Berlin und Brüssel streiten um Betrieb umstrittener belgischer Atommeiler 20.04.2016Berlin Zwischen 13:29 und Uhr Brüssel gibt es Streit um die belgischen Atomkraftwerke Tihange und Doel. Aufgrund von Sicherheitsbedenken rief Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) Belgien auf, die Akw-Blöcke Tihange 2 und Doel 3 abzuschalten. Die Bundesregierung hat die belgische Regierung offiziell gebeten, die grenznahen Atomkraftwerke Tihange und Doel vorübergehend vom Netz zu nehmen. An den Reaktoren der beiden Standorte traten immer wieder technische Probleme und Mängel auf. Zwischen Berlin und Brüssel gibt es Streit um die als Pannenmeiler kritisierten belgischen Atomkraftwerke Tihange und Doel. Aufgrund von Sicherheitsbedenken rief Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) Belgiens Regierung am Mittwoch auf, die Akw-Blöcke Tihange 2 und Doel 3 "bis zur Klärung offener Sicherheitsfragen" abzuschalten. Die belgische Seite lehnte das Anliegen ab: Beide Meiler erfüllten die "höchsten Sicherheitsanforderungen". An den Reaktoren der beiden Standorte traten in der Vergangenheit immer wieder technische Probleme und Mängel auf. In Deutschland und den Niederlanden gibt es daher massive Vorbehalte gegen die von Kritikern als "Schrottmeiler" bezeichneten Kraftwerke Tihange und Doel. Tihange liegt rund 60 Kilometer von der deutschen Grenze bei Aachen entfernt, Doel liegt 130 Kilometer von der Bundesrepublik entfernt im Norden Belgiens nahe der Grenze zu den Niederlanden. Die Meiler Doel 3 und Tihange 2 hatten seit 2012 die meiste Zeit stillgestanden, nachdem Materialfehler in den Reaktordruckbehältern festgestellt worden waren. Ende 2015 erlaubte die belgische Atomaufsicht jedoch eine Wiederinbetriebnahme, die von einer Pannenserie begleitet wurde. "Das Material der beiden Reaktordruckbehälter ist so stark beschädigt, dass Modellrechnungen die für einen Störfall geforderte Sicherheit nicht nachweisen können", warnte Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. "Ein Weiterbetrieb würde leichtfertig mit der Gesundheit von Millionen Menschen spielen." Hendricks begründete ihre Forderung mit einer Stellungnahme der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) und Beratungen zwischen deutschen und belgischen Experten. "Die unabhängigen Experten der RSK können mir nicht bestätigen, dass die Sicherheitsreserven von Tihange 2 und Doel 3 eingehalten werden können", erklärte Hendricks. "Deshalb halte ich es für richtig, die Anlagen vorübergehend vom Netz zu nehmen, jedenfalls so lange, bis die weiteren Untersuchungen abgeschlossen sind." Ein solcher Schritt würde zeigen, "dass Belgien die Sorgen seiner deutschen Nachbarn ernst nimmt", betonte die Umweltministerin, die Anfang Februar nach Brüssel gereist war, um über die beiden Meiler zu sprechen. Die belgische Regierung sagte ihr dabei eine bessere Zusammenarbeit zu. Doch mit ihrem Anliegen stieß Hendricks nun auf Widerstand. "Wir bleiben bei unserer Auffassung, dass die Akw-Blöcke Doel 3 und Tihange 2 die höchsten Sicherheitsanforderungen erfüllen und es zurzeit keinen Grund gibt, unsere Auffassung zu ändern", sagte der Generaldirektor der belgischen Bundesagentur für Atomsicherheit (AFCN), Jan Bens, in Brüssel. Er zeigte sich "überrascht" von dem Vorstoß aus Deutschland. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte daraufhin, die Bundesregierung halte an ihrer Auffassung fest. Ziel seien "konstruktive Gespräche" mit den belgischen Stellen. Eine andere Möglichkeit hat die deutsche Seite nicht. "Die Letztentscheidung liegt natürlich in der Souveränität des belgischen Staates", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz. © 2016 donaukurier.de | Alle rechte vorbehalten. Seite 1 von 2 Die Grünen riefen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, sich mit den belgischen Reaktoren zu befassen. Die Initiative von Hendricks seien ein "richtiger Schritt", erklärte die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl. "Kanzlerin Merkel muss Ministerin Hendricks dabei unterstützen." Berlin (AFP) © 2016 donaukurier.de | Alle rechte vorbehalten. Seite 2 von 2
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