III Theorie ebener Kurven Kurven ≅ krumme oder gerade Linien z.B. Bahn bewegter Körper, Konturen ebener Körper, Kanten räumlicher Gebilde oder Idealisierung für die dünnen Stangen, Seile. Wege, Kurven, Bogenlänge Betrachten wir zuerst Kurven in der Ebene. Beispiel III.1: Ein Kreis von Radius r > 0 um den Ursprung O kann durch x = r cos t (0 ≤ t ≤ 2π ) ⊗ y = r sin t t r beschrieben werden. Man bezeichnet ⊗ als Parameterdarstellung des Urkreises und t als zugehörigen Parameter. Die Gleichungen ⊗ werden zuerst in einer Vektorgleichung γ 1 (t ) x (a ≤ t ≤ b) x = γ (t ) mit x = und γ (t ) = − − ( ) γ t y 2 geschrieben. Die durch bestimmte Mengen von Punkten x heißt ebene Kurve γ [a, b] → R nennt man einen Weg. − 2 Bemerkung III.2: Beispiel III.3: Bemerkung: coct 2 coct * Sein γ (t ) = r ⋅ , γ (t ) = r ⋅ sin t 2 . Dann bezeichnen die t sin Parametrisierungen x = y (t ) (0 ≤ t ≤ 2π ), x = y (t ) (0 ≤ t ≤ 4π ), x = y * (t ) (0 ≤ t ≤ 2π ) die gleiche Kurve aber parametrisieren verschiedene Wege. Archimedische Spirale cos t 0 ≤ t ≤ 3 ⋅ 2π (a > 0) ( t willkürlich beschränkt) γ (t ) = at sin t v u−v = u + cos t cos( t 2 π ) 3πa − a (t + 2π ) = at 2 π a 6πa sin t sin(t + 2π ) = a 2π Man erkennt, daß es unmöglich ist die Spirale durch einen Funktionengraph zu beschreiben. Es gibt also Kurven, die nicht als Funktionengraph aufgefaßt werden können. Umgekehrt kann ein Funktionengraph recht leicht parametrisiert werden, x=t t ∈ [a, b] y = f (t ) Definition III.4: i) ii) iii) Eine stetige Abbildung γ : [a, b] → R n heißt Weg im R n . Der Wertebereich γ ([a, b]) des Weges γ wird eine Kurve genannt. Die Kurve ist also der Menge der Punkte x = γ (t ), t ∈ [a, b] . Diese Gleichung ist eine Parameterdarstellung mit den zugehörigen Parameter t . Eine Kurve wird häufig als Bogen bezeichnet. Schraubenlinie im R 3 r cos t y (t ) = r sin t t ∈ [a, b] c > 0 rtc Beispiel: r Radius h = 2πc (Ganghöhe der Schraubenlinie) y (a) y (b) Doppelpunkt eines Weges y (a ) = y (b) geschlossener Weg y (a ) = y (b) geschlossene Jordankurve y (a) y (b) Jordankurve Zusammengesetzte Wege und Kurven Es sei [a, b] in m Teilintervalle [t 0 ,t1 ] , [t1 ,t 2 ] ,..., [t n −1 , t n ] (t1 = a, t n = b) zerlegt. Darauf seien im Wege γ i [t i −1 , t i ] → R n (i = 1,..., m) erklärt welche die Stetigkeitsbedingung γ i (t i ) = γ i +1 (t i ) für alle i = 1,..., m − 1 erfüllt. Durch γ i (t i ) := γ i (t ) für t ∈ [t i −1 , t i ] (i = 1,..., m) ist damit der Weg auf ganz [a, b] definiert, den man die Summe der Teilfolgen nennt und durch γ = γ 1 ⊕ γ 2 ⊕ ... ⊕ γ m symbolisiert. γ (t1 ) γ (t 3 ) γ (t 5 ) k 2 k3 k 4 γ (t 2 ) γ (t 4 ) Bemerkung III.8: x1 x1 x1 k1 x1 x1 x1 Oft treten zusammenhängende Kurven in der Form von Streckenzüge auf, welche in der Ebene als Polynomzüge bezeichnet. Glatte und stückweise glatte Kurven Definition III.9: Ein Weg γ : [a, b] → R n heißt stetig diffbar, wenn die i) • Ableitungsfunktion γ auf [a, b] existiert und da stetig ist. • ii) • γ (a) = γ (b) so wird zusätzlich γ (a) = γ (b) verlangt. Ein Weg heißt glatt wenn er stetig diffbar. ist und seine • Ableitung γ (t ) in keinem Punkt f ∈ [a, b] verschwindet. Die von γ erzeugte Kurve wird ebenfalls als glatt bezeichnet. Bogenlänge Es sei γ : [a, b] → R n ein bel. Weg und Z = {t 0 ,..., t m } eine Zerlegung von [a, b] . Durch die Bildpunkte γ (t1 ), γ (t 2 ),..., γ (t m ) denken wir und einen Streckenzug. Die Summe m Lγ ( Z ) = ∑ γ (t1−t ) − γ (t1 ) i =0 nennen wir die Länge des Streckenzuges Definition III.12: Die Bogenlänge eines Weges γ : [a, b] → R n ist def. Durch Lγ = sup LZ (γ ) i) Z ii) iii) Ein Weg heißt rekifizierbar oder auch streckbar, wenn L(γ ) < ∞ gilt. Man bezeichnet L(γ ) auch die Bogenlänge der Kurve. Bsp.: a) Adventsstern S 0 ∆ S1 S2 Aus jeder Strecke S i wird in S i +1 die folgende Strecke 2 2 t 2 + = 32 3 t= 27 3 = 3 4 2 V (s0 ) 1 9 = 1 + V ( s 0 ) 3 ,V ( s1 ) = V ( s 0 ) + 3 4 9 3 1 1 4 V ( s 2 ) = V ( s1 ) + 3 ⋅ 4 ⋅ 2 V ( s 0 ) = 1 + + 3 V ( s 0 ) 9 3 3 V ( s0 ) = 1 4 42 1 4 4 V ( s3 ) = 1 + + 3 + 5 V ( s0 ) = 3 + 1 + 2 + 2 3 3 3 3 3 3 1 1 4 4 4 V ( s n +1 ) = 1 + + + + ... + 3 3 9 9 9 2 n 2 V ( s0 ) n →∞ V ( S 0 ) → 1 + 9 = 14 ≤ 3 5 5 2 4 4 4 U ( S 0 ) = 3 ⋅ 3 = 9,U ( S1 ) = U ( S 0 ) = 12,U ( S 2 ) = U ( S1 ) = U ( S 0 ) 3 3 3 n n →∞ 4 4 U (S n ) = U (S 0 ) → 3 3 γ Weg: γ = 1 mit x = γ 1 (t ) = t γ 2 b) π , t ∈ [0,1] t cos γ = γ 2 (t ) := 2 ,t = 0 0 Der Weg ist nicht rekifizierbar Für die Zerlegung mit den Punkten 1 (k = 1,2,..., m) , t m = 0 tk = k gilt 1 (−1) k γ 2 (t k ) = cos kπ = (k = 1,..., m − 1) k k Da γ 2 (t1 ), γ 2 (t 2 ), ,... abwechselnde Vorzeichen haben, ist die Bogenlänge zu den 1 Teilstücken γ (t ) mit t ∈ [t k +1 , z k ] sicherlich größer als γ 2 (t k ) = . Also folgt k m −1 1 LZ (γ ) ≥ ∑ → ∞, d.h. γ ist nicht rektivizierbar. k =1 k Definition III.10: • γ (t ) heißt der Tangenten (bzgl. γ )in t . Aus ihm wird der Tangenteneinheitsvektor gebildet • Tγ (t ) = γ (t ) • γ (t ) Bem.: Wenn Verwechslungen ausgeschlossen sind, schreibt man auch T (t ) . Satz: (Additivität der Bogenlänge) Es sei γ = γ 1 ⊕ γ 2 ⊕ ... ⊕ γ m γ ist genau dann rektifizierbar, wenn alle Teillängen γ 1 ,..., γ m rektifizierbar sind. Für die Bogenlänge gilt dann L(γ ) = L(γ 1 ) + L(γ 2 ) + ... + L(γ m ) Bew.: Es genügt den Fall γ = γ 1 ⊕ γ 2 zu beweisen. Der Rest folgt durch vollständige Induktion. Es sei γ : [a, b] → R n zerlegt in γ 1 , γ 2 mit γ 1 : [a, c ] → R n und γ 2 : [c, b] → R n . Eine Zerlegung Z von [a, b] erzeugt durch Hinzunahme eines Punktes c Zerlegungen Z 1 , Z 2 von [a, c ] und [c, b]. Damit folgt LZ (γ ) ≤ LZ1 (γ 1 ) + LZ 2 (γ 2 ) ≤ L(γ 1 ) + L(γ 2 ) ⇒ L(γ ) ≤ L(γ 1 ) + L(γ 2 ) ⊗ Umgekehrt liefern Zerlegungen Z 1 , Z 2 von [a, c ] und [c, b] auch eine Zerlegung Z von [a, b] .Daraus folgt: LZ1 (γ 1 ) + LZ 2 (γ 2 ) ≤ LZ (γ ) ⇒ L(γ 1 ) + L(γ 2 ) ≤ L(γ ) (⊗ ⊗) ⇒ L(γ 1 ) + L(γ 2 ) ≤ L(γ ) Aus ⊗ und (⊗ ⊗) folgt die Behauptung. Satz: Jede stückweise stetig diffb. Weg γ : [a, b] → R n ist rektivizierbar und es gilt b • L(γ ) = ∫ γ (t ) dt a Bsp.: Ist durch y = f (x) eine stetig diffb. reelle Funktion auf [a, b] , so erhält man über die Parameterdarstellung x = t , y = f (t ) die Länge des Graphen mittels b L = ∫ 12 + ( f ´(t )) 2 dt a Bew.: (Beweis der Rektifizierung siehe Literatur) Es sei Z = {x0 ,..., x m }eine Zerlegung von [a, b] mit x0 = a, x m = b . Ferner sei γ = (γ 1 ,..., γ n ) T . Mit I k := [x k −1 , xi ] folgt mit dem Mittelwertsatz der Differentialrechnung m LZ (γ ) = ∑ i =1 m =∑ i =1 n ∑ (γ k ( xi ) − γ k ( xi −1 ) ) 2 k =1 n 2 • (k ) γ k (ξ i ) ⋅ I k ∑ k =1 (1) (n) mit ξ i = ξ ,...,ξ ∈ I i i i LZ (γ ) läßt sich als Riemann-Summe auffassen. Für jede Folge ( Z i ) mit Z i → 0 , wobei Z i die Feinheit der Zerlegung Z i ist, liefert dies b • lim LZ (γ ) = ∫ γ (t ) dt Z i →0 a Nun gilt L(γ ) = sup LZ (γ ) Z Es sei nun Z 0 eine Zerlegung mit L(γ ) − LZ 0 (γ ) ≤ ε , dann wählen wir eine Verfeinerung Z1 von Z 0 mit Z n ≤ δ . Man beachte I − L(γ ) ≤ I − LZ (γ ) + LZ (ε ) − LZ1 (γ ) + LZ1 (γ ) − L(γ ) ≤ 3ε ≤ε ε ≤ε Aus der Beliebigkeit von ε > 0 folgt die Konvergenz und somit die Behauptung. • • γ 1 (t ) t ∈ [a, b] und x := γ 1 (t ) und Für eine ebene stückweise diffb. Kurve mit γ (t ) = γ 2 (t ) • • y := γ 2 (t ) schreibt man das Bogenlängenintegral auch b •2 • 2 L(γ ) = ∫ x + y dt a b •2 • 2 •2 (in 3D L(γ ) = ∫ x + y + z dt ) a Bsp.: Die Schraubenlinie dargestellt x = r cos t hat für die t ∈ [0, S ] Länge y = r sin t z = ct 1 2 S S 1 2 L(γ ) = ∫ (r 2 sin 2 t + r 2 cos 2 t + c 2 ) dt = ∫ (r 2 + c 2 ) dt = S r 2 + c 2 0 0 Bogenlänge eines Funktionengraphen f : [a, b] → R n , f sei stetig diffb. Parameterdarstellung x=t y = f (t ) t ∈ [a, b] Die Länge des Graphens ergibt sich mittels b L = ∫ a + f ´(t ) 2 dt ⊗ a Bsp.: (Kettenlinie) Durchhängende Seile werden durch eine cosh − Funktion dargestellt und zwar x − x0 − 1 c>0 f ( x) = h0 + c cosh c Ihre Länge des Graphen zwischen x = a und x = b ist nach ⊗ b L=∫ a b 2 x − x0 1 + sinh dx c = ∫ cosh a b − x0 a − x0 x − x0 − sinh dx = c sinh c c c Flächeninhalte von Flächen mit gegebenen Randkurven f ( x) A x x0 x1 Bekanntlich gilt x1 A= ∫ f ( x)dx x0 Stellen wir uns vor, daß der Funktionsgraph von f durch eine stückweise glatte Parametrisierung y = γ 1 ( x) x = γ 2 (t ) gegeben ist. Dann gilt nach Substitution γ 12 ( x1 ) A= ∫ γ 1 ( x0 ) • t1 • f (γ 2 (t ) )γ (t )dt = ∫ y (t ) x(t )dt mit γ 2 (t 0 ) = x0 ; γ 2 (t1 ) = x1 t0 Daraus wird klar: Ist die Kurve eine geschlossene Jordankurve, die ihr Inneres im Uhrzeigersinn durchläuft so ergibt das Integral t1 • A = ∫ y (t ) x(t )dt des Flächeninhaltes des eingeschlossenen t0 Gebiets. Man sieht sofort, daß t1 t1 • • A = ∫ y (t ) x(t )dt = ∫ x(t ) y (t )dt t0 t0 gilt. Bsp.: (Kiesfläche) Parametrisierung x = r ⋅ cos t , y = r ⋅ sin t , t ∈ [0,2π ] Somit ergibt sich 2π A = − ∫ r sin 2 t dt = r 2 cos t sin t = r 2 cos t sin t 2π 0 0 2π ⇒ − ∫ r 2 sin 2 dt = 0 Bsp.: (Ellipse) x = a cos t , 2π 2π 0 0 ( 2π −r 2 ∫ cos t cos t dt 0 1− sin t ) 1 2 r (0) − r 2 2π = −r 2π 2 y = −b sin t , t ∈ [0,2π ] A = ∫ ab sin t = ab ∫ sin 2 tdt = abπ Definition III.11: Es sei γ ein stückweise glatter Weg mit γ : [a, b] → R n und ϕ : [c, d ] → [a, b] eine stkw. glatte Parametrisierungsformat. Damit ist auch δ = γ ϕ , also δ (τ ) = γ (ϕ (τ ) ) ein stkw. glatter Weg. Wir nennen in diesem Fall γ und ϕ äquvivalent. ϕ b a c d γ (b) = δ (c) γ ( a ) = δ (c ) Satz III.12: Zwei äquvivalente Wege γ und ϕ erzeugen die gleiche Kurve, haben die selben Anfangs- und Endpunkte und haben die selbe Bogenlänge. ist γ geschlossen oder doppelpunktfrei so gilt das auch jeweils für ϕ . Des weiteren stimmer auch die TangentenEinheitsvektoren in den entsprechenden Punkten überein, d.h. es gilt mit δ = γ ϕ Tδ (τ ) = Tγ (t ) , wobei t = ϕ (τ ) ist. Nochmals Flächeninhalte zu vorgegebenen Randkurven Es sei r = f (ϕ ) gegeben, wobei f stetig auf [ϕ 0ϕ1 ] ist. Dann ist der Flächeninhalt eines Winkelsektors OBC (wie skizziert) gleich ϕ 1 1 ⊗ A = ∫ r (ϕ ) 2 dϕ 2 ϕ0 C ϕ1 P rM ϕ M B für den schraffierten Flächeninhalt ∆A gilt 2 ϕ0 rm 1 2 ∆ϕ rm ∆ϕ ≤ ∆A ≤ 2 2 2 2 r ∆A rM O und somit gilt m ≤ ≤ 2 2 ∆ϕ Mit der Flächeninhaltsfunktion An = F (ϕ ) , die den Inhalt des Sektors OBP beschreibt folgt aus den Ungleichungen ∆ϕ → 0 dA 1 = F´(ϕ ) = r 2 dϕ 2 Der Hauptsatz der Diff.-und Integralrechnung liefert gerade die Behauptung ⊗ . Achtung bei der Ellipse! Bei der Darstellung ⊗ sind wir ausgegangen von einer Parametrisierung x = r (ϕ ) cos ϕ ϕ ∈ [ϕ 0 , ϕ 1 ] y = r (ϕ ) sin ϕ Diese Darstellung ist jedoch nicht äqvivalent zu x = a cos ϕ y = b sin ϕ bei der Ellipse. Kurvenintegrale Betrachten wir den anschaulichen Fall n = 3 . Die Kurve Besitzt in γ (t ) den skalaren Funktionswert f (γ (t ) ) . Zur Berechnung des Integrals ∫ fdt wird die Kurve durch die Zerγ legung des Parameterintervalls z = {x0 = a, x1 ,..., x m −1 , x m = b} in Bögen über I i := [xi −1 , xi ] (1 ≤ i < m) xi der Länge ∆S i = ∫ • • (ξ i ∈ I i ) zerlegt. γ (t )dt = γ (ξ i ) I i xi −1 ξi xi −1 Mit xi • f (γ (ξ 1 ) )∆ S i = f (γ (ξ i ) ) γ (ξ i ) I i wird das Integral über dem i − ten Teilintervall approximiert, d.h. das Intervall durch m • S ( Z , f ) = ∑ f (γ (ξ i ) ) γ (ξ i ) I i . i =1 Diese Riemann-Summe konvergiert mit m → ∞ und b • I i → 0 gegen ∫ f (γ (t ) ) γ (t ) dt a Damit haben wir folgende Definition motiviert. D ⊂ R n offen, γ : [a, b] → D und f : D → R stetig Definition III.13: b • Dann heißt ∫ γ fds = ∫ f (γ (t ) ) γ (t ) dt das Kurvenintegral a von f längs γ . Kochrezept Zur Berechnung von I = ∫ γ fds in R n 1) Parametrisiere die Kurve mit γ (t ) = (γ 1 (t ), γ 2 (t ),..., γ n (t ) ) , a ≤ t ≤ b 2) Bogenelement bestimmen mittels Differentation 2 2 2 • • • ds = γ (t ) dt = γ 1 (t ) + γ 2 (t ) + ... + γ n (t ) dt • 3) γ (t ) in den Integranten f (γ (t ) ) Einsetzen: • ds = γ (t ) dt , Integrationsgrenzen. 4) Ausrechnen des bestimmten Integrals b • I = ∫ f (γ (t ) ) γ (t ) dt a Bsp.: Es ist die Masse M = ∫ ρds einer Feder mit Massendichte ρ ( x, y, z ) = x 2 + y 2 zu berechnen. 1) 2 cos t Dabei ist die Kurve gegeben durch γ (t ) = 2 int 0 ≤ t ≤ 6π 3t dito 2) ds = 4 sin 2 t + 4 cos 2 t + 9 2 dt = (4 + 9 ) 2 dt = 13dt ( I = ∫ (4 cos 6π 3) 0 ) 2 1 1 6π ) t + 4 sin 2 t ⋅ 13dt = 4 13 ∫ dt = 24 13π 0 Satz: Es sei γ ein zusammengesetzter Weg, d.h. γ = γ 1 ⊕ γ 2 ⊕ ... ⊕ γ m Ferner gelten die Voraussetzungen des letzten Satzes. Dann gilt: ∫ γ fds = ∫ γ 1 fds + ∫ γ 2 fds + ... + ∫ γ m fds Integration eines Vektorfeldes entlang einer Kurve Ist Z = {x0 = a, x1 , x 2 ,..., x m = b} des Parameterintervalls, so gibt es auf Verbindungsstrecke γ ( x k −1 ) und γ ( x k ) einen Punkt η k mit ϕ (γ ( x k ) ) − ϕ (γ ( x k −1 ) ) = ϕ´(η k )(γ ( x k ) − γ ( x k −1 ) ) γ (b) γ (a) γ ( x k −1 ) γ ( xk ) und da n ∑ [ϕ (γ ( x )) − ϕ (γ ( x ) )] = ϕ ( x k k =1 k −1 n ) − ϕ ( x0 ) n ⇒ ϕ (γ ( x n ) ) − ϕ (γ ( x0 ) ) = ∑ ϕ´(η k )(γ ( x k ) − γ ( x k −1 ) ) k =1 Sei nun τ = (τ 1 ,...,τ n ) irgend ein zu Z gehörender Zwischenvektor und ξ k = γ (τ k ) . Dann wird n n k =1 k =1 ∑ ϕ´(ξ k )(γ ( xk ) − γ ( xk −1 ) ) ≈ ∑ ϕ´(η k )(γ ( x k ) − γ ( x k −1 ) ) sein, wenn ϕ´ und γ “vernünftig“ sind und Z fein genug. Man erkennt, dass sich ϕ (γ ( x n ) ) aus ϕ (γ ( x0 ) ) und ϕ´ mittels eines wohldefinierten Grenzprozesses erkennen lässt. n Sei γ : [a, b] → D ⊂ R n und f : D → R n und S ( Z , f ) = ∑ f (γ (ξ k ) )(γ ( x k ) − γ ( x k −1 ) ) k =1 Der Grenzwert von S ( Z , f ) mit Z → 0 wird mit ∫γ f ⋅ dx bezeichnit und das Wegintegral von f längs γ genannt. Dieses Integral läßt sich als Summe von Riemann-Stieltjeschen-Integralen berechnen und zwar ist ∫γ n b f ⋅ dx = ∑ ∫ f j (γ (t ) ) ⋅ d jγ (t ) j =1 a Für stetig diffb. γ gilt ∫γ n b • b • f ⋅ dx = ∑ ∫ f j (γ (t ) ) ⋅ γ j (t )dt = ∫ f (γ (t ) ) ⋅ γ (t )dt j =1 a a Bemerkung: • i) Mit T (t ) = γ (t ) • γ (t ) ii) iii) b • erhalten wir ∫ γ vdx = ∫ (v(γ (t ) ) ⋅ T (t ) ) γ (t ) dt = ∫ γ (vT )ds a →R Analog zu i) kann man im R auch nur die Normalenkomponente betrachten. 0 1 T (t ) Man definiert N (t ) := t − 1 0 T = 1 t2 Man definiert den Fluß von v durch γ ∫ γ vdn = ∫ γ (v ⋅ N )ds Für geschlossene Kurven schreibt man häufig ∫ γ fds bzw. ∫ γ f ⋅ dx t1 N = −t 2 Das Potential eines Gradientenfeldes Analog zum eindimensionalen Fall liefert das Kurvenintegral das geeignete Mittel zu einer Ableitung ∆f einer Funktion f in mehreren Veränderlichen eine Stammfunktion zu konstruieren. Das Analogon zu zusammenhängenden Intervallen in R ist im R n das Gebiet. Definition: G ⊂ R n heißt Gebiet, falls G offen und zusammenhängend ist. (Man beachte, G heißt offen, falls es zu jedem x ≤ G eine ε − Umgebung U ε ( x) < G gibt.) G wird als zusammenhängend bezeichnet, wenn es zu je zwei Punkten x1 und x 2 aus G einen stkw. glatten Weg γ : [a, b] → G mit γ (a) = x1 und γ (b) = x 2 . Satz: Sei G ⊂ R n -Gebiet und V : G → R n ein stetiges Gradientenfeld mit Stammfunktion (v = ∆f ) . Dann gilt für jeden stkw. glatten Weg γ mit Bild in G und Anfangspunkt γ (a ) und Endpunkt γ (b) ∫ γ v ⋅ dx = f (γ (b)) − f (γ (a) ) b Beweis: b • b d ( ) ( ) v dx f dx f ( t ) (t )dt = ∫ f (γ (t ) ) dt = f (γ (t ) ) t =a ⋅ = ∇ = ∇ γ γ ∫γ ∫γ ∫a dt a Bei mehreren aneinander hängenden Kurvenstücken ist dies für jedes Teilstück anzuwenden. Es gilt: ∫ γ v ⋅ dx = f (γ (b) ) − f (γ ( x k −1 ) ) + f (γ ( xk −1 ) ) − f (γ ( xk )) + ... + f (γ ( x1 ) ) − f (γ ( x a ) ) = f (γ (b) ) − f (γ (a) ) Beispiel: 2 xy + z 3 Das Feld E : R 3 → R 3 mit E ( x, y, z ) = x 2 + 3 z besitzt das Potential 3z 2 x + 3 y 2 3 U ( x, y, z ) = − x y + xz + 3zy . Es gelte v = ∇f , dann bezeichnet man U = − f als Potential von V . Es gilt für glatten Weg γ zw. x0 = (1,1,1) und x1 = (3,4,3) ( ) ∫ γ Edx = −∫ γ ∇Udx = −(U ( x ) − U ( x ) ) = −(− 471 − (−5)) = 466 1 0 Das Integral ist Weg unabhängig. Welche Eigenschaften besitzen denn nun Kurvenintegrale, wenn der Integrand v ein Potential besitzt? ( ) Satz: Sei G ⊆ R n ein Gebiet und v ∈ C G, R n Dann ist äquivalent: i) v ist ein Potentialfeld ii) Für alle glatten Wege in G hängt ∫ vdx nur von Anfangs- und γ iii) Endpunkt ab. (Man bezeichnet das Integral als wegunabhängig) Für alle geschlossenen und glatten Wege γ in G gilt ∫γ vdx = 0 Beweis: Bis auf (iii ) → (i ) sind alle Folgerungen einfach zu zeigen Zu x, x 0 ≤ G definieren wir f : G → R durch x f ( x) = ∫ vdx := ∫ vdx γ x0 mit beliebigen x, x0 verbinden regulären Kurven in G . Zu zeigen ist nun ∇f = v . f ( x + he1 ) − f ( x) = x + he1 ∫ x h vdx = ∫ v1 ( x + te1 )dt = v1 ( x + ξe1 ) ⋅ t1 0 (Mittelwertsatz der integralrecnung) Damit folgt Ebenso ∂f ( x) = v1 ∂x1 ∂f = vi ∂xi i = 2,..., n Wann existiert nun zu einem stetig diffbaren Vektorfeld v : G → R 3 ein Potential? In der Umgebung eines Punktes erkennt man dies an der Symmetrie der JakobiMatrix. ∇v 1 ∂vi J v ( x) = ( x ) = ∇v 2 ∂x j ∇v 3 Definition: Ein Gebiet G ⊆ R n heißt einfach zusammenhängend, wenn jede geschlossene, doppelpktfreie Kurve in G stetig auf einen Punkt in G zusammengezogen werden kann, ohne dass G verlassen wird. Beispiel: i) ii) iii) iv) Jedes Gebiet G ⊆ R 2 “ohne Loch“ ist einfach zusammenhängend R 2 \ {0} ist nicht einfach zusammenhängend R 3 \ {0} ist einfach zusammenhängend R 3 ohne endlich viele Punkte ist einfach zusammenhängend Nicht einfach zusammenhängend einfachzusammenhängend Satz: 2. Hauptsatz der Kurvenintegrale Es sei G ⊆ R n ein einfach zusammenhängendes Gebiet. Ein Vektorfeld v ∈ C 1 G, R n ist genau dann ein Potentialfeld wenn ∂vi ∂v j = (i, j = 1,..., n ) erfüllt ist, d.h. J v ( x) = J v T ( x) ∂x j ∂xi Diese Bedingung wird auch als Integrabilitätsbedingung bezeichnet. ( Beweis: ) Mit dem Satz von Schwarz folgt aus v = ∇f die Symmetrie der JacobiMatrix. Gegeben sei nun von J v ( x) = J v ( x) T ∀x ∈ G . Zu x ≤ G und zu jeder ε − Umgebung U ε ( x) < G können wir mit 1 f ( x) = ∫ v( x0 + t ( x − x0 ) )( x − x 0 )dt G 0 explizit ein Potential zu v angegeben. Uε Hier für 1 1 T ∇f = ∫ ∇ v( x0 + t ( x − x0 ) )( x − x 0 )dt = ∫ t ⋅ J v (γ (t ) ) ⋅ ( x − x0 ) + v(γ (t ) ) dt 0 0 γ (t ) [ ] 1 d [t ⋅ v(γ (t ) )]dt = [t ⋅ v(γ (t ))]10 = v( x) − 0 = v( x) dt 0 Für beliebiges x ∈ G wählt man als Integrationsweg γ einen Streckenzug. Es bleibt zu zeigen, dass f (x) nicht vom gewählten Streckenzug abhängt, was wir jedoch nicht beweisen werden. =∫ Beispiel: Die auf G = R 2 \ {0} definierte Funktion v( x, y ) = 1 x + y2 2 − y erfüllt auf x ∂v1 ∂v 2 , es existiert jedoch kein Potential. Nach = ∂x ∂x obigem Satz müßte ∫ T vdx = 0 sein. Auf dem Kreis γ (t ) = (cos t , sin t ) ganz G die Bedingung (0 ≤ t ≤ 2π ) , • γ (t ) = (− sin t , cos t ) 2π 2π x − sin t −y ∫ T vdx = ∫0 − sin t , cos t cos t dt = ∫0 dt = 2π ≠ 0 • γ (t ) Bemerkung: Im R 3 ist J v ( x) = J T ( x) gleichbedeutend mit ∂ ∂x v1 ∂ rotv = ∇ × v = × v 2 = 0 ∂y ∂ v3 ∂z Wie bestimmt man im praktischen Fall (n = 3) ein Potential zu einem gegebenen Vektorfeld? A) Methode mit Kurvenintegral ( ) 1.Schritt: Besitzt v ∈ G, R 3 ein Potential? rotv ≠ 0 für ein x ∈ G ⇒ kein Potentialfeld ⇒ fertig! 2.Schritt: G einfach zusammenhängend und rotv = 0 Man wählt x0 ∈ G fest und zu jedem x ∈ G eine geeignete Kurve γ in G , die x0 mit x verbindet. f : G → R , f ( x) := ∫ vdx eine Stammfunktion γ Bem.: Einfache Wege sind der Streckenzug von x0 nach x oder stkw. parallel zu den Koordinatenachsen verlaufende Streckenzüge. B) Ansatzmethode Man löst die drei partiellen Dgl. ∇f = v , d.h. ∂f ∂f ∂f = v1 , = v2 , = v3 ∂x1 ∂x 2 ∂x3 1.Schritt: Ist G einfach zusammenhängend? Wenn ja, kann mit rotv = 0 entscheiden werden, ob v ein Potential ≠ besitzt. 2.Schritt: (In der folgenden Vorgehensweise kann die Integrationsreihenfolge nach x, y, z beliebig vertauscht werden) f ( x, y, z ) = J v1 ( x, y, z )dz + c( y, z ) ⊗ wobei die Integrationskonstante von y und z abhängen darf 3.Schritt: f y ( x, y , z ) = ! ∂ ∂ v1 ( x, y, z )dx + c( y, z ) = v 2 ∫ ∂y ∂y 4.Schritt: Unbestimmte Integration nach y liefert mit ∂v c g ( y, z ) = g ( y, z ) = v 2 − ∫ 1 dx ∂y c( y, z ) = ∫ g ( y, z )dy + d ( z ) daher hängt die Integrationskonstante d von z ab. Einsetzen in ⊗ liefert f ( x, y, z ) = ∫ v1 ( x, y, z )dx + ∫ g ( y, z )dy + d ( z ) 5.Schritt: Differentation nach z liefert ! ∂ ∂ ∂ f z ( x, y, z ) = ∫ v1 ( x, y, z )dx + ∫ g ( y, z )dy + d ( z ) = v3 ∂z ∂z ∂z ∂ ∂ d ´(z ) = v3 − ∫ v1 ( x, y, z )dx − ∫ g ( y, z )dy ∂z ∂z 6.Schritt: Unbestimmte Integration nach z liefert h( z ) := d ´(z ) und d ( z ) = ∫ h( z )dz und somit f ( x, y, z ) = ∫ v1 ( x, y, z )dx + ∫ g ( y, z )dy + ∫ h( z )dz g ( y, z ) = v 2 − ∂ ∂ v1 dx , h( z ) = v3 − ∫ ∂z ∂y (∫ v dx + ∫ gdy ) 1 Einfache Form des Kochrezepts zu Methode B) Gesucht: v1 f mit ∇f = v 2 v 3 ( ) 1) Prüfe J v ( x) = J v ( x) T x ∈ G ⊂ R3 Wenn ja, fahre fort mit 2, ansonsten fertig! 2) Bestimme a ( x, y, z ) = ∫ v1dx 3) 4) 5) 6) ∂a ( x, y, z ) ∂y Falls b y von x abhängt → Rechenfehler! Bestimme b y ( x, y, z ) := v 2 ( x, y, z ) − Bestimme b( y, z ) = ∫ b y dy ∂a ( x, y, z ) ∂b( y, z ) − ∂z ∂z Falls c z von x oder y abhängt → Rechenfehler! Bestimme c z ( z ) := v3 ( x, y, z ) − Bestimme c( z ) = ∫ c z dz f ( x, y , z ) = a ( x , y , z ) + b ( y , z ) + c ( z ) y 2 cos x Bsp.: G = R 3 , v( x, y, z ) = 2 y sin x + e 2 z 2 ye 2 z 1.Schritt: − y 2 sin x 2 y cos x 0 J v ( x) = 2 y cos x 2 sin x 2e 2 z (Diagonalelemnte 0 2e 2 z 4 ye 2 z 2.Schritt: müssen nicht berechnet werden) a ( x, y, z ) = ∫ y 2 cos xdx = y 2 sin x 3.Schritt: b y ( y, z ) = 2 y sin x + e 2 z − 2 y sin x = e 2 z 4.Schritt: b( y, z ) = ∫ e 2 z dy = ye 2 z 5.Schritt: c z ( z ) = 2 ye 2 z − 0 − 2 ye 2 z = 0 6.Schritt: c( z ) = ∫ c z dz = c f ( x, y, z ) = y 2 sin x + ye 2 z + c , y 2 cos x ∇f ( x, y, z ) = 2 y sin x + e 2 z 2 ye 2 z 3x Bsp.: y = 3 y sin x 0 0 0 3 J v ( x) = 3 yc0sx .... ... Hier testen wir nicht die Symmetrie von J v ( x) ! 3 a ( x, y, z ) = ∫ 3 xdx = x 2 2) 2 3) b y ( y, z ) = 3 y sin x − 0 b y ( y, z ) hängt von x ab! Fertig! Es existiert Kein Potential zu v ! Integration in ebenen Bereichen Welche Bereiche kann man einen Flächeninhalt zuordnen? M ⊂ R 2 beliebige beschränkte Punktmenge 2 −k k∈N Sei k ∈ N . Durch das Gitter achsenparalleler Koordinatenlinien x = n ⋅ 2 − k wird die ( x. y ) − Ebene in Quadranten mit dem Flächeninhalt 2 −2k zerlegt. s k ( M ) := Flächeninhalte aller Quadrate, die ganz (einschließlich des Randes)in M liegen S k ( M ) := Flächeninhalt aller Quadrat, die mindestens einen Punkt in M haben Folglich gilt: s k ( M ) ≤ S k ( M ) , s k ( M ) ≤ s k +1 ( M ) , S k +1 ( M ) ≤ S k ( M ) S1 ≤ c : s1 ( M ) ≤ S1 ( M ) , s k ( M ) ≤ s k +1 ( M ) ⇒ monoton wachsend s k ( M ) ≤ S k ( M ) ≤ S 0 ( M ) ⇒ (S k )k∈N beschränkt Folglich existieren die Grenzwerte Fi ( M ) = lim s k ( M ) k →∞ Fa ( M ) = lim S k ( M ) k →∞ Definition: Ein beschränkter Bereich heißt Riemann-messbar, falls Fi ( M ) = Fa ( M ) . In diesem Fall ist F ( M ) = Fi ( M )(= Fa ( M ) ) der Flächeninhalt von M . { Bemerkung: M = ( x, y ) ( x, y ) ∈ [0,1] , x, x ∈ Q 2 } Es gilt Fa ( M ) = 1 , Fi ( M ) = 0 ⇒ nicht Riemann-messbar ∧ Ein beschränktes Gebiet (Gebiet = offen, zusammenhängend) G ⊆ R 2 mit stückweise glattem Rand besitzt einen Flächeninhalt F = lim s k (G ) = lim S k (G ) Satz: k →0 k →0 Ein Bereich aus R 2 heißt regulär, wenn i) der Rand ∂B stkw. glatt ist ii) das Innere B ∂B ein nicht leeres, beschränktes Gebiet in R 2 ist B abgeschlossen ist. iii) Definition: (x , y )∈ B i i i Netz regulärer Bögen zerlegt B in n Teilbereiche Bi δ ( Bi ) = inf {Bi ⊂ U r ( x), x ∈ Bi } r∈R δ ( Bi ) Durchmesser von Bi , Flächeninhalt von Bi ist ∆Fli Wir definieren die Riemann-Summe n ( ) S n = ∑ f xi , y i ∆Fi i =1 2 (( x , y ) ∈ B ,1 ≤ i ≤ n) i i i Es sei B ⊂ R regulärer Bereich und f : B → R beschränkt. Dann konvergieren bei ständiger Verfeinerung unabhängig von den einzelnen Zerlegungsfolgen und den gewählten ( xi , yi ) ∈ Bi die Riemann-Summe gegen einen festen Grenzwert. Die Verfeinerung erfülle δ max := max{δ ( Bi );1 ≤ i ≤ n} → 0 (n → ∞ ) Der gemeinsame Grenzwert wird mit ∫ B fdF bezeichnet und heißt (Gebiets-) Integral von f über B und dF das Flächenelement. ∫ B fdF = lim n (δ max ) δ max → 0 ∑ f (x , y )∆F i i i i =1 Satz: Für das Gebietsintegral gelten( f .g : B → R beschränkt) ∫ (αf + βg )dF = α ∫ B ii) f ( x, y ) ≤ g ( x, y ) iii) ∫ B2 i) B B fdF = ∫ B1 (α , β ∈ R ) fd F + β ∫ B gdF (( x, y) ∈ B ) ⇒ ∫ B fdF ≤ ∫ B gdF fdF + ∫ fdF , falls B durch eine glatte Kurve in zwei Teilbereiche B1 und B2 zerlegt wird. Sei B zusammenhängend und abgeschlossen. Dann gibt es zu jeder stetigen Funktion f : B → R einen Punkt x, y ∈ B mit Mittelwertsatz: ∫ B ( )∫ fdF = f x, y ( ) B dF Berechnung des Flächenintegrals Unter einem Normalbereich bzgl. der x − Achse versteht man eine Menge B ⊂ R 2 der Form B = {( x, y ); a ≤ x ≤ b, ϕ1 ( x) ≤ y ≤ ϕ 2 ( x)} , wobei ϕ 1 , ϕ 2 stetig Funktionen auf [a, b] sind mit ϕ 1 ( x) ≤ ϕ 2 ( x) ( x ∈ [a, b]) y y d ⊗⊗ ϕ2 ψ1 ⊗ ψ2 c B x a C x b Normalbereich bzgl. x − Achse Normalbereich bzgl. y − Achse Satz: Ist f stetig auf dem Normalbereich B ⊂ R 2 bzgl. der x − Achse in ⊗ , so haben wir b ϕ2 ( x) f ( x, y )dx f ( x , y ) dF = B ∫ ∫a ϕ ∫( x ) 1 Analog gilt für ⊗ ⊗ ϕ2 ( x) f ( x, y )dF = ∫ ∫ f ( x, y )dx a ϕ1 ( x ) b ∫ B Beweis: ∆x ∆y a b Mit B1, k ,..., Bnk ,k berechnen wir die Rechtecke in der k − ten Spalte mit Breite ∆x . Mit (x ∗ k ∗ ) , k i k ∈ B ik bilden wir m ∗ ∗ ⊗ ∑ f x k , k i k ∆y ∆x k =1 ( ) ϕ 2 ( xk∗ ) die von ∆y →0 ∫ f (x , y )dy ∗ k ϕ1 ( xk∗ ) n ( ) S M := ∑ f xi∗ , y i∗ ∆Fi (siehe oben) i =1 nur die Anteile in den Randstreifen unterscheidet. Für (∆x) 2 + (∆y ) 2 → 0 strebt dieser Unterschied gegen 0 . Die innere Summe strebt für ∆y → 0 gegen ϕ 2 ( xk∗ ) ∫ f (x , y )dy ∗ k ϕ1 ( xk∗ ) Beim Grenzübergang (∆x) 2 + (∆y ) 2 → 0 strebt als Doppelsumme gegen ϕ2 (x) ∫a ϕ ∫( x )f ( x , y ) dy 1 b dx B a b Bemerkung: Der Normalbereich B sei durch mehrere achsenparallele Linien in mehrere Normalbereiche B1 ,..., Bn zerlegt. Dann gilt mit der Additivität des Integrals und obigem Satz ∫ B fdF = ∫ B1 fdF + ... + ∫ B2 fdF x1 ϕ 2 ( x ) = xn ϕ 2 ( x ) ∫ ∫ f ( x, y )dydx + ... + ∫ ϕ ∫ f ( x, y )dydx x0 ϕ1 ( x ) xn −1 1( x) Bemerkung: Zerlegung von B in Normalbereiche ist nicht eindeutig Ist B sowohl ein Normalbereich bzgl. der x − Achse als auch der y − Achse, { B = ( x, y ) ∈ R 2 : a ≤ x ≤ b, ϕ 1 ( x ) ≤ y ≤ ϕ 2 ( x ) = {( x, y ) ∈ R 2 : c ≤ y ≤ d , ϕ1 ( y ) ≤ x ≤ ϕ 2 ( y )} Bsp.: d ϕ2 ( x) ϕ2 ( x) Dann gilt ∫ B f ( x, y )dF = ∫ ∫ f ( x, y )dy dx = ∫ ∫ f ( x, y )dx dy a ϕ1 ( x ) c ϕ1 ( x ) Für Rechtecke R := ( x, y ) ∈ R 2 : a ≤ x ≤ b, c ≤ y ≤ d gilt nun b { ∫ R } b d d b a c c a fdF = ∫ ∫ f ( x, y )dydx = ∫ ∫ f ( x, y )dxdy Satz von Fubini : Ist f auf R integrierbar und existiert b g ( y ) = ∫ f ( x, y )dx ( y ∈ [a, b]) a So ist g auf [c, d ] integrierbar, und es gilt ∫ R d b f ( x, y )dF = ∫ ∫ f ( x, y )dx dy ca } Satz über die Vertauschung der Integrationsreihenfolge b Ist die Funktion f auf R = [a, b] × [c, d ] integrierbar und existieren ∫ f ( x, y )dx a d ( x ∈ [a, b]) so gilt und ∫ f ( x, y )dy c ∫ R b d d b a c c a fdF = ∫ ∫ f ( x, y )dydx = ∫ ∫ f ( x, y )dxdy Bemerkung: Die Voraussetzung des Satz sind erfüllt, falls f stetig ist. Bsp.: B 1 ϕ 1 ( x) = 0 ϕ 2 ( x) = 0 1 = ∫ 2 ↓ y = x Gerade 1 x B 1 x2 fdF = ∫ ∫ 1dy dx = ∫ xdx = 2 0 , 0 0 1 = 0 1 2 x ∫ ∫ xy 2 yxdF = xydydx = B ∫0 ∫0 ∫0 2 1 y 1 1 1 B 1dF = ∫ ∫ 1dxdy 0 y , 1 1 x3 dx = ∫ dx = 2 8 0 o ψ 1 ( y) = y ψ 2 ( y) = 1 x ψ 1 ( y) = 0 ψ 2 ( y) = 1 − y 1− y ∫ B1 B2 B3 B fdF = ∫ B1 fdF = ∫ B2 fdF = ∫ B3 fdF ( y ∈ [c, d ]) Satz von Green (Gaußscher Integralsatz in der Ebene) Sei B ⊆ R 2 ein regulärer Bereich, dessen Rand ∂B aus endlich vielen, geschlossenen, stückweise glatten Bogen γ 1 ,..., γ n . Die Bögen seien so parametrisiert, daß B stets links zur Durchlaufrichtung lliegt. ∫ vd x = γ∫ vd x + ... + γ∫ vd x ∂B 1 n Satz von Green (1793-1841) Es sei D ⊂ R 2 offen, B ⊂ D und ∂B wie oben beschrieben. Dann gilt für jedes v ∈ C 1 D, R 2 ∂v 2 ∂v1 ∫ B ∂x − ∂y dF = ∂∫Bvd x ( ) Bew.: Betrachten wir zuerst den Spezialfall v 2 ( x, y ) = 0 und B ist ein Normalbereich bzgl. der x − Achse. Der Rand besteht aus t a≤t ≤b γ 1 (t ) = γ3 ϕ 2 (t ) ϕ1 (t ) γ4 b γ 2 (t) = ϕ 1 (b) ≤ t ≤ ϕ 2 (b) t γ2 t γ1 a≤t ≤b γ 3 (t ) = ϕ 2 (t ) a γ (t) = ϕ 1 (a ) ≤ t ≤ ϕ 2 ( a ) a ϕ 1 (t ) b t wobei γ 3 , γ 4 entgegengesetzt durchlaufen werden Mit v 2 = 0 gilt ∫ vd x = γ∫ v d x + γ∫ v d x − γ∫ v d x − γ∫ v d x 1 ∂B 1 1 1 2 3 b 1 4 b = ∫ v1 (t , ϕ1 (t ) )dt + 0 − ∫ v1 (t , ϕ 2 (t ) )dt − 0 a a b b a a = ∫ v1 (t , ϕ1 (t ) )dt − ∫ v1 (t , ϕ 2 (t ) )dt b ϕ2 ( x) ∂v1 ∂v = −∫ ∫ dy dx = ∫ 1 dF ∂y ∂y a ϕ1 ( x ) B Eine analoge Betrachtung liefert für einen Normalbereich bzgl. der y − Achse mit v0 ∂v 2 dF x ∂ B Man beachte nun, daß sich jeder Normalbereich bzgl. der x − Achse in Normalbereiche bzgl. der y − Achse zerlegen läßt und umgekehrt ∫ ∂B vd x = ∫ Da die Kurvenintegrale über die Hilfslinien umgekehrtes Vorzeichen haben, heben sich diese auf. Durch Addition der beiden Spezialfälle ergibt sich die Behauptung des Satzes. Bemerkung: Mit v1 = 0, v 2 = x bzw. v1 = − y, v 2 = 0 ergibt sich der Spezialfall 1 ∫B dF = ∂∫B xdy = ∂∫B − ydx = 2 ∂∫B xdy − ydx Satz von Green: Es sei u ∈ C 2 ( D, R) Dann gilt ∫ ∆udF = B ∂u ∫ ∂n ds ∂B ∂u = ∇u ⋅ n ∂n n n =1 Beweis: Wir setzen v1 = − ∂u ∂u und v 2 = . Dies liefert ∂x ∂y ∂v 2 ∂v1 ∂ 2 u ∂ 2 u − = + =: ∆u ∂x ∂y ∂x 2 ∂y 2 Mit dem Green´schen Satz erhalten wir nun ∂u • ∂u ∂u ∂x y•( s ) ds = ∆ = − + = udF dx dy ∫B ∫ ∂y ∫ ∂u ∂x ∂B ∂B − x( s) ∂y gradu =n stets nach außen weisende Normalvektor = ∫ ∇u ⋅ n ⋅ ds = ∂B ∂u ∫ ∂n ds ∂B Bemerkung: Sei u ∈ C 2 ( D, R) . Gilt ∆u ( x, y ) = 0 ∀ ( x, y ) ∈ D , ∂u dann folgt ∫ ds = 0 ∂n ∂B Beispiel: Bestimme ∫ ∂ ln( x 2 + y 2 ) / ∂n ds x ∂B B 2x 2y = , Es gilt ∆ ln( x 2 + y 2 ) = div 2 2 2 2 x y x y + + (x 2 + y 2 ) − 2x 2 (x 2 + y 2 ) − 2 y 2 = 0 für ( x, y ) ≠ 0 = 2 + (x2 + y 2 )2 (x2 + y 2 )2 2. Abl . 2. Abl . Liegt x ∈ D . Dann gilt ∂ ln( x 2 + y 2 ) ds = 0 ∫∂B ∂n Sei x ∈ D ∂ ln( x 2 + y 2 ) ∂ ln( x 2 + y 2 ) ∂ ln( x 2 + y 2 ) ds ds ds + = − ∫∂B ∂n ∫γ ∫ n ∂n ∂ ∂B ∪γ =0 cos(t ) t ∈ [0,2π ] γ (t ) = ε − sin(t ) ∂ ln( x 2 + y 2 ) 2 für ( x, y ) = γ (t ) gilt = ∂n ε Damit folgt 2π ∂ ln( x 2 + y 2 ) 2 ds = ∫∂B ∂n ∫0 ∈dt = −4π
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