Stimmtraining für Lehrkräfte - Lehrstuhl für Berufspädagogik

Workshop „Stimmtraining für Lehrkräfte“
Material- und Ideenbörse 2015
Lehrstuhl für Berufspädagogik – TUM SoE
Freitag, 3. Juli 2015
Haltung – Atmung – Stimme – Artikulation
●
Warm-up für einen stimmigen Start in den Tag
Ausgesprochen gut! Sprechen & Kommunizieren Miriam Festl
Mobil: 0151/22846948 | Festnetz: 089/12590188 | Email: [email protected]
www.ausgesprochengut.com
Haltung – Atmung – Stimme – Artikulation
S p r e c h e n ist A u s a t m e n.
Beim Sprechen benötigen wir Atemluft, um die Stimmbänder in Schwingung zu
versetzen. Der erzeugte Klang wiederum wird durch die Bildung von Lauten geformt.
Haltung und Körperspannung beeinflussen dabei die Atem- und Stimmfunktion
maßgeblich. Das gesprochene Wort entsteht also durch das Zusammenspiel von Haltung,
Atmung, Stimmgebung und Artikulation.
Eine gute Haltung können wir durch ausreichend Bewegung, Lockerung und bewusste
Aufrichtung erreichen. Eine gute Rücken- und Bauchmuskulatur ist dafür sehr wichtig!
Die Atmung ist ein komplexer, physiologischer Vorgang:
Einatmung:
•
•
das Zwerchfell kontrahiert und senkt sich ab
Hebung der Rippenbögen und des Brustbeins
Vergrößerung des Brustraums und damit
des Lungenvolumens
Baucheingeweide werden nach
unten/außen gedrückt, die Bauchdecke
wölbt sich nach außen
Ausatmung:
•
•
die Rippen senken sich ab
Erschlaffung des Zwerchfells
= passive Zwerchfellhebung
Verengung des Brustraums =>
Überdruck => Ausströmung der Luft
durch den Kehlkopf…
Für eine gesunde und wohlklingende Stimme müssen der Atemdruck und der
Stimmlippenschluss optimal aufeinander abgestimmt werden. Wichtig für eine feine
Dosierung des Atemstroms ist die Zwerchfellaktivität! Das Zwerchfell kann durch
Atemübungen trainiert werden.
Damit die Stimme resonant und tragfähig klingt, müssen wir unsere Resonanzräume
weiten. Förderlich dafür sind Rachenweite (Gähnen!), Tiefstellung des Kehlkopfes, eine
angemessene Kieferöffnung sowie Summ- und Stimmübungen.
Um auch in der letzten Reihe noch verstanden zu werden, ist eine deutliche Artikulation
unabdingbar. Übungen für Kraft und Beweglichkeit von Lippen und Zunge sind hilfreich,
ebenso wie Zungenbrecher.
Ausgesprochen gut! Sprechen & Kommunizieren Miriam Festl
Mobil: 0151/22846948 | Festnetz: 089/12590188 | Email: [email protected]
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Warm-up für einen stimmigen Start in den Tag
Genauso wie man vor dem Joggen seine Laufmuskeln aufwärmt, tut man seiner
Stimme mit einem Aufwärm-Programm einen großen Gefallen. Ganz besonders, wenn
der Tag aus „viel sprechen“ besteht.
1) Haltung (im Stehen): Dehnung, Lockerung und Aufrichtung
•
„Äpfel pflücken“: Ganzen Körper aus der Hüfte heraus nach oben ausstrecken
•
Rumpfbeuge: Arme, Schultern, Kopf und Nacken mit dem Ausatmen nach unten
fallen lassen
•
Aufrichtung: langsam Wirbel für Wirbel wieder nach oben „rollen“: Während dieser
Aufwärtsbewegung sind die Füße beckenbreit, die Beine locker, die Knie sind
durchlässig, die Arme hängen locker nach unten. Ist die Wirbelsäule ganz aufrecht,
soll die Kopfhaltung nicht überstreckt werden, der Nacken bleibt lang
2) Atmung
•
Bewegungsübung zur Atemanregung: Die Arme gestreckt nach oben halten, bis
hinter den Kopf; mit den Armen und dem gesamten Oberkörper während der
Ausatmung auf sch nach unten schwingen, bis die Hände hinter dem Gesäß sind; mit
Schwung nach oben wieder in die Ausgangsposition bewegen; Bei der Wiederholung
entsteht jetzt mit dem Nach-unten-Schwingen des Körpers eine kräftige Ausatmung
auf scht. Der Kopf bewegt sich während der gesamten Übung als Verlängerung der
Wirbelsäule mit. Der Kopf sollte nicht gehalten und die Nackenmuskulatur nicht
angespannt werden. Wenn das /t/ gesprochen wurde, sind die Arme oben, fast hinter
dem Kopf und es erfolgt durch die Streckung des Oberkörpers automatisch die
Einatmung. Diesen Bewegungsablauf einige Male wiederholen
•
Atemschnüffeln (im Stehen oder Sitzen): Schrittweise durch die Nase einatmen, bis
die Lungen ganz mit Luft gefüllt sind (aber nicht bis zum Äußersten vollpumpen!);
man stelle sich z.B. vor, an einer Blume zu schnuppern. Danach langsam wieder
ausatmen. Bitte eine Hand auf den Bauch legen und beobachten, wie der Bauch mit
jeder Einatmung ein Stück weiter nach außen tritt
•
Lungenfeger: Bitte schrittweise durch die Nase ausatmen, bis sich die Lungen
weitgehend geleert haben. Zwischen den Ausatemphasen wird nicht eingeatmet. Erst
nach dreimaligem Ausatmen wird wieder eingeatmet (Einatemimpuls!). Eine Hand
auf den Bauch legen und beobachten, wie der Bauch bei jeder Ausatmung weiter
nach innen gezogen wird. Auf fff in Etappen durch den Mund ausatmen:
fff Pause fff Pause fff Pause
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Warm-up für einen stimmigen Start in den Tag
3) Stimme
•
Gähnübung (nach Coblenzer/Muhar): Mit dem Mund ein „O“ formen mit der
Vorstellung eine größer werdende Luftkugel, heiße Kartoffel, Mandarine… im Mund zu
haben. Zungenkreisen, Mundschleimhaut mit der Zunge abfahren, mit der Zunge
vom Zahndamm in Richtung Zäpfchen am Gaumen entlangfahren. Unterkiefer senken
=> Gähnen stellt sich ein
•
Kauübung (nach Fröschels): Geschlossene Kaubewegung durchführen und dazu
summen bzw. mjom/mjam/mjum sprechen
•
Summübung: In der Indifferenzlage auf „mmh“ summen und dabei mit den
Fingerkuppen oder Fäusten leicht die Brust abklopfen; dabei die Vibration
wahrnehmen
4) Artikulation
•
Lippenübungen: Lippenflattern, Fischmaulübung, Lippenplatzen, Lippenblähen
•
Zungenübungen: Zungenschnalzen, Zungenkreisen im Mundraum und im
Mundvorhof, Zunge Richtung Nase, Ohren und Mundwinkel bewegen
•
Kieferübungen: Kiefer- und Kopfschütteln (Wabbeln) mit hängenden Lippen, schlaffen
Wangen und lockerem Unterkiefer
•
Konsonanten: Sagen Sie den Satz „Ich bin fix und fertig“ auf verschiedene Weise:
1. Vokalorientiert mit fast unverständlichen Konsonanten
2. Konsonantenorientiert mit besonderer Betonung des Konsonanten /f/
3. Möglichst leise (nicht geflüstert!), mit übertriebenen Sprechbewegungen sprechen
•
Zungenbrecher normal sprechen, leise sprechen, schnell sprechen
Literatur zum Thema:
Coblenzer/Muhar (1993): Atem und Stimme. ÖBV Pädagogischer Verlag.
Hammer, S. (2009): Stimmtherapie mit Erwachsenen. Springer Verlag: Heidelberg.
Bergauer, U. (2005): Praxis der Stimmtherapie. Springer Verlag: Heidelberg.
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