Die geheimnisvollen Gespräche der Elefanten Wie schaffen es

Sachtexte 83
© Cornelsen Verlag, Berlin • FG Deutsch
Die geheimnisvollen Gespräche der Elefanten
Wie schaffen es Elefanten, ihre verloren gegangenen Kinder wiederzufinden oder die
Herde zusammenzurufen? Wie gelingt es ihnen, sich scheinbar ohne Lautäußerungen auf
weite Entfernungen über Wasserlöcher zu informieren oder sich vor Gefahren zu warnen? Diesem Rätsel kam die amerikanische Wissenschaftlerin Katharine Payne auf die
Spur.
Als sie sich 1984 im Zoo von Portland in den USA mit Elefanten beschäftigte, spürte
sie etwas, das ihr wie die Druckwelle eines entfernten Gewitters oder der tiefe Ton einer
Orgelpfeife vorkam. Payne fragte sich, was sie wohl wahrgenommen hatte. Sie baute
Messgeräte im Elefantengehege auf, die Töne aufzeichnen können, die unsere Ohren
nicht hören. Mithilfe dieser Messapparate lüftete sie das Geheimnis der Elefantenverständigung. Während die Forscherin nicht das kleinste Geräusch vernahm, schlugen die
Messgeräte munter aus. Damit wurde angezeigt, dass sich die Elefanten mit Tönen unterhalten, die unterhalb der menschlichen Hörschwelle liegen.
Die Dickhäuter benutzen also ganz tiefe Töne. Diese Töne nennt man „Infraschall“.
Elefanten können Töne im Infraschall-Bereich von 14 bis 24 Hertz produzieren und diese
über eine Entfernung von bis zu zehn Kilometern hören. Forscher bezeichnen diese tiefen
Laute als „Rumbles“, das bedeutet „Grollen“.
Genau wie Menschenkinder müssen kleine Elefanten ihre Sprache erst lernen. Das
laute Trompeten etwa beherrschen sie erst mit vier Monaten. Sie kommen sogar in den
Stimmbruch. Die „Rumbles“ lernen Elefanten erst spät. Weiterhin hat man herausgefunden, dass weibliche Tiere mehr „reden“ als ihre männlichen Artgenossen.
Aber damit noch nicht genug. Einige Forscher vermuten, dass die Geheimsprache der
Elefanten gleichzeitig noch auf eine andere Art und Weise funktioniert. Ihre gegrollten
Botschaften schweben nicht nur durch die Luft und treffen so auf andere Elefantenohren.
Wenn ein Elefant grollt, beginnt sein Körper auch zu vibrieren. Die Vibrationen übertragen sich über seine Füße auf den Boden. Im Boden pflanzen sich die Erschütterungen
fort. Elefanten, die zehn Kilometer entfernt sind, spüren diese Schwingungen durch ihre
empfindlichen Fußsohlen.
Das Rätsel der Elefantensprache ist also weitgehend gelöst. Trotzdem haben die Dickhäuter weiterhin Geheimnisse, die es zu erforschen gilt: Forscher untersuchen, ob sich die
Tiere in verschiedenen „Dialekten“ unterhalten, die von Herde zu Herde unterschiedlich
sind. Weiterhin stellt sich die Frage, wie sie es schaffen, in einer ganzen Herde kommunizierender Elefanten einen ganz bestimmten wiederzuerkennen. Es gibt es also noch viel
Spannendes für zukünftige Elefantenforscher zu entdecken.
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