Auswirkung des wiederholten Wechsels der Reinraumkleidung auf die Hygiene Szymanski M*, Güler B*, Ehmann M, Schöning T, Ober M, Hoppe-Tichy T Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg [email protected] Hintergrund In der Zytostatika-Abteilung des Universitätsklinikums Heidelberg werden täglich ca. 300 Zubereitungen patientenindividuell hergestellt. Somit gehört die Zytostatika-Abteilung in Heidelberg zu einer der Größten in Deutschland. Um die Sterilität der Zubereitungen zu gewährleisten, beinhaltet die neue Apothekenbetriebsordnung zahlreiche Vorgaben an die Reinräume, deren Ausstattung und an das darin tätige Personal . Die Apothekenbetriebsordnung schreibt einen arbeitstäglichen Wechsel der Schutzkleidung vor. In der vorliegenden Untersuchung wurde ermittelt, ob es zu einer Verminderung der mikrobiellen Belastung kommt, wenn mehrmals täglich frische Overalls angelegt werden. Methoden Im Zeitraum vom 08.12.2014 bis 12.12.2014 wurde die Keimbelastung zuvor definierter Körperstellen (Abb. 2) auf der Reinraumkleidung von zwei PTA des Herstellungsraums (Abb.1), sowie von zwei PTA des mit einem halbautomatischen Compounders (PharmaHelp Compounder Fresenius) (Abb.3) ausgestatteten Reinraums, nach dem jeweiligen Tragen der Overalls mittels Abklatschplatten (Firma OXOID) erfasst. Je eine PTA wechselte dabei arbeitstäglich den Overall, die zweite PTA noch zusätzlich zur Frühstücks- und zur Mittagspause. Es wurden Proben im Brustbereich, an den Innenseiten der Unterarme und am Gesäß genommen, welche sieben Tage bei Raumtemperatur und sieben Tage bei 32°C bebrütet wurden. Die Auswertung erfolgte mittels Auszählung der Koloniebildenden Einheiten (KBE). Abb. 1: Herstellungsraum Abb. 3: Compounder-Raum Abb. 2: Abklatschflächen Ergebnisse Die Anzahl der durchschnittlichen KBE pro Platte lag erwartungsgemäß in der Gruppe, die mehrmals täglich frische Kleidung anzog (0,61 KBE/Platte), unter derer, die nur arbeitstäglich wechselte (1,38 KBE/Platte) (Tab. 1). Im Vergleich zum normalen Herstellungsraum (0,39 KBE/ Platte) wurde auf der Kleidung aus dem Compounder-Raum (1,21 KBE/Platte) eine stärkere mikrobielle Kontamination beobachtet (Tab. 1). Im Compounder-Raum dominierte die Anzahl der KBE im Brustbereich (0,65 KBE/Platte), wobei im normalen Herstellungsraum die Anzahl der KBE bei den Proben des rechten Arms (0,19 KBE/Platte) überwog. Zur Überprüfung der mikrobiellen Belastung auf der Kleidung der PTA, welche mehrmals täglich wechselten, wurden insgesamt 120 Platten, zur Überprüfung der Kleidung der PTA, welche nicht wechselten, insgesamt 40 Platten verwendet. Beide Herstellungsräume Wechsel Beide Herstellungsräume kein Wechsel Herstellungsraum Wechsel Herstellungsraum kein Wechsel 0,61 KBE/Platte 1,38 KBE/Platte 0,37 KBE/Platte 0,45 KBE/Platte Herstellungsraum gesamt Compounder-Raum gesamt Compounder-Raum Wechsel Compounder-Raum kein Wechsel 0,39 KBE/Platte 1,21 KBE/Platte 0,85 KBE/Platte 2,3 KBE/Platte Tab.1: Durchschnittliche Keimbelastung auf der Reinraumkleidung Schlussfolgerung Es konnte ein geringer Vorteil des mehrmals täglichen Wechsels der Reinraumkleidung in der Zytostatika-Herstellung gezeigt werden, welcher aus Sicht der Apotheke aber nicht praxisrelevant ist. Da die Ergebnisse innerhalb der vorgegebenen Grenzen der Keimbelastung liegen (Keimzahl < 5 KBE/Platte)1, wird der arbeitstägliche Wechsel der Overalls beibehalten. Die blaue Reinraum-Unterwäsche wird allerdings nach jedem Ausschleusen gewechselt. Um eine statistisch signifikante Aussage treffen zu können, wäre eine Probenentnahme über einen längeren Zeitraum als fünf Tage nötig. Die Unterschiede in den Ergebnissen zwischen Herstellungs- und Compounder-Raum lassen sich möglicherweise durch die geringe Größe des Compounder-Raums erklären. Die verstärkte Keimbelastung im Brustbereich der PTA, welche im Compounder-Raum arbeiten, kann durch das Heraustragen der Schütten mit fertig befüllten ZytostatikaBeuteln auf Brusthöhe und einer daraus folgenden Kontamination erklärt werden. Die Klinikapotheke Heidelberg wird, aufgrund der Messergebnisse im Compounder-Raum, ihre Aufmerksamkeit auf die Optimierung der Arbeitsweisen in diesem Reinraum richten. * Beide Autoren waren gleichermaßen an der Entstehung dieser Arbeit beteiligt. 1 Herausgegeben vom IFAHS und der DGOP , Januar 2014: Qualitätsstandards für den pharmazeutisch-onkologischen Service mit Kommentar, Seite.199
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