Postfach 50 12 27, 70342 Stuttgart
Tel.: (0711) 5402-137 / -119
[email protected]
[email protected]
Nr.: 44b/2015 vom 28.10.2015
Gabunviper
Giftschlangen im Wilhelma-Terrarium
Unbeweglich liegen die zwei Gabunvipern zwischen dem Laub in ihrem Terrarium. Ihre Zeichnung
macht sie fast unsichtbar. Dass sie sich auch blitzschnell bewegen können, wird vor allem bei den
alle zwei Wochen stattfindenden Fütterungen deutlich. „Gabunvipern sind Lauerjäger. Sie können
stundenlang bewegungslos zwischen Blättern am Boden liegen und warten, bis ein Beutetier vorbei
kommt“, berichtet Revierleiter Harry Aberle. Kommt ein kleines Säugetier in ihre Reichweite,
schnellen die afrikanischen Vipern mit bis zu 85 Kilometern in der Stunde vor und schlagen ihre
Zähne in ihr Opfer.
Auf den ersten Blick sind Gabunvipern zwar unscheinbar, doch vereinen sie manch einen Rekord
auf sich. Mit bis zu achtzehn Kilogramm Körpergewicht sind sie die schwersten Giftschlangen der
Welt. Ihr Körper ist mit bis zu eineinhalb Metern zwar nicht besonders lang, aber sie sind sehr
gedrungen. Dafür suchen ihre Giftzähne mit über fünf Zentimetern ihresgleichen. Auch die
Giftmenge, die eine Gabunviper produzieren und mit einem Biss injizieren kann, ist die größte in
der ganzen Schlangenwelt.
Grundsätzlich wird Gabunvipern ein ruhiges Gemüht nachgesagt. „Wie bei uns Menschen, gibt es
aber auch hier individuelle Unterschiede“, weiß Aberle. „Darum ist beim Umgang mit den Tieren
immer Vorsicht geboten. Ein Biss ist, ohne Behandlung, in jedem Fall tödlich.“ Zu Unfällen mit den
Schlangen kommt es vor allem, weil sie in ihrem natürlichen Lebensraum, den tropischen
Regenwäldern Afrikas, sehr gut getarnt sind. Tritt man auf eine Gabunviper, wehrt sie sich und
beißt zu.
Ihren Namen trägt die giftige Viper, weil ihre Erstbeschreibung anhand eines Tieres erfolgte,
welches im westafrikanischen Gabun gefunden wurde. Die Einzelgänger begegnen sich in der
Regel nur zur Paarungszeit. Treffen zwei Männchen auf ein Weibchen, messen sie sich bei
Schaukämpfen und Buhlen so um ihre Gunst. Nach einer Tragzeit von sieben bis zwölf Monaten
gebiert das Weibchen im Schnitt 40 Jungtiere. Interessant hierbei ist, dass Gabunvipern
eilebengebärend sind. Das bedeutet, die Jungtiere entwickeln sich im Mutterleib in einem Ei,
dessen Schale aber nicht verkalkt, also weich bleibt. Beim Geburtsvorgang reißt diese Eihaut auf
und die Schlangen erblicken voll entwickelt das Licht der Welt. Giftdrüsen und -zähne sind bei
ihnen schon voll ausgebildet und funktionsfähig. Im Wilhelma-Terrarium leben derzeit zwei
Gabunvipern.
Bilder 1 und 2: Gabunvipern sind Meister der Tarnung. Im Wilhelma-Terrarium leben derzeit zwei
Tiere. Foto: Joschka Schulz
1