Von Steelhead bis Heilbutt

B urlaub & abenteuer kanada
Von Steelhead
bis Heilbutt
Skeena, Kitimat, Pazifik - drei
einzigartige Reviere, die sich
von einer Basis aus bequem
erreichen lassen. Diesen
Hotspot hat Henning
Stühring in Kanada gefunden.
S
teelhead heißt das Zauberwort
am Skeena River. Dabei handelt
es sich um einen ganz besonderen Salmoniden. Die Stahlkopfforelle, wie diese Wanderform der Regenbogenforelle auch genannt wird, lebt im
Meer und steigt zum Laichen in die Flüsse auf. Kapitale Exemplare erreichen Längen von über 100 Zentimeter und 20
Pfund Gewicht. Und Steelheads sind sehr
kampfstarke Fische!
Davon kann sich Peter-Werner, genannt Pewe, gerade selbst überzeugen.
Denn der Schweizer Angelreiseveranstalter drillt, was das Zeug hält. Eine große
Am riesigen Skeena, an dem
Wurfweite zählt, bietet die
Zweihandrute klare Vorteile.
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Steelhead hat
seinen Köder, einen bunten Spin-oGlow, genommen. Wie
ein U-Boot zieht der Fisch
stromauf. Aber Pewe behält die
Nerven und drillt die starke Forelle am schweren Grundangelgeschirr müde. Guide Daniel steht indes
schon mit dem Kescher bereit. Mit viel Geschick bugsiert der
Angelführer den Fisch in die Maschen.
Ein Ausnahmefang: 90 Zentimeter lang
und wunderhübsch anzusehen.
Starke 90-ZentimeterSteelhead, die Guide
Daniel (l.) und Fänger
Pewe strahlen lässt.
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Fotos: Verfasser
B Skeena-Höhepunkte: Ob zweistelliger Silberlachs (l.) oder begehrter
Rotlachs (wie der von Willi) - an diesem Megastrom ist Vieles etwas größer.
„Petri Heil“, rufen wir dem glücklichen
Fänger zu. Man kann sich gar nicht satt
sehen an der Schönheit dieses Salmoniden. Der schnittige Silberrumpf, die kräftige Beflossung, der rosafarbene Flossensaum - einfach makellos, ein Traum.
Anfang August waren Pewe, Gernot und
ich dem Lockruf an den Skeena River gefolgt. Genauer gesagt: auf Einladung von
Alexander Hofer. Der nach Kanada ausgewanderte Österreicher führt die Williams
Creek Lodge am Ufer des gleichnamigen
» Der schnittige Rumpf, die kräftige Beflossung,
der rosa Flossensaum - ein Traum «
Auch ohne entsprechende Vorschrift würden wir diesen Fisch nicht töten, sondern
schonend zurücksetzen. Denn genau dafür sind wir nach Kanada, in die Provinz
Britisch-Kolumbien, gereist. Um am Skeena Steelheads zu fangen - und Pazifische
Lachse als Zugabe. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten hat es endlich geklappt,
zwar nicht, wie erhofft, mit der Fliegenrute, aber sei es drum.
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Flusses. Alexanders Gäste haben meherere
Möglichkeiten, ihrer Leidenschaft zu frönen: Vom Steelheadfischen im Skeena
über das Lachsangeln im Kitimat bis
hin zum Heilbuttpumpen im Pazifik. Ein
echter Hotspot inmitten herrlicher Natur,
umgeben von Bergen, Bächen und Wäldern. Und in der nahe gelegenen Kleinstadt Terrace gibt es die begehrten Lizenzen für den Skeena.
An den Ufern des mächtigen, 570 Kilometer langen Stromes verbringen wir in
den nächsten Tagen die meiste Zeit. Das
Wasser des Skeena ist leider ziemlich
eingetrübt, die Bedingungen dadurch erschwert. Da gleicht das Fischen mit der
Einhandrute, das Gernot bevorzugt, fast
einer Lotterie - zumal bei dem starken
Wind. Der Streamer ist bei der trüben
Suppe einfach zu kurz im Sichtfeld der
Forellen. Länger und weiter draußen gelingt das schon mit der Zweihandrute.
Film ab!
Auf der DVD werden Sie Zeuge
knallharter Drills und hören, wie
kapitale Fische die Bremsen zum
Knarren bringen ...
Oder eben mit der Grundrute, an der ein
Kunstköder, einer dieser bunten Propeller
namens Spin-o-Glow, über dem Bodenblei rotiert. Sicher nicht jedermanns Sache, aber dafür eine ebenso bequeme wie
effektive Angelegenheit. Im Gegensatz zu
den Herren Fliegenfischern landen die
beiden Ansitzangler Pewe und Otto wenigstens ihre Steelheads ...
Aber zum Glück für die aktiven Wurfkünstler gibt es ja noch Lachse im Skeena
zu fangen. Neben vereinzelten Rotlachsen sind es zahlreiche Buckel- und Silberlachse (Coho). Die Cohos sind ganz frisch
aus dem Meer aufgestiegen, also noch
blitzeblank und in allerbester Kondition.
Entsprechend furios sind die Drills an
den Zweihand-Fliegenruten.
Nachdem wir einen nachhaltigen Eindruck vom Skeena bekommen haben,
brechen wir auf zu neuen Ufern, nämlich
an die des Kitimat. Ein zwar ebenfalls großer Fluss, aber keinesfalls vergleichbar
mit dem gigantischen Skeena. Zudem
zeigt sich der Kitimat in der zweiten Woche von seiner klarsten Seite. Das smaragdgrüne Wasser macht
Vor stimmungsvoller Kulisse
drillt Gernot
einen Buckellachs. Diese
Spezies beißt
willig auf
Streamer und
andere künstliche Köder.
1/4 quer
Anschnitt
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Hundslachse sind furiose Kämpfer, die einen bärenstarken Zug haben. Dieses schön gezeichnete Exemplar fing Henning im klaren Kitimat auf Streamer.
ganz spontan angelgeil. Zwar sind die
Kings (Königslachse) schon „durch“ und
die Cohos noch nicht da, aber es gibt
noch Hundslachse im Fluss. Und die
beißgierigen und kampfstarken Salme
Reise-Check
v Infos und Buchung: Organisierte
Angelreisen zur Williams Creek
Lodge bietet der Fishermen Travel Club, Seestr. 118, CH-8803 Rüschlikon, Tel. 0041/444820030,
Internet: www.fishermen-travelclub.com
v Unterkunft: Williams Creek
Lodge, Internet: www.williamscreek-adventure.com
v Hochseeangeln: Fishmaster
Charters, Derek Northscott, Prince Rupert, Internet: www.fishma
stercharters.net
v Anreise: Mit dem Flieger über
Frankfurt-Vancouver, Regionalflug
nach Terrace, Zielankunft per
PKW (Alex holt seine Gäste ab,
der Flughafen liegt nur wenige Kilometer von der Lodge entfernt).
v Saison: Februar bis November;
Top-Fangzeiten: Steelhead (Febr.Juni/Aug.-Nov.), King (Mai-Juli),
Coho (Aug.-Okt.), Rotlachs (JuliAug.), Buckellachs (Juli-Sept.),
Hundslachs (Juli- Aug.), Heilbutt
(Mai-Okt.).
v Bestimmungen: Fischen nur mit
Schonhaken, für Steelheads gilt
Catch & Release.
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machen an Fliegenruten der Klasse 8 bis
10 richtig Betrieb! Bemerkenswert sind
die Größen der Fische. Mithilfe der Polbrille sichten wir Exemplare bis über einen Meter Länge. Der Fang dieser Kapitalen bleibt uns leider jedoch verwehrt.
Man kann eben auch am Kitimat nicht
alles haben, bekommt aber doch immer
eine Menge geboten. Von der herrlichen
Flusslandschaft ganz zu schweigen ...
Richtig ruhig ist es an unserem letzten
Angeltag, als wir in Prince Rupert ankommen. Das beschauliche Küstenstädtchen
wirkt wie ausgestorben. Kein Wunder: Es
ist noch vor sechs Uhr in der Früh. Denn
wer hier, wie wir, zum Hochseeangeln auf
den Pazifik rausfahren will, muss eine
kurze Nacht in Kauf nehmen. Prince Rupert liegt 115 Kilometer von Terrace
entfernt. Aber das frühe Aufstehen lohnt unbedingt. Derek
Northcotts Angelyachten bieten nämlich Meeresangeln der
absoluten Spitzenklasse. Das
schnelle Boot ist bestens ausgestattet - von der Technik über
das Leihgerät bis hin zu den Ködern. Man
braucht wirklich nichts mitzunehmen -
außer einer guten Kondition. Denn der
Skipper weiß von Pazifischen Heilbutts
bis über 300 Pfund zu berichten. Wir begnügen uns am heutigen Tag allerdings
mit Plattfischen bis 30 Pfund. Die muss
man übrigens nicht einmal selbst Filetieren - ist alles im Preis mit drin. Ein
prima Service!
a
Ein uriger Rockfish. Sein aromatisches
Fleisch schmeckt hervorragend.
Vor Prince Ruperts Küste ist der Heilbutt
Zielfisch Nummer eins. Der Skipper hilft
Pewe (r.), seinen 30-Pfünder zu stemmen.
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Anschnitt
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