Kurzumtrieb: Günstige Ernte für kleine Flächen

Wärme
Kurzumtrieb: Günstige
Ernte für kleine Flächen
Ü
ber den richtigen Anbau und die
Ernte von Kurzumtriebsplantagen wird in der Praxis trefflich
gestritten. Wichtig für Praktiker ist,
dass die Arbeiten zu günstigen Kosten
und mit möglichst geringem Aufwand
zu erledigen sind - besonders, wenn das
Holz auf den eigenen Flächen zur
Selbstversorgung angebaut wird.
Bei der Wahl der Verfahren will die
landwirtschaftliche Lehranstalt in Bay-
reuth (Bayern) den Landwirten helfen.
Seit 2005 gibt es hier Erfahrungen mit
dem Anbau und der Ernte von Pappeln.
Folie unterdrückt Unkraut:Beim An-
bau hat die Lehranstalt ein einfaches
Verfahren zur Unkrautunterdrückung
entwickelt. Das Unkraut stellt ein großes Ausfallrisiko beim Anpflanzen dar,
weil es die rund 15 cm langen Stecklinge schnell überwuchern kann. Aus
Foto: Lehranstalt Bayreuth
Bei Anbau und Ernte von
schnellwachsendem Energieholz sind günstige Verfahren
gefragt. Die landwirtschaftliche Lehranstalt in Bayreuth
hat verschiedene Verfahren
getestet.
Das selbstgebaute Häufelgerät der Lehranstalt: Das Rad stanzt Löcher in die Folie, in die Stecklinge gepflanzt werden.
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Ernte mit der Motorsäge:Bei der
Ernte von Kurzumtriebsplantagen
wächst die Zahl von großtechnischen
Ernteverfahren wie z. B. die Ernte mit
einem angepassten Feldhäcksler. Aber
lohnt sich das auch bei kleinen Beständen? „Gerade bei kleineren Flächen
wird die Ernte mit der Motorsäge das
Mittel der Wahl bleiben“, ist Höpfel
überzeugt. „Im Winter hat jeder Landwirt ein paar Tage Zeit, um mit eigenem Personal Brennholz zu schneiden.“
Die Versuchsanstalt hat hierzu verschiedene Verfahren getestet. Die eine
Möglichkeit ist es, die Pappel flach über
dem Boden abzuschneiden und die
Stämme anschließend mit einem Traktor mit Palettengabel zu einem Haufen
zusammenzuschieben. Vorteil: Die Flä-
Ein junger Trieb,
der sich ein Jahr
nach der Ernte
aus dem Stock
heraus verzweigt. Die Folie
unterdrückt das
Unkraut.
Foto: Neumann
diesem Grund lautet die allgemeine
Anbauempfehlung, die Fläche im
Herbst vor dem Pflanzen mit einem
Totalherbizid zu behandeln. Trotzdem
muss man den Bestand auch im ersten
Jahr unkrautfrei halten, damit die
Stecklinge gut anwachsen können.
Als Alternative lässt sich das Unkraut auch mit einer Folie unterdrücken. „Wir haben dazu eine 70 cm
breite Folie ausgelegt und rechts und
links Erde darauf gehäufelt“, berichtet
Martin Höpfel, Gutsverwalter bei der
Lehranstalt.
Dafür hat der Betrieb ein Häufelgerät
mit zwei Hohlscheiben selbst gebaut,
das von einem Traktor gezogen wird.
An dieser Maschine angebaut ist ein
Rad mit einem Durchmesser von
1,60 m, bei dem an einer Stelle in Verlängerung einer Speiche ein Bolzen befestigt ist. Dieser Bolzen stanzt bei jeder Umdrehung auf der Folie im richtigen Abstand von 1,60 m Löcher, in die
die Pflanzer die jungen Triebe stecken.
Die Erfahrung damit: Die Folie hat
nicht nur das Unkraut zurückgehalten,
sondern auch die Feuchtigkeit. „Das haben wir im Sommer gemerkt, als der
Boden an den Stellen ohne Folie austrocknete und tiefe Risse bekam. Die
Stecklinge sind da einfach in die Risse
gefallen und nicht mehr angewachsen“,
hat der Gutsverwalter beobachtet.
Zu Versuchszwecken hatte die Lehranstalt Silofolie verwendet. Für die Praxis ist dagegen kompostierbare Folie zu
empfehlen, die auf der Fläche bleiben
kann. „Die Folie könnte das Standardverfahren werden“, meint auch Rainer
Prischenk, Leiter der Versuchsanstalt.
Schädlinge setzen auch KUP zu
Auch bei Kurzumtriebsplantagen
(KUP) können Schädlinge und
Krankheiten auftreten. „Das muss
nicht immer zum Totalausfall führen, aber kann den Ertrag erheblich
schmälern“, weiß Richard Georgi
von der Professur für Waldschutz an
der TU Dresden.
Zu den tierischen Schädlingen
zählen u.a. der Große Rote Pappelblattkäfer, das am häufigsten vorkommende Schadinsekt in Pappel-Plantagen. Er befällt vor allem die jungen Blätter der Triebe sowie frisch
austreibende Stecklinge. „Daher ist
vor allem bei Stecklingen sowie
beernteten Flächen im Frühjahr die
Gefahr durch den Pappelblattkäfer
besonders hoch“, sagt Georgi.
Ebenfalls erhebliche Schäden bei
Weiden und Pappeln können Blattwespen anrichten. Sie fangen häufig
an den unteren Blättern an zu fressen, sodass sie erst sehr spät zu sehen
sind. Auch der Weidenblattkäfer
oder der Rothalsige Weidenbock
wurden bereits in den Plantagen
­beobachtet.
Ein besonderes Problem kann auftreten, wenn Gründlandflächen in
KUP umgewandelt werden. Denn
dort kommen häufig Drahtwürmer
(Larven der Schnellkäfer) vor, die an
den Wurzeln der jungen Bäume fressen und diese dadurch schädigen.
Neben den Insekten können auch
Pilze wie Blattrost oder Rindenbrand die Bäume befallen und zu
erheblichen Ausfällen führen. Rehe
oder Hirsche sind vor allem auf kleinen Flächen ein Problem. Auf großen Flächen hingegen verursachen
sie laut Georgi zumeist nur am Rand
Schäden.
Zur Bekämpfung der Insekten
sollten Landwirte jedoch nur dann
zur Pflanzenschutzspritze greifen,
wenn ein Kahlfraß zu erwarten ist.
„Mit dem Ausbringen vieler Insektizide tötet man auch die Nutzlinge
ab, die die Schädlinge eindämmen
können“, warnt der Wissenschaftler.
Wichtiger sei es, schon vor dem
Pflanzen darauf zu achten, idealerweise 20 oder mehr verschiedene
Klone zu verwenden, um das Befallsrisiko zu mindern – sofern sie verfügbar sind. Auch können verschiedene Klone das Risiko von Trockenoder Frostschäden mindern.
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Foto: Burger
Ernte mit der
Motorsäge für
kleine, ältere
Bestände: Ein
Helfer (rechts im
Bild) drückt mit
einer Stange
die abgesägten
Bäume um,
sodass sie alle
in eine Richtung
fallen.
che ist relativ schnell geräumt. Der
Nachteil macht sich dagegen beim
nächsten Umtrieb bemerkbar. Denn
aus dem Wurzelstock schlagen nicht einer, sondern drei bis vier Triebe aus.
„Entsprechend mehr Triebe sind dann
bei der nächsten Ernte abzusägen, was
sehr mühsam ist“, berichtet Höpfel.
Eine interessante Alternative ist, den
Stamm bei der ersten Ernte in einer
Höhe von ca. 30 cm abzuschneiden.
Beim nächsten Umtrieb kann man
dann direkt unter der Austriebsstelle
abschneiden, muss also weiterhin nur
einen Stamm absägen.
Der Nachteil: Da die Stammreste aus
dem Boden ragen, kann man die
Stämme nicht zusammenschieben.
Stattdessen muss man sie auf einen Rückewagen laden und zum Hacken zu einem zentralen Holzplatz fahren.
Als Alternative zur Motorsäge hat die
Lehranstalt auch eine Motorsense mit
Kreissägeblatt getestet. Der Vorteil
wäre, dass der Bediener sich nicht Bücken muss. Aber die Ernte mit der Motorsäge geht deutlich schneller und
bleibt daher für Höpfel das Verfahren
der Wahl.
Genauso skeptisch sieht er die Ernte
mit einer Kranzange am Raupenbagger.
Auch dieses Verfahren kommt von der
Geschwindigkeit mit der Motorsäge
nicht mit. „Außerdem ist der Bagger
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mit rund 2 500 € je ha deutlich teurer
als der Motorsägentrupp“, rechnet Höpfel vor.
Nur Teilfläche fällen:Dazu kommt:
Wer Holz alle sechs Jahre nur für den
Eigenbedarf erntet, wird ohnehin nicht
die ganze Fläche fällen, sondern stattdessen jedes Jahr im Winter nur einen
Teil der Plantage. Das sorgt für eine
kontinuierliche Versorgung. Aber je
kleiner die Fläche, desto weniger lohnt
sich eine maschinelle Ernte.
Die Ernte von Teilflächen hat aber
noch einen weiteren Vorteil, wie Höpfel beobachtet hat: Nach einer Ernte
befällt der Pappelbock als Schädling die
jungen Triebe nach dem Wiederausschlag (siehe Kasten) und kann so für
erheblichen Schaden sorgen. Lässt man
dagegen einen Teil der älteren Bäume
stehen, begnügen sich die Käferlarven
mit den Altpflanzen und lassen die
jungen Triebe in Ruhe.
In Bayreuth haben die Trockenmasse-Zuwächse nicht das Niveau erreicht,
dass die Literatur angibt. „Wir haben
jetzt zweimal geerntet, einmal nach
fünf und einmal nach sieben Jahren.
Beim ersten Schnitt haben wir pro Jahr
5 t, beim zweiten Schnitt 6 t Trockenmasse geerntet“, berichtet Prischenk. In
der Literatur werden dagegen TM-Zuwächse von 10 t und mehr pro Jahr angegeben.
Dennoch ist er überzeugt, dass der
KUP-Anbau künftig weiter zunehmen
wird: „Selbst auf schlechten Böden
können wir damit 400 bis 600 € je
Hektar und Jahr erlösen bei geringen
Kosten. Für Rand- und Restflächen ist
Energieholz daher eine sehr gute Alternative!“
Hinrich Neumann
Schnell gelesen
• Beim Anbau ist eine Folie zur Unkrautunterdrückung praktisch.
• Hier sollte allerdings kompostierbares Material eingesetzt werden.
• Die Ernte von Teilflächen kann mit der Motorsäge erfolgen.
• Die Stämme sollten nicht zu tief abgesägt werden, damit
beim nächsten Umtrieb nur ein Stamm pro Pflanze abgesägt
werden muss.