Vortrag von Jörg Schellenberg

Vortrag Jörg Schellenberg, Aula Carolina, 28.1.2016
Einleitung
In meinem Vortrag beziehe ich mich nur
auf den Katastrophenschutz in unserer Stadt.
Ich betone aber, dass nicht nur wir Aachener bedroht sind,
sondern genau so unsere Freunde in Maastricht und Lüttich.
Radioaktiver Fallout macht nicht an Grenzen halt.
Es geht nicht um uns Deutsche, Belgier oder Niederländer.
Es geht um uns alle als Bewohner der Euregio.
Alle belgischen AKWs sind problematisch
Belgische AKWs erzeugen ein ungutes Gefühl.
Wir hören im Wochenrhythmus von Problemen und Abschaltungen und fragen uns:
- Ist das normal?
- Antwort NEIN.
Das bestätigt auch die atomfreundliche
Internationale Atomenergie-Organisation IAEO.
Sie führt die belgischen AKWs als die unzuverlässigsten der gesamten Welt. [1]
Die belgische Atom-Flotte ist überaltert, marode und schlecht gewartet.
Aber es gibt noch ein viel schlimmeres Problem.
Die beiden Rissreaktoren Doel 3 und Tihange 2.
Noch Schlimmer sind Doel 3 und Tihange 2
Die Risse befinden sich im Reaktor-Druckbehälter des Atomkraftwerks. [2]
Der Druckbehälter umschließt der Brennstäbe.
In ihm findet die Kernspaltung statt.
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Dieser stählernen Behälter ist die einzige wirklich wirksame Barriere
zwischen den radioaktiven Stoffen und der Außenwelt.
Er darf auf keinen Fall Schaden erleiden.
Er hat einen Durchmesser von 4 m und 13 m hoch.
Er besteht aus 20 cm dickem Stahl.
Leider befinden sich dort die tausenden bis zu 18 cm großen Fehlstellen.
Sie haben die Form von Cornflakes.
zur Verdeutlichung:
Bis zu handtellergroße Cornflakes
befinden sich im wichtigsten Bauteil des AKW – tausende.
Die Risse können im Betrieb größer werden
und die Risse erzeugen eine größere Versprödung des Reaktordruckbehälters.
Dies ist vergleichbar mit einem Plastiklineal.
Nach dem Kauf konnten Sie es hin und her biegen, ohne dass es zerbricht.
Wenn Sie das selbe Lineal nach ein paar Jahren wieder aus dem Schrank holen
und es wieder biegen, bricht es spontan.
Genau das ist der Effekt der Versprödung.
Und genau DAS ist das Problem von Doel 3 und Tihange 2.
Das kann dort zum spontanen Bersten des Druckbehälters führen.
Danach ist die Kernschmelze kaum mehr zu verhindern.
Expertenmeinung und Einschätzung
Die kritische Haltung gegen Tihange 2 und Doel 3 haben nicht nur wir,
sondern auch namhafte Experten und Wissenschaftler:
So beispielsweise
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der frühere technische Leiter der deutschen Atomaufsicht Dieter Majer.
oder auch Digi McDonalds, der bereits für den Chemienobelpreis nominiert wurde.
Auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
übte in seiner gestrigen Sitzung heftige Kritik an den AKWs Doel 3 und Tihange 2 [3]
Sie stellen fest,
• Die Sicherheitsberechnungen basieren auf unbestätigten Modellen
• Es gib signifikante Abweichung von üblichen Fertigungsqauliäten
• Sie stellt generell in Frage, ob das Vorgehen mit den Sicherheitsanforderungen
von Atomkraftwerken vereinbar ist.
Zusammengefasst:
Wir haben es hier mit einem Atomkraftwerk zu tun,
das außerhalb der sonst üblichen Sicherheitsregime gefahren wird.
Es ist damit wesentlich gefährlicher als es schon „normale“ AKWs sind.
Keine übliche Vorwarnzeit, sondern spontanes Bersten
Bei Katastrophenschutzplänen wird immer davon ausgegangen,
dass man mindestens 24 Stunden Vorlaufzeit hat,
bevor es zur Freisetzung von radioaktiven Stoffen kommt.
Dies wird in Tihange nicht der Fall sein,
weil der Druckbehälter möglicherweise ohne jede Vorwarnung spontan explodiert.
Dadurch würden sich die radioaktiven Stoffe umgehend ausbreiten und wären
unter normalen üblichen Westwindlagen in 3 bis 4 h in Aachen.
Auf diese Besonderheit muss sich der Katastrophenschutz einstellen
und Herr Wolff wird gleich sicher etwas dazu sagen können.
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Auswirkungen
Welche Auswirkungen kann ein Super-GAU in Tihange für Aachen haben?
Das ist nicht genau vorher zu sagen,
weil es von sehr vielen Faktoren abhängt.
Vor allem vom Schadensereignis und von der aktuellen Wetterlage.
Unser Oberbürgermeister hat die Bandbreite
der möglichen Folgen zuvor schon beschrieben.
Ende
Als Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie
kämpfen wir für die Abschaltung der Rissreaktoren.
Lassen Sie uns das gemeinsam machen.
NOCH haben wir die Chance, schlimmeres zu verhindern.
Der wirksamste Katastrophenschutz ist die sofortige Abschaltung.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
[1] IAEO - PRIS - Last three years factors - Unplanned Capability Loss
https://www.iaea.org/PRIS/WorldStatistics/ThreeYrsUnplannedCapabilityLossFactor.aspx
[2] Belgische Atomaufsicht http://fanc.fgov.be/page/homepage-federaal-agentschap-voor-nucleaire-controlefanc/1.aspx
[3] Bericht des BMUB zu TOP 11 der 75. Sitzung des Bundestags-Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau
und Reaktorsicherheit zum aktuellen Stand der belgischen Atomkraftwerke Doel 3 und Tihange 2
http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Atomenergie/bericht_belgische_atomkraf
twerke_bf.pdf
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