Besonders relevante Probleme werden in Form von Schlagworten jeweils an den Schluss des Kapitels gestellt, Hinweise zur praktischen Bedeutung der einzelnen Delikte und zahlreiche kurze Fälle sollen zum besseren Verständnis beitragen. Weiters wird auf prozessuale Aspekte hingewiesen, wesentliche Argumentationslinien in Literatur und Judikatur finden ebenso Berücksichtigung. Das Buch trägt somit zu einem Gesamtverständnis des Besonderen Teils des StGB bei. Dr. Alois Birklbauer ist Universitätsprofessor am Institut für Strafrechtswissenschaften der Universität Linz. Dr. Marianne Johanna Hilf ist Professorin am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Bern (Schweiz). Dr. Alexander Tipold ist ao. Universitätsprofessor am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Wien. ISBN 978-3-7089-1186-1 facultas.at/verlag 3. Aufl. BIRKLBAUER | HILF | TIPOLD Strafrecht Besonderer Teil I Das Lehrbuch vermittelt einen Überblick über die §§ 75 – 168b StGB, wobei es sich primär an Studierende richtet. Der Schwerpunkt liegt bei jenen strafbaren Handlungen, die von hoher praktischer Bedeutung und üblicherweise Gegenstand der juristischen Strafrechtsprüfungen sind. Im Mittelpunkt stehen daher die strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben, die Freiheit und das Vermögen. Die Darstellung basiert auf der Rechtslage nach dem Strafrechtsänderungsgesetz 2015. BIRKLBAUER | HILF | TIPOLD Strafrecht Besonderer Teil I §§ 75 – 168b StGB 3., überarbeitete Auflage Strafrecht Besonderer Teil I §§ 75–168b StGB von Dr. Alois Birklbauer Universitätsprofessor in Linz Dr. Marianne Johanna Hilf Professorin in Bern Dr. Alexander Tipold ao Universitätsprofessor in Wien 3., überarbeitete Auflage Wien 2015 Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Angaben in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung der Autoren oder des Verlages ist ausgeschlossen. Copyright © 2015 Facultas Verlags- und Buchhandels AG facultas Universitätsverlag, Stolberggasse 26, A-1050 Wien Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten. Satz: SOLTÉSZ. Die Medienagentur Druck: Facultas AG Printed in Austria ISBN 978-3-7089-1186-1 VORWORT Drei Jahre sind seit der zweiten Auflage des Lehrbuchs vergangen. Die Aktivitäten des Gesetzgebers, vor allem das mit 1.1.2016 in Kraft tretende Strafrechts änderungsgesetz (StRÄG) 2015, sowie Entwicklungen in der Rechtsprechung haben uns veranlasst, eine Neuauflage vorzunehmen. Das Konzept der bisherigen Auflagen wird fortgesetzt, zumal es überwiegend auf sehr positives Echo gestoßen ist. Die Autoren haben sich – wie in den Vorauflagen – die Arbeit aufgeteilt. Dabei steht jeder Teil für sich selbst und im alleinigen Verantwortungsbereich des Bearbeiters. Alexander Tipold hat die strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben (§§ 75 bis 95 StGB) sowie den Schwangerschaftsabbruch (§§ 96 bis 98 StGB) geschrieben. Für die Freiheitsdelikte (§§ 99 bis 110 StGB), die strafbaren Handlungen gegen die Ehre (§§ 111 bis 117 StGB), die Privatsphäre und bestimmte Berufsgeheimnisse (§§ 118 bis 124 StGB) sowie die Vermögensdelikte (§§ 125 bis 168b, ausgenommen §§ 156 bis 163d StGB) zeichnet Alois Birklbauer verantwortlich, wobei Johannes Oberlaber tatkräftig unterstützt hat. Aus dem Bereich der Vermögensdelikte wurden die „Kridadelikte“ (§§ 156 bis 163 StGB) sowie die „Bilanz(fälschungs)delikte“ (§§ 163a bis 163d StGB) von Marianne Johanna Hilf bearbeitet. Johannes Oberlaber sei an dieser Stelle auch ausdrücklich dafür gedankt, dass er für alle Bereiche das Stichwortverzeichnis adaptiert hat. Zu Beginn der Erläuterungen zur jeweiligen Strafnorm werden zunächst die relevanten Tatbestandsmerkmale der gesetzlichen Bestimmung aufgezählt und gleichsam als Vorblick vorangestellt. Dabei findet sich immer wieder auch ein Beispielsfall, der die Leserinnen und Leser während der Bearbeitung der gesetzlichen Bestimmung begleiten soll. Weiters gibt es in diesem Überblick Hinweise zur praktischen Bedeutung der Strafnorm, überwiegend bezogen auf die gerichtliche Kriminalstatistik, zT ergänzt um Daten aus der polizeilichen Anzeigestatistik. Am Ende jeder Normdarstellung wird schließlich auf die prozessualen Gesichtspunkte hingewiesen. Dadurch soll es den Studierenden erleichtert werden, diesen wesentlichen Bereich des Strafrechts stets mitzudenken und das Strafprozessrecht nicht allzu sektoral zu lernen. Überwiegend wird an dieser Stelle auch auf den jeweiligen Beispielsfall Bezug genommen. Weiters werden deliktspezifisch besonders relevante Probleme in Form von Schlagworten zusammengefasst. Schließlich findet sich hier auch weiterführende Literatur, welche die Leserinnen und Leser dazu ermuntern soll, spezifische Probleme nachzulesen. Das Lehrbuch kann, wenn es realistischen Prüfungsanforderungen an die Studierenden angesichts der vorhandenen Studienpläne gerecht werden soll, kein umfassendes Nachlesen von Literatur verlangen. Daher sollen die in den Literaturangaben erwähnten Monografien und Aufsätze nur Beispiele sein, in der Hoffnung, dass so manche der Studierenden zumindest Teile davon auch tatsächlich nachlesen. Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 5 Das vorliegende Lehrbuch basiert auf der ab 1.1.2016 geltenden Rechtslage, soweit sie im Sommer 2015 bereits beschlossen war. Weitere strafrechtliche Reformen, die für die zweite Jahreshälfte 2015 angekündigt sind und – wie zB jene im Bereich des Jugendstrafrechts – voraussichtlich ebenfalls ab 2016 gelten werden, wurden mangels entsprechender Beschlussfassung in Gesetzesform noch nicht berücksichtigt. Dies gilt auch für allfällige Veränderungen im Bereich der freiheitsentziehenden vorbeugenden Maßnahmen (§§ 21 ff StGB). Linz, Bern, Wien, im August 2015 Alois Birklbauer Marianne Johanna Hilf Alexander Tipold INHALTSVERZEICHNIS Vorwort............................................................................................................................5 Abkürzungsverzeichnis..................................................................................................19 Literaturverzeichnis.......................................................................................................23 1. Kapitel Schutz des menschlichen Lebens und Körpers Vorbemerkungen §§ 75 ff und 96 ff...............................................................................25 I. Beginn und Ende des menschlichen Lebens.............................................................25 II. Aufbau der Bestimmungen und praktische Bedeutung.............................................27 III. Rechtsvergleichende Überlegungen..........................................................................30 I. A. I. II. III. IV. Tötungsdelikte.........................................................................................................32 Mord (§ 75)...............................................................................................................32 Überblick...................................................................................................................32 Tatbestand des § 75...................................................................................................33 Problembereich Sterbehilfe.......................................................................................33 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................35 B. Totschlag (§ 76)........................................................................................................37 I. Überblick...................................................................................................................37 II. Tatbestand des § 76 und sein besonderes Schuldmerkmal........................................37 C. I. II. III. Tötung auf Verlangen (§ 77)...................................................................................41 Überblick................................................................................................................... 41 Tatbestand des § 77................................................................................................... 42 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 45 D. I. II. III. Mitwirkung am Selbstmord (§ 78).........................................................................46 Überblick................................................................................................................... 46 Tatbestand des § 78................................................................................................... 48 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................50 E. Tötung eines Kindes bei der Geburt (§ 79)...........................................................51 I. Überblick...................................................................................................................51 II. Tatbestand und Schuld des § 79................................................................................52 F. I. II. III. IV. Fahrlässige Tötung (§ 80).......................................................................................55 Überblick...................................................................................................................55 Tatbestand und Schuld des § 80 Abs 1...................................................................... 56 Qualifikation des § 80 Abs 2.....................................................................................57 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................57 G. I. II. III. IV. V. Grob fahrlässige Tötung (§ 81)..............................................................................59 Überblick...................................................................................................................59 Grob fahrlässige Tötung (§ 81 Abs 1).......................................................................59 Begehung im Minderrausch (§ 81 Abs 2)................................................................. 61 Qualifikation nach (§ 81 Abs 3)................................................................................ 62 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 62 Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 7 Inhaltsverzeichnis II.Verletzungsdelikte...................................................................................................63 A. Körperverletzung (§ 83)..........................................................................................63 I. Überblick................................................................................................................... 63 II. Tatbestand des § 83 Abs 1......................................................................................... 65 III. Tatbestand des § 83 Abs 2......................................................................................... 66 IV. Ärztliche Heilbehandlung.......................................................................................... 68 V. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................70 B. Schwere Körperverletzung (§ 84)..........................................................................71 I. Überblick...................................................................................................................71 II. Tatbestand des § 84 Abs 1.........................................................................................73 III. Tatbestand des § 84 Abs 4......................................................................................... 76 IV. Tatbestand des § 84 Abs 2......................................................................................... 76 V. Tatbestand des § 84 Abs 5.........................................................................................77 VI. Zusammenrechnung nach § 84 Abs 3........................................................................78 VII.Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................79 C. I. II. III. Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen (§ 85)............................................ 80 Überblick...................................................................................................................80 Tatbestand des § 85 Abs 1 und Abs 2........................................................................82 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................83 D. I. II. III. Körperverletzung mit tödlichem Ausgang (§ 86).................................................85 Überblick...................................................................................................................85 Tatbestand des § 86 Abs 1 und Abs 2........................................................................ 86 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................87 E. I. II. III. Absichtliche schwere Körperverletzung (§ 87).....................................................88 Überblick...................................................................................................................88 Tatbestand des § 87 Abs 1 (Grunddelikt)..................................................................89 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................90 F. I. II. III. IV. Fahrlässige Körperverletzung (§ 88).....................................................................91 Überblick...................................................................................................................91 Tatbestand des § 88 Abs 1.........................................................................................92 Qualifikationen nach § 88 Abs 3 und Abs 4..............................................................92 Straffreistellung nach § 88 Abs 2..............................................................................93 III. Sonstige Delikte gegen Leib und Leben.................................................................95 A. Aussetzung (§ 82).....................................................................................................95 I. Überblick...................................................................................................................95 II. Tatbestand des § 82 Abs 1......................................................................................... 96 III. Tatbestand des § 82 Abs 2.........................................................................................97 IV. Erfolgsqualifikation nach § 82 Abs 3........................................................................97 V. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................98 B. I. II. III. 8 Gefährdung der körperlichen Sicherheit (§ 89)...................................................99 Überblick...................................................................................................................99 Tatbestand des § 89...................................................................................................99 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................100 Inhaltsverzeichnis C. I. II. III. IV. V. Raufhandel (§ 91).................................................................................................... 102 Überblick...................................................................................................................102 Tatbestand des § 91 Abs 1.........................................................................................103 Tatbestand des § 91 Abs 2......................................................................................... 104 Tatbestand des § 91 Abs 2a.......................................................................................105 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 106 D. Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen (§ 92)......................................................................................................... 107 I. Überblick...................................................................................................................107 II. Tatbestand des § 92 Abs 1.........................................................................................108 III. Tatbestand des § 92 Abs 2.........................................................................................108 IV. Erfolgsqualifikationen nach § 92 Abs 3....................................................................109 V. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................109 E. Überanstrengung unmündiger, jüngerer oder schonungsbedürftiger Personen (§ 93).........................................................................................................111 I. Überblick...................................................................................................................111 II. Tatbestand des § 93 Abs 1.........................................................................................111 III. Erfolgsqualifikationen nach § 93 Abs 2....................................................................113 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................113 F. I. II. III. IV. V. VI. Im-Stich-Lassen eines Verletzten (§ 94).................................................................114 Überblick................................................................................................................... 114 Tatbestand des § 94 Abs 1 (Grunddelikt).................................................................. 116 Qualifikationen..........................................................................................................119 Zumutbarkeit.............................................................................................................120 Subsidiaritätsklausel – Abs 4.....................................................................................120 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................120 G. I. II. III. IV. V. VI. Unterlassen der Hilfeleistung (§ 95).......................................................................122 Überblick...................................................................................................................122 Tatbestand des § 95 (Grunddelikt)............................................................................123 Qualifikation.............................................................................................................. 126 Zumutbarkeit............................................................................................................. 126 Hilfeleistungspflicht bei Selbstmord.........................................................................127 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................127 2. Kapitel Schwangerschaftsabbruch A. I. II. III. IV. V. VI. Schwangerschaftsabbruch (§§ 96–98)...................................................................129 Überblick...................................................................................................................129 Tatbestand des § 96...................................................................................................131 Beteiligungsprobleme................................................................................................ 134 Tatbestand des § 98...................................................................................................135 Straflosigkeit nach § 97 und § 98 Abs 2....................................................................135 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................138 Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 9 Inhaltsverzeichnis 3. Kapitel Freiheitsdelikte Vorbemerkungen §§ 99–110...........................................................................................141 I.Fortbewegungsfreiheit............................................................................................144 A. Freiheitsentziehung (§ 99).......................................................................................144 I. Überblick................................................................................................................... 144 II. Tatbestand des § 99................................................................................................... 144 III. Rechtswidrigkeit........................................................................................................ 148 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 149 V. Prozessuales............................................................................................................... 149 B. Entführung schutzbedürftiger Personen (§§ 100, 101)........................................151 I. Überblick...................................................................................................................151 II.Tatbestand..................................................................................................................151 III. Abgrenzung und Konkurrenz....................................................................................152 IV. Prozessuales...............................................................................................................152 C. Erpresserische Entführung (§ 102)........................................................................153 I. Überblick...................................................................................................................153 II.Tatbestand..................................................................................................................153 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 154 IV. Prozessuales...............................................................................................................155 D. Überlieferung an eine ausländische Macht (§ 103)..............................................156 I. Überblick und Tatbestand.......................................................................................... 156 II.Prozessuales............................................................................................................... 156 E. Sklaverei (§ 104)......................................................................................................157 I. Überblick und Tatbestand..........................................................................................157 II.Prozessuales...............................................................................................................157 F. Menschenhandel (§ 104a).......................................................................................158 I. Überblick...................................................................................................................158 II.Tatbestand..................................................................................................................158 III.Prozessuales............................................................................................................... 161 II. Freiheit der Willensbildung und Willensbetätigung............................................162 A. (Schwere) Nötigung (§§ 105, 106)..........................................................................162 I. Überblick................................................................................................................... 162 II.Tatbestand.................................................................................................................. 162 III. Sittenwidrigkeitskorrektiv (§ 105 Abs 2)..................................................................171 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................172 V. Prozessuales...............................................................................................................173 B. Zwangsheirat (§ 106a).............................................................................................175 I. Überblick...................................................................................................................175 II.Tatbestand..................................................................................................................175 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................177 IV. Prozessuales...............................................................................................................177 10 Inhaltsverzeichnis III. Gestaltungsfreiheit des persönlichen Lebensbereichs..........................................179 A. Gefährliche Drohung (§ 107)..................................................................................179 I. Überblick...................................................................................................................179 II.Tatbestand..................................................................................................................180 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................182 IV. Prozessuales...............................................................................................................182 B. Beharrliche Verfolgung (§ 107a)............................................................................184 I. Überblick................................................................................................................... 184 II.Tatbestand..................................................................................................................185 III. Rechtswidrigkeit........................................................................................................188 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................189 V. Prozessuales...............................................................................................................190 C. Fortgesetzte Gewaltausübung (§ 107b).................................................................191 I. Überblick...................................................................................................................191 II.Tatbestand..................................................................................................................191 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................193 IV. Prozessuales............................................................................................................... 194 D. Fortges. Belästigung im Wege einer Telekomm. oder eines Computersystems (§ 107c)......................................................................................195 I. Überblick...................................................................................................................195 II.Tatbestand..................................................................................................................195 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................197 IV. Prozessuales...............................................................................................................197 IV. Sonstige Freiheitsdelikte.........................................................................................199 A. Täuschung (§ 108)...................................................................................................199 I. Überblick...................................................................................................................199 II.Tatbestand..................................................................................................................199 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................202 IV. Prozessuales...............................................................................................................203 B. Hausfriedensbruch (§ 109)..................................................................................... 205 I. Überblick...................................................................................................................205 II.Tatbestand.................................................................................................................. 206 III. Rechtfertigung...........................................................................................................209 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................210 V. Prozessuale Besonderheiten......................................................................................211 C. Eigenmächtige Heilbehandlung (§ 110).................................................................212 I. Überblick...................................................................................................................212 II.Tatbestand..................................................................................................................212 III. Rechtfertigung...........................................................................................................215 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 216 V. Prozessuale Besonderheiten...................................................................................... 216 Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 11 Inhaltsverzeichnis 4. Kapitel Ehrdelikte Vorbemerkungen §§ 111–117.........................................................................................219 I. Rechtsgut und Schutzbereich der Norm....................................................................219 II.Tatsubjekt..................................................................................................................220 III.Tatobjekt....................................................................................................................221 IV. Prozessuales...............................................................................................................222 A. Üble Nachrede (§ 111).............................................................................................225 I. Überblick...................................................................................................................225 II.Tatbestand..................................................................................................................225 III. Wahrheitsbeweis und Beweis des guten Glaubens....................................................229 IV. Die Rechtfertigungsgründe des § 114 Abs 1.............................................................231 V. Der Entschuldigungsgrund des § 114 Abs 2..............................................................231 B. Vorwurf einer schon abgetanen gerichtlich strafbaren Handlung (§ 113).........233 C. Beleidigung (§ 115)..................................................................................................234 I. Überblick................................................................................................................... 234 II.Tatbestand.................................................................................................................. 234 III. Entrüstungsbeleidigung – Abs 3................................................................................237 5. Kapitel Verletzungen der Privatsphäre und bestimmter Berufsgeheimnisse Vorbemerkungen §§ 118–124.........................................................................................241 A. Verletzung des Briefgeheimnisses und Unterdrückung von Briefen (§ 118)......243 I. Überblick................................................................................................................... 243 II.Tatbestand.................................................................................................................. 243 III. Rechtfertigung........................................................................................................... 245 IV. Abgrenzungen und Konkurrenzen............................................................................. 245 V. Prozessuales............................................................................................................... 245 B. Widerrechtlicher Zugriff auf ein Computersystem (§ 118a)...............................246 I. Überblick................................................................................................................... 246 II.Tatbestand.................................................................................................................. 246 III. Rechtfertigung........................................................................................................... 248 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 248 V. Prozessuales............................................................................................................... 249 C. Schutz des Telekommunkations- und Übertragungsgeheimnisses (§§ 119, 119a, 120 Abs 2a)....................................................................................... 250 I. Überblick...................................................................................................................250 II.Tatbestand..................................................................................................................250 III. Rechtfertigung...........................................................................................................252 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................253 V. Prozessuales...............................................................................................................253 12 Inhaltsverzeichnis D. Missbrauch von Tonaufnahme- oder Abhörgeräten (§ 120)...............................255 I. Überblick...................................................................................................................255 II.Tatbestand..................................................................................................................255 III. Rechtfertigung...........................................................................................................257 IV. Prozessuales...............................................................................................................257 E. Verletzung von Berufsgeheimnissen (§ 121)..........................................................258 I. Überblick...................................................................................................................258 II.Tatbestand..................................................................................................................258 III. Rechtfertigung........................................................................................................... 260 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 260 V. Prozessuales............................................................................................................... 260 F. Delikte zum Schutz von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen (§§ 122–124)...261 I. Überblick und Tatbestand.......................................................................................... 261 II.Prozessuales............................................................................................................... 262 III.Praxis......................................................................................................................... 262 6. Kapitel Strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen (§§ 125–168b) Vorbemerkungen §§ 125–168b......................................................................................265 I. Zweck des Vermögensstrafrechts ............................................................................. 265 II. Systematik des Vermögensstrafrechts....................................................................... 266 III. Strafbarkeitseinschränkende Funktion des Bereicherungsvorsatzes......................... 269 IV. Strafrechtlicher Vermögensbegriff............................................................................270 V. Schadens- und Wertqualifikation...............................................................................271 VI. Gewerbsmäßige Begehung........................................................................................272 VII.Strafaufhebung durch „tätige Reue“..........................................................................273 VIII.Begehung im Familienkreis...................................................................................... 274 IX. Praktische Bedeutung................................................................................................275 I. Delikte gegen besondere (spezialisierte) Vermögenswerte...................................276 I.I. Delikte gegen fremdes Eigentum............................................................................276 A. (Schwere) Sachbeschädigung (§§ 125, 126)...........................................................276 I. Überblick................................................................................................................... 276 II.Tatbestand.................................................................................................................. 276 III. Rechtfertigung...........................................................................................................283 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................283 V. Prozessuales...............................................................................................................285 B. Datenbeschädigung (§ 126a)...................................................................................287 I. Überblick...................................................................................................................287 II.Tatbestand..................................................................................................................288 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................290 IV. Prozessuales...............................................................................................................291 C. Störung der Funktionsfähigkeit eines Computersystems (§ 126b).....................293 I. Überblick...................................................................................................................293 Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 13 Inhaltsverzeichnis II.Tatbestand..................................................................................................................293 III.Prozessuales...............................................................................................................295 D. Missbrauch von Computerprogrammen oder Zugangsdaten (§ 126c)..............296 I. Überblick................................................................................................................... 296 II.Tatbestand.................................................................................................................. 296 III. Besonderer Strafaufhebungsgrund............................................................................297 IV. Abgrenzung...............................................................................................................298 V. Prozessuales...............................................................................................................298 E. (Schwerer) Diebstahl (§§ 127, 128)........................................................................299 I. Überblick...................................................................................................................299 II.Tatbestand..................................................................................................................300 III. Privilegierung und tätige Reue..................................................................................315 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................318 IV. Prozessuales...............................................................................................................318 F. Diebstahl durch Einbruch oder mit Waffen (§ 129).............................................321 I. Überblick...................................................................................................................321 II.Tatbestand..................................................................................................................321 III. Versuch und Beteiligung...........................................................................................329 IV. Privilegierung und tätige Reue..................................................................................329 V. Konkurrenzen und Abgrenzung.................................................................................330 VI. Prozessuales...............................................................................................................331 G. Gewerbsmäßiger Diebstahl, Diebstahl im Rahmen einer kriminellen Vereinigung (§ 130)..................................................................................................332 I. Überblick...................................................................................................................332 II.Tatbestand..................................................................................................................332 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 334 IV. Privilegierung und tätige Reue.................................................................................. 334 V. Prozessuales...............................................................................................................335 H. Räuberischer Diebstahl (§ 131)..............................................................................336 I. Überblick................................................................................................................... 336 II.Tatbestand.................................................................................................................. 336 III. Qualifikation..............................................................................................................339 IV. Versuch und Beteiligung........................................................................................... 340 V. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 340 VI. Prozessuales............................................................................................................... 341 I. (Schwerer) Raub (§§ 142, 143)...............................................................................343 I. Überblick................................................................................................................... 343 II.Tatbestand.................................................................................................................. 344 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................351 IV. Prozessuales...............................................................................................................352 J. Veruntreuung (§ 133)..............................................................................................354 I. Überblick................................................................................................................... 354 II.Tatbestand..................................................................................................................355 III. Privilegierung und tätige Reue..................................................................................358 14 Inhaltsverzeichnis IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................358 V. Prozessuales............................................................................................................... 361 K. Unterschlagung (§ 134)...........................................................................................363 I. Überblick................................................................................................................... 363 II.Tatbestand.................................................................................................................. 363 III. Privilegierung und tätige Reue.................................................................................. 368 IV. Abgrenzung............................................................................................................... 369 V. Prozessuales...............................................................................................................371 L. Dauernde Sachentziehung (§ 135).........................................................................372 I. Überblick...................................................................................................................372 II.Tatbestand..................................................................................................................372 III. Privilegierung und tätige Reue..................................................................................375 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 376 V. Prozessuales...............................................................................................................377 M. Unbefugter Gebrauch von Fahrzeugen (§ 136)....................................................378 I. Überblick...................................................................................................................378 II.Tatbestand..................................................................................................................378 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................382 IV. Strafausschließungsgründe (Abs 4)...........................................................................383 V. Prozessuales...............................................................................................................383 I.II.Delikte gegen andere besondere Vermögensgüter ...............................................385 A. Entziehung von Energie (§ 132).............................................................................385 I. Überblick und Tatbestand..........................................................................................385 II.Prozessuales...............................................................................................................385 B. Wilderei (§§ 137–140)..............................................................................................387 I. Überblick...................................................................................................................387 II.Tatbestand..................................................................................................................387 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................389 IV. Prozessuales...............................................................................................................390 II. Delikte gegen das Vermögen als Ganzes................................................................391 A. (Schwere) Erpressung (§§ 144, 145).......................................................................391 I. Überblick...................................................................................................................391 II.Tatbestand..................................................................................................................392 III. Sittenwidrigkeitskorrektiv (§ 144 Abs 2).................................................................. 394 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 394 V. Prozessuales............................................................................................................... 396 B. Betrug (§§ 146 ff).....................................................................................................397 I. Überblick...................................................................................................................397 II.Tatbestand..................................................................................................................398 III. Versuch...................................................................................................................... 420 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 422 V. Prozessuales............................................................................................................... 431 Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 15 Inhaltsverzeichnis C. Betrügerischer Datenverarbeitungsmissbrauch (§ 148a)....................................433 I. Überblick................................................................................................................... 433 II.Tatbestand.................................................................................................................. 433 III. Privilegierung und tätige Reue.................................................................................. 437 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 437 V. Prozessuales............................................................................................................... 437 D. Untreue (§ 153)........................................................................................................439 I. Überblick................................................................................................................... 439 II.Tatbestand.................................................................................................................. 440 III. Privilegierung und Strafaufhebungsgründe............................................................... 446 IV. Beteiligung................................................................................................................ 446 V. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 448 VI. Prozessuales............................................................................................................... 450 E. Geschenkannahme durch Machthaber (§ 153a)...................................................452 I. Überblick................................................................................................................... 452 II.Tatbestand.................................................................................................................. 452 III. Beteiligung................................................................................................................ 454 IV. Tätige Reue................................................................................................................ 455 V. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 455 VI. Prozessuales............................................................................................................... 455 F. Förderungsmissbrauch (§ 153b)............................................................................456 I. Überblick................................................................................................................... 456 II.Tatbestand.................................................................................................................. 456 III. Tätige Reue................................................................................................................ 457 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 458 V. Prozessuales............................................................................................................... 458 G. Vorenthalten von Dienstnehmerbeiträgen zur Sozialversicherung (§ 153c)......459 I. Überblick................................................................................................................... 459 II.Tatbestand.................................................................................................................. 459 III. Tätige Reue................................................................................................................ 460 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 460 V. Prozessuales............................................................................................................... 460 H. Betrügerisches Vorenthalten von Sozialversicherungsbeiträgen (§ 153d).........462 I. Überblick................................................................................................................... 462 II.Tatbestand.................................................................................................................. 462 III. Tätige Reue................................................................................................................ 463 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 463 V. Prozessuales............................................................................................................... 464 I. Organisierte Schwarzarbeit (§ 153e).....................................................................465 I. Überblick................................................................................................................... 465 II.Tatbestand.................................................................................................................. 465 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 467 IV. Prozessuales............................................................................................................... 467 16 Inhaltsverzeichnis III. Schutz der Gläubigerinteressen und Bilanz(fälschungs)delikte..........................468 Vorbemerkungen §§ 156–163d......................................................................................468 I. Allgemeines und Systematik..................................................................................... 468 II.Täter........................................................................................................................... 468 III. Rechtswidrigkeit und Schuld..................................................................................... 471 IV. Tätige Reue................................................................................................................ 472 V. Bilanz(fälschungs)delikte.......................................................................................... 473 A. I. II. III. IV. Betrügerische Krida (§ 156)...................................................................................475 Überblick................................................................................................................... 475 Tatbestandsmäßigkeit nach § 156.............................................................................. 476 Qualifikation.............................................................................................................. 482 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 482 B. I. II. III. IV. Schädigung fremder Gläubiger (§ 157).................................................................483 Überblick................................................................................................................... 483 Tatbestandsmäßigkeit nach § 157.............................................................................. 484 Qualifikation.............................................................................................................. 486 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 486 C. I. II. III. IV. Begünstigung eines Gläubigers (§ 158)..................................................................487 Überblick................................................................................................................... 487 Tatbestandsmäßigkeit nach § 158.............................................................................. 488 Strafausschließungsgrund des Abs 2......................................................................... 490 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 490 D. Grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen (§ 159).................492 I. Überblick................................................................................................................... 492 II. Tatbestandsübergreifende Merkmale......................................................................... 494 III. Tatbestandsmäßigkeit nach Abs 1............................................................................. 499 IV. Tatbestandsmäßigkeit nach Abs 2.............................................................................500 V. Tatbestandsmäßigkeit nach Abs 3.............................................................................500 VI. Qualifikation..............................................................................................................501 VII.Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................501 E. Umtriebe während einer Geschäftsaufsicht oder im Insolvenzverfahren (§ 160)....................................................................................................................... 503 I. Überblick...................................................................................................................503 II. Tatbestandsmäßigkeit nach § 160..............................................................................503 III. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 506 F. I. II. III. IV. Vollstreckungsvereitelung (§ 162).......................................................................... 507 Überblick...................................................................................................................507 Tatbestandsmäßigkeit nach § 162..............................................................................508 Qualifikation..............................................................................................................510 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................511 G. I. II. III. IV. Vollstreckungsvereitelung zugunsten eines anderen (§ 163)...............................512 Überblick...................................................................................................................512 Tatbestandsmäßigkeit nach § 163..............................................................................512 Qualifikation.............................................................................................................. 514 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................ 514 Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 17 Inhaltsverzeichnis H. Unvertretbare Darstellung wesentlicher Informationen über bestimmte Verbände (§ 163a).................................................................................515 I. Überblick...................................................................................................................515 II. Tatbestandsmäßigkeit nach § 163a............................................................................ 516 III. Qualifikation..............................................................................................................518 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................519 B. I. II. III. IV. Unvertretbare Berichte von Prüfern bestimmter Verbände (§ 163b)................ 520 Überblick...................................................................................................................520 Tatbestandsmäßigkeit nach § 163b............................................................................520 Qualifikation..............................................................................................................521 Abgrenzung und Konkurrenzen................................................................................521 IV. Strafbare Nachtaten................................................................................................523 A. Hehlerei (§ 164)........................................................................................................523 I. Überblick...................................................................................................................523 II.Tatbestand.................................................................................................................. 524 III. Strafausschließungsgrund und tätige Reue................................................................529 IV. Sonderfragen.............................................................................................................529 V. Prozessuales...............................................................................................................532 B. Geldwäscherei (§ 165).............................................................................................533 I. Überblick...................................................................................................................533 II.Tatbestand..................................................................................................................533 III. Tätige Reue gem § 165a............................................................................................538 IV. Konkurrenz................................................................................................................538 V. Prozessuales...............................................................................................................539 V. Sonstige Vermögensdelikte..................................................................................... 540 A. Kreditschädigung (§ 152)........................................................................................ 540 I. Überblick und Tatbestand.......................................................................................... 540 II. Prozessuales und praktische Bedeutung.................................................................... 541 B. Wucher (§§ 154, 155)...............................................................................................542 I. Überblick und Tatbestand.......................................................................................... 542 II. Prozessuales und praktische Bedeutung.................................................................... 543 C. Glücksspiel (§ 168)..................................................................................................544 I. Überblick................................................................................................................... 544 II.Tatbestand.................................................................................................................. 544 III. Rechtfertigung........................................................................................................... 545 IV. Strafausschließungsgrund.......................................................................................... 545 V. Prozessuales............................................................................................................... 546 D. Ketten- oder Pyramidenspiele (§ 168a).................................................................547 I. Überblick................................................................................................................... 547 II.Tatbestand.................................................................................................................. 547 III. Strafausschließungsgründe........................................................................................ 548 IV. Prozessuales............................................................................................................... 548 Stichwortverzeichnis.......................................................................................................549 18 1. Kapitel SCHUTZ DES MENSCHLICHEN LEBENS UND KÖRPERS Die beiden ersten Abschnitte des Besonderen Teils des StGB beinhalten Delikte zum Schutz des Lebens und der körperlichen Integrität des (lebenden) Menschen (§§ 75 ff) sowie – im Vergleich dazu etwas abgeschwächt – des werdenden Lebens (§§ 96 ff). Nach dem Tod besteht durch § 190 ein eingeschränkter Schutzbereich für den Leichnam. Der Abschnitt zum Schutz von Leben und körperlicher Integrität ist auch durch das Vorhandensein vieler Fahrlässigkeitsdelikte gekennzeichnet, die in einer solchen Dichte nur noch im siebenten Abschnitt bezüglich gemeingefährlicher strafbarer Handlungen und Delikte zum Schutz der Umwelt auftreten. Außerhalb dieser Bereiche sind Fahrlässigkeitsdelikte im StGB sehr selten (zB §§ 159, 303), finden sich aber auch im Nebenstrafrecht (FinStrG, § 82 LMSVG). Vorbemerkungen §§ 75 ff und 96 ff I. Beginn und Ende des menschlichen Lebens Getötet kann nur ein lebender Mensch werden, nur ein solcher kann am Körper 1 verletzt werden. Davor ist er durch die Bestimmungen gegen den Schwangerschaftsabbruch (§§ 96 und 98) geschützt, nach dem Tod von § 190. Daraus ergeben sich mehrere Phasen strafrechtlichen Schutzes: Schutzlose Zeit: Bis zur Einnistung, dh von Empfängnis bis zur Nidation 2 (idR 13. Tag nach der Befruchtung, praktisch vier Wochen nach der letzten Men struation), ist das werdende menschliche Leben vom Strafrecht ungeschützt.1 Daher sind nidationsvermeidende Maßnahmen vom Strafrecht aus betrachtet völlig neutral2 – es sei denn, sie schädigen die Gesundheit der Frau; dann ist aus diesem Grund eine Körperverletzung an der Frau zu prüfen. Das gilt im Übrigen auch für die durch In-vitro-Fertilisation befruchteten Eizellen. Für sie besteht bis zur Einnistung kein Schutz durch das StGB.3 Schutz des werdenden Lebens: Mit der Nidation beginnt der strafrechtliche 3 Schutz des ungeborenen Lebens.4 Bis zur Geburt ist das werdende menschliche Schmoller in SbgK § 96 Rz 5; K/Schr Grundriss BT I5 Vorbem §§ 96 ff Rz 4 f; L/St StGB3 § 96 Rz 5; F/R-K BT I4 73. 2 Schmoller in SbgK § 96 Rz 5; K/Schr Grundriss BT I5 Vorbem §§ 96 ff Rz 5; L/St StGB3 § 96 Rz 5; F/R-K BT I4 73. 3 K/Schr Grundriss BT I5 Vorbem §§ 96 ff Rz 5; F/R-K BT I4 73; Eder-Rieder in WK2 Vorbem zu §§ 96–98 Rz 18. 4 Schmoller in SbgK § 96 Rz 5; K/Schr Grundriss BT I5 Vorbem §§ 96 ff Rz 4; L/St StGB3 § 96 Rz 5; F/R-K BT I4 73. 1 Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 25 §§ 75 ff und 96 ff Vorbemerkungen Leben durch die §§ 96 und 98 im 2. Abschnitt des Besonderen Teils des StGB geschützt. Der Schutz ist allerdings nicht so umfassend wie jener des geborenen Lebens: Dieser Abschnitt enthält keine Fahrlässigkeitsdelikte, und in § 97 finden sich – neutral formuliert – dogmatisch nicht immer klar einordbare Straf ausschließungsgründe. Hervorzuheben ist hierbei die sogenannte Fristenlösung in § 97 Abs 1 Z 1. 4 Beginn des Lebens: Mit Beginn der Eröffnungswehen bzw mit dem Opera tionsbeginn beim Kaiserschnitt5 beginnt das menschliche Leben und der Schutz bereich der §§ 75 ff. Ab diesem Zeitpunkt ist das Tatobjekt „ein anderer“ im Sinn der §§ 75 ff gegeben. Im Zivilrecht beginnt hingegen die volle Rechtsfähigkeit des Menschen (erst) mit der vollendeten Geburt. 5 Abgrenzung: Alle Maßnahmen, die zu einem Abgang eines an sich leben den, sich weiter entwickelnden Fötus führen, erfüllen den Tatbestand des § 96, unabhängig davon, ob die Leibesfrucht im Mutterleib getötet wird oder nicht lebensfähig abgeht.6 Zu denken ist auch an die Abtreibungspille RU 486.7 Wird vor dem Beginn der Eröffnungswehen eine Tötungshandlung gesetzt, kommt mangels Tatobjekts nie § 75 in Betracht, sondern immer § 96. Wird hingegen noch danach eine Handlung gesetzt, liegt Mord vor. Führt der Versuch eines Schwangerschaftsabbruches zu einer vorzeitigen Geburt eines Kindes und wird das Kind danach erst mit einer zusätzlichen Handlung getötet, kommt zusätzlich zu §§ 15, 96 (98) eine Strafbarkeit nach § 75 (für die Mutter eine Strafbarkeit nach § 79) in Betracht.8 Ist unklar, ob das Kind durch den Schwangerschaftsabbruch gestorben ist oder lebend geboren und danach getötet wurde, ist es zulässig, den Täter nach § 96 zu verurteilen. Schließlich steht diese Bestimmung in einem Stufenverhältnis zu § 75.9 Wird während der Schwangerschaft fahrlässig der Fötus verletzt und hat dies die Behinderung des Menschen nach der Geburt zur Folge, ist dieses Verhalten straflos. Die §§ 96 ff stellen eine Exklusivregel dar, und die vorsätzliche oder fahrlässige Verletzung des Fötus ist gerade nicht erfasst: Für eine Haftung wegen eines Körperverletzungsdeliktes (§ 88) mangelt es in dem Zeitpunkt, in dem die Tathandlung auf das Objekt trifft, an einem Objekt iSd Körperverletzungsdelikte; der Fötus ist kein anderer iSd § 88.10 Wird gleichzeitig die Mutter verletzt, dann kommt eine Haftung nach § 88 wegen der Verletzung der Mutter in Betracht. 5 6 7 8 9 10 26 Vgl B/S BT I12 § 96 Rz 3; Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 12; L/St StGB3 § 75 Rz 2. In Deutschland wird beim Kaiserschnitt an die Eröffnung des Uterus angeknüpft, Schneider in MK-StGB2 Vor §§ 211 ff Rz 12. Näher dazu Velten in SbgK Vorbem §§ 75 ff Rz 36 ff. Schmoller in SbgK § 96 Rz 8; K/Schr Grundriss BT I5 § 96 Rz 5; L/St StGB3 § 96 Rz 6; F/R-K BT I4 73. Schmoller in SbgK § 96 Rz 5; K/Schr Grundriss BT I5 § 96 Rz 5; F/R-K BT I4 73. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 14 und § 79 Rz 38; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 10; F/R-K BT I4 8; Schmoller in SbgK § 96 Rz 39; L/St StGB3 § 96 Rz 25. Schmoller in SbgK § 96 Rz 40. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 13; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 83 ff Rz 4; F/R-K BT I4 7; Messner in SbgK § 83 Rz 30. Vorbemerkungen §§ 75 ff und 96 ff Ende des Lebens: Mit dem Tod hört der Mensch auf, Tatobjekt der §§ 75 ff 6 zu sein. Er ist dann nicht mehr „ein anderer“. Der Tod liegt im Falle des Hirntodes vor, dh beim irreversiblen Funktionsausfall der gesamten Hirnfunktion (Groß-/ Stammhirn).11 Das gilt auch für anenzephale Neugeborene (Fehlen von Großhirn und Schädeldach bei intaktem Stammhirn).12 Der Hirntod kann mithilfe eines EEG (Elektroenzephalogramm) festgestellt werden.13 Es ist dafür aber auch eine Angiographie (Blutfluss im Hirn mit Kon trastmittel) möglich.14 Diese Vorgangsweise ist natürlich unnötig, um den Tod etwa des „Ötzi“ oder eines Unfallopfers, dem beim Unfall der Kopf vom Rumpf abgetrennt wurde, zu bestimmen. II. Aufbau der Bestimmungen und praktische Bedeutung Das Leben wird vor vorsätzlichem und fahrlässigem Eingriff geschützt: § 75 7 (Mord) ist das vorsätzliche Grunddelikt, in den §§ 76, 77 und 79 finden sich Privilegierungen hierzu. § 78 (Mitwirkung am Selbstmord) ist demgegenüber ein eigenständiges Delikt.15 § 80 enthält das Grunddelikt im Falle von Fahrlässigkeit, § 80 Abs 2 und § 81 dazu Qualifikationen. Für die Haftung wegen Mordes und seiner Privilegierungen ist es erforderlich, dass der Täter vorsätzlich im Hinblick auf den Tod handelt. Da dolus eventualis genügt, muss der Täter es im Zeitpunkt der Tathandlung ernstlich für möglich halten und sich damit abfinden, dass seine Handlung den Tod eines Menschen verursacht. Handelt der Täter mit Verletzungsvorsatz, aber ohne Vorsatz auf den Todeserfolg, haftet er im Falle des Todeseintritts gemäß § 86 Abs 2 (Körperverletzung mit Todesfolge); bei Misshandlungsvorsatz nach § 86 Abs 1. Fehlt es an einem Verletzungs- oder Misshandlungsvorsatz, kommt fahrlässige Tötung (§ 80) in Betracht. Praktische Bedeutung: Im Jahr 2014 wurden in der gerichtlichen Krimi nalstatistik insgesamt 67 Morde (davon 39 versucht), zwei Mal Totschlag, keine Tötung auf Verlangen, keine Mitwirkung am Selbstmord, aber eine Tötung eines Kindes bei der Geburt dokumentiert. Demgegenüber sind insgesamt 139 fahrlässige Tötungen sowie 33 Fälle des § 81 festgehalten worden. Diversion: Eine diversionelle Erledigung scheidet immer dann aus, wenn die Tat den Tod eines Menschen zur Folge hat (§ 198 Abs 2 Z 3 StPO) oder die Tat mit mehr als fünf Jahren bedroht ist (§ 198 Abs 2 Z 1 StPO). Daher ist dieser Bereich – Versuch der §§ 77 bis 79 ausgenommen, wobei dann oft die Schuld des Beschuldigten als schwer anzusehen ist – einer diversionellen Erledigung nicht zugänglich. 11 Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 52 ff; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 11; F/R12 13 14 15 K BT I4 8. Eingehend dazu Velten SbgK Vorbem §§ 75 ff Rz 51 ff. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 52. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 56; F/R-K BT I4 8. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 56; F/R-K BT I4 8. Moos in WK2 § 78 Rz 7; K/Schr StudB BT I3 § 78 Rz 7. Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 27 §§ 75 ff und 96 ff Vorbemerkungen Eine Ausnahme besteht für Jugendliche in engen Grenzen nach § 7 JGG für den Bereich der fahrlässigen Tötung (vgl § 7 Abs 2 Z 2 JGG). 8 Die körperliche Integrität ist vor vorsätzlichen Eingriffen durch § 83 (vor sätzliche Körperverletzung) als Grunddelikt geschützt, in den §§ 84 bis 86 finden sich aufbauend auf diesem Grunddelikt wertungsmäßig Qualifikationen, die aber seit der Neufassung durch das StRÄG 2015 formal als eigenständige Delikte erscheinen.16 Die Haftung wegen § 83 setzt vorsätzliches Verhalten voraus: Der Täter muss entweder Verletzungsvorsatz (Abs 1) oder Misshandlungsvorsatz (Abs 2) haben. Auf dieser Unterscheidung bauen die folgenden Bestimmungen auf: Für die §§ 84 Abs 1, 85 Abs 1 und 86 Abs 1 ist Misshandlungsvorsatz erforderlich und fahrlässig muss es zu den qualifizierenden Erfolgen (schwere Verletzung, Verletzung mit Dauerfolgen, Tod) kommen, für die §§ 84 Abs 4, 85 Abs 2 und 86 Abs 2 ist Verletzungsvorsatz erforderlich und fahrlässig muss es zu den genannten qualifizierenden Erfolgen kommen. Es handelt sich hierbei um eigentliche Vorsatz-/ Fahrlässigkeitskombinationen. § 87 ist und bleibt eine selbständige Abwandlung zu § 83 und enthält in seinem Abs 1 das Grunddelikt und in Abs 2 Qualifikationen.17 Für die Erfüllung des Grunddeliktes (§ 87 Abs 1) ist erforderlich, dass der Täter Absicht (§ 5 Abs 2) auf den schweren Verletzungserfolg hat: Ihm muss es somit darauf ankommen, dass das Opfer schwer verletzt wird. Absicht allein auf das Handeln (zB Absicht auf das Schlagen mit der Faust) genügt nicht. Auch die körperliche Integrität ist vor fahrlässigen Eingriffen strafrechtlich geschützt: § 88 Abs 1 enthält hierfür das Grunddelikt, in § 88 Abs 3 und Abs 4 finden sich Qualifikationen. Hat der Täter nicht einmal Misshandlungsvorsatz (§ 83 Abs 2), kommt nur eine Fahrlässigkeitshaftung in Betracht. Allerdings genügt hierfür nicht allein der Erfolgseintritt, vielmehr muss der Täter objektiv sorgfaltswidrig handeln, und der Erfolg muss diesem sozial inadäquaten Verhalten objektiv zurechenbar sein. Gerade im Bereich der fahrlässigen Körperverletzung und der fahrlässigen Tötung sind die Überlegungen zur Sorgfaltswidrigkeit und zur objektiven Zurechnung, die im AT I eingehend dargestellt werden, von größter Wichtigkeit. Praktische Bedeutung: Im Jahr 2014 wurden in der gerichtlichen Kriminal statistik insgesamt 4.716 Körperverletzungen nach § 83, 1.226 nach § 84 sowie 16 nach § 85 qualifizierte Fälle registriert. In fünf Fällen lag ein § 86 vor. Für § 87 wurden 197 Fälle gezählt. Demgegenüber sind insgesamt 1.570 fahrlässige Körperverletzungen registriert worden. Diversion: Eine diversionelle Erledigung ist wegen der Strafhöhe und des Todes (§ 198 Abs 2 Z 1 und Z 3 StPO) bei den §§ 85 Abs 2, 86 und 87 ausgeschlossen, ansonsten aber zulässig. Allerdings darf die Schuld des Täters nicht als schwer 16 Dies ist aber aus den Materialien nicht ersichtlich, vgl EBRV 689 BlgNR XXV. GP 17 f. 17 Burgstaller/Fabrizy in WK2 § 87 Rz 2. 28 Vorbemerkungen §§ 75 ff und 96 ff iSd § 32 anzusehen sein, weshalb eine Diversion vielfach zB auch bei § 88 Abs 4 zweiter18 und dritter Fall ausgeschlossen sein wird. Nicht nur die Verletzung der Rechtsgüter Leib und Leben ist geschützt, sondern 9 auch deren Gefährdung: § 89 bestraft unter Beschränkung auf jene Modalitäten, wie sie in § 81 beschrieben sind (grobe Fahrlässigkeit, Rauschzustand), sowohl die vorsätzliche als auch die fahrlässige konkrete Gefährdung. Konkret gefährdet ist das Tatobjekt Mensch, wenn der Eintritt einer Verletzung als wahrscheinlich zu erwarten war, es also bloßer Zufall war, dass es nicht zu einer tatsächlichen Beeinträchtigung gekommen ist.19 Das ist zB dann gegeben, wenn sich jemand vor einem rasch herannahenden Auto gerade noch durch einen Sprung zur Seite retten konnte. Im Regelfall wird der Täter des § 89 keinen Vorsatz auf die konkrete Gefähr dung haben, sondern bloß fahrlässig handeln. In Abgrenzung zum Verletzungs vorsatz ist Vorsatz bloß auf die Gefährdung anzunehmen, wenn der Täter zwar den Eintritt einer Verletzung ernstlich für möglich hält, er aber zugleich darauf vertraut, dass es nicht zu einer Verletzung des Opfers kommt; er findet sich folglich nicht mit einer Verletzung des Opfers (sondern bloß mit dessen konkreter Gefährdung) ab und handelt daher mangels Erfüllung der voluntativen Komponente des Verletzungsvorsatzes nicht mit Verletzungsvorsatz (sondern bloß mit Gefährdungsvorsatz). Praktische Bedeutung: In der gerichtlichen Kriminalstatistik des Jahres 2014 sind insgesamt 343 Verurteilungen wegen § 89 verzeichnet. Eine Diversion ist nach den allgemeinen Regeln (insbesondere: nicht schwere Schuld) möglich. Die bisher genannten Bestimmungen sind alles Erfolgsdelikte, bestrafen da 10 her die Herbeiführung eines Erfolges durch ein Tun. Als Erfolgsdelikte können sie mithilfe des § 2 auch durch Unterlassen begangen werden (sogenannte unechte Unterlassungsdelikte). Das gilt sowohl für die Vorsatz- als auch für die Fahrlässigkeitsdelikte. In den §§ 94 und 95 (Im-Stich-Lassen eines Verletzten und Unterlassen der Hilfeleistungspflicht) finden sich echte Unterlassungsdelikte. Diese Bestimmungen können nur durch Unterlassen begangen werden. Die §§ 94 und 95 erfassen nur vorsätzliches Unterlassen, ein Gegenstück für fahrlässiges Unterlassen ist nicht vorgesehen. Praktische Bedeutung: Im Jahr 2014 sind für § 94 64 und für § 95 acht Ver urteilungen verzeichnet. Für die geringe Zahl bei § 95 dürfte auch eine hohe Dunkelziffer verantwortlich sein. Abgesehen von der Todesqualifikation ist eine diversionelle Erledigung zulässig. § 91 (Raufhandel) ergänzt die Bestimmungen zum Schutz des Lebens und der 11 körperlichen Integrität bei Schlägereien und einem Angriff mehrerer und wirkt subsidiär dazu.20 Im Jahr 2014 wurden insgesamt 245 Verurteilungen gezählt. 18 Burgstaller/Schütz in WK2 § 88 Rz 81. 19 Burgstaller/Schütz in WK2 § 89 Rz 14 ff. 20 L/St StGB3 § 91 Rz 2; F/R-K BT I4 59; Jerabek in WK2 § 91 Rz 21. Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 29 §§ 75 ff und 96 ff 12 Vorbemerkungen Ebenfalls ergänzend wirken die §§ 82 (Aussetzung), 92 (Quälen oder Ver nachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen) und 93 (Überan strengung unmündiger, jüngerer oder schonungsbedürftiger Personen), deren praktische Bedeutung nicht sehr groß ist (2014 wurden insgesamt 22 Verurteilungen bei § 92 und eine bei § 82 gezählt sowie eine bei § 93). § 90 ist kein Tatbestand, sondern ein Rechtfertigungsgrund und wird daher hier nicht behandelt. 13 Das werdende Leben ist auf vorsätzliche Delikte in den §§ 96 und 98 be schränkt. Es gibt kein Fahrlässigkeitsdelikt in diesem Bereich. Die Einwilligung der Schwangeren ist ein Abgrenzungsmerkmal zwischen diesen beiden Tatbe ständen.21 Sie wirkt daher hier nicht rechtfertigend; Irrtümer über die Einwilligung sind demnach nicht nach § 8 zu beurteilen. Praktische Bedeutung: Im Jahr 2013 gab es eine Verurteilung wegen § 96, 2014 zwei wegen § 98. Zuvor wurde in den Jahren 2007 bis 2012 keine Verurteilung gezählt, 2006 waren es drei, zuvor vier Verurteilungen. In den Jahren 1998 bis 2004 wurde ebenfalls keine Verurteilung gezählt. Eine diversionelle Regelung ist nach den allgemeinen Regeln zulässig, der Ausschluss der Diversion im Falle des Todes betrifft nur geborene Menschen. III. Rechtsvergleichende Überlegungen 14 Die Bestimmungen zum Schutz des Lebens, der körperlichen Integrität und des werdenden Lebens gehören zum Kern jedes Strafrechts; daher finden sich derartige Regelungen auch in den ausländischen Rechtsordnungen. Allerdings ist es nicht zwingend, dass der Besondere Teil mit diesen Bestimmungen beginnt. Das ist gerade in Deutschland nicht der Fall, wo hochverräterische Delikte an der Spitze stehen. In der Schweiz beginnt hingegen wie in Österreich der Besondere Teil mit den Delikten zum Schutz von Leib und Leben. 15 Im Vergleich zu Deutschland ergeben sich bei den Tötungsdelikten Abwei chungen, die sich auf die Bezeichnungen durchschlagen. Grunddelikt der vorsätz lichen Tötung ist in Deutschland § 212 dStGB, der mit „Totschlag“ bezeichnet ist. „Mord“ ist hingegen eine Qualifikation dazu, die es in Österreich nicht gibt. Der österreichische Totschlag in § 76 entspricht dem minder schweren Fall des Totschlages im deutschen Recht. Dieser Unterschied kann insbesondere bei der Betrachtung deutscher Fernsehkrimis deutlich werden. Das deutsche Recht kennt eine Tötung auf Verlangen (§ 77) in § 216 dStGB, hingegen gibt es keine Privilegierung der Tötung eines Kindes bei der Geburt (§ 79). Auch ist die Mitwirkung am Selbstmord straflos. Die fahrlässige Tötung ist in § 222 dStGB geregelt. Vorsätzliche Körper verletzung findet sich in § 223 dStGB, die fahrlässige in § 229 dStGB. Hinzuweisen 21 Schmoller in SbgK § 96 Rz 10. 30 Vorbemerkungen §§ 75 ff und 96 ff ist auf die Aussetzung in § 221 dStGB und die Schlägerei in § 231 dStGB. Der Abbruch der Schwangerschaft ist in § 218 dStGB geregelt. Die Strafdrohungen unterscheiden sich zum Teil erheblich von jenen in Österreich. Allerdings ist hier ein Rechtsvergleich im Einzelfall nicht sinnvoll durchführbar, da das System der Strafdrohungen völlig anders gestaltet ist. Der Hinweis, in Deutschland sei etwas viel strenger bestraft, kann zwar zutreffend sein, genügt aber nicht, um eine Erhöhung österreichischer Strafdrohungen zu begründen. In der Schweiz ist das Grunddelikt für die vorsätzliche Tötung in Art 111 16 schwStGB geregelt und mit der Überschrift „Vorsätzliche Tötung“ versehen. In Art 112 schwStGB findet sich dazu eine mit „Mord“ betitelte Qualifikation, die sich von der vorsätzlichen Tötung durch besondere Merkmale unterscheidet. Vergleichbar mit dem österreichischen Recht finden sich Delikte wie Totschlag in Art 113 schwStGB, Tötung auf Verlangen in Art 114 schwStGB, Mitwirkung am Selbstmord in Art 115 schwStGB und Kindestötung in Art 116 schwStGB. Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 31 § 75Mord I. Tötungsdelikte A. Mord (§ 75) I. Überblick 1 Mord ist das vorsätzliche Töten eines anderen Menschen. Der Täter hält es im Handlungszeitpunkt zumindest ernstlich für möglich und findet sich damit ab (Eventualvorsatz), dass seine Handlung den Tod eines anderen Menschen verursacht. 2 Bei § 75 handelt es sich um ein Erfolgsverursachungsdelikt. Es gibt an sich keine Beschränkung hinsichtlich der Tötungshandlung: Jede Handlung, die kausal zum Tod führt, kommt als Tathandlung in Betracht; sie muss aber durchaus objektiv sorgfaltswidrig sein, wobei die Sorgfaltswidrigkeit durch das auf den Tod abzielende Verhalten indiziert ist. Daher ist es nicht erforderlich – wie beispielsweise bei der fahrlässigen Tötung nach § 80 – die objektive Sorgfaltswidrigkeit genau zu bestimmen.1 Nur in Ausnahmefällen (Verschenken eines Flugtickets einer Billigairline mit dem Vorsatz, dass die Maschine abstürzt; Beten um den Tod eines Menschen) entfällt die Strafbarkeit mangels sorgfaltswidriger Tötungshandlung (selbst wenn das Flugzeug tatsächlich abstürzt).2 Wie immer bei Erfolgsverursachungsdelikten sind Kausalität und objektive Zurechnung zu prüfen. Hier gelten die allgemeinen Überlegungen aus dem AT. 3 Als Vorsatzdelikt kann § 75 versucht werden. Als Erfolgsdelikt kann § 75 in Verbindung mit § 2 auch durch Unterlassen begangen werden; dies setzt insbesondere Garantenstellung voraus. Allfällige Rechtfertigungs- (zB Notwehr) und Entschuldigungsgründe (zB entschuldigender Notstand) sind nach den allgemeinen Regeln zu beurteilen. 4 § 75 ist das Grunddelikt zu den §§ 76, 77 und 79. Im Gegensatz zum deutschen StGB sind für den Mord im österreichischen Recht keine qualifizierenden Schuldmerkmale wie Mordlust, Habgier, Heimtücke, Grausamkeit ua erforderlich. So gesehen entspricht § 75 öStGB dem deutschen Totschlag nach § 212 dStGB. 5 6 Geschütztes Rechtsgut ist das menschliche Leben.3 Für die Aburteilung des § 75 sind die Geschworenen zuständig (§ 31 Abs 2 Z 1 StPO). Das Delikt kann wegen der Strafdrohung und dem Todeserfolg nicht diversionell erledigt werden (§ 198 Abs 2 Z 1 und Z 3 StPO). Für das Jahr 2014 wurden insgesamt 28 Verurteilungen wegen vollendeten und 39 wegen versuchten Mordes in der gerichtlichen Kriminalstatistik gezählt. In der polizeilichen Anzeigenstatistik finden sich im Jahr 2013 156 Anzeigen, davon 105 wegen Versuchs. 1 2 3 32 Fuchs AT I8 11/3 ff. Fuchs AT I8 11/5. Vgl K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 2; Velten in SbgK Vorbem §§ 75 ff Rz 8, 13 ff. Mord § 75 Beispielsfälle: Richard gibt einen gezielten Schuss auf den Hals seiner geschiedenen Frau Christine ab, die davon getroffen stirbt (OGH 15 Os 104/95). Der 12-jährige Peter ist zum Selbstmord entschlossen. Der erwachsene Robert stellt ihm in Kenntnis dessen einen Revolver zur Verfügung, mit dem sich Peter tatsächlich umbringt (OGH 14 Os 158/99 = EvBl 2000/162 = JBl 2001, 194 mit Anm Moos). II. Tatbestand des § 75 Mord begeht, wer – einen anderen (Menschen) – vorsätzlich – tötet. 1. Ein anderer Ermordet kann nur ein lebender Mensch werden. Das menschliche Leben beginnt 7 mit Beginn der Eröffnungswehen bzw mit dem Operationsbeginn (Öffnen der Bauchdecke) beim Kaiserschnitt.4 2. Töten Jede im Hinblick auf das Leben objektiv sorgfaltswidrige Handlung ist eine geeig- 8 nete Tötungshandlung (Rz 2). 3. Subjektive Tatseite Der Täter muss im Handlungszeitpunkt das Herbeiführen des Todes in seinen Vor- 9 satz aufgenommen haben. Es genügt aber Eventualvorsatz. Handelt der Täter mit Verletzungsvorsatz, aber ohne Vorsatz auf den Todeserfolg, haftet er im Falle des Todeseintritts gemäß § 86 Abs 2 (Körperverletzung mit Todesfolge); bei Misshandlungsvorsatz nach § 86 Abs 1. Fehlt es sowohl an einem Verletzungs- als auch an einem Misshandlungsvorsatz, kommt fahrlässige Tötung (§ 80) in Betracht (vgl Rz 16). Zur Abgrenzung error in persona – aberratio ictus siehe AT I. III. Problembereich Sterbehilfe Sterbehilfe kann in unterschiedlichen Formen erfolgen, manche sind strafrechtlich 10 unbedenklich, manche verstoßen gegen das StGB. Dieser Bereich ist durch eine 4 Vgl B/S BT I12 § 96 Rz 3; Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 12; L/St StGB3 § 75 Rz 2. In Deutschland wird beim Kaiserschnitt an die Eröffnung des Uterus angeknüpft, Schneider in MK-StGB2 Vor §§ 211 ff Rz 12. Näher dazu Velten in SbgK Vorbem §§ 75 ff Rz 36 ff. Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 33 § 75Mord große Vielfalt an vertretenen Literaturmeinungen und durch weitgehendes Fehlen von Rechtsprechung gekennzeichnet5. Ökonomische Überlegungen spielen keine Rolle, eine Kosten-Nutzen-Analyse wäre daher verfehlt. Denn das menschliche Leben ist immer höherwertig. Soweit das Strafrecht es erfordert, ist daher zu behandeln. Auch hier ist vieles im Fluss, so ist etwa in den Niederlanden die Tötung auf Verlangen in gewissen Grenzen zulässig.6 Vorsicht ist auch beim Begriff der Sterbehilfe geboten, die einzelnen Formen werden mit teils unterschiedlicher Begrifflichkeit behandelt.7 11 Unbedenklich ist die Verabreichung von schmerzlindernden und bewusst seinsdämpfenden Mitteln (auch als aktive indirekte Euthanasie bezeichnet), mag damit auch uU (was nicht immer der Fall ist) eine Lebensverkürzung bei einem unausweichlich Sterbenden als Nebenwirkung verbunden sein (Hilfe im Sterben).8 12 Die Verabreichung von Todesspritzen oder entsprechenden anderen pharma zeutischen Mitteln, die direkt auf die Herbeiführung des Todes gerichtet sind, ist hingegen jedenfalls verboten. Der Täter macht sich gemäß § 75 (Mord), allenfalls gemäß § 77 (Tötung auf Verlangen) oder § 78 (Mitwirkung am Selbstmord) strafbar (direkte aktive Euthanasie).9 13 Ein Behandlungsabbruch kommt bei Sterbenden in Betracht. Der Mensch ist moribund, wenn der Eintritt des Todes nach medizinischen Erfahrungen unabwendbar ist, dh eine Lebensverlängerung ist nur um Stunden oder wenige Tage durch hohen Aufwand möglich, der Patient liegt irreversibel im Koma. Nicht darunter fallen nicht unheilbar Kranke oder schwerstgeschädigt Leidende. Nach Ansicht in der juristischen Lehre hört bei Moribunden vom strafrechtlichen Standpunkt aus betrachtet die Behandlungspflicht auf, weshalb auch das Abschalten der Herz-Lungen-Maschine oder des Respirators – obwohl ein Tun – als zulässig angesehen wird.10 Das ist die sogenannte passive Euthanasie.11 5 6 7 8 9 10 11 34 Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 17 ff; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 14 ff; F/R-K BT I4 20 ff; Velten in SbgK Vorbem §§ 75 ff Rz 75 ff; Schneider in MK-StGB2 Vor §§ 211 ff Rz 94 ff. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 21. Siehe zum letzten Stand der verwendeten Begriffe Kletečka-Pulker, Therapieentscheidungen am Lebensende aus rechtlicher Sicht, Klinik 2012, 55 ff. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 23 ff; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 14, 17 ff; L/St StGB3 § 75 Rz 7, 9. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 20 ff; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 16; L/ St StGB3 § 75 Rz 8. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 45; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 26; F/R-K BT I4 23. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 31 ff; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 20 ff; L/St StGB3 § 75 Rz 10. Mord § 75 Beispiele: Ein tödlich Erkrankter kann nicht sterben, weil das Herz zu stark ist. Lässt das Herz nach, ist der Arzt nicht verpflichtet, herzstärkende Mittel zu verabreichen. Bei hirngeschädigten und auf Dauer nicht lebensfähigen Kindern, bei denen sich die Fähigkeit zum bewussten Leben gar nicht entwickeln kann, sind medizinische Maßnahmen zum Hinausschieben des Todes rechtlich nicht geboten.12 12 Unberührt bleibt aber die Verpflichtung zur Aufrechterhaltung der Basispflege und Grundernährung.13 Ein Verhungernlassen ist unzulässig und begründet eine Strafbarkeit nach den Tötungsdelikten (§§ 75, 77, 78 in Verbindung mit § 2 [Unterlassen] bzw nach § 95). Hier wird lediglich der Fall ausgenommen, dass der Patient dies in einer aktuellen Willensäußerung ablehnt.14 Gegen den (freien) Willen des Patienten hat überhaupt jede Behandlung zu un- 14 terbleiben. Dieser Vorrang des Willens des Patienten, und mag er auch dessen Tod bedeuten, ergibt sich aus § 110. Hierfür ist nicht nur der aktuelle Wille des entscheidungsfähigen Patienten relevant, sondern auch früher getroffene verbindliche Patientenverfügungen nach dem Patientenverfügungsgesetz.15 IV. Abgrenzung und Konkurrenzen 1. § 75 ist im Verhältnis zu den §§ 76, 77 und 79 das Grunddelikt; die genannten 15 Delikte unterscheiden sich – im Wesentlichen – im Bereich der Schuld von § 75. § 78 erscheint demgegenüber als delictum sui generis.16 § 78 scheidet aus, wenn man einen anderen – beispielsweise durch Vortäuschen einer unheilbaren Krankheit – in den Tod treibt oder dessen mangelnde Einsichtsfähigkeit ausnützt.17 Diesfalls ist § 75 erfüllt. 2. Von der Körperverletzung mit Todesfolge (§ 86) unterscheidet sich § 75 durch 16 den Vorsatz: Bei Mord ist der Vorsatz auf den Tod gerichtet, bei § 86 hingegen nur auf eine Körperverletzung (§ 86 Abs 2) oder auf eine Misshandlung am Körper (§ 86 Abs 1), im Hinblick auf die Todesfolge handelt der Täter fahrlässig (eigentliche Vorsatz/Fahrlässigkeitskombination). Eine Haftung wegen fahrlässiger Tötung (§ 80) kommt demnach nur in Betracht, wenn der Täter bei der sorgfaltswidrigen Handlung nicht einmal mit Misshandlungsvorsatz (§ 83 Abs 2) handelt. Ist die Todesfolge qualifizierendes Merkmal anderer, nicht auf den Schutz menschlichen Lebens gerichteter Delikte – zB Raub nach § 143 letzter Fall, VergeK/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 19; F/R-K BT I4 22; Moos in WK2 § 79 Rz 11. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 44; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 21. Moos in WK2 Vorbem zu §§ 75–79 Rz 44; K/Schr StudB BT I3 Vorbem §§ 75 ff Rz 21. F/R-K BT I4 22. Siehe dazu Körtner/Kopetzki/Kletečka-Pulker (Hg), Das österreichische Patientenverfügungsgesetz. Ethische und rechtliche Aspekte (Wien 2007). 16 Moos in WK2 § 78 Rz 7; K/Schr StudB BT I3 § 78 Rz 7. 17 F/R-K BT I4 18; K/Schr StudB BT I3 § 78 Rz 11; L/St StGB3 § 78 Rz 10. 12 13 14 15 Birklbauer/Hilf/Tipold, Strafrecht Besonderer Teil I3 35
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