Azoren sind nicht überfischt

Essen&
Trinken
Glück», sagt der Schiffsführer.
Jeder Fischer wirft von Hand seine Nylonschnur aus, an deren Ende er einen
Haken samt Sardine befestigt hat.
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die nicht gesucht werden. «Diese beför- ein. Für die Fischer geht ein anstrengendern wir wieder ins Meer zurück. Sie der Tag zu Ende. Jetzt bleibt nur noch,
sollen ruhig noch ein paar Jahre wach- den Fang direkt an der Halle des Fischsen», sagt Joe Domingos lachend. Um marktes abzugeben. Dort werden die Fidrei entscheidet der Kapitän, zum Ha- sche sofort sortiert, gewogen, auf Eis gefen zurückzukehren. Trotz harzigem legt und am nächsten Morgen in einer
Start ist er zufrieden: Der Behälter ist Schnellauktion den Fischhändlern angeboten, auch denen, die für Coop einvoll und die Qualität der Fische ist gut.
Auf der Rückfahrt werden Boot und kaufen. Insgesamt 443 Kilo haben die
Utensilien sortiert und mit Meerwasser zehn Männer gefangen. Zufrieden maabgeschrubbt – dann bleibt noch eine chen sie sich auf den Nachhauseweg.
halbe Stunde, um in Ruhe Sandwiches Zeit für sich und die Familie bleibt wezu essen, die die Fischerfrauen
nig, denn sie dürfen nicht zu
am Morgen ihren Männern
spät ins Bett, am Morgen
Die ganze Reportage
geschmiert haben. Um
klingelt der Wecker wieund ein Video:
der in aller Herrgottshalb fünf läuft das
www.coopzeitung.ch/fang
frühe. ●
Boot dann im Hafen
«Azoren sind nicht überfischt»
Mariann Breu,
Fischexpertin beim
WWF Schweiz.
♦ Risikoabschätzung
Nur wenn der WWF grünes
Licht gibt, kommt
ein Fisch ins Coop-Regal.
auch wieder «nachwachsen»
kann.
Was bedeutet für Sie nachhaltiges Fischen?
Unsere Bewertungen werden
von Meeresbiologen erstellt.
Diese schauen wissenschaftliche Daten zum Bestand an:
Ist er gesund? Gibt es genügend Jungtiere? Dann die
Fangmethoden: Welche Auswirkungen haben sie aufs
Fischen durch den Menschen soll so wenig Auswirkung wie möglich auf die
Meeresumwelt haben. Ausserdem soll nur so viel aus
dem Meer geholt werden, wie
38 Coopzeitung · Nr. 33 vom 11. August 2015
Wie beurteilen Sie, ob eine
Fischart bedroht ist oder nicht?
Öko-System, liegen bereits
Schäden vor? Zuletzt gehts
ums Managementsystem:
Werden Methoden angewendet, die wissenschaftlich wasserdicht sind? Gibts staatlich
verordnete Schonzeiten?
Was passiert mit den Daten?
Wir führen sie zusammen
und erstellen eine Risikoabschätzung. Daraufhin können wir diesen Fisch in eine
Quelle Grafik: Guia do Consumidor do Pescado dos Açores;
Fotos: Visualimpact.ch/Rainer Eder, zvg
Die Kleinen zurück ins Meer
Heute Morgen scheinen die Männer
aber kein Glück zu haben. Nichts! Null!
Nada! beisst an. Die Männer werden ungeduldig. «Das kann doch nicht sein!»,
schreit Eduardo ärgerlich. Nach 45 Minuten entscheidet der Kapitän: «Wir gehen an einen anderen Platz.» Wieder tuckert das Boot in Sichtweite der Küste
entlang. Am neuen Ort sieht es zunächst
ebenso düster aus. Nach einer Viertelstunde wendet sich das Blatt: Fast gleichzeitig beisst es bei sechs Fischern an.
Langsam, aber beständig ziehen sie an
ihren Schnüren. Der erste Fisch des Tages – nach über vier Stunden Vorlauf –
ist ein fast zwei Meter langer Barrakuda.
Jetzt gehts Schlag auf Schlag. Rotbrassen, Bernsteinfische und noch mehr
Barrakudas lassen den Fischern keine
Verschnaufpause. Sie kommen kaum
mehr nach, die Fische vom Haken zu
nehmen und sie in den Behälter zu legen, der für den Fang vorgesehen ist. Immer wieder kommt es vor, dass auch
kleinere Fische anbeissen, oder Fische,