Erfahrungsbericht Studiengang: Master Economics („M2 ETE“ an

Erfahrungsbericht
Studiengang: Master Economics („M2 ETE“ an Gastuniversität)
Austauschjahr/Semester:
HWS2014-FSS2015
Gastuniversität:
Université Toulouse Capitole /
Toulouse School of Economics
Stadt: Toulouse
Land: Frankreich
Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung
der Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die
Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor.
Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht
im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische
Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser
gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen.
1. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) und
Ankunft…
Nachdem man in Mannheim für das Doppelabschlussprogramm ausgewählt wurde, muss man
sich zuerst entscheiden, welches der M2-Programme (das ist das eigenständige, zweite
Masterjahr in Toulouse) man belegen möchte. Da ich promovieren wollte, entschied ich mich
für den M2 ETE-Economic Theory and Econometrics. Formell kommt man danach noch in
ein Auswahlverfahren für den jeweiligen M2-Master in Toulouse, wobei ich den Eindruck
hatte, dass dieses eher Formsache war nach der Mannheimer Auswahl. Gerade der ResearchPhD-Track hat aber jedes Jahr eine große Bewerber- auf eine relativ kleine Platzzahl- insofern
kann sich das in Zukunft durchaus ändern.
Hat man sich dann für ein Masterprogramm in Toulouse entschieden, muss man noch die
Anrechnung der Kurse in Mannheim beantragen. Viel Auswahl in Toulouse hatte ich nicht,
denn in dem M2-Master muss man genau 8 Kurse hören, von denen 5 schon fest vorgegeben
sind. Ich hatte den Eindruck, dass Mannheim flexibel ist und jede mögliche Kombination der
in Toulouse angebotenen Kurse anrechnet.
Ich hatte zur Vorbereitung sowohl in Mannheim zwei Konversationskurse im Studium
Generale absolviert und im Sommer noch einen 3-wöchigen Sprachkurs in Frankreich
gemacht. Da an der Uni aber alles auf Englisch abläuft, ist das nicht zwingend nötig (aber
sicher hilfreich sowohl für Alltag als auch franz. Bürokratie).
Der einfachste Weg nach Toulouse zu kommen ist mit dem Flugzeug, da Toulouse auch
schlecht bis gar nicht an das TGV-Netz angebunden ist. Da Toulouse nicht von vielen Linien
aus Deutschland angeflogen wird, gibt es die auch die Möglichkeit über Straßburg mit Air
France zu fliegen oder nach Barcelona zu fliegen und dann mit Zug oder Megabus nach
Toulouse zu fahren.
Die Stadt Toulouse bietet für Studierende eine „Toulbox“ an, die kostenpflichtig Unterkünfte
und anderes vor Ort ermittelt, ohne dass man dort hinfahren muss oder selbst aktiv wird. Das
ist nicht billig, kann sich aber lohnen, da dadurch manchmal die Miete billiger wird (siehe
unten).
2. Unterkunft (Kosten, Unterbringung allgemein, etc.)…
Als Ausländer eine Unterkunft in Frankreich zu finden ist ziemlich aufwendig, da man i.d.R.
einen Bürgen braucht, der in Frankreich Steuern zahlt. Für mich hat dies jemand von der Uni
übernommen, alternativ gibt es auch eine Möglichkeit über Toulbox.
Ich war über den gesamten Zeitraum in „Estudines“ untergebracht, ein privates
Studentenwohnheim, das nur 5 Minuten von der Manufacture entfernt ist, in der ausnahmslos
alle Veranstaltungen waren. Estudines hat zudem den Vorteil, dass es aus dem Ausland
buchbar ist und das Büro auch Englisch spricht. Die Zimmer sind nicht groß, sind aber so
eingerichtet, dass von allem das nötigste da ist. Allerdings sind die Zimmer sehr teuer, ein 1Zimmer-Apartment mit Küchenzeile und Bad kostet 570 Euro.
Über Toulbox gibt es die Möglichkeit ein billigeres Zimmer zu bekommen, in meinem Jahr
gab es ein Kontingent mit den gleichen Zimmern für 500 Euro.
In Frankreich haben Studierende auch Anspruch auf Wohngeld (CAF), das sich am
vorherigen Einkommen ermittelt und bis zu 1/3 der Miete bezuschusst.
In meinem Jahrgang waren fast 1/3 des Jahrgangs in Estudines untergebracht, was dann
natürlich sehr praktisch war. Wenn man mit etwas Zeit nach Toulouse kommt, kann man aber
sicher auf dem privaten Wohnungsmarkt etwas Günstigeres und Besseres finden.
3. Studium an der Gasthochschule…
Der M2-ETE ist sehr zeitintensiv und vergleichbar mit dem 1. PhD-Jahr an anderen
Universitäten wie z.B. Mannheim. Die Professoren waren im Großen und Ganzen sehr
engagiert und auch per Mail ständig zu erreichen. Jeder Core-Kurs (Mikro 1+2, Makro 1+2,
Ökonometrie 1+2) hatte eine dazugehörige Übung, in der die Übungsleiter sich zum Teil
selbst übertrafen mit bis zu 30 seitigen Musterlösungen. Da es im ETE um die Aufnahme in
das Toulouser PhD-Programm geht, ist die Lernbereitschaft sehr hoch und das Stresslevel
dementsprechend auch. Ich hatte im Dezember die 4 Klausuren des ersten Semesters, alle 180
Minuten, in 4 Tagen. Die Klausuren waren anspruchsvoll und die Benotung streng mit einem
Schnitt von knapp über 10 Punkten (knapp die Bestehensgrenze, die in Mannheim als 4.0
angerechnet wird). In den anderen M2-Programmen geht da es deutlich entspannter zu und es
gibt auch bessere Noten- wer also nicht unbedingt promovieren möchte, hat dort einen
einfacheren Weg.
Die Masterarbeit heißt hier „Mémoire“ und wird im Anschluss an das zweite Semester
geschrieben. Offiziell sind dafür 8 Wochen vorgesehen, da es manchmal verspätete Prüfungen
im zweiten gibt, bzw. der Abgabetermin des Betreuers früher ist, kann die Bearbeitungszeit
auch kürzer sein. Es empfiehlt sich also Thema und Betreuer frühzeitig rauszusuchen, und
bereits im zweitem Semester vorzuarbeiten, dass man gleich richtig loslegen kann während
der Masterarbeit.
4. Alltag und Freizeit…
Toulouse hat über 100 000 Studenten, damit ist die Stadt deutlich studentisch geprägt. An
Plätzen wie St. Pierre oder La Daurade ist gerade im Sommer an jedem Wochentag abends
etwas los. Das Studentenleben an der TSE spielt sich aber meistens in der „TSE-Bubble“ ab,
da sich dort viele internationale Studierende treffen und dann meistens auch in dieser Gruppe
bleiben.
Sport machen lässt sich sehr gut im Freien in Toulouse, das Wetter ist etwas wärmer und
abends ist es länger hell. An mehreren Stellen gibt es in Toulouse auch Anlagen mit Fußballund Basketballplätzen, die zugänglich sind. An der Garonne oder an den Seitenkanälen kann
man auch sehr gut laufen.
In der Nähe von Toulouse finden sich auch schöne Ausflugsziele wie Carcassonne und Albi,
die etwa eine Stunde mit dem Zug weg sind. Mit einem Auto kann man auch Tagesreisen ans
Meer oder zum Wandern in den Pyrenäen machen.
5. Fazit (beste und schlechteste Erfahrung; Abschlusswort an Ihre Nachfolger)…
Das schönste Erlebnis hier in Toulouse war sicher die Woche, in der Jean Tirole seinen Nobelpreis
bekommen hat, und die TSE dementsprechend im Ausnahmezustand war. Da die TSE bei NichtVolkswirten keine so große Bekanntheit hat, war diese Auszeichnung auch ein Meilenstein für die
Uni.
Die schlechteste Erfahrung in Toulouse ist sicher, dass es deutliche Einschränkungen aufgrund
Bürokratie und ähnlichem gibt. Zum Beispiel war in der ersten Hälfte des ersten Semesters die
Bibliothek wegen Bauarbeiten gesperrt, und es gab dann nicht nur keine Arbeitsplätze sondern auch
keine Möglichkeit Bücher etc. auszuleihen.
Wer über das ENTER-Programm nach Toulouse möchte, sollte sich vor allem vorher über den
richtigen M2 Gedanken machen. Der ETE macht nur Sinn und Spaß, wenn man promovieren möchte.
Von den anderen M2 Programmen scheint vor allem der EMO bekannt (viele Absolventen arbeiten im
Anschluss bei VWL-Beratungen wie NERA oder Frontier) und der ERNA (viele Absolventen arbeiten
auch im Anschluss bei Beratungen, öffentlichen Institutionen oder promovieren im
Umweltökonomikbereich an anderen Universitäten).
An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse:
Kursbezeichnung
Kurs
Econometrics 1
SWS/
Credits
5.5
Anerkennung an der
Universität Mannheim
Bemerkungen
Ja
Core-Kurs ETE/1.PhD-Jahr
Microeconomics 1
5.5
Ja
Core-Kurs ETE/1.PhD-Jahr
Macroeconomics 1
5.5
Ja
Core-Kurs ETE/1.PhD-Jahr
Capital Markets
5.5
Ja
Theoretische Finance – Einführung im
Satz/Beweisstil. Lehrreich aber zeitintensiv.
Econometrics 2
5.5
Ja
Core-Kurs ETE/1.PhD-Jahr
Microeconomics 2
5.5
Ja
Core-Kurs ETE/1.PhD-Jahr
Macroeconomics 2
5.5
Ja
Core-Kurs ETE/1.PhD-Jahr
Quantitative Techniques in Economics
5.5
Ja
Führt in Matlab/C ein mit Fokus auf
makroökonomische Anwendungen. Nützliches Fach
aber schlechte Lehre.
Mémoire (Masterarbeit)
Ja
Bearbeitungszeit < 8 Wochen und damit relativ
knapp. Muss schriftlich abgegeben und vor 3
Professoren präsentiert werden.
SWS = Semesterwochenstunde