Warum Elefanten nicht an Krebs erkranken

Warum Elefanten nicht an Krebs erkranken
Elefanten leben nicht nur lange, sie bleiben auch lange gesund. Forscher hat das
bislang irritiert. Doch nun haben sie das Geheimnis der Dickhäuter gelüftet: Es
verbirgt sich in ihren Zellen.
Von Pia Heinemann Stv. Ressortleiterin Wissenschaft
Elefanten können 70 Jahre alt werden – Krebs bekommen sie trotzdem nur
sehr selten
Es gibt Tiere, die nur sehr selten, eigentlich
nie, an bösartigen Tumoren erkranken.
Nacktmulle, die kleinen, unterirdisch
lebenden und felllosen Nagetiere, gehören
dazu. Aber auch Elefanten sind vor der
Entartung ihrer Zellen offenbar ziemlich
gefeit.
Wissenschaftler am Huntsman Cancer
Institute der University of Utah hat das
erstaunt. Deshalb haben sie sich genauer
mit den Dickhäutern im Hogle Zoo und dem Ringling Bros. Center for Elephant Conservation
beschäftigt. Im "Journal of the American Medical Association" berichten sie, dass sie in den
Zellen der Elefanten 38 zusätzliche Kopien des p53-Genes gefunden haben.
p53 ist ein Protein, das auch als "Wächter des Erbgutes" bekannt ist. Es gilt bei Menschen
als Tumorsuppressor, da es nach der Schädigung der Erbsubstanz an der Reparatur der
DNA beteiligt ist. Ist das p53-Gen mutiert und kann deshalb nicht mehr richtig in ein Protein
übersetzt werden, so kommt es zur Entstehung von Tumoren. In der Hälfte aller
menschlichen Tumoren ist p53 mutiert.
100-mal mehr Körperzellen und dennoch weniger Krebs
Menschen haben normalerweise zwei Kopien des p53-Gens. Es gibt aber auch eine seltene
Erkrankung, das Li-Fraumeni-Syndrom, die nur eine funktionierende Kopie haben. Das
Risiko, während ihres Lebens an Krebs zu erkranken, beträgt bei diesen Menschen 90
Prozent.
Elefanten galten lange Zeit als wandelndes Rätsel, da sie zwar genauso lang leben wie
Menschen und 100-mal mehr Zellen in ihrem Körper haben – aber kein um 100 Prozent
gesteigertes Krebsrisiko. Stattdessen sterben weniger als fünf von 100 Elefanten an Krebs.
Bei Menschen sind es mehr als elf Prozent.
Die Forscher glauben nun, eine Erklärung dieses Rätsels gefunden zu haben: Elefanten
haben 38 verschiedene Varianten des p53-Gens. Das könnte erklären, warum Elefanten so
selten an Krebs erkranken. Ihr Reparaturmechanismus funktioniert offenbar besser.
"Die Natur hat sich bereits etwas ausgedacht, wie Krebs vermeidbar ist. Nun liegt es an uns
zu lernen, wie unterschiedlich verschiedene Arten mit dem Problem umgehen – und dann
können wir vielleicht ihre Strategien kopieren und so Krebs bei Menschen verhindern", sagte
Joshua Schiffman, der Co-Autor der Studie.
Allerdings dürfte diese Erkenntnis die Wissenschaftler nicht besonders erstaunt haben. Denn
bereits vor sechs Jahren hatten Wissenschaftler von der University of Rochester
herausgefunden, dass auch Nacktmulle besondere Varianten des p53-Genes haben. Auch
deshalb bekommen diese Tiere keine Tumoren.
Doch bis die p53-Forschung Menschen vor dem Krebs bewahren kann, wird wohl noch eine
Zeit vergehen. Deshalb wird der nächste Schritt sein, Substanzen zu entwickeln, die die
gleiche Funktion wie das p53-Proteins übernehmen können – ohne unerwünschte
Nebenwirkungen auszulösen.
http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article147457965/Warum-Elefanten-nicht-an-Krebserkranken.html