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Grenzerfahrungen:Kultur-undgeschichtswissenschaftlichePerspektiven.
PanelaufderKonferenz„65JahreGenferFlüchtlingskonvention“desNetzwerksFlüchtlingsforschung
6.-8.10.2016inOsnabrück(Bewerbungsschluss31.3.2016).
DieUntersuchungvonFlüchtlingenfälltinderRegelindasweiteFeldderMigrationsforschung,die
abertraditionellalseineBetrachtungmassenhafterZu-undAbwanderungkonzipiertist.Ihrfehltein
Zugang zur Erfahrungsdimension von Individuen on the move. Dieses Defizit kann, so möchte das
Panel zeigen, durch historische und kulturwissenschaftliche Ansätze der interdisziplinären
Exilforschung kompensiert werden. Die Geschichtswissenschaft hat sich in vielfältiger Weise mit
Grenzen auseinandergesetzt, wobei nicht nur Landesgrenzen und ihre Verläufe und
Sicherungsdispositive gemeint sind, sondern auch „Grenzen im Kopf“ und die unsichtbare „Grenze
vor Ort“, die über Integration oder Ausschluss entscheidet. Eine Vielzahl von Quellen, von so
genannten Ego-Dokumenten über Oral History Interviews über Aktenbestände der
Grenzsicherungsbehörden erlauben Aussagen über das individuelle Erleben des Grenzübertritts,
seinesKontextsundseinerphysischenundpsychischenFolgen.
InderKunstsindMigration,FluchtundihreRoutenwichtigeThemen,dieauchdieArbeitsweiseder
KünstlerInnen beeinflussen. In den Arbeiten lassen sich unterschiedliche Strategien für die
Übersetzung der existentiellen Erfahrung der Grenzüberschreitungen feststellen. Von
metaphorischen Wasserbildern in Elisabeth Zwimpfers Animationsfilm „Ships Passing in the Night“
bis zu Bouchra Khalilis Kartierungen von Fluchtrouten lassen sich verschiedene Annäherungen
benennen. Dabei beziehen sich die künstlerischen und literarischen Arbeiten kaum auf die in der
Genfer Flüchtlingskonvention festgeschriebenen Rechte der Geflüchteten, sondern verhandeln
vielmehr die lebensgefährlichen Fluchterfahrungen und den prekären Status der Menschen. Neben
Grenzen und Fluchtwegen sei hier auch ein anderer wichtiger Aspekt der künstlerischen
Auseinandersetzung benannt – die Tarnung, Fälschung (von Papieren, Identitäten, Herkunfts- und
Transitgeschichten) und Leugnung bei „illegalen“ Grenzüberschreitungen. Im Roman „Der falsche
Inder“ von Abbas Khider etwa liegt der Fokus auf den immer wieder neu als Hindernis erfahrenen
Grenzen, deren Überwindung originelle Strategien erfordert, die grenzsetzende
Identifizierungsverfahrenebensobedienenwieunterlaufen.Vielfachfindensichinzeitgenössischen
TextenwieJennyErpenbecks„Gehen,ging,gegangen“oderMaxiObexers„WenngefährlicheHunde
lachen“AnschlüsseanliterarischeFluchtgeschichten,dieimHorizontvonVertreibungundMigration
nachdemErstenWeltkrieg,vorallemaberimZusammenhangmitderFluchtausNazi-Deutschland
seit 1933 entstanden sind. Korrespondenzen rücken die historische Dimension aktueller
Konstellationen und Verhandlungen von Flüchtlingsschicksalen in den Blick. Das Panel will dazu
anregen, Impulse der neueren kulturwissenschaftlichen Exilforschung zu entsprechenden
vergleichenden Untersuchungen aufzugreifen und weiterzudenken. Zudem wird das Panel eine
BrückezwischenDisziplinenschlagen,umdenErfahrungsschatzderinterdisziplinärenExilforschung
fürdieErforschungvonMenschenaufderFluchtinGeschichteundGegenwartfruchtbarzumachen.
Organisation: Prof. Dr. Doerte Bischoff (Hamburg) / Prof. Dr. Burcu Dogramaci (München) /
PDDr.KristinaSchulz(Bern)
Vortragsvorschläge:
FürdasPanelwerdenbiszuvierVorträge(á20Minuten)ausgewählt.ImAnschlussandieVorträge
isteineDiskussiongeplant.EineÜbernahmederKostenfürAnreiseundUnterkunftkannleidernicht
übernommenwerden.Kurzexposés(500Wörter)mitkurzenbiographischenAngabenbitteperMail
undalsPDFbisspä[email protected],
[email protected]@hist.unibe.ch.