König Workshopskript 2015
31
Risikoorientierte Interventionen
Dabei steht das Delikt des Klienten im Zentrum. Das
Manual „strukturierte Interventionen für straffällige
Klienten“ („RISK“) beginnt mit dem gezielten Aufbau
einer kooperativen Arbeitsbeziehung und konzentriert
sich inhaltlich dann rasch auf die Bearbeitung des Delikts,
seiner Ursachen und Folgen mit dem Ziel, bei den
Klienten Einsicht und Bereitschaft zu persönlichen
Veränderungen zu fördern“.
Johannes König Workshopskript 2015
32
Risikoorientierte Milieutherapie
ein Konzept in Bearbeitung…
Johannes König Workshopskript 2015
33
Setting
Aus Sicht von Egli-Alge (2012) profitierten junge
Gewaltstraftäter vor allem dann von Maßnahmen,
wenn sie spezifisch sind, also in jeder Hinsicht auf
ihre Bedürfnisse zugeschnitten seien.
Darüber hinaus müssten „die
Behandlungsprogramme, um ihre Wirksamkeit zu
steigern, kultursensibel sein oder werden, also den
Bedürfnissen einer Minderheit in der Population der
jugendlichen Gewaltstraftäter gerecht werden“ (ebd.
S. 41).
Johannes König Workshopskript 2015
34
Setting
Ihrer Meinung nach sollten nachhaltig wirksame
Maßnahmen auf multidimensionalen Ansätzen basieren,
ein klar definiertes Behandlungssetting haben sowie bis
zu einem gewissen Grad direktiv wirken.
Zudem sollten sie flexibel, umfassend und individualisiert
auf die spezifischen Behandlungsbedürfnisse der
Jugendlichen ausgerichtet sein, so auch auf die Stärken
und Schwächen ihrer Familiensysteme.
Sie ist sich sicher, dass das Arbeiten in der Gruppe am
besten wirkt und eine deliktorientiertes Vorgehensweise
Standard sein müsste.
Johannes König Workshopskript 2015
35
Was nicht?
Was sie als nicht förderlich betrachtet, sind reine
Abschreckungsmassnahmen sowie unstrukturierte
Gruppenaktivitäten, permissive Milieutherapie oder non
direktive Verfahren (ebd. S. 41).
Johannes König Workshopskript 2015
36
Diagnostik
Im Einzelsetting (RISK Manual z.B.) werden
deliktrelevante Risikofaktoren erarbeitet.
Die Hypothese ist:
Diese werden auch im Leben auf der Gruppe
sichtbar und können parallel zum RISK Manual
im Alltag bearbeitet werden
Johannes König Workshopskript 2015
37
Milieutherapeutische Diagnostik
Um als Mitarbeiterteam erfolgreich im Milieu arbeiten zu
können müssen Informationen ausgetauscht und
Kompetenzen geteilt werden.
Es stellt sich die Frage, welche Informationen wie über
den Jugendlichen im Milieu zu bekommen sind?
Hier bietet Trieschman (1975) folgende Diagnosekriterien
an:
Johannes König Workshopskript 2015
38
Diagnosekriterien
1.) Verhalten zeitlich lokalisieren: Wenn man vorhat, einem Jugendlichen bei der
Verhaltensänderung zu helfen, ist es wichtig, den Zeitpunkt zu erkennen. Wann tritt das auf, was
man angehen möchte? (ebd. S. 36)
2.) Ortung des Verhaltens unter den Mitmenschen: Gegen wen ist das Verhalten gerichtet?
Gegen einen bestimmten anderen Jugendlichen, die Gruppe, nur gegen Mitarbeiter, nur gegen
Erwachsene? Wer wird hineingezogen?
3.) Art und Tempo des Verhaltens: Wenn das Wann und das Wer geklärt sind, ist es für die
Mitarbeiter wichtig zu erfahren, wie der Ablauf des Verhaltens aussieht. (ebd. S. 37)
4.) Die Intensität des Verhaltens: Ist es langsam, ziellos, ruhig, geistesabwesend, zurückgezogen
oder kräftig, stark zielstrebig bzw. getrieben?
5.) Das Entwicklungsniveau seines Verhaltens: Diese Kategorie erfordert ein klinisches Urteil
über den entwicklungspsychologischen Sinn einer bestimmten Verhaltensweise. An welcher Art
emotioneller Erfahrung arbeitet der Jugendliche? Versucht er die Frage zu beantworten, ob man
Erwachsenen vertrauen kann?
Johannes König Workshopskript 2015
39
Repairing
Nach Ammon (1973, S. 204) eröffnet der institutionelle
Rahmen die besondere Möglichkeit, sämtliche
Lebensäußerungen des Patienten und ihre Beobachtung
der Interpretation zugänglich zu machen.
Andererseits fordert es auch den Mitarbeiter heraus, sich
zum aktiven Partner des Ich-kranken Jugendlichen im
therapeutischen Milieu zu erklären. Der Mitarbeiter soll
dem Jugendlichen helfen neue Erfahrungen im Sinne
einer Wiedergutmachung (repairing) zu machen, um ihm
damit das Erlebnis des Gelingens und ein positives Gefühl
der eigenen Existenz zu vermitteln.
Johannes König Workshopskript 2015
40
Ich-Funktionen
Ammon (1973) geht davon aus, dass die Mitarbeiter
wesentliche Ich-Funktionen des Patienten zunächst
übernehmen, um sie im Verlauf der Therapie an den
Jugendlichen zurückzugeben. Dieser Vorgang wird als
eine Form der nachholenden Ich-Entwicklung verstanden
werden (ebd. S. 206).
Johannes König Workshopskript 2015
41
Worauf ist zu achten?
Das Meiste was Mitarbeiter sagen und den
Jugendlichen missfällt wird abgelehnt. So findet ein
tägliches Ringen um die regeladäquate Aussprache
statt. Aus Sicht des Jugendlichen ist es
unverständlich, wieso er einen Polizisten nicht
„Bulle“ nennen sollte, oder ein Mädchen nicht
„Fotze“. Was aus Sicht der Mitarbeiter klar ist, wird
von den Jugendlichen als überflüssig betrachtet. Die
Jugendlichen möchten sich in ihrer Sprache von der
Erwachsenenwelt abheben und nutzen sie zur
Gruppenidentifikation.
Johannes König Workshopskript 2015
42
Misstrauen
Jugendliche mit deliktischen Verhaltenshintergrund
stehen prosozialen Aussagen von Erwachsenen oft
misstrauisch gegenüber.
Vor allem in Krisensituationen haben sie oftmals in der
Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass Erwachsene
ihre Bedürfnisse und Nöte nicht angemessen
wahrnehmen konnten. Diese Hypothek, die in vielen
familiären Situationen erlernt wurde, lastet auf den
Mitarbeitern.
Johannes König Workshopskript 2015
43
Anfangsphase
Bettelheim wusste, wie anspruchsvoll es ist, bei schwierigen
Jugendlichen nicht die Geduld zu verlieren So empfahl er in der
Anfangsphase des Aufenthaltes möglichst jeden Druck von den
Jugendlichen fernzuhalten. „Die Jugendlichen wurden ermutigt
ihre Ruhezeiten selbst zu regeln, d.h. sie haben die Freiheit zu
schlafen oder sich auszuruhen, solange und wann sie wollen.
Die gewährlassende Haltung in der Anfangsphase der Therapie
hat den Vorteil, dass die Patienten unverstellt ihre Symptome
zeigen können, was hilfreich bei dem weiteren Eingehen auf sie
sein kann“ (Otto, 1993, S. 67).
„Da wir unser Handeln so oft auf dürftiges Wissen gründen
müssen, meinen wir, es sei besser, in Richtung auf Duldung vom
rechten Weg abzuweichen, als in Richtung auf zu große
Einschränkung.“ (Bettelheim, zit. nach Ott, 1993, S. 67)
Johannes König Workshopskript 2015
44
Haltung
Hinter all diesen Verhaltensweisen stand für
Bettelheim die tiefe Erkenntnis, dass niemand eine
selbstständige Persönlichkeit dadurch wird, dass
jemand anderes es will:
„Der Wunsch und die Fähigkeit, ein geordnetes
Leben zu führen, wird am ehesten dann auftreten,
wenn ein Jugendlicher zutiefst davon überzeugt ist,
dass – im Gegensatz zu früheren Erfahrungen- diese
Welt angenehm sein kann, bevor es irgendeinen
Antrieb verspüren kann, in ihr weiterzukommen.“
(Bettelheim, 1989, S. 68)
Johannes König Workshopskript 2015
45
Grenzen
Hier stößt Bettelheims Theorie bei dissozialen
Jugendlichen an Grenzen. Denn nach Egle-Alge
(2012), brauchen sie ein gewisses Maß an
Normen, da sie selber über zu wenig prosoziale
verfügen.
Johannes König Workshopskript 2015
46
Struktur
Das Arbeitsprinzip dahinter lautet:
Die äußere Struktur wirkt auf die innere und
umgekehrt.
Johannes König Workshopskript 2015
47
Widerspruch
Die Schwierigkeit besteht darin, dem Jugendlichen
einerseits einen Ort zu bieten um seine
prokriminellen Haltungen „zu zeigen“ und
andererseits sie im Alltag zu verändern, ohne ihn
deswegen aus dem „Kommittent“ austeigen zu
lassen. Dies braucht der Jugendliche, um im
Einzelsetting Fortschritte zu machen.
Es ist hilfreich, dass er die Einrichtung als einen
verständnisvollen und beschützenden Ort
wahrnimmt.
Johannes König Workshopskript 2015
48
Regeln
Meine Erfahrung ist, dass bei dissozialer Klientel klare
Konsequenzen, die einen bestrafenden Charakter haben,
die größte kurzfristige Wirkung erzielt werden kann.
Langfristig führt eine nur strafende Haltung zu Ablehnung
und Abwehrmechanismen.
Daher halte ich die Kombination aus Sanktionierung und
wohlwollendem Gespräch für eine praktikable Form
Verhalten mittelfristig prosozial zu verändern.
Johannes König Workshopskript 2015
49
Widerstände
Nach Kazdin (2009, zit. nach Liechti, S. 29) spricht man bei
Widerstand gegen Einschränkungen von psychologischer
Reaktanz. Doch wie den Jugendlichen dazu bewegen seine
Reaktanz gegen die Fremdbestimmung in der Institution
abzubauen, in die er unfreiwillig eintrat?
Lichti (2009, S. 104) geht davon aus, dass „sich deren Negier
fragend wecken lässt, indem eine Dialektik des naiven Fragens
authentisches Interesse an deren Weltbild anmeldet.“ Aus der
Motivationspsychologie ist hinlänglich bekannt, dass
Motivation eine „kontextuelle Größe ist und dass Menschen
einander beeinflussen (…)“ (ebd. S. 104).
Johannes König Workshopskript 2015
50
Krise als Chance
In den Zeiten der Krise sind Jugendliche besonders
verletzlich, sie sprechen aber in solchen Situationen
stärker auf Hilfe an, als in Zeiten eines tiefen arousals.
Gemäß Trieschman (ebd. S. 120) kann der Mitarbeiter,
der zu einer solchen Zeit die entscheidende Hilfe zu
leisten vermag, die Einstellung des Jugendlichen dem
Mitarbeiter gegenüber grundlegend verändern.
Beispielsweise bei einer Verletzung nach einem
Fluchtversuch, oder nach einem Sportunfall. Hier kann
der Jugendliche die Erfahrung nachholen, dass er, obwohl
er in einer schwachen Position ist, fair behandelt wird.
Johannes König Workshopskript 2015
51
Disziplinierung
Natürlich gibt es auch die Art von Krisen, welche
nicht deeskaliert werden können und schließlich
z.B. mit einem Polizeieinsatz in der Institution zu
Ende geführt werde müssen.
Aus milieutherapeutischer Sich ist ein aggressiver
und impulsiver Durchbruch „als Versuchen seitens
des Jugendlichen-Ego zu betrachten, seiner Angst
und Hilflosigkeit Raum zu geben und gleichzeitig
sich selbst zu überzeugen, dass er seine Umwelt
durch seine Anstrengungen beeinflussen kann“
(ebd. S. 194).
Johannes König Workshopskript 2015
52
Mögliche Sichtweise
„Sein ungezügelter Temperamentsausbruch gibt ihm das
Gefühl, versagt zu haben und er hat demonstriert, dass er
keine genügende Selbstkontrolle hat. Dies ist offenkundig
der Grund, warum die Hilfe des eingreifenden
Erwachsenen weder mit offenen Armen angenommen,
noch mit einen Dankeschön bedacht wird.
Der Zorn des Jugendlichen, der eigentlich sich selbst gilt,
wird auf den Erwachsenen abgeladen.“ (Trieschman,
1975, S. 200.).
Johannes König Workshopskript 2015
53
Teamproblematik
Innerhalb des Teams gelten oftmals solche als „gute“
Mitarbeiter, die viel sanktionieren und andere, die es
nicht tun, als „schwache“. Diese Kausalität halte ich nicht
für zutreffend.
Aus milieutherapeutischer Sicht würde eher gelten: „Je
mehr sich ein Jugendlicher einem Erwachsenen zugetan
fühlt, desto leichter lässt er sich durch ihn beeinflussen“
(Brendtro, 1975, S. 109).
Johannes König Workshopskript 2015
54
Vertrauen statt Misstrauen
Für Trieschman (1975) ist Vertrauen keine
Einbahnstraße: „Wenn der Mitarbeiter
Vertrauen in den Jugendlichen zeigt, so wird
dieser mehr geneigt sein, auch mit Vertrauen zu
reagieren. Es sei jedoch hier die Warnung
ausgesprochen, dass es gefährlich ist einem
Jugendlichen Vertrauen aufzuerlegen, dem er
nicht gewachsen ist“ (ebd. S. 119).
Johannes König Workshopskript 2015
55
Lernpsychologische Aspekte
Verhaltenstheorien (Löschen, Belohnung)
Lernen am Modell
Lernen an Alltagsroutinen
(Wiederholungslernen)
etc…
Wird hier nicht weiter vertieft.
Johannes König Workshopskript 2015
56
Aufenthaltsphasen
z. B. als:
1.
2.
3.
4.
Eintrittsphase
Arbeitsphase
Austrittsphase
Übergangsphase
Jede Phase hat ihre eigenen Besonderheiten.
Johannes König Workshopskript 2015
57
Teamzusammenarbeit
Es gilt der Grundsatz, alles was passiert, ist von
Bedeutung. Oder es gibt nichts, das keine Auswirkung
hat. Damit ist der zweite Grundsatz definiert: Jeder
Mensch in der Einrichtung prägt die Qualität des
Abklärungsprozesses mit. Daher ist es wichtig auf der
Teamebene eine Haltung „zu konstruieren, an dem
Wachstum, gute Veränderung und Heilung möglich ist“
(Urbaniok, 2000, S. 24).
Johannes König Workshopskript 2015
58
Team und Einheitlichkeit
Dies bedeutet, dass jeder im Team bestimmte Dinge
gleich, oder ähnlich handhabt.
Doch was diese Dinge sind, darüber muss sich das Team
im Einzelnen beraten. Für den Jugendlichen kann es von
Bedeutung sein, dass die Gruppenstrukturen einheitlich
von allen Mitarbeitern gleich mitgetragen werden.
Jugendliche haben oft in ihrem Leben die Erfahrung
gemacht, dass Erwachsene nicht verlässlich und
einheitlich agierten, da kann es für sie eine positive
Erfahrung sein auf einer Gruppe Verlässlichkeit
vorzufinden und nicht Dinge, die sich ständig
unvorhersehbar verändern.
Johannes König Workshopskript 2015
59
Was meint es nicht
Einheitlichkeit falsch verstanden bedeutet als Gruppe
zusammenhalten zu müssen.
Damit ist für Urbaniok „schon der Grundstein für „NichtProfessionalität“ gelegt. Zusammenhalten gegen wenn,
die Jugendlichen?“(ebd. S. 37)
Johannes König Workshopskript 2015
60
Team und Therapie
Da alles einen therapeutischen Einfluss hat, was ein Team macht, geht es
nicht um die Frage, ob es durch sein Handeln Einfluss nimmt sondern
welchen.
Urbaniok führt an dieser Stelle die Parallele der „guten Eltern“ ein:
„Fragen sie sich wann und warum sollten Eltern einheitlich sprechen oder
handeln? Und fragen sie sich weiter, welche Effekte damit erzielt werden,
also was daran nützlich ist. Damit erhalten sie eine brauchbare Leitlinie
für therapeutische Ideen, die mit der der Einheitlichkeit von Teamern
verbunden ist“ (ebd. S. 40).
Es ist wichtig, dass Jugendliche erkennen, dass sich ein Team gut versteht.
„Das zu sehen und zu spüren, ist beruhigend für sie.
Johannes König Workshopskript 2015
61
Team und Verschiedenheit
Aus Sicht von Urbaniok (2000) ist klar, auch wenn zwei
das Gleiche sagen, dies nicht bedeutet, dass es bei dem
anderen gleich ankommt. Der persönliche Stil eines
Mitarbeiters kann beibehalten werden bis das tangiert
wird, was im Team von allen vorgängig als „einheitlich zu
behandeln“ festgelegt wurde. Unterschiedliche
Fähigkeiten und Spezialisierungen der Mitarbeiter sollten
dann gefördert werden, wenn sie für die Jugendlichen
eine Bereicherung darstellen.
Johannes König Workshopskript 2015
62
Team und Unterschiedlichkeit
Urbaniok fasst diesen Umstand so zusammen: „Fairness ist
wichtig. Keinesfalls trifft es aber zu, dass formale
Gleichbehandlung im Einzelfall fair und nützlich sein muss“
(ebd. S. 46)
Es sei ein vernünftiger Fokus sich auf die Lebenswirklichkeit
des Jugendlichen zu beziehen.
Die dissoziale Klientel „entzündet“ bei ungleichen Lösungen
zu ähnlichen Fragen oft ein „emotionales Feuerwerk“ vor den
Mitarbeitern. Daher ist es nicht verwunderlich, dass starre
Regelungen ihren Ursprung oft im Bedürfnis der Mitarbeiter
nach einfachen Lösungen haben und nicht in der Frage, was
das Beste für den Jugendlichen ist.
Johannes König Workshopskript 2015
63
Team und Offenheit
Auf der Teamebene bedeutet das eine Umgangskultur zu
entwickeln, die es Teammitgliedern ermöglicht, alles
ansprechen zu können, was mittelbar oder unmittelbar mit
der Arbeit in Zusammenhang steht.
„Eine Station kann sich interessante Perspektiven mit der
Umkehrung des Grundsatzes eröffnen: „Alles was für die
Station von Bedeutung ist, geht auch Patienten etwas an. Es
muss besondere Gründe dafür geben, Patienten an relevanten
Informationen nicht teilhaben zu lassen“ (Urbaniok S. 71).
Den Jugendlichen an Wissensprozessen teilnehmen zu lassen
ist aus milieutherapeutischer Sicht essentiell. So tagten die
Schüler von Bruno Bettelheim an der „Orthogenic School“
einmal täglich mit allen Mitarbeitern an einer gemeinsamen
Besprechung.
Johannes König Workshopskript 2015
64
Team und Transparenz
Transparenz soll gewährleisten, dass Strukturen und
Abläufe auf der Gruppe, interne Teamprozesse oder
therapeutische Interventionen, durchschaubar sind. Stets
ist anzustreben, dass Teammitglieder wissen was, wann,
wo, wie und warum geschieht. Ebenso wichtig ist dieses
Wissen für die Jugendlichen, da sie im Laufe ihres Lebens
oftmals von Informationen ausgeschlossen wurden.
Johannes König Workshopskript 2015
65
Team und Spaltung
Spaltungsfähigkeit sollte nicht als Eigenschaft
dem Patienten zugeschrieben werden. Lassen
Sie uns stattdessen sagen, Spaltungsfähigkeit ist
eine Eigenschaft des Teams. Die Frage ist nicht,
ob ein Patient die Fähigkeit hat, Teammitglieder
gegenseitig auszuspielen. Die Frage ist, ob das
Team die Eigenschaft besitzt, sich nicht
gegenseitig ausspielen zu lassen.
Johannes König Workshopskript 2015
66
Schlussteil und Zusammenfassung
Im Kern geht es um die differenzierte Analyse von
deliktrelevanten Problemverhalten und dessen Spiegelung im
Milieu. Das Milieu bietet verschiedene Wirkmechanismen an,
um auf die individuellen Problembereiche einzugehen.
Darüber hinaus geht es aber auch um eine ganzheitliche
positive Lernerfahrung, die der Jugendliche im Milieu machen
sollte. Aber auch dem sind logische Grenzen gesetzt.
Es geht also auch um die Fähigkeit sich einzugestehen, wenig
wirksam gewesen zu sein, oder aber, dass sich die
Wirksamkeit der Maßnahme erst Jahre später herausstellen
wird. Es geht also auch darum, den Mut nicht zu verlieren,
auch wenn man das Gefühl hatte, alles gegen zu haben und
wenig dafür zu bekommen.
Johannes König Workshopskript 2015
67
Literatur
Ammon, G. (1973). Dynamische Psychiatrie, Grundlagen und Probleme einer Reform der Psychiatrie. Darmstadt: Hermann Luchterhand Verlag
Bettelheim B. (1989). Der Weg aus dem Labyrinth Leben lernen als Therapie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag
Brendtro L. K. (1975). Die Festigung des therapeutischen Erfolges. In A. E. Trieschman & L. K. Brendtro & J. K. Whittaker (Hrsg.). Erziehung im
therapeutischen Milieu. Ein Modell. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag
Egli-Alge, M. (2012). Sexual- und Gewaltstraftätertherapie für Jugendliche. In Jugendstrafrecht – Entwicklungen und Tendenzen im Bereich der
Schutzmaßnahmen, Zürich: Schweizerische Vereinigung für Jugendstrafrechtspflege
Endrass, J.; Rossegger, A.; Braunschweig, M. (2012). Wirksamkeit von Behandlungs-programmen. In J. Endrass, A. Rossegger, F. Urbaniok, B. Borchard
(Hrsg.). Interventionen bei Gewalt und Sexualstraftätern. Berlin: Medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
Fischer, U. C. (2006). Emotions- und Identitätsregulierende Funktionen des Substanz-konsums. Landau: Verlag Empirische Pädagogik Gmür, C.; Gerth, J.;
Graber, C. (2012). Behandlungsprogramm für Jugendliche Straftäter. In J. Endrass, A. Rossegger, F. Urbaniok, B. Borchard (Hrsg.). Interventionen bei Gewalt
und Sexualstraftätern. Berlin: Medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
Jungmann, J. (2008). Massregelvollzug bei Jugendlichen in Deutschland. Freiheitsentziehende Maßnahmen des Behandlungserfolges in der Kinder und
Jugendpsychiatrie. In M. Brünger & W. Weissbeck (Hrsg.). Psychisch kranke Straftäter im Jugendalter. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft
Kressig, M. (2012). Das Janusgesicht der Hochsicherheitsgesellschaft. In Jugendstraf-recht – Entwicklungen und Tendenzen im Bereich der
Schutzmaßnahmen, 2012, Zürich: Schweizerische Vereinigung für Jugendstrafrechtspflege
Liechti, J. (2009). Dann komm ich halt, sag aber nichts. Motivierung Jugendlicher in Therapie und Beratung. Heidelberg: Carl-Auer-Verlag
Mayer, K. & H. Schildknecht (Hrsg.). (2009). Dissozialität Delinquenz Kriminalität. Ein Handbuch für die interdisziplinäre Arbeit. Zürich: Schultheiss Otto, B.
(1993). Bruno Bettelheims Milieutherapie. (2. erg. Auflage). Weinheim: Deutsch Studien Verlag
Paul & Lentz (2004). Prinzipien der Milieugestaltung. In Sauter; Abderhalden; Needham:; Wolff (Hrsg.). Lehrbuch Psychiatrische Pflege. (1. Aufl.). Bern:
Verlag Hans Huber
Schröder, K. (2011). Freiheitsentzug im Jugendstrafverfahren. Eine dogmatische Analyse mit Blick auf die Legitimation einer Fürsorge und Erziehungshaft.
Zürich: Schultheiss
Trieschman, A. E. (1975). Das therapeutische Milieu. In A. E. Trieschman & L. K. Brendtro & J. K. Whittaker (Hrsg.). Erziehung im therapeutischen Milieu. Ein
Modell. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag Trieschman A. E. (1975). Einzelphasen des typischen Trotzanfalls. In A. E. Trieschman & L. K. Brendtro & J. K.
Whittaker (Hrsg.). Erziehung im therapeutischen Milieu. Ein Modell. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag
Urbaniok, F. (2003). Was sind das für Menschen - was können wir tun, Nachdenken über Straftäter. Bern: Zytglogge Verlag
Urbaniok, F. (2000). Teamorientierte Stationäre Behandlung in der Psychiatrie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag
Wesely, S. (1997): Die Milieutherapie Bruno Bettelheims. Intention, Theorie und Praxis, Frankfurt a. M.: Verlag Peter Lang
Whittaker J. K. (1975). Brückenköpfe für mitmenschliche Beziehungen. In A. E. Trieschman & L. K. Brendtro & J. K. Whittaker (Hrsg.). Erziehung im
therapeutischen Milieu. Ein Modell. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag
Whittaker J. K. (1975). Geplante Aktivitäten: Ihre Auswahl und Gebrauch in einem Therapeutischen Milieu. In A. E. Trieschman & L. K. Brendtro & J. K.
Whittaker (Hrsg.). Erziehung im therapeutischen Milieu. Ein Modell. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag
Whittaker J. K. (1975). Das tägliche Aufstehen. In A. E. Trieschman & L. K. Brendtro & J. K. Whittaker (Hrsg.). Erziehung im therapeutischen Milieu. Ein
Modell. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag
Whittaker J. K. & Trieschman A. E. (1975). Die Mahlzeiten. In A. E. Trieschman & L. K. Brendtro & J. K. Whittaker (Hrsg.). Erziehung im therapeutischen
Milieu. Ein Modell. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag
Johannes König Workshopskript 2015
68